Dominantes Thema: Abrüstung statt Sozialabbau (II)
Ostermarsch-Aufrufe 2004 - Teil 2: Von der Freien Heide bis nach Ulm
Im Folgenden dokumentieren wir eine kleine Auswahl aus Aufrufen zu den diesjährigen Ostermärschen. Nach Auskunft des zentralen Ostermarsch-Büros in Frankfurt a.M. (www.ostermarsch.info) sowie nach den Daten des Terminkalenders der Bonner Friedenskooperative (www.friedenskooperative.de) finden 2004 über 60 Ostermärsche im ganzen Land statt. Es zeigt sich aber, dass trotz vieler lokaler Besonderheiten bestimmte Themen und Forderungen sich durch fast alle Aufrufe hindurch ziehen: Da ist einmal die Verbindung zwischen Aufrüstung und Sozialabbau, zum zweiten die Erinnerung an die Militarisierung der Europäischen Union (EU-Verfassungsentwurf!) und zum dritten die Gefahren, die der Menschheit durch den andauernden Präventivkrieg "gegen den Terror" von Seiten der USA und ihrer Verbündeten drohen.
Wir können uns daher auf einige Aufrufe beschränken. Es sind Aufrufe aus-
Freie Heide (Bombodrom)
-
Kiel
-
München
-
Offene Heide
-
Traunstein
-
Ulm
Weitere Aufrufe (Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Chemnitz, Frankfurt a.M., Hamburg) sind hier dokumentiert: Ostermarschaufrufe Teil 1.
FREIe HEIDe - Ostermarsch, Ostersonntag 11. April
Der Frieden kommt nicht mit Gewalt
Die Bundeswehr wird in nächster Zeit neu in Eingreif-,
Stabilisierungs- und Unterstützungskräfte gegliedert
werden. Insbesondere die 35 000 Mann Eingreifkräfte
werden für NATO und EU als Angriffskrieger zur
Verfügung stehen. Zahlenmäßig wird reduziert,
qualitativ aber wird kräftig aufgerüstet.
Mit dem Bestreben, die EU zur Weltmacht zu machen, wird
seine Gesellschaft militarisiert und im Inneren werden
sozialstaatliche Relikte entsorgt. Je mehr deutsche
Soldaten und deutsches Kriegsgerät bei
Militärinterventionen eingesetzt wird, desto größer ist
der deutsche Einfluss in der Welt. In der
Luftkriegsführung sind in den nächsten Jahren die
Anschaffung von Eurofightern, Marschflugkörpern,
lasergelenkten Spreng- und Penetrations-Bomben und die
Entwicklung eines taktischen Luftabwehrsystems geplant.
Der Gebrauch dieser Waffen muss vor dem Kriegsfall
geübt werden und könnte prinzipiell auf dem ehemaligen
Bombenabwurfplatz in der Kyritz-Wittstock-Ruppiner
Heide durchgeführt werden. Darauf weist insbesondere
eine Formulierung im offiziellen Nutzungskonzept der
Bundeswehr hin, dass Tiefflüge nur in geringem Ausmaß,
die meisten Einsätze jedoch aus großen Höhen bis 4000
Meter durchgeführt werden sollen.
"Verteidigungs"-minister Peter Struck hat im Juli 2003
entschieden, dieses zentrale Projekt der neuen
Bundeswehr unverzüglich in die Tat umzusetzen und das
Gelände erneut als Bombenabwurfplatz zu missbrauchen.
Das Gebiet wurdebereits von 1950 bis 1990 als Bombodrom
der sowjetischen Armee verwendet. Die Bundeswehr will
von den stalinistischen, unrechtmäßigen Enteignungen
jetzt profitieren und an 200 Tagen im Jahr Bomben
abwerfen. Nach aktuellen Meldungen gibt auch in diesem
Jahr Bestrebungen den Luftkriegs-Übunsplatze nach den
Sommerferien in Betrieb zu nehmen.
Der Widerstand und Protest der letzten 10 Jahre wurde
von großen Teilen der einheimischen Bevölkerung und
Freunden aus vielen anderen Regionen getragen und hat
die militärische Nutzung bis heute verzögert. Die
Entscheidung hängt aber nach wie vor von unserem
kreativen Widerstand ab.
Auch dieses Jahr zu Ostern wollen wir zeigen: Die FREIe
HEIDe ist unser Land.
Daher rufen wir zu einer Fahrradsternfahrt bzw. zum
Sternmarsch zum Ostermarsch am 11. April 2004 in die
FREIe HEIDe auf!
