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Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

August 2005

Montag, 1. August, bis Sonntag, 7. August
  • Der Vorsitzende des Verfassungskonvents, Humam Hammudi, sagte am 1. August vor dem Parlament in Bagdad, bei gutem Willen aller Kräfte wäre die Einhaltung des Termins für die Vorlage des Verfassungsentwurfs doch möglich. Zuvor beharrte neben Präsident Talabani auch der US-Botschafter Zalmay Khalilzad auf den Termin.
  • Am 1. August wurden die Leichen von 22 Ermordeten in Bagdad gefunden. Sie seien nach Polizeiangaben entweder erschossen oder enthauptet worden. Die Toten hätten lange Bärte, wie sie molemische Extremisten trügen.
  • Am 1. August wurden in Bagdad ein schiitischer Scheich und sein Bruder erschossen. Bei dem Versuch, die Leiche des Scheichs zu bergen, wurden fünf weitere Menschen getötet.
  • Bei einem Attentat wurden am 1. August 13 Menschen in den Tod gerissen, darunter der Chef der Polizeistation Abu Ghraib und sieben US-Soldaten.
  • Der britische Außenminister Jack Straw sagte der Financial Times am 2. August, die Anwesenheit auslöändischer Truppen im Irak sei mitverantwortlich für den sunnitischen Aufstand. "Ander als in Afghanistan, wo wir auch für die Sicherheit mitverantwortlich sind, sind wir (im Irak) Teil des Problems". Auch der US-Botschafter Zalmay Khalilzad sagte, er glaube nicht, "dass eine militärische Antwort auf die Rebellion die einzige Lösung ist". (SZ, 3. August)
  • Tausende Kurden kehrten am 2. August in die nordirakische Stadt Kirkuk zurück und ließen sich offiziell als Einwohner registrieren. Damit wollen sie erreichen, dass sie die Mehrheit in der Bevölkerung Kirkuks stellen und bei den Verfassungsberatungen die erdölreiche Stadt in die autonome kurdische Region einbringen.
  • In der Nähe von Haditha im Westen des Irak sind am 3. August 14 US-Soldaten und ein Übersetzer getötet worden. Ihr Fahrzeug sei mit einem Sprengsatz angegriffen worden.
  • In Washington trafen sich am 3. August Vertreter aus dem Irak, aus der Türkei und den USA, um über ihr Vorgehen gegen kurdische Rebellen im Nordirak zu beraten.
  • In der Nacht zum 4. August wurde der Sprecher des irakischen Vize-Ministerpräsidenten Tschalabi ermordet.
    Bei weiteren Angriffen starben am 4. August nach Behördenangaben mindestens zehn Iraker und vier US-Soldaten. Damit stieg die Zahl der in einer Woche getöteten US-Soldaten auf 27 - es war eine der verlustreichsten Wochen für die US-Truppen.
  • Umfrage
    In einer am 5. August veröffentlichten Umfrage des Ipsos-Instituts für die Nachrichtenagentur AP erklärten nur noch 38 Prozent der US-Bürger ihr Einverständnis mit der Irak-Politik der US-Regierung. In den vergangenen Monaten lag die Zustimmungsrate noch bei 40 und mehr Prozent.
  • Am Wochenende (6./7. August) wurden mindestens 17 Menschen bei Anschlägen und Kämpfen getötet.
    In Samarra wurden am 6. August zwei US-Soldaten von einer Bombe getötet.
    In Tikrit jagte am 7. August ein Selbstmordattentäter vor einer Polizeiwache einen leeren Tanklastzug in die Luft und riss zwei irakische Polizisten mit in den Tod.
    Aus vorbeifahrenden Autos heraus wurden in Bagdad drei irakische Soldaten und zwei Mitarbeiter des Ölministeriums erschossen.
  • Am 7. August gingen die Beratungen über eine Verfassung, die am 15. August vorgelegt werden soll, weiter. Streitpunkte sind der kurdische Vorschlag, Irak zu einem Bundesstaat zu machen, die Rolle des Islam, die Beschreibung der nationalen Identität Iraks sowie die Teilhabe an den irakischen Bodenschätzen.
Montag, 8. August, bis Sonntag, 14. August
  • Die Familie des früheren irakischen Präsidenten Saddam Hussein hat dessen bisheriges Verteidiger-Team entlassen. Am 8. August wurde mitgeteilt, dass Saddam künftig nur noch von dem irakischen Anwalt Chalil Dulaimi vertreten werde. Dulaimi gehörte bisher auch schon zum Verteidiger-Team. Diesem Team gehörten rund 1.500 Anwälte an, die sich freiwillig für diese Arbeit gemeldet hätten.
  • Bei mehreren Anschlägen kamen am 8. August mindestens 11 Menschen ums Leben.
    Südlich von Bagdad schossen Aufständische auf fahrende Autos und töteten sieben Iraker, etwa 30 wurden verletzt.
    In Tikrit wurden vier Leichen irakischer Polizisten gefunden.
  • Der ehemalige Heereschef der australischen Streitkräfte, Peter Cosgrove, hat den Abzug dre ausländischen Truppen aus dem Irak bis Ende nächsten Jahres gefordert. Die ausländischen Truppen seien die stärkste Motivation für Terroristen, sagte er. Vor einem Abzug müssten aber die irakischen Sicherheitskräfte eine angemessene Stärke haben.
  • Die Hollywood-Schauspielerin und Irakkriegs-Gegnerin Susan Sarandon sieht sich und ihre gleich gesinnten Filmkollegen in den USA einem "Klima der Angst" ausgesetzt. Zeitungen hätten Kampagnen gegen sie gestartet und ihr Foto zusammen mit dem Konterfei von Osama bin Laden auf ihren Titelseiten veröffentlicht, empörte sich die 59-Jährige am 8. August am Rande der Filmfestspiele in Locarno. Damit sei der Eindruck erweckt worden, sie sei eine Bewunderin des El-Kaida-Anführers. Angesichts solcher Vorkommnisse sei es nicht leicht, Menschen aus dem Filmgeschäft zum Protest zu mobiliseren, fügte sie hinzu.
  • Ein ehemaliger hoher UN-Beamter hat sich vor einem Gericht in New York der Korruption schuldig bekannt. Alexander Jakowlew habe gestanden, von Unternehmen Gelder entgegengenommen zu haben, die Geschäftsbeziehungen zu den Vereinten Nationen anstrebten, teilte die Staatsanwaltschaft von Manhatten mit. Der wegen Verschwörung, Betrugs und Geldwäsche angeklagte Russe bekannte sich vor Gericht in allen Punkten für schuldig. Für jeden Anklagepunkt drohen ihm 20, also insgesamt 60 Jahre Haft. Jakowlew, der in der Einkaufsabteilung der Weltorganisation tätig war und erst im Juni aus der UNO ausschied, kassierte laut Staatsanwaltschaft hunderttausende Dollar an Bestechungsgeldern. Eine unabhängige UN-Untersuchungskommission beschuldigte Jakowlew zudem im Zusammenhang mit dem Irak-Hilfsprogramm "Öl für Lebensmittel" der Korruption. Einem Bericht der Kommission unter dem Vorsitz von Paul Volcker zufolge soll Jakowlew unter anderem im Jahr 1996 Bestechungsgelder von einer französischen Sicherheitsfirma angenommen haben, die den Zuschlag für einen Auftrag im Rahmen des "Öl für Lebensmittel"-Programms erhalten wollte. (AFP, 9. August)
  • Bei einer Serie von Anschlägen im Irak sind am 9. August mindestens 22 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen Sicherheitskräfte. Bei vier Anschlägen in Bagdad seien allein insgesamt neun Polizisten ums Leben gekommen, teilten die Behörden in der irakischen Hauptstadt mit. Außerdem seien bei der Explosion einer Autobombe im Stadtzentrum drei Menschen getötet und 32 verletzt worden. Bei einer Bombenexplosion in Samarra nördlich von Bagdad seien vier irakische Soldaten getötet worden.
  • Dutzende von irakischen Frauen haben am 9. Aug. im Zentrum Bagdads für die Berücksichtigung ihrer Rechte in der neuen Verfassung demonstriert. Sie verlangten, jegliche Form der Diskriminierung von Frauen und Gewalt gegen Frauen zu verbieten. "Wir wollen Rechte für Frauen - für Familienmütter, Arbeitnehmerinnen und Bürgerinnen", riefen die Kundgebungsteilnehmerinnen.
  • US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat den Iran aufgefordert, den Schmuggel von Waffen in den Irak zu unterbinden. Rumsfeld sagte am 9. August in Washington, im Irak seien Waffen gefunden worden, die "klar" und "eindeutig" aus dem Iran kämen. Der Pentagonchef wollte sich nicht dazu äußern, ob möglicherweise die iranische Führung in den Waffenschmuggel verwickelt sein könnte. Er sagte lediglich, es sei "nicht hilfreich", wenn es der Iran zulasse, dass Waffen über die Grenze in den Irak gelangten.
  • Bei mehreren Anschlägen im Irak sind am 10. August mindestens 14 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Wie das Innenministerium in der irakischen Hauptstadt mitteilte, riss ein Selbstmordattentäter im Westen Bagdads sechs Menschen mit in den Tod. In Keschifa 150 Kilometer nördlich von Bagdad starben zwei irakische Soldaten und zwei Passanten bei der Explosion einer Bombe. Der Sprengsatz traf eine gemeinsame Patrouille von irakischen und US-Soldaten. Ein Aufständischer sei festgenommen worden.
    Der Selbstmordattentäter sprengte sich nach Angaben des Innenministeriums in der Nähe eines Marktplatzes im Bagdader Stadtteil Ghasalijah in die Luft. Der Anschlag habe auf eine Polizeipatrouille gezielt. Bei den Toten handle es sich um zwei Polizisten und vier Zivilisten. Ein Verkehrspolizist wurde getötet, als ein Mörsergeschoss auf einem zentral gelegenen Platz in Bagdad einschlug.
