Ostermärsche im ganzen Land
Die NATO weiter im Visier - und die Vision einer atomwaffenfreien Welt
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag
Über 70 Ostermärsche
Kassel, 7. April 2009 - Wenige Tage nach den Aktivitäten der
Friedensbewegung anlässlich des NATO-Gipfels in Baden-Baden und
Strasbourg geht die Friedensbewegung wieder auf die Straße: Zum Teil mit
denselben Themen und wie immer friedlich.
Der größte Ostermarsch fand in diesem Jahr bereits eine Woche vor Ostern
statt, und nicht - wie in den letzten Jahren - in der Freien Heide,
sondern in Kehl. Mehrere Tausend Friedensdemonstranten haben hier, auf
der deutschen Seite des NATO-Gipfel-Ereignisses, friedlich am
baden-württembergischen Ostermarsch teilgenommen. Die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer waren zuvor aus zahlreichen Städten Baden-Württembergs an
den Rhein gekommen. Ebenfalls eine Woche vor Ostern, am vergangenen
Samstag, fand auch der Potsdamer Ostermarsch statt.
Die meisten Ostermärsche finden an den Ostertagen statt.
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Den Reigen eröffnet die Friedensinitiative in Suhl (Thüringen) mit einer Kundgebung am heutigen Dienstag, gefolgt von der Osteraktion in Erfurt am
Donnerstag (9. April). Wenige Ostermärsche werden am Karfreitag
abgehalten (Bruchköbel, Biberach).
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Dann folgen viele Demonstrationen am Samstag (u.a. in Ansbach, Augsburg,
Berlin, Braunschweig, Bremen, Duisburg, Düsseldorf, Erlangen,
Gelsenkirchen, Hannover, Kiel, Leipzig, Mainz München, Ramstein,
Rostock, Saarbrücken, Würzburg und Zwickau).
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Sonntags gehen Menschen in Essen und Köln auf die Straße. Der größte
Ostermarsch an diesem Tag wird erfahrungsgemäß in Fretzdorf stattfinden,
wo jährlich mehrere Tausend Bürgerinnen und Bürger gegen die geplante
Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide als Bombenabwurfplatz der Bundeswehr
("Bombodrom") demonstrieren. Erst vor kurzem hat das
Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg dem Verteidigungsministerium
die Nutzung untersagt und der Bürgerinitiative "Freie Heide" Recht
gegeben. Berlin hält aber an der Absicht fest das Areal militärisch zu
nutzen.
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Am Ostermontag gehen die Ostermärsche mit weiteren zahlreichen
Demonstrationen und Abschlusskundgebungen zu Ende, u.a. in Bochum und
Dortmund (Abschluss des dreitägigen Ostermarsches Rhein/Ruhr), Chemnitz,
Frankfurt, Gummersbach, Hamburg, Kassel, Landshut, Magdeburg und Stendal
(Ostermarsch Sachsen-Anhalt), Müllheim und Nürnberg.
Das Hauptthema der diesjährigen Ostermärsche ist die NATO. In fast allen
Aufrufen wird die Existenzberechtigung der NATO in Frage gestellt, die
längst hätte aufgelöst werden müssen, nachdem ihr 1991 der äußere Feind
abhanden gekommen war. Die Umwandlung der NATO in ein reines
Interventionsbündnis mit globaler Reichweite wird ebenso kritisiert wie
der von ihr stimulierte gigantische Rüstungswettlauf. 70 Prozent der 1,3
Bio. US-Dollar, die das Militär weltweit pro Jahr ausgibt, gehen auf das
Konto der NATO-Staaten. Ein Bruchteil des Geldes würde ausreichen, die
ehrgeizigen Entwicklungsziele der UNO (z.B. Halbierung der Armut bis
2015) zu erreichen.
Viele Ostermarschaufrufe knüpfen darüber hinaus an den Aktivitäten der
Friedensbewegung gegen den Afghanistan-Krieg an. Dieser Krieg wird als
ein Desaster für die Besatzungsarmeen und als Katastrophe für das Land
dargestellt. Die angeblich neue "Strategie" der NATO wird als
Rohrkrepierer enden, weil sie daran festhält, den Krieg militärisch zu
gewinnen. Die USA schicken zusätzliche Soldaten an den Hindukusch und
Deutschland wird - wenn auch zögernd - den Wünschen der USA nach
Erhöhung des eigenen Beitrags entsprechen.
Neben der Kritik an Obamas Afghanistan-Politik wird der neue
US-Präsident wegen eines anderen Themas bestimmt auch gelobt, was allein
schon ein Novum nach acht verheerenden Bush-Jahren ist. Obamas Vorschlag
einer radikalen atomaren Abrüstung entspricht einem ureigenen Anliegen
der Ostermarschbewegung - die 1959 erstmals gegen die Atomkriegsgefahr
auf die Straße gegangen ist! Für Deutschland müsse das nun aber auch
heißen, von den USA den Abzug der noch in Büchel lagernden
US-Atomwaffen zu verlangen.
Das letzte große Thema der Ostermärsche ist ein Dauerthema: Frieden im
Nahen Osten, so heißt es in vielen Aufrufen, werde es nur geben, wenn
der israelisch-palästinensische Konflikt gelöst werde. Hierzu müssten
alle Konfliktparteien in eine Verhandlungslösung einbezogen werden.
Leider sei die Region, insbesondere nach dem Amtsantritt einer äußerst
rechten Regierung in Israel, von einer solchen Lösung weiter entfernt
als je zuvor. Daher müsse - nach Auffassung des "Friedensratschlags" -
der internationale Druck auf Tel Aviv erhöht werden. Ein zweites Gaza
dürfe es nicht geben.
Die Erwartungen an die diesjährigen Ostermärsche, was die
Teilnehmerzahlen betrifft, bewegen sich in etwa auf dem Niveau
vergangener Jahre. Der Friedensratschlag rechnet weder mit Einbrüchen,
noch mit spektakulären Höhenflügen. Wichtig wird sein, dass die
Friedensbewegung mit ihren vielfältigen Aktionen das Zerrbild
korrigiert, das am vergangenen Wochenende in Strasbourg entstand, als
der friedliche Protest durch unverantwortliche Polizeiangriffe und
Randalieraktionen nahezu erstickt wurde.
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag
Peter Strutynski (Sprecher)
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Nachfragen über die Ostertage beim zentralen Ostrermarschbüro in
Frankfurt a.M.: 069/24249950
Hinweis: Eine (fast) vollständige kalendarische Auflsitung der
Ostermärsche finden Sie auf der Website des Bonner Netzwerks
Friedenskooperative: http://www.friedenskooperative.de/om2009ndx.htm
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