Auf zum Ostermarsch 2004 in Kiel
Abrüstung statt Sozialabbau!
Frieden statt militärischer Interventionismus
Das Jahr 2003 hat uns gezeigt, dass militärische Gewalt
- wie im Irak-Krieg oder in Palästina - keine Konflikte
lösen kann, sondern sie nur noch verschlimmert. Die
Völker der Welt haben sich bei den Demonstrationen im
Februar 2003 und auch später zu Millionen gegen
militärische Lösungen ausgesprochen. "Am 15. Februar
ist die Weltöffentlichkeit als zweite Weltmacht auf die
Bühne des Weltgeschehens getreten", so die New York
Times damals.
Inzwischen ist offensichtlich, dass wir über die Grunde
des Irak-Krieges getauscht wurden und die Probleme für
die irakische Bevölkerung größer sind als zuvor.
Deshalb kann auf eine öffentliche, dem Menschen- und
Völkerrecht verpflichtete Aufarbeitung des Irak-Krieges
nicht verzichtet werden. Ein Irak-Tribunal ist
überfällig.
Wir verlangen eine grundsätzliche Abkehr von der sich
ausbreitenden internationalen Kriegspolitik, mit der
die Mächtigen versuchen, ihre Interessen mit
militärischen Mitteln durchzusetzen. Angriffskriege
müssen verhindert, die deutsche Beteiligung an den
weltweiten Kriegen muss gestoppt werden.
Für ein Europa, das sich dem Krieg verweigert
Wir wenden uns gegen den Ausbau der Europäischen Union
zu einer weltweiten militärischen Interventionsmacht.
In der zukünftigen EU soll die Verpflichtung der
Mitgliedsstaaten, "ihre militärischen Fähigkeiten
schrittweise zu verbessern" Verfassungsrang erhalten.
Aufrüstung als Verfassungsziel - das ist der
falscheWeg!
Dem Inkrafttreten dieser Verfassung stellen wir uns
entgegen. Wir unterstützen den europaweiten Aktionstag
für ein anderes Europa am 9. Mai 2004, an dem die
feierliche Verabschiedung der Verfassung vorgesehen
ist. Wir sind für einen neuen EU-Verfassungsentwurf,
-
der auf breiter gesellschaftlicher Basis unter
Einschluss sozialer Bewegungen entsteht,
-
dessen oberstes Ziel ist, dem Frieden unter den
Völkern zu dienen,
-
der eine Europäische Union schafft, die sich dem
Krieg verweigert
-
und der die Vision einer demokratischen, sozialen und
zivilen Union erfüllt.
Nach dem Willen von Verteidigungsminister Struck ist
das künftige Einsatzgebiet der Bundeswehr "die ganze
Welt"! Mit 35.000 Soldaten als Einsatzkräfte, weiteren
70.000 als Stabilisierungskräfte und schließlich
137.500 Soldaten als Unterstützungskräfte sollen die
neuen Aufgaben bewältigt werden. Dazu bedarf es nach
Auffassung der Bundesregierung auch einer umfassenden
Modernisierung von Waffen und Gerät.
Insofern erweist sich die vollmundige Ankündigung des
Ministers, bei Ausrüstung und Bewaffnung in den
nächsten Jahren bis zu 26 Mrd. EUR einsparen zu wollen,
bei näherem Hinsehen als Täuschungsmanöver.
Tatsächlich werden alle wesentlichen
Beschaffungsprogramme einschließlich des sündhaft
teuren Eurofighters "vorrangig" weiterverfolgt. Selbst
Waffen, die gegen den Geist des humanitären
Kriegsvölkerrechts (Genfer Konventionen> verstoßen
bleiben im Bestand der Bundeswehr. Von der Abschaffung
von Streubomben beispielsweise ist keine Rede.
Auch der angekündigte Abbau von 45.000 Stellen wird
nicht zu Einsparungen führen. Vielmehr werden die
dadurch frei werdenden Mittel zur Deckung des
steigenden Bedarfs im investiven Bereich des
Verteidigungshaushalts Verwendung finden. Allein die in
Kiel gebaute Fregatte "Hamburg" wird nach ihrer
Übergabe an die Bundeswehr 700 Mio. Euro verschlungen
haben. Geld, das für die Lösung sozialer Probleme
dringender gebraucht würde.
Abrüstung statt Sozialabbau!
Wie stellen fest, dass sich diese Außen- und
Sicherheitspolitik offensichtlich von dem Grundsatz
leiten lässt: Je mehr deutsche Soldaten und deutsches
Kriegsgerät bei Militärinterventionen eingesetzt
werden, desto größer ist der deutsche Einfluss in der
Welt. Dieser Entwicklung müssen wir uns mit aller Kraft
widersetzen!