    In der rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Ölstadt Baidschi erschossen Unbekannte nach Polizeiangaben zwei Wachleute einer Ölpipeline. In der nördlichen Ölstadt Kirkuk wurde ein Polizist erschossen. In Balad starben nach Angaben der örtlichen Polizei vier Aufständische bei einem Gefecht mit US-Soldaten.
  • Bewaffnete Männer haben im Irak am 10. Aug. einen ranghohen Beamten des Innenministeriums entführt. Die Entführer stoppten im Zentrum von Bagdad das Auto von Chudajer Abbas und zwangen ihn, in ein anderes Fahrzeug umzusteigen, wie die Polizei mitteilte. Anschließend flüchteten sie mit ihrer Geisel. Abbas leitet im Bagdader Innenministerium die Abteilung für Verwaltungsangelegenheiten.
  • Die Union will im Falle eines Wahlsiegs keine Bundeswehr-Soldaten in den Irak schicken. "Damit das ganz klar ist, deutsche Soldaten kommen nicht in den Irak", sagte der Unions-Außenexperte Friedbert Pflüger (CDU) am Mittwoch in der ZDF-Sendung "Nachtduell". Zugleich hob Pflüger außenpolitische Differenzen der Union mit den USA hervor. Es sei "unverantwortlich", der Türkei ein EU-Beitrittsversprechen zu machen. Der CDU-Politiker fügte hinzu: "Da haben wir eine eindeutige und auch ernste Meinungsverschiedenheit mit den Amerikanern." Pflüger betonte, auch CDU-Chefin Angela Merkel sei 2002/2003 keine Befürworterin des Irak-Krieges gewesen. "Keiner ist für den Krieg gewesen", betonte Pflüger. Dies sei eine "Unterstellung" der SPD.
  • US-Außenministerin Condoleezza Rice hat den früheren stellvertretenden Leiter der US-Botschaft in Bagdad zu ihrem Chefberater für den Irak berufen. James Jeffrey werde als Irak-Koordinator die Nachfolge von Richard Jones antreten, der US-Botschafter in Israel wird, erklärte Außenamtssprecher Adam Ereli am 10. August in Washington. Jeffrey war von Juni 2004 bis zum vergangenen März stellvertretender Botschaftsleiter in Bagdad.
  • Bei Angriffen im Irak sind am 11. Aug. mindestens drei Menschen getötet worden. In der südlichen Stadt Basra töteten Unbekannte nach Angaben aus Sicherheitskreisen einen Geheimdienstoffizier. Das Innenministerium in Bagdad teilte mit, im Viertel Jarmuk in der Hauptstadt sei ein Polizeileutnant erschossen worden. Nach Angaben der Polizei in der nordirakischen Stadt Kirkuk wurde dort ein christlicher Ingenieur vor einer Bank verschleppt und getötet. Auf der Straße von Kirkuk nach Hawidscha wurde der turkmenische Vizedirektor des örtlichen Krankenhauses entführt.
  • Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat das Mandat für die UN-Mitarbeiter im Irak am 11. Aug. um ein Jahr verlängert. Mit einem einstimmigen Votum erneuerte das Gremium das Mandat, das an 12. Aug. ausgelaufen wäre, bis zum 11. August 2006. Grundlage der UN-Arbeit im Irak ist die im August 2003 verabschiedete Resolution 1500. Das Mandat gilt für maximal 344 zivile internationale Mitarbeiter und 472 zivile örtliche Helfer. Ende Juni 2005 hatte die UNO allerdings nur 190 internationale und 336 einheimische Helfer sowie vier militärische Berater im Einsatz, die auf die Länder Irak, Jordanien und Kuwait verteilt sind.
  • Nach den Kurden haben nun auch die Schiiten im Irak mehr Autonomie in der geplanten Verfassung gefordert. "Wir brauchen eine Selbstverwaltung für den Südirak", sagte ein Schiitenführer am 11. August in Nadschaf. Mehrere schiitische Abgeordnete sprachen sich in Bagdad für ein föderales System für das ganze Land aus. Vor einigen Tagen hatten auch kurdische Politiker weitgehende Autonomie ihrer Gebiete im Norden des Landes gefordert. Der geplante Verfassungsentwurf soll spätestens am Montag dem Parlament übergeben werden.
  • Die Mutter eines im Irak getöteten US-Soldaten, die seit vergangener Woche eine Mahnwache gegen den Krieg vor der texanischen Ranch von Präsident George W. Bush hält, will ihren Protest möglicherweise ab September in Washington fortsetzen. Cindy Sheehan kündigte am 11. August an, sie wolle sich nach Ende der Sommerferien des Präsidenten vor dem Weißen Haus postieren, wenn Bush bis dahin nicht zu einem persönlichen Gespräch mit ihr zusammengekommen sei. "Ich verstehe nicht, warum er sich nicht zehn Minuten Zeit für einem Menschen nehmen kann, dem er das Leben ruiniert hat,", sagte die 48-Jährige.
  • Im Nordirak ist am 12. Aug. ein US-Hubschrauber abgestürzt. Zwei amerikanische Soldaten wurden verletzt, wie die Streitkräfte mitteilten. Ob der Helikopter angegriffen worden war, werde noch überprüft, sagte ein Militärsprecher. Die verletzten Soldaten wurden in ein Krankenhaus gebracht. Über das Ausmaß ihrer Verletzungen wurde zunächst nichts bekannt. Der Vorfall ereignete sich nahe Kirkuk 290 Kilometer nördlich von Bagdad.
  • Wenige Tage vor dem geplanten Abgabetermin der irakischen Verfassung haben die Verhandlungen eine neue Hürde erreicht. Vertreter der Sunniten zeigten sich am 12. August entsetzt über die überraschende Forderung des einflussreichen Schiitenführers Abdel Asis el Hakim, im Süden und Zentrum des Landes autonome Schiitengebiete zu schaffen. "Wir sind schockiert", sagte der sunnitische Verhandlungsteilnehmer Saleh el Motlak in Bagdad. Die Forderung komme zu einem "denkbar ungeeigneten Zeitpunkt". Das Mitglied im Verfassungskonvent, Munser el Fassal, sieht die Verhandlungen in einer "entscheidenden Phase": Spätestens bis zum 13. August müsse ein Ergebnis vorliegen. Am 15. Aug. soll der Entwurf dem Parlament vorgelegt werden.
  • Mitglieder einer schiitischen Miliz haben in Bagdad ein Haus gestürmt und vier Geiseln befreit. Wie ein Sprecher des radikalen Geistlichen Muktada al Sadr am 12. August mitteilte, befanden sich ein Syrer und zwei Libanesen unter den Gefangenen, der vierte war ein Iraker. Die Männer wurden in einer Wohnung im Bagdader Viertel Schaab festgehalten. Ihre Befreiung sei am Abend des 11. Aug. erfolgt, sagte Amer al Husseini. Ein Kidnapper sei bei der Stürmung durch Al Sadrs Mahdi-Armee verletzt worden, die übrigen hätten fliehen können.
  • Die Zahl der Anschläge mit am Straßenrand versteckten Bomben auf Versorgungstransporte der amerikanischen Streitkräfte im Irak hat sich nach Angaben eines US-Generals binnen Jahresfrist verdoppelt. Pro Woche würden etwa 30 Angriffe entlang der Versorgungswege mehr registriert, sagte Brigadegeneral Yves Fontaine am 12. August. Fontaine ist der Befehlshaber der Truppen, die für Nachschub und Logistik zuständig sind. Die Zahl der Opfer unter den US-Soldaten sei jedoch auf Grund einer verstärkten Sicherung der Transporte gesunken, sagte der General. Die meisten der Anschläge ereigneten sich im so genannten Sunnitischen Dreieck nördlich und westlich von Bagdad.
  • Bei den Verhandlungen über eine neue irakische Verfassung haben sich die Beteiligten in der wichtigen Frage des Verbleibs der Öl-Einnahmen des Landes geeinigt. Das am 12. August erzielte Grundsatzabkommen sehe eine Aufteilung der Erlöse zwischen Schiiten, Sunniten und Kurden vor, sagte Saleh el Motlag, Mitglied des Verfassungsausschusses, am 13. August der Nachrichtenagentur AFP. Das Geld solle von der Regierung in Bagdad kontrolliert und nach einem Schlüssel an die Provinzen verteilt werden.
  • Italien hat einen Teil seiner im Irak stationierten Soldaten abgezogen. Der Sprecher des Armeekontingents im südirakischen Nassirijah sagte dem TV-Nachrichtensender Sky 24 am 13. August, zwischen 120 und 130 Soldaten des Bataillons San Marco seien nach Italien heimgekehrt und würden nicht ersetzt. Oberstleutnant Fabio Mattiassi bestätigte damit teilweise einen Bericht der Zeitung "La Stampa", die in ihrer Ausgabe vom 13. Aug. über eine vorgezogene Rückkehr von 300 italienischen Soldaten geschrieben hatte.
  • Die Ausarbeitung der neuen irakischen Verfassung wird möglicherweise nicht pünktlich abgeschlossen. Zwei Tage vor der Übergabe des Entwurfs an das Parlament überlegt die Regierung, noch umstrittene Passagen zurückzustellen. Experten der UN und anderer internationaler Organisationen sollen dem Verfassungskomitee ein solches Vorgehen nahe gelegt haben. Zu den umstrittenen Themen gehört neben dem Föderalismus auch die Frage, welche Rolle der Islam spielen soll und wie die Öleinnahmen verteilt werden sollen. (dpa, 13. August)
  • Ein Selbstmordattentäter hat sich am 13. August im Süden Bagdads mit einem Auto in die Luft gesprengt und eine irakische Zivilperson mit in den Tod gerissen. Vier weitere Menschen, darunter zwei US-Soldaten, wurden nach Angaben eines amerikanischen Militärsprechers verletzt. Der Anschlag galt dem Sprecher zufolge einer US-Patrouille, die angehalten hatte, um eine am Straßenrand versteckte Bombe zu entschärfen.
