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Chronik Afghanistan

Mai 2011


Sonntag, 1. Mai, bis Sonntag, 8. Mai
  • In der südostafghanischen Provinz Paktika hat ein Zwölfjähriger am 1. Mai einen Selbstmordanschlag verübt und dabei vier Menschen mit in den Tod gerissen. Der Junge habe bei dem Attentat zwölf weitere Menschen verletzt, teilte die Provinzverwaltung mit. Bei den Toten handle es sich um den Vorsitzenden des Bezirksrates von Schkin sowie zwei weitere Männer und eine Frau. Der Junge brachte den Angaben zufolge auf einem Marktplatz einen Sprengstoffgürtel zur Explosion. Die Provinz Paktika an der Grenze zu Pakistan zählt zu den unruhigsten Regionen Afghanistans
  • Anders als ihre Kollegen in Afghanistan bekommen britische Kampfjetpiloten im Libyen-Einsatz keine Gefahrenzulage. Eine solche Prämie werde bisher nicht gezahlt, bestätigte ein Sprecher des Londoner Verteidigungsministerium der Tageszeitung "Times" (Ausgabe vom 2. Mai) ). Anrecht auf die Zulage hätten üblicherweise Soldaten "in Einsätzen, in denen sie mit hohem Risiko über einen längeren Zeitraum arbeiten". Ob dies in Libyen der Fall sei, werde derzeit geprüft. Der Zeitung zufolge stößt die bisherige Verweigerung der Prämie auf Kritik, weil das Risiko für die Piloten in Libyen wegen einer funktionierenden Luftabwehr höher ist als das in Afghanistan.
  • Osama bin Laden, der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001, wurde von US-Spezialkräften im nordpakistanischen Abbottabad aufgespürt und getötet, wie US-Präsident Barack Obama in einer Rede am 1. Mai (Ortszeit; MEZ: 2. Mai) an die Nation mitteilte. "Heute Abend kann ich den Amerikanern und der Welt sagen, dass die USA einen Einsatz ausgeführt haben, bei dem Osama bin Laden, der Chef von El Kaida - ein Terrorist, der für den Tod tausender unschuldiger Menschen verantwortlich ist - getötet wurde", sagte Obama. "Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan."
  • Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Tötung des Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden durch US-Soldaten als großen Erfolg im Kampf gegen den internationalen Terrorismus gewürdigt. Sie habe US-Präsident Barack Obama "meinen und unseren Respekt" für diesen Erfolg mitgeteilt, sagte Merkel am Montag in Berlin. Dies sei ihr ein Bedürfnis gewesen. (Siehe hierzu: "Heute Nacht haben die Kräfte des Friedens einen Erfolg errungen".)
  • Die US-Regierung hat am 3. Mai zentrale Angaben zum Ablauf der Kommandoaktion zur Tötung von Al-Qaida-Chef Osama bin Laden revidiert. Dieser sei bei seiner Tötung durch US-Elitesoldaten nicht bewaffnet gewesen, teilte Jay Carney, der Sprecher des Weißen Hauses mit. Bin Laden habe sich aber auf andere Weise gewehrt. "Widerstand zu leisten erfordert keine Feuerwaffe", so Carney wörtlich. Außerdem seien andere Terroristen im Gebäude bewaffnet gewesen. Carney bekräftigte, dass das Ziel des Einsatzes die Festnahme und nicht die Tötung Bin Ladens gewesen sei. Wegen des "großen Widerstandes" sei der Al-Qaida-Chef aber erschossen worden. Die US-Spezialkräfte hätten bei dem Einsatz mit "allergrößter Professionalität" gehandelt.
  • Der pakistanische Regierungschef Yousuf Raza Gilani macht die Geheimdienste weltweit für die jahrelange vergebliche Suche nach El Kaida-Chef Osama bin Laden verantwortlich. Alle Geheimdienste weltweit hätten in Teilen versagt, "einschließlich der USA", sagte Gilani am 4. Mai vor Journalisten in Paris. Pakistan trage nicht allein die Schuld, sagte er weiter.
    Die Tötungs-Aktion der Amerikaner nur gut 50 Kilometer nördlich von Islamabad rückt die Beziehungen zwischen den USA und Pakistan in das Zentrum der Afghanistan-Politik Washingtons. Schließlich haben die Amerikaner die Aktion auf dem Staatsgebiet Pakistans durchgeführt, ohne die Pakistanis vorher zu informieren. Zu groß war offensichtlich die Angst, dass etwas durchsickert. Michael Werz vom Center for American Progress erklärt, es sei zu hoffen, dass man in Pakistan durch diese Situation erkennt, dass die Unterstützung von Terroristen international nicht vertretbar sei, und eine andere Politik einschlägt, die das Land stabilisiert. "Sollte das nicht der Fall sein", so Werz, "wird eine Diskussion stärker werden, die in den vergangenen Tagen schon sehr deutlich zum Ausdruck gekommen ist, nämlich die Frage: Bedeuten die Probleme mit Pakistan, dass sich die USA stärker an Indien binden sollen?" (Deutsche Welle, 3. Mai)
  • Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, hält trotz des Todes von Osama bin Laden den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan weiter für notwendig. Es gehe darum, die Situation der dortigen Bevölkerung zu verbessern, Sicherheit zu schaffen und die afghanischen Sicherheitskräfte darauf vorzubereiten, selbst die Verantwortung zu übernehmen, sagte Kirsch am 4. Mai im ZDF-"Morgenmagazin". Dieser Auftrag sei noch nicht erfüllt. Die afghanischen Sicherheitskräfte müssten in die Lage versetzt werden, mit den Terroristen fertig zu werden, die insbesondere in Pakistan rekrutiert und ausgebildet würden, um dann in Afghanistan Anschläge zu verüben, argumentierte Kirsch. Den Bundeswehrsoldaten in Afghanistan sei bewusst, dass sie nach bin Ladens Tötung wegen der Gefahr drohender Vergeltungsanschläge nun besonders wachsam sein müssten. Allerdings spiele Al Kaida im Norden des Landes, wo die deutschen Soldaten stationiert sein, keine große Rolle. Stattdessen seien in diesem Gebiet die Taliban ein Problem, gab der Verbandsvorsitzende zu bedenken.
  • Nach der Tötung von El-Kaida-Chef Osama bin Laden in Pakistan hat NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen von der Regierung des Landes mehr Anstrengungen im Kampf gegen den Terrorismus gefordert. "Wir haben die pakistanischen Behörden aufgerufen, ihren Kampf gegen Terroristen und Extremisten zu verstärken", sagte Rasmussen am 4. Mai vor Journalisten in Brüssel. Dies gelte insbesondere für die Grenzregion zwischen Pakistan und Afghanistan.
  • Auf islamistischen Websites ist nach Angaben des US-Unternehmens SITE vom 4. Mai ein neues Video aufgetaucht, das den vor fast zwei Jahren in Afghanistan entführten US-Soldaten Bowe Bergdahl zeigt. Der Soldat sehe darin kahlrasiert und abgemagert aus, teilte das auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen am Mittwoch mit. Er blicke ängstlich, als ihm ein Mann die Augen verbinde und ihn wegführe. SITE bezeichnete den Mann als Mullah Sangin Sadrain, ein ranghohes Mitglied des Hakkani-Netzwerks. Das Hakkani-Netzwerk steht den radikalislamischen Taliban nahe und wird für einige Anschläge gegen die USA in Afghanistan verantwortlich gemacht.
  • Trotz der Spannungen zu Pakistan schließt US-Präsident Barack Obama weitere Einsätze gegen Terrorverdächtige in dem Land nicht aus. Obama behalte sich das Recht dazu vor, sagte sein Sprecher Jay Carney am 5. Mai. Auch Außenministerin Hillary Clinton bekräftigte, dass mit dem Tod Bin Ladens der Kampf gegen El Kaida nicht gewonnen sei. Obama habe bereits während des Präsidentschaftswahlkampfs deutlich gemacht, dass er Einsätze in Pakistan anordnen würde, wenn dort Terrorverdächtige aufgespürt würden, sagte Carney. Er sei weiterhin der Ansicht, dass dies der "richtige Ansatz" sei. Obama hatte 2008 erklärt, er werde gegen Bin Laden oder andere ranghohe Vertreter des Terrornetzwerks auch in Pakistan vorgehen, wenn die dortige Regierung "unfähig oder nicht willens" sei, zu handeln. Auch US-Außenministerin Hillary Clinton bekräftigte, dass mit dem Tod von Osama bin Laden der Kampf gegen das internationale Terrornetzwerk El Kaida nicht gewonnen sei. "Lasst uns nicht vergessen, dass der Kampf gegen El Kaida und seine Ableger nicht mit dem Tod eines Einzelnen beendet ist. Wir müssen unsere Entschlossenheit erneuern", sagte Clinton bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem italienischen Außenminister Franco Frattini in Rom. Dennoch sei Bin Ladens Tod ein "bedeutsamer strategischer Schlag" gegen El Kaida.
