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Bundeswehr-Tornado stürzt bei Übungsflug in Eifel ab

Piloten retten sich per Schleudersitz - Erklärungern des Bundesausschusses Friedensratschlag und des Bundesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)


Im Folgenden informieren wir anhand vorliegender Agentur- und Rundfunkmeldungen über den schwerwiegenden Absturz einer Tornado-Maschine der Bundeswehr; er hatte sich am Abend des 16. Januar 2014 ereignet. Weiter unten eine Presseerklärung des Bundesausschusses Friedensratschlag sowie eine Erklärung des Bundesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU).

Bei Kaisersesch (Rheinland-Pfalz) ist am Donnerstagabend (16. Jan.) ein Tornado-Kampfflugzeug abgestürzt. Die Piloten retteten sich mit dem Schleudersitz. Jetzt beginnt die Suche nach der Ursache. Einen technischen Defekt an der abgestürzten Maschine schließt die Bundeswehr allerdings aus.

"Was wir sagen können: es war kein technischer Defekt", sagte Oberstabsfeldwebel Ralf Passing vom Pressezentrum der Luftwaffe dem SWR. Warum dies ausgeschlossen werden könne, sagte er nicht. Derzeit würden an der Absturzstelle weiter Informationen gesammelt. Ein Expertenteam ist laut Bundeswehr mittlerweile vor Ort, auch der Flugschreiber sei gefunden worden. Der Luftraum über der Absturzstelle ist vorläufig gesperrt.

Auf der Autobahn 48 in der Nähe des Unglücksortes läuft der Verkehr inzwischen wieder weitgehend normal. Zwischen den Anschlussstellen Laubach und Kaisersesch war wegen Trümmerteilen sowie Ästen und Erde auf der Straße am Morgen in beiden Richtungen noch je ein Fahrstreifen gesperrt. Der Berufsverkehr laufe aber reibungslos, sagte ein Polizeisprecher.

Der Bundeswehr-Tornado gehörte zum Taktischen Luftwaffengeschwader 33, das auf dem Fliegerhorst Büchel/Cochem stationiert ist. Der Absturz ereignete sich fünf Kilometer nordöstlich davon. Nach Expertenvermutung lagern im Fliegerhorst Büchel in der Eifel aus den Zeiten des Kalten Kriegs noch 10 bis 20 US-Atomsprengköpfe, für deren Einsatz im Ernstfall die Bundeswehr Tornado-Kampfflieger bereit hält.

Der Jet war am Donnerstagabend während eines Übungsfluges südöstlich von Laubach (Kreis Cochem-Zell) nahe der A 48 abgestürzt. Pilot und Copilot konnten sich mit dem Schleudersitz retten. "Ich habe mit beiden Piloten sprechen können. Ihnen geht es gut", sagte ein Luftwaffensprecher. Der Pilot landete nach Angaben der Luftwaffe in einen Baum und zog sich leichte Verletzungen zu, der Copilot blieb nach neueren Erkenntnissen unverletzt. Ärzte versorgten die beiden in der Nacht.

Militärischer Sicherheitsbereich eingerichtet

Die A 48 war am Freitagmorgen für Stunden voll gesperrt. Die Bundeswehr suchte am Straßenrand nach Trümmerteilen und richtete rund um die Absturzstelle einen militärischen Sicherheitsbereich ein. Wie es zu dem Unglück kam, war laut Polizei und Luftwaffe zunächst unklar. Weitere Menschen, Gebäude oder Autos waren von dem Unglück aber offenbar nicht betroffen. Die A 48 zählt laut Polizei zu den weniger stark befahrenen Autobahnen in Deutschland.

Stichwort Tornado

Der Tornado ist ein zweisitziges Kampfflugzeug, das in den 1970er Jahren von Großbritannien, Italien und Deutschland entwickelt wurde. Die Bundeswehr setzt die Maschine seit 1981 ein. Der Tornado in seiner Basisversion wird als Jagdbomber genutzt. Diesen Maschinentyp verwendet auch das Taktische Luftwaffengeschwader 33 auf dem Fliegerhorst Büchel. Die etwa 17 Meter langen Maschinen erreichen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 2.400 Kilometern pro Stunde, im Tiefflug sind sie noch bis zu 1.500 Stundenkilometer schnell. Seit Einführung des Jets kam es zu insgesamt 40 Abstürzen - der letzte ereignete sich am 21. April 2004 in der Nähe von St. Peter-Ording in Schleswig-Holstein. Dabei starben zwei Soldaten.



* Quellen: SWR Nachrichten, AFP; Freitag, 17. Januar 2014


Den Wahnsinn beenden!

Atomwaffen aus Büchel abziehen
Beendigung der völkerrechtswidrigen "nuklearen Teilhabe"

Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag

Kassel, 17. Januar 2014 - Zum Absturz einer Tornados-Maschine der Bundeswehr in der Nähe von Büchel erklärte der Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag:

Die Tornado-Piloten des Jagdbombergeschwaders 33 auf dem Fliegerhorst Büchel lernen, wie man Atombomben abwirft. Die in Büchel lagernden US-Atomwaffen ermöglichen es der Bundesrepublik, sich an der "nuklearen Teilhabe" der NATO zu beteiligen. Das heißt, im Kriegsfall können Tornado-Piloten aus Büchel Nuklearwaffen einsetzen, wenn der US-Präsident diese freigegeben hat. "Das will gelernt und geübt sein", schrieb Otfried Nassauer in tagesschau.de (10. Juli 2008). "Deshalb lernen Bundeswehrtechniker, wie man zusammen mit US-Personal Nuklearwaffen an den Tornadoflugzeugen montiert und Bundeswehrpiloten, wie man mit solchen Waffen fliegt und wie man sie abwirft. Regelmäßig überprüfen die US-Streitkräfte mit Nuklearen Sicherheitsinspektionen, ob in Büchel alle relevanten Vorschriften eingehalten werden."

