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"Alle Streitkräfte Syriens müssen im Libanon zurückziehen, wenn die Wahlen frei und fair sein sollen"

Im Wortlaut: Rede von US-Präsident George W. Bush vor der National Defense University in Washington

Im Folgenden dokumentieren wir die unwesentlich gekürzte Rede von US-Präsident George W. Bush vor der National Defense University in Washington vom 8. März 2005. Bush beschäftigte sich darin vor allem mit seiner Auffassung vom "Krieg gegen den Terror" und mit seiner Lieblingsidee vom Export der Demokratie. Seit seiner State-of-the-Union-Rede Anfang Februar ist das seine programmatischste Rede, die keinen Zweifel an seinen Absichten lässt.
Die deutsche Übersetzung besorgte der Amerika Dienst. Die Zwischenüberschriften stammen von uns und dienen der besseren Lesbarkeit.



Die Bekämpfung des Terrorismus erfordert die Verbreitung von Freiheit

Rede des Präsidenten vor der National Defense University in Washington vom 8. März 2005

Wir kommen in einer folgenschweren Zeit für die Sicherheit unserer Nation zusammen, einer Zeit, in der die Verteidigung der Freiheit die Verbreitung der Freiheit erfordert, einer Zeit, die einen Widerhall in unserer Geschichte findet.

In sechs Jahrzehnten wurden die Vereinigten Staaten zwei Mal durch einen plötzlichen Angriff in globale Konflikte verwickelt und begannen so eine ernsthafte Reflektion über den Platz der Vereinigten Staaten in der Welt. Der Bombenangriff auf Pearl Harbor lehrte die Vereinigten Staaten, dass unbehinderte Tyrannei, selbst auf weit entfernten Kontinenten, unser Land in einen Kampf um das eigene Überleben verwickeln kann. Unsere Überlegungen aufgrund dieser Erfahrung veranlassten uns, den Aufbau friedlicher Demokratien auf den Ruinen der Tyrannei zu unterstützen, freie Länder im NATO-Bündnis zu einen und im Pazifik ein starkes Engagement für den Frieden zu schaffen, das bis heute besteht.

Die Anschläge vom 11. September 2001 gaben auch die Umrisse einer neuen Welt zu erkennen. Einerseits war dieser Angriff der Höhepunkt jahrelang eskalierender Gewalt - von den Morden an US-Marineinfanteristen in Beirut über den Bombenanschlag auf das World Trade Center und die Anschläge auf amerikanische Botschaften in Afrika bis zum Angriff auf die USS Cole. Andererseits war der 11. September eine Warnung vor zukünftigen Gefahren - vor von geächteten Regimen unterstützten Terrornetzwerken, vor zum Mord an Unschuldigen aufrufenden Ideologien sowie vor die Zerstörungskraft vervielfachenden biologischen, chemischen und nuklearen Waffen.

Wie eine frühere Generation reagieren die Vereinigten Staaten auf neue Gefahren mit äußerster Entschlossenheit. Unabhängig davon, wie lange es dauert oder wie schwierig die Aufgabe ist, werden wir den Feind bekämpfen, den Schatten der Angst vertreiben und freie Länder zum Sieg führen.

Die terroristische Bedrohung bereits im Ausland bekämpfen

Wie eine frühere Generation verfolgen die Vereinigten Staaten eine klare Strategie, um mit ihren Bündnispartnern den Sieg zu erreichen. Unsere unmittelbare Strategie besteht in der Beseitigung der terroristischen Bedrohung im Ausland, damit wir uns ihr nicht hier zu Hause stellen müssen. Das anzuwendende Prinzip ist klar: Wenn sich die Terroristen Sorgen um ihre eigene Sicherheit machen, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie unsere Sicherheit gefährden. Wenn Terroristen ihre Tage damit verbringen, Tod oder Festnahme zu umgehen, haben sie weniger Möglichkeiten, sich zu bewaffnen, auszubilden und neue Angriffe zu verüben. Wir werden die Terroristen jagen, bis es keine Verstecke mehr für sie gibt.

