Biowaffen-Forschung - Offener Brief an die Bundesregierung
Naturwissenschaftler-Initiative und Sunshine Project klagen Einhaltung der Biowaffen-Konvention ein
Im Folgenden informieren wir über einen Offenen Brief, den das Sunshine Project und die
NaturwissenschaftlerInnen-Initiative "Verantwortung für Frieden und
Zukunftsfähigkeit" am 6. September 2001 an Gerhard Schröder und Joschka Fischer
geschickt haben. Der Bundesausschuss Friedensratschlag unterstützt die Initiative und
bittet darum, dass sich weitere Friedensgruppen, Organisationen oder Personen mit diesem
oder einem ähnlichen Text an das Kanzleramt
(bundeskanzler@bundeskanzler.de) und das Auswärtige Amt
(poststelle@auswaertiges-amt.de) wenden.
B-Waffen-Forschung - Offener Brief an die Bundesregierung
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Schröder,
sehr geehrter Herr Bundesaußenminister Fischer,
mit Sorge haben wir die jüngsten Informationen der New York Times über
die B-Waffen-Forschung in den USA zur Kenntnis genommen. Der Bau einer
Anlage zur Produktion biologischer Waffen, der Nachbau einer Bombe zur
Verbreitung von tödlichen Erregern sowie die geplanten gentechnischen
Arbeiten an Milzbrandbakterien sind weder mit dem Geist noch mit dem
Wortlaut der Biowaffen-Konvention vereinbar. Gleiches gilt für die seit
längerem bekannte Produktion von Pilzen für den Einsatz im Drogenkrieg
oder die Entwicklung von Material zersetzenden Mikroorganismen. Die
Tatsache, dass ausgerechnet ein NATO-Staat erstmals seit Verabschiedung
der Biowaffen-Konvention in aller Öffentlichkeit eine rundum offensiv
nutzbare Biowaffen-Forschung betreibt, gefährdet massiv den
internationalen Konsens gegen biologische Waffen. Es liegt jetzt an den
europäischen Staaten, sich deutlich gegen diese Projekte auszusprechen
und den Vorstößen der Vereinigten Staaten klare Grenzen zu setzen, um
die Biowaffen-Konvention zu verteidigen und zu stärken. Andernfalls
droht das globale B-Waffen-Verbot zu erodieren und zu einem Spielball
nationaler Interessen zu verkommen. Momentan torpedieren die USA nicht
nur die Biowaffen-Konvention, sondern stellen das gesamte
Rüstungskontrollsystem der 1970er Jahre in Frage und wirken damit
weltweit destabilisierend und friedensgefährdend.
Auch die Ablehnung von Kontrollmechanismen durch die USA vor wenigen
Wochen erscheint jetzt in einem anderen Licht. Seinerzeit haben die
europäischen Verbündeten das Nein der USA zum Biowaffen-Protokoll
widerspruchslos geschluckt und weitere Verhandlungen ohne die USA
abgelehnt. Wer angesichts der offensiv ausgelegten Forschung in den USA
jetzt immer noch schweigt, offenbart ein fragwürdiges Verständnis von
Bündnistreue und macht sich mitschuldig, wenn andere Staaten dem
Beispiel der USA folgen und Biobomben oder –fabriken „zu defensiven
Zwecken“ bauen.
Aus Sorge, dass die verantwortungslose Politik der USA zu einer weiteren
Verbreitung von Massenvernichtungswaffen führt, wenden wir uns an Sie.
Um den weltweiten Konsens gegen biologische Waffen nachhaltig zu
stärken, sollte die Bundesregierung jetzt
-
öffentlich klarstellen, dass die offensiv ausgelegten
Forschungsprojekte der USA nicht mit ihrem Verständnis von der
Biowaffen-Konvention vereinbar sind,
- gemeinsam mit den europäischen Verbündeten bei der Regierung der USA
auf eine Beendigung der fraglichen Projekte drängen sowie
- die Verhandlungen für ein Verifikations-Protokoll zur
Biowaffen-Konvention unverzüglich wieder aufnehmen,
gegebenenfalls auch ohne die USA.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jan van Aken, Sunshine Project. e.V., Hamburg
Reiner Braun, Geschäftsführer der NaturwissenschaftlerInnen-Initiative
"Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit", Dortmund
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