"Notwendig ist die Aufhebung der Blockade gegen die rund 1,5 Millionen Bewohner von Gaza"
Eine Pressemitteilung der "Kooperation für den Frieden" zum 60. Jahrestag der Staatsgründung Israels (Wortlaut)
Im Folgenden dokumentieren wir eine Pressemitteilung der "Kooperation für den Frieden" anlässlich des 60. Jahrestages der israelischen Staatsgründung.
PE zu 60 Jahre Israel, Kooperation für den Frieden
An die Presse
Freitag, 9. Mai 2008
Zu den Feierlichkeiten zum 60sten Jahrestag der Staatsgründung
Israels erklärt Susanne Grabenhorst, Sprecherin der Kooperation für
den Frieden:
60 Jahre Israel - ein Grund zum Feiern
60 Jahre Nakba* - ein Grund zum Trauern
Am 14.5.08 wird in Israel und an vielen anderen Orten, so auch in
der Frankfurter Paulskirche, der 60. Jahrestag der israelischen
Staatsgründung gefeiert.
Die Kooperation für den Frieden, ein Zusammenschluss von ca. 50
Organisationen und Initiativen der deutschen Friedensbewegung, weist
daraufhin, dass es ein notwendiger Schritt zum Frieden ist, auch die
Schattenseiten der 60-jährigen Geschichte Israels nicht zu
verdrängen.
Nach dem Holocaust führte die Staatsgründung Israels zur Nakba, der
Vertreibung von rund 750 000 PalästinenserInnen, deren Nachkommen zu
einem großen Teil bis heute in Flüchtlingslagern leben. Die
Geschichte Israels wie auch das Schicksal der palästinensischen
Bevölkerung sind somit eng mit der deutschen Geschichte verknüpft,
das Leid beider Seiten kann Deutschland nicht gleichgültig sein.
Die seit vier Jahrzehnten andauernde israelische Besatzungs- und
Siedlungspolitik führte zu unsäglichem Leid für die palästinensische
Bevölkerung. Dieses Unrecht lässt aber auch die israelische
Gesellschaft nicht zur Ruhe kommen und die israelische Bevölkerung
unter der Gewalt von Extremisten leiden .
Auch die gegen die Bedrohung durch arabische Nachbarstaaten
gerichtete militärische Aufrüstung Israels zu einer regionalen
Supermacht führte nicht zu Sicherheit, geschweige denn zu einer
friedlichen Nachbarschaft.
Feierliche Friedensgelöbnisse wie zuletzt in Anapolis haben eine
immer kürzere Halbwertzeit, wie am weiteren Ausbau der israelischen
Siedlungen im Westjordanland zu erkennen ist.
Die jüngst beim Regierungsbesuch von Frau Merkel abgeschlossenen
Vereinbarungen sehen im Bereich der höchst bedenklichen verstärkten
militärischen Zusammenarbeit "technologische Projekte von
beiderseitigem Interesse, unter anderem im Bereich des
Truppenschutzes" vor - nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, dass nun
die Bundeswehr in Afghanistan bei der Aufstandsbekämpfung vor
ähnliche Probleme gestellt sein wird, wie die israelische Armee in
den besetzten palästinensischen Gebieten.
Wir fordern die Bundesregierung auf, sich sehr viel entschiedener
für menschenwürdige Bedingungen, die Herstellung der Menschenrechte
und die Herstellung von Frieden in der Region einzusetzen und dabei
ihren Einfluss auf die israelische Regierung geltend zu machen.
Notwendig sind insbesondere
- die Herstellung menschenwürdiger Lebensbedingungen in
Israel/Palästina einschließlich der besetzten Gebiete. Notwendig ist
die Aufhebung der Blockade gegen die rund 1,5 Millionen Bewohner von
Gaza
- Einbeziehung aller relevanten Akteure in Friedensverhandlungen. So
sollte die gewählte Hamas-Administration einbezogen werden, wie dies
erst vor wenigen Tagen der frühere US-Präsident Carter gefordert
hat.
- Ein Ende der deutschen Waffenlieferungen in die Region;
insbesondere die zusätzlichen "Dolphin"-U-Boote, die zweifelsfrei
als Atomwaffenträger genutzt werden können, dürfen nicht
ausgeliefert werden. Wirtschaftliche Interessen der deutschen
Rüstungsindustrie dürfen nicht schwerer wiegen als die
Friedensinteressen in der Region, die durch die Aufrüstungsspirale
weiter untergraben werden.
Wir fordern die Bundesregierung weiter auf, sich in der EU dafür
einzusetzen, dass die europäische Unterstützung der Bewohner und
Bewohnerinnen des Gazastreifens wieder aufgenommen wird. Die
kollektive Bestrafung der Menschen, die sogar deren Tod z.B. durch
fehlende medizinische Versorgung in Kauf nimmt, muss beendet werden!
Wir bewundern den großen Mut und die Geduld israelischer und
palästinensischer Friedens- und Menschenrechtsgruppen, die gemeinsam
ein Ende der völkerrechtswidrigen Besatzung und Siedlungspolitik
fordern.
Eine gemeinsame Zukunft der israelischen und der palästinensischen
Bevölkerung, in der beide Heimatrecht, Selbstbestimmung und gerechte
Entwicklungsmöglichkeiten haben, ist ihr Ziel, das auch das Ziel der
Bundesrepublik sein sollte.
* 15.Mai Tag der Nakba (arabisch: Katastrophe, Unglück)
Für den SprecherInnenkreis der Kooperation fr den Frieden
Susanne Grabenhorst
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