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"Anzeige wg. Vorbereitung eines Angriffskrieges"

Ein Fall für die Generalstaatsanwaltschaft in Berlin

Am 14. November erschien in der Frankfurter Rundschau eine Anzeige, die es in sich hatte: Es handelte sich um eine Anzeige bei der Berliner Genralstaatsanwaltschaft gegen die Bundesregierung wegen des beabsichtigten Kampfeinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan. Initiiert wurde die Anzeige von ein paar Bürgern in der nordhessischen Stadt Witzenhausen. Anlässlich einer Vortragsveranstaltung in der dortigen Universität (eine Außenstelle der Kasseler Uni) traten die Initiatoren in Kontakt mit einem Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag und baten ihn die Aktion zu unterstützen. Ergebnis der dann gemeinsamen Bemühungen war, dass innerhalb eines Wochenendes rund 400 Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet sich der Anzeige anschlossen und die Zeitungsanzeige finanzierten. Nach Erscheinen der Anzeige reagierten noch einmal rund 100 Menschen mit Zustimmungsunterschriften.

Die Anzeige selbst beruht auf dem Tatbestand, dass das Führen eines Angriffskrieges deutschen Politikern per Grundgesetz verboten ist. Das Strafgesetzbuch sieht hierfür saftige Strafen vor. Da die Bundesrepublik von keiner Seite angegriffen wurde, da es auch keinerlei UN-Mandat für ein militärisches Eingreifen gegen den Terrorismus bzw. gegen Afghanistan gibt, (vgl hierzu das Gutachten von Norman Paech , verstößt ein Bundeswehreinsatz nach Meinung der Kläger gegen geltendes Völkerrecht und das Grundgesetz.
Im Folgenden dokumentieren wir auf vielfache Anfrage den Text der Anzeige und die Unterzeichner (soweit sie bis dahin vorlagen).


ANZEIGE WG. VORBEREITUNG EINES ANGRIFFSKRIEGES

An die
Generalstaatsanwaltschaft
Elßholzstr. 30-33
10781 Berlin

Sehr geehrte Damen und Herren, wir teilen die Empörung und Trauer über die Terroranschläge vom 11.9.01. Gleichzeitig müssen wir aber darauf hinweisen, daß Rache und Vergeltung nach dem Völkerrecht nicht erlaubt sind. Die Resolutionen des UN-Sicherheitsrates ermächtigen einen oder mehrere Staaten nicht zu einer militärischen Bestrafungsaktion.

Deshalb sehen wir uns gezwungen, Strafanzeige wegen des Verdachte auf Vorbereitung eines Angriffskrieges gegen Afghanistan nach § 80 StGB und aus allen weiteren rechtlichen Gründen zustellen. Der Verdacht richtet sich gegen Mitglieder der Bundesregierung, Leitende Beamte des Bundeskanzleramtes und des Bundesverteidigungsministeriums sowie gegen Mitglieder des Bundestages, insbesondere des Verteidigungsausschusses.

Begründung: Wie die Medien berichten, will sich die Bundesregierung einem Krieg gegen Afghanistan anschließen, also gegen ein Land, das selbst weder Deutschland noch irgendein anderes Land angegriffen hat. Es liegt auch kein Mandat der Uno für diesen Krieg vor. Von der Nato wurde zwar der Bündnisfall ausgerufen. Die Nato wird als militärische Organisation jedoch nicht tätig. Im übrigen wird der Verteidigungsfall sowohl vom stellv. Fraktionsvorsitzenden der SPD im Bundestag, Gernot Erler, als auch vom Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes, Oberst Bernhard Gerte, bestritten.

Die Begründung der bisher kriegführenden Länder für ihren Krieg ist: Afghanistan liefere eine Person nicht an die USA aus, von der behauptet wird, daß sie dort ein Verbrechen begangen hat. Inzwischen wird offen gesagt, weitere Kriegsziele seien die Beseitigung einer bestimmten Regierung und einer bestimmten Staatsordnung. Informationen in den Medien deuten daraufhin, daß der Krieg auch zur Absicherung künftiger Ölgeschäfte geführt wird. Damit von Deutschland nie wieder Angriffskriege geführt werden, sind 1949 zusammen mit dem Grundgesetz die §§ 80 StGB (Vorbereitung eines Angriffskrieges) und 81 (Aufstacheln zum Angriffskrieg) in Kraft gesetzt worden. Wir sind der Auffassung, daß die Regierung gegen Geist und Text dieser Bestimmungen verstößt, und fordern Sie auf, Anklage zu erheben.

