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"Überlegenheit um jeden Preis. Die Amerikaner geraten zusehends in Isolation"

Informationen zum Buch "Das ewige Imperium" von Jürger Wagner

Im Folgenden informieren wir über eine interessante Neuerscheinung des Jahres 2002 in Form der Verlagsankündigung und einer Rezension. Letztere ist am 5. September 2002 im Kölner Stadtanzeiger erschienen und auf der Homepage der IMI e.V. (www.imi-online.de) vorgestellt worden.


VSA-Verlagshinweise: Die außenpolitischen Eliten der USA behaupten, das Ziel der US-Politik sei die Sicherung des Weltfriedens. Der Autor untersucht deren Konzepte und kommt zu dem Schluss: In der Praxis ist die Außenpolitik der USA auf Maximierung ihres politischen Einflusses gerichtet.

Seit dem Ende des Kalten Krieges stellt die Festigung der eigenen Position als einzig verbliebene Supermacht das überragende Ziel der US-Außenpolitik dar. Diese ist in der Praxis bereits vor, insbesondere aber auch nach den Terroranschlägen des 11. September ausschließlich als Politik zur Wahrung der US-Hegemonie zu begreifen. Die außenpolitischen Eliten der USA haben sich hierfür ein theoretisches Legitimationskonstrukt zurechtgelegt, das die rigorose Wahrung der US-Interessen und damit ihrer hegemonialen Stellung als ein pazifizierendes Element der Weltpolitik begreift.

Dieses Votum für die Machtpolitik nimmt einerseits weiten Teilen der Weltbevölkerung jegliche Möglichkeit auf eine menschenwürdige Existenz, was eine der Hauptursachen für die zu beobachtende Zunahme des Terrorismus ist. Andererseits verschärft sie auch zahlreiche Konflikte im zwischenstaatlichen Bereich und birgt damit eine ständige Eskalationsgefahr in sich. Damit erreicht die US-Außenpolitik das genaue Gegenteil dessen, was sie propagiert, und erweist sich als permanenter Krisenfaktor.

Die theoretischen Grundlagen der US-Außenpolitik, das weist die Analyse nach, basieren deshalb auf falschen Vorausetzungen oder bilden lediglich einen Deckmantel für egoistische Interessen. Nimmt Washington seine propagierten Ziele ernst, Konflikte im internationalen System verringern zu wollen, bleibt nur die radikale Abkehr von der bisherigen Ausrichtung auf eine machtmaximierende Politik.

Der Autor:
Jürgen Wagner (Jahrgang 1974), 1997-2002 Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Soziologie in Tübingen. Er ist Vorstandsmitglied der Informationsstelle Militarisierung (IMI) mit dem Schwerpunkt US-Außen- und Sicherheitspolitik. Zahlreiche Veröffentlichungen von Artikeln zum Thema, u.a. in Freitag, Neues Deutschland, antimilitarismusinformation, analyse und kritik, Graswurzelrevolution, Zeitung gegen den Krieg u.a; mehrere Studien für die Informationsstelle Militarisierung (IMI), das Berliner Informationszentrum für transatlantische Sicherheit (BITS), das Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsordnung (isw) und die PDS-Bundestagsfraktion.


"Überlegenheit um jeden Preis. Die Amerikaner geraten zusehends in Isolation"

Buchrezension "Das ewige Imperium" im Kölner Stadtanzeiger von Marianne Bäumler

Unter dem Titel "Überlegenheit um jeden Preis. Die Amerikaner geraten zusehends in Isolation - Folge der Außenpolitik der Regierung George W. Bush, die die Partner immer häufiger düpiert." bespricht Marianne Bäumler im "Kölner Stadt-Anzeiger" vom 5. September 2002 das soeben erschienene Buch "Das ewige Imperium" von Jürgen Wagner.

"Auf Grund der globalen Natur unserer Interessen und Verpflichtungen müssen die USA ihre militärisehe Präsenz in Übersee sowie die Fähigkeit, schnell weltweit Macht ausüben zu können, erhalten, um eine Dominanz auf allen Gebieten zu erlangen." Dieses Zitat ist einer der zahlreichen gut recherchierten Originaltöne amerikanischer Selbstgerechtigkeit, mit welchen der Tübinger Politologe Jürgen Wagner auf die Risiken imperialer Vorherrschaft der Bush-Administration aufmerksam macht.

Aus dem vorbildhaften Demokratie-Verständnis amerikanischer Politik scheint sich eine Überlegenheits-Ideologie um jeden Preis entwickelt zu haben. "Das Recht des Stärkeren" wird zur Devise einer Geopolitik, die geradezu panisch nach dem Ende des Kalten Krieges unbedingt einzige Supermacht bleiben wollte. Ausschließlich "der Wille zur Machtmaximierung ist handlungsleitend". So konzentriere sich eine selektive Wahrnehmung in Pentagon und "foreign Office" zwar auf "die Gefahren der Verbreitung von Massenvernichtungsmitteln" in so genannten Schurkenstaaten, die US-eigenen riesigen Waffen-Arsenale dürften aber von keinem europäischen Verbündeten ernsthaft in Frage gestellt werden.

Auch die amerikanische "Abneigung" gegenüber internationalen Organisationen, Verträgen und kooperativem Verhalten ist sowohl unter Demokraten und Republikanern weit verbreitet. "Allerdings habe sich diese Tendenz unter George W. Bush und nachdem 11. September 2001 dramatisch verschärft." Solche Besorgnis des Politologen Jürgen Wagner erfuhr gerade in Johannesburg bedrückende Aktualität. Das heutige Weltsystem beruht nicht auf einem Mächtegleichgewicht, sondern auf der amerikanischen Hegemonie, ob in der Finanzwelt oder im Bezug auf internationale Sicherheitsstrukturen. "Jede Verringerung dieses Einflusses (würde) es anderen ermöglichen, sich ihrerseits eine größere Rolle bei der Gestaltung der Welt zu verschaffen, um auf diese Weise ihren eigenen Interessen zu dienen." Anhand solcher Formulierungen entlarvt Wagner in seinem verständlich geschriebenen und detailreichen Buch eine bedenkliche Doppelmoral amerikanischer Regierungspolitik. Diese Erkenntnis ist für den Autor auch ein Ansatz, die Gefahren des weltweiten islamistischen Terrors für uns alle zu reduzieren. Und er fordert von Europa gemeinsame Akzente einer zivilen Konfliktstrategie, um "auch die USA schrittweise zu einer Änderung ihrer Politik zu veranlassen und einen Beitrag zu einer gerechteren und friedvolleren Welt zu leisten."


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