Bunte Ostermärsche - gemeinsame Ziele
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag zu den bevorstehenden Ostermärschen
Im Folgenden dokumentieren wir eine Presseerklärung des Bundesausschusses Friedensratschlag zu den diesjährigen Ostermärschen.
Pressemitteilung-
Über 60 Ostermärsche in ganz Deutschland
- Auftakt in Potsdam fand bereits statt
- Für "Abrüstung statt Sozialabbau"
- Gegen EU-Militärverfassung und "Hindukusch-Armee"
- "Schluss mit Krieg und Besatzung"
Kassel und Stuttgart, 6. April 2004 - Das Osterwochenende wird politisch
wieder von den Demonstrationen der Friedensbewegung bestimmt. In mehr
als 60 Städten und Regionen machen sich Tausende Menschen auf den Weg,
um gegen die Kriege in der Welt, für mehr Frieden und soziale
Gerechtigkeit zu demonstrieren. Den Anfang machte am vergangenen Sonntag
traditionsgemäß der Potsdamer Ostermarsch. Rund 100 Demonstranten
marschierten zur 10 km außerhalb der Stadt gelegenenen
"Henning-von-Tresckow-Kaserne" in Geltow, in der sich das
"Einsatzführungskommando" befindet, jene Stelle, von der aus alle
Auslandskampfeinsätze der Bundeswehr geleitet werden.
Einen schnellen Überblick über alle Orte, an denen demonstriert wird,
erhalten Sie auf der Website des zentralen Ostermarschbüros:
www.ostermarsch.info;
zur Kontaktaufnahme mit lokalen Organisatoren ist der Terminkalender der
Bonner Friedenskooperative nützlich:
www.friedenskooperative.de
Der Bundesausschuss Friedensratschlag erwartet zwar nicht annähernd so
viele Demonstranten wie im vergangenen Jahr, als die Empörung über den
begonnenen Irakkrieg besonders groß war, aber die vielen Tausend, die
sich auch diesmal von Freitag bis Montag auf den Weg machen, erreichen
mit ihren Botschaften Millionen von Menschen. "Ostermarschierer gehen
stellvertretend für all die Menschen auf die Straße, die vor einem Jahr
gegen den Irakkrieg waren und es heute immer noch sind", sagte der
Sprecher des Friedensratschlags, Peter Strutynski.
Dabei geht es dieses Mal nicht nur um den Irak. Ein Jahr nach dem Beginn
des Irakkriegs eskalieren zwar die Auseinandersetzungen in der
Nahostregion: Der Widerstand gegen das Besatzungsregime im Land nimmt zu
und im israelisch-palästinensischen Konflikt verschärft sich der Kampf
zu einem regelrechten Krieg, in dem es nur Verlierer auf beiden Seiten
geben kann.
Aber auch in Europa sieht sich die Friedensbewegung neuen
Herausforderungen gegenüber: Unter dem Deckmantel der
Terrorismusbekämpfung wird die Bundeswehr zu einer weltweit einsetzbaren
Interventionsarmee umgestaltet und soll aus der EU ein ebenfalls
interventionsfähiges Militärbündnis gemacht werden. Das wird nach
Ansicht des Friedensratschlags "viel Geld kosten". Gleichzeitig sollen
soziale Leistungen abgebaut, öffentliche Dienste eingeschränkt,
Arbeitszeiten erhöht und Löhne und Gehälter gekappt werden: "In einem
der reichsten Länder der Erde droht einem zunehmenden Teil der
Bevölkerung soziale und kulturelle Verarmung, während die Reichen noch
reicher werden" kritisiert Anne Rieger vom "Gewerkschaftlichen Netzwerk
gegen den Krieg".
Aus diesem Grund haben der Friedensratschlag und das Gewerkschaftliche
Netzwerk vor einiger Zeit einen Unterschriftenappell "Abrüstung statt
Sozialabbau!" gestartet, der mittlerweile im ganzen Land Verwendung
findet. Bis zum Mai wollen die Friedensaktivisten 100.000 Unterschriften
gesammelt haben. "Abrüstung statt Sozialabbau!" gehört auch zu den
Forderungen, die in allen Ostermarschaufrufen genannt werden.
Das zweitwichtigste Thema in diesem Jahr ist die Ablehnung der
EU-Militärverfassung. Was in der Öffentlichkeit noch viel zu wenig
bekannt ist, soll durch die Ostermärsche skandalisiert werden: Der
EU-Verfassungsentwurf verpflichtet die EU-Staaten zur permanenten
"Verbesserung ihrer militärischen Fähigkeiten".
Des Weiteren wird in vielen Aufrufen die Umwandlung der Bundeswehr in
eine Interventionsarmee angeprangert. Verteidigungsminister Struck hat
die nach dem Grundgesetz allein zulässige "Landesverteidigung" (Art. 87a
GG) zu den Akten gelegt und sieht die Hauptaufgabe der Bundeswehr nur
noch in weltweiten Einsätzen: am Hindukusch und anderswo. Das ist ein
offener Bruch mit der gültigen Verfassung unseres Landes - aber kein
Verfassungsrichter schreitet hier ein! "Also müssen wir das übernehmen",
sagt Strutynski.
Das trotz dieser Zuspitzung auf zentrale Anliegen breite Themenspektrum
der diesjährigen Ostermärsche entehmen Sie bitte einer Zusammenstellung
ausgewählter Ostermarsch-Aufrufe auf der Homepage:
"Ostermarsch-Aufrufe 2004"
So bunt die Ostermärsche auch sind, sie bringen die gemeinsamen Ziele
der Friedensbewegung zum Ausdruck.
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Anne Rieger (gleichzeitig Sprecherin des Gewerkschaftlichen Netzwerks
gegen den Krieg)
Peter Strutynski (Sprecher)
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