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"Die Bedrohung eines Nuklearkriegs hat ab-, aber die Gefahr eines Angriffs mit Atomwaffen hat zugenommen" / "The threat of global nuclear war has gone down, but the risk of a nuclear attack has gone up"

Rede des US-Präsidenten Barack Obama in Prag am 5. April 2009 / Remarks of President Barack Obama

Im Folgenden dokumentieren wir die bemerkenswerte Rede des US-Präsidenten Barack Obama in Prag am 5. April 2009, worin er sich für eine atomwaffenfrei Welt ausspricht. Die Rede geben wir wieder in einer vom Amerika Dienst besorgten deutschen Übersetzung sowie im englischen Original.



Eine atomwaffenfreie Welt

Rede des Präsidenten

Vielen Dank für die herzliche Begrüßung. Ich danke den Bürgern von Prag. Und ich danke den Bürgern der Tschechischen Republik. Ich bin stolz, heute hier mit Ihnen inmitten dieser großartigen Stadt zu stehen, im Herzen Europas. Und – um mit den Worten einer meiner Vorgänger zu sprechen – ich bin auch stolz, dass ich der Mann bin, der Michelle Obama nach Prag gebracht hat.

Aus meiner Heimatstadt Chicago weiß ich seit vielen Jahren, wie gesellig und lustig Tschechen sind. Hinter mir steht die Statue eines Helden der Tschechen – Tomas Masaryk. 1918, nachdem die Vereinigten Staaten ihre Unterstützung für die Unabhängigkeit der Tschechoslowakei zusagten, sprach Masaryk vor über 100.000 Menschen in Chicago. Ich glaube, ich kann mit Masaryk nicht mithalten, aber ich fühle mich geehrt, von Chicago nach Prag in seine Fußstapfen zu treten.

Seit mehr als tausend Jahren hebt Prag sich nun schon von jeder anderen Stadt an jedem anderen Ort ab. Sie haben Krieg und Frieden erlebt. Sie haben den Aufstieg und Niedergang von Weltreichen gesehen. Sie haben Revolutionen in Kunst, Wissenschaft, Politik und Poesie angeführt. Im Verlauf all dessen bestanden die Menschen in Prag darauf, ihren eigenen Weg zu verfolgen und ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Diese Stadt – diese Goldene Stadt, die sowohl alt als auch jung ist, steht als lebendiges Denkmal für Ihre unbezwingbare Geisteshaltung.

Als ich geboren wurde, war die Welt geteilt, und in unseren Ländern herrschten ganz andere Umstände. Nur wenige Menschen hätten vorausgesagt, dass jemand wie ich eines Tages amerikanischer Präsident würde. Nur wenige Menschen hätten vorhergesagt, dass ein amerikanischer Präsident eines Tages vor einem Publikum wie diesem in Prag sprechen würde. Und nur wenige hätten sich vorstellen können, dass die Tschechische Republik einmal ein freies Land, Mitglied der NATO und führende Nation in einem geeinten Europa sein würde. Diese Vorstellungen wären als Träume abgetan worden.

Wir sind heute hier, weil genügend Menschen die Stimmen ignorierten, die ihnen sagten, die Welt würde sich nicht ändern.

Wir sind heute aufgrund des Mutes derjenigen hier, die aufgestanden - und Risiken eingegangen - sind, um zu erklären, dass Freiheit ein Recht aller Menschen ist, unabhängig davon, auf welcher Seite einer Mauer sie leben, und unabhängig davon, wie sie aussehen.

Wir sind heute aufgrund des Prager Frühlings hier – weil das einfache und grundsätzliche Streben nach Freiheit und Chancen denjenigen zur Schande gereichte, die sich auf die Macht von Panzern und Waffen verlassen haben, um den Willen der Menschen zu brechen.

Wir sind heute hier, weil die Bürger dieser Stadt vor 20 Jahren auf die Straßen gingen, um das Versprechen eines Neubeginns und die Grundrechte für sich in Anspruch zu nehmen, die ihnen schon zu lange verwehrt worden waren. Sametová revoluce, die Sanfte Revolution, hat uns viel gelehrt. Sie hat uns gezeigt, dass friedlicher Protest die Grundlagen eines Weltreichs erschüttern und die Leere einer Ideologie enthüllen kann. Sie hat uns gezeigt, dass kleine Länder in den Ereignissen der Welt eine Schlüsselrolle spielen und dass junge Menschen den Weg weisen können, alte Konflikte zu überwinden. Und sie bewies, dass moralische Führungsstärke stärker ist als jede Waffe.

Ich spreche heute in der Mitte eines friedlichen, geeinten und freien Europas zu Ihnen, weil ganz normale Menschen daran geglaubt haben, dass Teilungen überwunden werden, Mauern fallen können und Frieden obsiegen kann.

