Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Zitate der Woche (136 bis 138)

April 2012 bis Dezember 2012


Weiter unten finden Sie die "Zitate des Tages"


Zitat Nr. 138, 7. August 2012

IMMER DER SACHE NACH

Die besondere Schläue des Thomas de Maizière

Von Uli Gellermann *


"Der Sache nach ist eine Drohne doch nichts anderes als ein Flugzeug ohne Pilot", erklärt der Minister de Maizière der deutschen Öffentlichkeit und will die fliegende Waffe für den Mord an Menschen außerhalb der Grenzen der Bundesrepublik möglichst bald für die Bundeswehr ordern. Wir wollen versuchen seiner außerordentlich schlauen Argumentation zu folgen:

Raketen werden auch zu Neujahr verschossen, der de Maizièreschen Sache nach sind sie also eher Lustbarkeiten, auch wenn sie etwas größer sind und Bomben tragen. Der Sache nach ist eine Gasmaske nur eine Schutzmassnahme, zumeist gegen den eigenen Giftgas-Einsatz. Und Giftgas ist nach diesem Verständnis auch nur die Modernisierung von Niespulver. Zumindest rein sachlich betrachtet. Gern wird die Übung des Aus- und Anziehens von Gasmasken bei den diversen Armeen als "Maskenball" bezeichnet, was sicher ähnlich fröhlich sein wird wie der Raketenbeschuss. Selbst das Maschinengewehr ist, wie der Name schon sagt, nur eine Maschine. Und die Maschine ist dem Menschen eine große Hilfe. Beim Maschinengewehr wird die Hilfsfrage danach entschieden, ob man sich hinter oder vor dem Maschinengewehr aufhält. So ist das Maschinengewehr sogar mit einer großen sach-philosophischen Frage verbunden: Dem Davor oder dem Dahinter.

Was sollte, der Sache nach, ein Panzer anderes sein als ein Schutzmassnahme, eine Panzerung eben. Und ist der Schutz des Menschen nicht unser aller Aufgabe? Auch wenn die Handgranate nicht vom Granat-Apfelbaum fällt, ist sie doch mit der Hand eines Menschen verbunden, also zutiefst menschlich. So ist denn der Granatwerfer der Sache nach nichts anderes als die Handgranate ohne Hand: Man muss die Granate also nicht selbst werfen. Wer aber wollte einer Entwicklung der Technik im Wege stehen? Ähnlich ist es auch mit der Kanone: Ihr Name leitet sich vom lateinischen "canna" ab, was nichts anderes als "Rohr" bedeutet, im Plural sicher "Röhricht". Und wer im "Feldgeschütz" richtigerweise eine Kanonenart erkennt, der weiß, wie sehr die Kanone mit Feld, Wald und Flur verbunden ist. Den Gebildeten unter uns wird die Nähe der Kanone zum "Kanon" aufgefallen sein, eine Nähe, die eher an lustige Lieder denn an heiteres Beschiessen erinnert.

Bei den Drohnen ist auf ihre natürliche Herkunft zu achten: Ursprünglich ist der Drohn nichts anderes als eine männliche Honigbiene, die keinen Honig erzeugt, aber die Bienenkönigin begattet. Seine militärische Weiterentwicklung, die Drohne, erzeugt auch keinen Honig, aber sie fickt alles was ihr in den Weg kommt. Zumeist mit letalem Ausgang. Auch in der Natur stirbt der Drohn. Na, also. Ganz natürlich ist auch der Jäger: Er hegt und pflegt das Wild, manchmal stirbt es dabei. So ist es auch beim Düsenjäger. Der jagt nur schneller. Selbst der manchmal schlechtgeredete Düsenbomber ist letztlich nur die eilige Weiterentwicklung der Granate, die aber hatten wir schon, weiter oben. Und rein sachlich: Sparen wir uns in den beiden Düsen-Fällen den Piloten, dann sind wir nicht nur einen wichtigen Rationalisierung-Schritt gegangen, sondern vergeuden auch weniger Menschenmaterial, eigenes versteht sich.

Wer also sachorientiert denkt, dem wird auffallen, dass die Atombombe nichts weiter bedeutet als ein paar Hekatomben Sprengkraft mehr als bei gewöhnlichem Dynamit frei wird. Eine Negation der Atombombe ist also eindeutig eine Negation des Fortschrittes. Während biochemische Waffen, wie Anthrax zum Beispiel, garantiert bio sind. Anthrax verursacht Milzbrand und wird über Sporen verbreitet. Das ist wie bei Pilzen. Was uns auch an den lustigen Pilz am Ende der Atom-Explosion erinnert. Letztlich ist der Tod - auch und gerade im Krieg - immer organisch mit dem Leben verbunden, also in Wahrheit lebensnotwendig. Der Sache nach.

Noch wichtiger aber ist ein weiteres Wort des Ministers zur Drohne: "Ethisch ist eine Waffe stets als neutral zu betrachten". So ist es: Unser bewaffneter Aufenthalt in Afghanistan ist völlig neutral. Eigentlich gegen niemanden so direkt gerichtet. Kommt uns aber irgendwo ein dahergelaufner Afghane in den Weg, dann verpflichtet uns das höchst ethische Prinzip der Selbstverteidigung zur bewaffneten Gegenwehr. Überall auf der Welt: Von der Etsch bis an die Memel, vom Hindukusch bis nach Somalia. Über alles auf der Welt.

Rein sachlich: Thomas de Maizière ist ein ein hoch gefährlicher, aggressiver und verfassungswidriger Kriegsminister.