Wir wollen Frieden und Abrüstung jetzt.
Wir wollen den Sozialstaat erhalten und eine gerechte
und solidarische Gesellschaft dauerhaft gestalten.
"Abrüstung statt Sozialabbau" bleibt unverändert unsere
Forderung an die politisch Verantwortlichen. Wir
verlangen eine drastische Reduzierung der
Rüstungsausgaben und die Streichung aller
Rüstungsvorhaben, die für Auslandseinsätze der
Bundeswehr vorgesehen sind.
Wir Bürger unseres Landes wollen in Frieden leben.
Deshalb müssen wir uns öffentlich artikulieren, damit
Machpolitiker nicht mit uns machen können, was sie
wollen.
Ihre Beteiligung am Ostermarsch in Kiel ist Ihr Beitrag
am Erhalt des Friedens in der Welt!
Ostermarsch in München, Samstag, 10. April 2004
Für ein soziales Europa - keine EU-Militärmacht
Abrüstung statt Sozialabbau
Für Frieden und eine gerechte, soziale Weltordnung - Nein zum Krieg
Für Frieden und Gerechtigkeit weltweit - nein zum
Krieg
Millionen Menschen protestierten weltweit gegen den
drohenden Krieg gegen den Irak. Die Führer der
Kriegsallianz starteten dennoch ihren
völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Das Ergebnis ist
ein verwüsteter Irak, der heute geprägt ist durch die
Vorherrschaft US-amerikanischer Konzerne und das
Kolonialregime der US-Armee.
Alle von den Regierungen der USA und Großbritanniens
angegebenen Gründe - Verbindung zwischen Saddam und Al
Quaida, Besitz von und Einsatzpläne für
Massenvernichtungswaffen - haben sich als unwahr
herausgestellt. Der Irak Saddams war keine kriegerische
Gefahr für seine Nachbarn oder die internationale
Ordnung insgesamt. Den USA und ihren Alliierten ging es
um das Öl des Landes und darum, für alle Länder ein
Exempel zu statuieren, was ihnen blüht, wenn sie sich
nicht fügen.
Dieser Krieg hat erneut deutlich gemacht, dass Kriege
niemals Probleme lösen, sondern immer nur neue schaffen
und millionenfaches Leid über die Menschen bringen.
Wir sagen NEIN zu Krieg und neokolonialer Besatzung im
Irak, in Afghanistan, in Palästina und überall!
Eine langfristig angelegte zivile Sicherheitspolitik
mit sozialer Gerechtigkeit als Maßstab wäre möglich -
dagegen haben die Kriege die Perspektiven für diese
Länder verschlimmert. Konzepte für zivile
Konfliktbearbeitung, sozial-ökologische Umsteuerung und
friedliche Entwicklung sind vorhanden, werden aber von
Politikern und Medien weitgehend ignoriert.
Wir stellen die politische Lösung gesellschaftlicher
Konflikte in den Mittelpunkt.
Krieg und Terrorismus eskalieren wegen des von unseren
Regierungen betriebenen neoliberalen
Globalisierungsprojekts. Bei diesem haben Gewinn- und
Machtinteressen oberste Priorität.
Die negativen Ergebnisse sind unübersehbar:
-
Wachstum auf Kosten der Umwelt
-
Massenarbeitslosigkeit
-
Gewalt und Gegengewalt.
Die Kluft zwischen Arm und Reich wird täglich größer
durch das Streben nach Rendite. Die neoliberale
Globalisierung zerstört grundlegende soziale,
ökonomische und kulturelle Werte auf allen Kontinenten.
Sie verursacht und verschärft Konflikte und Not.
An der Gewaltspirale drehen USA und NATO eifrig mit:
z.B. durch Bruch des bisher gültigen Völkerrechts, das
Angriffskriege verbietet. Die Bundesregierung setzt
sich oft für das Völkerrecht ein, unterstützt durch ihr
gewähren lassen aber faktisch die Politik der Rückkehr
zum Faustrecht.
Dabei hungern mehr als 800 Millionen Menschen, leiden
unter Ausbeutung und Unterdrückung, sind Opfer von
Krieg, Vertreibung und Naturkatastrophen. Mit der
Zerstörung der Existenzgrundlage der Menschen wird
Nährboden für immer neue Gewalt erzeugt.