  • US-Truppen sind bei einer Razzia im Irak angeblich auf eine chemische Produktionsstätte der Aufständischen gestoßen, berichtete CNN am 13. August unter Berufung auf das Pentagon. Danach wurden in der Produktionsstätte bei Mossul Fässer mit fast 5700 Litern Chemikalien gefunden. Um welche Stoffe es sich handele, werde zurzeit noch untersucht. CNN zufolge fand die Razzia am 9. August statt.
  • Südlich von Bagdad sind am 13. August die Leichen von sechs Irakern entdeckt worden. Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei drei der Toten offenbar um Angehörige einer von der irakischen Regierung aufgestellten Schutztruppe, die ausländische Botschaften und Regierungsgebäude in Bagdad bewacht. Sie hätten noch die entsprechenden Uniformen getragen. Die anderen drei Toten sollen schiitische Bauern sein. Es war zunächst nicht bekannt, wie lange die sechs bereits tot sind.
  • Bei neuen Anschlägen im Irak sind vier US-Soldaten getötet worden. Drei Soldaten seien bei einer Patrouille nahe der Stadt Tus nördlich von Bagdad ums Leben gekommen, als ein Sprengsatz am Straßenrand explodierte, teilte die US-Armee am 14. August in Bagdad mit. Ein verletzter Soldat werde im Krankenhaus behandelt. Der Anschlag habe sich bereits in der Nacht zum 13. August ereignet. Ein weiterer US-Soldat sei am 13. August bei einer Explosion westlich von Bagdad getötet worden. Ein Armeeangehöriger sei mit Verwundungen davongekommen.
  • Unter dem Druck der Vereinigten Staaten haben die Teilnehmer des irakischen Verfassungskonvents am 14. August in letzter Minute um Kompromisse gerungen. Am heftigsten umstritten zwischen Schiiten, Kurden und Sunniten blieb die Frage nach einer föderalen Struktur des Staates. Der sunnitische Unterhändler erklärte, einen solchen Vorschlag könne seine Volksgruppe niemals akzeptieren. US-Botschafter Zalmay Khalilzad traf am Wochenende sunnitische Politiker, konnte sie jedoch nicht zum Einlenken bewegen.
  • Irakische Soldaten haben einen führenden Gefolgsmann des Rebellenführers Abu Mussab el Sarkawi getötet. Der mutmaßliche Terrorist Abu Subair sei bereits am 12. Aug. in einen Hinterhalt der irakischen Armee in der Stadt Mossul geraten und erschossen worden, teilte das US-Verteidigungsministerium am 14. August mit. Er habe einen Sprengstoffgürtel getragen, der mit Metallkugeln gefüllt gewesen sei. Den Angaben zufolge war es zunächst nicht klar, ob er selbst ein Selbstmordattentat begehen wollte oder ob der Gürtel für einen anderen Attentäter gedacht war.
Montag, 15. August, bis Sonntag, 21. August
  • Bei mehreren Anschlägen im Irak sind am 15. Juli sechs Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen vier irakische Soldaten. Drei Soldaten wurden getötet, als ihr Kontrollposten nördlich von Bagdad mit Granaten und Kleinwaffen angegriffen wurde, wie ein Militärvertreter mitteilte. Zwei weitere Soldaten seien schwer verletzt worden. Der Angriff ereignete sich südlich von Baakuba, der 60 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Hauptstadt der Provinz Dijala. Ein weiterer Soldat wurde im Stadtteil El Amirijah im Osten Bagdads getötet, als Unbekannte das Feuer eröffneten. Ein Kamerad sei verletzt worden.
  • Das irakische Parlament, dem am 15. August eigentlich der Verfassungsentwurf vorgelegt werden sollte, hat seine für den Nachmittag geplante Sitzung verschoben. Die Beratungen der politischen Führer dauerten noch an, sagte ein Sprecher des irakischen Präsidenten Dschalal Talabani der Nachrichtenagentur AFP. Nach Angaben aus dem Pressebüro der Nationalversammlung wurde die für 16.00 Uhr MESZ geplante Sitzung um zwei Stunden verschoben. Ein Regierungssprecher sagte zuvor, der Text werde noch an diesem Tag dem Parlament übergeben.
    Das irakische Parlament hat am Abend des 15. August die Abgabefrist für den neuen Verfassungsentwurf um eine Woche verschoben. Einstimmig änderten die 237 anwesenden Abgeordneten dafür die Bestimmungen des vorläufigen Grundgesetzes. Diese sahen vor, dass der Verfassungsentwurf bis Mitternacht im Parlament eingebracht werden sollte, damit die weiteren Fristen für ein Referendum im Oktober und endgültige Wahlen im Dezember eingehalten werden. Neuer Termin ist nun der 22. August.
    Die USA sehen in der Fristverlängerung für die Ausarbeitung der irakischen Verfassung keinen größeren Rückschlag für den Aufbau der Demokratie. Außenministerin Condoleeza Rice sagte am 15. August in Washington, das irakische Parlament „brauchte ein wenig mehr Zeit“, um Kompromisse zu finden. Es gebe jedoch schon substanzielle Fortschritte. Der politische Prozess gehe in geordneter Form weiter und „ich glaube, dass sie ihn beenden werden“. „Wir erleben in Irak Demokratie bei der Arbeit“, erklärte die Außenministerin weiter. Die Situation sei nach Jahren der Tyrannei schwierig.
  • Frühere irakische Gefangene haben schwere Beschuldigungen gegen britische Soldaten erhoben. In einem zur Ausstrahlung in der BBC am 16. August vorgesehenen Fernsehbericht gaben die Brüder Marhab und Assad Saadsch el Saghir an, nach ihrer Festnahme im südirakischen Basra mit Stöcken geschlagen worden zu sein und danach das Bewusstsein verloren zu haben. Außerdem sei ihnen Wasser und Schlaf verweigert worden. Einer der Brüder sagte, ein Soldat habe auf seinen Kopf uriniert. Nach eigenen Angaben wurden die beiden im März 2003 in einem Lager in Umm Kasr im südlichen Irak festgehalten.
  • US-Soldaten in Bagdad haben am 16. August offenbar versehentlich eine Gruppe von Zivilisten beschossen und dabei 26 Menschen verletzt. Amerikanische Soldaten hätten im Viertel Alawi im Zentrum der Hauptstadt am frühen Morgen eine Gruppe von Arbeitern beschossen, weil sie sie für Verdächtige hielten, verlautete aus dem irakischen Innenministerium. Die 26 Verletzten seien in drei Krankenhäuser gebracht worden. Im Hospital Jarmuk sagte einer von ihnen, Ali Mohammed, der Nachrichtenagentur AFP, er und andere hätten vor einem Hotel auf der Straße gefrühstückt, weil gegen fünf Uhr morgens der Strom ausgefallen war. Ein Hubschrauber habe plötzlich auf sie gefeuert.
  • Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die Fertigstellung der irakischen Verfassung als wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Wirtschaft des Landes wieder auf die Beine kommt. Die Verabschiedung der Verfassung wäre ein "wichtiger Schritt in der politischen und ökonomischen Entwicklung" des Landes, sagte der IWF-Beauftragte Lorenzo Pérez am 16. August in Washington bei der Vorstellung des ersten Irak-Berichts seiner Organisation seit 25 Jahren. Trotz der fortbestehenden Sicherheitsprobleme hätte die Annahme einer Verfassung nach seinen Worten eine "positive Auswirkung" auf das Investitionsklima.
  • Bei einem dreifachen Bombenanschlag im Zentrum von Bagdad sind am 17. August mindestens 43 Menschen getötet worden. 76 weitere wurden nach Angaben des irakischen Innenministeriums verletzt, als am Morgen drei Autobomben innerhalb einer halben Stunde in der Nähe eines Krankenhauses explodierten. Es war die schlimmste Anschlagsserie in der irakischen Hauptstadt seit mehr als einem Monat, als 32 irakische Kinder bei einem Attentat getötet wurden, die gerade von US-Soldaten Süßigkeiten entgegennahmen. Gegen 07.45 Uhr Ortszeit explodierte die erste Autobombe an einer Bushaltestelle im Viertel El Kindi, etwa zehn Minuten später ging die zweite Autobombe dort hoch. Von der Haltestelle fahren die Autobusse in die schiitischen Provinzen im Süden des Landes ab. Während Rettungskräfte Opfer der ersten beiden Anschläge ins Krankenhaus von El Kindi brachten, detonierte dort das dritte mit Sprengstoff präparierte Fahrzeug vor dem Eingang der Notaufnahme.
  • UN-Generalsekretär Kofi Annan hat die neuen Bombenanschläge in Bagdad scharf verurteilt. Die Täter würden „sämtliche humanitären Grundsätze verletzten“, erklärte Annan in New York. Besonders empörend sei, dass die Attentate mit dem Ziel koordiniert wurden, besonders viele Menschen zu ermorden.
  • Nach einem Bericht der britischen Tageszeitung "The Independent" (17.08.2005) wurden im Juli mehr als 1.100 Tote in die Leichenhalle von Bagdad eingeliefert, so viele wie nie zuvor. Etwa zehn bis zwanzig Prozent der Leichen seien so schlimm verstümmelt und entstellt, dass sie nicht identifiziert werden könnten, berichtete das Blatt.
  • Westlich der Ölstadt Kirkuk wurden sechs irakische Soldaten in einem Hinterhalt getötet. Die Männer hätten zu einer Schutzwache für Öleinrichtungen gehört, teilte die Polizei am 17. August mit. Maskierte Bewaffnete hätten das Feuer auf die Soldaten eröffnet, als sie ihr Lager westlich von Kirkuk verließen.
  • Die Familien von 17 im Irak getöteten britischen Soldaten fechten vor einem Londoner Gericht die Rechtmäßigkeit des Krieges an. Ihr Ziel ist eine unabhängige Untersuchung darüber, ob der Krieg im Einklang mit dem Völkerrecht steht. Die Anwälte der Familien reichten am 17. August die Klageschrift beim High Court ein. Das Gericht muss sich zunächst mit der Frage befassen, warum die Regierung von Premierminister Tony Blair bislang eine Untersuchung abgelehnt. Eine Anhörung darüber soll noch vor Ende des Jahres stattfinden.