  • Pakistan hat den USA am 5. Mai mit verheerenden Konsequenzen gedroht, sollten sie einen weiteren nichtautorisierten Angriff auf Terrorverdächtige nach dem Vorbild der Operation vom Montag durchführen. Allerdings bezeichnete die Regierung in Islamabad den Einsatz gegen Osama bin Laden nicht als rechtswidrig und teilte mit, die Beziehungen zu Washington seien weiterhin intakt. Die pakistanischen Streitkräfte und die Regierung ernteten im Inland heftige Kritik dafür, dass sie die Verletzung ihres Hoheitsgebiets duldeten. Es wurden auch Zweifel an der Darstellung laut, dass die pakistanische Regierung nicht eingeweiht war. Die Äußerungen des pakistanischen Außenministers Salman Bashir am Donnerstag vor Journalisten schienen deshalb vor allem an seine Landsleute gerichtet zu sein. "Die pakistanischen Sicherheitskräfte sind weder inkompetent noch nachlässig in ihrer heiligen Pflicht, Pakistan zu beschützen", sagte Bashir. Niemand solle daran zweifeln, dass eine Wiederholung einer Aktion wie der vom Montag verheerende Konsequenzen haben werde. Bashir bestritt erneut, dass die Regierung in Islamabad schon vor der Landung der Hubschrauber in Abbottabad Kenntnis von dem Einsatz hatte. Die Streitkräfte hätten zwei F-16 Kampfflugzeuge entsandt, als sie bemerkt hätten, dass Hubschrauber über die Stadt flogen, sagte er. Offenbar seien die Flugzeuge aber zu spät eingetroffen.
  • Der Tod von El-Kaida-Chef Osama bin Laden könnte nach Einschätzung von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) die Stabilisierung Afghanistans befördern. "Wir haben jetzt vor allen Dingen eine Chance, den politischen Prozess in Afghanistan stärker und entschiedener voranzubringen", sagte Westerwelle nach Angaben des Auswärtigen Amts am 5. Mai bei einem Besuch in Rom. Das bedeute auch, dass es eine "realistische Chance" gebe, den Zeitplan für einen Abzug der Kampftruppen bis 2014 "auch wirklich" einzuhalten.
  • Rund 2.000 Demonstranten haben am 5. Mai in Afghanistan gegen Gespräche zwischen der Regierung in Kabul und den Taliban protestiert. Präsident Hamid Karsai begehe einen Fehler, wenn er auf die Taliban zugehe, sagten die Organisatoren der Demonstration. "Wir haben das Niederbrennen unseres Heimatlandes und die Erniedrigung der Männer und Frauen Afghanistans nicht vergessen", sagte der ehemalige Geheimdienstchef Amrullah Saleh an Karsai gerichtet.
    Karsai und die US-Regierung hatten kürzlich angekündigt, mit allen Taliban zu verhandeln, die die afghanische Verfassung anerkennen und der Gewalt abschwören. Informelle Treffen mit hochrangigen Vertretern der Taliban wurden in den vergangenen Monaten bereits arrangiert, offizielle Friedensgespräche fanden jedoch noch nicht statt.
  • Durch Drohnen haben die USA am 6. Mai acht Menschen (andere Angaben sprechen von 15 Menschen) in den pakistanischen Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan getötet. Die unbemannten Flugzeuge hätten ein Anwesen und ein Fahrzeug in Nord-Waziristan beschossen, sagte ein hochrangiger Vertreter der örtlichen Sicherheitsbehörden der Nachrichtenagentur AFP. Im Gebiet der Ortschaft Datta Khel hätten die Drohnen insgesamt acht Raketen auf mutmaßliche Kämpfer abgeschossen. Vier weitere seien dabei verwundet worden.
  • Nach der Tötung von Osama bin Laden hat das Terrornetzwerk Al-Kaida erstmals den Tod seines Führers bestätigt. Bin Ladens Blut sei nicht umsonst vergossen worden, hieß es am 6. Mai auf mehreren Websites militanter Islamisten. Zudem kündigte Al-Kaida an, auch weiterhin Anschläge auf Amerikaner und deren Verbündete verüben zu wollen. Die Freude der USA werde sich bald in Trauer verwandeln, hieß es im Internet.
  • In Pakistan protestierten Hunderte Anhänger islamistischer Parteien am 6. Mai gegen den Einsatz von US-Kommandoeinheiten, bei dem bin Laden in der Nacht zum 2. Mai getötet worden war. Die Demonstranten warfen den USA die Verletzung der Souveränität Pakistans vor und riefen: "Osama lebt!"
    An der größten Kundgebung in der Stadt Khuchlak in der südwestlichen Provinz Baluchistan beteiligten sich rund 500 Menschen. "Nach dem Martyrium von Osama werden Milliarden, Billionen Osamas geboren", sagte Abdullah Sittar Chishti, ein Parteigänger der Jamiat Ulema Islam, die zu der Demonstration aufgerufen hatte.
  • Die Tötung des El-Kaida-Führers Osama bin Laden könnte nach Einschätzung von US-Verteidigungsminister Robert Gates zu einer Wende im Afghanistan-Krieg führen. Möglich sei eine Verschärfung der Spannungen zwischen El Kaida und den Taliban, sagte Gates am 6. Mai vor Soldaten auf dem Luftwaffenstützpunkt Seymour Johnson im US-Bundesstaat North Carolina. Derzeit sei ein Urteil über mögliche Auswirkungen von Bin Ladens Tod auf die Lage in Afghanistan noch zu früh. Aber in etwa einem halben Jahr würden sich genauere Aussagen treffen lassen.
  • Der Grünen-Politiker Winfried Hermann, designierter Verkehrsminister in Baden-Württemberg und noch Bundestagsabgeordneter, hat nach dem Tod von Osama bin Laden ein beschleunigten Abzug der Bundeswehr-Truppen aus Afghanistan gefordert. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Ausgabe vom 7. Mai) sagte Hermann: "Jetzt steht endgültig ein geordneter Rückzug an und zwar schneller, als er bisher geplant ist." Das alles müsse aber natürlich "in einem verantwortlichen Zeitraum" erfolgen, fügte Hermann hinzu. "Mit der Tötung von Osama bin Laden ist im Übrigen das Terrorproblem ebenso wenig beseitigt, wie man es durch Krieg beseitigen kann", meinte der Grünen-Politiker.
  • US-Präsident Barack Obama hat zum Abschluss einer aus seiner Sicht "historischen Woche" am 7. Mai die Elitesoldaten besucht, die Osama bin Laden in seinem pakistanischen Versteck erschossen. Er zeichnete sie für ihre "außergewöhnlichen Dienste und Leistungen" aus und attestierte den Spezialkräften, "einen guten Job" gemacht zu haben. "Dies war eine historische Woche für unsere Nation", sagte Obama vor Soldaten auf dem Militärstützpunkt Fort Campbell. "Wir haben El Kaida enthauptet und wir werden sie besiegen." Die Elitesoldaten der Navy Seals hätten "eine der größten militärischen und geheimdienstlichen Aktionen in der Geschichte unseres Landes" zum Erfolg geführt. Die Namen der beteiligten Soldaten werden geheim gehalten.
  • Bei einer Angriffsserie auf Regierungsgebäude in der afghanischen Stadt Kandahar sind mindestens zwei Menschen getötet und 29 weitere verletzt worden. Provinzgouverneur Turjalai Wesa sagte am 7. Mai, zwei Menschen seien im Kugelhagel ums Leben gekommen. Außerdem habe es sechs Selbstmordanschläge in der Stadt gegeben, darüber hinaus seien zwei Autobomben und zwei in Rikschas versteckte Sprengsätze explodiert.
  • Die afghanischen Taliban haben am 8. Mai ein Video eines entführten kanadischen Touristen veröffentlicht. In einer mit dem Video an die Medien verschickten Erklärung drohte die radikalislamische Bewegung, den 26-Jährigen wegen Spionage vor Gericht zu stellen, sollte die kanadische Regierung sich nicht umgehend für die Lösung der Frage einsetzen. Demnach wurde der Mann in der zentralafghanischen Provinz Ghasni entführt. Der Zeitpunkt seiner Entführung ist unklar, doch bestätigte die kanadische Regierung im Februar den Vorfall und erklärte, er sei als Tourist nach Afghanistan gereist. Am 8. Mai erklärte das kanadische Außenministerium, es sei der Veröffentlichung des Videos bewusst. Es arbeite mit den afghanischen Behörden zusammen, um die Familie des Mannes bei ihren Bemühungen um seine Freilassung zu unterstützen.
Montag, 9. Mai, bis Sonntag, 15. Mai
  • Ein 25-jähriger Deutsch-Syrer ist wegen Mitgliedschaft im Terrornetzwerk El Kaida zu einer Haftstrafe von vier Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sprach Rami M. am 9. Mai schuldig, sich im Mai 2009 der El Kaida angeschlossen zu haben. Der Angeklagte hatte ein umfassendes Geständnis abgelegt. Rami M. war nach Überzeugung des Gerichts im März 2009 über den Iran mithilfe eines Schleusers nach Waziristan in Pakistan gereist, um sich am "Heiligen Krieg" zu beteiligen. Im Mai 2009 schloss es sich demnach der El Kaida an. Er sei danach für Kampfeinsätze ausgebildet worden und habe auch an paramilitärischen Kampfhandlungen gegen die pakistanische Armee teilgenommen.
