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Ein unwürdiger Sponsor

Protest gegen den US Konzern Dow Chemical, der die Olympischen Spiele und die Paralympics unterstützt - für den Vietnam-Krieg stellte er das Entlaubungsmittel Agent Orange her *

Für 7 Millionen englischen Pfund darf sich der US Konzern Dow Chemical mit Bandenwerbung in den Stadien als Sponsor der olympischen Spiele und der Paralympics präsentieren. „Dies ist der ungeeignetste Sponsor, den man sich vorstellen kann“ meinen Organisationen der Vietnam-, Friedens- und Umweltbewegung aus Vietnam und Europa.

Mit dem Sponsoring der Olympischen Spiele und der Paralympics 2012 will sich Dow Chemical als Schutzpatron für den Sport und die Menschen darstellen. Dies kann angesichts der Taten von Dow Chemical nicht anders als zynisch bezeichnet werden.

Dow Chemical ist nämlich eine der Herstellerfirmen des Entlaubungsmittels Agent Orange, das von 1961–1971 durch die US-Armee über dem Süden Vietnams sowie Teilen von Laos und Kambodscha versprüht wurde. Das im Entlaubungsmittel enthaltene Dioxin führte bei bisher drei Millionen Menschen zu Krebserkrankungen und Missbildungen schon in der dritten Generation. Dow Chemical war auch der Hersteller von Napalm und hatte zudem die Firma Union Carbide gekauft, die als Verursacherin der Chemiekatastrophe von Bhopal in die Geschichte einging. Bis heute weigert sich der internationale Chemiekonzern allerdings Verantwortung zu übernehmen, Entschädigungen zu leisten oder die verseuchten Landstriche zu entgiften. Weder die Opfer der Kriege noch jene der Chemiekatastrophen haben vom Konzern je eine Entschädigung erhalten.

Proteste kommen aus aller Welt. In offenen Briefen an das Internationale olympische Komitee (IOC) in Lausanne drücken Organisationen, Einzelpersonen und Sportler aus vielen Teilen der Welt ihr Unverständnis und Ihr Befremden aus, dass das IOC Dow Chemical diese Möglichkeit des „Whitewashing“ gibt.

Sportlerinitiative „Sportler gegen Dow Chemical“

Auch Sportler aus aller Welt wenden sich gegen Dow Chemical als Sponsor der olympischen Spiele. In einem im Internat veröffentlichten Appell sagen sie: „... wir ehemalige und aktive Sportler, Mitglieder von Nationalmannschaften und Olympioniken glauben nicht, dass Dow Chemical den Geist und die Menschlichkeit der olympischen Idee verkörpert. Die vielen Beweise für die Verletzung der Gesundheit durch Dow Chemical stehen in direktem Widerspruch zum olympischen Versprechen die Gesundheit von Athleten zu schützen ...“

Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern gehören Sportler aus den USA, Kanada, Nepal, Haiti, Österreich, Korea, Malaysia, Frankreich, Spanien, Senegal und Zimbabwe.

(Quelle: http://athletesagainstdowchemical.wordpress.com)

Vietnam

In einem Schreiben des Ministeriums für Kultur, Sport und Touristik der Sozialistischen Republik Vietnams schreibt der zuständige Minister Hoang Tuan Anh klare Worte an den Präsidenten des IOC. „Dear Jacques Rogge... Mit großem Bedauern muss ich die tiefen Bedenken der Regierung und der Bevölkerung Vietnams über die Entscheidung des Olympischen Komitees kundtun, Dow Chemical als Hauptsponsor der olympischen Bewegung von 2012 bis 2020 zuzulassen. … Da die Ziele der olympischen Bewegung die Förderung von guter Gesundheit, Gleichheit und Fortschritt für alle Menschen sind, glauben wir, dass die Entscheidung des IOC für das Sponsoring durch Dow Chemical vorschnell war. Wir appellieren deshalb an das olympische Komitee die Entscheidung zu überdenken und sich für die Millionen Agent Orange Opfer in Vietnam und der ganzen Welt einzusetzen ...“

Als Vertretung der 300.000 Mitglieder der VAVA ( Vietnam Association of Agent Orange Victims) wies der Präsident der VAVA Nguyen Van Rinh in einem Brief an das IOC darauf hin, dass Dow Chemical für das Leiden von Millionen opfern verantwortlich ist. „Es ist eine böse Ironie, dass es Dow Chemical erlaubt wurde, ein Sportereignis einschließlich der Paralympics zu bewerben, obwohl es dafür verantwortlich ist, dass ^über Generationen hinweg schwer behinderte Kinder geboren wurden ...“