  • Ranghohe Beamte der US-Regierung haben noch kurz vor dem Einmarsch in den Irak vor gravierenden Lücken in der Nachkriegsplanung gewarnt. Dies geht aus bislang unter Verschluss gehaltenen amtlichen Dokumenten hervor, die am 17. August dem Nationalen Sicherheitsarchiv der George-Washington-Universität in der US-Hauptstadt übergeben wurden. In einem gemeinsamen Schreiben an die zuständige Staatssekretärin im US-Außenministerium schrieben drei Abteilungsleiter einen Monat vor der Invasion im März 2003: "Ernsthafte Planungslücken für die öffentliche Sicherheit und humanitäre Hilfe nach dem Konflikt bleiben bestehen."
  • US-Präsident George W. Bush steht unter wachsendem Druck, die Truppen aus dem Irak abzuziehen. In der Nacht zum 18. August gedachten tausende Menschen mit landesweiten Mahnwachen der mehr als 1.800 US-Soldaten, die bisher im Irak ihr Leben verloren. Zugleich forderte der demokratische Senator Russ Feingold ein Datum für ein Ende des Militäreinsatzes. Bis zum 31. Dezember 2006 müssten alle US-Truppen aus dem Irak abgezogen werden, forderte der Senator in Milwaukee.
  • Bei mehreren Bombenanschlägen und Überfällen im Irak sind am 18. August sieben Iraker und vier US-Soldaten getötet worden. Die US-Soldaten kamen ums Leben, als in der nördlichen Stadt Samarra eine Bombe am Straßenrand explodierte, wie die US-Armee mitteilte. An einem Kontrollposten der irakischen Armee nahe der Unruhestadt Balad etwa 70 Kilometer nördlich von Bagdad sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft. Dabei wurden drei irakische Soldaten getötet, wie die Polizei mitteilte.
  • Soldatenmutter Cindy Sheehan hat am 18. August ihre Proteste gegen den Irak-Krieg vor der Ranch von US-Präsident George W. Bush im texanischen Crawford unterbrochen. Sie müsse nach Kalifornien zurückkehren und ihre Mutter pflegen, die einen Schlaganfall erlitten habe, sagte der 48-Jährige vor Journalisten in der Nähe von Bushs Ranch, wo sie seit Anfang August Mahnwache hält. Doch werde sie so rasch wie möglich zurückkehren, kündigte sie weiter an.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat einen Zeitplan für den Abzug der ausländischen Truppen aus dem Irak gefordert. "Wir halten die Ausarbeitung eines Zeitplans für den schrittweisen Abzug der ausländischen Truppen für erforderlich", sagte Putin am 18. August bei einem Besuch des jordanischen Königs Abdullah II. in Sotschi am Schwarzen Meer. Die ausländischen Truppen würden von zahlreichen Irakern als "Besatzungstruppen wahrgenommen", fügte Putin hinzu. "Das ist eine Realität, die beachtet werden muss."
    Die US-Regierung hat die Forderung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zurückgewiesen, einen Zeitplan für den Abzug der ausländischen Truppen aus dem Irak vorzulegen. Die US-Truppen und ihre Verbündeten würden sich erst dann zurückziehen, wenn die Iraker in der Lage seien, selbst für ihre Sicherheit zu sorgen, sagte Außenamtsspprecher Sean McCormack am 18. August.
  • Die USA entsenden rund 700 zusätzliche Soldaten in den Irak, die dort die Sicherheit der unter US-Aufsicht stehenden Gefängnisse verstärken sollen. Die Entsendung dieses Bataillons habe aber nichts mit der geplanten vorübergehenden Aufstockung des US-Truppenkontingents während des Verfassungsreferendums im Oktober und den allgemeinen Wahlen im Dezember zu tun, teilte ein Pentagon-Sprecher am 18. August mit. Nach Informationen der Zeitung "Washington Post" hat sich die Zahl der Insassen in den von den USA verwalteten Haftanstalten im Irak seit September 2004 von 5.400 auf 10.800 verdoppelt. Derzeit sind im Irak fast 140.000 US-Soldaten stationiert.
  • In der nordirakischen Stadt Mossul sind am 19. August drei Mitglieder der sunnitischen Islamischen Partei vor den Augen zahlreicher Zeugen hingerichtet worden. Die drei Parteimitglieder seien am Vormittag im Westen der Stadt von Bewaffneten verschleppt worden, als sie Plakate klebten, auf denen zur Teilnahme an der Parlamentswahl aufgerufen werde, teilte ein Sprecher der größten sunnitischen Partei im Irak mit. Später seien sie vor einer Moschee im Osten von Mossul erschossen worden. Zahlreiche Menschen hätten zugesehen, aber niemand versucht, einzugreifen. Die Angreifer seien schwer bewaffnet mit mehreren Autos angerückt. Vor der Erschießung hätten sie zu den Parteimitgliedern gesagt, sie würden sie nicht als Moslems ansehen.
  • Mit einer Schweigeminute in den UN-Einrichtungen weltweit haben die Vereinten Nationen der 22 Toten des Anschlags auf die UN-Vertretung in Bagdad vor zwei Jahren gedacht. Am Hauptsitz in New York legten am 19. August zwei damals schwer verletzte Mitarbeiter einen Kranz an der Fahne nieder, die über dem „Canal Hotel“ in der irakischen Hauptstadt wehte. Auch eine Gedenktafel mit den Namen der Toten erinnert in New York an den Anschlag vom 19. August 2003. Eine Vertreterin des UN-Personals und Generalsekretär Kofi Annan kritisierten, dass die Täter noch immer nicht bestraft seien. Dies gefährde andere Mitarbeiter der Vereinten Nationen, sagte Michele Montas.
  • Ein früherer Mitarbeiter des US-Konzerns Halliburton hat nach eigener Aussagen von einem irakischen Unternehmen mehr als 100.000 Dollar Bestechungsgeld angenommen. Die Staatsanwaltschaft in Peoria im US-Staat Illinois erklärte am 19. August, das Urteil gegen den 40-jährigen Texaner wegen Betrugs zum Schaden der Vereinigten Staaten werde am 18. November fallen. Ihm drohen zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe bis 1,25 Millionen Dollar. Der Angeklagte war nach Angaben der Staatsanwaltschaft bei der Halliburton-Tochter KBR beschäftigt und vergab Aufträge an Subunternehmer. Als Gegenleistung für 110.000 Dollar (90.500 Euro) empfahl er die irakische Firma für den Umbau von vier Gebäuden. Der Auftrag hatte einen Wert von 609.000 Dollar (500.000 Euro). Der Name der Firma wurde nicht genannt.
  • Bei einem Granatenangriff in der irakischen Stadt Falludscha sind am 20. August drei irakische Soldaten getötet worden. Das Verteidigungsministerium in Bagdad bestätigte entsprechende Angaben der Polizei und eines Krankenhausarztes. Die 50 Kilometer westlich von Bagdad gelegene Stadt war im November 2004 Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen US-Truppen und Aufständischen. Während einer Großoffensive der US-Armee wurden damals zahlreiche Zivilisten getötet. Seit der Einnahme von Falludscha kontrollieren US-Elitesoldaten zusammen mit Mitgliedern der irakischen Armee die Stadt.
  • Hunderte Sunniten und Schiiten sowie Dutzende Turkmenen sind am 20. August in der nordirakischen Stadt Kirkuk für die Einheit des Irak und gegen eine föderale Struktur auf die Straße gegangen. Die Demonstranten traten außerdem dafür ein, dass Kirkuk eine multiethnische Stadt bleiben müsse und nicht von den Kurden beherrscht werden dürfe. Insbesondere die unter Saddam Hussein herrschende Minderheit der Sunniten befürchtet eine Zerstückelung des Irak wegen der Autonomieforderungen der Kurden im Norden und einiger Vertreter der Schiiten im Süden des Landes.
  • Soldaten eines US-Spezialkommandos haben in Bagdad ein Rebellenversteck gestürmt und eine Geisel befreit. Das teilten die Streitkräfte am 20. August mit. Der Mitteilung zufolge fand der Einsatz bereits am Abend des 18. August statt. Nähere Angaben zur befreiten Geisel wurden nicht gemacht. Es hieß, drei Entführer seien während der Razzia gefangen genommen worden, zwölf weitere Verdächtige am 19. August. Es seien außerdem Waffen beschlagnahmt worden.
  • Im Zusammenhang mit den Raketenangriffen von Akaba vom 19. August haben die jordanischen Behörden einen irakischen Verdächtigen festgenommen. Der Verdächtige sei in der Hauptstadt Amman am Steuer eines Wagens gestellt worden, sagte ein Sicherheitsbeamter am 21. August. Der Iraker sei einer von insgesamt vier Verdächtigen, nach denen die Behörden fahndeten. Zudem seien am Ort der drei Raketenabschüsse vier weitere Raketen gefunden worden, was daraufhin deute, dass insgesamt sieben Anschläge geplant gewesen seien.
  • Die Frist für die Einbringung der neuen irakischen Verfassung ins Parlament könnte nach Angaben eines Regierungssprechers nochmals um eine Woche verschoben werden. Sollte sich der Verfassungskonvent bis Montag immer noch nicht auf einen gemeinsamen Entwurf geeinigt haben, wäre laut des provisorischen Grundgesetzes ein neuerlicher Aufschub durchaus möglich, sagte der Sprecher Leith Kubba am 21. August.
    Im Streit über die neue irakische Verfassung hat die sunnitische Minderheit die internationale Gemeinschaft um Unterstützung gebeten. Einen Tag vor Ablauf der neuen Frist zur Vorlage des Entwurfs riefen die sunnitischen Mitglieder im Verfassungskonvent am Sonntag die USA und die Vereinten Nationen auf, eine Verabschiedung des Dokuments im Parlament gegen die Stimmen ihrer Volksgruppe zu verhindern. Die Regierung schlug unterdessen vor, die am 22. August auslaufende Frist ein zweites Mal zu verlängern.
