Terrorabwehr durch Einschränkung von Bürgerrechten weltweit?
Eine Stellungnahme von 16 Menschenrechtsorganisationen
Im Folgenden dokumentieren wir einen Bericht der Internet-Zeitung "ngo-online" über eine Presseerklärung von 16 Menschenrechtsorganisationen vom 23. November. Darin äußern die Organisationen ihre Sorgen über den Abbau von demokratischen Rechten in vielen Ländern der Welt, die sich dem Kampf gegen den Terror verschrieben haben.
Nach Ansicht der Unterzeichner ist weltweit ein Abbau der Menschen- und Bürgerrechte sowie eine Schwächung des Völkerrechts zu beobachten. Die Reaktionen der weltweiten "Allianz gegen den Terror" hätten in vielen Mitgliedsländern dieser Allianz zu einer bedrohlichen
Einschränkung von Menschen- und Bürgerrechten geführt. Die
Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger in diesen Länder stünden
auf dem Spiel. Als Beispiel sind die in Großbritannien geführte
Diskussion zum Austritt aus den Verpflichtungen der Europäischen
Menschenrechts- konvention (EMRK) genannt, die von der
Bundesregierung im Rahmen des Terrorbekämpfungsgesetzes
geplanten asyl- und ausländerrechtlichen Verschärfungen sowie die
weitreichenden Maßnahmen im Rahmen der Datenerhebung und
Speicherung durch Bundeskriminalamt und Verfassungsschutzämter
und die Änderungen der Passgesetze.
Die Menschenrechtsorganisationen warnen vor den weitreichenden
Folgen dieser Einschränkungen von Menschen- und Bürgerrechten für
alle Länder gleichermaßen. Auch international bedeuteten viele
Maßnahmen der Allianz gegen den Terror eine Verschlechterung des
Menschenrechtsschutzes. Im Rahmen dieser „Allianz gegen den Terror“
verbündeten sich so heterogene Partnerstaaten, wie Russland, China,
die Vereinigten Staaten, aber auch die Bundesrepublik Deutschland und
Pakistan. In vielen Ländern dieses Zweckbündnisses werden
Menschenrechte mit Füßen getreten. Es sei zu befürchten, dass durch
diese „unheilige Allianz“ es immer weniger möglich werde, die in diesen
Staaten geschehenden schweren Menschenrechtsverletzungen
anzuklagen und zwischenstaatlich auf eine Beendigung dieser
Menschenrechtsverletzungen zu drängen. Die Aussagen von
Bundeskanzler Schröder bezüglich Tschetschenien und sein Schweigen
in China gäben Anlaß zu großer Sorge.
Durch die kriegerischen Maßnahmen gegen Afghanistan wurden von den
USA und ihren Verbündeten schwere Menschenrechtsverletzungen
bewusst in Kauf genommen. So wurden durch die Bombardierung der
USA, zum Teil mit Streubomben, die Menschenrechte der
Zivilbevölkerung des Landes, wie z.B. das Recht auf Leben, Nahrung und
Sicherheit schwer verletzt. Die Racheakte der von den USA unterstützten
Nordallianz und anderer Gruppierungen bedeuten eine weitere schwere
Verletzung von Menschenrechten.
Es ist äußerst zweifelhaft, ob der Einsatz von Militär durch die USA und
ihren Bündnispartnern durch das Völkerrecht gedeckt ist. Statt das
brüchige Völkerrecht fortzuentwickeln, das auf der Ächtung des Krieges
basiert, stellt die Rückkehr zum Krieg einen schweren Rückschritt für die
zukünftige Entwicklung der Vereinten Nationen dar. Bisher ist nicht
absehbar, dass sich insbesondere die USA als Hauptträger dieser
Militäraktion bereit erklären, in Zukunft ihre Handlungen an den
Maßgaben des Völkerstrafrechtes und den Statuten des Internationalen
Strafgerichtshofes messen zu lassen.
Unterzeichner:
agisra, Aktion Courage, Aktionsgemeinschaft Dienst für Frieden e.V.,
amnesty international, Deutscher Frauenrat, Gemeinschaft für
Menschenrechte im Freistaat Sachsen, Gesellschaft zum Schutz von
Bürgerrecht und Menschenwürde, Gustav Heinemann-Initiative,
Humanistische Union, medica mondiale, missio Aachen,
Missionszentrale der Franziskaner, Nürnberger Menschenrechtszentrum,
PRO ASYL, Solwodi e.V., World University Service
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