  • ei einem Selbstmordattentat in Afghanistan sind am 9. Mai fünf Zivilisten getötet worden. Fünf weitere seien verletzt worden, sagte ein afghanischer Behördensprecher der Nachrichtenagentur AFP. Der Selbstmordattentäter habe seine Bombe vor dem Regierungssitz der Provinz Laghman im Osten des Landes gezündet. Zu dem Anschlag bekannten sich die radikalislamischen Taliban.
  • US-General und ISAF-Kommandeur David Petraeus hofft nach der Tötung von Osama bin Laden auf die Lossagung der Taliban von der Al-Kaida. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP sagte der künftige CIA-Chef am 9. Mai, die Chancen auf Friedensverhandlungen der Taliban mit der afghanischen Regierung hätten sich nun gebessert. Schließlich sei die enge Verbindung der Taliban zur Al-Kaida eine persönliche gewesen. "Der Deal zwischen der afghanischen Taliban und Al-Kaida war zwischen Mullah Omar und Osama bin Laden, nicht zwischen den Organisationen", erklärte Petraeus bei einem Besuch der in Afghanistan stationierten US-Truppen. Nach bin Ladens Tod könne sich die Taliban leichter von der Al-Kaida lossagen, was die NATO und die Regierung in Kabul zur Bedingung für Gespräche mit den Extremisten gemacht hatten. In den vergangenen Monaten waren Kontakte zu Taliban-Führern hergestellt worden, formelle Friedensverhandlungen wurden bislang aber noch nicht aufgenommen.
    Die beiden Organisationen scheinen nicht untrennbar miteinander verbunden zu sein: Während die Al-Kaida Terroranschläge in der ganzen Welt im Namen des Dschihads unterstützt, ist die Taliban überwiegend eine nationalistische Bewegung mit dem Ziel der Machtübernahme in Afghanistan. Doch die Taliban hatte nach dem Tod bin Ladens erklärt, nur noch entschlossener zu kämpfen.
  • Nach der Auffassung von NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen wird der Tod von Al-Kaida-Führer Osama bin Laden keine direkten Auswirkungen auf die Strategie des Militärbündnisses in Afghanistan haben. Die NATO müsse weiterhin sicherstellen, dass Afghanistan "nicht wieder ein Zentrum für terroristische Operationen" werde, sagte Rasmussen am 9. Mai bei einem Besuch in den USA. Noch sei es zu früh, um zu beurteilen, wie sich die Tötung bin Ladens auf die Kampfmoral der Aufständischen auswirken wird. Die NATO erwarte jedoch eine Zunahme der Angriffe auf ihre Truppen in den Taliban-Hochburgen Helmand und Kandahar, sagte Rasmussen der Nachrichtenagentur AP. "Die wichtigste Botschaft ist, dass der Extremismus keine Zukunft hat", sagte der NATO-Generalsekretär nach einem Truppenbesuch im US-Staat Georgia.
  • Der afghanische Außenminister Salmaj Rasul ist zu Gesprächen mit seinem chinesischen Kollegen Yang Jiechi in Peking eingetroffen. Seine Reise ist ein Zeichen dafür, dass die Beziehungen der beiden Länder intensiver werden, während sich die USA allmählich auf einen Abzug aus Afghanistan vorbereiten. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete am 10. Mai, Rasul werde während seines viertägigen Besuchs auch mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Li Keqiang zusammentreffen, der vor allem für wirtschaftlichen Fragen zuständig ist. Chinesische Firmen planen größere Investitionen in Afghanistan, vor allem im Kupferbergbau.
  • Der ehemalige Präsident Pakistans, Pervez Musharraf, hat abgestritten, dass seine Regierung den USA bereits 2001 die Durchführung einer militärische Operation zur Tötung oder Gefangennahme Osama bin Ladens auf pakistanischem Boden erlaubt habe. Ein solches Abkommen sei weder unterzeichnet noch mündlich festgehalten worden, sagte Musharrafs Sprecher, Fawad Chaudhry am 10. Mai. Der britische "Guardian" hatte vergangene Woche berichtet, dass Musharraf und der ehemalige US-Präsident George W. Bush die geheime Vereinbarung geschlossen hatten, nachdem bin Laden den US-Truppen 2001 in den Bergen von Tora-Bora entkommen war. Gemäß dem Abkommen würde die Regierung in Islamabad einen Angriff auf bin Laden und zwei weitere Al-Kaida-Führer auf pakistanischem Boden erlauben, aber öffentlich verurteilen, schrieb der "Guardian".
  • Indiens Ministerpräsident Manmohan Singh wird in den kommenden Tagen nach Afghanistan reisen, wie am 11. Mai aus Regierungskreisen bekannt wurde. In Kabul soll Singh mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai zusammentreffen. Beherrschendes Thema des Treffens werde die Sicherheitslage in der Region sein und die Frage, wie die beiden Länder ihre strategische Partnerschaft festigen können, hieß es. Die genauen Reisepläne Singhs blieben vorerst aufgrund der angespannten Sicherheitslage nach dem Tod Osama bin Ladens geheim.
    Nach dem Tod des Al-Kaida-Chefs wächst der Druck auf die USA, sich aus Afghanistan zurückzuziehen. Das Land wird daher stärker auf regionale Partner angewiesen sein. Mit Indien verbindet Afghanistan das auf beiden Seiten vorhandene Misstrauen gegenüber Pakistan.
  • Der Flugplatz des Bundeswehrlagers "Camp Marmal" ist vermutlich mit zwei Raketen beschossen worden. Es habe zwei Einschläge nahe des Kontrollturms des Flugplatzes gegeben, teilte das Einsatzführungskommando in Potsdam am 11. Mai mit. Der Tower sei daraufhin evakuiert worden und der Flugbetrieb rund 90 Minuten lang eingestellt worden. Verletzt wurde demnach niemand. Das "Camp Marmal" im nordafghanischen Masar-i-Scharif ist das größte Feldlager der Bundeswehr. Es ist das Hauptquartier des Regionalkommandos Nord, das unter deutscher Führung den internationalen Einsatz in neun nördlichen Provinzen leitet. Die deutschen Feldlager in Nordafghanistan sind immer wieder Ziel von Raketenangriffen der aufständischen Taliban.
  • Der Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, der Australier Julian Assange, ist in seiner Heimat mit der Goldmedaille der Sydney-Friedensstiftung ausgezeichnet worden. Assange wird für seinen "außerordentlichen Mut im Streben nach den Menschenrechten" ausgezeichnet. Im Kampf für mehr Transparenz und Rechenschaft von Regierungen habe Assange "jahrhundertealte Praktiken der Geheimniskrämerei" angegriffen, berichtete AFP am 11. Mai. Die von Assange gegründete Enthüllungsplattform Wikileaks hatte unter anderem tausende Depeschen von US-Diplomaten veröffentlicht. Auch stellte sie zahllose Geheimdokumente über die Kriege in Afghanistan und im Irak ins Netz.
  • Die NATO in Afghanistan hat sich für die Tötung eines Mädchens während eines Einsatzes im Osten des Landes entschuldigt. Das Mädchen sei während des Einsatzes zur Gefangennahme eines Talibanführers am 11. Mai in der Provinz Nangarhar weggelaufen und daraufhin erschossen worden, teilte die NATO-Truppe ISAF einen Tag danach, am 12. Mai, mit. Die Soldaten hätten fälschlicherweise angenommen, dass das Mädchen eine Waffe trage. Örtlichen Berichten zufolge handelte es sich um eine Zwölfjährige. Bei dem Einsatz, an dem sich auch afghanische Soldaten beteiligten, wurde zudem versehentlich ein Mann erschossen, der später als Polizist identifiziert wurde. Die Gefangennahme des Talibanführers gelang nicht.
  • Russland und Pakistan haben sich auf eine engere Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Terrorismus und Drogenhandel in Zentral- und Südasien geeinigt. Der russische Präsident Dmitri Medwedew und der pakistanische Staatschef Asif Ali Zardari unterzeichneten am 12. Mai in Moskau ein entsprechendes gemeinsames Papier, in dem sie außerdem zu einer Ausweitung der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen beider Länder aufriefen. - In einem vorangegangenen Gespräch erörterten Medwedew und Zardari auch Pakistans Beteiligung am Bau einer Pipeline von Turkmenistan über Afghanistan und Pakistan nach Indien. Außerdem bekundete Medwedew russisches Interesse daran, bei der Modernisierung einer Stahlfabrik in Karachi zu helfen und in Pakistan nach Erdgasvorkommen zu suchen.
  • US-Präsident Barack Obama empfängt am 13. Mai NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen zu Gesprächen über die Militäreinsätze in Libyen und Afghanistan. Nach Angaben des Weißen Hauses wollen Obama und Rasmussen auch einen ersten Blick auf den nächsten NATO-Gipfel werfen, der 2012 in den USA stattfinden soll. Seit Ende März hat die Militärallianz die Federführung bei den Luftangriffen auf Truppen des libyschen Machthabers Muammar el Gaddafi. In Afghanistan beginnt die NATO in diesem Sommer mit der schrittweisen Übergabe der Sicherheitsverantwortung an einheimische Soldaten, die bis Ende 2014 abgeschlossen sein soll. Die USA stellen zwei Drittel der am Hindukusch stationierten ausländischen Soldaten.