  • Bei einem Selbstmordanschlag in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Abend des 21. August vier Bereitschaftspolizisten getötet und drei weitere verletzt worden. Wie Sicherheitskräfte mitteilten, wurde das Attentat mit einem mit Sprengstoff präparierten Fahrzeug verübt. Bei einem kurz zuvor verübten Angriff in Madaien, rund 30 Kilometer südlich der Hauptstadt, wurden den Angaben zufolge vier Bereitschaftspolizisten getötet und fünf verletzt.
Montag, 22. August, bis Sonntag, 28. August
  • Die US-Streitkräfte wollen den Tod eines jungen Irakers untersuchen, der im Juni d.J. bei der Durchsuchung seines Hauses in der Nähe von Haditha getötet wurde. Der 21 Jahre alte Mohammed al Sumaidaie war ein Vetter des irakischen UN-Botschafters Samir al Sumaidaie. Dessen Angaben zufolge starb der Student, nachdem er Marineinfanteristen in ein Schlafzimmer führte, um ihnen zu zeigen, wo seine Familie ein nicht geladenes Gewehr aufbewahrte. Nach dem Abzug der Soldaten sei der 21-Jährige mit einem Genickschuss tot aufgefunden worden, erklärte der Diplomat. Er forderte eine Bestrafung der Täter. Die US-Streitkräfte haben nach eigenen Angaben interne Strafermittlungen in die Wege geleitet. (AP, 22. August)
  • Die jordanischen Behörden haben am 22. August nach eigenen Angaben zwei weitere Verdächtige nach den Raketenangriffen nahe des Urlaubsortes Akaba festgenommen. Bei den beiden Verdächtigen handele es sich um bereits gesuchte Ägypter, sagte ein Sicherheitsbeamter. Damit sind bereits drei von vier ursprünglich zu Fahndung ausgeschriebenen Verdächtigen gefasst worden. Am 21. August hatten die Behörden bereits einen Iraker festgenommen.
  • Bei einem Anschlag im nordirakischen Kirkuk ist der Chef des örtlichen Anti-Terror-Dienstes erschossen worden. Auch seine Frau wurde nach Polizeiangaben bei dem Attentat am 22. August getötet. Vermummte feuerten demnach am Morgen auf den Wagen von Hauptmann Ibrahim Said.
  • Irak hat am 22. August sämtliche Ölexporte aus den Förderanlagen im Süden des Landes unterbrochen. Vertreter der Erdölindustrie begründeten die Maßnahme mit einer Strompanne in einem Pumpwerk südlich von Basra. Derzeit versuchten Techniker der South Oil Company und der nationalen Elektrizitätsgesellschaft den Schaden zu beheben, hieß es. Derzeit wird fast die gesamte irakische Ölausfuhr von täglich 1,6 Millionen Barrel über den Süd-Irak abgewickelt. Die nördliche Exportroute gilt als zu unsicher.
  • Die Aufständischen im Irak haben am 22. August bei zahlreichen Angriffen auf die Sicherheitskräfte des Landes mindestens 26 Menschen getötet. Die Anschläge wurden in Bagdad sowie in Städten nördlich der irakischen Hauptstadt verübt, wie die irakischen Behörden mitteilten. Sieben irakische Soldaten starben nach Angaben aus Militärkreisen bei Angriffen in der Nähe der Stadt Baidschi. Die Angreifer feuerten demnach mit einem Mörsergeschoss auf ihren Stützpunkt und setzten einen selbstgebauten Sprengsatz ein.
  • Elf im Irak entführte Pakistaner sind nach Angaben eines Sprechers des Außenministeriums in Islamabad vom 22. August wieder frei. Die Männer wurden am 15. August auf dem Weg nach Bagdad verschleppt. Sie arbeiteten nach Angaben von Ministeriumssprecher Mohammed Naeem Khan für eine kuwaitische Firma. Die Männer würden binnen 24 Stunden nach Kuwait zurückkehren, sagte Khan.
  • Bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe sind am 22. August nördlich der irakischen Hauptstadt Bagdad zwei amerikanische Soldaten getötet worden. Zwei weitere Soldaten wurden nach Angaben der US-Streitkräfte verletzt. Im August wurden damit im Irak bereits mindestens 63 amerikanische Soldaten getötet.
  • Die jordanischen Behörden haben nach eigenen Angaben den mutmaßlichen Haupttäter der Raketenangriffe nahe des Urlaubsortes Akaba gefasst. Sicherheitskräfte hätten eine Gruppe zerschlagen, die mit einem "terroristischen Netzwerk" im Irak in Verbindung stehe, hieß es in einer am Abend des 22. August im Staatsfernsehen verlesenen offiziellen Erklärung. Der Hauptverdächtige sei ein Syrer namens Mohamad Hassan Abdallah el Sehli.
  • Das Verfassungskomitee legte in der Nacht zum 23. August der Nationalversammlung in Bagdad einen Verfassungsentwurf vor, der allerdings in wichtigen Fragen noch große Lücken aufweist. Parlamentspräsident Haschim al- Hassani erklärte, die Delegierten erhielten nun weitere drei Tage Zeit, um erneut über diese Fragen zu debattieren. Unter anderem ist die Frage der Machtverteilung zwischen der Regierung in Bagdad und den einzelnen Regionen noch ungeklärt.
    Das Weiße Haus in Washington hat die Vorlage des irakischen Verfassungsentwurfs in buchstäblich letzter Minute begrüßt. Damit sei ein "weiterer Schritt nach vorne" im Verfassungsprozess des Landes gemacht worden, erklärte die US-Regierung am 22. August (Ortszeit). Die in der vergangenen Woche erreichten Fortschritte seien "beeindruckend". Lobend hob das Weiße Haus den "Geist der Zusammenarbeit", den Dialog und die Suche nach einem "Kompromiss" durch die verschiedenen irakischen Gruppen hervor.
  • Die Beratungen über eine neue irakische Verfassung sind ein zweites Mal verlängert worden. Nach Ablauf der Frist für eine Einigung am 22. August um Mitternacht teilte Parlamentspräsident Hadschim al Hassani mit, den streitenden Parteien würden drei weitere Tage Zeit eingeräumt. Das Parlament war kurz vor Mitternacht zusammengetreten, um über einen von den kurdischen und schiitischen Mitgliedern des Verfassungskonvents vereinbarten Entwurf abzustimmen. Wegen heftiger Proteste der Sunniten wurde die Abstimmung dann jedoch abgesagt.
    US-Außenministerin Condoleezza Rice bezeichnete die neuerliche Verschiebung - ursprünglich sollte das Parlament bereits am 15. August über die Verfassung abstimmen - als "staatsmännische Entscheidung". Sie sei getroffen worden, um einen Konsens zu erzielen, sagte Rice. Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte: "Die in der vergangenen Woche erzielten Fortschritte sind beeindruckend, über die meisten Klauseln wurde Konsens erzielt - in Debatten, durch Dialog und Kompromisse. Dies ist die Essenz von Demokratie, die schwierig und oft langsam ist, aber zu dauerhaften Vereinbarungen führt."
    Nach Angaben des irakischen Parlamentspräsidenten Al Hassani lehnen die Sunniten weiterhin die Schaffung eines Föderalstaats ab, wie ihn Schiiten und Kurden anstreben. Strittig seien außerdem die Machtverteilung zwischen Präsident, Parlament und Kabinett sowie Fragen in Zusammenhang mit der inzwischen aufgelösten Baath-Partei des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein, sagte Al Hassani. Ein Vertreter der Sunniten erklärte, in mehr als 20 Punkten stehe eine Einigung noch aus. (AP)
  • Bei der Ausarbeitung der irakischen Verfassung sind nach Angaben von Regierungschef Ibrahim Dschaafari zwei der 153 Artikel noch umstritten. "Wir haben einen wichtigen Schritt gemacht", sagte Dschaafari am 23. August auf einer Pressekonferenz in Bagdad. Angaben dazu, welche Artikel noch umstritten sind, machte er nicht. Einigkeit bestehe hinsichtlich des Status der Bundesregierung, der Regionen und Provinzen. Auch über die Menschenrechte und die Rechte der Frauen hätten sich die Unterhändler geeinigt.
  • Die irakische Umweltministerin Narmin Othman ist offenbar nur knapp einem Attentat entgangen. Der Konvoi der kurdischen Ministerin sei südlich von Kirkuk von Bewaffneten angegriffen worden, berichtete das staatliche irakische Fernsehen am 23. August. Drei ihrer Leibwächter seien dabei verletzt worden.
  • Friedensnobelpreis für Schröder?
    Bundeskanzler Gerhard Schröder gehört wegen seiner strikten Ablehnung des Irak-Kriegs zu den Anwärtern auf den diesjährigen Friedensnobelpreis. Er wurde beim norwegischen Nobel- Institut neben 165 weiteren Menschen sowie 33 Organisationen für den Preis vorgeschlagen. Die Entscheidung wird am 14. Oktober bekannt gegeben. Die Opposition in Berlin nannte die Kanzler-Nominierung ein Wahlkampf-Manöver. Sie wurde allerdings bereits vor dem 1. Februar in Oslo eingereicht, als von der vorgezogenen Wahl noch keine Rede war.
  • Bei einem Granatenangriff auf das Hauptkommissariat der irakischen Stadt Baakuba sind am 23. August elf Polizisten getötet worden. Nach Polizeiangaben wurden zudem 15 Menschen, unter ihnen ein Kind, verletzt. Das US-Militär teilte mit, in Baakuba seien in einer gemeinsamen Einrichtung der US-Armee und der irakischen Sicherheitskräfte sieben Menschen bei einem Selbstmordanschlag ums Leben gekommen, darunter zwei US-Soldaten und ein irakischer Polizist. 20 Menschen seien verletzt worden: neun US-Soldaten, ein US-Zivilist, sechs irakische Zivilisten und vier irakische Polizisten. Die 60 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Sunnitenstadt Baakuba ist die Hauptstadt der Provinz Dijala.
