Dominantes Thema: Abrüstung statt Sozialabbau (I)
Ostermarsch-Aufrufe 2004 - Teil 1: Von Baden-Württemberg bis Hamburg
Im Folgenden dokumentieren wir eine kleine Auswahl aus Aufrufen zu den diesjährigen Ostermärschen. Nach Auskunft des zentralen Ostermarsch-Büros in Frankfurt a.M. (www.ostermarsch.info) sowie nach den Daten des Terminkalenders der Bonner Friedenskooperative (www.friedenskooperative.de) finden 2004 über 60 Ostermärsche im ganzen Land statt. Es zeigt sich aber, dass trotz vieler lokaler Besonderheiten bestimmte Themen und Forderungen sich durch fast alle Aufrufe hindurch ziehen: Da ist einmal die Verbindung zwischen Aufrüstung und Sozialabbau, zum zweiten die Erinnerung an die Militarisierung der Europäischen Union (EU-Verfassungsentwurf!) und zum dritten die Gefahren, die der Menschheit durch den andauernden Präventivkrieg "gegen den Terror" von Seiten der USA und ihrer Verbündeten drohen.
Wir können uns daher auf einige Aufrufe beschränken. Es sind Aufrufe aus-
Baden-Württemberg
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Berlin
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Bremen
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Chemnitz
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Frankfurt a.M.
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Hamburg
Weitere Aufrufe (aus Freie Heide [Bombodrom], Kiel, München, Offene Heide, Traunstein, Ulm) sind hier dokumentiert: Ostermarschaufrufe Teil 2.
Ostermarsch 2004 Baden-Württemberg
Ostersamstag 10.04.04 Karlsruhe
Für ein Europa des Friedens und der Solidarität
Millionen für den Frieden statt Milliarden für den Krieg!
Gegen ein Europa der Militärs und Konzerne
Am 15. Februar letzten Jahres demonstrierten Millionen Menschen in aller Welt für den Frieden. Durch die europäischen Hauptstädte demonstrierten Hunderttausende. Kein Land in der gesamten Europäischen Union in dem nicht Abertausende gegen den damals vorbereiteten Krieg aufgestanden wäre.
Kein Tag in der jüngeren Geschichte hat die regierenden Politiker und die Prinzipien der herrschenden Politik jemals derart blamiert wie der 15. Februar 2003! Die Botschaft dieses Tages ist unübersehbar:
Die Menschen in Europa und weltweit wollen Frieden, nicht Krieg!
Und dennoch ist die Politik längst wieder zu ihrer Tagesordnung übergegangen: Die Vorbereitung von Kriegen.
-
Nato und EU stellen immer neue, immer kampfstärkere sogenannte schnelle Eingreiftruppen auf.
- Die Haushalte für die Armeen werden zu immer schwindelerregenderen Höhen aufgestockt, während die sozialen Ausgaben ständig gekürzt werden.
- Auf dem internationalen Parkett wird ständig neu über internationale Militäreinsätze verhandelt: Afghanistan, Afrika, Jugoslawien und nun auch wieder der Irak.
Vor allem Frankreich und Deutschland, die beiden größten und damit die führenden Länder der EU sind die treibenden Kräfte einer sich nun deutlich abzeichnenden Militarisierung der Europäischen Union. Sie sind auch die treibende Kraft für den vorgelegten EU-Verfassungsentwurf, der Kriegspolitik nach US-amerikanischem Muster zur Grundlage des künftigen Europa machen will:
-
Alle EU-Mitgliedstaaten würden darin zu ständiger Steigerung ihrer Rüstungen verpflichtet.
li>Ein europäisches Rüstungsamt soll die Staaten kontrollieren und zu weiterer Hochrüstung veranlassen.
- Militärisches Eingreifen innerhalb und außerhalb Europas würde ausdrücklich erlaubt und als Mittel der europäischen Politik legitimiert.
- Sofern es dafür keine Mehrheiten gibt, würden Koalitionen der kriegswilligen Staaten ausdrücklich legitimiert.
- Der Einsatz von Truppen im Inneren der EU wäre ausdrücklich erlaubt.
- Nirgendwo in dieser Verfassung ist von europäischer Außenpolitik die Rede ohne daß unter dem Stichwort "gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik" nicht gleichzeitig an Militär, Rüstung und Krieg gedacht wird.
- Der Entwurf schreibt ein neoliberales Wirtschaftsmodell fest. Das geht zu Lasten sozialstaatlicher Verpflichtungen und gerechter Handelsbeziehungen.