  • Ein afghanischer Polizist hat im Süden Afghanistans zwei ISAF-Soldaten erschossen. Der Mann habe am 12. Mai auf einer Basis der Polizei in der Provinz Helmand das Feuer auf eine Gruppe von ISAF-Ausbildern eröffnet und zwei Männer getötet, erklärte die NATO-geführte Afghanistan-Truppe am 13. Mai. Der Angreifer sei bei dem anschließenden Schusswechsel schwer verletzt worden. Die aufständischen Taliban bekannten sich auf ihrer Internetseite zu dem Angriff. Demnach war der Angreifer der Polizei beigetreten, um den Angriff auszuführen.
  • Beim folgenschwersten Anschlag in Pakistan seit der Tötung von Al-Kaida-Führer Osama bin Laden sind am 13. Mai in einem Ausbildungszentrum der Grenzpolizei mindestens 69 Menschen getötet worden (später war sogar von 80 Toten die Rede). Ein Selbstmordattentäter habe mindestens eine der beiden Explosionen ausgelöst, die fast ausschließlich Rekruten in den Tod rissen, teilte die pakistanische Polizei mit. Mehr als 100 seien verletzt worden. Die pakistanischen Taliban bekannten sich zu der Tat. Der Anschlag wurde im Nordwesten des Landes im Bezirk Charsadda verübt. Die Grenzpolizei an der Grenze zu Afghanistan steht im direkten Kampf mit militanten Gruppen, die Al-Kaida und Taliban angehören oder nahestehen. Militante Gruppen hatten nach der Tötung bin Ladens durch ein US-Spezialkommando in der pakistanischen Stadt Abottabad am 2. Mai Rache angedroht. (Siehe: Rache für Bin Laden – 80 Tote in Pakistan.)
  • Bei einem Angriff auf Tanklastwagen für die NATO-Truppen in Afghanistan sind am 13. Mai im Nordwesten Pakistans fünf Laster zerstört worden. Es habe aber keine Opfer gegeben, teilten die pakistanischen Behörden mit. Ein ferngezündeter Sprengsatz sei unter einem der Tanklastwagen platziert gewesen, sagte ein lokaler Verwaltungsbeamte. Nach der Explosion sei das Feuer auf vier weitere Fahrzeuge übergegriffen. Ein örtlicher Geheimdienstmitarbeiter bestätigte den Vorfall. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Angriff in der Gegend von Torkham nahe der Grenze zu Afghanistan. In der Vergangenheit hatten sich aber die radikalislamischen Taliban zu ähnlichen Angriffen bekannt.
  • Mit Kundgebungen in mehreren Städten haben die Franzosen am 13. Mai ihre Solidarität mit zwei Fernsehreportern bekundet, die seit 500 Tagen in Afghanistan in Geiselhaft sind. Präsident Nicolas Sarkozy empfing am Morgen die Angehörigen der Journalisten im Elysée-Palast. An dem Gespräch nahmen auch Außenminister Alain Juppé und Verteidigungsminister Gérard Longuet teil. Das letzte Lebenszeichen der Reporter stammt aus einem Video vom Dezember vergangenen Jahres.
  • Der französische AFP-Journalist Emmanuel Duparcq ist für seine Reportagen aus Afghanistan und Pakistan mit Frankreichs angesehensten Journalistenpreis Prix Albert Londres ausgezeichnet worden. Der 37-Jährige sagte am 14. Mai zur Verleihung des Preises in Tunis, er wolle ihn besonders den beiden französischen Fernsehreportern Hervé Ghesquière und Stéphane Taponier widmen, die seit 501 Tagen von den afghanischen Taliban gefangen gehalten werden. Er war von der 23-köpfigen Jury unter 50 Kandidaten ausgewählt worden.
  • Das pakistanische Parlament hat den USA mit Konsequenzen gedroht, wenn sie nicht umgehend ihre Drohnenangriffe in Pakistan einstellen. Nach einer zehnstündigen Sitzung am 14. Mai bezeichnete das Parlament in Islamabad die Angriffe als "inakzeptabel". "Solche Drohenangriffe müssen unverzüglich gestoppt werden, andernfalls wird die Regierung gezwungen sein, notwendige Schritte in Erwägung zu ziehen, darunter die Rücknahme der Erlaubnis an die NATO, Transitwege zu nutzen", erklärten die Parlamentarier. Die NATO nutzt Pakistan als Transitland, um Nachschub nach Afghanistan zu bringen.
  • Der einflussreiche US-Senator John Kerry ist am 14. Mai zu einem unangekündigten Besuch in Afghanistan eingetroffen. Das Programm oder die Dauer seiner Visite könne aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben werden, erklärte die US-Botschaft in Kabul. Der Vorsitzende des auswärtigen Ausschusses im Senat hatte am 10. Mai angekündigt, sich in der kommenden Woche nach Pakistan begeben zu wollen, um zu versuchen, die Spannungen zwischen Washington und Islamabad beizulegen.
  • Eine ernsthafte und ausführliche Diskussion über die Auslandseinsätze der Bundeswehr hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, gefordert. Zugleich sprach er sich für eine größere Aufmerksamkeit für die deutschen Soldatinnen und Soldaten aus: "Es ist wichtig, dass die Menschen, die unser Land in einen solchen Einsatz schickt, nicht allein gelassen werden", sagte Schneider in seiner Predigt am Sonntag, 15. Mai, im ZDF-Gottesdienst in der Abflughalle des Militärflughafens Köln-Wahn. Als Kirche und als Mitmenschen seien wir gefragt, den Soldatinnen und Soldaten zur Seite zu stehen, die mit belastenden Erfahrungen aus den Kriegs- und Krisengebieten zurückkehren.
  • US-Verteidigungsminister Robert Gates hat einen beschleunigten Abzug der Truppen aus Afghanistan wegen der Tötung von El-Kaida-Chef Osama bin Laden als verfrüht bezeichnet. Es sei zu früh, so kurz nach dem Tod des Terrorchefs bereits derart weitreichende Schlüsse zu ziehen, sagte Gates am 15. Mai dem US-Sender CBS. Ein schnellerer Abzug der Truppen aus Afghanistan könne deshalb noch nicht in Erwägung gezogen werden.
Montag, 16. Mai, bis Sonntag, 22. Mai
  • Mehr als zwei Drittel der afghanischen Männer bewerten die Tötung von El-Kaida-Chef Osama bin Laden laut einer Umfrage positiv. 68 Prozent begrüßten die Nachricht vom Tod Bin Ladens, wie aus der Befragung von 600 Männern in verschiedenen Regionen des Landes durch das Institut International Council on Security and Development (ICOS) hervorgeht. In Mardschah, einer Taliban-Hochburg in der südlichen Provinz Helmand, bezeichneten dagegen 71 Prozent der Befragten den Tod des Terrorchefs als eine schlechte Nachricht. "Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass der Tod Bin Ladens gut aufgenommen wurde", sagte ICOS-Chefin Norine MacDonald. Das sei ein Zeichen für eine positive Entwicklung bei der Übergangsstrategie der internationalen Gemeinschaft, sagte MacDonald mit Blick auf den geplanten schrittweisen Abzug der ausländischen Truppen aus Afghanistan. Die Taliban hatten Bin Laden und weiteren El-Kaida-Aktivisten während ihrer Herrschaft von 1996 bis 2001 in Afghanistan Zuflucht gewährt. (AFP, 16. Mai.)
  • Bei einem Bombenanschlag im Süden Afghanistans sind am 16. Mai vier US-Soldaten getötet worden. Das teilte die ISAF ohne Angaben des genauen Anschlagsorts mit. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand. Mit dem jüngsten Anschlag stieg die Zahl der in diesem Jahr in Afghanistan getöteten ausländischen Soldaten nach Berechnungen der Nachrichtenagentur AFP auf Basis der Internetseite icasualties.org auf 176. Im vergangenen Jahr starben 711 ISAF-Soldaten. Das Jahr 2010 war damit das bislang verlustreichste Jahr für die internationalen Truppen seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes 2001.
  • Ein Schusswechsel zwischen zwei NATO-Helikoptern aus Afghanistan und der pakistanischen Armee hat neue Spannungen zwischen dem Militärbündnis und Islamabad geschürt. Das pakistanische Militär warf der NATO am 17. Mai vor, in den Luftraum über den Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan eingedrungen zu sein. Ein westlicher Vertreter sagte hingegen, die Hubschrauber seien über Afghanistan von pakistanischer Seite beschossen worden. Nach pakistanischer Darstellung ereignete sich der Vorfall über der Grenzregion Nord-Waziristan, die als Rückzugsort für radikalislamische Kämpfer gilt. Von einem Grenzposten zu Afghanistan sei das Feuer auf die Hubschrauber eröffnet worden, da sie den pakistanischen Luftraum verletzt hätten, teilte das Militär mit. Zuvor hatten pakistanische Armee- und Geheimdienstvertreter zunächst nicht erwähnt, dass das Feuer von eigener Seite eröffnet worden sei. Bei dem darauffolgenden Schusswechsel wurden laut Militär zwei Soldaten verletzt. Die Armee habe bei der NATO "energisch" wegen des Vorfalls protestiert, hieß es in einer Erklärung des Militärs.