Wir sind heute hier, weil Amerikaner und Tschechen gegen jeden Widerstand davon überzeugt waren, dass der heutige Tag möglich ist.

Wir haben diese gemeinsame Geschichte. Aber jetzt darf diese Generation – unsere Generation - nicht innehalten. Auch wir müssen uns entscheiden. Es gibt weniger Teilung auf der Welt, aber damit auch mehr Vernetzung. Wir haben erlebt, wie sich Dinge schneller ereigneten als wir sie kontrollieren konnten – die Weltwirtschaftskrise, der Klimawandel, die anhaltenden Gefahren alter Konflikte, neue Bedrohungen und die Verbreitung zerstörerischer Waffen.

Keine dieser Herausforderungen kann schnell oder einfach überwunden werden. Aber sie alle erfordern, dass wir einander zuhören und zusammenarbeiten, dass wir uns auf unsere gemeinsamen Interessen konzentrieren und nicht auf unsere gelegentlichen Meinungsverschiedenheiten, dass wir unsere gemeinsamen Werte bekräftigen, die stärker sind als jede Kraft, die uns auseinander treiben könnte. Diese Arbeit müssen wir fortsetzen. Diese Arbeit will ich mit meinem Besuch in Europa beginnen.

Um unseren Wohlstand wiederzubeleben, benötigen wir grenzübergreifende, koordinierte Maßnahmen. Das bedeutet Investitionen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze. Es bedeutet, den Mauern des Protektionismus zu widerstehen, die dem Wachstum im Wege stehen. Es bedeutet eine Neuausrichtung unseres Finanzsystems, mit neuen Regeln, um Missbrauch und zukünftige Krisen zu verhindern. Wir haben eine Verpflichtung gegenüber unserem gemeinsamen Wohlstand und unserer gemeinsamen Menschlichkeit, den Schwellenländern und den verarmten Völkern die Hand zu reichen, die am meisten leiden. Deshalb haben wir Anfang der Woche über eine Billion US-Dollar für den Internationalen Währungsfonds zur Seite gelegt.

Um unsere Erde zu schützen, müssen wir jetzt ändern, wie wir Energie verbrauchen. Wir müssen dem Klimawandel gemeinsam entgegentreten, indem wir die weltweite Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen beenden, die Kraft neuer Energiequellen wie Wind und Sonne nutzen und alle Länder aufrufen, ihren Teil beizutragen. Ich verspreche Ihnen, dass die Vereinigten Staaten jetzt bereit sind, diese globale Anstrengung anzuführen.

Um unserer gemeinsamen Sicherheit willen müssen wir unser Bündnis stärken. Die NATO wurde vor 60 Jahren gegründet, nachdem der Kommunismus in der Tschechoslowakei die Macht übernahm. Damals erkannte die freie Welt zu spät, dass sie sich eine Spaltung nicht leisten kann. Wir kamen also zusammen, um das stärkste Bündnis zu schmieden, dass es auf der Welt je gab. Und wir standen Schulter an Schulter – eins ums andere Jahr, eins ums andere Jahrzehnt – bis sich der Eiserne Vorhang hob und die Freiheit sich wie fließendes Wasser verbreitete.

Die Tschechische Republik ist nun seit zehn Jahren Mitglied der NATO. Ich weiß, dass es viele Entscheidungen im 20. Jahrhundert gab, die ohne sie am Tisch getroffen wurden. Große Mächte haben Sie enttäuscht oder Ihr Schicksal bestimmt, ohne dass Ihre Stimme gehört wurde. Ich bin hier um zu sagen, dass die Vereinigten Staaten den Menschen dieses Landes nie den Rücken zukehren werden. Wir sind durch gemeinsame Werte, eine gemeinsame Geschichte und das dauerhafte Bekenntnis zu unserem Bündnis verbunden. In Artikel 5 der NATO heißt es eindeutig: Ein Angriff auf einen ist ein Angriff auf alle. Das ist ein Versprechen für unsere Zeit und für alle Zeiten.

Die Bürger der Tschechischen Republik haben dieses Versprechen gehalten, nachdem die Vereinigten Staaten angegriffen, tausende auf unserem Boden getötet wurden und die NATO reagierte. Die Mission der NATO in Afghanistan ist für die Sicherheit der Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks entscheidend. Wir verfolgen die gleichen Terroristen der Al Kaida, die in New York und London zugeschlagen haben, und wir helfen den Afghanen, Verantwortung für ihre Zukunft zu übernehmen. Wir zeigen, dass freie Länder um der gemeinsamen Sichereit willen gemeinsame Sache machen können. Sie sollten wissen, dass wir Amerikaner die Opfer der Tschechen bei diesem Unterfangen zu würdigen wissen, und wir betrauern Ihre Verluste.

