Zwei kamen durch
"Willkommen in Palästina" für Australierinnen *
Zwei Australierinnen, die vor einer Woche im Rahmen der Aktion »Willkommen in Palästina« auf dem Flughafen Tel Aviv angekommen waren, dürfen nicht abgeschoben werden.
Die Entscheidung traf am Donnerstag (14. Juli) ein israelisches Bezirksgericht in Petach Tikwa. Sylvia Hale, ehemaliges Mitglied des Parlaments des Bundesstaates New South Wales, und Vivienne Porzsolt, Mitglied der Organisation »Juden gegen die Besatzung«, können nun zu ihrem eigentlichen Reiseziel, dem palästinensischen Westjordanland, weiterfahren.
Nach Kenntnisstand von Organisatoren der Kampagne in Berlin sind sie die bislang einzigen Teilnehmer, denen es nicht nur gelungen ist, in Israel einzureisen, obwohl sie als Ziel Palästina angegeben hatten, sondern die nun auch tatsächlich dort ankommen werden. Etwa 600 Personen aus Ländern Amerikas, Europas und eben Australien hatten sich über das Netzwerk Facebook verabredet, zum Teil mit ihren Familien die palästinensischen Gebiete aufzusuchen, um an Baumpflanzaktionen, Kultur- und anderen friedlichen Veranstaltungen teilzunehmen.
Fast allen Reiseteilnehmern war jedoch auf Betreiben Israels bereits das Einchecken für einen Flug nach Tel Aviv verweigert worden. Andere wurden nach ihrer Ankunft dort in Abschiebehaft genommen und des Landes verwiesen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP hatte das israelische Außenministerium alle bei Facebook frei zugänglichen Namen der Reiseteilnehmer zu Schwarzen Listen zusammengestellt und sie mit Passagierlisten abgeglichen, die es von den Fluggesellschaften abforderte. »Wir brauchten den Mossad nicht. Es war alles ganz offen zu finden«, erklärte dazu sichtlich zufrieden ein Sprecher des Ministeriums. Auf den Fall der beiden Australierinnen ging er nicht ein.
* Aus: Neues Deutschland, 15. Juli 2011
Sieger und Verlierer
Von Roland Etzel **
Zwei Australierinnen dürfen sich nun doch via Israel in Palästina willkommen heißen lassen. Dennoch – auch die nach der Gaza-Flottille zweite internationale Solidaritätsaktion dieses Sommers zugunsten der Palästinenser ist im Wesentlichen vereitelt worden. Der israelische Sicherheitsapparat hat reibungslos funktioniert und diesmal sowohl die Flugpassagiere als auch die Seefahrer mittels Diplomatie und kleinerer Pressionen ausgebremst, ohne sich wie voriges Jahr mit dem Blut erschossener Aktivisten zu besudeln. Man habe den Geheimdienst gar nicht gebraucht, freut sich ein Regierungsbeamter – in Erwägung gezogen hatte man ihn also schon.
Die »Verlierer« – das sind nicht Freunde nur der Palästinenser, sondern auch Palästinas, eines Staates, den es noch immer nicht gibt, der aber im September zunächst symbolisch gegründet werden soll. Diese Idee in die Welt zu tragen, mehr noch: die Einsicht in die Notwendigkeit eines derartigen Aktes zu befördern, war eines ihrer wesentlichen Ziele.
Das auf eine gewisse Art sympathisch-naive Scheitern hat nun sogar noch mehr dazu beigetragen, die tatsächlichen Verhältnisse in und vor Israel/Palästina für viele Menschen ein bisschen kenntlicher zu machen; auch wenn sich Goliath Israel demonstrativ zufrieden zeigt.
** Aus: Neues Deutschland, 15. Juli 2011
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