* Von der Website "Rationalgalerie - Eine Plattform für Nachdenker und Vorläufer", 6. August 2012; www.rationalgalerie.de





Zitat Nr. 137, 1. Juni 2012

65 Jahre Konstantin Wecker

Liebe Freunde,
ich freu mich so über all die Glückwünsche und Ständchen, Mails und Briefe - es ist schon sehr schön zu spüren, dass heute so viele Menschen liebevoll an mich denken. Und hätte es mich vor 30 Jahren vielleicht noch ein bisschen eitel gemacht, so empfinde ich heute einfach nur Dankbarkeit.
Ich möchte euch deshalb mit einem Gedicht danken, das meine heutige Stimmung vielleicht ganz gut beschreibt und wünsche uns allen einen lebendigen, rebellischen und zärtlichen Sommer,
Euer Konstantin


Ach so schwankend hin und her
jeden Strohhalm greifend
umso älter um so mehr
durch die Geistwelt streifend

transzendierst dich, unentgeltlich,
sehnst dich ins gelobte Land
und dann trifft dich, äußerst weltlich,
eine Zärtlichkeit am Strand.

Und du leckst dir Meer und Sonne
von dem heiß begehrten Leib
überflutet von der Wonne
dieses Wunders Mann und Weib

wissend, es ist wirklich wichtig
dass man sich nach Geist verzehrt.
Doch das alles wird so nichtig
wenn die Stunde dich verklärt.

Auch du willst dich aufbereiten
dass, nachdem du abgebüßt,
etwas beim Hinüberschreiten
deinen Leibestod versüßt.

Auch du sehnst dich nach Theose
bis du im Nirwana tanzt.
Aber auch das Hemmungslose
hat ein Gott in dich gepflanzt.

Wissend, hinter Traum und Wachen
liegt die eigentliche Welt.
Doch auch dies – es ist das Lachen
das uns in Bewegung hält.

Quelle: Website von Konstantin Wecker; www.wecker.de





Zitat Nr. 136, 15. März 2012

CLAUDIA KANN KANZLER

Heirat nicht ausgeschlossen Von Ulrich Gellermann

Endlich, sie hat es getan: Claudia Roth hat ihren Anspruch auf die GRÜNEN-Spitzenkandidatur bei den kommenden Bundestagswahlen angemeldet. Denn Claudia kann Kanzler. Was Angela kann, kann Claudia schon lange. Zum Beispiel Sätze von zeitloser Schönheit und globalem Inhalt drechseln: „Wird mit der hohen Bereitschaft der Soldatinnen und Soldaten, sich hier im Norden Afghanistans trotz der Gefahren mit Leib und Leben einzusetzen, auch auf politischer Ebene in Berlin wirklich verantwortungsvoll umgegangen?“ Das schreibt die Bundesvorsitzen der GRÜNEN in ihr Afghanistan-Tagebuch. Dass Soldaten, die in fremden Ländern unterwegs sind ohne eingeladen zu sein, sich dort Gefahren aussetzen, ringt ihr schon Bewunderung ab. Und da sie sicher schon lange nicht in Berlin war und ihr politische Ebenen anscheinend fremd sind, hallt ihre Frage nach der Verantwortung in einem Vakuum kalter Größe immer noch nach.

Claudias Wettbewerb mit Angela um die durchschlagendste Robe beim alljährlichen Bayreuth-Auftrieb, dürfte sie, mit einer violetten Federcorsage von Escada, gewonnen haben: Nach ihrem Anschlag auf die Sehnerven der Gäste soll die Zahl der Blindenhunde im weiten Umkreis des Festspielhauses sprunghaft gestiegen sein. Frühere, kleine Jobs von Claudia Roth an den Theatern in Memmingen, Dortmund und Unna schärften den Sinn der Zahnarzt-Tochter für Ausstattungen: „Ich kann mir den zynischen Gedanken nicht verkneifen, dass die Lampen und viele Einrichtungsgegenstände von hier“, schrieb sie in ihr Afghanistan-Tagebuch nach dem Besuch des Kabuler Goethe-Institutes, „in den Retro-Möbel-Läden im Prenzlauer Berg sicher gute Preise erzielen würden.“ An keiner Stelle ihrer Reise im Kriegsgebiet war so viel hochgeschraubte Empörung zu beobachten wie dort. Denn das Institut war in der ehemaligen DDR-Botschaft untergebracht. Grottenschlechtes Design verflocht sich vor Ort mit der Frage: „Das soll der Ort für den deutsch-afghanischen Kulturaustausch sein?“ Ob die ehemaligen Besitzer des Hauses wohl Goethe gekannt haben?

Der soziale Blick der zukünftigen Kanzlerin hat sich sicher in der fast 20-jährigen Mitgliedschaft in der Jugendorganisation der FDP geschärft. Andernfalls wäre eine solch präzise Beobachtung des Arbeitsmarktes kaum denkbar: „Wenn es, um einen gewissen Druck auf die Arbeitslosen aufzubauen, unbedingt notwendig erscheinen sollte, diese zu einer gemeinnützigen Tätigkeit zu verpflichten“, dann doch lieber bei der Polizei als bei der Bundeswehr. Wann immer Claudia eine Erscheinung hat, wandelt sie die in pure politische Lyrik: "Der Blick verengt sich zu oft allein auf die pauschale Ablehnung des Militärischen." So begründete sie ihre Absage einer Teilnahme an den Ostermärschen und demonstrierte jene politische Breite, die für künftige Ämter unerlässlich ist. Angela geht Ostern ja auch nicht marschieren.

Sicher war es jene gradezu Merkelsche Flexibilität, die der Parteivorsitzenden der GRÜNEN zu einer weisen Einschätzung der Anti-Castor-Aktionen verhalf „Wenn das Ziel einer Blockade ist, einen notwendigen Transport zu verhindern, dann konterkariert diese Demonstration den zuvor gefundenen Konsens.“ Ja, wenn das Ziel der Blockade doch der Konsens gewesen wäre! Wie von ihr die deutsche Sprache, vom Karierten ausgehend in den Konter geführt wird, das hat etwas von Sloterdijkscher Tiefe: Wie sollte eine Blockade ein Ziel haben, mahnt uns die Sprachartistin, das widerspräche allen gesellschaftlichen Notwendigkeiten, wenn nicht gar den Naturgesetzen: Denn eine Blockade verharrt, wo doch die Hinwendung zu einem Ziel Bewegung verlangt.