  • Auch nach der Vorlage eines Verfassungsentwurfs im Irak hat der Streit zwischen den Volksgruppen kein Ende. Die größte Sunnitenpartei droht mit dem Scheitern des Textes: "Wenn die Verfassung nicht umformuliert wird, um den übergeordneten Interessen der Nation zu dienen, wird sie komplett abgelehnt", erklärte die Islamische Partei. Die Unterhändler hatten den Entwurf am Abend des 22. August zehn Minuten vor Ablauf der Frist dem Parlament vorgelegt. Zur Regelung der letzten Unstimmigkeiten wurde ihnen eine Drei-Tages-Frist eingeräumt. Die Islamische Partei bedauerte die Vorlage des Verfassungsentwurfs, obwohl es keinen Konsens gegeben habe. Dies sei eine "tiefgreifende Verletzung der Konsens-Regel", auf deren Basis sich die Partei an den Verhandlungen beteiligt habe. Der sunnitische Unterhändler Saleh El Motlak sagte, "99 Prozent" seiner Volksgruppe seien "unzufrieden" mit dem Text. Dies gelte auch für viele kurdische Gruppen, und auch zahlreiche Schiiten seien "nicht vollständig zufrieden". Motlak bedauerte das Festhalten der Kurden und Schiiten am Föderalismus.
  • Die US-Regierung will für das für Mitte Oktober geplante Verfassungsreferendum im Irak ihre Truppenstärke in dem Land leicht erhöhen. Es sei "sehr wahrscheinlich", dass in Kürze eine zeitweise Erhöhung von bis zu 2.000 Soldaten bekannt gegeben werde, sagte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld am 23. August in Washington. Der Vizechef des US-Generalstabs, Admiral Edmund Giambastiana, ergänzte, es würden zwei zusätzliche Bataillone in den Irak geschickt. Derzeit befinden sich rund 138.000 US-Soldaten im Irak. Für den 15. Oktober ist im Irak eine Abstimmung über den am Montag im Parlament vorgelegten Verfassungsentwurf vorgesehen.
  • Bei einem Anschlag auf einen stellvertretenden irakischen Minister sind in der Hauptstadt Bagdad vier Menschen getötet worden. Während Vize-Justizminister Butscho Ibrahim mit dem Leben davonkam, starben vier seiner Leibwächter, wie am 24. August aus dem Innenministerium in Bagdad verlautete. Weitere fünf Wachleute seien verletzt worden. Ibrahims Wagen sei nicht von den Schüssen getroffen worden und habe die Fahrt fortsetzen können. Ein Fahrzeug sei bei dem Anschlag im Westen der Hauptstadt völlig ausgebrannt.
  • Bei einem Selbstmordanschlag und einer anschließenden Schießerei zwischen Sicherheitskräften und Aufständischen sind am 24. August in Bagdad mindestens 15 Menschen getötet worden. Weitere 59 Menschen wurden bei den Zusammenstößen im Westen der irakischen Hauptstadt verletzt, wie die Sicherheitskräfte mitteilten. Den Angaben zufolge hatte sich zunächst ein Attentäter neben einem Polizeikonvoi in die Luft gesprengt. Dabei wurden zwei Polizisten getötet. Anschließend hätten sich Polizisten ein mehrstündiges Feuergefecht mit etwa 30 Aufständischen geliefert, bei dem weitere 13 Menschen ums Leben kamen.
  • In der irakischen Schiitenstadt Nadschaf sind am Abend des 24. August bei schweren Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Anhängern des radikalen Predigers Moktada Sadr mindestens fünf Menschen getötet worden. Unter ihnen seien auch Anhänger Sadrs, teilte Saheb el Amiri von der Sadr-treuen Gruppe Schahid Allah mit. Sieben weitere Menschen seien verletzt worden. Augenzeugen zufolge stellten sich Einwohner Nadschafs einer Rückkehr bewaffneter Sadr-Anhänger in die Stadt entgegen und zündeten ein Büro des Schiitenpredigers an. Beide Gruppen hätten sich mit Steinen beworfen. Die Polizei habe mit Schüssen in die Luft versucht, die Streitparteien zu trennen.
  • Die USA verstärken ihre Truppen im Irak um 1500 Soldaten. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld habe die Entscheidung zur Entsendung von zwei weiteren Bataillonen in den Irak gefällt, teilte das Pentagon am 24. August mit. Die zusätzlichen Truppen sollten 120 Tage im Irak bleiben und seien vom US-Befehlshaber im Irak, General George Casey, angefordert worden. Sie sollen demnach die Sicherheit vor den geplanten Wahlen gewährleisten.
  • US-Präsident George W. Bush hat die internationale Staatengemeinschaft aufgerufen, im Kampf gegen den weltweiten Terrorismus durchzuhalten. Er betonte erneut seine Entschlossenheit, die US-Mission im Irak zu Ende zu führen. Der Irak sei eines der wichtigsten "Schlachtfelder" im Antiterrorkrieg, sagte Bush am 24. August vor Militärangehörigen in Idaho. Ein Scheitern würde die Welt verwundbar für den Terrorismus machen. Es war die zweite Bush-Rede in dieser Woche zum Thema Irak und Terrorismus. (Hier haben wir die erste Rede von Bush vom 22. August dokumentiert.)
  • Die trauernde US-Soldatenmutter Cindy Sheehan hat ihren Protest gegen den Irak-Krieg am Landsitz von Präsident George W. Bush in Texas am 24. August wieder aufgenommen. Sie hatte ihre Aktion vergangene Woche unterbrochen, weil ihre Mutter einen Schlaganfall erlitten hatte. Sheehan kehrte in Begleitung zahlreicher Reporter nach Crawford zurück. Auf seiner Ranch macht Bush seit Anfang August mit kurzen Unterbrechungen Urlaub. Sheehan hat ihren 24-jährigen Sohn im Irakkrieg verloren. Sie fordert ein direktes Gespräch mit Bush. (Hier geht es zu Artikeln über Cindy Sheehan.)
  • Bei neuen Zusammenstößen im Irak zwischen rivalisierenden schiitischen Gruppen ist in der Nacht zum 25. August erneut ein Mensch ums Leben gekommen. 13 weitere Menschen seien bei bewaffneten Auseinandersetzungen in Nassirijah 375 Kilometer südöstlich von Bagdad verletzt worden, teilten örtliche Vertreter mit. In mehreren Städten des Landes überfielen Anhänger des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr Büros der Schiitenpartei SCIRI (Oberster Rat der Islamischen Revolution im Irak). In zahlreichen schiitischen Städten des Landes war die Lage gespannt, nachdem am Abend zuvor bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Anhängern Sadrs in Nadschaf mindestens fünf Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden waren.
  • Im Irak sind die Leichen von 36 per Kopfschuss getöteten Männern entdeckt worden. Die Leichen wurden in Orida 175 Kilometer südlich von Bagdad in einem Wasserlauf entdeckt, wie das Innenministerium in der irakischen Hauptstadt am 25. August mitteilte. Bei den Toten in Zivilkleidung handele es sich um Männer im Alter von etwa 25 bis 35 Jahren, sagte ein Ministeriumssprecher. Offenbar seien sie vor etwa fünf Tagen getötet worden. Sechs der Opfer seien mit Handschellen gefesselt gewesen, die anderen mit Plastikbändern.
  • Zwei Leibwächter des irakischen Übergangspräsidenten Dschalal Talabani sind am 25. August bei einem Anschlag in der Region von Al-Asim ums Leben gekommen. Sieben weitere Menschen wurden verletzt. Talabani selbst hielt sich in Bagdad auf. Eine Sprecherin des Vize-Ministerpräsidenten dementierte indes einen Bericht der Polizei in Bakuba über einen Angriff auf den Konvoi von Rosh Nuri Schawis. Zuvor hatte es geheißen, bei einem Angriff seien ein Zivilist gestorben und sechs weitere Iraker verletzt worden.
  • Die Krise um die neue irakische Verfassung schwelt weiter: Die für den 25. August im Parlament geplante Abstimmung über das Dokument wurde wegen des anhaltenden Widerstands der Sunniten auf unbestimmte Zeit verschoben. Nach Angaben von Parlaments-Pressesprecher Bischro Ibrahim soll ein neuer Termin erst festgelegt werden, wenn sich die Vertreter der verschiedenen Volksgruppen auf einen Entwurf geeinigt haben.
  • Im Gegenzug für die Freilassung der beiden im Irak entführten Italienerinnen Simona Torretta und Simona Pari soll das Rote Kreuz ohne Wissen der USA verwundete Aufständische behandelt haben. Auf Bitten irakischer Mittelsmänner seien vier verletzte "Terroristen" heimlich ins italienische Rotkreuz-Krankenhaus in Bagdad eingeliefert und dort behandelt worden sein, sagte der ehemalige Sonderkommissar der italienischen Hilfsorganisation, Maurizio Scelli, der "La Stampa" vom 25. August.
  • Angesichts des steigenden Ölpreises hat der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz die Irak-Politik der USA kritisiert. Wegen der anhaltenden Gewalt im Irak sei die Lage in der Region auf Dauer unsicher, was sich auch auf die Ölpreise auswirke, sagte der Ökonom am 25. August der Nachrichtenagentur AFP in New York. "Eine bessere Politik im Nahen Osten, selbst wenn das schwer zu definieren ist, würde sehr helfen", sagte Stiglitz. Die aktuelle Politik sei gescheitert, und solange die Unsicherheit im Nahen Osten anhalte, solange "sind wir in der schlimmstmöglichen Welt, was das Öl betrifft".
