Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Zitate der Woche (95 bis 98)

Juli 2006 bis April 2007

Zitat Nr. 98: 24. Januar 2007

Der erfolgreichste und vielleicht auch hintergründigste Song, den Marylin Monroe aufnahm: Das ungenierte Loblied auf Reichtum, Geld und Vermögen, das in den Klunkern der schönen Damen aus der guten Gesellschaft sich materialisiert. Dafür geht man, in diesem Fall auch: Frau, buchstäblich über Leichen. Ob Marylin schon geahnt hat, zu welchen Kriegsverbrechen Menschen fähig sind, wenn es um den Besitz von Diamanten, "Blutdiamanten" geht?
M.M. sang das Lied in dem denkwürdigen Film "Gentlemen prefer blondes", 1953. Der Film lief unter dem deutschen Titel "Blondinen bevorzugt".


"Diamonds are a Girl's Best Friend"

The French are glad to die for love.
They delight in fighting duels.
But I prefer a man who lives
And gives expensive jewels.

A kiss on the hand
May be quite continental,
But diamonds are a girl's best friend.

A kiss may be grand
But it won't pay the rental
On your humble flat
Or help you at the automat.

Men grow cold
As girls grow old,
And we all lose our charms in the end.

But square-cut or pear-shaped,
These rocks don't loose their shape.
Diamonds are a girl's best friend.

Tiffany's!
Cartier!
Black Starr!v Frost Gorham!
Talk to me Harry Winston.
Tell me all about it!

There may come a time
When a lass needs a lawyer,
But diamonds are a girl's best friend.

There may come a time
When a hard-boiled employer
Thinks you're awful nice,
But get that ice or else no dice.

He's your guy
When stocks are high,
But beware when they start to descend.

It's then that those louses
Go back to their spouses.
Diamonds are a girl's best friend.

I've heard of affairs
That are strictly platonic,
But diamonds are a girl's best friend.

And I think affairs
That you must keep liaisonic
Are better bets

If little pets get big baguettes.

Time rolls on,
And youth is gone,
And you can't straighten up when you bend.

But stiff back
Or stiff knees,
You stand straight at Tiffany's.

Diamonds! Diamonds!
I don't mean rhinestones!
But diamonds are a girl's best friend.

from GENTLEMEN PREFER BLONDES (1953);
words by Jule Styne and music by Leo Robin


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Zitat Nr. 97: 24. Dezember 2006

Brief an den Weihnachtsmann

Erich Kästner

Lieber, guter Weihnachtsmann,
weißt du nicht, wie's um uns steht?
Schau dir mal den Globus an.
Da hat einer dran gedreht.
Alle stehn herum und klagen.
Alle blicken traurig drein.
Wer es war, ist schwer zu sagen, keiner will's gewesen sein.

Uns ist gar nicht wohl zumute.
Kommen sollst du,
aber bloß mit dem Stock und mit der Rute.
(Und nimm beide ziemlich groß)
Breite deine goldnen Flügel aus, und komm zu uns herab.
Dann verteile deine Prügel.
Aber bitte nicht zu knapp.
Lege die Industriellen kurz entschlossen übers Knie.
Und wenn sie sich harmlos stellen, glaube mir, so lügen sie.

Ziehe denen, die regieren, bitte schön die Hosen stramm.
Wenn sie heulen und sich zieren,
zeige ihnen ihr Programm.
Komm, und zeige Dich erbötig, und verhau sie, daß es raucht!
Denn sie haben's bitter nötig.
Und sie hätten's längst gebraucht.
Komm erlös uns von der Plage.
Komm, weil kein Mensch das gar nicht kann,
Ach das wären Feiertage,
lieber, guter Weihnachtsmann!

Aus: Die Weltbühne, 1930

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Zitat Nr. 96: 17. September 2006

"Nur Schlechtes und Inhumanes"

Aus der umstrittenen Regensburger Vorlesung von Papst Benedikt XVI.*

"(...) Daß es ... notwendig und vernünftig bleibt, mit der Vernunft nach Gott zu fragen und es im Zusammenhang der Überlieferung des christlichen Glaubens zu tun, war im Ganzen der Universität unbestritten.

All dies ist mir wieder in den Sinn gekommen, als ich kürzlich den von Professor Theodore Khoury (Münster) herausgegebenen Teil des Dialogs las, den der gelehrte byzantinische Kaiser Manuel II. Palaeologos wohl 1391 im Winterlager zu Ankara mit einem gebildeten Perser über Christentum und Islam und beider Wahrheit führte. Der Kaiser hat vermutlich während der Belagerung von Konstantinopel zwischen 1394 und 1402 den Dialog aufgezeichnet; so versteht man auch, daß seine eigenen Ausführungen sehr viel ausführlicher wiedergegeben sind, als die seines persischen Gesprächspartners. Der Dialog erstreckt sich über den ganzen Bereich des von Bibel und Koran umschriebenen Glaubensgefüges und kreist besonders um das Gottes- und das Menschenbild, aber auch immer wieder notwendigerweise um das Verhältnis der, wie man sagte, „drei Gesetze“ oder „drei Lebensordnungen“: Altes Testament – Neues Testament – Koran. Jetzt, in dieser Vorlesung möchte ich darüber nicht handeln, nur einen – im Aufbau des ganzen Dialogs eher marginalen – Punkt berühren, der mich im Zusammenhang des Themas Glaube und Vernunft fasziniert hat und der mir als Ausgangspunkt für meine Überlegungen zu diesem Thema dient.

In der von Professor Khoury herausgegebenen siebten Gesprächsrunde (διάλεξις – Kontroverse) kommt der Kaiser auf das Thema des Djihād, des heiligen Krieges zu sprechen. Der Kaiser wußte sicher, daß in Sure 2, 256 steht: Kein Zwang in Glaubenssachen – es ist eine der frühen Suren aus der Zeit, wie uns die Kenner sagen, in der Mohammed selbst noch machtlos und bedroht war. Aber der Kaiser kannte natürlich auch die im Koran niedergelegten – später entstandenen – Bestimmungen über den heiligen Krieg. Ohne sich auf Einzelheiten wie die unterschiedliche Behandlung von „Schriftbesitzern“ und „Ungläubigen“ einzulassen, wendet er sich in erstaunlich schroffer, uns überraschend schroffer Form ganz einfach mit der zentralen Frage nach dem Verhältnis von Religion und Gewalt überhaupt an seinen Gesprächspartner. Er sagt: „Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, daß er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten“. Der Kaiser begründet, nachdem er so zugeschlagen hat, dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. „Gott hat kein Gefallen am Blut”, sagt er, „und nicht vernunftgemäß, nicht „σὺν λόγω” zu handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider. Der Glaube ist Frucht der Seele, nicht des Körpers. Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung… Um eine vernünftige Seele zu überzeugen, braucht man nicht seinen Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann...".

Der entscheidende Satz in dieser Argumentation gegen Bekehrung durch Gewalt lautet: Nicht vernunftgemäß handeln ist dem Wesen Gottes zuwider. Der Herausgeber, Theodore Khoury, kommentiert dazu: Für den Kaiser als einen in griechischer Philosophie aufgewachsenen Byzantiner ist dieser Satz evident. Für die moslemische Lehre hingegen ist Gott absolut transzendent. Sein Wille ist an keine unserer Kategorien gebunden und sei es die der Vernünftigkeit. Khoury zitiert dazu eine Arbeit des bekannten französischen Islamologen R. Arnaldez, der darauf hinweist, daß Ibn Hazn so weit gehe zu erklären, daß Gott auch nicht durch sein eigenes Wort gehalten sei und daß nichts ihn dazu verpflichte, uns die Wahrheit zu offenbaren. Wenn er es wollte, müsse der Mensch auch Götzendienst treiben.

An dieser Stelle tut sich ein Scheideweg im Verständnis Gottes und so in der konkreten Verwirklichung von Religion auf, der uns heute ganz unmittelbar herausfordert. (...)

* Am 12. September 2006 in der Aula Magna der Universität Regensburg.
Auf der Website des Vatikans geht es zur vollständigen Rede des Papstes: www.vatican.va.

Die Rede hat zu heftigen Protesten in der islamischen Welt geführt. Papst Benedikt XVI. hat die Reaktionen auf seine Islam-Äußerungen in der Universität Regensburg wenige Tage später bedauert. In keiner Weise habe er die religiösen Gefühle gläubiger Muslime verletzen wollen, sagte er am 17. September bei seinem Angelus-Gebet in Castelgandolfo. Er habe in der umstrittenen Rede zum Thema Islam und Gewalt lediglich einen mittelalterlichen Text zitiert, den er sich in keinster Weise zu Eigen mache. Der Papst nahm aber keine Aussagen zurück und entschuldigte sich auch nicht, wie es zuvor muslimische Geistliche gefordert hatten.