Unterschriften:
Günter Ackermann, Hanna Ackermann, Kerstin Ackermann, Othmane Ahardan, Aktionskreis für Frieden Erfurt e.V. (Ute Hinkeldein), Dipl.-Ing. Susanne Aigner, Prof. Dr. Hartmut Albrecht, Ali-Hochschulgruppe Kassel, Anneliese Althoff, Arbeitskreis Frieden Nordhorn (Ulla Revermann), Norbert Arend, Christel Armbruster, Martin Arnold, Norbert Arntz, Dr. Friedrich-Martin Balzer, Monika Balzer, Gerlinde Banze, Ursel Barloschky, Norbert Barth, Alois Bauer, Jutta Bauer, Prof. Dr. Johannes Beck, Bernhard Becker, Rolf Becker, Andrea Behrendt, Irene Behrmann, Jean Marcial Bell, Erika Beltz, Michael Beltz, Lutz Berger, Yvonne Bergmann, Felix Berlin, Berliner Anti-Nato-Gruppe, Dr. Michael Berndt, Stephan Best, Horst Bethge, Janis Bikos, Friedenann Binder, Maja Binder, Peter Birkel, Lisa Birkenfeld, Eva Böller, Waltraut Böttger, Ulrich Bronnhuber, Marianne Brün, Bürgerlnnen gegen den Krieg Ebersberg, Heike Büttgenbach, Bundesausschuss Friedensratschlag, Dr. Günther Burckhardt, Dr. Ernst Busche, Bernd Carle, Centro Felix Varela in Rüsselsheim, Bernhard Clasen, Angelika Claußen, Jo Conrad, Helmut Creutz, Prof. Dr. Heinrich Dauber, Luz Maria Desteéfano de Lenkait, Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte Kriegsdienstgegner/innen NRW, Deutscher Friedensrat e.V. (Dr. Bärbel Schindler-Saefkow), Ellen Diederich, Hermann Dierkes, Monika Dietrich, Rolf Dodenhoff, Ulrich Dost, Dr. Petra Drauschke, Thomas Drauschke, Tobias Drees, Fredeke Drewes, Hartmut Drewes, Dipl.-Jur. Dorothea Ebert, Klaus Eichner, Margot Eisbrenner, Werner Eisbrenner, Erwin Eisenhardt, Hedwig Emmerig, Birgit Erbe, Dr. Gudrun Eussner, Dr. Ilona Fach, Dipl.-Ing. Ines Fehrmann, Danielle Feigenbaum, Reinhold Fertig, Günter Fessler, Dipl.-Ing. Anneliese Fikentscher, Martin Firgau, Hans Walter Fischer, Dipl.-Chem. Joachim Fischer, Karin Fischer, Dr. Wolfgang Fischer, Judith Flamm, Dietrich Frahm, Heike Frahm, Reinhard Frankl, Ulrike Franz, Martina Franzke, Frauen für Frieden Karlsruhe (My-Yen Pham Thi), Roland Frey, Friedensinitiative Barnstorf (Erika Schneider, Wolfgang Winants), Thomas Fritz, Hartmut Futter-lieb, Anja Gärtner, Brigitte Gärtner-Coulibaly, Detlef Gaida, Günther Garbers, Hartmut Gehrke-Tschudi, Rolf Gerke, Dietrich Gerstner, Marijke Gerwin, Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V.(Wolfgang Richter), Gewaltlos leben Unterwellenborn, Lieselotte Glatzer, Hildegard Goebel, Marion Görke, Uwe Görke, Ulrich Görlitz, Eva Götzmann, Tobias Gogolin, Jürgen Grässlin, Birgit Graßl, Prof. Dr. Sigmar Groeneveld, Prof. Dr. Marianne Gronemeyer, Prof. Dr. Reimer Gronemeyer, Carmen Grützner, Wolfgang Gruner, Joachim Guilliard, Bernd Guß, Eberhard Haberkern, Dieter Hainke, Dr. Dorothee E. Hansis, Volker Hartenstein (MdL), Ulrich Hauke, Arnold Haumann, Kurt Haymann, Ralf Heck, Gerhardt Hegermann, Barbara Heller, Gerda Hentze, Robert Hepp, Doris Herrmann, Martin