Notwendig sind politische Lösungen:
-
ein entschlossener Umbau der zutiefst ungerechten
Weltwirtschaftsordnung
-
die Beachtung des Völkerrechts und die Ablehnung
jeder militärischen Gewalt
-
die Einhaltung der Menschenrechte und die
Entwicklung demokratischer und gerechter Strukturen
-
sozial-ökologische Rahmenbedingungen für die
Weltwirtschaft.
Das zielt auf:
-
Existenzsicherung für jeden Menschen auf der Welt
-
Gewaltfreie Lösung von Konflikten.
-
Umweltschutz und Ressourceneinsparung
Keine Militärmacht Europa - Für ein Europa der
sozialen Rechte und der Menschenrechte
Nach dem Krieg gegen den Irak versucht uns die
Bundesregierung einzureden, die Lehre und die richtige
Konsequenz nach dem Alleingang der USA sei ein "starkes
Europa". Die Europäische Union müsse jetzt noch größere
Anstrengungen unternehmen um eigenständig militärisch
handlungsfähig zu werden. Die EU hat einen
Verfassungsentwurf und eine eigene Militärstrategie mit
Kriegseinsätzen rund um den Globus erarbeitet. Diese
Militärstrategie sieht eine Präventivkriegskonzeption ŕ
la Bush vor. Die EU wird Interventionsmacht, die
Bundesregierung ist an vorderster Front mit dabei.
EU-Streitkräfte - z.B. die neue EU-Interventionstruppe
- sollen laut Verfassungsentwurf zu "Kampfeinsätzen im
Rahmen der Krisenbewältigung einschließlich Frieden
schaffender Maßnahmen" (Artikel III-210) eingesetzt
werden können.
Es gibt keine Rechtfertigung für die zunehmenden
internationalen Militärinterventionen, daher wenden wir
uns entschieden gegen den Ausbau der EU zu einer
weltweiten militärischen Interventionsmacht.
In der EU soll die Verpflichtung der Mitgliedstaaten
"ihre militärischen Fähigkeiten schrittweise zu
verbessern" Verfassungsrang erhalten. Um die Einhaltung
dieser Aufrüstungsverpflichtung zu kontrollieren (!)
und teilweise durchzuführen wird ein "Europäisches Amt
für Rüstung, Forschung und militärische Fähigkeiten"
eingerichtet. Aufrüstung als Verfassungsziel,
verschärfte Militarisierung der Politik, auch die
Forschung soll noch stärker der Kriegsvorbereitung
dienen - das ist Kriegspolitik!
Passend zur Absicherung der militärischen Komponente
der EU wird im Verfassungsentwurf zudem das neoliberale
Wirtschaftsmodell festgeschrieben. Diese EU-Verfassung
darf nicht umgesetzt werden! Wir lehnen diese
EU-Verfassung ab!
Wir sagen NEIN zur militarisierten Europäischen
Union.
Wir wollen einen anderen EU-Verfassungsentwurf,
-
der auf breiter gesellschaftlicher Basis unter
Einschluss sozialer, emanzipatorischer Bewegungen
entsteht,
-
der eine Europäische Union schafft, die sich dem
Krieg verweigert,
-
und der die Vision einer demokratischen, sozialen
und zivilen Europäischen Union erfüllt.
Stoppt die weltweiten Einsätze der Bundeswehr -
Abrüstung statt Sozialabbau.
In den Richtlinien für die Bundeswehr heißt es
wörtlich: "Künftige Einsätze lassen sich weder
hinsichtlich ihrer Intensität noch geographisch
eingrenzen."
Im Widerstand gegen diese Entwicklung fordern wir von
der Bundesregierung:-
Eine deutliche Reduzierung der Rüstungsausgaben und
Streichung aller Rüstungsvorhaben, die für
Auslandseinsätze der Bundeswehr vorgesehen sind. Statt
dessen Verwendung dieser Milliardensummen für Bildung
und soziale Sicherung.
Darüber hinaus fordern wir: -
eine aktive Politik für globale Gerechtigkeit
-
einen aktiven Einsatz für Dialoge und Verhandlungen
-
Aufbau von Strukturen für gewaltfreie Lösung von
Konflikten
-
ein funktionsfähiges internationales Strafgericht
Demonstrieren wir zusammen, für ein friedliches Europa
und eine humane, soziale Weltordnung!
OFFENe HEIDe, Magdeburg und Colbitz, Ostermarsch und Friedensweg am 11. April 2004
Frieden braucht Unseren Mut - Für eine zivile Gesellschaft!