Hier geht es zu einer Kritk: "Wer einen besseren Gottglauben beschwört, nährt Unfrieden unter den Religionen"
Ein Brief an Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Von Friedrich Hitzer (5. Oktober 2006)

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Zitat Nr. 95: 1. Juli 2006

Zu Gast bei Freunden?

Von Johannes M.Becker

Eigentlich, hatte ich gedacht, war mein Fußball-Fieber nach dem Frankreich-Spiel der Henry und Zidane für die laufende Woche erschöpft. Aber dann („Der Käpt´n kommt“) ergriff es mich doch noch einmal beim deutschen Spiel gegen die Polen. Auch wenn Ballack den ganzen Wirbel nicht wert schien vorgestern (andere spielten viel stärker), rumorte es in mir: „Warum machen die das Ding nicht rein in den rot-weißen Kasten? Wer hat die Querlatte im Gehäuse der Polen so tief gehängt?“ Verdient hatte die schwarz-weiße Mannschaft das Tor lange vor der glücklichen 90. Minute.

Das Marburger Südviertel erschien während des Spiels auch bei geöffnetem Fenster lebenswert, selbst nach dem Spiel verhielten sich die „Fans“ recht vernünftig. Sind wir vielleicht doch gute Gastgeberinnen und Gastgeber? Ich hatte nach den Vorgeschichten vor allem in den Neuen Bundesländern Schlimmes erwartet.

Lassen wir uns nicht täuschen: Es hat weiterhin „national befreite Zonen“ in diesem Deutschland, die Ausländerfeindlichkeit, die alltägliche Diskriminierung von Minderheiten und Querdenkerinnen und Querdenkern, die mangelnde Zivilcourage bei Aggressionen ist in den Medien nur eben einmal ins zweite Glied gerückt.

Es gibt zahlreiche Initiativen, bei aller Freude über schöne Spiele und Erfolge, die daran erinnern, dass bei uns einiges im Argen liegt. In aller Regel werden unsere Fans im Ausland sehr gut empfangen und aufgenommen, wobei das eigene Verhalten hierbei nicht unwesentlich ist. Die gute Geste des Deutschen Fußballbundes gegenüber dem französischen Polizisten, der vor acht Jahren von deutschen Hooligans übel maltraitiert worden war, ist unbedingt auszuweiten. „Pro Asyl“ bspw. hat anlässlich der Weltmeisterschaft eine große Unterschriften-Kampagne gegen die unsäglichen Abschiebe-Praktiken unserer Innenminister und ihrer Behörden gestartet. Initiativen gegen die grassierende Ausländerfeindlichkeit finden sich derzeit zuhauf.

„Zu Gast bei Freunden“ kann sich in diesem Land nur fühlen, der auch außerhalb des Fußballfestes willkommen ist.

PD Dr. Johannes M. Becker lehrt Politikwissenschaften an der Philipps-Universität.
Der Kommentar erschien in der Oberhessischen Presse vom 16. Juni 2006


Gäste unerwünscht?

Von Bernd Kammer *

Die ersten Mannschaften sind eingetroffen – England, Kenia, zwei gemischte Teams aus Israel und Palästina sowie vom Balkan. Der Rest wird heute erwartet, um ab Sonntag auf dem Kreuzberger Mariannenplatz den ersten WM-Titel im Straßenfußball auszuspielen. Allerdings – zwei der gemeldeten 24 Mannschaften aus fünf Kontinenten werden es wohl nicht mehr schaffen – das Außenministerium hat den Straßenfußballern aus Ghana und Nigeria keine Visa erteilt.

»Das ist ein großer Rückschlag«, sagte Jürgen Griesbeck, Geschäftsführer vom veranstaltenden Netzwerk »Streetfootballworld«. Erst vergangene Woche habe man davon erfahren. »Die Jungs mussten ihre Koffer wieder auspacken. Was das für den Einzelnen bedeutet, der wahrscheinlich noch nie seinen Slum oder Stadtteil verlassen hat, kann man sich vorstellen.«

Die Gründe dafür wurden Griesbeck offiziell nicht mitgeteilt. Ein Sprecher des Außenamtes erklärte, dass die Jugendlichen wegen »geringer Verwurzelung im Heimatland« ihre »Rückkehrbereitschaft« nicht glaubhaft machen konnten. »Wir können die ausländerrechtlichen Bestimmungen nun mal nicht ändern«, so die Spielverderber vom Außenamt.

Griesbeck findet diese Begründung verwunderlich, da es ja gerade um benachteiligte Jugendliche gehe, die ohne Jobs sind und teilweise auf der Straße leben. Die Spieler stammen aus Projekten, die sich gegen Gewalt, Drogen sowie für soziales Lernen und bessere Aids-Prävention einsetzen. »Die Projekte sollen für sie Anlaufstellen sein, um ihnen eine Perspektive zu geben, und zwar in ihren jeweiligen Ländern.« Zudem hätten die deutschen Botschaften die Projekte vor Ort unterstützt. Greisbeck gesteht dem Auswärtigen Amt denn auch zu, alles wohlwollend geprüft zu haben. Immerhin hätten 11 von 13 Mannschaften Visa erhalten, darunter mit Kenia, Ruanda, Südafrika und Senegal auch vier aus Afrika. Berlins Migrationsbeauftragter Günter Piening nannte die Visa-Verweigerung »ein wenig beschämend«. Der grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele kündigte eine Anfrage bei der Bundesregierung an.

Die Straßenfußball-WM ist Teil des Kulturprogramms der »großen« WM und wird u.a. von der Kulturstiftung des Bundes und dem DFB unterstützt. Ihr WM-Quartier haben die 200 Straßenfußballer in einer leer stehenden Schule in der Adalbertstraße aufgeschlagen, die vom Bezirksamt Mitte zu Verfügung gestellt und von jungen Arbeitslosen innerhalb einer Qualifizierungsmaßnahme hergerichtet wurde. Entstanden ist eine Herberge der besonderen Art: Die Schlaf- und Duschräume sind mit Baugerüsten möbliert – Material von der Straße eben. Wenn die WM vorbei ist, werden sie wieder Fassaden schmücken.

Das Turnier wird vom 2. bis 8. 7. auf dem Mariannenplatz ausgetragen. Dort entsteht zur Zeit das Stadion. Es soll 2200 Zuschauer fassen (Eintritt ein Euro). Der Kunstrasenplatz misst 25 mal 15 Meter. Gespielt wird fünf gegen fünf und ohne Schiedsrichter, anfangs zwölf, ab Viertelfinale 20 Minuten. Das Auftaktmatch bestreiten Sonntag, 14.30 Uhr, Teams aus Kreuzberg und der Türkei. Abends legen DJs auf, die WM-Spiele der Stars werden auf Leinwand übertragen.

* Dieser Artikel erschien unter der Überschrift "Auswärtiges Amt als Spielverderber - Straßenfußballern aus Ghana und Nigeria wird die Einreise verweigert" in der Tageszeitung "Neues Deutschland" vom 27. Juni 2006



In Kürze ("Zitate des Tages")

Auf friedlichem Wege

Die Parteien verpflichten sich, in Übereinstimmung mit der Satzung der Vereinten Nationen jeden internationalen Streitfall, an dem sie beteiligt sind, auf friedlichem Wege so zu regeln, daß der internationale Friede, die Sicherheit und die Gerechtigkeit nicht gefährdet werden, und sich in ihren internationalen Beziehungen jeder Gewaltandrohung oder Gewaltanwendung zu enthalten, die mit den Zielen der Vereinten Nationen nicht vereinbar ist.
Art. 1 des bis heute gültigen Nordatlantikvertrags der NATO.

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"Atomwaffen ausbringen"

Unter der nuklearen Teilhabe, die im Artikel "Wir können nicht schweigen - 50 Jahre Göttinger Erklärung" auf Seite 4 unserer gestrigen Ausgabe erwähnt wurde, versteht man nicht nur die Lagerung taktischer amerikanischer Atomwaffen in Deutschland, sondern vor allem, dass die Bundeswehr diese Waffen im Kriegsfall mit ihren Tornado-Kampfflugzeugen ausbringen würde.
Diese Richtigstellung zu einem Artikel brachte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am 13. April 2007 unter "Kurze Meldungen", Seite 4

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Wissenschaftler vor 50 Jahren

Für ein kleines Land wie die Bundesrepublik glauben wir, daß es sich heute noch am besten schützt und den Weltfrieden noch am ehesten fördert, wenn es ausdrücklich und freiwillig auf den Besitz von Atomwaffen jeder Art verzichtet. Jedenfalls wäre keiner der Unterzeichnenden bereit, sich an der Herstellung, der Erprobung oder dem Einsatz von Atomwaffen in irgendeiner Weise zu beteiligen.
Aus dem berühmten "Göttinger Manifest" von 18 Atomwissenschaftlern, 12. April 1957. (Das "Manifest" im vollen Wortlaut gibt es >>> hier <<<)

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Einstweilige Anordnung

Für eine einstweilige Anordnung ist kein Raum, wenn das Bundesverfassungsgericht die Hauptsache so rechtzeitig zu entscheiden vermag, dass durch diese Entscheidung die schweren Nachteile, denen die einstweilige Anordnung entgegenwirken soll, vermieden werden können. Dringlich in diesem Sinne ist der Erlass einer einstweiligen Anordnung nur dann, wenn im Hinblick auf das im Hauptsacheverfahren als verletzt gerügte Recht ein schwerer Nachteil droht, der durch ein Obsiegen des Antragstellers im Hauptsacheverfahren nicht mehr verhindert oder rückgängig gemacht werden kann.