Seit dreieinhalb Jahren führen die Vereinigten Staaten und ihre Bündnispartner einen Feldzug globalen Ausmaßes - von den Bergen Afghanistans über die Grenzregionen Pakistans, das Horn von Afrika, die Inseln der Philippinen bis zu den Ebenen des Nord- und Zentraliraks. Das Al-Kaida-Terrornetzwerk, das unser Land angegriffen hat, hat noch immer Anführer - aber viele der Oberbefehlshaber wurden ausgeschaltet. Es gibt immer noch Regierungen, die Terroristen unterstützen und ihnen Zuflucht gewähren, aber ihre Zahl nimmt ab. Es gibt immer noch Regime, die den Besitz von Massenvernichtungswaffen anstreben, aber das geschieht nicht mehr unbeachtet oder folgenlos. Unser Land ist immer noch Zielscheibe von Terroristen, die viele töten und uns alle einschüchtern wollen. Wir bleiben in der Offensive, bis der Kampf gewonnen ist.

Angehörige unseres Militärs bestreiten schwierige Einsätze in einigen der gefährlichsten und entlegensten Teilen der Welt. Diese Freiwilligen kennen die Gefahren, denen sie sich aussetzen, und wissen, wofür sie kämpfen. Ein Feldwebel der Marineinfanterie formulierte es folgendermaßen: "Ich möchte nicht, dass meine Kinder erleben müssen, was wir in New York, beim Pentagon und in Pennsylvania gesehen haben." Er sagte: "Wenn wir, soweit möglich, jede Bedrohung im Ausland beseitigen, ist mir das lieber, als dass die Bedrohung zu uns nach Hause kommt." Für diese lebenswichtige Sache sind einige unserer Frauen und Männer in Uniform gefallen, einige sind mit schrecklichen Verletzungen nach Hause zurückgekehrt, und allen, die Opfer gebracht haben, sind die Vereinigten Staaten von Amerika auf ewig dankbar.

Dutzende anderer Länder stehen an der Seite der USA

Amerika ist in diesem Krieg gegen den Terror nicht allein. Viele Regierungen haben die Gefahren für uns alle erkannt und begonnen, ernsthafte Maßnahmen zu ergreifen. Der globale Terror erfordert eine globale Reaktion, und die Vereinigten Staaten sind heute sicherer, weil sich dutzende anderer Länder am Kampf beteiligen.

Wir sind sicherer, weil pakistanische Streitkräfte letztes Jahr mehr als hundert Extremisten im ganzen Land gefangen genommen haben, darunter Kämpfer, die Angriffe auf die Vereinigten Staaten planten. Wir sind sicherer, weil Großbritannien einen Al-Kaida-Kämpfer verhaftete, der detaillierte Berichte über Ziele in den Vereinigten Staaten an hochrangige Al-Kaida-Mitglieder lieferte. Wir sind sicherer, weil deutsche Behörden Extremisten verhafteten, die Angriffe auf US- und Koalitionsziele im Irak planten. Wir sind sicherer, weil die neue Terrorismusbekämpfungsgruppe der Philippinen zur Festnahme von mehr als einem Dutzend Terrorverdächtiger beitrug - darunter sieben Mitglieder der Al Kaida und angeschlossener Netzwerke. Wir sind sicherer, weil Polen eine aus 15 Nationen bestehende Division im Irak anführt und Streitkräfte aus mehr als 23 Ländern im Kampf gegen Terroristen und Aufständische in Afghanistan und im Irak ihr Leben gelassen haben.