    Ein Sprecher der NATO-Truppe ISAF in Kabul erklärte, von einem "möglichen Vorfall" gehört und Untersuchungen eingeleitet zu haben. Ein westlicher Armee-Vertreter bestätigte der Nachrichtenagentur AFP unterdessen, dass zwei NATO-Helikopter in der Grenzregion unterwegs gewesen seien. Sie hätten aber ihr Zuständigkeitsgebiet in Afghanistan nie verlassen und seien von pakistanischer Seite unter Beschuss genommen worden. Daraufhin hätten sie das Feuer erwidert
  • Im Bemühen um eine Verhandlungslösung im Afghanistan-Konflikt haben die USA einem Bericht der "Washington Post" zufolge in Deutschland geheime Gespräche mit ranghohen Taliban geführt. Insgesamt hätten mindestens drei Treffen in Deutschland sowie im Golf-Emirat Katar stattgefunden, berichtete die Zeitung am 17. Mai unter Berufung auf afghanische Regierungskreise. An den Gesprächen habe auch ein Vertrauter von Taliban-Führer Mullah Omar teilgenommen. Das bislang letzte Treffen sei erst "acht oder neun Tage" her. Das US-Außenministerium wollte die Angaben aus Kabul gegenüber der "Washington Post" nicht kommentieren. Der Zeitung zufolge hat die Regierung in Washington die Kontakte mit den Taliban zuletzt verstärkt. Dahinter stehe die Hoffnung, dass Präsident Barack Obama der US-Bevölkerung Fortschritte bei den Friedensgespräche berichten könne, wenn er im Juli die ersten US-Soldaten vom Hindukusch abzieht. Die NATO-Truppe ISAF will die Sicherheitsverantwortung für Afghanistan bis Ende 2014 an einheimische Soldaten und Polizisten übergeben.
  • Ein NATO-Angriff in der nordafghanischen Stadt Talokan in der Provinz Tachar hat am 18. Mai zu heftigen Protesten in der Bevölkerung geführt. Rund tausend Demonstranten warfen der NATO vor, vier Zivilisten getötet zu haben, zwei Männer und zwei Frauen. Ihre Leichen wurden die Straßen der Stadt getragen. Die NATO erklärte, bei dem Einsatz, der gemeinsam mit afghanischen Einheiten durchgeführt worden sei, seinen Aufständische getötet worden. Man habe darauf geachtet, dass keine Zivilisten zu Schaden kommen. Gouverneur Abdul Dschabar Takwa erklärte, er sei über den Angriff nicht informiert worden. Es sei eine einseitige Aktion der Nato gewesen.
  • Wenig später wurde folgendes berichtet:
    Bei heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei vor einem kleinen Bundeswehr-Lager in Nordafghanistan sind am 18. Mai mindestens elf Menschen getötet worden. Die Kundgebung in der nordafghanischen Stadt Talokan in der Provinz Tachar richtete sich gegen einen NATO-Angriff in der Region, bei dem es wenige Stunden zuvor vier Tote gab. Die rund 1.500 Demonstranten in Talokan riefen Schmährufe gegen die USA und Präsident Hamid Karsai. "Tod Karsai! Tod den USA!" hieß es. Die Proteste wurden dann gewalttätig, als einige Demonstranten begannen, Läden zu plündern und Steine auf den Bundeswehr-Posten zu werfen. Es waren dann Schüsse zu hören. Ein Arzt erklärte, die getöteten Demonstranten hätten Schusswunden gehabt. Mehr als 50 Menschen seien verwundet worden, darunter auch einige Polizisten, erklärte die Provinzregierung. Talokan liegt an der Straße nach Faisabad, wo die Bundeswehr einen großen Stützpunkt unterhält.
  • Afghanistans Staatschef Hamid Karsai hat den NATO-Angriff auf mutmaßliche Aufständische, der zu gewaltsamen Protesten gegen ein Bundeswehrlager im Norden des Landes geführt hat, scharf verurteilt. Bei der NATO-Operation seien "vier Familienmitglieder" getötet worden, hieß es am 18. Mai in einer Erklärung Karsais. Der Vorfall werde ernsthaft untersucht; vom Oberbefehlshaber der NATO-Truppen in Afghanistan, dem US-General David Petraeus, werde eine Stellungnahme verlangt.
  • Zu denselben Vorgängen hieß es später in einer anderen Darstellung:
    Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei vor einem Bundeswehrstützpunkt in Nordafghanistan sind nach amtlichen Angaben zwölf Menschen getötet worden. Vier davon starben vermutlich unmittelbar vor der Niederlassung des Regionalen Beratungsteams (PAT) der Bundeswehr in der Provinzhauptstadt Talokan, wie das Verteidigungsministerium am 18. Mai mitteilte. Zwei deutsche Soldaten und vier afghanische Wachleute wurden verletzt, als aus der Menge Handgranaten und Brandsätze in das Lager geworfen wurden.
    Die Demonstranten waren mit den Leichen von vier bei einem nächtlichen NATO-Einsatz getöteten Personen - zwei Männer und zwei Frauen - in die Hauptstadt der Provinz Tachar gezogen. Sie warfen der afghanischen Regierung und der NATO vor, Zivilpersonen getötet zu haben. Zunächst versuchte die afghanische Polizei nach amtlicher Darstellung, die Demonstration mit Warnschüssen aufzulösen. Die Demonstranten zogen in die Innenstadt, kamen dann aber wieder zurück. "Im Rahmen der Eskalation wurden dann auch Schusswaffen eingesetzt", erklärte der Sprecher des Verteidigungsministerium, Christian Dienst. Von wem, war zunächst unklar. Vermutlich wurden vier Demonstranten getötet und zehn verletzt. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) ließ sich laufend über die Lage unterrichten und sagte die Aufklärung der Vorfälle zu.
    Zu Ausschreitungen kam es aber nicht nur am Bundeswehrposten, sondern auch in der Innenstadt von Talokan. Afghanische Behörden sprachen von insgesamt zwölf Toten und 50 Verletzten bei den Zusammenstößen, darunter einige Polizisten.
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Polizeibus im Osten Afghanistans sind am 18. Mai mindestens 13 Menschen getötet und 20 weitere verletzt worden. Nach Angaben der Regierung der Provinz Nangarhar ereignete sich das Attentat in einem Vorort der Stadt Dschalalabad. Demnach steuerte der Attentäter sein mit Sprengstoff beladenes Auto in den Polizeibus. Ob Zivilisten unter den Opfern waren, blieb zunächst unklar.
  • Die Taliban haben die gewalttätigen Ausschreitungen verurteilt, bei denen am 18. Mai in Afghanistan zwölf Menschen ums Leben gekommen sind. Die Taliban nannten das Vorgehen gegen die Demonstranten laut dapd vom 19. Mai ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" und beschuldigten die Bundeswehr, das Feuer eröffnet zu haben. Bei dem Ausschreitungen wurden nach Bundeswehrangaben zwei deutsche Soldaten und vier afghanische Wachleute verletzt, als aus der Menge Handgranaten und Brandsätze ins Lager geworden wurden.
  • Knapp ein Jahr nach Beginn eines Programms zur Wiedereingliederung von Aufständischen in Afghanistan haben nach NATO-Angaben mehr als 1700 Taliban-Kämpfer ihre Waffen niedergelegt. Bislang seien rund 1740 ehemalige Kämpfer in das Programm eingestiegen, sagte der zuständige britische NATO-General Phil Johns am 19. Mai auf einer von Kabul aus übertragenen Videokonferenz zu Journalisten. Das für den Versöhnungsprozess zuständige afghanische Gremium führe zudem Verhandlungen mit bis zu 45 Gruppen im ganzen Land, wodurch weitere bis zu 2000 Kämpfer ihre Waffen niederlegen und dem Programm beitreten könnten.
  • Bei den gewalttätigen Protesten am 18. Mai im nordafghanischen Talokan haben offensichtlich auch Bundeswehrsoldaten gezielt auf Demonstranten geschossen. Wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr unter Berufung auf vorläufige Untersuchungsergebnisse am 20. Mai mitteilte, seien zur Selbstverteidigung zunächst Warnschüsse abgegeben worden, später auch "gezielte Schüsse auf weiterhin gewalttätige Demonstranten". Dabei sei zunächst auf die Beine gezielt worden, in drei bis vier Fällen aber auch auf den Körper oder die Arme. "In einem einzigen Fall ist nach derzeitiger Erkenntnis ein Treffer im Hals-Kopfbereich nicht auszuschließen", hieß es weiter.
  • Bei der Explosion eines Tanklasters zur Versorgung der NATO-Truppen in Afghanistan nach einem Bombenanschlag sind im Nordwesten Pakistans mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen. Der Anschlag ereignete sich am 21. Mai nahe der Stadt Landi Kotal in den unruhigen Stammesgebieten von Khyber, wie ein örtlicher Verwaltungsbeamter sagte. Demnach setzte ein kleiner Sprengsatz zunächst den Lastwagen in Brand, das Feuer konnte aber gelöscht werden. Daraufhin seien Dorfbewohner zu dem Laster gekommen, um auslaufenden Treibstoff aufzufangen. Plötzlich sei das Feuer aber wieder ausgebrochen. Unter den Todesopfern seien auch fünf Jungen.