Aus der schriftlichen Begründung des Bundesverfassungsgerichts zur Ablehnung eines Eilantrags der Fraktion DIE LINKE.
Lesen Sie mehr dazu >>> hier <<<

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"Stabilität" durch Truppenaufmarsch? - "Äußerst gespannt"

Die amerikanische Marine hat am 27. März im Persischen Golf mit dem größten Manöver seit der Invasion im Irak 2003 begonnen. An der Übung nahmen zwei Trägerkampfgruppen, mehr als 100 Kampfflugzeuge und rund 10.000 Soldaten teil. Der amerikanische Fregattenkapitän Kevin Aandahl erklärte, das Manöver stehe nicht in Zusammenhang mit der Festnahme von 15 britischen Soldaten durch iranische Truppen. Man wolle den Iran nicht bedrohen und werde auch nicht in iranischen Gewässern operieren. Die Übung diene allein der regionalen Stabilität und Sicherheit.
(Nachrichtenagentur AP, 27. März 2007)

Die Truppenübungen im Persischen Golf erschweren die Situation in dieser Region, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am 29. März in Moskau vor Journalisten. "Der Persische Golf befindet sich in einem so nervösen Zustand, dass beliebige Handlungen in diesem Gebiet, zumal mit Anwendung militärischer Gewalt, der Situation Rechnung tragen müssen, die ohnedies schon äußerst gespannt ist."
Die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti, 29. März 2007

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NATO oder nicht NATO

Die enge, freundschaftliche Verbindung mit den Vereinigten Staaten von Amerika und eine starke NATO - sie sind und bleiben auch in Zukunft in unserem fundamentalen europäischen Interesse. Dies ist kein Gegensatz zu einer Vertiefung der europäischen Zusammenarbeit.
Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede vor den Staats- und Regierungschefs der EU am 25. März 2007 in Berlin.

Die Unabhängigkeit der EU von der NATO muss sichergestellt werden.
Aus der Erklärung von Attac Europa: "Zehn Prinzipien für einen demokratischen EU-Vertrag".

Lesen Sie hier weiter

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Freitag, 6. April 2007, 4 Uhr morgens: Angriff auf Iran

Die Militäraktion der USA gegen Iran wird in der ersten Aprilwoche, knapp vor dem diesjährigen Ostern, wahrscheinlich schon am Freitag, dem 6. April, stattfinden, der in den moslemischen Ländern ein arbeitsfreier Tag ist, schreibt die russische Wochenzeitung "Argumenty Nedeli" unter Berufung auf russische Militärexperten.
Die Attacke solle 12 Stunden lang, von vier Uhr morgens bis 16 Uhr (Ortszeit), dauern. Bei der Operation, die die Kodebezeichnung "Bite" (Biss) bekommen hat, werden rund 20 Objekte angegriffen, u. a. Urananreicherungszentrifugen sowie Forschungszentren und -labors, so das Blatt. Der erste Reaktorblock in Bushehr, an dem russische Fachleute bauen, solle dabei verschont bleiben. Es sollen das Luftabwehrsystem bekämpft, mehrere iranische Kriegsschiffe im Persischen Golf versenkt und die wichtigsten Führungsstellen der iranischen Streitkräfte vernichtet werden.
Die Schläge sollen u. a. von der im Indischen Ozean gelegenen Insel Diego Garcia aus geführt werden: Von dort sollen B-52-Bombenflugzeuge mit Flügelraketen starten. Darüber hinaus sollen sich die Fliegerkräfte von den Flugzeugträgern an dem Angriff beteiligen, die sich derzeit im Persischen Golf befinden bzw. zur im Mittelmeer stationierten 6. US-Flotte gehören. Weitere Flügelraketen sollen von U-Booten abgeschossen werden, die im Stillen Ozean und vor der Küste der Arabischen Halbinsel kreuzen.

Aus einer Meldung der Russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti, 19. März 2007

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21. März

"Rassendiskriminierung und Apartheid verneinen Menschenrechte, grundlegende Freiheiten und Gerechtigkeit und stellen einen Angriff auf die Menschenwürde dar,
Rassendiskriminierung und Apartheid, wo immer sie vorkommen, stellen ein ernsthaftes Hindernis für die ökonomische und soziale Entwicklung dar und behindern die internationale Zusammenarbeit und den Frieden"

Aus der Resolution der UN-Generalversammlung, verabschiedet am 26. Oktober 1966. Darin wurde der 21. März zum "Internationalen Tag zur Beseitigung der Rassendiskriminierung" erklärt.
Die vollständige Resolution [A/RES/2142(XXI)] haben wir hier dokumentiert: "Elimination of all forms of racial discrimination" (pdf-Datei)

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Schneller brüten, meine Herren!

Als erster deutscher Bundeswehrsoldat hat ein Oberstleutnant aus Gewissensgründen die Freistellung von der Mithilfe beim Tornado-Einsatz in Afghanistan beantragt. Er könne es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, den Einsatz in irgendeiner Form zu unterstützen, sagte der in München stationierte Oberstleutnant Jürgen Rose nach Mitteilung des NDR-Magazins "Panorama". Er habe gravierende verfassungsrechtliche, völkerrechtliche sowie strafrechtliche Bedenken.
Oberstleutnant Klaus Treude, Sprecher des Wehrbereichskommando IV des Streitkräfteunterstützungskommandos in München, bestätigte, dass Rose am Donnerstagmorgen (15. März) einen entsprechenden Antrag eingereicht habe. "So einen Fall haben wir noch nicht gehabt", sagte Treude sprach. "Zur Zeit brüten die zuständigen Vorgesetzten über dem Antrag", erklärte der Sprecher.
[Wie wär's mit einem Schnellen Brüter?] Eine Prognose, wann eine Entscheidung fällt und welche Konsequenzen diese haben könnte, wollte Treude nicht wagen. "Sie können aber davon ausgehen, dass es eine hochwichtige Angelegenheit für uns ist", sagte er.
Der Offizier ist laut Bericht im Wehrbereichskommando IV des Streitkräfteunterstützungskommandos in München eingesetzt und für die logistische Unterstützung von Auslandseinsätzen zuständig. Außerdem gehöre er zum Vorstand des Vereins Darmstädter Signal, ein Zusammenschluss kritischer Bundeswehrsoldaten.

Aus einer Pressemeldung (AP) vom 15. März 2007.
Hier geht es zur "Dienstlichen Erklärung" (pdf-Datei von Jürgen Rose, worin er seine Gründe darlegt, warum er von allen weiteren Aufträgen im Zusammenhang mit der "Operation Enduring Freedom" entbunden werden möchte.

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Vorbei

"... Der Krieg in Afghanistan kann nicht gewonnen werden. Jedenfalls nicht so, jedenfalls nicht bald, jedenfalls nicht, ohne noch viel mehr Soldaten in den Kampf zu schicken, jedenfalls nicht, ohne unendlich viel mehr zivile Hilfe zu leisten.
Und weil das so ist, hätte es unserem Parlament überhaupt nicht geschadet, wenn in dieser Frage von Krieg und Frieden - die immer auch eine von Leben und Tod ist - noch mehr Abgeordnete nicht ach so realpolitisch und pragmatisch abgestimmt hätten. Es war eine gute Gelegenheit, Nein zu sagen. Vorbei."

Arnd Festerling in einem Kommentar über die Tornado-Abstimmung, Frankfurter Rundschau, 10. März 2007

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35 Mio. Euro für Einsatzmodul TORNADO RECCE

Die einsatzbedingten Zusatzausgaben für die Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte mit einem Einsatzmodul TORNADO RECCE an ISAF zu Aufklärungszwecken werden für einen Zeitraum von sechs Monaten rund 35 Mio. Euro betragen.
Aus dem Antrag der Bundesregierung zum Einsatz zusätzlicher Tornado-Aufklärer, der am Freitag, 9. März, im Bundestag in dritter Lesung beraten und abgestimmt wird.
Hier geht es zum ganzen Antrag: "Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte ..." (pdf-Datei)

"Wer Tornados nach Afghanistan schickt, hilft den Taliban"

"Der Einsatz in Afghanistan läuft grundsätzlich schief. Seit 2002 wurden dort 85 Milliarden Dollar für Militäroperationen, aber nur 7,5 Milliarden Dollar für den zivilen Wiederaufbau eingesetzt. Und dabei hat man sich auch noch auf die Hauptstadt Kabul konzentriert, die Paschtunen-Gebiete aber vernachlässigt."