Unsere Verbündeten im Krieg gegen den Terror treffen schwierige Entscheidungen, gehen Risiken ein und erleiden Verluste. Diese Länder haben sich als vertrauenswürdige Freunde und verlässliche Verbündete erwiesen. Ich fordere daher den Kongress auf, die von mir eingebrachte Solidaritätsinitiative zu verabschieden, um den Ländern zur Seite zu stehen, die im Krieg gegen den Terror an unserer Seite stehen.

Die Bedingungen verändern, die zu Extremismus und Terror führen

Unsere Strategie zur langfristigen Erhaltung des Friedens besteht in der Veränderung der Bedingungen, die zu Extremismus und Terror führen, insbesondere im Nahen und Mittleren Osten. Teile dieser Region sind seit Generationen in einem Teufelskreis der Tyrannei, Verzweiflung und des Radikalismus gefangen. Wenn eine Diktatur das politische Leben eines Landes kontrolliert, kann sich keine verantwortungsvolle Opposition entwickeln und Andersdenkende werden in den Untergrund und den Extremismus getrieben. Um von ihrem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Versagen abzulenken, wälzen Diktatoren die Schuld auf andere Länder und Völker ab und schüren den Hass, der zu Gewalt führt. Dieser Status quo von Gewaltherrschaft und Wut kann nicht ignoriert oder abgemildert, in einer Schachtel verstaut oder freigekauft werden, denn die Gewalt in der Region kann sich, wie wir wissen, leicht über Grenzen und Meere ausdehnen. Die gesamte Welt hat ein dringliches Interesse an Fortschritt, Hoffnung und Freiheit im Nahen und Mittleren Osten.

Die Verbreitung von Hoffnung im Nahen Osten erfordert ein Umdenken in der Region. Es sollte inzwischen klar sein, dass autoritäre Herrschaft nicht auf der Welle der Zukunft schwimmt, sondern der letzte Atemzug einer in Verruf geratenen Vergangenheit ist. Es sollte klar sein, dass freie Nationen der Stagnation entgehen und mit der Zeit stärker werden, weil sie die Kreativität und den Unternehmensgeist ihrer Menschen fördern. Es sollte klar sein, dass wirtschaftlicher Fortschritt politische Modernisierung erfordert, einschließlich ehrlicher, repräsentativer Regierungen und Rechtsstaatlichkeit. Und es sollte klar sein, dass keine Gesellschaft mit nur der Hälfte ihres Talents und ihrer Energie Fortschritte machen kann - daher ist die vollständige Teilhabe von Frauen erforderlich.

Die Verbreitung von Hoffnung im Nahen Osten erfordert auch ein Umdenken in den Hauptstädten der großen Demokratien - einschließlich Washingtons. Es sollte inzwischen klar sein, dass die Jahrzehnte, in denen man Tyrannei in der Hoffnung auf Stabilität entschuldigte und begünstigte, lediglich zu Ungerechtigkeit, Instabilität und Tragödien führten. Es sollte klar sein, dass voranschreitende Demokratie zu Frieden führt, denn Regierungen, die die Rechte ihrer Bürger achten, achten auch die Rechte ihrer Nachbarn. Es sollte klar sein, dass das beste Mittel gegen Radikalismus und Terror die in freien Gesellschaften entstehende Toleranz und Hoffnung ist. Unsere Pflicht ist jetzt klar: Um unserer langfristigen Sicherheit willen müssen alle freien Nationen an der Seite der Kräfte von Demokratie und Gerechtigkeit stehen, die den Wandel im Nahen Osten eingeleitet haben.

Die Demokratie im Nahen Osten unterstützen

Die Unterstützung der Demokratie in dieser Region ist eine Aufgabe für Generationen. Es ist auch eine schwierige Aufgabe, die Geduld und Entschlossenheit verlangt - sowohl bei positiven als auch bei weniger positiven Schlagzeilen. Die Freiheit hat entschlossene Feinde, die keine Gnade für Unschuldige und keinen Respekt für die Regeln der Kriegsführung kennen. Viele Gesellschaften in der Region haben mit Armut und Analphabetismus zu kämpfen; viele Herrscher in der Region sind es seit langem gewohnt, Kontrolle auszuüben; bei vielen Menschen in der Region sitzt die Angst tief.