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf ein Militärkrankenhaus in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am 21. Mai mindestens sechs Medizinstudenten getötet worden. 23 weitere wurden verletzt, als sich ein Attentäter in einem Speisesaal auf dem Klinikgelände in die Luft sprengte, wie das afghanische Verteidigungsministerium mitteilte. Zu dem Anschlag bekannten sich die radikalislamischen Taliban. Nach Angaben eines Ministeriumssprechers sprengte sich der Attentäter in einem Zelt in die Luft, das von den Medizinstudenten als Speisesaal genutzt wurde. Wie der Fernsehsender Tolo berichtete, ereignete sich die Explosion während einer Essenspause der Studenten. Ein Talibansprecher sagte der Nachrichtenagentur AFP, zwei Angreifer seien in das gut gesicherte Krankenhaus im Stadtzentrum eingedrungen, das als eines der größten und am besten ausgestatteten in Afghanistan gilt. Ein Polizeivertreter dementierte dagegen die Angaben über einen frei auf dem Gelände sich bewegenden zweiten Selbstmordattentäter.
  • Der deutsche Spitzendiplomat Michael Steiner vermittelt laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" bei den laufenden Geheimgesprächen zwischen der US-Regierung und den afghanischen Taliban. Die beiden Kriegsgegner verhandelten bereits seit Herbst vergangenen Jahres, berichtete "Der Spiegel" in seiner neuen Ausgabe (Vorabbericht vom 22. Mai). Nach einem ersten Treffen in Katar hätten zwei weitere Zusammenkünfte auf deutschem Boden stattgefunden, davon eines am 7. und 8. Mai. Auf US-Seite nähmen Vertreter des Außenministeriums und des Geheimdienstes CIA an den Gesprächen teil, die Taliban würden von einem Mann vertreten, der als "Verwandter" von Taliban-Führer Mullah Omar geführt werde, hieß es in dem Bericht.
    Die "Washington Post" hatte vor wenigen Tagen über die Geheimgespräche berichtet. (Siehe Chronik vom 17. Mai.)
Montag, 23. Mai, bis Sonntag, 29. Mai
  • Die afghanischen Taliban haben Berichte über den Tod ihres Anführers Mullah Mohammed Omar als unwahr zurückgewiesen. Dies sei "überhaupt nicht möglich", sagte der Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid am 23. Mai der Nachrichtenagentur AFP am Telefon. Die Berichte seien "pure Propaganda". Omar sei in Afghanistan und führe dort die Aufständischen an. Zuvor hatte es in afghanischen Geheimdienstkreisen geheißen, Omar sei bereits vor drei Tagen in Pakistan vom pakistanischen Geheimdienst ISI getötet worden. Einer anderen Geheimdienstquelle zufolge wird er seit elf Tagen vermisst.
  • Aus Rache für die Tötung von El-Kaida-Chef Osama bin Laden haben die pakistanischen Taliban in der Nacht zum 23. Mai einen Marinestützpunkt in der Hafenmetropole Karachi angegriffen. Bei den Gefechten wurden zehn Angehörige der Sicherheitskräfte und vier der sechs Angreifer getötet, sagte Innenminister Rehman Malik. Der Marine sei es nach 17-stündigen Gefechten gelungen, die Basis wieder unter Kontrolle zu bringen.
    Nach Angaben von Malik drangen die Angreifer in der Nacht mit Leitern in den weitläufigen Marinestützpunkt in der 16-Millionen-Metropole ein. Die Angreifer hätten Raketen, Bomben und Gewehre eingesetzt. Einer der Attentäter habe sich selbst in die Luft gesprengt, drei weitere seien erschossen worden. Die Sicherheitskräfte gehen davon aus, dass zwei weitere Angreifer entkommen konnten, sagte Malik. Während der Gefechte wurden 17 Ausländer, unter ihnen elf chinesische Arbeiter, in Sicherheit gebracht.
    Ein Sprecher der US-Botschaft in Islamabad sagte, es hätten sich auch sechs US-Arbeiter zur Wartung von Flugzeugen auf der Basis befunden. Sie seien alle in Sicherheit. Marinesprecher Salman Ali hatte zuvor gesagt, bei dem Angriff seien zwei Seeraum-Überwachungsflugzeuge vom Typ P-3C Orion zerstört worden, welche die USA erst vor knapp einem Jahr geliefert hatten.
    In einem Telefonat mit AFP bekannten sich die Taliban zu dem Angriff. "Wir haben nach Osamas Märtyrertod bereits gewarnt, dass wir noch größere Anschläge verüben werden", sagte Talibansprecher Ehsanullah Ehsan. Demnach waren 15 bis 20 Selbstmordattentäter an dem Angriff beteiligt.
  • Im Osten Afghanistans sind am 23. Mai bei der Explosion einer selbstgebauten Bombe vier Soldaten der NATO-geführten ISAF-Truppe getötet worden. Nähere Angaben zu dem Ort des Anschlags oder der Nationalität der Opfer machte die ISAF zunächst nicht. Damit sind nach Angaben der unabhängigen Internetseite icasualties.org seit Beginn des Jahres bereits 188 ISAF-Soldaten in Afghanistan getötet worden. Mehr als die Hälfte der Opfer starben demnach bei der Explosion von Minen oder selbstgebauten Bomben.
  • Ein betrunkener belgischer Offizier hat in Afghanistan nach Zeitungsangaben vom 23. Mai mehrere deutsche Soldaten attackiert und mit dem Tod bedroht. Der ranghohe Offizier habe vorvergangene Woche in einer Bar in Kundus zunächst eine deutsche Soldatin aufgefordert, ihm einen Schluck aus ihrer Weinflasche zu geben, berichtete das flämische Blatt "Het Laatste Nieuws" am Montag. Als die Deutsche ablehnte, habe der Belgier eine leere Flasche nach ihr geworfen, dann einen deutschen Soldaten geschlagen und ein Messer ziehen wollen, hieß es in der Zeitung weiter. Beim anschließenden Handgemenge mit deutschen Soldaten soll es zu den Todesdrohungen und Beleidigungen gekommen sein.
  • ISAF-Soldaten haben in Afghanistan einen mutmaßlichen Angehörigen des Terrornetzwerks El Kaida festgenommen, der von Deutschland aus tätig war. Wie die NATO-Truppe am 24. Mai in Kabul mitteilte, wurde der Marokkaner am 8. Mai bei einem Einsatz in der südafghanischen Provinz Sabul gefangen genommen. Der Mann habe sich um den Nachschub mit ausländischen Kämpfern gekümmert. In Verhören habe er darüber berichtet, wie sich Kämpfer aus zahlreichen Ländern in Pakistan versammelten, um von dort aus Angriffe gegen die internationalen Truppen in Afghanistan zu führen.
  • Die NATO will trotz der jüngsten Offensive der Taliban an der Übergabe mehrerer afghanischer Provinzen an die Regierungstruppen im Juli festhalten. Alles laufe nach Plan, sagte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am 24. Mai in Kabul über den Beginn des schrittweisen Truppenabzugs. Gemeinsam mit Präsident Hamid Karsai rief Rasmussen die Aufständischen auf, ihre Waffen niederzulegen.
    In Kabul sollten am 24. Mai auch trilaterale Gespräche zwischen Afghanistan, Pakistan und den USA über die Sicherheitslage in der Region stattfinden.
  • Im Süden Afghanistans kamen am 24. Mai bei einem Bombenanschlag nach Angaben eines Arztes wieder mindestens zehn Menschen ums Leben. Bei dem Anschlag in der Provinz Kandahar seien zudem 28 Menschen verletzt worden, sagte der Arzt Kajum Pachla vom Krankenhaus in Kandahar. Die Männer seien Arbeiter gewesen, die Flüsse der Region reinigen sollten. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.
  • In der Provinz Kabul entging am 24. Mai ein stellvertretender Geheimdienstchef einem Anschlag, zu dem sich die Taliban bekannten. Seine Leibwächter konnten einen Selbstmordattentäter stoppen, der einen mit Sprengstoff beladenen Wagen fuhr. Der Fahrer des Wagens wurde verwundet und festgenommen.
  • NATO-Soldaten erschossen am Abend des 23. Mai bei einem Einsatz einen Afghanen, der eine Taschenlampe auf die Soldaten gerichtet hatte. Der Mann habe sich feindselig verhalten und sei trotz übersetzter Aufforderungen weiter auf die Soldaten zugegangen, erklärte die NATO am 24. Mai.
  • Im Süden Afghanistans stürzte am 24. Mai ein französisches Kampfflugzeug vom Typ Mirage ab. Die beiden Piloten konnten sich mit dem Schleudersitz retten, ein Militärsprecher machte technische Probleme für den Absturz verantwortlich.
  • In einer "Racheaktion" für die Tötung von El-Kaida-Chef Osama bin Laden haben die Taliban eine Polizeistation in der pakistanischen Stadt Peshawar angegriffen. Ein Selbstmordattentäter steuerte einen mit rund 250 Kilogramm Sprengstoff beladenen Kleinlaster in das Gebäude, nach Polizeiangaben vom 25. Mai kamen dabei sechs Menschen ums Leben. Die Taliban kündigten weitere Vergeltungsaktionen an. Der Vorfall ereignete sich in einer streng bewachten Zone, rund 150 Meter vom US-Konsulat entfernt.