Reinhard Erös, Oberstabsarzt a.D. und Gründer der "Kinderhilfe Afghanistan" in der "Süddeutschen Zeitung" vom 2. März 2007. Siehe den ganzen Artikel als pdf-Datei: Wie man einen Krieg verliert

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Sehr verehrte Frau Merkel,

wegen Gefahr im Verzug bitten wir Sie zu handeln. Verhindern Sie diesen Krieg und dass Deutschland und die Europäische Union für ein Desaster unvorstellbaren Ausmaßes mit verantwortlich gemacht werden wird.

Aus einem Brief namhafter Friedensforscher/innen an die Bundeskanzlerin und deutsche EU-Ratspräsidentschaft (siehe: "Tun Sie alles ...").

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Tödlich

Die Menschheitsgeschichte kennt natürlich auch Perioden monopolaren Zustandes und des Strebens nach Weltherrschaft. Alles war schon mal da in der Geschichte der Menschheit. Aber was ist eigentlich eine monopolare Welt? Wie man diesen Terminus auch schmückt, am Ende bedeutet er praktisch nur eines: es gibt ein Zentrum der Macht, ein Zentrum der Stärke, ein Entscheidungs-Zentrum.
Es ist die Welt eines einzigen Hausherren, eines Souveräns. Und das ist am Ende nicht nur tödlich für alle, die sich innerhalb dieses Systems befinden, sondern auch für den Souverän selbst, weil es ihn von innen zerstört.

Wladimir Putin auf der Münchner "Sicherheitskonferenz" am 10. Februar 2007.
Die Aufsehen erregende Rede des russischen Präsidenten gibt es bei uns nun auch in einer deutschen Übersetzung:
"Ich denke, dass für die heutige Welt das monopolare Modell nicht nur ungeeignet, sondern überhaupt unmöglich ist".

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Tragik

"Es ist die Tragik jeder Demokratie, dass bei uns jeder seine Meinung öffentlich vertreten darf und dass man politisch Verantwortliche in einer Demokratie schützen muss. In Diktaturen würde so etwas nicht passieren."
Horst Teltschik, Veranstalter der Münchner "Sicherheitskonferenz", am 7. Februar 2007 in einem Interview des Bayerischen Rundfunks. Später räumte er gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" ein, die Aussage sei "missverständlich" und nicht auf die Gegendemonstrationen bezogen gewesen.
Hier geht es zu unserem Dossier über die Münchner "Sicherheitskonferenz"

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Hammer und Nagel

Wenn man über einen großen Militärapparat verfügt, dann möchte man ihn auch gerne zum Einsatz bringen. Wer einen Hammer als einziges Werkzeug hat, für den sieht die ganze Welt wie ein Nagel aus. Das ist das größte Problem ...
Johan Galtung über die NATO. (Lesen Sie hier das ganze Interview mit Johan Galtung.)

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Eulenspiegeleien

(...) Die Einlassungen von Steinmeier und Schily erinnern an eine Geschichte von Nasreddin Hodscha, dem Till Eulenspiegel der Türkei. Als der von seinem Nachbarn gefragt wurde, warum er den geliehenen Topf verbeult zurückgegeben habe, sagte der Schelm: "Erstens habe ich keinen Topf ausgeliehen, zweitens habe ich ihn unbeschädigt zurückgegeben, und drittens war er schon zerbeult, als ich ihn bekam." Der Unterschied zwischen dieser Geschichte und den Rechtfertigungsversuchen im Fall Kurnaz ist allerdings der, daß es dabei nicht um einen zerbeulten Topf geht, sondern um einen gefolterten Menschen – den die Spitze der Sicherheitsbürokratie in Deutschland aber wie einen zerbeulten Topf behandelt und auf den sie auch noch draufgehauen hat. Steinmeier und Schily erklären das so: Erstens stimmt die ganze Geschichte nicht, zweitens haben wir dem Mann nichts getan, und das, was wir ihm getan haben oder tun wollten, das geschah ihm ganz recht – der ist Türke und Sicherheitsrisiko. (...)
Heribert Prantl in seinem Kommentar "Steinmeier und der zerbeulte Topf" in der Süddeutschen Zeitung vom 29. Januar 2007

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"Während wir uns hier versammeln, sterben unsere amerikanischen Mitbürger".
"Wir werden weiter machen, bis die verbindliche Resolution* verabschiedet ist, das Geld gestoppt wird und die Soldaten nach Hause kommen."

Filmschauspieler Sean Penn auf einer Massenkundgebung am 27. Januar 2007 in New York.
Nach verschiedenen Berichten beteiligten sich mehrere zehntausend Menschen an dem Friedensmarsch, unter ihnen viel Prominenz wie Jane Fonda, Susan Sarandon, Tim Robbins, Danny Glover, Rhea Perlman, Jesse Jackson und zahlreiche Kongressabgeordnete.

* Tell Congress: Use Your Power to Bring the Troops Home Now

We call on you, as our elected representatives in the U.S. Congress, to use your power and take action to end the war in Iraq and bring all the troops home. We call on you to:
  • Vote for the immediate withdrawal of all U.S. forces from Iraq;
  • Vote for full funding of veterans benefits;
  • Vote against any funds for military action of any kind in Iraq, except for the safe withdrawal of all our armed forces;
  • Vote for aid to reconstruct Iraq under Iraqi control;
  • Vote to redirect our tax dollars for social programs at home.
Petition der Bewegung "united für peace & justice

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UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon:

Erklärung zum Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, 27. Januar 2007

Der Holocaust war eine einzigartige und nicht zu leugnende Katastrophe. Auch Jahrzehnte später schockiert noch immer die systematische Ermordung von Millionen Juden und anderen Menschen. Die Fähigkeit der Nazis, trotz ihrer völligen Verderbtheit über Anhänger zu verfügen, ruft immer noch Angst hervor. Und vor allem bleibt Schmerz zurück: bei den Überlebenden und bei allen von uns, die einen Sturz in die Barbarei miterlebt haben.
Die Erinnerungsarbeit ehrt jene, die ums Leben kamen. Doch sie spielt auch eine zentrale Rolle bei unseren Bemühungen, die menschliche Grausamkeit aufzuhalten. Sie hält uns wachsam vor neuen Ausbrüchen von Antisemitismus und anderen Arten von Intoleranz. Auch ist sie eine unverzichtbare Antwort für jene fehlgeleiteten Personen, die behaupten, der Holocaust hätte nie stattgefunden oder sei aufgebauscht worden.
Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust ist somit ein Tag, an dem wir unser Engagement für die Menschenrechte erneut zur Geltung bringen müssen. Diese wurden durch Auschwitz und durch andere die Völkermorde und Gräueltaten brutal geschändet.
Wir müssen auch über das reine Gedenken hinaus gehen und sicher stellen, dass neue Generationen die Geschichte kennen. Wir müssen die Lehren aus dem Holocaust an die heutige Welt weitergeben. Und wir müssen unser Äußerstes tun, damit alle Völker den Schutz und die Rechte genießen, für die die Vereinten Nationen stehen.
An diesem Internationalen Tag bekräftige ich meine feste Verpflichtung gegenüber diesem Auftrag und rufe alle auf, sich an unserem gemeinsamen Streben nach Menschenwürde zu beteiligen.

Siehe hierzu die Resolution des UN-Generalversammlung zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust: Resolution 60/7: Gedenken an den Holocaust.

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Edmund Stoiber tritt zurück. Was wird nun aus Riechling?

... fragen besorgt die Zuschauer des "Scheibenwischers".
(18. Januar 2007).

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Muhammad Ali - groß auch außerhalb des Rings

"Man, I ain't got no quarrel with them Viet Cong"
"No Viet Cong ever called me a nigger"

"Clean out my cell and take my tail
On the trail for the jail without bail
Because it's better in jail
Watchin' television fed
Than in Vietnam somewhere, dead"

(1967)

"Nobody has to tell me that this is a serious business. I'm not fightin' one man. I'm fighting a lot of men, showing a lot of em, here is one man they couldn't defeat, couldn't conquer ... My mission is to bring freedom to 30 million black people."
1970

"I'm gonna fight for the prestige, not for me, but to uplift my little brothers who are sleeping on concrete floors today in America. black people who are living on welfare, black people who can't eat, black people who don't know no knowledge of themselves, black people who don't have no future."
(1974)

"I wish people would love everybody else the way they love me. It would be a better world."