Aus allen diesen Gründen schienen die Chancen für demokratische Fortschritte im Nahen Osten seit Jahrzehnten wie eingefroren zu sein. Dennoch setzte jetzt eindeutig und plötzlich das Tauwetter ein. Die Menschen in Afghanistan haben eine freie Regierung angenommen, nachdem sie unter einer der rückständigsten Tyranneien der Welt gelitten hatten. Die Wähler im Irak boten Morddrohungen die Stirn und haben ihr Land auf den Weg zu vollständiger Demokratie gebracht. Die Menschen in den Palästinensergebieten haben ihre Stimmen gegen die Gewalt und Korruption der Vergangenheit abgegeben. Und jeder, der die Attraktivität der Freiheit im Nahen Osten bezweifelt, kann sich den Libanon ansehen, wo das libanesische Volk eine freie und unabhängige Nation fordert. Mit den Worten eines libanesischen Beobachters: "Demokratie klopft an die Tür dieses Landes, und wenn sie im Libanon Erfolg hat, wird sie an der Tür jedes arabischen Regimes klingeln."

Im gesamten Nahen Osten treibt eine kritische Masse von Ereignissen die Region in eine hoffnungsvolle neue Richtung. Historische Veränderungen haben zahlreiche Ursachen, allerdings haben diese Veränderungen eines gemeinsam. Ein Geschäftsmann sagte vor kurzem in Beirut: "Wir haben die Maske der Furcht abgelegt. Wir haben keine Angst mehr." Allgegenwärtige Angst ist die Grundlage jedes diktatorischen Regimes - der Stützpfeiler für jede nicht auf Konsens beruhende Macht. Wenn das Regime der Angst durchbrochen wird und die Menschen ihren Mut und ihre Stimme finden, ist Demokratie ihr Ziel und die Tyrannen selbst haben Grund zu Angst.

Libanon

Die Geschichte ist in Bewegung und führende Politiker im Nahen Osten müssen wichtige Entscheidungen treffen. Die Weltgemeinschaft, einschließlich Russlands, Deutschlands, Frankreichs, Saudi-Arabiens und der Vereinigten Staaten, hat die syrische Regierung vor die Wahl gestellt, entweder die nahezu 30-jährige Besetzung des Libanon zu beenden oder sich noch mehr von der Welt zu isolieren. Die Libanesen haben die Rede des syrischen Präsidenten gehört. Sie kennen diese Verzögerungstaktik und halbherzigen Maßnahmen bereits. Es ist an der Zeit, dass Syrien Resolution 1559 des Sicherheitsrats vollständig umsetzt. Alle Streitkräfte und Nachrichtendienstmitarbeiter Syriens müssen sich vor den Wahlen im Libanon zurückziehen, wenn diese Wahlen frei und fair sein sollen.

Die Wahlen im Libanon müssen von internationalen Beobachtern gründlich und sorgfältig überwacht werden. Die Libanesen haben ein Recht darauf, ihre eigene Zukunft ohne die Vorherrschaft einer fremden Nation zu bestimmen. Sie haben das Recht, im Frühjahr frei von Einschüchterung ihr eigenes Parlament zu wählen. Und dieses neue Parlament wird beim Aufbau solider politischer, wirtschaftlicher und militärischer Institutionen die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft haben, so dass die große Nation Libanon in Sicherheit und Freiheit ihren Weg in die Zukunft beschreiten kann.

Ich habe heute eine Botschaft für die Menschen im Libanon: Die ganze Welt ist Zeuge Ihrer großartigen Gewissensbewegung. Die Zukunft des Libanon muss in Ihren Händen liegen, und durch Ihren Mut werden Sie das erreichen. Die Amerikaner stehen Ihnen zur Seite. Millionen von Menschen auf der Welt stehen Ihnen zur Seite. Die Dynamik der Freiheit ist auf Ihrer Seite, und die Freiheit wird im Libanon obsiegen.