  • Hunderte Anhänger des gestürzten irakischen Präsidenten Saddam Hussein haben am 26. August gegen die umstrittene Verfassung demonstriert. In Baakuba rund 60 Kilometer nördlich von Bagdad versammelten sich rund 500 Demonstranten, die meisten davon Sunniten, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. In Kirkuk rund 250 Kilometer nördlich von Bagdad protestierten rund 250 Sunniten gegen die Verfassung. Sie wandten sich gegen eine föderale Staatsform. (AFP)
  • Tausende Schiiten in mehreren Städten des Irak haben am 26. August für bessere Lebensbedingungen demonstriert. Sie folgten einem Aufruf des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr, der in seinem Freitagsgebet alle Iraker aufgerufen hatte, gegen Stromausfälle, Heizöl- und Trinkwasserknappheit zu protestieren. Die Kundgebungen seien eine Gelegenheit, die "Verantwortung der Besatzer" bei der Versorgung zu kritisieren. (AFP)
  • Die US-Lufwaffe hat am 26. August ein mutmaßliches Versteck von Mitgliedern des Terrornetzwerks El Kaida im Irak bombardiert. Die Angriffe hätten einem Ziel in der Unruheprovinz El Anbar nahe der Grenze zu Syrien gegolten, teilte die US-Armee mit. Dort hätten sich etwa 50 "Terroristen", die mit dem jordanischen Extremistenführer Abu Mussab el Sarkawi verbündet seien, in einem Haus im Ort Husaibah aufgehalten. Über mögliche Opfer wurden zunächst keine Angaben gemacht.
    Am 27. August meldete dpa: Bei US-Luftangriffen auf die westirakische Stadt Kaim nahe der Grenze zu Syrien sind 20 Menschen getötet worden. Das meldet der arabische Fernsehsender Al-Arabija. Weitere 30 Menschen wurden verletzt. Telefonverbindungen und die Stromversorgung vor Ort sei unterbrochen. Die US-Streitkräfte hatten zuletzt im Juni Luftangriffe gegen die Stadt geflogen. Dort war es auch zu schweren Kämpfen zwischen amerikanischen Soldaten um Aufständischen gekommen.
  • Amerikanische Soldaten haben am 26. August zwei Männer erschossen, weil diese mit ihrem Lastwagen in die Ausfahrt eines Militärstützpunktes gefahren waren. Nach Angaben der US-Armee wurde ein dritter Mann schwer verletzt. Das Militär machte keine Angaben darüber, ob in dem Fahrzeug Sprengstoff oder Waffen gefunden wurden. Die Soldaten, die die zwei Männer erschossen, wurden später von ihrem Vorgesetzten für ihre "Professionalität" gelobt. (dpa)
  • Der einflussreiche irakische Schiitenführer Ali Sistani hat die irakische Bevölkerung zur Teilnahme an dem für Mitte September geplanten Referendum über die neue irakische Verfassung aufgerufen. Alle Iraker, die noch nicht in Wählerlisten eingetragen seien, sollten dies nun im Hinblick auf die Volksabstimmung nachholen, teilte das Büro des gemäßigten Großayatollahs am 26. August im südirakischen Nadschaf mit.
  • Umfrage
    Die Popularität von US-Präsident George W. Bush in der US-Bevölkerung ist einer neuen Umfrage zufolge auf einen neuen Tiefststand gefallen. Nur noch 40 Prozent der US-Bürger unterstützten die Amtsführung ihres Präsidenten, teilte das US-Meinungsforschungsinstitut Gallup am 26. August mit. Dagegen missbilligten 56 Prozent der Befragten Bushs Politik. Dies sind demnach die schlechtesten Werte seit Bushs erstem Amtsantritt im Januar 2001.
    Angesichts des zähen Ringens um die irakische Verfassung und des schwindenden Rückhalts der US-Bevölkerung für den Irak-Krieg warb Bush in der US-Bevölkerung um Geduld. Die Iraker seien dabei, für eine Zukunft in Freiheit und Frieden schwere Entscheidungen zu treffen und die nötigen Kompromisse einzugehen, sagte der US-Präsident bei seiner wöchentlichen Ansprache am 27. August. Die USA müssten den Menschen im Nahen Osten zur Seite stehen. Die Anstrengungen der US-Armee benötigten jedoch "mehr Zeit, mehr Opfer und Entschlossenheit".
  • Die Hamburger Führungsakademie der Bundeswehr wird nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" wegen eines Lehrgangs von 22 irakischen Generalstabsoffizieren massiv bewacht. Der sonst eingesetzte zivile Wachschutz sei von bewaffneten Soldaten mit Hunden ersetzt worden. Fahrzeuge werden dem Bericht zufolge mit Spiegeln auf versteckte Sprengladungen hin überprüft. (dpa, 27. August)
  • In der bislang umfangreichsten Freilassungsaktion hat die US-Armee im Irak rund tausend Häftlinge aus dem berüchtigten Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad auf freien Fuß gesetzt. Die Aktion begann am 24. August. Nach Angaben der US-Armee war unter den Freigelassenen niemand, dem schwere Verbrechen wie "Bombenanschläge, Folter, Entführung oder Mord" vorgeworfen würden. Alle hätten sich zu ihren Taten bekannt, der Gewalt abgeschworen und gelobt, "gute Bürger eines demokratischen Irak zu sein". Mitte August waren in Abu Ghraib nach offiziellen Angaben noch 3500 Menschen gefangen gehalten worden. Die meisten von ihnen wurden verdächtigt, am Aufstand gegen die US-Truppen im Irak beteiligt gewesen zu sein.
  • Einen Tag vor der geplanten Parlamentsabstimmung zur neuen irakischen Verfassung haben sich die sunnitischen Unterhändler auf neue Gegenvorschläge zum Entwurf der Schiiten und Kurden geeinigt. "Wir glauben, dass alle, die einen einigen und starken Irak wollen, unseren Vorschlägen zustimmen müssen", sagte Chefunterhändler Saleh el Motlak am 27. August nach Ende der Beratungen zwischen den sunnitischen Gruppierungen in Bagdad. Die Vorschläge sollten noch im Laufe des Tages an die Vertreter der anderen Volksgruppen verteilt werden.
  • Unweit der Ranch von US-Präsident George W. Bush im texanischen Crawford, wo bereits seit Wochen Kriegsgegner demonstrieren, haben sich am Samstag mehrere dutzend Menschen zur Unterstützung des Staatschefs versammelt. Beide jeweils mehrere dutzend Menschen starke Lager planten für den 27. August Kundgebungen und Gegenkundgebungen in dem 750-Seelen-Dorf. Die Polizei war vor allem damit beschäftigt, mögliche Zusammenstöße der Demonstranten zu verhindern. Schließlich wurden 3.000 Demonstranten gemeldet. Im Mittelpunkt des Antikriegsprotests stand die trauernde Soldatenmutter und Aktivistin Cindy Sheehan, die ein direktes Gespräch mit Bush fordert.
  • Im Parlament von Bagdad haben Mitglieder des Verfassungskomitees am Nachmittag des 28. August begonnen, den Text ihres Verfassungsentwurfs zu verlesen. Er unterscheidet sich nur unwesentlich vom ersten Entwurf, der dem Parlament am vergangenen Montag vorgelegt worden war. Auch in der nun präsentierten Fassung wird der Irak als "demokratisch, parlamentarisch und föderal" bezeichnet. Der Islam sei "eine wichtige Quelle" der Rechtssprechung, nicht aber die "wichtigste Quelle", wie es die Sunniten wollten.
  • Einem irakischen Gefangenen ist die Flucht aus dem amerikanischen Militärgefängnis in Abu Ghoreib gelungen. Wie die US-Armee am 28. August berichtet, fanden die Gefängniswärter später zwei Löcher in einem Zaun. Nur ein Teil der Gefangenen in dem Gefängnis, das durch den Skandal um die Misshandlung von Irakern durch US-Soldaten in die Schlagzeilen geraten war, ist in Zellen untergebracht. Die restlichen Gefangenen leben in Zelten.
  • Der Entwurf für die irakische Verfassung wird nach Angaben von Präsident Dschalal Talabani dem Volk zur Abstimmung vorgelegt werden. Talabani sagte am 28. August in Bagdad, nach der Verlesung im Parlament und der Unterzeichnung durch den entsprechenden Ausschuss könne nun das für den 15. Oktober geplante Referendum über den Entwurf abgehalten werden. Wenn zwei Drittel der Bevölkerung in drei Provinzen das Dokument ablehnen , kann es nicht in Kraft treten. Die Verlesung fand am 28. August trotz weiter bestehender Vorbehalte der Sunniten statt. Die 15 sunnitischen Mitglieder des Konvents kritisierten in einer gemeinsamen Stellungnahme, die Verfassung sei rechtswidrig, weil sie nicht im Kosens verabschiedet worden sei. Der irakische Vizepräsident, der Sunnit Ghasi al Jawer, nahm nicht an der Feier zum Abschluss der Arbeit des Komitees teil. Nach Angaben eines Vertreters des Verfassungskonvents war eine Abstimmung nicht mehr nötig, da eine erste Version bereits am Montag von der schiitischen und kurdischen Mehrheit im Parlament gebilligt worden war. Bis zuletzt hatte der Konvent an dem neuen Entwurf gefeilt, um auch den Rückhalt der sunnitischen Minderheit zu bekommen. Er unterscheidet sich jedoch nur unwesentlich von der ersten Version. Auch in der nun präsentierten Fassung wird der Irak als "demokratisch, parlamentarisch und föderal" bezeichnet. Die sunnitischen Unterhändler lehnten weiterhin ein föderales System ab. Die wichtigste Konzession an die Sunniten in dem nun verlesenen Entwurf besteht darin, dass erst das neue Parlament nach seiner Wahl im Dezember über die Ausgestaltung des föderalen Systems entscheiden soll. Eine Autonomie wird bis dahin allein den Kurdengebieten zugestanden.
  • In Mossul im Norden Iraks griff am 28. August ein Selbstmordattentäter eine amerikanische Patrouille an. Sein Sprengsatz tötete drei Zivilpersonen.
    Im Stadtteil Intisar fand die Polizei am 28. August die Leichen von neun Menschen.
    Im Kut im Süden des Landes wurden ebenfalls am 28. August sechs nicht identifizierte Leichen entdeckt.