- Der Verfassungsentwurf stünde über den einzelnen Verfassungen, wie dem Grundgesetz. Er sieht kein Parlament mehr vor, das den Ministerrat kontrollieren könnte. Demokratische Rechte und Prinzipien blieben auf der Strecke.
- Statt dem viel beschworenen gemeinsamen Haus, würde Europa zu einer Festung, das Flüchtlinge fernhält, seine Nachbarn mit militärischer Potenz einschüchtert und nach den Prinzipien eines Kasernenhofes funktioniert.
Der Grundgedanke der europäischen Einigung scheint vergessen:
Nach den blutigen Erfahrungen mit Faschismus und Krieg, wollen die Menschen nun
Zusammenarbeit, Solidarität, Gerechtigkeit und vor allem und zuerst: Frieden.
So ist es in die Verfassungen aller europäischer Länder eingegangen.
Das soll nun mit der neuen EU-Verfassung außer Kraft gesetzt werden.
Der Zusammenschluss der ehemals verfeindeten Europäischen Staaten findet seine Rechtfertigung nur dann,
-
wenn Frieden und friedliche Zusammenarbeit seine Ziele und Grundlagen sind.
- wenn er Beiträge zur zivilen Bearbeitung und Lösung von Konflikten zur friedlichen und gerechten Entwicklung leistet.
- wenn er sich als Impuls zur Stärkung der UNO und des Völkerrechts dessen grundlegender Bestandteil das Gewaltverbot bei zwischenstaatlichen Konflikte versteht.
Ein Europa, wie es der vorliegende Verfassungsentwurf vorsieht, lehnen wir ab!
Wir treten ein für-
Ein Europa das den Krieg verweigert und den Krieg ächtet
- Ein Europa, das keine hegemonialen Ziele verfolgt.
- Ein Europa, das weder seine Mitgliedsländer noch seine Nachbarn mit schnellen Eingreiftruppen bedroht.
- Ein Europa das offen und öffentlich den Krieg oder die Drohung mit Krieg und militärischer Intervention als Mittel seiner Politik ausschließt.
- Ein Europa das umfassend abrüstet.
- Ein Europa das seine Ressourcen, das Wissen und das Engagement seiner Menschen nutzt für die Herstellung sozialer Gerechtigkeit, die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, Armut, Hunger und Krankheit zu Hause und in aller Welt.
Unser Europa muss friedlich sein und zum Frieden in der Welt beitragen!
Deshalb sagen wir Nein zu dieser geplanten EU-Verfassung!
Deshalb wehren wir uns gegen jede weitere Aufrüstung!
Deshalb fordern wir: Abrüstung statt Sozialabbau.
Aufruf zum Ostermarsch 2004 in Berlin
Abrüstung statt Sozialabbau - Nein zum Krieg!
Friedenspolitik statt Militäreinsätzen!
Für eine gerechte Welt ohne Hunger und Armut!
Gemeinsam gegen Krieg und Not!
Wir wollen Frieden und Abrüstung. Deshalb widersetzen wir uns einer Politik, die den
völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen den Irak hinnimmt. Das Völkerrecht. eine wichtige
zivilisatorische Errungenschaft, darf nicht weiter beschädigt, militärische Aggression darf
kein akzeptiertes Mittel der internationalen Politik werden.
Auch Deutsche Politik wird zunehmend militarisiert.
Keine Regierung hat das Recht, zur Durchsetzung wirtschaftlicher und machtpolitischer
Interessen Krieg zu führen. Dies gilt auch für Gewaltanwendung unter dem Deckmantel
weltweiter Terrorbekämpfung.
Die Kriege Bushs und Scharons zeigen, daß Militärschläge und Besatzung Terrorismus
nicht ausrotten können sondern ihn immer aufs neue anfachen!
Unser Widerstand gilt der Militarisierung der Europäischen Union. wie sie nun auch im
Entwurf der Europäischen Verfassung festgeschrieben ist. Damit soll Europa zur Führung
von Angriffskriegen ermächtigt werden. Aufrüstung wird demnach zur Pflicht. Das wollen wir verhindern.
Dieselben Kräfte. die die Militarisierung Europas betreiben, zerstören das soziale Netz. Die
letzten Monate brachten einschneidende Kürzungen in den Bereichen Soziales, Arbeit,
Bildung und Gesundheit. Weitere Umverteilungen von unten nach oben sind geplant. Sie
werden als zwingend bezeichnet, da angeblich die öffentlichen Kassen leer sein sollen. Die
Steigerungen im Rüstungsbereich widerlegen dies, ebenso wie immer weitere
Steuergeschenke für die "oberen Zehntausend".