Kein Bündnis kann sich Stillstand leisten. Wir müssen als NATO-Mitglieder zusammenarbeiten, damit wir einen Plan für die Bewältigung neuer Bedrohungen haben, woher auch immer sie kommen mögen. Wir müssen unsere Zusammenarbeit miteinander und mit anderen Nationen und Institutionen auf der Welt intensivieren, um Gefahren zu begegnen, die sich nicht um Grenzen kümmern. Zudem müssen wir bei gemeinsamen Anliegen konstruktive Beziehungen zu Russland anstreben.

Eines der Themen, die ich heute hervorheben möchte, ist für unsere Länder sowie für Frieden und Sicherheit auf der Welt von grundlegender Bedeutung – die Zukunft von Kernwaffen im 21. Jahrhundert.

Die Existenz Tausender Atomwaffen ist das gefährlichste Vermächtnis des Kalten Krieges. Zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion gab es zwar keinen Atomkrieg, aber Generationen lebten mit dem Wissen, dass ihre Welt durch einen einzigen Lichtblitz ausradiert werden könnte. Städte wie Prag, die es seit Jahrhunderten gibt, hätten aufgehört zu existieren.

Heute gibt es den Kalten Krieg nicht mehr, aber Tausende dieser Waffen gibt es noch immer. Durch eine merkwürdige Wendung der Geschichte hat die Bedrohung eines Nuklearkriegs ab-, aber die Gefahr eines Angriffs mit Atomwaffen zugenommen. Mehr Länder sind nun im Besitz dieser Waffen. Es werden weiterhin Tests durchgeführt. Auf den Schwarzmärkten wird mit nuklearen Geheimnissen und Materialien gehandelt. Die Technologie für den Bau einer Bombe hat sich verbreitet. Terroristen sind entschlossen, eine Bombe herzustellen, zu kaufen oder zu stehlen. Unsere Bemühungen, diese Gefahren einzudämmen, konzentrieren sich auf eine globale Nichtverbreitungsordnung, aber wenn mehr Menschen und Länder die Regeln brechen, könnten wir den Punkt erreichen, an dem diese Ordnung nicht mehr standhalten kann.

Das geht alle an, überall. Eine Atomwaffe, die in einer Stadt explodiert – sei es New York oder Moskau, Islamabad oder Mumbai, Tokio oder Tel Aviv, Paris oder Prag – könnte Hunderttausende Menschen töten. Unabhängig davon, wo dies geschieht, wären die Folgen - für unsere weltweite Sicherheit, für unsere Gesellschaften, unsere Volkswirtschaften und letztendlich unser Überleben - grenzenlos.

Einige argumentieren, die Verbreitung dieser Waffen könne nicht kontrolliert werden, dass es unser Schicksal sei, in einer Welt zu leben, in der immer mehr Länder und Menschen im Besitz der ultimativen Instrumente der Zerstörung sind. Dieser Fatalismus ist ein tödlicher Gegner. Denn wenn wir glauben, dass die Verbreitung von Kernwaffen unausweichlich ist, dann geben wir uns selbst gegenüber zu, dass der Einsatz von Kernwaffen ebenfalls unausweichlich ist.

Genauso wie wir im 20. Jahrhundert für die Freiheit eingetreten sind, müssen wir uns heute für das Recht der Menschen überall auf der Welt einsetzen, im 21. Jahrhundert frei von Angst zu leben. Und als Nuklearmacht – als einzige Nuklearmacht, die eine Atomwaffe eingesetzt hat – haben die Vereinigten Staaten eine moralische Verantwortung zu handeln. Wir können dieses Unterfangen nicht alleine zum Erfolg führen, aber wir können es anführen.

Daher bekunde ich heute klar und mit Überzeugung, dass die Vereinigten Staaten entschlossen sind, sich für den Frieden und die Sicherheit einer Welt ohne Atomwaffen einzusetzen. Dieses Ziel wird nicht schnell erreicht werden – möglicherweise nicht zu meinen Lebzeiten. Es wird Geduld und Beharrlichkeit erfordern. Aber jetzt müssen auch wir die Stimmen ignorieren, die uns sagen, dass die Welt sich nicht ändern kann.

Zunächst werden die Vereinigten Staaten konkrete Schritte in Richtung einer Welt ohne Atomwaffen unternehmen.