  • US-Soldaten haben am 28. August in Bagdad versehentlich einen irakischen Tontechniker von Reuters TV erschossen und einen irakischen Kameramann verletzt. Wie die irakische Polizei mitteilte, eröffneten die Soldaten im westlichen Stadtteil Adel das Feuer auf das Fernsehteam, als es nach einem Überfall auf einen irakischen Konvoi filmen wollte. Bei dem Überfall waren zwei Menschen getötet und einer verletzt worden. Für die tödlichen Schüsse der US-Soldaten auf den Tontechniker gab es zunächst keine Bestätigung durch die US-Armee.
  • US-Präsident George W. Bush hat den am 28. August vorgelegten Entwurf für eine irakische Verfassung begrüßt. Es handele sich um "ein Dokument, auf das die Iraker und der Rest der Welt stolz sein können", sagte Bush in einer Pressekonferenz auf seiner Ranch in Texas. Die anhaltenden Meinungsverschiedenheiten über den Entwurf spielte der US-Präsident herunter. «Natürlich gibt es Meinungsverschiedenheiten», sagte er. "Wir beobachten derzeit die Entfaltung eines politischen Prozesses." (Hier gibt es die ganze Erklärung bon Bush - deutsch und englisch.)
  • UN-Generalsekretär Kofi Annan hat den Entwurf für eine irakische Verfassung gewürdigt. In einer Mitteilung der Weltorganisation forderte Annan am 28. August in New York die Parteien im Irak auf, ihren Geist der "nationalen Aussöhnung" beizubehalten. Den Entwurf des Vertragswerks nannte Annan einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg des politischen Wandels im Irak. Der UN- Generalsekretär stellte vor allem die ernsten Bemühungen aller politischen Gruppierungen heraus, die unter schwierigen Bedingungen gearbeitet hätten. Die Vereinten Nationen würden den Irak auch weiterhin unterstützen, hieß es in der Erklärung weiter.
  • Bei einem Feuergefecht zwischen US-Soldaten und Aufständischen in Bagdad ist am Sonntag ein Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters erschossen worden. Ein weiterer sei verletzt und von den US-Streitkräften festgenommen worden, sagte Reuters-Korrespondent Alastair MacDonald. Ein irakischer Polizist erklärte, US-Soldaten hätten auf die beiden Reuters-Mitarbeiter geschossen und Tontechniker Walid Chaled getötet. Das Gefecht ereignete sich in der Nähe der Moschee Umm al Kura im Viertel Ghasalija. Chaled sollte zusammen mit dem Kameramann Haider Chadem das Gefecht dokumentieren, sagte MacDonald. Von Chadem habe Reuters seit seiner Festnahme nichts gehört, auch sei unklar, wo er festgehalten werde. Die US-Streitkräfte erklärten in einer Stellungnahme, ihre Soldaten hätten in Ghasalija auf einen Angriff auf einen irakischen Polizeikonvoi reagiert, bei dem mehrere Polizisten getötet worden seien. "Während des Angriffs wurden ein Zivilist durch Feuer aus Kleinwaffen getötet und ein weiterer verletzt", hieß es in der Erklärung. Ein Militärsprecher sagte der Nachrichtenagentur AP, ein verwundeter Zivilist sei von den Soldaten in Sicherheit gebracht worden. Ob es sich um den vermissten Kameramann handelte, war unklar. Der Vorfall werde untersucht.
Montag, 29. August, bis Mittwoch, 31. August
  • Das irakische Ölministerium ist am 29. August mit zwei Raketen beschossen worden. Ein Mitarbeiter sei verletzt worden, teilte die Polizei mit. Die beiden Geschosse landeten auf dem Parkplatz der Behörde, eins explodierte nicht. Rebellen haben bereits mehrfach Regierungsgebäude und Militäreinrichtungen mit Boden-Boden-Raketen beschossen.
  • Im Osten der irakischen Hauptstadt erschossen Unbekannte am 29. August einen hochrangigen Polizeioffizier, wie die Polizei berichtete.
  • Mehr als 2.000 Sunniten haben am 29. August in der Heimatstadt von Saddam Hussein gegen die neue irakische Verfassung demonstriert. Viele schwenkten irakische Fahnen und Bilder des gestürzten Machthabers. Der Verfassungskonvent hatte den Entwurf am Sonntag ohne die Zustimmung der sunnitischen Delegierten verabschiedet. Diese forderten die Bevölkerung auf, das Papier bei der im Oktober geplanten Volksabstimmung abzulehnen. Ziel der Verfassung sei es, den Irak entlang konfessioneller und ethnischer Grenzen zu teilen, kritisierte der Organisator der Demonstration in Tikrit, Scheich Jahja Ibrahim al Batawi. Die größte politische Organisation der Sunniten, die irakisch-islamische Partei, will sich vor dem Referendum um weitere Veränderungen in dem Dokument bemühen.
  • Ein US-Militärhubschrauber ist am 29. August im Norden Iraks beschossen und zu einer Notlandung gezwungen worden. Nach Angaben der Streitkräfte wurden bei dem Vorfall in Tal Afar ein Soldat getötet und ein weiterer verletzt. Näheres wurde nicht mitgeteilt. Bewohner von Tal Afar berichteten telefonisch, der Hubschrauber sei gegen 18.30 Uhr Ortszeit im Südwesten der Stadt niedergegangen.
  • Die Sunniten im Irak wollen sich in ihrer Gegnerschaft zur irakischen Verfassung mit Gleichgesinnten anderer Volksgruppen verbünden. "Wir wollen alle vereinen, die gegen den Föderalismus sind", sagte Chefunterhändler Saleh el Motlak am 30. August. Dies sei nicht mehr nur eine Angelegenheit der Sunniten. "Das ist eine Angelegenheit aller, die nicht wollen, dass der Irak zerfällt, auch der Schiiten." Deshalb wollten die Sunniten schon bald mit den radikalen Schiiten-Prediger Moktada Sadr verhandeln. Ein Vertreter Sadrs in Bagdad teilte mit, seine Bewegung habe noch keine endgültige Position zur Verfassung gefunden.
  • Bei Angriffen auf mutmaßliche islamische Extremisten hat die US-Lufwaffe im Irak mindestens 56 Menschen getötet, berichtet AFP. Es sei unklar, ob es sich bei der Opfern der Angriffe in der sunnitischen Unruheregion El Anbar um Zivilisten oder um Bewaffnete handele, verlautete aus Sicherheitskreisen in Bagdad. Die US-Armee teilte am 30. August mit, die Angriffe hätten dem Chef einer örtlichen El-Kaida-Zelle namens Abu Islam gegolten. Es habe "mehrere Tote" gegeben. Bei einer Serie von "massiven" Angriffen in der Nähe von El Kaim seien vier Häuser total zerstört worden, verlautete weiter aus den Sicherheitskreisen in Bagdad. Allein in einem Haus seien 16 Menschen ums Leben gekommen. Die US-Armee in der irakischen Hauptstadt sprach von drei Angriffen gegen mutmaßliche Verstecke der islamischen Terrororganisation El Kaida nahe der syrischen Grenze. Die Luftwaffe habe ferngesteuerte Bomben eingesetzt, um "zivile Verluste" zu vermeiden, teilte die US-Armee weiter mit. Vier Bomben seien gegen einen Schlupfwinkel in der Nähe des Ortes Karabila eingesetzt worden; zwei weitere hätten auf ein Haus in Karabila gezielt, wo Abu Islam vermutet worden sei. Wer Abu Islam ist, teilte die US-Armee nicht mit. Ebenfalls zwei Bomben zielten demnach auf den Nachbarort Husaibah, wo die Männer Abu Islams Zuflucht gesucht hätten.
  • Bei einem Granatenangriff auf feiernde Schiiten sind am 31. August in Bagdad mindestens drei Menschen getötet worden. Mindestens 36 Menschen wurden verletzt, als Granaten in der Menschenmenge am Kadhimijah-Schrein im Norden der Stadt einschlugen, wie das irakische Innenministerium mitteilte. Tausende Schiiten hatten sich an dem Mausoleum versammelt, um den Todestad des siebten Imam Mussa Kasim zu begehen. Der Anschlag ereignete sich, obwohl die Feiern unter sehr hohen Sicherheitsvorkehrungen stattfanden.
  • Bei einer Massenpanik unter tausenden schiitischen Pilgern auf einer Brücke in Bagdad sind am 31. August mindestens 650 Menschen ums Leben gekommen. Mehrere hundert Menschen wurden teils schwer verletzt. [Am späten Abend wurden von AFP folgenden Zahlen bekanntgegeben: 965 Tote und 465 Verletzte.] Die meisten stürzten von der Brücke in den Tigris und ertranken, andere wurden nach Angaben von Sicherheitskräften tot getrampelt oder erstickten. Die Panik wurde durch das Gerücht ausgelöst, zwei Selbstmordattentäter befänden sich in der Menge.
    Zum Zeitpunkt des Unglücks überquerten tausende Pilger die Brücke, um zum Mausoleum des Imam Mussa el Kasim im Norden Bagdads zu gelangen. Bis zu eine Million Schiiten pilgerten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen zum Mausoleum, wo sie den Todestag des Geistlichen begehen wollten, der im Jahr 799 vergiftet worden war. Unter dem Druck der Menschenmenge gab nach Angaben aus Sicherheitskreisen das Brückengeländer nach. Hunderte Menschen fielen von der El-Aimah-Brücke ins Wasser, die die Viertel Adhamijah und Kasimijah im nördlichen Zentrum der irakischen Hauptstadt verbindet. Die meisten Opfer waren nach Krankenhausangaben Kinder, Frauen und ältere Menschen.
    Zahlreiche weitere Menschen erstickten oder wurden zu Tode getrampelt, wie der irakische Gesundheitsminister Abdel Muttaleb Mohammed Ali bestätigte. Der Vertraute des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr forderte den Rücktritt seiner Kabinettskollegen für Inneres und Verteidigung, weil sie für die Katastrophe verantwortlich seien. Regierungschef Ibrahim Dschaafari ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.


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