  • Bei einem Sprengstoffanschlag in Afghanistan ist am 25. Mai ein deutscher Soldat getötet worden. Ein weiterer wurde nach Informationen der Nachrichtenagentur dapd bei dem Angriff mit einer improvisierten Sprengfalle am Morgen nordwestlich von Kundus leicht verletzt, ebenso wie ein afghanischer Übersetzer. Die Soldaten waren 15 Kilometer nordwestlich des Bundeswehrcamps bei Kundus auf Patrouille, als sich um 7.34 Uhr der Angriff auf den "Fuchs"-Transportpanzer ereignete.
    Seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes vor fast zehn Jahren sind damit insgesamt 49 Bundeswehrsoldaten am Hindukusch ums Leben gekommen. (Siehe hierzu: Friedensbewegung zum Tod eines Bundeswehrsoldaten in Afghanistan.)
  • Die pakistanischen Behörden haben nach eigenen Angaben die größte jemals in Pakistan entdeckte Heroin-Menge beschlagnahmt. Insgesamt seien am Abend des 23. Mai 375 Kilogramm Heroin im Wert von umgerechnet 31 Millionen Euro auf dem internationalen Markt beschlagnahmt worden, teilten Mitarbeiter der Anti-Drogen-Einheit ANF am 25. Mai mit. In Streichholzschachteln versteckte 108 Kilogramm Heroin wurden demnach in einem Container im Hafen von Karachi gefunden, der Rest bei einer anschließenden Razzia im Stadtviertel Quaid Abad. Fünf Verdächtige hätten nach ihrer Festnahme zugegeben, schon lange in den Rauschgifthandel verwickelt zu sein. Die Drogen seien vom Nachbarland Afghanistan aus nach Pakistan geschmuggelt worden.
  • Eine Explosion in Südafghanistan hat am 26. Mai sieben NATO-Soldaten das Leben gekostet. Das teilte das Militärbündnis in Kabul mit, nannte aber keine Einzelheiten.
    Erst kurz zuvor hatte die NATO erklärt, dass beim Absturz eines ihrer Hubschrauber im Osten des Landes ein Soldat getötet worden sei. Damit kamen bisher in diesem Monat 38 NATO-Soldaten in Afghanistan ums Leben.
  • Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) geht davon aus, dass Deutschland auch mit Wünschen nach Militäreinsätzen in Staaten wie Pakistan, Jemen, Somalia oder dem Sudan konfrontiert wird. "Dass wegen einer Beteiligung in diesen Staaten gegebenenfalls auch Deutschland gefragt wird, damit rechne ich", sagte de Maizière. "Wie wir das beantworten, hängt dann von der Art der Anfrage und unserer Abwägung ab." Aufgrund der Erfahrungen der Bundeswehr in Afghanistan sieht de Maizière keinen Grund, solche Einsätze auszuschließen, wie er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte (Ausgabe vom 26. Mai). Schon jetzt sei die Bundeswehr etwa im Sudan mit UN-Beobachtern und Stabspersonal engagiert. Auch Geiselbefreiungen im Ausland sieht der neue Verteidigungsminister als Aufgabe der Bundeswehr an. Dies geht laut "FAZ" aus den neuen verteidigungspolitischen Richtlinien hervor, die de Maizière am Freitag im Bundestag vorstellt. "Die Bundeswehr hat Fähigkeiten, die die Polizei nicht hat", sagte der ehemalige Innenminister. Es gebe ein "konstruktives Zusammenwirken". Die Streitkräfte sieht de Maizière als ein "Instrument der Außenpolitik". Er bezog sich auf die Formulierung des preußischen Generals Carl von Clausewitz, Krieg sei die Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln. "Das wird oft so ausgelegt, als wäre die Politik dann am Ende", sagte de Maizière. "Nein, Soldaten sind Teil der Außenpolitik, und ein politischer Prozess muss begleitend zum Einsatz von Soldaten stattfinden."
  • Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, zeigt sich skeptisch gegenüber einer möglichen Ausdehnung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Es sei zwar notwendig, eine in Deutschland längst überfällige Debatte über Auslandseinsätze zu führen, die nicht im unmittelbaren Interesse Deutschlands liegen, sagte Kirsch am Freitag (27. Mai) im ARD-"Morgenmagazin". Es sei jedoch überrascht, dass Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) in einem Zeitungsinterview konkrete Länder genannt habe, in der ein Bundeswehreinsatz denkbar sei. Die Erfahrungen in Afghanistan hätten gezeigt, dass das "Ergebnis nicht so ganz gut" sei, fügte Kirsch hinzu. Es werde deutlich, dass mit Soldaten nur Zeit gekauft werden könne. "Ich vermisse den Ansatz der vernetzten Sicherheit, über den wir ja nun schon ewig und drei Tage reden", kritisierte Kirsch. Sollte das Parlament solchen Einsätzen zustimmen, müsse die Frage gestellt werden nach dem Umgang mit den Menschen, die in diese Einsätze geschickt würden. "Hoffentlich ist das nicht der Beginn eines Einsatzes, der etwas lockerer stattfindet seitdem wir die allgemeine Wehrpflicht nicht mehr haben", sagte Kirsch weiter.
  • In einer Regierungserklärung hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière den Bundestag um eine breite Unterstützung der Streitkräftereform gebeten. Gerade eine Bundeswehr ohne Wehrpflicht brauche Rückhalt in der Öffentlichkeit, sagte der CDU-Politiker in seiner 20-minütigen Rede am 27. Mai. Es sei eine gute Tradition, dass es in den grundlegenden Entscheidungen zur Sicherheitspolitik großes Einvernehmen von Regierung und Opposition gebe und gegeben habe. SPD und Grüne signalisierten grundsätzlich Zustimmung.
  • Die amerikanisch-pakistanischen Beziehungen stehen laut Aussage von US-Außenministerin Hillary Clinton nach der Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden an einem Wendepunkt. "Es ist an der Regierung in Islamabad in den nächsten Tagen entscheidende Schritte (gegen die Extremisten) zu unternehmen", sagte Clinton am 27. Mai nach einem Treffen mit dem pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari und anderen hochrangigen Vertretern in der pakistanischen Hauptstadt. Einzelheiten nannte die US-Außenministerin keine. Dort war sie am Morgen mit einer Delegation eingetroffen, um die nach der US-Kommandoaktion gegen Osama bin Laden angeschlagenen Beziehungen zu Islamabad zu kitten. Zusammen mit US-Generalstabschef Mike Mullen wollte sie die pakistanische Regierung auch zu einer erneuten Verpflichtung gegenüber den Sicherheitsinteressen der USA auffordern, um Rückzugsorte islamistischer Extremisten zu beseitigen, die Anschläge auf die US-Streitkräfte in Afghanistan verüben.
  • Bei einem Selbstmordanschlag in Nordafghanistan sind am 28. Mai nach Angaben eines Behördenvertreters drei Bundeswehrsoldaten getötet worden. Insgesamt seien bei dem Anschlag sieben Menschen ums Leben gekommen, sagte der Sprecher der Provinzregierung von Tachar, Fais Mohammed Tawhidi, der Nachrichtenagentur AFP. Unter den Toten seien auch der Polizeichef für Nordafghanistan, General Mohammed Daud Daud, sowie der Provinzpolizeichef. Neun weitere Menschen seien verletzt worden. Unter den Verletzten ist auch Generalmajor Markus Kneip, der Kommandeur der internationalen Schutztruppe ISAF in Nordafghanistan. Ein Talibansprecher bekannte sich gegenüber der Nachrichtenagentur AFP zu dem Anschlag.
    Außenminister Guido Westerwelle hat erschüttert auf den Selbstmordanschlag in Nordafghanistan reagiert. "Ich bin bestürzt über diesen barbarischen Terrorakt", sagte der FDP-Politiker am 28. Mai in der omanischen Hauptstadt Maskat. "Wir trauern um die Opfer und bangen um die Verletzten."
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf einem Markt in den Stammesgebieten im Nordwesten Pakistans sind mindestens acht Menschen getötet worden. Weitere elf Menschen wurden verletzt, sagte ein örtlicher Behördenvertreter am 28. Mai. Zu dem Anschlag bekannten sich die Taliban, die damit nach eigenen Angaben einen mit der Regierung zusammenarbeitenden Stamm treffen wollten. Der Attentäter sprengte sich den Angaben zufolge auf dem Markt in der Ortschaft Pasht in der Region Salarzai in die Luft. Pasht liegt rund 35 Kilometer von Khar entfernt, der größten Stadt des an der Grenze zu Afghanistan gelegenen Stammesbezirks Bajaur. Dort haben Angehörige des Stammes der Salarzai eine Miliz gebildet, um die Taliban aus der Region zu vertreiben. Bei dem Anschlag wurden den Behördenangaben zufolge zwei Stammesälteste getötet. Talibansprecher Ehsanullah Ehsan sagte der Nachrichtenagentur AFP, mit dem Angriff hätten die Salarzai bestraft werden sollen. Wenn diese ihren Kampf gegen die Taliban nicht einstellten, "werden wir die Angriffe gegen sie fortsetzen, bis es keinen mehr von ihnen gibt".