Um die Denkmuster des Kalten Kriegs zu überwinden, werden wir die Rolle von Atomwaffen in unserer nationalen Sicherheitsstrategie reduzieren und andere anhalten, dasselbe zu tun. Täuschen Sie sich nicht: Solange es diese Waffen gibt, werden wir ein sicheres und wirksames Arsenal zur Abschreckung potenzieller Feinde aufrechterhalten und die Verteidigung unserer Verbündeten garantieren – einschließlich der Tschechischen Republik. Aber wir werden damit beginnen, unser Arsenal zu verringern.

Um unsere Sprengköpfe und Vorräte zu reduzieren werden wir noch dieses Jahr einen neuen strategischen Abrüstungsvertrag mit Russland abschließen. Präsident Medwedew und ich haben diesen Prozess in London eingeleitet, und wir werden bis Ende dieses Jahres ein neues Abkommen anstreben, das rechtlich verbindlich und ausreichend kühn ist. Das wird den Boden für weitere Verringerungen bereiten, und wir haben vor, alle Atommächte in diese Bestrebungen einzubeziehen.

Um ein globales Verbot für Atomtests durchzusetzen, wird meine Regierung sofort und offensiv die Ratifizierung des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen seitens der Vereinigten Staaten verfolgen. Nach mehr als fünfzig Jahren Gesprächen ist es an der Zeit, dass Atomtests endlich verboten werden.

Um den Zugang zu den die Bausteinen für eine Bombe zu unterbinden, werden die Vereinigten Staaten auf einen neuen Vertrag hinarbeiten, der die Herstellung von spaltbarem Material, das man für die Herstellung von Atomwaffen benötigt, nachprüfbar beendet. Wenn es uns ernst damit ist, die Verbreitung dieser Waffen zu unterbinden, sollten wir die Herstellung von waffenfähigem Material zu ihrem Bau einstellen.

Zweitens werden wir gemeinsam den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen als Grundlage unserer Zusammenarbeit stärken.

Die grundlegende Abmachung steht: Länder mit Atomwaffen leiten ihre Abrüstung ein, Länder ohne Atomwaffen erwerben keine, und alle Länder haben Zugang zu friedlicher Atomenergie. Zur Stärkung des Vertrags sollten wir uns auf einige Prinzipien einigen: Wir benötigen mehr Ressourcen und Befugnisse, um die internationalen Kontrollen zu stärken. Wir brauchen reale und unmittelbare Konsequenzen für Länder, die die Regeln brechen oder versuchen, den Vertrag grundlos aufzukündigen.

Wir sollten einen Rahmen für zivile nukleare Zusammenarbeit schaffen, der auch eine internationale Brennstoffbank vorsieht, so dass alle Länder Zugang zu friedlicher Atomkraft haben, ohne das Risiko der Weiterverbreitung zu erhöhen. Das muss das Recht jeder Nation sein, die Atomwaffen abschwört, insbesondere von Entwicklungsländern, die friedliche Programme aufnehmen. Kein Ansatz wird erfolgreich sein, wenn er den Ländern Rechte verwehrt, die sich an die Regeln halten. Wir müssen das Potenzial von Atomenergie auch im Namen unserer Bestrebungen nutzen, gegen den Klimawandel vorzugehen und Chancen für alle Menschen zu schaffen.

Wir geben uns dabei keinen Illusionen hin. Einige werden die Regeln brechen, aber gerade deshalb benötigen wir eine funktionierende Struktur, die gewährleistet, dass es in diesem Fall Konsequenzen für das jeweilige Land gibt. Heute Morgen wurde uns wieder in Erinnerung gerufen, warum wir eine neue und härtere Vorgehensweise im Umgang mit dieser Bedrohung benötigen. Nordkorea hat ein weiteres Mal gegen die Regeln verstoßen, indem es einen Flugkörper getestet hat, der für eine Langstreckenrakete verwendet werden könnte.

Diese Provokation unterstreicht die Notwendigkeit von Maßnahmen – nicht nur heute Nachmittag im UN-Sicherheitsrat, sondern im Rahmen unserer Entschlossenheit, die Verbreitung dieser Waffen zu verhindern. Die Regeln müssen verpflichtend sein. Verstöße müssen geahndet werden. Worte müssen etwas bedeuten. Die Welt muss zusammenhalten, um die Verbreitung dieser Waffen zu verhindern. Es ist jetzt an der Zeit für eine starke international Reaktion. Nordkorea muss wissen, dass der Weg zu Sicherheit und Respekt niemals mit Drohungen und illegalen Waffen beschritten werden kann. Alle Nationen müssen zusammenkommen, um ein stärkeres globales Regime aufzubauen.