Doch nichts weist die Eignung der gefühlvollen Claudia für höchste Ämter besser nach, als ihre Hymne auf den möglichen neuen Bundespräsidenten: „Joachim Gauck ist jemand, der der Demokratie wieder Glanz verleihen kann.“ Das ist es, was das Land braucht: Glanz wie in Bayreuth und Gloria wie in Afghanistan. Aber noch wichtiger ist für Claudia: „Und gerade in Zeiten von rechtsterroristischen Netzwerken glaube ich, ist es um so wichtiger, dass mit Joachim Gauck jemand Präsident werden kann in unserem Land, der Demokratie als das Erreichbare und das Notwendige für das Zusammenleben attraktiv machen kann.“ Das ist sprachlich eine Meisterleistung, wie hier das Erreichbare mit dem Notwendigen vor den Karren der Demokratie gespannt wird: Unvergleichlich! Doch auch inhaltlich wird mit diesem Satz hohe Staatskunst ausgeübt, man muss ihn nur übersetzen: Weil Gauck endlich die Demokratie attraktiv macht, werden die rechten Netzwerke weniger wichtig, oder so. Bald wird zusammen sein, was zusammengehört: Claudia und Joachim, ein Paar wir Blitz und Donner, Kanzlerin und Präsident, immer nur auf der brennend heißen Spur der Demokratie, mit denen wird es hinterm Horizont weitergehen, Heirat nicht ausgeschlossen.

Quelle: RATIONALGALERIE. Eine Plattform für Nachdenker und Vorläufer, 13. März 2012; www.rationalgalerie.de





In Kürze ("Zitate des Tages")


Den Preis hätten eher die NATO und die USA verdient ...

meint die New York Times in einem Kommentar zur Verleihung des Friedensnobelpreises 2012. Im Wortlaut heißt es dort:
Es ist schwierig, zu akzeptieren, dass die EU für die Förderung des Friedens in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg ausgezeichnet wurde. Für diesen Prozess waren letzlich die NATO und die Vereinigten Staaten mitverantwortlich.

So kann man es sehen. Und so sieht es auch - allerdings aus kritischer Sicht - die linke Bundestagsabgeordnete Inge Höger in einer Pressemitteilung:
"Nach dem Friedensnobelpreis für Obama, der sein Land immer tiefer in den Krieg gegen Afghanistan und den Drohnenkrieg gegen Pakistan gezerrt hat, erscheint die Verleihung des Friedenspreises in einem Orwellschen Sinne beinahe konsequent. Die EU trägt mit ihrer militärischen, ökonomischen und migrationspolitischen Außenpolitik nicht zum Frieden bei, sondern verstärkt weltweit Elend, Armut und Krieg. Ein Bündnis, das durch seine Abschottungspolitik verantwortlich ist für jährlich Tausende von Ertrunkenen im Mittelmeer hat keinen Friedenspreis verdient. Als nächste Steigerung bliebe hier nur noch der Nobelpreis für die NATO."
Wie das Nobelkomitee die Preisvergabe begründete, wie die internationale Presse reagiert und was kritische Journalisten und Kolumnisten dazu sagen, finden sie h i e r !
Außerdem zum selben Thema ein Essay von Peter Strutynski: "Obama noch getoppt"

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Falafel und der Dschihad

Von der Abgeordneten im US-Repräsentantenhaus Michelle Bachmann (Republikanische Abgeordnete aus Minnesota) stammt eine ebenso lustige wie hanebüchene Variante der christlich-fundamentalistischen Islamophobie. Machte sie doch tatsächlich den Vorschlag, das auch hier zu Lande beliebte Falafel von den Speiseplänen der Schulen und Kindergärten zu streichen. Warum? Weil Falafel ein "Dschihad-Gericht" sei. Wir zitieren aus einem Interview:*
"Falafel is a gateway food. It starts with falafel, then the kids move on to shawarma. After a while they say 'hey this tastes good, I wonder what else comes from Arabia?'"
"Before you know it our children are listening to Muslim music, reading the Koran, and plotting attacks against the homeland."
"We need to stop these terror cakes now, before they infiltrate any further."
"We must ban falafel and other jihadi foods in schools before its too late."

Nun, Falafel sind laut Lexikon "frittierte Bällchen aus Kichererbsen, Kräutern und Gewürzen". Ein großer Parteigänger der Abgeordneten Bachmann, George W. Bush, wollte vor neun jahren die - ebenfalls frittierten - "French Fries" von den Speisekarten verdammen, weil Frankreich sich damals gegen den Bush-Krieg gegen Irak gestellt hatte. Den Irak-Krieg haben die USA nicht gewinnen können, French Fries gibt es (wieder) auf den Speisekarten der USA und die fanatische Rechtsauslegerin Bachmann wird mit ihrem Kreuzzug gegen Falafel ebenfalls Schiffbruch erleiden. Es sei denn, sie lässt sich vorher bekehren: Immerhin ist Falafel auch eine Art Nationalgericht in Israel.
* Quelle: The Daily Current, 28. September 2012; http://dailycurrant.com/

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11 Jahre Afghanistankrieg: Je magerer die Bilanz, desto größer die Lügen

