Handschellen für Friedensaktivisten
Proteste gegen Bundeswehr-Big-Band in München
Von Michael Schulze von Glaßer *
In München finden zur Zeit die Special
Olympics statt. Die Bundeswehr
war deshalb mit ihrer Big Band vor
Ort – genau wie Antimilitaristen, um
gegen den Auftritt zu demonstrieren.
»Als ich auf den Odeonsplatz ging,
wurde ich sofort von der Polizei
kontrolliert. Mir wurden Flugblätter
abgenommen, und weil man
bei mir eine Trillerpfeife fand, bekam
ich einen Platzverweis«,
schildert Kerem Schamberger die
Geschehnisse am Dienstagabend
im Zentrum von München. Dort
hatte die Big Band der Bundeswehr
zum öffentlichen Konzert geladen,
um Geld für die Special Olympics
zu sammeln, ein am 20. Mai begonnenes
Sportturnier für Menschen
mit geistiger Behinderung.
Rund 40 Militärkritiker hatten sich
dagegen versammelt.
Kerem Schamberger betont,
dass sich der Protest nicht gegen
die Sportveranstaltung richte,
sondern gegen die Bundeswehr:
»Es ist doch zynisch, dass eine Armee,
die durch ihre Einsätze für
unzählige verkrüppelte Menschen
in aller Welt verantwortlich ist
hierzulande als vermeintlicher
Wohltäter für Menschen mit Behinderungen
auftritt.« Der Armee
gehe es nur darum das eigene
Image aufzubessern. Das wollten
Schamberger und die anderen Demonstranten
am Dienstag nicht
unkommentiert lassen.
Für Schamberger kam es aber
noch dicker: »Zwei Polizisten sind
auf mich zugekommen und sagten
mir, dass sie mich nun in Gewahrsam
nehmen würden«, erzählt er.
Dann klickten die Handschellen.
Erst auf dem Polizeipräsidium habe
er erfahren, was ihm vorgeworfen
wird: »In der Nähe von mir
sollen Stinkbomben gefunden
worden sein«, so der junge Münchener.
Er soll nun wegen Verdachts
auf Nötigung angezeigt
werden. Ein weiterer Aktivist soll
von der Polizei brutal auf den Boden
gedrückt worden sein, als er
versuchte einen Regenschirm mit
einer militärkritischen Aufschrift
zu öffnen. Auch dieser Aktivist
wurde festgenommen. »Anscheinend
weiß sich die Regierung nicht
mehr anders zu helfen außer gegen
Militärkritiker mit massiver Repression
vorzugehen«, resümiert
Schamberger.
* Aus: neues deutschland, Donnerstag, 24. Mai 2012
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