Iran hat bis jetzt noch keine Atomwaffe gebaut. Meine Regierung wird sich für Beziehungen zu Iran einsetzen, die auf gemeinsamen Interessen und gegenseitigem Respekt beruhen, und wir werden eine klare Option formulieren. Wir wollen, dass Iran seinen rechtmäßigen Platz in der internationalen Staatengemeinschaft einnimmt, politisch und wirtschaftlich. Wir werden Irans Recht auf die friedliche Nutzung von Atomenergie mit strengen Kontrollen unterstützen. Das ist ein Weg, den die Islamische Republik beschreiten kann. Oder die Regierung kann sich für zunehmende Isolierung entscheiden, internationalen Druck und ein potenzielles nukleares Wettrüsten in der Region, das für alle zu mehr Unsicherheit führt.

Ich sage es ganz deutlich: Die Aktivitäten Irans im Bereich der nuklearen Forschung und der ballistischen Flugkörper stellen eine reale Bedrohung dar – nicht nur für die Vereinigten Staaten, sondern auch für Irans Nachbarn und unsere Bündnispartner. Die Tschechische Republik und Polen haben Mut bewiesen, indem sie sich bereit erklärten, Elemente eines Verteidigungssystems gegen diese Flugkörper in ihrem Land aufzustellen. Solange eine Bedrohung von Iran ausgeht, planen wir ein kosteneffektives und bewährtes Raketenabwehrsystem zu bauen. Wenn es die iranische Bedrohung nicht mehr gibt, haben wir eine starke Basis für Sicherheit haben, und die derzeitige Motivation für den Aufbau eines Raketenabwehrsystems in Europa besteht nicht mehr.

Schließlich müssen wir sicherstellen, dass Terroristen nie eine Atomwaffe erwerben.

Das ist die unmittelbarste und extremste Bedrohung der globalen Sicherheit. Schon ein Terrorist mit einer Atomwaffe könnte riesige Zerstörung anzurichten. Die Al Kaida hat gesagt, dass sie eine Bombe erwerben will. Wir wissen, dass es überall auf der Welt ungesichertes Nuklearmaterial gibt. Zum Schutz unserer Bürger müssen wir ohne Verzögerung und mit Nachdruck handeln.

Heute kündige ich neue internationale Bestrebungen an, innerhalb von vier Jahren alle ungeschützten Nuklearmaterialien auf der Welt zu sichern. Wir werden neue Maßstäbe aufstellen, unsere Zusammenarbeit mit Russland ausweiten und neue Partnerschaften eingehen, um diese sensiblen Materialien wegzusperren.

Wir müssen auch auf unseren Bestrebungen aufbauen, Schwarzmärkte zu zerstören, Materialien, die von einem Land ins nächste transportiert werden, zu lokalisieren und abzufangen sowie finanzielle Instrumente einzusetzen, um gefährlichen Handel zu stören. Weil diese Bedrohung andauern wird, sollten wir zusammenarbeiten, um Bestrebungen wie die Initiative zum Schutz vor der Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen und die Globale Initiative zur Bekämpfung des nuklearen Terrorismus zu dauerhaften internationalen Institutionen zu machen. Wir sollten damit beginnen, indem wir einen globalen Gipfel zur nuklearen Sicherheit abhalten, zu dem die Vereinigten Staaten innerhalb des nächsten Jahres einladen werden.

Ich weiß, dass es Einige gibt, die infrage stellen werden, ob wir auf Grundlage einer so breit gefassten Agenda handeln können. Es gibt jene, die zweifeln, ob wirkliche internationale Kooperation angesichts der unvermeidlichen Differenzen zwischen den Staaten überhaupt möglich ist. Und es gibt jene, die hören, wie von einer Welt ohne Atomwaffen gesprochen wird und zweifeln, ob es die Mühe wert ist, sich ein Ziel zu setzen, das scheinbar nicht erreicht werden kann.

Aber täuschen Sie sich nicht: Wir wissen, wohin der Weg führt. Wenn Nationen und Menschen es zulassen, dass sie über ihre Differenzen charakterisiert werden, vertieft sich die Kluft zwischen ihnen. Wenn wir es nicht schaffen, uns für den Frieden einzusetzen, wird er nie in greifbarer Nähe rücken. Ein Angebot zur Zusammenarbeit auszuschlagen oder abzutun ist einfach und feige. So beginnen Kriege. So wird der menschliche Fortschritt aufgehalten.

Es gibt Gewalt und Ungerechtigkeit auf unserer Welt, der wir uns stellen müssen. Wir müssen das tun, indem wir als freie Nationen, als freie Bürger zusammenhalten und nicht, indem wir einen Keil zwischen uns treiben. Ich weiß, dass der Ruf zur Waffe die Seelen von Frauen und Männern mehr bewegen kann als die Aufforderung, sie niederzulegen. Aber aus diesem Grund müssen wir gemeinsam unsere Stimmen erheben und Frieden und Fortschritt fordern.