Am 7. Oktober jährt sich zum 11. Mal der Beginn des Afghanistankriegs – an dem die Bundeswehr des größer gewordenen Deutschland beteiligt ist. Zum Zweck solcher Kriege wird seit zwei Jahrzehnten die Bundeswehr, die laut Grundgesetz nur zur "Landesverteidigung" geschaffen wurde, in eine "Armee im Einsatz" transformiert. (...)
(Vor kurzem) verkündete US-Verteidigungsminister Panetta, die Taliban seien "auf dem Schlachtfeld geschwächt" worden. Eine Zwecklüge, die mehr die Präsidentschaftswahl in den USA als die Realität in Afghanistan im Auge hat. Die sieht ganz anders aus als das Wunschbild Panettas: Von einer Abnahme der Kampfaktivitäten der "Taliban" kann keine Rede sein. ISAF-Zahlen der Zeiträume jeweils von Januar bis August der Jahre 2009 und 2012 belegen, dass die "Taliban"-Angriffe in der Summe 2012 um 70 Prozent höher sind als 2009. (...)
Inzwischen pfeifen es die Expertenspatzen von den Dächern: Die NATO kann diesen Krieg nicht gewinnen. Wir nennen das eine Niederlage.

Aus einer Stellungnahme des "Friedensratschlags" zum 11. Jahrestag des Beginns des Afghanistankriegs. Hier geht es zur ganzen Erklärung [pdf-Druckfassung]

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"Indonesia Watch!" ruft auf

Keine deutschen Rüstungslieferungen nach Indonesien!
am Freitag, den 5. Oktober 2012, 14.00 Uhr
vor dem Bundeskanzleramt, Willy-Brandt-Str., Berlin

Der Bundesausschuss Friedensratschlag bittet um Unterstützung.

103 deutsche Kampfpanzer des Typs "Leopard", 50 Schützenpanzer des Typs "Marder" und möglicherweise weitere Waffensysteme sollen nach Indonesien verkauft werden. Die Bundesregierung hüllt sich in Schweigen, obgleich Regierung und Medien in Indonesien längst offen darüber berichten.
Indonesien braucht keine Panzer. Indonesien braucht Frieden, Menschenrechte und Bildung!

Hier geht es zum Aufruf der "Allianz des indonesichen Volkes gegen Waffenhandel". Und hier zu einem Hintergrundbericht.

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Alle vor Gericht!

Das Drama um Assange ist das Symptom unseres schlechten Gewissens, wie ein wiederkehrender Albtraum. Assange verweist auf Bradley Manning, der auf Rumsfeld, Bush, Cheney und Blair verweist. Sie müssen vor ein ordentliches Gericht, alle.
Nils Minkmar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 8. September 2012.

Hier geht es zu einer Solidaritätserklärung mit dem Wikileaks-Gründer Julian Assange

PDF-Datei



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Beide Seiten töten des "eigene" Volk

Der Slogan "Assad tötet sein eigenes Volk" geht an der Realität des gegenseitigen Mordens vorbei. Beide Seiten töten des "eigene" Volk. Ein Drittel der Getöteten dürften Sicherheitskräfte sein, ein Drittel Rebellen, ein Drittel Zivilisten. Regierung und Rebellen töten wahrscheinlich gleich viele Zivilisten. Wie in den meisten Bürgerkriegen. Die besondere Tragik dieses Bruderkrieges liegt darin, dass beide Seiten nur Marionetten eines großen zynischen Machtspiels sind. (...) Dieses Machtspiel wird auf vier Ebenen ausgetragen. Auf der ersten Ebene versuchen die USA, Katar und Saudi-Arabien, den Iran-Verbündeten Assad zu stürzen, um dadurch den Einfluss Teherans im Nahen Osten zu schwächen. Iran ist ihnen durch Bushs törichten Irak-Krieg zu mächtig geworden. Auf der zweiten Ebene kämpfen extremistische Sunniten und Al-Qaida-Kämpfer aus aller Welt gegen das "ketzerische" Schiiten- und Alawitentum. Auf der dritten versuchen die USA in Fortsetzung des Ost-West-Konflikts, Russland aus dem Nahen Osten zu verdrängen. Moskau wehrt sich. Auf der vierten schließlich ringen Regierung und Opposition unter großen Blutopfern um die Macht in Syrien. Die Kämpfer ahnen nicht, daß sie am Ende erneut die Vormacht anderer anerkennen sollen. Und wieder verraten werden.
Jürgen Todenhöfer in einem Beitrag der Süddeutschen Zeitung vom 3. September 2012 (Titel: "Volk gegen Volk").

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Panzer nach Katar: Absurd

Gesetzt den Fall, Deutschland würde der Golf-Monarchie tatsächlich 200 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 verkaufen - was würde Katar mit den Stahlkolossen machen? Sie an der Grenze zum verbündeten Saudi-Arabien aufreihen, alle 300 Meter einen? Jedem Panzer 58 Quadratkilometer Salzsumpf oder Wüste zuweisen, den er zu verteidigen hat? Gegen wen? Iran, das auf der anderen Seite des Golfs liegt? Absurd.
Aus einem Kommentar von Hubert Wetzel ("Panzer für Skurrilistan") in der Süddeutschen Zeitung vom 31. Juli 2012.
Lesen Sie dazu auch:

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Das Wichtigste zum Antikriegstag

Und was das Wichtigste ist: Es darf keine Militärintervention von außen geben. Sie würde die Region in ein großflächiges Schlachtfeld verwandeln mit unabsehbaren Folgen für die Menschen und Staaten. Schon das Politiker-Gerede über die Opportunität einer Militärintervention ist mit dem Völkerrecht unvereinbar: Nach Artikel 2 der UN-Charta ist jede Androhung oder Anwendung von Gewalt in den zwischenstaatlichen Beziehungen strikt verboten.
Aus der Erklärung des Bundesausschusses Friedensratschlag zum Antikriegstag 2012. Hier geht es zur ganzen Erklärung (pdf):
Im Schatten von Krieg, Rüstung und neonazistischen Umtrieben

Und hier als Empfehlung ein interessanter Kurzfilm (2 Min.) über Waffenexporte aus Deutschland bei YouTube:
Waffenexporte stoppen!

