Beendet den Krieg! Für einen gerechten Frieden im Nahen Osten
Die Friedensbewegung verabschiedete in Kassel eine Erklärung
Am 12. März 2002 hat der UN-Sicherheitsrat eine Resolution
verabschiedet, die zum ersten Mal die "Vision" von zwei Staaten, einem
israelischen und einem palästinensischen Staat, erwähnt. Zusammen mit
den nach wie vor gültigen Sicherheitsratsresolutionen 242 (1967) und 338
(1973), in denen vor allem der Rückzug Israels aus den besetzten
Gebieten gefordert wird, könnte der neueste Vorschlag des saudischen
Kronprinzen Abdullah Grundlage für ernsthafte Verhandlungen sein.
In Übereinstimmung mit den friedensorientierten Stimmen auf israelischer
und palästinensischer Seite und in Solidarität mit den israelischen
Offizieren, die in den besetzten Gebieten den Militärdienst verweigern,
fordern wir als erste Maßnahmen
-
den vollständigen Rückzug des israelischen Militärs aus den besetzten
Gebieten,
- die Beendigung der gezielten Liquidationen mutmaßlicher "Terroristen",
- die Wiederaufnahme der israelisch-palästinensischen Verhandlungen,
- die Zulassung internationaler Beobachter unter Oberhoheit der
Vereinten Nationen,
- die volle Bewegungsfreiheit für den Präsidenten der Autonomiebehörde,
Arafat.
Wir weisen darauf hin, dass es sich hierbei nicht um Zugeständnisse oder
einseitige Verzichtsmaßnahmen Israels handelt, sondern um die
Herstellung normaler Beziehungen im Verhältnis zweier souveräner
Partner. Auch die längerfristigen Forderungen der israelischen
Friedensbewegung bedeuten keine "Kompromisse" oder Gnadenbeweise
Israels, sondern berücksichtigen nur das natürliche Recht der
Palästinenser auf ein menschenwürdiges Leben und auf Heimat. Zu diesen
längerfristigen Forderungen gehören
-
das Recht auf einen eigenen palästinensischen Staat mit Ostjerusalem
als Hauptstadt,
- die Räumung der israelischen Siedlungen auf dem Territorium des
Palästinenserstaates,
- die Anerkennung des Prinzips eines Rückkehrrechts vertriebener
Palästinenser,
- die Anerkennung und Garantie sicherer Grenzen Israels durch die
arabischen Staaten.
Soll der Nahe Osten nicht wieder im Inferno eines allgemeinen Krieges
und Bürgerkriegs versinken, müssen den Menschen in Palästina endlich
Perspektiven auf eine gleichberechtigte Existenz eröffnet werden. Von
unserer Regierung erwarten wir mehr diplomatischen Druck auf Israel,
eine friedensorientierte Politik einzuschlagen. Gerade als deutsche
Friedensbewegung, die sich ihrer besonderen Verantwortung gegenüber dem
israelischen Volk bewusst ist, stehen wir in der Pflicht einer doppelten
Solidarität: Wir setzen uns sowohl für das Existenzrecht Israels ein als
auch für die Lebens- und Menschenrechte und die staatliche
Unabhängigkeit der Palästinenser. Wer Hass unter den Palästinensern
besiegen will, muss den Menschen geben, was ihnen zusteht: Land und
Frieden.
Der Bundesausschuss Friedensratschlag ruft die Gruppen der
Friedensbewegung dazu auf, in den nächsten Tagen und Wochen
schwerpunktmäßig Veranstaltungen zur Situation im Nahen Osten
durchzuführen. Das Thema wird auch die diesjährigen Ostermärsche
beherrschen. Die Friedensbewegung darf nicht schweigen, wenn das
Menschenrecht auf Leben von israelischem Militär und von
palästinensischen Attentätern zerstört wird.
Kassel, 20. März 2002
Diese Erklärung wurde von der Aktionskonferenz der Friedensbewegung am
17. März in Kassel beschlossen.
Zurück zur Seite "Naher Osten"
Zur Seite "Friedensbewegung"
Zurück zur Homepage