Nachdem sich Deutschland offiziell im letzten Jahr aus
dem Irak-Krieg herausgehalten hat, wurde die
Bundesregierung von den Medien für ihr friedliches
Verhalten gefeiert. Ignoriert wurde dabei aber, dass der
Krieg so nicht möglich gewesen wäre, hätte die US-Army
auf die Basen in, die Überflugsrechte über und die
logistische Unterstützung durch Deutschland verzichten
müssen. Von einem ehrlich friedlichen Verhalten kann
daher keine Rede sein, Basen und Übungsplätze sind
weiterhin Drehscheiben des Krieges.
Insbesondere durch die neuen "Verteidigungspolitischen
Richtlinien" beweist die deutsche Regierung, dass sie
keine friedlichen Interessen vertritt. Die Aufgaben der
Bundeswehr werden neu definiert. So steht heute nicht
mehr die klassische Verteidigung im Vordergrund, sondern
die sogenannte militärische Intervention im Ausland. Das
heißt, die historische Beschränkung der Bundeswehr auf
die Landesverteidigung wird aufgehoben, um die Bundeswehr
für kommende Angriffskriege auszurüsten und militärisch
aufzurüsten. Vorschläge für umfassende friedliche
Konfliktlösungen werden von der Politik ignoriert.
Dass dies keine vorübergehende und auf Deutschland
beschränkte Erscheinung ist, beweistder Entwurf zur
EU-Verfassung. Darin wird erstmals in der europäischen
Geschichte eine ständige militärische Aufrüstung
verfassungsmäßig festgeschrieben. Des weiteren wird zum
Beispiel die innerdeutsche Diskussion, ob Streitkräfte im
Inland eingesetzt werden dürfen, ad absurdum geführt, da
der Entwurf diese Beschränkung nicht mehr vorsieht. Auch
ist ein Verzicht auf ABC-Waffen, welcher schon seit
Jahrzehnten auf den Ostermärschen, von Millionen von
Menschen gefordert wird, nicht vorgesehen. Stattdessen
lagern weiterhin auch in Deutschland Atomwaffen und es
wird laut darüber diskutiert, ob Atombomben nicht doch
auch präventiv einsetzbar sind.
Aber auch in anderen Punkten ist die EU-Verfassung
abzulehnen. So kann der Sozialabbau innerhalb der
Europäischen Union mit diesem Verfassungsentwurf
ungebremst fortgesetzt werden. Schon jetzt wird mit den
Reformen in Deutschland -wie der Agenda 2010- der soziale
Frieden zerstört. Wenn wirtschaftliche Interessen über
die der Menschen gestellt werden, kann dies ein neuer
Auslöser für gewalttätige Konflikte sein. Eine
Volksbefragung zu der Verfassung oder auch einzelnen
Abschnitten ist nicht vorgesehen.
Auch hier in unserer Nähe wird am Umbau der zivilen
Gesellschaft hin zu einer militärischen gearbeitet. Nach
Wehrmacht und Roter Armee in der Colbitz-Letzlinger Heide
gab es den Versprecher vieler Parteien für eine zivile
Zukunft. Heute üben in der Colbitz-Letzlinger Heide
Bundeswehrtruppen für ihre Auslandseinsätze. Der
Naturpark wurde nicht verordnet, tausende zivile
Arbeitsplätze damit verhindert und auch die Südheide, die
2006 entmilitarisiert werden sollte, bleibt
Truppenübungsplatz. Dadurch ist in der Heide dieNatur
schwer geschädigt und unser Trinkwasser zunehmend
gefährdet.
Viele wollen uns Glauben machen, dass es keine andere
Option zu dieser neoliberalen, gewaltorientierten Politik
gibt. Schaffen wir den Mut, uns gemeinsam zu widersetzen,
finden wir die Möglichkeit, die wirklichen Zusammenhänge
zu erkennen, Leben wir friedliche Alternativen. Dann
können wir eine zukunftsfähige zivile Gesellschaft
entwickeln, die in den Frieden, in soziale Gerechtigkeit
und Bildung für alle investiert, anstatt unsere Welt
weiter auszubeuten und in Rüstung und Kriegen zu
vergeuden.
Deshalb laden wir Euch ein, am diesjährigen
Ostermarsch in Magdeburg und Colbitz teilzunehmen!
Aufruf zum Ostermarsch in Traunstein, Ostersamstag, 10. April 2004
Für ein soziales Europa - keine EU-Militärmacht
Abrüstung statt Sozialkahlschlag
Für Frieden und eine gerechte, soziale Weltordnung
Nein zu Krieg und Besatzung
Nein zu Krieg und Besatzung!