Diese Stimmen hallen noch immer in den Straßen von Prag nach. Es handelt sich dabei um die Geister von 1968, um die frohen Klänge der sanften Revolution. Es waren die Tschechen, die dazu beitrugen, ein atomar bewaffnetes Reich zu stürzen, ohne einen Schuss abzugeben.

Das menschliche Schicksal wird immer das sein, was wir daraus machen. Lassen Sie uns hier in Prag unsere Vergangenheit würdigen, indem wir uns für eine bessere Zukunft einsetzen. Lassen Sie uns unsere Meinungsverschiedenheiten überwinden, auf unseren Hoffnungen aufbauen und die Verantwortung annehmen, diese Welt wohlhabender und friedlicher zurückzulassen, als wir sie vorgefunden haben. Vielen Dank.

Übersetzung ins Deutsche: Amerika Dienst;
Originaltext: Remarks of President Barack Obama;
siehe: http://prague.usembassy.gov/obama.html


Herausgeber:
US-Botschaft Berlin, Abteilung für öffentliche Angelegenheiten
http://amerikadienst.usembassy.de/



Remarks of President Barack Obama

Hradčany Square
Prague, Czech Republic
April 5, 2009

Thank you for this wonderful welcome. Thank you to the people of Prague. And thank you to the people of the Czech Republic. Today, I am proud to stand here with you in the middle of this great city, in the center of Europe. And - to paraphrase one my predecessors - I am also proud to be the man who brought Michelle Obama to Prague.

I have learned over many years to appreciate the good company and good humor of the Czech people in my hometown of Chicago. Behind me is a statue of a hero of the Czech people - Tomas Masaryk. In 1918, after America had pledged its support for Czech independence, Masaryk spoke to a crowd in Chicago that was estimated to be over 100,000. I don't think I can match Masaryk's record, but I'm honored to follow his footsteps from Chicago to Prague.

For over a thousand years, Prague has set itself apart from any other city in any other place. You have known war and peace. You have seen empires rise and fall. You have led revolutions in the arts and science, in politics and poetry. Through it all, the people of Prague have insisted on pursuing their own path, and defining their own destiny. And this city - this Golden City which is both ancient and youthful - stands as a living monument to your unconquerable spirit.

When I was born, the world was divided, and our nations were faced with very different circumstances. Few people would have predicted that someone like me would one day become an American President. Few people would have predicted that an American President would one day be permitted to speak to an audience like this in Prague. And few would have imagined that the Czech Republic would become a free nation, a member of NATO, and a leader of a united Europe. Those ideas would have been dismissed as dreams.

We are here today because enough people ignored the voices who told them that the world could not change.

We are here today because of the courage of those who stood up - and took risks - to say that freedom is a right for all people, no matter what side of a wall they live on, and no matter what they look like.

We are here today because of the Prague Spring - because the simple and principled pursuit of liberty and opportunity shamed those who relied on the power of tanks and arms to put down the will of the people.

We are here today because twenty years ago, the people of this city took to the streets to claim the promise of a new day, and the fundamental human rights that had been denied to them for far too long. Sametová revoluce - the Velvet Revolution taught us many things. It showed us that peaceful protest could shake the foundation of an empire, and expose the emptiness of an ideology. It showed us that small countries can play a pivotal role in world events, and that young people can lead the way in overcoming old conflicts. And it proved that moral leadership is more powerful than any weapon.

That is why I am speaking to you in the center of a Europe that is peaceful, united and free - because ordinary people believed that divisions could be bridged; that walls could come down; and that peace could prevail.

We are here today because Americans and Czechs believed against all odds that today could be possible.

We share this common history. But now this generation - our generation - cannot stand still. We, too, have a choice to make. As the world has become less divided it has become more inter-connected. And we have seen events move faster than our ability to control them - a global economy in crisis; a changing climate; the persistent dangers of old conflicts, new threats and the spread of catastrophic weapons.

None of these challenges can be solved quickly or easily. But all of them demand that we listen to one another and work together; that we focus on our common interests, not our occasional differences; and that we reaffirm our shared values, which are stronger than any force that could drive us apart. That is the work that we must carry on. That is the work that I have come to Europe to begin.

To renew our prosperity, we need action coordinated across borders. That means investments to create new jobs. That means resisting the walls of protectionism that stand in the way of growth. That means a change in our financial system, with new rules to prevent abuse and future crisis. And we have an obligation to our common prosperity and our common humanity to extend a hand to those emerging markets and impoverished people who are suffering the most, which is why we set aside over a trillion dollars for the International Monetary Fund earlier this week.