Höfflin, Manfred Hofmann, Walter von Holst, Joachim Holstein, Inge Holzinger, Frank Horn, Helmut Horst, Stephan Hübner, Lotte Huster, Alexander Illi, Internationale Ärzte ihr die Verhütung das Atomkriege (Arbeitskreis Süd-Nord), Ellahe Irandust, Wolfgang Irrek, Jewgenjj Iwanow, Dr. Leon Jablko, Ursula Jablko, Fasia-Jansen-Stiftung e.V. (Vorstand), Sabine Jansen, Ludwig Janus, Ulla JeIpke (MdB), Jungdemokratlnnen/Junge Linke (Bundesvorstand), Christina Lipps, Klaus Lipps, Dr. Helmut Käss, Antje Kahlert, Jürgen Karbe, Kasseler Forum für den Frieden e.V., Dipl.-Ing. Alexander Kauz, Manfred Kays, Ingrid Keller, Rolf Keppler, Gerhard Kern, Wilfried Kerntke, Cornelia Kerth, Renate Kirstein, Wolfgang Kirstein, Erneato Kiza, Marianne Klatt, Petra Klatte, Matthias Klenner, Günther Klepser, Katja Klepser, Marina Kliewer, Lena Knake, Daniel Kluge, Christian Knape, Karl-W. Koch, Oliver Koch, Peter Koch, Karsten Kock, Robert KöIblin, Prof. Dr. Arnold Köpcke-Duttler, Kathrin Köppl, Margot Konetzka, Kristine Kopp, Dom Korneck, Andrea Kothen, Jena Koy, Norbert Koziki, Christoph Krämer, Ernst Kramer, Ingeborg Kramer, Gertrud Kreuter, Dr. Michael Kröger, Herbert Kronenberg, Maria Kronenberg, Jörn Krüger, Barbara Krüger-Creutz, Angela Krug, Heinz-Jürgen Krug, Klaus Kruska, Thilo Kühnel, Christa Künzel, Claudia Kukla, Prof. Dr. Winfried Kurth, Barbara Kurzeck, Dr. Ralph Kutza, Dieter Lachenmayer, Dipl.-Ing. Sabine Lambeck, Ulrike Lambeck, Ulrike Lamparter, Johanna Langenbacher, Jan Lenkait, Ekkehard Lentz, Prof. Dr. Ekkehard Lieberam, Dipl.-Pol. Hans Limmer, Marianne Link, Christina Lipps, Klaus Lipps, Dr. Gerd Löffler, Jens Löwe, Anne Loschky, Angelo Lucifero, Ludwig-Quidde-Forum (Martin Budich), Klaus Lübberstedt, Roland Lübbertsmeier, Dr. Burkhard Lüder, Gerda Lüder, Irmtraud Luder, Ralph-M. Luedtke, Martin Lugenbiehl, Roger Lurweg, Gottfried Luther-Mosebach, Norbert Maack, Frank-Matthias Mann, Renate Martin-Krüger, Godela Matzow, Dr. Wolfgang Matzow, Prof. Dr. Georg Meggle, Sabine Meißner, Edgar Mell, Heinz Menzel, Daniel Mettke, Christa Metze, Georg Meusel, Gabriele Meyer, Reiner Meyer, Ingrid Michaelis, Gerhard Misch, Tamara Misch, Sonja Mittag, Carsten Möller, Christoph Molitor, Sarah Moll, Hans-Jürgen Mosbach, Christoph Müller, Frieder Müller, Herbert Münchow, Mütter gegen den Krieg e.V. Berlin-Brandenburg, Christian Neie, Mary Neth, Andreas Neubauer, Brunhild Neubert., Dipl.-Ing. Andreas Neumann, Ludwig Mario Niedermeier, Benjamin Nikalski, Robert Nicoll, Btephanie Nomayo, Nooit meer/Nie wieder - Antifaschistisches Komitee im Euregiogebiet (Leu-Bakker Wek-kenbrock), Elke Nordbrock, Traudel Obée, Sigrid Obermeier, Thomas Oesterreich, Heide Maria Oestreich-Overbeck, Lotte Ohlendorf, Dr. Reinhard Overbeck, Andreas Palm, Manuel Parrondo, Freya Pausewang, Dr. Gisela Penteker, Lennart Peter, Klaus Pfisterer, Prof. Dr. Annelise Pflugbeil, Dr. Christine Pflugbeil, Dr. Sebastian Pflugbeil (Minister a.D.), Stefan Philipp, Dr. Dr. Karl J. Probst, Willi Prößer, Eberhard Przyrembel, Eva Quistorp (Ex-MdEP), Dipl.