1967 erkannte man Muhammad Ali ("Ich bin der Größte") seinen Titel als Boxweltmeister ab, da er aus religiösen und pazifistischen Gründen den Kriegsdienst in der amerikanischen Armee verweigerte. Erst drei Jahre später konnte er seine Karriere fortsetzen. Muhammad Ali wird am 17. Januar 2007 65. Jahre alt.

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"Federkleid"

Der Islam hat für Männer eine Bekleidung empfohlen, die passt und gut aussieht - und für Frauen eine Bekleidung, die ihnen ebenfalls passt und gut aussieht. Wie wir Vögel betrachten, gibt es beim Federkleid einen großen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Häufig sind männliche äußerlich schöner als weibliche - und die Kleider der weiblichen Tiere sind zurückhaltender in der Farbgebung. Auch jetzt gibt es in der ganzen Welt einen Unterschied in den Bekleidungen der Geschlechter. Was der Islam als Bekleidung für Frauen empfiehlt, empfehlen auch Bibel und Tora.
Gulbuddin Hekmatyar, einer der mächtigsten Warlords in Afghanistan und erbitterter Gegner der ausländischen Besatzung, in einem Interview mit der Online-Ausgabe des "Stern", 13. Januar 2007 (www.stern.de)

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Auch eine Art Weihnachtsgeschichte: "Lieber Ahmed ..."

Ein alter Araber lebt seit mehr als 40 Jahren in Chicago. Er würde gerne in seinem Garten Kartoffeln pflanzen, aber er ist allein und alt und schwach. Sein Sohn studiert in Paris.
Deshalb schreibt er ein E-Mail an seinen Sohn:
Lieber Ahmed,
ich bin sehr traurig, weil ich in meinem Garten keine Kartoffeln pflanzen kann. Ich bin sicher, wenn Du hier wärst, könntest Du mir helfen und den Garten umgraben.
Ich liebe Dich.
Dein Vater


Prompt erhält der alte Mann ein E-Mail:
Lieber Vater,
bitte rühre auf keinen Fall irgendetwas im Garten an. Dort habe ich nämlich "die Sache" versteckt. Ich liebe Dich auch.
Ahmed


Keine sechs Stunden später umstellen die US Army, die Marines, das FBI und der CIA das Haus des alten Mannes. Sie nehmen den Garten Scholle für Scholle auseinander, suchen jeden Millimeter ab, finden aber nichts. Enttäuscht ziehen sie wieder ab.

Am selben Tag erhält der alte Mann noch ein E-Mail von seinem Sohn:
Lieber Vater,
sicherlich ist jetzt der Garten komplett umgegraben und du kannst die Kartoffeln pflanzen. Mehr konnte ich aus der Entfernung leider nicht für Dich tun. Ich liebe Dich.
Ahmed


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60 Jahre UNICEF

Liebe Freunde,
die Gründung von UNICEF war die Antwort auf das Scheitern der Menschlichkeit während des Zweiten Weltkrieges. Die Zeit war damals reif für die Idee, dass Frieden und Entwicklung ihre Grundlage im Leben der Kinder haben. Vieles wurde seither für die Kinder der Erde erreicht. Doch immer noch wachsen so viele Kinder in Armut und Gewalt auf, leiden unter Krankheiten und Diskriminierung.
Es ist gewiss, dass wir in unserer modernen Welt besser für unsere Kinder sorgen können, als wir es jetzt tun. Es gibt keine Entschuldigung dafür, den Kindern eine Kindheit vorzuenthalten, in der sie ihre Fähigkeiten voll entfalten können.
Ich danke UNICEF für seine Arbeit in 60 Jahren und rufe Sie alle auf, ihre Anstrengungen zu verdoppeln.
Ich danke Ihnen.

Nelson Mandela (87), Friedensnobelpreisträger und ehemaliger Präsident von Südafrika, in einer Grußbotschaft zum 60. Geburtstag von UNICEF (siehe auch unseren Bericht: "Denn Kinder sind die Hoffnung der Welt"

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Artikel 23

Jeder hat als Mitglied der Gesellschaft das Recht auf soziale Sicherheit und Anspruch darauf, durch innerstaatliche Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit sowie unter Berücksichtigung der Organisation und der Mittel jedes Staates in den Genuß der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu gelangen, die für seine Würde und die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit unentbehrlich sind.
Aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vom 10. Dezember 1948.

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"Nur ein Soldat kam über den Khyberpaß zurückgekrochen"

Denken sie an Afghanistan in der Nacht, haben britische Politiker, Soldaten und Angehörige heute sogar die Wahl zwischen drei Ur-Erlebnissen oder genauer einem dreifaltigen Ur-Trauma. Der erste Versuch, das Land zu unterwerfen, hatte von 1838 bis 1842 gewährt. Von den 16 000 Soldaten, die damals nach Kabul geschickt wurden, ist nur einer über den Khyberpaß nach Indien zurückgekrochen, und wahrscheinlich auch nur, weil er daheim etwas ausrichten sollte. Dort hat man es aber wohl nicht verstanden oder bald vergessen. Der zweite britische Afghanistan-Feldzug von 1878 bis 1881 war ebenso erfolglos, der dritte von 1919 bis 1921 nicht minder. Und offenbar sind die Nachfahren gerade dabei, dieselbe Lektion noch einmal zu lernen.

(Aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. November 2006, S. 3)

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Strafe für Peace-Zeichen als Weihnachtsschmuck

Weil Lisa Jensen ein Peace-Zeichen als Weihnachtsschmuck an ihre Hauswand gehängt hat, soll die Amerikanerin eine Geldstrafe von 25 Dollar (19 Euro) am Tag zahlen. Die Vereinigung der Hausbesitzer einer Siedlung in Pagosa Springs im US-Staat Colorado begründete ihre Entscheidung mit Beschwerden von Nachbarn. Einige sahen in dem Peace-Zeichen einen Protest gegen den Irak-Krieg, andere gar ein Symbol des Teufels.
Lisa Jensen will sich dem Druck der Loma Linda Homeowners Association aber nicht beugen. Jensen hat ausgerechnet, dass sie das Festhalten an ihrem Friedenszeichen etwa 1.000 Dollar (760 Euro) kosten wird. Sie weiß noch nicht, wie sie das zahlen soll. Aber sie ist entschlossen, den Kranz erst nach Weihnachten wieder abzuhängen.
Der Präsident der Hausbesitzervereinigung, Bob Kearns, schickte Jensen einen Brief, in dem er darauf hinwies, dass keine umstrittenen Zeichen an der Hauswand erlaubt seien. Außerdem schickte er die Mitglieder eines Ausschusses der Vereinigung mit dem Auftrag los, den Kranz zu entfernen. Diese kamen aber bei näherer Betrachtung zu dem Schluss, dass es sich nur um Weihnachtsschmuck handelt und lehnten die Anweisung ab. Präsident Kearns hat daraufhin erst einmal alle fünf Mitglieder des Ausschusses entlassen.
Quelle: AP, 27. November 2006

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God told me ...

According to Abbas, immediately thereafter (nach dem Aqaba-Gipfel)* Bush said:
"God told me to strike at al Qaida and I struck them, and then he instructed me to strike at Saddam, which I did, and now I am determined to solve the problem in the Middle East."
Aus: Ha'aretz, Nov. 15, 2006

* Beim Akaba-Gipfel in Jordanien trafen sich Anfang Juni 2003 der amerikanische Präsident George W. Bush, der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon und der palästinensische Ministerpräsident Mahmud Abbas zu Verhandlungen über die Zukunft Israels und eines autonomen palästinensischen Staates.

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"Farbe bekennen" im Irak

Wir können nicht zulassen, dass die Region im Chaos versinkt. Wir haben ein direktes, ein existenzielles Interesse, das zu verhindern. Der Wahlausgang wird das Interesse der USA zu partnerschaftlicher Zusammenarbeit eher stärken. Damit wird aber auch Europa stärker gefordert sein, Farbe zu bekennen.
(...) Wir Europäer sollten das Gespräch mit den USA darüber suchen, wie das transatlantische Verhältnis neu belebt werden kann. Es geht um unsere gemeinsame Verantwortung, aber auch um gleiche Augenhöhe in dieser Verantwortung - und um das Bewusstsein, dass Verantwortung etwas kostet. Da haben sich die Europäer bisher oft kunstvoll herausgeredet.

Bundespräsident Horst Köhler in einem Interview der Frankfurter Rundschau, 11. November 2006

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Bedauern oder Rache?

