Kaum Hoffnung auf Frieden im Kongo
Am 25. Februar begannen Verhandlungen in Südafrika
Der Kriegsschauplatz Kongo ist seit geraumer Zeit aus dem Blick der Medien und damit der Öffentlichkeit geraten. Dies liegt nur zum Teil daran, dass es seit dem Amtsantritt von Joseph Kabila in den umkämpften Gebieten etwas ruhiger geworden ist. Zum Teil liegt es schlicht auch daran, dass andere Kriege und Konflikte (Afghanistan, Naher Osten) die Medien weit mehr beschäftigen. Zumal Afrika ohnehin nicht weit oben auf der Agenda der Großmächte rangiert.
So wurde auch der Beginn von Friedensverhandlungen in Sun City in Südafrika Ende Februar von den Medien hier zu Lande kaum wahrgenommen. Immerhin fand sich in der Südeutschen Zeitung vom 25. Februar ein Artikel von Michael Bitala (SZ-Korrespondent in Afrika), in dem grundätzlich die Erfolgsaussichten dieser Verhandlungen in Südafrika beurteilt werden. Das Fazit von Bitala: Die Friedensverhandlungen stehen unter einem schlechtem Stern.
Dies liegt seiner Meinung nach einmal daran, dass gerade im Vorfeld der Verhandlungen neue Kämpfen im Kongo ausgebrochen sind. So musste zunächst auch die Eröffnungsfeier verschoben
werden. Unklar war nämlich, ob Präsident Joseph Kabila und
Rebellenchef Jean Pierre Bemba zu der auf 45 Tage angesetzten
Versammlung kommen würden. Bemba hatte in den vergangenen Tagen
eine Teilnahme abgelehnt, da ein Teil der mehr als 300
Delegierten seiner Meinung nach keine Oppositionellen seien,
sondern Unterstützer von Kabila.
Die Gespräche werden allgemein als "vorerst letzte Chance" eingeschätzt, den
Bürgerkrieg im Zentrum Afrikas zu beenden. Fünf ausländische
Armeen und ungezählte Rebellengruppen kämpfen seit August
1998 um die Vorherrschaft im früheren Zaire. Bis zu drei Millionen
Menschen sollen nach Schätzungen der UN seitdem gestorben
sein, die meisten von ihnen durch Hunger und Krankheiten. Die
UN bezeichnen die Lage als katastrophal. Das Land ist durch die
jahrzehntelange Herrschaft des Diktators Mobutu Sese Seko und
dem nach seinem Sturz einsetzenden Bürgerkrieg inzwischen
fast vollständig zerstört. Der Osten und Norden des Landes wurden von Ruanda, Uganda,
Burundi und ihren verbündeten Rebellengruppen erobert. Der
Süden und der Westen werden von kongolesischen
Regierungstruppen und Soldaten aus Simbabwe und Angola
gehalten. (Vgl. auch
"Kongo: Bürgerkriegsland und Beute fremder Staaten" .) Bitala: "Beobachter bezweifeln, dass die
Verhandlungsteilnehmer in Sun City zu einem erfolgreichen
Abschluss kommen können, da die Macht im Kongo nicht bei der
Regierung, der Zivilgesellschaft und den Aufständischen liegt,
sondern bei den Besatzungsmächten. Vor allem Ruanda und
Uganda gelten als die eigentlichen Herrscher im Kongo. Die von
ihnen unterstützten Rebellengruppen, darunter Jean- Pierre
Bembas MLC, sind lediglich Marionetten. Der so genannte
'innerkongolesische Dialog' sieht aber die Teilnahme der
Besatzungsländer nicht vor, es fehlen auch Vertreter Simbabwes
und Angolas."
Worum geht es?
Nach dem Bericht von Bitala sollen in Sun City eine Übergangsregierung und ein Zeitrahmen
für freie Wahlen ausgehandelt werden. An dem Treffen nehmen die kongolesische Regierung, verschiedene Rebellengruppen, ethnische Milizen, Oppositionelle
und "Vertreter der Zivilgesellschaft" teil. Sollten die Verhandlungen
scheitern, wird es auf absehbare Zeit
keinen Frieden im Kongo geben können. Dass es überhaupt zu diesen Verhandlungen gekommen ist, liegt
vor allem an Präsident Kabila, der nach der Ermordung seines
Vaters im Januar vergangenen Jahres die Macht übernommen
hat.
Pst. Grundlage: Süddeutsche Zeitung, 26. Februar 2002
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