-Sw. Sabine Räuschel, Dr. Chri-stian Rammer, Peter Rath, Knut Rauchfuss, Martin Reier, Antje Reintjes, Harald Richter, Tanja Richter, Ivo Ringe, Bastian Ripper, Lotte Rodi, Clemens Ronnefeldt, Monika Rosenberg, Dieter Roth, Jutta Roth, Michael Rotter, Helga Rühling, Konrad Rühling, Willi Ruppert, Udo Readkowski, Halo Saibold (Ex-MdB), Eva Sassen, Mirja Sauer, Ruth Sauerwein, Christoph Schaefer, Margret Schaefer, Ursula Schäfer, Helga Schatz, Hermann Scherm, Reiner Schilling, Klaus-Peter Schleisiek, Regina Schleisiek, Gerda Schlosser-Doliwa, Elmar Schähling, Philipp Schmagold, Hannelore Schmid, Ansgar Schmidt, Bärbel Schmidt, Stefanie Schmiegel, Bärbel Schmidt, Irene Schmitt, Thomas Schmitt, Dr. Jutta Schmoll-Barthel, Dr. Engelbert Schramm, Claus Schreer, Anne Schreiner, Hans-Joachim Schreiner, Harry Schröder, Judith Schubert, Andreas Schüßler, Georg Schulze-Ziehaus, Walter Schumacher, Barbara Schwegler, Frank Schwitalla, Martin Schmisch, Claudia Seiler, Santa Seip (Ex-MdL), Matthies Seitz, Gabriele Senft, Gisela Seppeler, Harry Siegert, Dr. Georg Singe, Frank Skischus, Dipl.-Ing. Andreas Soik, Brigitte Soik, Prof. Dr. Richard Sorg, Andreas Soth, Sozialistische Zeitung (Redaktion). Meike Spitzner, Ekkart Spoo, Klaus Stampfer, Kenneth Stange, Dr. Anna Staufenbiel-Wandschneider, Eckart Stedeler, Klaus Stein, Dipl.-Päd. Alma Steinberg, Thomas-Immanuel Steinberg, Hermann Steinbrenner, Urs Stiehler, Dr. Dorothea Stiewe, Hanna Stolz, Eckhard Stratmann-Mertens (Ex-MdB), Dr. Peter Strutynski, Jürgen Stude, Hermann Theisen, Sonnhild Thiel, Ulli Thiel, Brigitte Thönges, Lars-Holger Thümmler, Sabine Tölke-Rückert, Hans Tolzin, Hans Triller, Wolfram Triller, Benedict M. Ugarte-Chacňn, Christian Uliczka, Unabhängige Demokraten Hofgeismar (Olaf Spiers), Martha Vogelsang, Franz Vogler, José Ramirez Voltaire, Prof. Dr. Ingo Wagner, Kerstin Wagner, Ulrich Wahl, Wolfram Walbrach, Sönke Wandschneider, Annika Weber, Reinhard Wegener, Gabriele Weiland, Ingrid Weiß, Reiner Weiß, Ilse Weißert, Tobias Weißert, Heinz Weißhaar, Gerd Weißmann, Regina Weißmann, Uwe Welteke-Fabricius, Hans-Joachim Werner, Udo Wernick, Dagmar Werren, Helene Weynerowski, Sabine Widemann, Dorn Willerding, Bernhard Willner, Annett Winkler, Sebastian Winkler, Xenia Winkler, Elke Winter, Michael Winter, Siegfried Winter, Daniel Wolf, Gerhard Wolff-Mendl, Peter Wolter, Sabine Wolters, Margot Woltering, Undine Zachlot, Maria Zangerle, Ursula Zehfuß, Martin Zeis, Ewald Ziegler, Heidrun Ziehaus, Monika Ziehaus, Jena Ziermann, Jutta Zimmermann, Winfried Zimmermann, Wolf Zimmermann, Ada Zodrow, Wolfgang Zodrow.

In: Frankfurter Rundschau Nr. 265/46 vom 14. November 2001, S. 5


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