Die israelische Armee drückt ihr Bedauern über die Verletzung von unbeteiligten Zivilisten aus, betont jedoch, dass die Verantwortung dafür bei den Terrororganisationen liegt, die die Zivilbevölkerung als "menschliches Schutzschild" benutzen und weiterhin Terrorakte verüben und Qassam-Raketen auf bevölkerte Gebiete abfeuern und Zivilisten als Deckung benutzen.
Mitteilung des Sprechers der israelischen Armee zum "Vorfall" in Beit Hanoun am 8. November 2006.

The Israeli army invaded Bet-Hanoun and killed 50 Palestinians.
In revenge, palestinians launched Qassam rockets at Askalon.
In revenge, the Israeli army committed a massacre in Bet Hanoun.
In revenge ...
Until when?
Until the end of the occupation!

Wöchentliche Anzeige der israelischen Friedensorganisation Gush Shalom in der Zeitung "Ha'aretz" (10. November 2006)

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"Saubere Fingernägel"

"Die Palästinenserfrage wird erheblich überschätzt. Nordkorea und Iran sind die Themen von globaler Bedeutung. Stattdessen sprechen wir darüber, ob die Palästinenser sich ein bisschen mehr oder weniger gegenseitig umbringen, wir haben genug davon. Sie sind politisch paralysiert und können die Verantwortung für einen politischen Staat nicht tragen, nicht einmal für einen Waffenstillstand. Wir müssen nur darauf achten, dass unsere Fingernägel sauber bleiben."

"Es gibt keinen Grund, den Golan zu verlassen, weil die Option eines Friedens mit Syrien niemals existierte und auch nicht so bald existieren wird."

"Der Iran muss militärisch angegriffen werden. Wenn die USA es allerdings angehen wie im Irak, wird es keinen Erfolg geben. Ich war für den Krieg gegen den Irak, aber mein Ratschlag lautete: Bestraft, aber bekehrt nicht. Arabische Demokratie ist wie israelischer Feinsinn: Beides gibt es nicht."


Antworten des israelischen Sicherheitsberatern Dan Schueftan in einem Interview mit WELT.de vom 2. November 2006

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"Unter der eigenen Achsel schrubben"

(...) Ich bin nächstes Mal nicht mehr dabei. Ihr freiheitsliebenden Künstler und brillanten Provokateure und kirchlichen Oberhäupter, macht euren Scheiß bitte allein. Wenn ihr wirklich einen Krieg der Kulturen wollt, streicht mich jetzt von der Liste der Teilnehmer. Ich bin nämlich zu dem Schluss gekommen, dass Meinungsfreiheit durchaus auch die Freiheit ist, manchmal den Mund zu halten. (...)
Ich habe zum Beispiel einen Kollegen, der stinkt. (...) Ich habe ihn nie darauf angesprochen. Ich habe auch bis heute nie mit anderen darüber gesprochen. Und alle anderen im Büro machen es genauso. Warum? Weil es sich nicht gut anfühlen würde. (...)
(...) "Feigling!", höre ich da ewig Mutige rufen, denen die Meinungsfreiheit grundsätzlich am seidenen Faden der eigenen Entschlossenheit hängt. Du willst nur deine Ruhe, nur deshalb lässt du ihn weiter stinken! Ganz falsch. Ich glaube nur eben nicht, dass es möglich ist, den Gestank auf Erden auszurotten, dass man die Welt mit Besatzungsarmeen und schnellen Eingreiftruppen wirklich sauber kriegt, während im eigenen Hinterhof noch die übelsten Dinge vor sich hin rotten. Also würde ich mich gern darauf beschränken, ein bisschen unter der eigenen Achsel zu schrubben und ein wenig vor der eigenen Haustür zu kehren (...)

Zitate aus: Tobias Kniebe: Das Prinzip Meinungsfreiheit, Süddeutsche Zeitung Magazin Nr.43, 27. Oktober 2006, S. 54

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Hitlers Kabinett der Ahnungslosen

"Wenn wir nur die Erzählungen der vorderen Reihe der Angeklagten zusammenstellen, so bekommen wir folgendes lächerliches Gesamtbild von Hitlers Regierung; sie setzte sich zusammen aus: Einem Mann Nummer 2, der nichts von den Ausschreitungen der von ihm selbst eingerichteten Gestapo wusste und nie etwas vermutete von dem Ausrottungsprogramm gegen die Juden, obwohl er der Unterzeichner von über 20 Erlassen war, die die Verfolgung dieser Rasse ins Werk setzten. Einem Mann Nummer 3, der nur ein unschuldiger Mittelsmann war, der Hitlers Befehle weitergab, ohne sie überhaupt zu lesen, wie ein Briefträger oder ein Botenjunge. Einem Außenminister, der von auswärtigen Angelegenheiten wenig und von der auswärtigen Politik gar nichts wusste. Einem Feldmarschall, der der Wehrmacht Befehle erteilte, jedoch keine Ahnung hatte, zu welchen praktischen Ergebnissen diese führen würden. Einem Chef des Sicherheitswesens, der unter dem Eindruck war, dass die polizeiliche Tätigkeit seiner Gestapo und seines SD im Wesentlichen derjenigen der Verkehrspolizei gleichkam. Einem Parteiphilosophen, der an historischen Forschungen interessiert war und keinerlei Vorstellungen von den Gewalten hatte, zu denen im 20. Jahrhundert seine Philosophie anspornte. Einem Generalgouverneur von Polen, der regierte, aber nicht herrschte. Einem Gauleiter von Franken, der sich damit beschäftigte, unflätige Schriften über die Juden herauszugeben, der jedoch keine Ahnung hatte, dass sie irgendjemand jemals lesen würde. Einem Innenminister, der nicht wusste, was im Innern seines eigenen Amtes vor sich ging, noch viel weniger etwas wusste von seinem eigenen Ressort und nichts von den Zuständen im Innern Deutschlands. Einem Reichsbankpräsidenten, der nicht wusste, was in den Stahlkammern seiner Bank hinterlegt und was aus ihnen herausgeschafft wurde. Und einem Bevollmächtigten für die Kriegswirtschaft, der geheim die ganze Wirtschaft für Rüstungszwecke leitete, jedoch keine Ahnung hatte, dass dies irgend etwas mit Krieg zu tun hätte."
Der amerikanische Ankläger bei den Nürnberger Prozessen über die Hauptangeklagten, die von allem "nichts gewusst haben wollten".
Lesen Sie weiter: Die verlogenen "Führer".

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Wehrexperten: Traumaforschung verbessern!

Immer mehr Bundeswehrsoldaten leiden nach Auslandseinsätzen an psychischen Problemen: Die Zahl der Einsatzkräfte mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) hat sich in den vergangenen drei Jahren fast verdreifacht, wie das Verteidigungsministerium am Dienstag bestätigte. Im Jahr 2005 waren demnach mindestens 140 Bundeswehrsoldaten wegen posttraumatischer Störungen in Behandlung. 2003 waren es noch 48 gewesen. Wehrexperten von CDU und SPD forderten deshalb Verbesserungen bei der Traumaforschung und der Therapie von Betroffenen.

Agenturmeldung (AP) am 17. Oktober 2006.
Der Webmaster rät: Versucht es mal mit weniger Auslandseinsätzen.

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Mohammed Junus erhält Friedensnobelpreis

Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an den Wirtschaftsfachmann Mohammed Junus und seine Organisation Microcredit aus Bangladesch. Der 66-Jährige organisiert vor allem Bankkredite für arme Menschen.
Das Norwegische Nobelkomitee würdigte am Freitag deren Bemühungen um "die wirtschaftliche und soziale Entwicklung von unten". Mit Unterstützung internationaler Geldgeber gründete Junus Anfang der 1980er Jahre die Grameen-Bank. Das Geldinstitut vergibt jährlich Kredite von insgesamt rund einer halben Mrd. US-Dollar. Oft handelt es sich dabei um Summen von nur wenigen Dollar. Der Begriff "Grameen" heisst übersetzt dörflich. Über 12.000 Bankangestellte sind in mehr als 44.000 Dörfern Bangladeschs aktiv. Das fünfköpfige Nobelkomitee begründete seine Entscheidung damit, dass es "dauerhaften Frieden nicht geben kann, so lange große Bevölkerungsgruppen keine Wege aus der Armut finden". "Junus hat sich als Führungsgestalt gezeigt, der Visionen in praktische Handlung zum Vorteil von Millionen Menschen umsetzen könne", hieß es weiter. Allein in Bangladesch hätten zwei Millionen Menschen von den zinsfreien Kleinstkrediten profitiert, die ohne Sicherheit und überwiegend an Frauen vergeben werden.
Die von Junus und seiner Bank entwickelte Idee von "Mikrokrediten" sei überall von Institutionen übernommen worden und habe "den Weg in die ganze Welt gefunden. Der norwegische Komiteechef Ole Danholt Mjøs sagte, mit der Entscheidung für Junus habe man die "Erweiterung des Friedensbegriffs" bei der Nobelpreisvergabe fortgesetzt.