Die ach so zivilisierten Industriestaaten drohen die eigenen Bevölkerungen nach
Glaubensrichtung und Abstammung gegeneinander aufzuwiegeln und die Menschheit durch
und durch zu militarisieren. Wir treten ein für das friedliche Zusammenleben aller Menschen
weltweit, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft und religiöser Überzeugung!
Unsere Proteste können die Sandkörner sein, die die Militärmaschinerie stoppen. Leistet
Widerstand!
Ostermarsch-Kundgebung am Ostermontag, 12. April ab 14.00 Uhr zwischen Neptunbrunnen und Marienkirche in Berlin Mitte
Aufruf zum Ostermarsch 2004 in Bremen, Ostersamstag 10. April
Ja zu einem sozialen Europa - Nein zur EU-Interventionsarmee - Abrüstung statt Sozialkahlschlag!
Vor einem Jahr erschien es so, dass sich die
Bundesregierung im Kampf gegen den Irakkrieg an der
Seite der Friedensbewegung befand. In Wirklichkeit aber
hat Rot/Grün den Krieg indirekt durch Gewährung von
Überflugrechten, US-Einsätze von Militärbasen in
Deutschland aus und Beteiligung an AWACS-Flügen u.a.
mehr unterstützt. Inzwischen schließt Berlin eine
Truppenentsendung in den Irak nicht mehr ganz aus.
Noch mehr: Deutschland hat während der offiziellen
Ablehnung des Irakkrieges nach eigener Aussage in
führender Rolle den Aufbau einer Interventionsarmee der
Europäischen Union betrieben. Es hat nicht nur für sich
selbst beschlossen, ab 2007 den Rüstungshaushalt für
diesen Zweck zu erhöhen, sondern mit dafür gesorgt,
dass die anderen Länder der EU verfassungsmäßig auf
höhere Militärausgaben verpflichtet werden.
Deutschland verleiht seiner Politik zunehmend
militärisch Nachdruck. Es entwickelt im Rahmen der EU
die Fähigkeit, in aller Welt auch präventiv Kriege
führen zu können, die dem Krieg gegen den Irak ähnlich
sind.
Auf diese Militarisierung weist das Bremer
Friedensforum hin. Sie wurde bisher in der
Öffentlichkeit kaum diskutiert. Mehr oder weniger
stillschweigend wurden hier die Weichen gestellt: weg
von der Verteidigungs-, hin zur Angriffsarmee. Aber:
wer aggressiv rüstet, ist auch bereit, zuzuschlagen.
Dieselben Kräfte, die die Militarisierung Europas
betreiben, zerstören das soziale Netz. Die letzten
Monate brachten einschneidende Kürzungen in den
Bereichen Soziales, Arbeit, Bildung und Gesundheit.
Weitere Einschränkungen werden geplant, da angeblich
nicht genügend öffentliche Gelder vorhanden sind. Die
Steigerungen im Militärbereich widerlegen das.
Wir treten ein für
-
Stopp der Militarisierung der EU
- Stopp des Sozialkahlschlags
und fordern
-
Abrüstung auf nationaler und internationaler Ebene
- Neuanfang der Rüstungskonversion, zum Beispiel in Bremen
- Ende der Besatzung im Irak und in Palästina
- Internationale Ächtung von Präventivkriegen und Atomwaffen.
15. Chemnitzer Ostermarsch 2004, 9. April
Für soziale Gerechtigkeit, Bildung, Kultur und eine Zukunft ohne Krieg.
Gegen Rüstung, Besatzung und Völkerrechtsbruch
Die USA und ihre Helfer haben fast den ganzen Globus
mit Militärstützpunkten überzogen, sie haben den Irak
besetzt, intervenieren offen oder verdeckt in vielen
Ländern, destabilisieren sie und machen sich Führungen
gefügig.
Auch Deutschland ist inzwischen in einer Reihe von
Ländern - vom Hindukusch bis zum Balkan - militärisch
aktiv und u.a. damit auch mit verantwortlich für eine
ungerechte und gewalttätige Weltsituation.
Während die Bundeswehr für eine Rolle als weltweit
einsetzbare Interventionsarmee umgerüstet wird reichen
die Mittel für die Gewährleistung der sozialen
Sicherheit, von Bildung und Kultur nicht mehr aus,
sinken die Realeinkommen der Mehrheit der Bevölkerung,
steigt die Arbeitslosigkeit, werden immer mehr Menschen
vom Absturz in die Armut bedroht und ihrer
Menschenwürde beraubt.