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Von Grimmelshausen bis Christa Wolf

Unvorstellbar schien es nach den Erfahrungen zweier Weltkriege, dass in Europa erneut die Furien des Krieges herrschen würden. Doch im Herzen Europas hat der Balkankrieg grausam gezeigt, dass auch hier innerer und äußerer Friede immer noch nicht gesichert sind. Wir haben gefehlt in unseren Bemühungen, diesen Krieg zu verhindern. Auch für die deutsche Regierung wurde Krieg wieder zu einem "legitimen" Mittel der Politik. Wir dürfen nicht schweigen, wir müssen handeln. Um es mit den Worten der Schriftstellerin Ljiljana Lalić aus Banjaluka zu sagen: "Die Kriege-Macher zählen auf dein ängstliches Schweigen. Erteile ihnen eine hörbare Absage und du findest deinen Frieden."
Der Verband deutscher Schriftsteller bekennt sich in der Tradition seiner Mitbegründer Heinrich Böll, Günther Grass, Dieter Lattmann, Ingeborg Drewitz und vieler anderer in Gelnhausen zu seiner Verantwortung für den äußeren und inneren Frieden. Vom Friedensschluss des 30jährigen Krieges bauen wir auf den Pfeilern der Friedenserklärungen und Friedensbestrebungen von Grimmelshausen bis Christa Wolf und deren Kassandra eine Brücke zu unserer heutigen Erklärung.


Aus der Gelnhäuser Erklärung des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS). Hier geht es zur ganzen Erklärung (pdf-Datei)

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Trauer um Gore Vidal

Der Schriftsteller und scharfzüngige Kritiker der US-Außenpolitik Gore Vidal ist am 31. Juli 2012 in seinem Haus in Hollywood Hills bei Los Angeles im Alter von 86 Jahren gestorben. Wir erinnern an dieser Stelle mit ein paar Zitaten an den großen Intellektuellen, der sich unermüdlich gegen den Bush-Krieg und für einen gerechten Frieden im Nahen Osten und gegen den Einfluss der großen Konzerne auf die Politik eingesetzt hat.

Ein Krieg gegen Schuppen
Terror ist ein abstraktes Substantiv, der Kampf dagegen ist wie Krieg gegen Schuppen. Da versammelt man keine Truppen oder holt Nuklearwaffen raus; da haut man nicht Afghanistan oder den Irak kurz und klein. Es gilt als schlechter Geschmack, wenn man sagt, es könnte ein kommerzielles Interesse unserer Führung dahinter stecken, aber es ist so. Als die Bush-Regierung antrat, gab Cheney eine Studie in Auftrag: Wie lange reichen die Weltreserven an Rohöl? 2020, hieß es, ist alles weg. Ein intelligentes Land, mit einem Gedächtnis, würde nun sagen: Wir brauchen alternative Energiequellen. Bushs merkwürdig arbeitender Kopf entschied, den Irak zu überfallen, dort sind die zweitgrößten Ölreserven der Welt. Er dachte, das wäre leicht: Du gehst rein, nimmst das Öl und - pumpst es nach Texas! Aber es war nicht so leicht, tatsächlich haben wir den Krieg verloren.

(Berliner Zeitung, 30.09.2004)

Vor zwölf Jahren erschien Vidals Werk "Das ist nicht Amerika!", in dem er schonungslos mit den Drahtziehern und Nutznießern der US-Politik, den Rüstungsfirmen und anderen Transnationalen Konzernen und den großen Medienfabriken ins Gericht geht. Er ist weitläufig mit dem früheren US-Vizepräsidenten und Friedensnobelpreisträger Al Gore verwandt. In einem Interview Anfang November 2000 antwortete Gore Vidal auf die Frage, ob ihm sein Cousin, Al Gore, wohl verraten würde, wer ihm für den teuren Wahlkampf so viel Geld und wofür gegeben habe:

Wohl kaum. Genauso wenig darf er etwas dazu sagen, warum wir 51 Prozent unseres Steuergeldes an die Kriegs-Maschinerie geben. Warum haben wir 7,1 Billionen Dollar seit 1949 für den Krieg ausgegeben - ohne dass wir einen echten Gegner hatten? Wir haben Gegner erfunden, wie den Vietcong. Zuletzt war Milosevic dran, davor Ghaddafi, Noriega... bald haben wir den "Feind des Monats". Den US-Bürgern erzählt man immer neue Lügen über die vermeintlichen Feinde, um das überbordende Militär-Budget zu rechtfertigen. Das sind die Dinge, über die wir reden sollten. Stattdessen regen sich die Medien über Kleinigkeiten auf...
Und auf die Frage, ob seine Einlassung, Kanzler Schröder und Außenminister Fischer seien "Lakaien des US-Systems", nicht etwas "überheblich" sei, antwortete Gore Vidal:
Keineswegs. Was glauben Sie, wofür unsere Militärstützpunkte immer noch da sind? Deutschland ist unsere östlichste Provinz. Wenn ich ein ambitionierter deutscher Politiker wäre, würde ich fordern, dass die US-Army sofort verschwindet.
(Frankfurter Rundschau, 04.11.2000)
Hier geht es zu zwei Nachrufen.