Warum, so wäre als erstes zu fragen, überprüft niemand, ob die Piloten der Bundeswehr dazu überhaupt berechtigt sind? Die Rechtslage ist sogar eindeutig: Es ist deutschen Soldaten verboten Massenvernichtungswaffen einzusetzen. So heißt es in einer Neufassung der "Druckschrift Einsatz Nr. 03 - Humanitäres Völkerrecht in bewaffneten Konflikten" - einer Taschenkarte für Soldaten der Bundeswehr aus dem Juni 2008 - auf Seite fünf klipp und klar: "Insbesondere der Einsatz folgender Kampfmittel ist deutschen Soldaten bzw. Soldatinnen in bewaffneten Konflikten verboten: Antipersonenminen, atomare Waffen, biologische Waffen und chemische Waffen".

Diese Anweisung entspricht auch den von Deutschland ratifizierten völkerrechtlichen Verträgen. Entgegen dieser unmissverständlichen Rechtslage übt die deutsche Luftwaffe für den Atomkrieg. Es ist höchste Zeit, diesen permanenten Völkerrechtsbruch zu beenden und aus der "nuklearen Teilhabe" auszusteigen.

Noch eine andere Frage stellt sich: Führen die Tornado-Kampfjets übungshalber manchmal nicht auch Atomwaffen mit sich? Wie gefährlich lebt es sich im Radius der Übungsflüge? Es wäre nicht das erste Mal, dass Unfälle mit Atomwaffen passieren. Ein paar Beispiele:

Laarbruch, 1974
Eine Atombombe vom Typ WE 177 fiel beim Verladen in ein Flugzeug herunter.

Unbekannter Ort, 1977
Motorbrand eines mit Atomwaffen bestückten Hubschraubers vom Typ CH-47 führte zum Absturz. Eingestuft als ein "dumpfes Schwert"-Unfall.

Bruggen, 1984
Eine Atombombe vom Typ WE 177 fiel beim Verladen in ein Flugzeug herunter. Dies verursachte eine zeitweilige Schließung des Stützpunktes.

Aus dem Tornado-Absturz vom 16. Januar 2014 sind aus Sicht der Friedensbewegung somit drei Schlussfolgerungen zu ziehen:
  1. Deutschland muss endlich die nukleare Teilhabe innerhalb des NATO-Bündnisses aufkündigen und erklären, sich unter keinen Umständen an einem atomaren Einsatz zu beteiligen.
  2. Das Jagdbombergeschwaders 33 in Büchel muss unverzüglich aufgelöst werden.
  3. Die in Büchel lagernden US-Atomwaffen müssen abgezogen werden. Deutschland muss atomwaffenfrei werden.
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski



Tornadoabsturz in Atomwaffennähe

BBU-Pressemitteilung, 17.01.2014

(Bonn, Büchel, Koblenz, 17.01.2014) Nachdem am Donnerstag ein Tornado in der Eifel bei Laubach (Rheinland-Pfalz) abgestürzt ist, hat der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) seine Forderung nach der Schließung des Atomwaffenlagers in Büchel bekräftigt. Der Absturzort des Tornados ist nur wenige Flugsekunden, etwa 8 km, von Büchel entfernt. Der Tornado war offenbar im Landeanflug Richtung Fliegerhorst Büchel unterwegs, als er abstürzte. "Ein Absturz über dem Atomwaffenlager hätte eine Katastrophe verursachen können", so BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz in einer ersten Stellungnahme. Buchholz fordert Aufklärung darüber, ob und welche Munition sich an Bord der abgestürzten Maschine befunden hat. Gleichzeitig sprach er sich generell gegen militärische Flugübungen aus.

Der BBU hat in der Vergangenheit immer wieder gemeinsam mit Friedensorganisationen den Abzug der in Büchel stationierten vermutlich letzten 20 US-Atomwaffen aus der Bundesrepublik gefordert. In einem Demonstrationsaufruf gegen das Atomwaffenlager in Büchel hieß er vor einiger Zeit: "Immer noch besteht die Gefahr eines Atomkrieges aus Versehen: durch einen technischen Fehler oder durch menschliches Versagen. Obwohl Atomwaffen grundsätzlich völkerrechtlich geächtet sind, werden bestehende Atomwaffenbestände nicht weiter vernichtet, sondern modernisiert. Obwohl schon die Drohung mit dem Einsatz der Atomwaffen ein Verbrechen an der Menschheit ist, wollen weitere Staaten ebenfalls Atomwaffen.“ Weitere Informationen zum Atomwaffenstandort Büchel findet man im Internet unter http://www.gaaa.org.

Bei den diesjährigen Ostermärschen wird sich die Friedensbewegung erneut gegen die Lagerung der Atomwaffen in Büchel richten, so etwa auch bei den traditionellen Ostermärschen Rhein / Ruhr in Nordrhein-Westfalen. Am Samstag (18.01.2014) findet dazu ein Vorbereitungstreffen der Friedensbewegung in Duisburg statt. Weitere Informationen dazu unter http://ostermarsch-ruhr.de.

Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e. V. ist Teil der weltweiten Friedensbewegung. Er lehnt sowohl die militärische als auch die sogenannte „friedliche“ Atomenergienutzung generell ab.

Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e. V.
Prinz-Albert-Straße 55, 53113 Bonn; 0228-214032
www.bbu-online.de



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