Heute wie seit langem nicht mehr ist es höchste Zeit
zugleich gegen Krieg und Sozialabbau aufzustehen.
Eroberungskriege und Expansion gingen schon immer Hand
in Hand mit Sozialer Ungerechtigkeit und Ungleichheit,
mit Abbau von Demokratie und Verteidigung der
Menschenrechte.
Frieden kann es nur für alle geben. Soziale Sicherheit
darf nicht das Privileg Weniger sein. Wir wehren uns
gegen eine Politik, die Sicherheit nur den Reichen und
Mächtigen bietet - im eigenen Land und im Weltmaßstab.
Wir wehren uns gegen einen Frieden und eine Sicherheit,
die auf Gewalt, Unrecht, Unterdrückung und Besetzung
anderer Länder aufgebaut werden sollen. Wir wollen
solidarisch mit anderen Völkern zusammen leben - ohne
ihre Ressourcen zu plündern und ihre Menschen
auszubeuten.
Wir fordern Abrüstung, ein Ende des Waffenhandels, die
Abschaffung der Massenvernichtungsmittel, die Auflösung
fremder Militärstützpunkte, die Beendigung der
Besatzung in Palästina und im Irak.
Wir fordern: Schluss mit dem Sozial-, Bildungs- und
Kulturabbau, eine gerechte Verteilung von Arbeit,
Einkommen und Eigentum.
Verstärken und vervielfachen wir den Protest!
Vereinigen wir uns bei der Suche nach Alternativen. Für
Frieden, soziale Gerechtigkeit und Solidarität. Eine
andere Welt ist möglich.
Sie kommt nicht ohne uns aus. Es stimmt nicht, dass wir
nichts tun können, und dass das, was wir tun, nichts
bewirkt. Wenn viele sich regen ändert sich die Welt.
Darum rufen wir Euch auf: Reiht Euch ein hier in
Chemnitz in die deutschland-, europa- und weltweite
Bewegung gegen Krieg und Besatzung, für Frieden und
Gerechtigkeit.
Frankfurter Ostermarsch 2004, Ostermontag 12. April
Abrüstung statt Sozialabbau - Nein zum Krieg
Wir wollen Frieden und Abrüstung. Deshalb widersetzen
wir uns einer Politik, die den völkerrechtswidrigen
Angriffskrieg gegen den Irak hinnimmt. Das Völkerrecht,
eine große zivilisatorische Errungenschaft, darf nicht
weiter beschädigt, militärische Aggression darf nicht
zum "Normalfall" in den internationalen Beziehungen
werden. Deshalb gehören die Verantwortlichen für diesen
Krieg ausnahmslos auf die Anklagebank.
Keine Regierung hat das Recht, zur Durchsetzung
wirtschaftlicher und machtpolitischer Interessen
überall dort vorbeugend Krieg zu führen, wo es ihr
angebracht erscheint. Das gilt auch für den Fall der
Gewaltanwendung unter dem Deckmantel der weltweiten
Terrorbekämpfung.
Wir fordern von der Bundesregierung, die internationale
Ächtung der Aggression gegen den Irak durch die
Vereinten Nationen durchzusetzen und auf einen
umgehenden Abzug der Besatzungstruppen aus dem Land
hinzuarbeiten, damit Wahlen zu demokratisch
legitimierten Selbstverwaltungs-Organen möglich werden.
Wir wollen atomare Abrüstung jetzt und damit bei uns im
Land anfangen. Der Präsident der Internationalen
Atomenergiebehörde, El Baradei, hat die
Atomkriegsgefahr als "noch nie so groß wie heute"
bezeichnet. Deshalb muss die neue US-Militärdoktrin,
die den Einsatz von Atomwaffen auch in
"Präventivkriegen" vorsieht, außer Kraft gesetzt, die
Programme zum Bau neuer punktgenauer Atomwaffen
(Mini-Nukes) müssen gestoppt werden.
Wir sagen Ja zu einem zivilisierten und abgerüsteten
Europa. Unser Widerstand gilt der Militarisierung der
Europäischen Union, wie sie im Entwurf der Europäischen
Verfassung vorgesehen ist. Damit soll Europa zur
Führung von Angriffskriegen ermächtigt werden.
Aufrüstung wird demnach zur Pflicht. Das wollen wir
verhindern.