Israelisch-palästinensischer Konflikt

Die Vereinten Nationen und andere Länder wissen auch, dass der jüngste Terroranschlag in Tel Aviv von einer radikalen von Damaskus aus agierenden Palästinensergruppe ausgeführt wurde. Syrien hat wie Iran in der Vergangenheit immer wieder Terroristengruppen unterstützt, um im Nahen Osten Konflikte und Chaos zu schüren, und es ist in höchstem Maße wahrscheinlich, dass sie erneut auf diese Strategie zurückgreifen werden. Es ist an der Zeit, dass Syrien und Iran aufhören, Mord als politisches Instrument zu verwenden und Terrorismus zu unterstützen.

Trotz der extremistischen Anschläge werden im israelisch-palästinensischen Konflikt viel versprechende Fortschritte verzeichnet. Für die Beendigung der Tyrannei, Gefahr, Gewalt und Hoffnungslosigkeit und die Erfüllung der Hoffnungen der Menschen in der Region gibt es nur eine Lösung: zwei demokratische Staaten, Israel und Palästina, die Seite an Seite in Frieden und Sicherheit leben.

Dieses Ziel ist greifbar nahe, wenn alle Parteien ihren Verantwortungen nachkommen und der Terrorismus beendet wird. Die arabischen Staaten müssen die Aufhetzung in ihren Medien beenden, die öffentlichen und privaten Mittel zur Finanzierung des Terrorismus sowie extremistischer Ausbildung unterbinden und normale Beziehungen zu Israel herstellen. Israel muss die Siedlungsaktivitäten stoppen, den Palästinensern beim Aufbau einer florierenden Wirtschaft helfen und die Lebensfähigkeit eines neuen palästinensischen Staates mit aneinander grenzenden Gebieten im Westjordanland gewährleisten. Die palästinensischen Politiker müssen Korruption bekämpfen, das freie Unternehmertum fördern, den Menschen wirkliche Entscheidungsgewalt übertragen und aktiv gegen terroristische Gruppen vorgehen.

Das Bombenattentat in Tel Aviv dient als Mahnung, dass der Kampf gegen Terroristen im Streben nach Freiheit und einem palästinensischen Staat ausschlaggebend ist. Palästinenserpräsident Abbas verurteilte in einem Interview letzte Woche die Terroranschläge in Tel Aviv und erklärte: "Das Beenden der Gewalt und des Sicherheitschaos ist vor allem im Interesse der Palästinenser." Er fuhr fort: "Ohne Rechtsstaatlichkeit und öffentliche Ordnung können wir die Grundlagen eines Staates nicht aufbauen."

Präsident Abbas hat Recht. Deswegen werden die Vereinigten Staaten der Palästinensischen Autonomiebehörde beim Aufbau der für den derzeitigen Frieden und die zukünftige Souveränität erforderlichen Sicherheitsdienste helfen: effektive Sicherheitskräfte, die sich von ziviler Hand steuern lassen und dem Kampf gegen den Terror und der Wahrung der Rechtsstaatlichkeit verpflichtet sind. Wir werden unsere Bestrebungen mit der israelischen Regierung, Nachbarländern wie Ägypten und Jordanien und anderen Gebern koordinieren, um sicherzustellen, dass die Palästinenser die benötigte Ausbildung und Ausrüstung bekommen. Die Vereinigten Staaten sind entschlossen, den Parteien bei der Beseitigung von Hindernissen für den Fortschritt auf praktische Weise zu helfen, damit diese Chance für die Freiheit im Heiligen Land ergriffen werden kann.