  • Bei Luftangriffen der NATO in Afghanistan sind in den vergangenen Tagen nach örtlichen Behördenangaben mehr als 30 Zivilisten und 20 Polizisten ums Leben gekommen. Bei einem Angriff in der südafghanischen Provinz Helmand seien am 28. Mai 14 Zivilisten getötet worden, zwölf Kinder und zwei Frauen, erklärte das Büro des Gouverneurs der Provinz am 29. Mai. Der Angriff im Bezirk Nawsad habe Aufständischen gegolten, die am Vortag einen örtlichen US-Militärstützpunkt attackiert hätten. Stattdessen seien jedoch versehentlich zwei Wohnhäuser getroffen worden. Bei den Toten handelte es sich seinen Angaben zufolge um zwei Frauen, fünf Mädchen und sieben Jungen.
    NATO-Sprecher Tim James erklärte, das Militärbündnis und afghanische Soldaten untersuchten den Ort des Angriffs und wollten später weitere Informationen veröffentlichen. Zu dem Luftangriff machte er keine Angaben.
    Bei einem weiteren Vorfall in der nordöstlichen Provinz Nuristan seien bereits am 25. Mai 18 Zivilisten sowie 20 Polizisten getötet worden, sagte der Provinzgouverneur.
  • Laut Agenturberichten vom 29. Mai ordnete der afghanische Präsident Hamid Karsai an, dass besondere Operationen und nächtliche Militäraktionen künftig nur von afghanischen Truppen und nicht von NATO-Streitkräften ausgeführt werden dürfen. Außerdem muss die Allianz ihre Operationen künftig mit den afghanischen Behörden absprechen. Mit dem Vorstoß will Karsai offenbar die Empörung der afghanischen Bevölkerung über tödliche Angriffe besänftigen, die nach Darstellung vieler Bewohner zivile Opfer fordern oder mit Misshandlungen und der Gefangenschaft von Unbeteiligten enden.
    Zunächst blieb unklar, ob sich die Anweisungen Karsais auf die Afghanistan-Mission der NATO auswirken könnten. Die NATO hat ihre nächtlichen Angriffe als alternativlos verteidigt und erklärt, auf diese Weise Aufständische in ihren Verstecken aufzuspüren.
  • Auch nach dem Tod zweier Bundeswehrsoldaten in der afghanischen Stadt Talokan hält die Bundesregierung an ihrer Strategie in dem Land fest. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) bekräftigten, Afghanistan weiter helfen zu wollen. "Wir werden den Weg der Partnerschaft nicht verlassen", sagte de Maizière am 29. Mai. Es müsse nun "neues Vertrauen gestiftet werden". Westerwelle erklärte, der Anschlag "darf und wird uns nicht davon abbringen, unsere Strategie in Afghanistan umzusetzen". In einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sicherte Karsai "eine umfassende Untersuchung der Umstände des Anschlags zu", wie Regierungssprecher Steffen Seibert mitteilte.
    Nach Angaben der Bundeswehr kamen bei dem Selbstmordattentat am Sitz des Gouverneurs in der Provinz Tachar am 28. Mai zwei Bundeswehrsoldaten ums Leben. Es handle sich um einen 43-jährigen Major aus Rheinland-Pfalz und einen 31 Jahre alten Hauptfeldwebel aus Niedersachsen. Ihre Leichname sollen demnach am 30. Mai nach Deutschland gebracht werden. Seit dem Beginn der deutschen Beteiligung am ISAF-Einsatz im Januar 2002 starben 33 Bundeswehrsoldaten durch Gewalt.
Montag, 30. Mai, bis Dienstag, 31. Mai
  • Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, sieht in dem jüngsten Anschlag der Taliban auf teils hochrangige deutsche Soldaten und afghanische Autoritäten in Talokan eine Zäsur. "Dieses Attentat gegen deutsche und afghanische Autoritäten hat einen besonderen Stellenwert", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Ausgabe vom 30. Mai). "Es wird dazu führen, dass das Misstrauen der westlichen gegenüber den afghanischen Sicherheitskräften noch mehr wächst. Aus dem Misstrauen entsteht Vorsicht, und aus der Vorsicht entsteht ein anderer Umgang. Dieser andere Umgang beschädigt unvermeidlich das beiderseitige Verhältnis." Ein Patentrezept dagegen gebe es nicht, so Arnold. "Es ist alles nicht so einfach." Bei dem Attentat waren zwei deutsche Soldaten getötet worden, General Markus Kneip, Kommandeur der Afghanistan-Schutztruppe Isaf in Nordafghanistan, wurde verletzt.
  • Die internationalen Truppen in Afghanistan (ISAF) haben sich für den Tod von Zivilisten bei einem Luftangriff in der Provinz Helmand entschuldigt. Im Namen der ISAF und ihres Oberkommandierenden, General David Petraeus, "entschuldige ich mich von ganzem Herzen bei den Familien und Freunden der Getöteten", erklärte der Kommandeur der ISAF-Truppen im Südwesten Afghanistans, US-Generalmajor John Toolan, am 30. Mai. Nach seinen Angaben wurden bei dem Angriff am 28. Mai insgesamt neun Zivilisten getötet. Die Provinzbehörden hatten von 14 Toten gesprochen, darunter zehn Kinder und zwei Frauen.
  • Die bei dem Selbstmordanschlag auf ein Sicherheitstreffen 28. Mai in Nordafghanistan getöteten deutschen Soldaten und mehrere Verletzte wurden am 30. Mai nach Deutschland geflogen. Die Zahl der Verwundeten wurde von der Bundeswehr auf sechs korrigiert. Vier Verwundete des Anschlags werden Angaben der Bundeswehr zufolge am 31. Mai zu umfassenden medizinischen Untersuchungen nach Deutschland verlegt. Darunter ist eine schwer verletzte Soldatin, deren Zustand die Bundeswehr als stabil beschreibt. Auch der verletzte Kommandeur der Internationalen Schutztruppe ISAF in Nordafghanistan, General Markus Kneip, wird nach Deutschland gebracht.
  • Nach den jüngsten tödlichen Anschlägen auf Bundeswehrsoldaten in Afghanistan will Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) die Sicherheitsüberprüfungen für afghanische Kräfte in von Deutschland geführten Feldlagern verschärfen. "Wir haben immer noch nicht das Verfahren eingerichtet, dass Ortskräfte, die in von Deutschen geführten Lagern agieren, biometrisch überprüft werden", sagte de Maizière dem Radiosender NDR Info am 30. Mai. Er habe die Einführung dieses Verfahrens bei seinem US-Besuch vorangetrieben, dies müsse "jetzt schnell zu Ende geführt werden". Mit der afghanischen Seite müsse besprochen werden, dass ihre Soldaten und Polizisten mit "scharfen Sicherheitsüberprüfungen" konfrontiert würden, sagte der Minister. Einen "vollständigen Schutz bei einem solch gefährlichen Einsatz" könne es nicht geben. "Aber so viel Schutz wie nur irgend möglich bei der Verfolgung der politischen und militärischen Ziele, das muss möglich sein."
    Das Konzept des sogenannten Partnering, bei dem deutsche Soldaten Seite an Seite mit den afghanischen Einheiten kämpfen und sie zugleich ausbilden, will de Maizière nicht aufgeben. Dies sei "der einzige Weg, der jedenfalls eine Chance dafür bietet, dass die afghanische Sicherheit allmählich in eigene Hände übergehen kann", sagte der Minister.
  • Zwei australische Soldaten sind am 30. Mai in Afghanistan getötet worden, einer von ihnen durch einen afghanischen Kameraden. Wie das Verteidigungsministerium am 31. Mai in Sydney mitteilte, wurde der 25-jährige Gefreite von einem afghanischen Soldaten erschossen, während sie gemeinsam im Chora-Tal Wache schoben. Wenige Stunden später kam ein australischer Oberst bei einem Hubschrauber-Absturz ums Leben. Damit stieg die Zahl der im Afghanistan-Konflikt gestorbenen australischen Soldaten auf 26.
  • Der afghanische Präsident Hamid Karsai will der NATO weitere Luftangriffe auf Wohnhäuser verbieten. Diese hätten in der Vergangenheit zu vielen Zivilpersonen das Leben gekostet, erklärte Karsai am 31. Mai. Der jüngste Luftangriff, bei dem eine Gruppe von Frauen und Kindern getötet wurde, sei der letzte gewesen. "Von diesem Moment an sind Luftangriffe auf die Häuser von Menschen nicht mehr erlaubt", sagte Karsai vor Journalisten in Kabul. Der Präsident hatte bereits am Vortag den jüngsten Angriff scharf kritisiert und von einer "letzten Warnung" an die NATO und die US-Streitkräfte gesprochen.
    Wenn die ISAF weiterhin afghanische Häuser bombardiere, könne ihre Präsenz nicht mehr als Anti-Terror-Krieg bezeichnet werden, sagte Karsai weiter. Die afghanische Geschichte zeige, wie Afghanen mit Besatzungsmächten umgingen, fügte Karsai hinzu. Damit spielte er auch auf die Sowjetunion an, deren Armee 1979 in Afghanistan einmarschierte und zehn Jahre später wieder abzog.
  • Die NATO will heftiger Kritik des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai zum Trotz weiterhin Häuser in Afghanistan aus der Luft angreifen. Diese Angriffe "sind notwendig und bleiben notwendig", sagte NATO-Sprecherin Oana Lungescu am 31. Mai in Brüssel. Lungescu hob hervor, dass solche Attacken in Zusammenarbeit mit den afghanischen Sicherheitskräften ausgeführt würden.


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