In einem Schreiben des Ministeriums für Kultur, Sport und Touristik der Sozialistischen Republik Vietnams schreibt der zuständige Minister Hoang Tuan Anh klare Worte an den Präsidenten des IOC. „Dear Jacques Rogge ... Mit großem Bedauern muss ich die tiefen Bedenken der Regierung und der Bevölkerung Vietnams über die Entscheidung des Olympischen Komitees kundtun, Dow Chemical als Hauptsponsor der olympischen Bewegung von 2012 bis 2020 zuzulassen. … Da die Ziele der olympischen Bewegung die Förderung von guter Gesundheit, Gleichheit und Fortschritt für alle Menschen sind, glauben wir, dass die Entscheidung des IOC für das Sponsoring durch Dow Chemical vorschnell war. Wir appellieren deshalb an das olympische Komitee die Entscheidung zu überdenken und sich für die Millionen Agent Orange Opfer in Vietnam und der ganzen Welt einzusetzen ...“

Auch die Frauenunion Vietnams schreibt an das IOC. In einem Brief vom 29.05.2012 erinnert die Präsidentin der Frauenunion Frau Nguyen Thi Thanh Hoa im Namen von 17 Millionen vietnamesischer Frauen an das unsägliche Leid, das Dow Chemical mit Agent Orange über Vietnams Frauen und Kinder gebracht hat. „... die olympischen Spiele sind eigentlich das Symbol für Frieden und Solidarität unter den Kontinenten, für Fairness und Frieden auf der Welt. Wir sind betrübt, dass die Zulassung von Dow Chemical das Ansehen der olympischen Spiele negativ beeinflusst ...“

Deutschland

Auch in Deutschland hat sich ein breites Bündnis von Organisationen gebildet, das gegen das Sponsoring von Dow Chemical protestiert. Es fordern in einem offenen Brief dazu auf, dass alle, „... die dem olympischen Gedankens folgen, Rücksicht und Mitgefühl gegenüber den Opfern aufbringen. Wir laden sie ein, sich jenen anzuschließen, welche sich für die berechtigten Forderungen der Opfer engagieren. Dies beinhaltet auch, Dow Chemical keine Werbeplattform zu bieten, solange diese Firma den Opfern in keiner Weise entgegen kommt.“ [Den "Offenen Brief" können Sie unten im Kasten lesen oder als pdf-Datei hier herunterladen.]

Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören u.a. Bundesausschuss Friedensratschlag, CHAO’ Hilfe für Agent Orange Opfer, Dorf der Freundschaft, Friedensdorf Oberhausen, Kinderhilfe Hyvong, Naturfreunde Deutschland, SODI-Solidaritätsdienst International, Terre des hommes, Vietnamesische Fraueninitiative

Indien

Das Olympische Komitee Indien erwägt ein Fernbleiben von den Spielen in London solange Dow Chemical Sponsor der Spiele ist. Diese erklärte der Präsident der Olympischen Gesellschaft Indiens Aslam Sher Khan. „Als ehemaliger Olympiateilnehmer kann ich verstehen, dass es allen die für die Teilnehme hart gearbeitet und trainiert haben, schwerfallen würde. Als Bhopali meine ich aber, dass Indien nicht teilnehmen sollte, solange Dow Sponsor ist“.

(Quelle: http://zeenews.india.com / 14.12.2012)

Frankreich

Anläßlich eines Treffens von Organisationen, die sich in irgendeiner Form mit Vietnam beschäftigen und verbunden fühlen, in Choisy-le-Roi am 19. Mai 2012 haben die anwesenden Vertreter über die Sponsorschaft von Dow Chemical in London diskutiert und einen Offenen Brief an das Olympische Komitee in Lausanne einstimmig beschlossen, in dem es heißt: „Die versammelten Organisationen empfinden es als einen Skandal, daß Dow Chemical einer der Sponsoren der Olympischen Spiele in London sein soll. Das würde dazu führen, daß die Werbetafeln dieser Firma neben den Plakaten des Internationalen Olympischen Komitees hängen würden, die die universellen Rechte und Prinzipien der Olympia-Idee verbreiten sollen.”

Der Brief wurde von 44 französischen Organisationen unterzeichnet.

Großbritannien

Len Aldis, Vorsitzender der englischen Freundschaftsgesellschaft mit Vietnam schreibt. „Die schrecklichen Auswirkungen von Agent Orange in Vietnam haben die Gesundheit von Kindern in nunmehr der vier Generation zerstört. 4,8 Millionen Menschen in Vietnam sind durch Agent Orange betroffen. Es ist mir ein Rätsel, wie es zustande kam, dass das IOC die Entscheidung traf mit Dow Chemical zusammenzuarbeiten. Es ist eine Schande und eine Beleidigung aller Opfer, die ihr Leben und ihre Gesundheit durch Dows Agent Orange verloren haben ...“

Schweiz

Die „Vereinigung Schweiz-Vietnam“ sowie 13 weitere Organisationen aus der Schweiz schreiben in einem offenen Brief: „... Mit großem Befremden haben wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass Dow Chemical zu den Sponsoren der Olympischen Sommerspiele und der Paralympics 2012 gehört … Millionen von Menschen rund um den Globus sind empört über die Skrupellosigkeit von Dow Chemical und ihresgleichen. Sie verlangen endlich Gerechtigkeit für die Opfer ...“

Italien, Belgien

Ähnlich wie in Frankreich und der Schweiz protestieren die Freundschaftsgesellschaften Belgien-Vietnam und Italien-Vietnam.