In anderen Teilen des Nahen Ostens verzeichnen wir kleine aber positive Entwicklungen. Die in Saudi-Arabien vor kurzem abgehaltenen Regionalwahlen waren die Anfänge von Reformen, die in der Zukunft eine größere Beteiligung zulassen könnten. In Ägypten besteht jetzt die Aussicht auf Präsidentschaftswahlen im September, in denen mehrere Parteien konkurrieren. Wie alle freien Wahlen setzen sie Versammlungsfreiheit, mehrere Kandidaten, eine freie Nutzung der Medien durch diese Kandidaten und das Recht auf Bildung politischer Parteien voraus. Jedes Land im Nahen Osten wird einen anderen Weg der Reformen beschreiten. Jede Nation, die diese Richtung einschlägt, kann sich sicher sein, dass die Vereinigten Staaten sie auf diesem Weg begleiten werden.

Für Iran kann der Irak als Vorbild dienen

Die Fortschritte im Nahen Osten werden jedoch durch Massenvernichtungswaffen und ihre Verbreitung bedroht. Großbritannien, Frankreich und Deutschland befinden sich derzeit in schwierigen Verhandlungen mit Iran über die Beendigung des iranischen Atomwaffenprogramms. Wir wollen, dass unsere Verbündeten erfolgreich sind, weil auch wir der Auffassung sind, dass die Beschaffung von Atomwaffen seitens Irans eine Destabilisierung der Region und eine Bedrohung für alle Nachbarländer zur Folge hätte. Das iranische Regime sollte den Bedenken der Welt und der Stimme der Iraner Aufmerksamkeit schenken. Die Iraner sehnen sich nach Freiheit und wollen, dass ihr Land ein angesehenes Mitglied der internationalen Gemeinschaft wird. Wir sehen dem Tag hoffnungsvoll entgegen, an dem Iran sich den viel versprechenden Veränderungen in der Region anschließt. Wir sehen dem Tag hoffnungsvoll entgegen, an dem die Iraner frei sind.

Für Iran und andere Länder kann der Irak als Vorbild dienen. Die vor kurzem abgehaltenen Wahlen haben einen Prozess konstruktiver Diskussionen und Koalitionsbildung in Gang gesetzt, der in der irakischen Geschichte beispiellos und inspirierend zu beobachten ist. Die irakischen Politiker bilden eine Regierung, die die anstehende - und ausschlaggebende - Phase in der politischen Entwicklung des Irak begleiten wird: die Ausarbeitung einer dauerhaft gültigen Verfassung. Dieser Prozess muss ohne externe Einflussnahme erfolgen. Die Gestaltung der irakischen Demokratie muss von den Irakern selbst bestimmt werden.

Die Verteidigung der irakischen Demokratie obliegt langfristig auch den Irakern selbst. Unser Ziel ist es, den irakischen Sicherheitskräften zu vermehrter Eigenständigkeit zu verhelfen, und sie machen täglich Fortschritte. Während der Wahlen im Januar waren primär die irakischen Sicherheitskräfte für die Gewährleistung der Sicherheit an circa 5.000 Wahllokalen verantwortlich. Unsere Koalition rüstet das neue irakische Militär aus und bildet es aus, aber die Motivation kommt von den Irakern selbst.

Letzten Monat waren Soldaten des 7. Kavallerieregiments auf Patrouille im Norden von Bagdad, als eines ihrer Humvee-Fahrzeuge in einen Kanal rutschte. Irakische Soldaten kamen zu ihrer Rettung - sie stürzten sich immer wieder ins Wasser, bis auch der letzte Amerikaner in Sicherheit war. Der für die Einheit verantwortliche amerikanische Oberst sagte: "Als ich die Iraker im Wasser sah, wie sie versuchten, ihre amerikanischen Brüder zu retten, erhielt ich einen kurzen Einblick in die Zukunft dieses Landes." Einer der irakischen Soldaten erklärte: "Diese Menschen sind hundert, nein, zehntausend Meilen weit gereist, um meinem Land zu helfen. Sie haben ihre Familien und Kinder zu Hause zurückgelassen. Wenn wir ihnen auch nur ein kleines bisschen zurückgeben können, können wir damit unseren Dank zeigen." Die Vereinigten Staaten sind stolz, die Freiheit im Irak zu verteidigen und den mutigen Irakern bei der Verteidigung ihrer eigenen Freiheit zur Seite zu stehen.