Vor einem Jahr protestierten Millionen Menschen
weltweit gegen den drohenden Irakkrieg. Die Führer der
Kriegsallianz startetendennoch ihren
völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Das Ergebnis ist
ein verwüsteter Irak, der heute geprägt ist durch die
Vorherrschaft US-amerikanischer Konzerne und das
Kolonialregime der US-Armee. Die Situation der
Zivilbevölkerung ist nach der Zerstörung von
lebenswichtiger Infrastruktur z. B. Trinkwasser-Anlagen
schlimmer als zur Zeit des Embargos. Die
Kampfhandlungen sind noch lange nicht beendet, weiter
sterben auch irakische Zivilisten. Alle von Bush und
Blair angegebenen Gründe - Besitz von
Massenvernichtungswaffen und Verbindung zwischen Saddam
Hussein und Al Quaida - haben sich als unwahr
herausgestellt. Handelt es sich hier um einen von den
westlichen Mächten propagierten "humanitären Krieg"
oder stecken andere Interessen dahinter?
Nein zu Neokolonialismus und dem neoliberaler
Wirtschaftsmodell!
Den Machthabern in USA und Großbritannien ging es bei
diesem Krieg nicht um die Demokratisierung zum Wohle
der Irakischen Bevölkerung, sondern um das Öl des
Landes. Außerdem wollten sie für alle Länder ein
Exempel zu statuieren, was ihnen blüht, wenn sie sich
nicht dem Wort des Stärkeren und des sog. "Freien
Marktes" fügen. "Von nun an gelten nur noch
wirtschaftliche Macht unddie militärischen Mittel, sie
umzusetzen." Klaus Naumann, stellvertretender
Oberbefehlshaber des Nato-Kriegs gegen Jugoslawien,
spricht auch im Sinne der EU-Konzerne offen aus, was
schon in den Verteidigungspolitischen Richtlinien der
Bundeswehr von 1992 festgelegt worden ist: Es geht um
den ungehinderten Zugang zu Märkten und Rohstoffen in
aller Welt.
Nein zur Militarisierung der EU!
Als Antwort auf den Irakkrieg wird in der
Öffentlichkeit der Ruf nach einem militärisch starkem
Europa laut. Dies führt jedoch nur zu einem neuen
Wettrüsten sowie der Gefahr einer Eskalation der
zunehmenden Konfrontation zwischen US-Amerika und
Europa. Die Militarisierung der EU wurde bereits in den
Sicherheitspolitischen Richtlinien von Dezember 2003
festgelegt und soll Verfassungsrang erhalten. Die jetzt
vorgelegte EU-Verfassung mit der darin versteckten
Verpflichtung zur Militarisierung soll verabschiedet
werden, ohne dass man alle EU-Bürger fragt. Diese
Verfassung soll über den einzelstaatlichen Verfassungen
stehen - auch das deutsche Grundgesetz, das
Angriffskriege verbietet, wird hierdurch Altpapier.
Nein zum Europa der Generäle!
-
Die geplante Verfassung macht Aufrüstung zur Pflicht für alle
Mitgliedsstaaten.
- Sie ermächtigt zur Führung von Angriffskriegen (Präventivkriegen).
- Sie untersagt den Mitgliedsstaaten eine Mitsprache bei Militäreinsätzen.
- Sie wird Freibrief zum militärischen Angriff auf "Drittstaaten" unter demDeckmantel der "Terrorbekämpfung" und verpflichtet die EU-Mitglieder zur Leistung gegenseitigen militärischen Beistands.
- Sie sieht ein militärisches Kerneuropa vor, in dem Deutschland wieder mit Weltmachtambitionen führend sein will.
Nein zum Europa der Konzerne!
-
Die geplante Verfassung sieht die weitere Privatisierung der öffentlichen
Daseinsvorsorge, der Altersvorsorge, der Energie- und Wasserversorgung,
des Bildungs- und Gesundheitswesens vor.
-
Sie verpflichtet dieEU-Staaten zum wirtschaftlichen freien Wettbewerb.
Die sogenannte Dritte Welt soll Rohstofflieferant und Abnehmer
europäischer Produkte bleiben.
-
Sie fördert die Atomindustrie: Der EURATOM-Vertrag wird in die
EU-Verfassung aufgenommen.
-
Sie schränkt die demokratischen Rechte ein: Viele Beschlüsse sollen in der
Europäischen Union ohne öffentliche Diskussion und demokratische
Legitimation hinter verschlossenen Türen zustande kommen.
Nein zur EU-Armee!