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Olympia mit Kosovo - ohne Belarus

Die britischen Behörden haben die Präsidentin des selbsternannten Staates Kosovo, Atifete Jahjaga, und Regierungschef Hashim Thaci zur Eröffnung der Olympischen Spiele nach London eingeladen. Das Kosovo ist kein Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). An den Olympischen Spielen in London nimmt nur eine Kosovo-Sportlerin teil - die Judo-Kämpferin Majlinda Kelmendi -, die aber unter der Flagge Albaniens antritt.
RIA Novosti, 27.07.2012

Großbritannien weigerte sich dagegen, dem Präsidenten von Belarus (Weißrussland), Alexander Lukaschenko, das Einreisevisum für die Olympischen Spiele auszustellen. Dies ist nicht nur ungewöhnlich, weil Belarus mit einer stattlichen eigenen Mannschaft in London antritt, sondern weil Lukaschenko auch Präsident des belarussischen NOK ist. [Siehe hierzu auch: Olympia ohne Lukaschenko.]

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Frieden wird nicht erreicht durch Gewalt und Krieg - so wenig wie die Wahrheit durch einen Sack von Lügen.

Eugen Drewermann in seiner Ostermarsch-Rede 2012 in Kassel.

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Woody Guthrie, 1912-1967

This land is your land, this land is my land
From California to the New York Island
From the Redwood Forest to the Gulf Stream waters
This land was made for you and me.

Woody Guthrie, geschrieben 1940, aufgenommen 1944, veröffentlicht 1945.
Zu seinem 100. Geburtstag am 14. Juli zwei Würdigungen eines der größten und einflussreichsten Songwriters der Welt.

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Nyonya Merkel

Iwo, es ging in Indonesien nicht um Panzer oder Minderheitenrechte. Die Kanzlerin hatte Wichtigeres mit dem Präsidenten zu bereden. Dies tat das ostdeutsche Sprachtalent in Bahasa Indonesia. Zur Begrüßung in Jakarta stellte Frau Merkel klar: Hari ini hari Selasa, kemarin hari Senin dan lusa hari Kamis. (Heute ist Dienstag, gestern war Montag und übermorgen ist Donnerstag.) Dann gewährte sie Einblicke in ihren Alltag: Kalau saja datang dikantor, semuanja bersih. (Wenn ich in mein Büro komme, ist alles sauber.) Semua pegawai djuga sudah pada tempatnja. (Alle Angestellten sind bereits an ihren Plätzen.) Da Amtskollege Yudhoyono nicht so fleißige Mitarbeiter hat und seinen Amtssitz selbst wienern muss, gab die Frau aus Djerman Tipps: Djangan mempergunakan air terlalu banjak kalau mengepel, nanti lantainja terlalau basah. (Nehmen Sie zum Wischen nicht zu viel Wasser, der Flur wird zu nass). Höflich verabschiedete sich Nyonya Merkel: Saja kira semuanja sudah terang benar. (Ich denke, jetzt müsste alles klar sein.)
Velten Schäfer in der Tagesglosse "Unten links" des neuen deutschland, 12. Juli 2012.
Also bitte, Friedensbewegung: Wird doch alles nicht so schlimm werden mit den Panzern! Was soll also das Geschrei?!

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Genießen!

Das Leben ist kurz, weniger wegen der kurzen Zeit, die es dauert, sondern weil uns von dieser kurzen Zeit fast keine bleibt, es zu genießen.
Jean-Jacques Rousseau

O mei, die Zeit, die musst' dir nehmen, sonst hast ja keine.
Gerhard Polt

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Wader 70

Es scheint als wenn das Kapital
in seiner Gier und alledem
wie eine Seuche sich total
unaufhaltsam, trotz alledem
über unseren Planeten legt
überwältigt und beiseite fegt
was sich ihm nicht freiwillig
unterwerfen will, trotz alledem.

Aus Hannes Waders neuer Fassung seines Traditionsliedes "Trotz alledem". Am 23. Juni 2012 wurde Hannes Wader 70. Wir gratulieren von Herzen!
Zwei Würdigungen gibt es hier!

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Eric Habsbawm zum 95sten!

Es ist der 9. Juni 2012. Er wird fünfundneunzig. Ein wunderbarer Tag. Wer Eric Hobsbawm gratuliert, beglückwünscht zugleich sich selbst dazu, sein Zeitgenosse zu sein.
Schreibt Georg Fülberth in seinem Glückwunschartikel. Wir schließen uns ihm gern an.

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Wecker 65

Liebe Freunde,
ich freu mich so über all die Glückwünsche und Ständchen, Mails und Briefe - es ist schon sehr schön zu spüren, dass heute so viele Menschen liebevoll an mich denken. Und hätte es mich vor 30 Jahren vielleicht noch ein bisschen eitel gemacht, so empfinde ich heute einfach nur Dankbarkeit.
Ich möchte euch deshalb mit einem Gedicht danken, das meine heutige Stimmung vielleicht ganz gut beschreibt und wünsche uns allen einen lebendigen, rebellischen und zärtlichen Sommer,
Euer Konstantin

Wir gratulieren selbstverständlich auch von Herzen. Das versprochene Gedicht gibt es hier (Zitat der Woche Nr. 137).
Und hier gibt es eine Würdigung von Hans-Dieter Schütt.

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Es muss weh tun

Demonstrationen sind wichtig, papierne Forderungen notwendig – aber bitte in Kombination mit zivilem Ungehorsam in Form von gewaltfreien „Banküberfällen“ und Bankbesetzungen. Es muss den Herrschenden weh tun – sonst ändert sich wenig oder gar nichts.

Peter Grottian, Sozialwissenschaftler, emeritierter Professor und politischer Aktivist über occupy. In: Der Freitag, 08.11.2011.
Auch wir gratulieren dem "Unermüdlichen" zum 70sten!

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Politik ist nur der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.

(Dieter Hildebrandt)
Auch wir gratulieren von Herzen dem großen Kabarettisten zum 85sten.
(Mai 2012)

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Analysieren? Manipulieren!