Vor dreieinhalb Jahren betrauerten die Vereinigten Staaten ihre Toten, sammelten ihre Entschlossenheit und nahmen eine Mission an. Wir trafen die Entscheidung, den Bedrohungen für die Amerikaner Einhalt zu gebieten, bevor sie unsere Küsten erreichen, und gemäß dieser Entscheidung haben wir gehandelt. Wir sind auch entschlossen, demokratische Bewegungen und Institutionen in jedem Land und jeder Kultur zu suchen und ihre Entwicklung zu unterstützen, um letztendlich die Tyrannei auf der Welt zu beenden.

Nicht nur mit Waffengewalt

Dieses Ziel wird nicht leicht oder auf einmal oder nur mit Waffengewalt zu erreichen sein. Wir wissen, dass man sich für Freiheit ihrer Bedeutung gemäß entscheiden muss, und dass die demokratischen Institutionen anderer Nationen nicht mit unseren identisch sein werden. Wir wissen jedoch auch, dass unsere Sicherheit zunehmend von der Hoffnung und den Fortschritten anderer Nationen abhängt, in denen heute noch Verzweiflung und Verbitterung herrscht. Diese Hoffnung und Fortschritte können nur durch die Verbreitung der Freiheit erreicht werden.

Diese Verbreitung ist ein Leitmotiv der amerikanischen außenpolitischen Strategie - vom Vierzehn-Punkte-Programm über die Vier Freiheiten und den Marshallplan zur Reagan-Doktrin. Der Erfolg dieses Ansatzes hängt jedoch nicht ausschließlich von großen Strategien ab. Wir sind überzeugt, dass der Wunsch nach Freiheit, auch wenn er über Generationen unterdrückt wurde, im Herzen jedes Menschen schlummert. Und dieser Wunsch kann mit plötzlicher Kraft zum Ausdruck kommen und den Lauf der Geschichte verändern.

Gerade die Amerikaner sollten die Kraft der Freiheit nicht erstaunen. Eine auf der universalen Gültigkeit individueller Rechte gegründete Nation sollte nicht erstaunt sein, wenn andere Menschen diese Rechte ebenfalls einfordern. Menschen, die ihre Hoffnung auf die Freiheit setzen, können zwar angegriffen und herausgefordert werden, aber letztendlich werden sie nicht enttäuscht werden, da der Wunsch nach Freiheit im menschlichen Wesen begründet ist und der Verlauf der Geschichte den Weg zur Freiheit weist.

In unserer Zeit wurden die Vereinigten Staaten angegriffen. Die Vereinigten Staaten wurden herausgefordert. Die Unsicherheit, Trauer und Opfer der letzten Jahren waren aber nicht vergebens. Millionen haben ihre Freiheit errungen, und Millionen haben die Hoffnung auf Freiheit errungen, die ihnen nicht versagt werden kann. Der Ruf der Freiheit ist vernommen worden, und dieser Ruf erschallt nie zum Rückzug.

Bevor die Geschichte in Büchern niedergeschrieben wird, wird sie von mutigen Menschen geschrieben - dem Mut ehrbarer Soldaten, dem Mut unterdrückter Völker, dem Mut freier Nationen in schwierigen Situationen. Unsere Generation hat das Glück, in einer Zeit des Muts zu leben. Wir sind stolz, der Sache der Freiheit zu dienen.

Möge Gott Sie alle segnen.

Originaltext: War on Terrorism Requires Advance on Freedom, Bush Says
Siehe http://usinfo.state.gov



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