To protect our planet, now is the time to change the way that we use energy. Together, we must confront climate change by ending the world's dependence on fossil fuels, tapping the power of new sources of energy like the wind and sun, and calling upon all nations to do their part. And I pledge to you that in this global effort, the United States is now ready to lead.

To provide for our common security, we must strengthen our alliance. NATO was founded sixty years ago, after Communism took over Czechoslovakia. That was when the free world learned too late that it could not afford division. So we came together to forge the strongest alliance that the world has ever known. And we stood shoulder to shoulder - year after year, decade after decade - until an Iron Curtain was lifted, and freedom spread like flowing water.

This marks the tenth year of NATO membership for the Czech Republic. I know that many times in the 20th century, decisions were made without you at the table. Great powers let you down, or determined your destiny without your voice being heard. I am here to say that the United States will never turn its back on the people of this nation. We are bound by shared values, shared history, and the enduring promise of our alliance. NATO's Article 5 states it clearly: an attack on one is an attack on all. That is a promise for our time, and for all time.

The people of the Czech Republic kept that promise after America was attacked, thousands were killed on our soil, and NATO responded. NATO's mission in Afghanistan is fundamental to the safety of people on both sides of the Atlantic. We are targeting the same al Qaeda terrorists who have struck from New York to London, and helping the Afghan people take responsibility for their future. We are demonstrating that free nations can make common cause on behalf of our common security. And I want you to know that we Americans honor the sacrifices of the Czech people in this endeavor, and mourn the loss of those you have lost.

No alliance can afford to stand still. We must work together as NATO members so that we have contingency plans in place to deal with new threats, wherever they may come from. We must strengthen our cooperation with one another, and with other nations and institutions around the world, to confront dangers that recognize no borders. And we must pursue constructive relations with Russia on issues of common concern.

One of those issues that I will focus on today is fundamental to our nations, and to the peace and security of the world - the future of nuclear weapons in the 21st century.

The existence of thousands of nuclear weapons is the most dangerous legacy of the Cold War. No nuclear war was fought between the United States and the Soviet Union, but generations lived with the knowledge that their world could be erased in a single flash of light. Cities like Prague that had existed for centuries would have ceased to exist.

Today, the Cold War has disappeared but thousands of those weapons have not. In a strange turn of history, the threat of global nuclear war has gone down, but the risk of a nuclear attack has gone up. More nations have acquired these weapons. Testing has continued. Black markets trade in nuclear secrets and materials. The technology to build a bomb has spread. Terrorists are determined to buy, build or steal one. Our efforts to contain these dangers are centered in a global non-proliferation regime, but as more people and nations break the rules, we could reach the point when the center cannot hold.

This matters to all people, everywhere. One nuclear weapon exploded in one city - be it New York or Moscow, Islamabad or Mumbai, Tokyo or Tel Aviv, Paris or Prague - could kill hundreds of thousands of people. And no matter where it happens, there is no end to what the consequences may be - for our global safety, security, society, economy, and ultimately our survival.

Some argue that the spread of these weapons cannot be checked - that we are destined to live in a world where more nations and more people possess the ultimate tools of destruction. This fatalism is a deadly adversary. For if we believe that the spread of nuclear weapons is inevitable, then we are admitting to ourselves that the use of nuclear weapons is inevitable.

Just as we stood for freedom in the 20th century, we must stand together for the right of people everywhere to live free from fear in the 21st. And as a nuclear power - as the only nuclear power to have used a nuclear weapon - the United States has a moral responsibility to act. We cannot succeed in this endeavor alone, but we can lead it.

So today, I state clearly and with conviction America's commitment to seek the peace and security of a world without nuclear weapons. This goal will not be reached quickly - perhaps not in my lifetime. It will take patience and persistence. But now we, too, must ignore the voices who tell us that the world cannot change.

First, the United States will take concrete steps toward a world without nuclear weapons.

To put an end to Cold War thinking, we will reduce the role of nuclear weapons in our national security strategy and urge others to do the same. Make no mistake: as long as these weapons exist, we will maintain a safe, secure and effective arsenal to deter any adversary, and guarantee that defense to our allies - including the Czech Republic. But we will begin the work of reducing our arsenal.

To reduce our warheads and stockpiles, we will negotiate a new strategic arms reduction treaty with Russia this year. President Medvedev and I began this process in London, and will seek a new agreement by the end of this year that is legally binding, and sufficiently bold. This will set the stage for further cuts, and we will seek to include all nuclear weapons states in this endeavor.

To achieve a global ban on nuclear testing, my Administration will immediately and aggressively pursue U.S. ratification of the Comprehensive Test Ban Treaty. After more than five decades of talks, it is time for the testing of nuclear weapons to finally be banned.