Eine Interventionstruppe von 60.000 Leuten soll über
ein Jahr lang permanent in einem Aktionsradius von
4.000 Kilometern um die Grenzen der EU herum
kriegerisch im Einsatz sein können, ein Einsatzbogen
von Zentralafrika über den Kaukasus bis hinter den
Ural. Milliardenschwere Rüstungsprojekte, an denen auch
die deutsche Rüstungsindustrie kräftigt verdient,
laufen schon: punktgenaue Distanzraketen,
Lufttransportmaschinen, Kampfhubschrauber und
Kampfbomber, Flugzeugträger, Satellitenaufklärungsund
-navigationstechnik. Erklärtes Ziel dieser
Aufrüstungsprogramme ist es, die EU zur Nummer 1 beim
weltweiten Krisenmanagement zu machen. Ende des
Jahrzehnts soll die EU zu großen militärischen
Operationen fähig sein, vergleichbar den US-Kriegen
gegen Afghanistan und Irak. In Konkurrenz zu den USA
sollen europäische Einflussgebiete ausgedehnt werden.
Nein zum deutschen Dominanzstreben
Schon in seiner Regierungserklärung vom April 2003 zur
internationalen Lage hat Bundeskanzler Schröder
erklärt, Europas Stimme in der Welt müsse vernehmlicher
und wirkungsvoller werden, Europa müsse seine
militärischen Fähigkeiten so weiterentwickeln, dass sie
unserem Engagement und unserer Verantwortung für
Konfliktprävention und Friedenssicherung entsprechen.
Friedenssicherung durch militärische Gewalt! Neuerdings
macht Minister Struck sich stark für den weltweiten
Einsatz der Bundeswehr. Um die Vormachtstellung
Deutschlands zu sichern, will die Regierung mit 18.000
Soldaten das größte nationale Kontingent der EU-Armee
stellen. Diese Strategie ist mit der Agenda 2010
verknüpft. Vor allem die Sozialschwachen sollen bluten:
Das Geld, das wir gemeinsam für soziale Zwecke
erarbeiten, wird uns geraubt und für die tödliche
Rüstung verbraucht.
Diese Politik ist Sozialraub und bedroht die
Menschheit. Es ist höchste Zeit zur Umkehr!
-
Angriffskriege verhindern! Deutscher Drang nach militärischer
Vorherrschaft in Europa und weltweit muss gestoppt werden!
-
Den sozialen Raubzug rückgängig machen! Die Rüstungsmilliarden für
Soziales, Bildung und Gesundheit verwenden!
-
Die Aufrüstung der Bundeswehr stoppen!
-
ABC-Waffen abschaffen - mit den bei uns gelagerten anfangen!
Europa braucht eine demokratische, soziale und
zivile Verfassung - unter demokratischer
Beteiligung aller EU-Bürger!
Wir brauchen keine Marschflugkörper, Korvetten,
Laser- und Streubomben!
Wir brauchen soziale Sicherheit - in Deutschland,
in Europa und weltweit!
Kommt zum Ostermarsch 2004!
Aufruf zum Ostermarsch 2004 für Ulm und die Region, Ostermontag, 12. April 2004
"Nie wieder Krieg - Leben ohne Rüstung"
Die Millionen Menschen, die öffentlich ihre Meinung
bekundeten, protestierten weltweit gegen den drohenden
Krieg im Irak.
Auch in Ulm und in der Region demonstrierten Tausende
Menschen mit Demonstrationen, Lichterketten und
Mahnwachen gegen den Irakkrieg. All dies hat gezeigt,
es gibt neben den USA eine zweite Supermacht auf dieser
Welt, die Menschen, die auf ihr leben.
Die Führer der Kriegsallianz starteten dennoch ihren
völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Das Ergebnis ist
ein verwüsteter Irak, der heute geprägt ist durch die
Vorherrschaft US-amerikanischer Konzerne und das
Kolonialregime der US-Armee.
Alle von den Regierungen der USA und Großbritanniens
angegebenen Gründe - Verbindungen zwischen Saddam und
Al Quaida, Besitz von und Einsatzpläne für
Massenvernichtungswaffen - haben sich als unwahr
herausgestellt.
Der Irak Saddams war nach 13 Jahren Sanktionen keine
kriegerische Gefahr mehr für seine Nachbarn oder die
internationale Ordnung insgesamt. Den USA und ihren
Alliierten ging es um das Öl des Landes und darum, für
alle Länder ein Exempel zu statuieren, was ihnen blüht,
wenn sie sich nicht fügen.
Dieser Krieg hat erneut deutlich gemacht, dass Kriege
niemals Probleme lösen, sondern immer nur neue schaffen
und millionenfaches Leid über die Menschen bringen.
