Kein "Menschenrechtsrabatt" – weder für Israel noch für die Palästinenser
pax christi befragte Parteien zum Nahost-Konflikt - Eine Zusammenstellung
Die pax christi-Nahostkommission hatte gemeinsam mit IPPNW und dem Versöhnungsbund anlässlich der Bundestagswahl Wahlprüfsteine zur Nahost-Politik erstellt. Im Folgenden dokumentieren wir den Bericht, der zur Auswertung der Reaktionen zusammengefasst wurde.
Zur Ergänzung dieses Berichts verweisen wir auf eine Synopse mit verschiedenen anderen friedens- und sicherheitspolitischen Standpunkten der Parteien: "Die Außen- und Sicherheitspolitik der Parteien auf dem Prüfstand".
Kein "Menschenrechtsrabatt" – weder für Israel noch für die Palästinenser
Bundestagskandidaten/innen fordern in Reaktion auf Wahlprüfsteine stärkere Achtung völkerrechtlicher Standards im Nahostkonflikt
Zahlreiche Politiker/innen, die für den 17. Deutschen Bundestag kandidieren, bestärken "pax
christi" in der Forderung nach einer konsequenteren Achtung geltender Menschen- und
Völkerrechtsstandards in der deutschen Nahostpolitik. In ihren Reaktionen auf
Wahlprüfsteine, die die Nahostkommission von „pax christi“ gemeinsam mit Fachgremien
den deutschen Sektionen von IPPNW und Internationalem Versöhnungsbund im Vorfeld der
Bundestagswahl versandt hatte, unterstrichen sie, dass die universalen Maßstäbe des
Völkerrechts beide Konfliktparteien gleichermaßen verpflichteten.
In einer offiziellen Antwort der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU) auf
die Anfrage von „pax christi“ wird darauf verwiesen, dass gemäß dem Rechtsgutachten des
Internationalen Gerichtshofs von 2004 rechtswidrige Besatzungsmaßnahmen „gestoppt und
rückgängig gemacht“ werden müssen. Diese Forderung bezieht sich vor allem auf die
israelischen Sperranlagen und Siedlungen auf besetztem palästinensischem Gebiet. Die
Tatsache, dass Israels Besatzungspolitik an verschiedenen Punkten klar gegen das Völkerrecht
verstößt, zwingt nach Ansicht der Christdemokraten die deutsche und europäische
Nahostpolitik zu besonderer Umsicht. Die CDU unterstreicht, dass sich die EU
selbstverständlich bei der Umsetzung internationaler Abkommen an alle Bestimmungen des
internationalen Rechts halten müsse.
Bündnis 90/Die Grünen machen sich in diesem Zusammenhang für die Einhaltung der
bestehenden restriktiven Zollbestimmungen stark, damit israelische Siedlungen im besetzten
Westjordanland nicht von bevorzugter Behandlung profitieren. In der Antwort der
Bundespartei heißt es weiterhin, es sei angesichts der Positionen der „israelischen
Rechtsregierung unter Netanyahu“ sachgerecht, vorerst keine weiteren Schritte zu der lange
geplanten Vertiefung der Beziehungen zwischen der EU und dem Staat Israel zu
unternehmen. Vielmehr brauche es – wie durch US-Präsident Obama formuliert – klare
Anforderungen, die mit Anreizen oder der „Sanktionierung der Konfliktparteien“ verstärkt
werden sollten. Auch die Kandidaten der FDP signalisieren, dass sie hinsichtlich der Frage
des Siedlungsbaus die Linie des neuen amerikanischen Präsidenten unterstützen und fordern,
dass die regional beteiligten Konfliktparteien in einer Konferenz für Sicherheit und
Zusammenarbeit im Nahen Osten (KSZNO) „an einen Tisch gebracht werden“.
Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) bedauert, dass die israelischen
Regierungen es bislang versäumt haben, der Fatah-geführten Palästinensischen Behörde mit
entschlossenen Konzessionen Regierungserfolge zu verschaffen und ihr so im Blick auf eine
erhoffte Neubelebung des Nahost-Friedensprozesses „den Rücken zu stärken“. Die SPD
unterstreicht, dass Kontrolle über besetztes Territorium an klare Rechtspflichten gekoppelt ist.
Daher dürfe Israel – ebenso wenig wie jeder andere staatliche oder nichtstaatliche Akteur –
seine Sicherheitsanliegen nur „im Rahmen völkerrechtlich verbindlicher Regeln“ verfolgen
und selbige nicht „nach eigenem Gutdünken außer Kraft setzen“, etwa durch die Anwendung
von Kollektivstrafen.
Die Linkspartei fordert in ihrer Antwort an die Nahostkommission von „pax christi“, die
durch die Ausweitung von Siedlungen erfolgten „Landnahmen sowie die jüngste massenweise
Zerstörung palästinensischer Häuser in Ost-Jerusalem unverzüglich einzustellen“. Nachdem
die internationale Gemeinschaft Israel an diesem Punkt jahrzehntelang gewähren gelassen
habe, sei es nun an der Zeit, sich „unmissverständlich auf die Seite des Völkerrechts zu
stellen.“ Dabei richtet die Linkspartei besonderes Augenmerk auf die Situation im
Gazastreifen und spricht sich angesichts der von Nichtregierungsorganisationen
dokumentierten Kriegsverbrechen und Kollektivstrafen gegen die dortige Zivilbevölkerung
für eine internationale Untersuchung sowie „die strafrechtliche Verfolgung der
Verantwortlichen“ aus. In diesem Zusammenhang fordert sie auch einen Stopp von
Waffenlieferungen in die Konfliktregion Nahost.
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