Friedensratschlag: "Terrordrohungen passen ins Konzept der Kriegsbefürworter"
Eine Presseerklärung aus der Friedensbewegung zu den jüngsten Videobotschaften und dem Krieg in Afghanistan
Im Folgenden dokumentieren wir eine Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag zu den neuesten Terrordrohungen gegen die Bundesrepublik Deutschland.
Terrordrohungen passen ins Konzept der Kriegsbefürworter
Friedensbewegung bleibt dabei: Truppen raus aus Afghanistan!
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag
-
Terrormanöver für Schäuble, Jung und andere Kriegsbefürworter
- Friedensbewegung im Wahlkampf aktiv
- Bevölkerung wünscht mehrheitlich Abzug der Bundeswehr
Kassel/Berlin/Hamburg/Frankfurt, 22. September - Als willkommene
Wahlkampfspende für die übergroße Koalition der Kriegsbefürworter
bewertet der Bundesausschuss Friedensratschlag die angeblichen
Attentatsdrohungen obskurer Terroristen. Der Abzug der Bundeswehr aus
Afghanistan bleibt ohne Alternative und dient dem Frieden dort und der
Sicherheit hier, erklärte der Sprecher des Friedensratschlags.
Wie immer man die Seriosität der jüngsten Attentatsdrohungen einschätzen
mag: Dass sie gerade jetzt, wenige Tage nach dem verheerenden Angriff
bei Kundus und weniger Tage vor der Bundestagswahl, lanciert werden,
sollte mindestens ebenso stutzig wie aufgeregt machen. Die Quelle der
Drohungen, ein smarter Al-Kaida-Propagandist mit deutschem Hintergrund,
ist aus zwei Gründen mit größter Vorsicht zu genießen:
Erstens stammen von ihm bereits zwei frühere Drohungen, die sich
offenbar nicht bestätigt haben.
Zweitens: Ist Bekkay Harrach wirklich so bewandert in politischen
Angelegenheiten Deutschlands, sollte er wissen, dass er mit seinen
Drohungen gewiss jene stärkt, die er angeblich schwächen will: die
Befürworter des Afghanistankrieges nämlich.
Die Friedensbewegung tritt dafür ein, dass bei der Wahl am kommenden
Sonntag neben der LINKEN, die geschlossen für den Truppenabzug aus
Afghanistan steht, auch viele Abgeordnete anderer Parteien gewählt
werden, die ebenfalls eher zu den Kriegsgegnern oder zumindest den
Kriegsskeptikern zu zählen sind. Dem Parlament als dem Vertretungsorgan
der Bevölkerung würde es gut anstehen, wenn die Mehrheitsmeinung in
Sachen Afghanistankrieg wenigstens ansatzweise zum Ausdruck käme. Seit
Jahren belegen Umfragen der unterschiedlichsten Institute, dass eine
stabile Mehrheit (je nach Umfragedatum und Institut zwischen 59 und 75
Prozent!) den sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan fordert.
Die Mandatsverlängerung für den Bundeswehreinsatz wird seit Jahren aber
mit einer satten 90-prozentigen Mehrheit der Abgeordneten abgenickt.
Der Bundesausschuss Friedensratschlag ist Teil einer bundesweiten
Kampagne, die sich den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan auf die
Fahne geschrieben hat. Mit einem Massenflugblatt "Dem Frieden eine
Chance - Truppen raus aus Afghanistan" mischt sie sich in zentrale
Wahlveranstaltungen der Parteien im ganzen Land ein. Vor zwei Wochen
gingen Friedensaktivistinnen und -aktivisten in über 30 Städten
zeitgleich auf die Straße. Wo immer das Gespräch mit der Bevölkerung
geführt wird, zeigt sich große Zustimmung zu den Forderungen der
Friedensbewegung.
Am Wochenende log sich Innenminister Schäuble wieder in die eigene
Tasche, als er behauptete: "Die Bundeswehr ist in Afghanistan nicht die
Ursache von Terroranschlägen, sondern die Terroranschläge sind Ursache
dafür, dass wir mit anderen versuchen müssen, Sicherheit zu
gewährleisten". Wahrheit ist, dass mit jeder Verstärkung der
ausländischen Truppen in Afghanistan auch der dortige Widerstand
zugenommen hat. Möglich ist auch, dass dieser Widerstand sich auch
einmal in Anschlägen hier zu Lande, im Land des Aggressors, äußern wird
- in Form von Terroranschlägen. Wahrheit ist aber auch, dass es gegen
Terroranschläge keinen hundertprozentigen Schutz gibt, schon gar keinen
Schutz dadurch, dass man die eigenen militärischen Anstrengungen in
Afghanistan verstärkt. Die Fortsetzung des Kriegs in Afghnaistan macht
unser Land nicht sicherer, sondern unsicherer.
Das politische und mediale Aufbauschen der Video-Drohungen vom letzten
Wochenende soll von der endlich in Gang gekommenen innenpolitischen
Diskussion über den Afghanistankrieg ablenken. Dieses Manöver ist leicht
zu durchschauen. Nicht von ungefähr kommt gerade jetzt auch die
Forderung des US-ISAF-Kommandeurs McChrystal nach einer Verstärkung der
Truppen der Verbündeten. Und der Kommandeur der Bundeswehr in
Nordafghanistan, Brigadegeneral Jörg Vollmer, legt prompt eine
Wunschliste vor, worin er mehr und besserer Ausrüstung und eine
Aufstockung der Bundeswehrtruppen in Afghanistan verlangt.
Die Friedensbewegung vertraut weiterhin auf die Urteilskraft und den
Friedenswillen der Menschen, die sehr wohl zwischen dem
ungerechtfertigten Krieg in Afghanistan und den Ablenkungsmanövern von
Terrororganisationen und Geheimdiensten unterscheiden können.
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski, Kassel (Sprecher)
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