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Ausstieg vor Atomlager

Tornado-Kampfjet stürzt unweit vom Luftwaffenstützpunkt Büchel in Rheinland-Pfalz ab. Friedensgruppen schlagen Alarm, Bundeswehr wiegelt ab

Von Rüdiger Göbel *

Nach dem Absturz eines Tornado-Kampfjets der Bundeswehr am Donnerstag abend in der Eifel hat es zum Glück nur einen Verkehrsstau gegeben und keine tödliche Katastrophe für Hunderttausende in der Region. Die Maschine gehörte zum Taktischen Luftwaffengeschwader 33, das mit 27 Tornados auf dem Fliegerhorst Büchel stationiert ist. Dort befinden sich auch bis zu 20 Atombomben der USA. Der Absturzort Laubach ist nur wenige Flugsekunden von dem Lager der Massenvernichtungswaffen entfernt.

Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) bekräftigte am Freitag seine Forderung nach der Schließung des Atomwaffenlagers. Der Tornado sei offenbar im Landeanflug Richtung Fliegerhorst Büchel unterwegs gewesen, als er abstürzte. »Ein Absturz über dem Atomwaffenlager hätte eine Katastrophe verursachen können«, so BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz. Er forderte Aufklärung darüber, ob und welche Munition sich an Bord der abgestürzten Maschine befunden hat.

Bundesregierung und Bundeswehr wiegelten und riegelten am Freitag ab. Die beiden Piloten haben sich Militärangaben zufolge mit dem Schleudersitz aus dem Kampfflugzeug gerettet. Einer landete in einem Baum und zog sich leichte Verletzungen zu, der zweite blieb unverletzt. Der Tornado war laut dpa um 21.20 Uhr südöstlich von Laubach im Kreis Cochem-Zell in Rheinland-Pfalz in einem Waldstück nahe der Anschlußstelle zur A 48 abgestürzt. Die Autobahn mußte für Stunden voll gesperrt werden.

Armeeangaben zufolge befand sich der Tornado auf einem Übungsflug. »Die Maschine war in der normalen Einflugschneise, die wir tagtäglich fliegen«, sagte Oberst Andreas Korb vom Fliegerhorst Büchel am Freitag. Munition habe sich bei dem Nachtübungsflug nicht an Bord befunden. Letzteres kann von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Die Bundeswehr errichtete rund um die Absturzstelle eine sogenannte militärischen Sperrzone. Soldaten suchten die Teile des Flugzeugs zusammen und schirmten das, was vom Kampfjet übrig blieb, weiträumig ab. Das Verteidigungsministerium erklärte am Freitag in Berlin, die Untersuchungen können bis zu einem halben Jahr dauern. Nach jetzigem Erkenntnisstand lägen keine technischen Ursachen für den Unfall vor.

Friedensgruppen haben in der Vergangenheit immer wieder den Abzug der in Büchel stationierten US-Atomwaffen aus der Bundesrepublik gefordert. »Abstürze von Kampfjets sind immer erschreckend und führen uns vor Augen, welche Gefahr von ihnen auch ohne Munition und Bomben ausgeht«, erklärt Markus Pflüger von der Arbeitsgemeinschaft Frieden Trier am Freitag.

Die schwarz-rote Bundesregierung müsse sich für den Abzug aller in Deutschland verbliebenen US-Atomwaffen einsetzen, forderte Elke Koller vom Initiativkreis gegen Atomwaffen. Es sei eine Schande, daß diese Forderung nicht im Koalitionsvertrag steht. »Damit werden NATO-Bündnis­verpflichtungen mit nuklearer Abschreckung über die völkerrechtlich gebotene Abschaffung dieser Massenvernichtungswaffen gesetzt. Mit dieser fragwürdigen Sicher­heits­politik hat ein neues Wettrüsten schon begonnen, und die Gefahr eines zweiten Kalten Krieges wird heraufbeschworen.«

Nach zahlreichen Blockadeaktionen im vergangenen Jahr sind auch 2014 Proteste gegen Atomwaffen geplant. Auftakt wird der Ostermarsch in Büchel am 21. April 2014 sein.

* Aus: junge Welt, Samstag, 18. Januar 2014

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