And to cut off the building blocks needed for a bomb, the United States will seek a new treaty that verifiably ends the production of fissile materials intended for use in state nuclear weapons. If we are serious about stopping the spread of these weapons, then we should put an end to the dedicated production of weapons grade materials that create them.

Second, together, we will strengthen the nuclear Non-Proliferation Treaty as a basis for cooperation.

The basic bargain is sound: countries with nuclear weapons will move toward disarmament, countries without nuclear weapons will not acquire them; and all countries can access peaceful nuclear energy. To strengthen the Treaty, we should embrace several principles. We need more resources and authority to strengthen international inspections. We need real and immediate consequences for countries caught breaking the rules or trying to leave the Treaty without cause.

And we should build a new framework for civil nuclear cooperation, including an international fuel bank, so that countries can access peaceful power without increasing the risks of proliferation. That must be the right of every nation that renounces nuclear weapons, especially developing countries embarking on peaceful programs. No approach will succeed if it is based on the denial of rights to nations that play by the rules. We must harness the power of nuclear energy on behalf of our efforts to combat climate change, and to advance opportunity for all people.

We go forward with no illusions. Some will break the rules, but that is why we need a structure in place that ensures that when any nation does, they will face consequences. This morning, we were reminded again why we need a new and more rigorous approach to address this threat. North Korea broke the rules once more by testing a rocket that could be used for a long range missile.

This provocation underscores the need for action - not just this afternoon at the UN Security Council, but in our determination to prevent the spread of these weapons. Rules must be binding. Violations must be punished. Words must mean something. The world must stand together to prevent the spread of these weapons. Now is the time for a strong international response. North Korea must know that the path to security and respect will never come through threats and illegal weapons. And all nations must come together to build a stronger, global regime.

Iran has yet to build a nuclear weapon. And my Administration will seek engagement with Iran based upon mutual interests and mutual respect, and we will present a clear choice. We want Iran to take its rightful place in the community of nations, politically and economically. We will support Iran's right to peaceful nuclear energy with rigorous inspections. That is a path that the Islamic Republic can take. Or the government can choose increased isolation, international pressure, and a potential nuclear arms race in the region that will increase insecurity for all.

Let me be clear: Iran's nuclear and ballistic missile activity poses a real threat, not just to the United States, but to Iran's neighbors and our allies. The Czech Republic and Poland have been courageous in agreeing to host a defense against these missiles. As long as the threat from Iran persists, we intend to go forward with a missile defense system that is cost-effective and proven. If the Iranian threat is eliminated, we will have a stronger basis for security, and the driving force for missile defense construction in Europe at this time will be removed.

Finally, we must ensure that terrorists never acquire a nuclear weapon.

This is the most immediate and extreme threat to global security. One terrorist with a nuclear weapon could unleash massive destruction. Al Qaeda has said that it seeks a bomb. And we know that there is unsecured nuclear material across the globe. To protect our people, we must act with a sense of purpose without delay.

Today, I am announcing a new international effort to secure all vulnerable nuclear material around the world within four years. We will set new standards, expand our cooperation with Russia, and pursue new partnerships to lock down these sensitive materials.

We must also build on our efforts to break up black markets, detect and intercept materials in transit, and use financial tools to disrupt this dangerous trade. Because this threat will be lasting, we should come together to turn efforts such as the Proliferation Security Initiative and the Global Initiative to Combat Nuclear Terrorism into durable international institutions. And we should start by having a Global Summit on Nuclear Security that the United States will host within the next year.

I know that there are some who will question whether we can act on such a broad agenda. There are those who doubt whether true international cooperation is possible, given the inevitable differences among nations. And there are those who hear talk of a world without nuclear weapons and doubt whether it is worth setting a goal that seems impossible to achieve.

But make no mistake: we know where that road leads. When nations and peoples allow themselves to be defined by their differences, the gulf between them widens. When we fail to pursue peace, then it stays forever beyond our grasp. To denounce or shrug off a call for cooperation is an easy and cowardly thing. That is how wars begin. That is where human progress ends.

There is violence and injustice in our world that must be confronted. We must confront it not by splitting apart, but by standing together as free nations, as free people. I know that a call to arms can stir the souls of men and women more than a call to lay them down. But that is why the voices for peace and progress must be raised together.

Those are the voices that still echo through the streets of Prague. Those are the ghosts of 1968. Those were the joyful sounds of the Velvet Revolution. Those were the Czechs who helped bring down a nuclear-armed empire without firing a shot.

Human destiny will be what we make of it. Here, in Prague, let us honor our past by reaching for a better future. Let us bridge our divisions, build upon our hopes, and accept our responsibility to leave this world more prosperous and more peaceful than we found it. Thank you.

Source: http://prague.usembassy.gov/obama.html


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