Siehe unsere Beiträge zum Friedensnobelpreis 2006:

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Pentagon paradox

  • "Manchmal ist Nichtstun die beste Reaktion."
  • "Je mehr Gewalt man einsetzt, desto weniger bewirkt sie."
  • "Die meisten wichtigen Entscheidungen treffen nicht die Generäle."
  • "Je mehr du deine Truppen schützt, desto weniger sicher bist du."
  • "Im Kampf gegen Aufständische ist die beste Waffe jene, die nicht schießt".
Merk(würdige)sätze aus einem neuen Feldhandbuch der US-Streitkräfte für den Kampf gegen Aufständische; zit. nach Süddeutscher Zeitung vom 6. Oktober 2006.


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Armut erzeugt Terrorismus

Wir werden niemals den Krieg gegen den Terror gewinnen, solange die Ursachen von Armut und Ungerechtigkeit weiter bestehen. Armut erzeugt Terrorismus. Deshalb sollten wir aufhören, Milliarden für Massenvernichtungswaffen auszugeben, und stattdessen den Hungrigen dieser Welt zu essen geben. Wenn wir in Frieden leben wollen, müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass wir alle Mitglieder derselben Familie sind.
Erzbischof Desmond Tutu bei einem Treffen von Nobelpreisträgern am 23./24. September 2006 in Denver (USA). Quelle: www.commondreams.org (eig. Übersetzung)

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Mehr Geld

Ich wiederhole meinen Satz: Man kann nicht immer mehr Aufgaben von der Bundeswehr verlangen und gleichzeitig nicht die entsprechenden finanziellen Grundlagen zur Verfügung stellen. Ich gehe aber davon aus, dass wir die Finanzierung sicherstellen werden.
Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidigung, in der Bundestagsdebatte am 19. September 2006 (siehe unsere Dokumentation der Libanondebatte, 1. Teil)

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Was Papst Benedikt sagte, wofür er sich entschuldigte und was er trotzdem nicht zurück nahm.

Unser Ausflug in die Theologie muss sich - mangels einschlägiger Kenntnisse - auf die pure Wiedergabe der umstrittenen Äußerungen seiner Heiligkeit in der Universität Regensburg am 12. September 2006 beschränken. Im Gegensatz zur Bundeskanzlerin Angela Merkel, die am 16. September in einem Zeitungsinterview erklärte, "wer den Papst kritisiere, verkenne die Absicht seiner Rede", wollen wir die Papst-Rede unkommentiert lassen.
Benedikt XVI. im Wortlaut: Siehe oben, Zitat Nr. 96.

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Morgenluft

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, unterstützt das Plädoyer von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben. "Die Bundeskanzlerin hat die Streitkräfte intensiv kennen gelernt. Deshalb weiß sie, dass die wachsende Zahl der Einsätze und die dazu nötigen Investitionen den bestehenden Verteidigungsetat überfordern", sagte Gertz der "Saarbrücker Zeitung". Er sei dankbar, dass sich Merkel "an die Spitze der Bewegung gestellt hat". Zwar steige der Wehretat im kommenden Jahr um netto 480 Millionen Euro. Davon würden aber allein 300 Millionen Euro durch die Anhebung der Mehrwertsteuer aufgefressen. "Um die Aufgaben adäquat zu erfüllen, wäre ein Anstieg des Wehretats um eine Milliarde Euro geboten", sagte Gertz.
(Website des Deutschen Bundeswehrverbands: www.dbwv.de)

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Israel und das Völkerrecht

Frage: Salomon Korn hat in einem Interview des Deutschlandfunks argumentiert, Israel lebe in einem Meer von Diktaturen. Die Nachbarn verstießen laufend gegen das Völkerrecht, was die Existenz Israels gefährde. Um diese zu retten, trete "die Notwendigkeit einer Realität in Kraft, die manchmal tragischerweise gegen das Völkerrecht verstoßen muss". Was sagen Sie dazu?
Evelyn Hecht-Galinski: Damit hat er zugegeben, dass Israel gegen das Völkerrecht verstößt. Der Koordinator der Vereinten Nationen für Nothilfe, Jan Egeland, hat ja festgestellt, dass selbst 72 Stunden vor der Waffenruhe noch Streubomben abgeworfen wurden. Und was im Gazastreifen geschieht, sind Kriegsverbrechen. Dazu kann ich nicht mehr schweigen. Auch wegen meiner persönlichen Geschichte* nicht: Ich möchte nicht, dass die Opfer des Holocaust dazu benutzt werden, den Mantel des Schweigens über die israelische Politik zu breiten.

* Tochter Heinz Galinskis, des ehemaligen Zentralratspräsidenten und KZ-Überlebenden.
Evelyn Hecht-Galinski im Interview mit der Hessisch-Niedersächsichen Allgemeinen (HNA), 7. September 2006

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Behindertensport:

In Deutschland findet dieser Tage eine Fussball-WM der geistig Behinderten statt. Schon wieder?
Ankündigung eines Artikels in der Schweizer Wochenzeitung WOZ vom 7. Sepember 2006

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"We are capable of dealing with other problems"

I get asked from time to time, "If your forces are in Iraq and Afghanistan, is the U.S. military sufficiently stressed or strained that it really couldn't deal or cope with a problem in another part of the world?" And the answer is, no, that's not correct. We are capable of dealing with other problems, were they to occur. (...)
We have -- you know, we have a large active force. We have a large Reserve force -- we have -- that's ready to serve, that drills -- the Selected Reserve -- and we have a large number of Individual Ready Reservists who have an obligation that runs, depending on their circumstance, for the remainder of their six-year period.
And we have allies. I mean, we've got 42 countries helping us in Afghanistan. All of NATO, 26 NATO countries. We've got 34 countries helping us in Iraq.
Now, you can't do everything and you can't do everything at once, but some of the capabilities that we need, the place that we're using most of our capabilities right now are the ground forces in Iraq. Our naval forces are certainly not stressed. Our Air Forces are certainly not stressed. And those capabilities are available and exist.
So I feel comfortable that the chiefs are attentive to those questions and that our country is able to fulfill the responsibilities that the American people expect of us and that the president has charged us with.

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bei einem Meeting auf dem Militärstützpunkt Fallon (Nevada) am 28. August 2006 auf die Frage eines Leutnants, ob es irgendwelche militärische Planung bezüglich Iran gäbe.
Quelle: www.defenselink.mil

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hartz-IV-empfänger nach afghanistan *

Um das Wohl der Bundeswehr sorgt sich die Bundesregierung schon sehr. Deshalb sollen auch keine deutschen Soldaten in den unruhigen Süden Afghanistans entsandt werden, wie es gestern in Berlin hieß. Allerdings gibt es neue Überlegungen der Bundesregierung, wie man Südafghanistan befrieden könne. Hatte zunächst Verkehrsminister Tiefensee vorgeschlagen, Arbeitslose als Anti-Terror-Patrouillen im öffentlichen Nahverkehr einzusetzen, überlegt nun Verteidigungsminister Jung, Arbeitslose für den Anti-Terror-Kampf am Hindukusch zu verpflichten. Afghanistan sei das ideale Einsatzgebiet für Hartz-IV-Empfänger, heißt es im Verteidigungsministerium. Es würde insgesamt ein doppelter Spareffekt eintreten. Erstens gäbe es eine Entlastung für die extrem teuren Bundeswehr-Einsätze, und zweitens würde durch die zu erwartenden Verluste unter den Hartz-IV-Empfängern der Milliarden-Überschuss der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit noch einmal wachsen. Erste Einberufungen für den Afghanistan-Dienst können Arbeitslose dann voraussichtlich kurz vor Weihnachten erwarten.

Aus: taz, 29. August 2006

* Oder haben wir etwas falsch verstanden und es handelt sich um Satire?