* Dieser Artikel erschien am 3. Juli 2012 in: Viet Nam Kurier 1/2012, Freundschaftsgesellschaft Vietnam, Düsseldorf.
Kontakt: Stefan Kühner, stefan-kuehner@gmx.de



Dokumentiert: Offener Brief

Freundschaftsgesellschaft Vietnam, Duisburger Str. 46, 40477 Düsseldorf

An das Olympische Komitee, IOC
Château de Vidy, route de Vidy 9,
CH-1007 Lausanne

Düsseldorf, 20.06.2012

Offener Brief zu Dow Chemical und den Olympischen Spielen bzw. Paralympics

Sehr geehrter Herr Jaques Rogge,
Sehr geehrte Damen und Herren,


mit großem Befremden haben wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass Dow Chemical zu den Sponsoren der Olympischen Sommerspiele und der Paralympics 2012 gehört und dass dadurch das Olympische Stadion mit riesigen Werbeplakaten dieser Firma umgeben sein wird.

Dow Chemical ist nicht irgendeine Firma; Dow Chemical hat Tod, Verwüstung und unsägliches Leid über Millionen von Menschen gebracht – ein Verhalten, das dem olympischen Gedanken zutiefst widerspricht.

Dow Chemical ist eine der Herstellerfirmen des Entlaubungsmittels Agent Orange, das von 1961-1971 durch die US-Armee in der ungeheuren Menge von 80 Millionen Litern über dem Süden Vietnams sowie Teilen von Laos und Kambodscha versprüht wurde. Darin waren fast 400kg Dioxin enthalten. Die Studien der Forschergruppe um Professorin Jeanne Stellman an der Columbia Universität belegen, dass 4,8 Millionen Menschen mit der giftigen Substanz besprüht wurden. Bei 3 Millionen hat dies schwere Folgen wie Krebserkrankungen und Geburtsschäden bewirkt, und noch heute werden in der dritten Generation missgebildete Kinder geboren. Die verursachten Umweltschäden sind gigantisch.

Dow Chemical war auch der Hersteller von Napalm. Die Feuerwalzen der mit Napalm gefüllten Brandbomben haben in Vietnam, Laos und Kambodscha sowie in weiteren von Kriegen verheerten Ländern Verwüstung, Tod und schreckliche Verbrennungen verursacht. Viele von uns erinnern sich noch mit Entsetzen an diese Bilder.

Und schließlich ist Union Carbide, die Verursacherin der riesigen Chemiekatastrophe von 1984 in Bhopal, von Dow Chemical gekauft worden und so seit 2001 eine Tochtergesellschaft dieses Konzerns.

Dow Chemical weigert sich beharrlich, Verantwortung zu übernehmen. Weder die Opfer der Kriege noch jene der Chemiekatastrophen haben vom Konzern je eine Entschädigung erhalten. Nichts wurde getan, um verseuchtes Land zu entgiften.

Millionen von Menschen rund um den Globus sind empört über die Skrupellosigkeit von Dow Chemical und ihresgleichen. Sie verlangen endlich Gerechtigkeit für die Opfer. Auch die unterzeichnenden Organisationen fordern dies.

Gleichzeitig erwarten wir von den Fackelträgern des olympischen Gedankens Rücksicht und Mitgefühl gegenüber den Opfern. Wir laden sie ein, sich jenen anzuschließen, welche sich für die berechtigten Forderungen der Opfer engagieren. Dies beinhaltet auch, Dow Chemical keine Werbeplattform zu bieten, solange diese Firma den Opfern in keiner Weise entgegen kommt.

Wir die unterzeichnenden Organisationen erleben in unserer täglichen Arbeit mit Kindern und Erwachsenen in Vietnam, Indien und anderswo, wie sich Kriegsfolgen und Chemiekatastrophen auf Kinder und Erwachsene auswirken. Wir unterstützen deshalb Aktivitäten, die sich für eine gesunde Umwelt und Gerechtigkeit einsetzen

Mit freundlichen Grüßen
Herr Prof. Dr. Günter Giesenfeld
Freundschaftsgesellschaft Vietnam

Weitere Unterzeichner
  • Bundesausschuss Friedensratschlag, Herr Dr. Peter Strutynski
  • CHÀO Hilfe für Agent Orange Opfer, Herr Martin Borchert
  • Dorf der Freundschaft, Frau Rosemarie Höhn-Mizo
  • Friedensdorf Oberhausen, Herr Thomas Jacobs
  • Kinderhilfe Hyvong, Herr Christoph Kunz
  • Naturfreunde Deutschland, Herr Uwe Hiksch
  • SODI; Solidaritätsdienst Internat., Frau Sylvia Werther
  • Terre des hommes, Frau Ursula Pattberg
  • Vietnamesische Fraueninitiative Frau Nguyen, Thi My Hanh



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