Wir wollen einen gerechten Frieden in Nahost. In
Übereinstimmung mit der israelischen und
palästinensischen Friedensbewegung unterstützen wir die
Kampagne gegen die von Israel gebaute Mauer im
besetzten Westjordanland. Diese Mauer ist eines der
größten Hindernisse für den Friedensprozess. Die
israelische Besatzung muss beendet, ein souveräner
palästinensischer Staat und die israelischen Grenzen
müssen allseits anerkannt werden.
Wir wollen keine weitere Militarisierung der deutschen
Außenpolitik. Wir widersprechen Minister Struck, wonach
die ganze Welt mögliches Einsatzgebiet der Bundeswehr
ist. Im Ausland operierende deutsche Truppen müssen
sofort zurückgeholt werden. Eine Bedrohung Deutschlands
ist nirgendwo in Sicht, wie die regierungsoffiziellen
Richtlinien feststellen. Deshalb ist die Umrüstung der
Bundeswehr zu einer international einsetzbaren Truppe
abzulehnen.
Wir brauchen keine neuen Marschflugkörper, Korvetten,
Laser- und Streubomben. Die angeblichen Einsparungen
von 26 Milliarden Euro sind reine Augenwischerei. Die
tatsächliche weitere Aufrüstungssumme beträgt jährlich
800 Millionen Euro zusätzlich. Alle wesentlichen
Beschaffungsprogramme einschließlich des teuren
Eurofighters werden vorrangig weiter verfolgt. Dieser
Entwicklung wollen wir Einhalt gebieten.
Wir wollen eine friedliche Welt, globale Gerechtigkeit
statt militärischer Vorherrschaft, wir wollen zivile
Prävention statt Präventivkriege, ein demokratisches
und soziales Europa des Friedens statt einer EU-Armee.
Wir wollen Abrüstung statt Sozialabbau.
Aufruf zum Hamburger Ostermarsch 2004 am Montag, 12. April
Bundeswehr weltweit? Wir sagen Nein!
Die Bundesregierung hat eine dramatische
Weichenstellung beschlossen: Sie rüstet die Bundeswehr
gezielt für Auslandseinsätze um - unter dem Vorwand,
den Terrorismus und die Verbreitung von
Massenvernichtungswaffen bekämpfen zu wollen. Damit
verabschiedet sie sich vom Konzept der
Landesverteidigung und bricht das Grundgesetz, dessen
Artikel 87a lautet: "Der Bund stellt Streitkräfte zur
Verteidigung auf". Für Minister Struck ist selbst der
Hindukusch nur eine Zwischenstation: "Das künftige
Einsatzgebiet der Bundeswehr ist die ganze Welt."
35.000 Mann "Eingreifkräfte" sollen in sechs Jahren die
Speerspitze der Bundeswehr bilden. Diese
Angriffskrieger sollen teures High-Tech-Gerät erhalten:
Marschflugkörper, Streubomben und lasergelenkte
Präzisionsbomben und zu ihrem Schutz gegen Raketen und
Marschflugkörper ein 10 bis 15 Mrd. Euro teures
Luftverteidigungssystem. Eurofighter,
Transport-Airbusse, Korvetten für den Landbeschuss,
weltumspannende Aufklärungssatelliten, Fregatten,
Kampf- und Transporthubschrauber und die kampfstärksten
konventionellen U-Boote sind bereits bestellt. Die
neuen Fregatten sind noch gar nicht fertig, schon plant
Struck die nächsten. Wofür? Sie sollen militärische
Landeoperationen an fremden Küsten "durch
Landzielbeschuss unterstützen". Dies hat mit
Friedensbewahrung wenig zu tun, hier werden
Angriffskriege vorbereitet. Das ist nach Artikel 25 des
Grundgesetzes verfassungswidrig und steht unter Strafe!
Mit 18.000 von 80.000 Mann bietet Deutschland das
größte nationale Kontingent der EU-Eingreiftruppe auf
und mit 6.000 von 21.000 Mann einen sehr gewichtigen
Teil der schnellen Eingreiftruppe der NATO.
Offensichtlich lässt sich die Bundesregierung von dem
Grundsatz leiten: Je mehr deutsche Soldaten und
deutsches Kriegsgerät bei Militärinterventionen
eingesetzt werden, desto größer ist der Anteil der
deutschen Wirtschaft an Rohstoffen und Märkten auf der
Welt. Diese aggressive Politik macht die Welt
unsicherer: Kriegsdrohungen gegen andere Staaten provoziert diese
zu gefährlicher Aufrüstung - auch mit
Massenvernichtungswaffen.
