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Kerry: Wir müssen führen

US-Außenminister besteht auf Weltmacht-Anspruch *

Der neue US-Außenminister John Kerry hat den globalen Führungsanspruch der USA unterstrichen. Amerika dürfe auch angesichts knapper Kassen nicht der Versuchung erliegen, sich aus der Weltpolitik zurückzuziehen. Außenpolitik beeinflusse heute auch die globale Wirtschaft und damit das Wohlergehen von Millionen Amerikanern zu Hause. »Wir besitzen nicht mehr den Luxus, nur nach innen zu blicken«, sagte er bei einer seiner ersten größeren Reden seit der Amtsübernahme.

»Amerikas nationales Interesse zu führen bleibt in der Welt weiter bestehen«, betonte Kerry am Mittwoch (Ortszeit). Anfang des Monats hatte er Hillary Clinton an der Spitze des State Department abgelöst. Der 69-Jährige ehemalige Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei galt bislang als Gegner militärischer Alleingänge und Abenteuer.

Kerry will nächste Woche auf seiner ersten Auslandsreise als Minister auch Berlin besuchen und dort Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen. Dabei dürfte es auch um den Vorschlag einer Freihandelszone zwischen Europa und den USA gehen. Ausführlich ging Kerry auf den Kampf gegen den Klimawandel ein und forderte zum gemeinsamen Handeln der gesamten Staatengemeinschaft auf. »Lasst es uns klar sagen: Wir sind davon alle betroffen.«

* Aus: neues deutschland, Freitag, 22. Februar 2013


Kerrys Botschaft

Von Olaf Standke **

Heute Diplomaten zu entsenden ist günstiger, als morgen Soldaten zu schicken. Das ist ein außenpolitischer Ansatz, der gut klingt. John Kerry hat ihn jetzt in seiner ersten großen Rede als neuer USA-Außenminister wiederholt, nachdem er schon bei den Anhörungen im Senat zu seinen Botschaften gehörte. Hier wie dort hat der neue Chef des State Department aber auch keinen Zweifel an der selbst beanspruchten globalen Führungsrolle der Vereinigten Staaten gelassen. Das liege im nationalen Interesse der USA, schließlich beeinflusse ihre Außenpolitik das Wohlergehen von Millionen Amerikanern zu Hause. Und ruft man sich Kerrys Äußerungen etwa zu Iran in Erinnerung, dann zählt letztlich auch zu seinen Optionen im Dauerstreit um das Teheraner Atomprogramm die militärische.

Wenn der neue Chefdiplomat der Supermacht verspricht, er werde gemeinsam mit Barack Obama dafür sorgen, dass Washington international weiter Verantwortung übernimmt, fallen einem diverse Felder ein, auf denen der wiedergewählte Präsident in seiner ersten Amtszeit schlicht und einfach versagt hat. Allen voran wohl im Nahen Osten, einem der explosivsten Krisenherde der Welt mit gefährlicher Ausstrahlung weit über die Region hinaus. Auch mit Blick auf den »Anti-Terrorkrieg«. Hier hat Obama wie kein Präsident vor ihm auf die Drohnen-Karte gesetzt. Warum soll man Soldaten schicken, wenn auch fliegende Killer-Roboter töten können?

** Aus: neues deutschland, Freitag, 22. Februar 2013 (Kommentar)

Lesen Sie die Rede im Wortlaut:

Wir werden eine führende Rolle in der Welt spielen, "weil die Welt uns in dieser Rolle braucht"
Eine Grundsatzrede des neuen US-Außenministers John Kerry zur Außenpolitik der Vereinigten Staaten (24. Februar 2013)




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