Ich war in jungen Jahren mal im Haupquartier des US Geheimdienstes. In einem Büro habe ich ein großes Plakat gesehen: Die beste Analyse ist die, bei der wir dafür sorgen können, dass sie Wirklichkeit wird. Da habe ich gelernt, dass es in manchen Diensten nicht nur darum geht, die Sicherheitslage zu analysieren. Sondern auch darum, den Lauf der Dinge zu manipulieren. Welche Ausmasse das annehmen kann, haben ja die von den USA erfundenen Massenvernichtungswaffen im Irak gezeigt. Das hat als Vorwand für einen Krieg gedient.
Der frühere Chef des österreichischen Verfassungsschutzes Gert-René Polli auf die Frage, worum es vor allem bei Nachrichtendiensten gehe. Interview in Süddeutscher Zeitung, 11. Mai 2012.

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Polt und die Schildkröte

"Ich bin eine Zeit lang in Altötting aufgewachsen, was sehr günstig ist, wenn man Komiker werden will."
"Ich brauche keine Opposition, weil ich bin bereits ein Demokrat."
"Kenna Sie die normative Kraft des Faktischen? Wenn amal ein Betonpfeiler im Acker drin wurzelt, dann kriegen Sie den mit Paragraphen nimmer raus."
"Das Wort 'Toleranz' ist kein deutsches Wort. Es ist ein Fremdwort. Und 'tolerieren', 'etwas tolerieren' bedeutet so viel wie 'etwas aushalten'. Also wenn früher mal wer gefoltert worden ist, dann war der tolerant."
"Warum schauen sich denn die jungen Leute diese Horrorvideos an? Weil die Predigten in der Kirche so lahmarschig sind, dass es aus ist.Mein eigener Sohn weiß nicht mehr, dass der Teufel Hörner hat und nach Schwefel stinkt – ich frage mich, was lernen die denn eigentlich heute noch in Religion."
"Ohne Geld wäre die Armut gar nicht denkbar ..."
"Wenn du vor einer Schildkröte stehst, und es sagt dir einer, die ist jetzt 260 Jahre alt, dann hast du schon einen Respekt. Du kannst allerdings auch sagen: 260 Jahre lang bloß Salat fressen, das ist die andere Seite der Medaille."

Wer sagt's denn!? Sieben Mal Gerhard Polt.

Zu seinem 70. unseren Glückwunsch!



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Sage mir, wer vom Krieg profitiert, und ich sage Euch, wie man den Krieg beendet.

Henry Ford, zit. nach Andrew Feinstein: Waffenhandel, 2012.

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Der Krieg hat bereits begonnen

In was für einer wahnsinnigen Welt leben wir, in der die Diskussion über den Zeitpunkt eines Krieges alle Warnungen gegen einen Krieg übertönt? Und was ist das für eine falsche, verlogene Diskussion, in der die Versicherung der iranischen Regierung, keine Atomwaffen entwickeln zu wollen und die wiederholte Erklärung der US-amerikanischen Geheimdienste, dass der Iran ein derartiges Programm 2003 aufgegeben und bisher nicht wieder aufgenommen habe, keine Chance hat gegen die ständige Behauptung, Iran wolle Atomwaffen.
Der Krieg hat bereits begonnen, nicht nur mit Attentaten und Cyber-Angriffen, es ist ein Krieg der Propaganda, in dem es gar nicht mehr um das geht, was uns als Rechtfertigung für den Krieg eingeredet wird: die Atomwaffen des Iran und die Vernichtung Israels. Es geht um die Vorherrschaft im Nahen und Mittleren Osten und die Beseitigung der stärksten Macht in der Region, Iran.


Norman Paech beim Ostermarsch in Wedel. Hier geht es zur ganzen Rede.

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Wir hätten auch die USA genannt

Günter Grass hat vor Krieg gewarnt,
Israel als eine Gefahr für den Weltfrieden bezeichnet.
Wir hätten auch die USA, die Erfinderin der Achse des Bösen, genannt,
aber auch die vielen arabischen und islamischen Staaten,
die mit der Kalaschnikow oder der G 36 spielen und aktuelle Konflikte anheizen.
Deutschland, das in Konfliktzonen Waffen liefert.

Wir hätten noch auf die Gewaltsucht vieler herrschender Kräfte gedeutet,
auf ihre Unfähigkeit, ja sogar Unwilligkeit, Frieden zu stiften.
Wir hätten auf die vielen Industrien des Todes verwiesen
und auf ihre glänzenden Geschäfte.


Andreas Buro: Auszug aus: "Es herrscht Gewaltsucht". Lesen Sie hier das ganze Gedicht

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Was gesagt werden muss

Jetzt aber, weil aus meinem Land,
das von ureigenen Verbrechen,
die ohne Vergleich sind,
Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird,
wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch
mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert,
ein weiteres U-Boot nach Israel
geliefert werden soll, dessen Spezialität
darin besteht, allesvernichtende Sprengköpfe
dorthin lenken zu können, wo die Existenz
einer einzigen Atombombe unbewiesen ist,
doch als Befürchtung von Beweiskraft sein will,
sage ich, was gesagt werden muss.


Auszug aus dem Poem von Günter Grass: "Was gesagt werden muss". Erstveröffentlichung in der Süddeutschen Zeitung vom 4. April 2012.
Hier geht es zum ganzen Gedicht [Externer Link!]
Lesen Sie dazu auch die Erklärung des "Friedensratschlags":
Weil Grass Recht hat ....