Wir wollen Frieden und Abrüstung. Deshalb widersetzen
wir uns einer Politik, die den völkerrechtswidrigen
Angriffskrieg gegen den Irak hinnimmt. Das Völkerrecht,
eine große zivilisatorische Errungenschaft, darf nicht
weiter beschädigt, militärische Aggression darf nicht
zum,Normalfall" in den internationaler Beziehungen
werden. Deshalb gehören die Verantwortlichen an diesem
Krieg ausnahmslos auf die Anklagebank.
Keine Regierung hat das Recht, zur Durchsetzung
wirtschaftlicher und machtpolitischer Interessen
überall dort vorbeugend Krieg zu führen, wo es ihr
angebracht erscheint. Das gilt auch für den Fall der
Gewaltanwendung unter dem Deckmantel der weltweiten
Terrorbekämpfung.
Wir fordern von der Bundesregierung, die internationale
Ächtung der Aggression gegen den Irak durch die
Vereinten Nationen durchzusetzen und auf einen
umgehenden Abzug der Besatzungstruppen aus dem Land
hinzuarbeiten, damit Wahlen zu demokratisch
legitimierten Selbstverwaltungs-Organen möglich werden.
Wir haben es begrüßt, dass die Bundesregierung an ihrem
Nein zum Irakkrieg festgehalten hat. Dies reicht aber
nicht. Wir fordern jetzt von der Bundesregierung:
Keine weitere Militarisierung der deutschen
Außenpolitik. Wir widersprechen Minister Struck, wonach
die ganze Welt mögliches Einsatzgebiet der Bundeswehr
ist. Eine Bedrohung Deutschlands ist nirgendwo in
Sicht, wie die regierungsoffiziellen Richtlinien
feststellen. Deshalb ist die Umgestaltung der
Bundeswehr zu einer internationalen einsetzbaren Truppe
abzulehnen.
Atomare Abrüstung jetzt. Wir wollen damit bei uns im
Land anfangen.
Der Präsident der Internationalen Atomenergiebehörde,
El Baradei, hat die Atomkriegsgefahr als,noch nie so
groß wie heute" bezeichnet. Deshalb muss die neue
US-Militärdoktrin, die den Einsatz von Atomwaffen auch
in,Präventivkriegen" vorsieht, außer Kraft gesetzt, die
Programme neuer punktgenauer Atomwaffen (Mini-Nukes)
müssen gestoppt werden.
Wir sagen Ja zu einem zivilisierten und abgerüsteten
Europa. Unser Widerstand gilt der Militarisierung der
Europäischen Union, wie sie im Entwurf der Europäischen
Verfassung vorgesehen ist. Damit soll Europa zur
Führung von Angriffskriegen ermächtigt werden.
Aufrüstung wird zur Pflicht. Das wollen wir verhindern.
Eine langfristig angelegte zivile Sicherheitspolitik
mit sozialer Gerechtigkeit als Maßstab wäre möglich -
dagegen haben die Kriege die Perspektiven für die
betroffenen Länder verschlimmert. Konzepte für zivile
Konfliktbearbeitung, sozial-ökologische Umsteuerung und
friedliche Entwicklung sind vorhanden, werden aber von
Politikern und Medien weitgehend ignoriert.
Wir stellen die politische Lösung gesellschaftlicher
Konflikte in den Mittelpunkt.
Wir wollen den Sozialstaat erhalten und eine gerechte
und solidarische Gesellschaft dauerhaft
gestalten.,Abrüstung statt Sozialabbau" bleibt
unverändert unsere Forderung an die politisch
Verantwortlichen. Wir verlangen eine drastische
Reduzierung der Rüstungsausgaben und die Streichung
aller Rüstungsvorhaben, die für Auslandseinsätze der
Bundeswehr vorgesehen sind. Wir lehnen Rüstungsexporte
ab.
Deshalb rufen wir zum Ulmer Ostermarsch auf:
Mit dem Ostermarsch 2004 knüpfen wir an die im letzten
Jahr während des Irakkrieges wieder aufgelebte
Tradition der weltweiten Ostermärsche an. Auch in Ulm
und der Region gibt es Rüstungsproduktion und von Ulm
aus wird Rüstung exportiert in alle Welt. Auch in Ulm
sitzen Strategen der Bundeswehr, die weltweite
Auslandseinsätze vorbereiten.
Auch in Ulm und in der Region haben wir großen Bedarf
an Investitionen in die Bildung und in die sozialen
Strukturen.
Für eine gerechte und friedliche Welt.
Zurück zur Seite "Ostermarsch 2004"
Zur Seite "Friedensbewegung"
Zurück zur Homepage