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Todesstoß

Die ganze Infrastruktur ist kaputt. Es ist wie ein Fluch, denn das Land der Zedern verfügt über sehr positive Werte, welche für die ganze Region von grosser symbolischer Bedeutung sind: Es gibt 18 Volksgruppen, die miteinander auskommen und es ist eine Demokratie. Dem Land, das wieder aufstehen wollte, wurde jetzt sozusagen der Todesstoss versetzt.
François Barras, Botschafter der Schweiz in Libanon, in: swissinfo, 4. August 2006

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Hiroshima-Aktion in Wien im Radio Vatikan

Neue Atomwaffen verhindern, bestehende Atomwaffen verschrotten - das fordern Christen zum Hiroshima-Gedenktag am Sonntag. Die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki sind auch 61 Jahre nach den Atombombeneinsätzen der USA Symbol für die Zerstörungskraft menschlicher Gewalt. 250.000 zivile Todesopfer forderten die Bomben mit den Namen "Kleiner Bub" und "Dicker Mann" im Jahr 1945. Mit dem Krieg im Nahen Osten scheint heute die Gefahr eines Atomkrieges wieder bedrohlich nahe. Was ist zu tun? Alois Reisenbichler von der österreichischen Aktionsgemeinschaft "Christinnen und Christen für die Friedensbewegung" sagte im Gespräch mit Radio Stephansdom, Staaten im Besitz von Atomwaffen müssen mit gutem Beispiel vorangehen und diese vernichten.
"Das ist möglich. Das hat zum Beispiel Südafrika gezeigt. Die haben ihre Atomwaffen verschrottet - und Lateinamerika hat sich zur atomwaffenfreien Zone erklärt. Hier brauchen wir gerade aus dem Süden sozusagen Entwicklungshilfe, damit auch hier im Norden, in den mächtigen Staaten, die Atomwaffen vernichtet werden. Wenn man hier mit gutem Beispiel vorangeht, wird auch die Gefahr, dass neue Atomwaffenstaaten dazukommen, geringer werden."

(Meldung von Radio Vatikan, "Die Stimme des Papstes und der Weltkirche", 4. August 2006)
Hier weiterlesen!

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Sehnsucht nach Frieden

(...) In questo momento non posso non pensare alla situazione, sempre più grave e tragica, che sta vivendo il Medio Oriente: centinaia di morti, moltissimi feriti, una massa ingente di senzatetto e di sfollati, case, città ed infrastrutture distrutte, mentre nei cuori di molti sembrano crescere l’odio e la volontà di vendetta. Questi fatti dimostrano chiaramente che non si può ristabilire la giustizia, creare un ordine nuovo ed edificare una pace autentica quando si ricorre allo strumento della violenza. (...)
Gerne grüße ich alle deutschsprachigen Pilger und Besucher hier in Castelgandolfo. Der Krieg im Nahen Osten und seine Grausamkeiten überschatten diesen Sommer. Um so stärker wird unsere Sehnsucht nach Frieden. Beten wir zu Jesus Christus, dem Fürsten des Friedens, daß die Verhärtung der Herzen aufhört und die Waffen endlich schweigen! (...)

LE PAROLE DEL PAPA ALLA RECITA DELL’ANGELUS, 30.07.2006. Papst Benedikt XVI. am 30. Juli 2006 in seiner Sommerresidenz in Castel Gandolfo bei Rom.
Weitere aktuelle Nachrichten zum Kriegsgeschehen in unserer "Chronik des Nahost-Konflikts".

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Aus der Geschichte gelernt

Wir haben, wenn es gut geht, aus unserer Vergangenheit zweierlei gelernt: Dass wir für die Existenz des Staates der von unseren Vorfahren verfolgten Juden eine besondere Verantwortung tragen, ist das eine. Es begründet prinzipielles Verständnis dafür, dass Israel sich gegen den menschenverachtenden Terrorismus der Hisbollah und anderer wehrt. Dass aber Konflikte letzten Endes nur friedlich zu lösen sind, zumindest aber nach den Regeln des als Konsequenz aus der Nazi-Barbarei fortentwickelten Völkerrechts - das ist die andere Lehre.
Aus einem Kommentar von Stephan Hebel ("Jenseits der Vorurteile") in der Frankfurter Rundschau vom 29. Juli 2006

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Italien - Deutschland 1:1

Zwischen Deutschland und Italien steht es jetzt eins zu eins. Die Italiener haben die Deutschen zwar mit zwei Prankenschlägen aus der Weltmeisterschaft gefegt, daran ist nicht zu rütteln. Aber die Deutschen hatten eine Woche zuvor den italienisch-stämmigen Braunbären Bruno mit zwei Gewehrschüssen erledigt. Dass also die Italiener diesen Verlust mit einem Sieg im Halbfinale pariert haben, ist eine so elegante wie vergleichsweise harmlose Ausbalancierung des in letzter Zeit etwas strapazierten deutsch-italienischen Verhältnisses. Italienischer Bär tot - dafür auch deutscher WM-Sieg tot ..."
Aus: "Das Streiflicht", Süddeutsche Zeitung, 6. Juli 2006

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Wer war's?

"Ich habe die allerhöchste Hochachtung davor, was unsere Truppe geleistet hat. Diese Mannschaft hat Charakter, sie hat ein ganzes Land stolz gemacht."
  1. Kaiser Wilhelm II. nach der Niederschlagung des "Boxer-Aufstands" in China 1900 durch deutsche Truppen?
  2. Der ehemalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping nach dem NATO-Krieg gegen Jugoslawien 1999?
  3. Bundestrainer Jürgen Klinsmann nach der Niederlage im Halbfinale bei der WM 2006?

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"Zu Gast bei Freunden" oder "Gäste unerwünscht?"

Da es in diesen Zeiten nicht ganz ohne Fußball geht, wollen wir wenigstens mit zwei kleinen Texten auf die Widersprüchlichkeit der deutschen Bemühungen hinweisen, sich der Welt als faires, offenes und gastfreundliches Land zu präsentieren. Da wir für die angeblich schönste Nebensache der Welt keine Rubrik vorgesehen haben, mussten die lesenswerten Artikel auf der Seite "Zitat der Woche" untergebracht werden.

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"Küss die Hand"

Die österreichische Blätter brachten am 22. Juni zahlreiche Bilder von der Abreise des Ehepaars Bush aus Wien. Bundespräsident Heinz Fischer begleitete das Präsidenten-Paar auf den Flughafen und verabschiedete die First Lady mit einem Handkuss. Daraufhin entschwebten die Bushs in Richtung Ungarn. Ein "Küss-die-Hand"-Foto hat es den Online-Leser/innen des Wiener "Standard" ganz besonders angetan und animierte zu zahlreichen Postings, aus denen wir einige zitieren:
"Für die Zukunft: Werter Herr Bundespräsident, werter Herr Bundeskanzler,
unter freiem Himmel erteilt man keine Handküsse!"

schreibt Asparuch Edler von Leschnikoff, der es ja wissen muss. Ein "zarko" antwortet darauf wie folgt:
"schon garnicht so wie der heinzi. sieht so aus als würd er ihr den ring stehlen wollen."
"Aloadin" resigniert:
"Was solls. Das Protokoll hat unserem Sonnenkönig verboten ihm die Füsse zu küssen."
Und das Pseudonym "wo is er?" sieht in dem gehauchten Kuss von Fischer sogar eine Form aggressiver Aufmüpfigkeit:
"...und irgendwie wirkt das bild, als würde er eigentlich gerne in die hand beißen...

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Passend zum Bush-Besuch

Künstlerischer Stinkefinger erregt die Gemüter
Greifswald. Eine etwas abgewandelte Freiheitsstatue ruft in Mecklenburg-Vorpommern aufgeregte Reaktionen hervor. Das zwölf Meter hohe Modell der New Yorker Freiheitsgöttin wurde in dieser Woche am Greifswalder Museumshafen errichtet und soll als Theaterkulisse für das Musical "Hair" dienen. Die Premiere ist genau für den 14. Juli geplant, den Tag, an dem US-Präsident George W. Bush im benachbarten Stralsund mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammentrifft. Dass die mit aufklappbaren Brüsten ausgestattete Figur statt der Freiheitsfackel den Stinkefinger in den Himmel hebt, finden konservative Politiker in der Landeshauptstadt Schwerin "unerhört und schlichtweg geschmacklos". Der Stinkefinger müsse weg, fordert Mecklenburg-Vorpommerns CDU-Generalsekretär Lorenz Caffier. Ihm assistierte Wolfram Axthelm, Pressesprecher der CDU-Landtagsfraktion: "Der Stinkefinger muss weg!" Greifswald sei Universitätsstadt, die auch auf ausländische Studenten ziele. Ebenso kämen Touristen hierher, da könne man "nicht die Freiheitssymbole Amerikas verhöhnen". Julia Lammertz, Pressesprecherin am Theater Vorpommern, hält dagegen: "Ein provokantes Stück verlangt ein provokantes Bühnenbild." Theaterintendant Anton Nekovar nimmt den Protest gelassen zur Kenntnis und beruft sich auf die künstlerische Freiheit. Außerdem freue er sich über derlei originäre Werbung. Das spare Geld im Etat, den Schwerin ohnehin gekürzt hat, meint er.
Die Leser der "Ostseezeitung" lässt die Aufregung relativ kalt. Von der Möglichkeit, über den "Stinkefinger" abzustimmen, machten bis zum 18. Juni gerade einmal 13 Leser/innen Gebrauch. Und die gaben dem Kunstwerk im Durchschnitt die Note 1,7!





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