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Waffenembargo statt Sanktionen

Was im Falle Irans nicht funktioniert, wird auch in Syrien nicht funktionieren: Sanktionen gegen die politische Führung in Damaskus stellen keinen sinnvollen Beitrag zur Lösung des inneren Gewaltkonflikts dar. Insofern sind die von der EU bereits verhängten Sanktionen, die im April 2012 noch verschärft werden (Einfrieren von syrischem Vermögen im Ausland, Einreiseverbote gegen weitere syrische Politiker), ein Irrweg. Schon jetzt sind die Folgen der bisherigen Sanktionsmaßnahmen (v.a. Ölembargo) des Westens spürbar: In steigenden Preisen, wachsender Armutsbevölkerung und Kaufzurückhaltung der Mittelschichten (vgl. die Reportage von Karin Leukefeld in weltnetz.tv, 19.03.2012). Die einzigen Sanktionen, die wirklich Sinn machen, wären ein umfassendes Waffenembargo. Doch auch dafür scheint es, nachdem Russland Waffen an die syrische Regierung und Saudi-Arabien an die Opposition liefert, zu spät zu sein.
Aus einer aktuellen Analyse der aktuellen Lage um Iran und Syrien von Lühr Henken und Peter Strutynski: Kriegsdrohungen gegen Iran und Syrien

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Gehen in Japan die Lichter aus?

Von Japans 54 Atommeilern erzeugt ab sofort nur noch einer Strom - und auch dessen aktive Tage sind gezählt. Er soll am 5. Mai zur Wartung abgeschaltet werden. Dann ist das Land vorübergehend atomstromfrei.
Kommt es jetzt zu Blackouts und Rationierung?
Bisher jedenfalls merken die Japaner den Atomausstieg kaum Der Alltag geht weiter wie bisher. Viele Private heizen ihre nichtisolierten Häuser noch immer mit Strom, die Innenstädte, besonders die Kaufhäuser, sind so grell beleuchtet wie vor der Fukushima-Katastrophe.

Süddeutsche Zeitung, 27. März 2012 (Seite 17)
Dass es auch ohne Atomenergie geht, lesen Sie in unserem "Kernkraft"-Dossier.

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Krieg gegen Iran "überflüssig"

Meiner Meinung nach ist dieser Krieg überhaupt überflüssig, ist nicht nötig. Und er sollte stoppen, also, man soll es nicht machen, denn es ist sinnlos. Es ist sinnlos, da der Iran für Israel meiner Meinung nach nicht gefährlich ist, und auch, da man nicht weiß, was man mit so einem Schlag eigentlich erreichen kann. Denn das iranische Nuklearprogramm ist ziemlich groß, ziemlich zerstreut, ziemlich gut verteidigt. Also, man kann wahrscheinlich das ganze Programm nicht mit einem Schlag ausschalten, höchstens mit ein oder zwei oder vielleicht drei Zurücksetzern, aber auch nicht mehr. Also, meiner Ansicht nach soll es keinen Krieg geben.
Der israelische Militärtheoretiker Martin van Creveld in einem Interview mit dem Deutschlandfunk (6.02.2012)

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Gespaltenes Libyen

Stammes- und Milizenführer haben den ölreichen Osten Libyens zur halbautonomen Region ausgerufen. (...)
Nach Einschätzung des Korrespondenten des Fernsehsenders Al Dschasira wird der Schritt der Stammesoberhäupter und Milizenchefs die Rivalitäten zwischen den Regionen verschärfen. Laut Verfassung von 1951, die jetzt wieder gelte, gebe es zwei libysche Hauptstädte – Tripolis als politische und Bengasi als wirtschaftliche Hauptstadt. Der Autor ist sicher: "Die Leute im Osten wollen diesen Status wieder." (...)
Tarak Barkawi, der an der Universität von Cambridge lehrt, zeichnet ein größeres Bild von der Entwicklung nach Gaddafis Sturz. Das Eingreifen des Westens habe zwar den Autokraten gestürzt, aber ohne einen Plan, wer oder was ihn ersetzen sollte, schreibt er im Internetportal von Al Dschasira. "Der Übergangsrat war unfähig, das Land zu sichern. Milizen kämpfen. Menschen leiden unter den undisziplinierten Männern mit Waffen." Der Diktator sei zwar weg, "aber es wäre falsch zu glauben, alles sei vorbei". (...) Lokales Zündeln könne schnell einen Flächenbrand auslösen, immer mehr Gruppen könnten in Kämpfe hineingezogen werden. Eine alte Geschichte, an die Tarak Barkawi erinnert: "Solche Konflikte haben so oft Staaten nach dem Ende der Kolonialzeit zerstört. Sie können viele Jahre dauern."

[Maritta Tkalec in der Berliner Zeitung vom 8. März 2012 ("Gespaltenes Libyen").]
Wie sagte NATO-Generalsekretär am Ende des Libyen-Krieges? "Operation Unified Protector is one of the most successful in NATO history." (Siehe: NATO beendet Einsatz nach Bombenerfolg.

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Alles für den militärischen Vorteil Israels

Das Engagement meiner Regierung für die Sicherheit Israels ist beispiellos - das ist eine Tatsache. Unsere militärische und nachrichtendienstliche Zusammenarbeit ist so eng wie nie zuvor. Unsere gemeinsamen Übungen und die gemeinsame Ausbildung sind solide wie nie zuvor. Trotz haushaltspolitischer Zwänge wurden unsere Unterstützungsleistungen für die Sicherheit jedes Jahr erhöht. Wir investieren in neue Fähigkeiten. Wir stellen Israel moderne Technologie zur Verfügung – die Art von Produkten und Systemen, die wir nur mit unseren engsten Freunden und Verbündeten teilen. Täuschen Sie sich nicht: Wir werden alles tun, um den qualitativen militärischen Vorteil Israels zu erhalten, denn Israel muss immer in der Lage sein, sich selbst gegen jede Bedrohung zu verteidigen.
US-Präsident Obama in seiner Rede vor der AIPAC Policy Conference am 4. März 2012. Hier geht es zur ganzen Rede.

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Hier finden Sie frühere "Zitate der Woche":

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