Selbstmordattentäter lassen sich weder durch
Aufrüstung von ihren Taten abschrecken noch mit Krieg
bekämpfen - im Gegenteil: Krieg fördert den Terror
noch!
Deshalb fordern wir:
-
die drastische Abrüstung der Bundeswehr, bis hin zu ihrer Abschaffung,
-
die Auflösung ihrer "Einsatzkräfte",
-
den Verzicht auf die "Teilhabe" an den US-Atomwaffen
und
-
die weltweite Abschaffung aller Atomwaffen. Nur wenn
die Atommächte ihrer Verpflichtung aus dem
Nichtverbreitungsvertrag zur atomaren Abrüstung
endlich nachkommen, kann auch die Weiterverbreitung
von Atomwaffen verhindert werden.
Parallel zu ihrem Afghanistan-Einsatz plant die NATO ab
Mitte des Jahres einen Einsatz auch im Irak und im
ganzen Nahen Osten. Dies würde die Zustimmung der
Bundesregierung und die aktive Beteiligung der
Bundeswehr erfordern. Das lehnen wir ab! Unterstützt
von Großbritannien haben die USA einen
völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen den Irak
geführt, um ihre geostrategischen Interessen in der
ölreichen Region zu sichern. Bush und Blair haben
versucht, diesen Krieg mit der infamen Kriegslüge von
den Massenvernichtungswaffen im Irak zu rechtfertigen,
der deshalb "präventiv" angegriffen werden müsse. Dies
darf nicht nachträglich durch die Bundesregierung
legitimiert werden! Die Gewaltsituation im Irak ist
Folge des Aggressionskrieges und kann durch neue
Besatzungstruppen nicht überwunden werden, sondern nur
durch Abzug der Besatzer und Übertragung der nächsten
Aufgaben an die UNO.
Deshalb fordern wir:
-
Abzug der Besatzungstruppen aus Afghanistan und dem
Irak,
-
keine Beteiligung der Bundeswehr am Besatzungsregime
in diesen Ländern und
-
kein Nato-Einsatz im Irak und in Nahost.
Im EU-Verfassungsentwurf soll Aufrüstung sogar
Verfassungsrang erhalten: "Die Mitgliedsländer
verpflichten sich, ihre militärischen Fähigkeiten
schrittweise zu verbessern", heißt es dort. Eine
weitere Neuheit: Das "Strategische Konzept" der EU
orientiert ebenso wie die "Bush-Doktrin" auf die
Führung von "Präventivkriegen".
Wir lehnen diese Verfassung ab! Wir fordern ein
soziales und friedliches Europa mit einer
demokratischen, unter Beteiligung aller Bürgerinnen und
Bürger entwickelten Verfassung!
Strucks vollmundige Ankündigung, die Ausgaben der
Bundeswehr zu kürzen, ist reines Wahlkampfgetöse in
Zeiten drastischer Kürzung sozialer Leistungen. Im
Haushalt wird nur umgeschichtet: Durch Personalabbau,
Standortaufgabe sowie Verschrottung und Export
ausgedienter Waffen soll gespart werden, um die
Beschaffung moderner Kriegswaffen für weltweite
Einsätze bezahlen zu können. Deshalb hat die
Rüstungsindustrie dieses Konzept auch wärmstens
begrüßt. Gekürzt wird nicht. Darauf haben die Minister
Struck und Eichel sich im Juni 2003 geeinigt, und im
Jahr 2007 soll der Bundeswehretat dann um 800 Mio. Euro
ansteigen. "Tarnen und Täuschen" hat Minister Struck
offenbar schon von der Bundeswehr gelernt.
Deshalb fordern wir:
-
Schluss mit der Geldverschwendung durch Rüstung,
- keine Rüstungsexporte,
-
Abrüstung statt Auf- und Umrüstung der Bundeswehr und
-
Verwendung der dadurch frei werdenden Mittel für
Investitionen in Bildung, Gesundheit, Soziales und
die Schaffung von Arbeitsplätzen.
Es ist höchste Zeit zur politischen Umkehr!
Für Abrüstung statt Sozialabbau!
Für ein demokratisches, soziales und friedliches
Europa!
Für eine gerechte Weltwirtschaftsordnung und
weltweite soziale Entwicklung!
Dafür wollen wir gemeinsam demonstrieren beim Hamburger
Ostermarsch 2004!
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