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Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

16. bis 31. Mai 2005

Montag, 16. Mai, bis Sonntag, 22. Mai
  • Bei Anschlägen gegen die irakische Armee in Bagdad und nördlich der irakischen Hauptstadt sind am 16. Mai laut AFP acht Menschen (laut dpa 6 Menschen) getötet worden, unter ihnen vier Soldaten. Nach Angaben eines irakischen Militärsprechers starben vier Soldaten bei der Verfolgung mutmaßlicher Rebellen, als ihr Fahrzeug in der Region Baakuba rund 40 Kilometer nördlich Bagdads auf einen Sprengsatz fuhr. Die Flüchtigen hatten zuvor eine Basis der Armee mit Mörsergranaten angegriffen, dabei wurden drei Soldaten verletzt.
  • In den Korruptionsskandal um das frühere UN-Hilfsprogramm für den Irak soll vor allem Russland verwickelt sein. Nach einem US-Senatsbericht soll fast ein Drittel der Öl-Zuteilungen im Rahmen des Programms "Öl für Lebensmittel" an Russland gegangen sein. Das Öl selbst floss aber nie nach Russland, sondern wurde vermutlich an die USA weiterverkauft. Von dem illegalen Geschäft profitierten Politiker, Ministerien und Parteien, heißt es in dem Untersuchungsbericht, der am 16. Mai in Washington vorgestellt werden sollte. Nach Angaben des Senats-Unterausschusses unter Leitung des Republikaners Norm Coleman wollte der damalige Machthaber Saddam Hussein mit dem Geschäft die russische Irak-Politik zu seinen Gunsten beeinflussen.
  • In der nordirakischen Stadt Rabia nahe der Grenze zu Syrien hat sich am 16. Mai ein Selbstmordattentäter in seinem Auto in die Luft gesprengt. Ziel des Anschlags war nach Polizeiangaben eine vorbeifahrende US-Patrouille. Fünf Zivilpersonen wurden getötet, 25 weitere wurden verletzt. Amerikaner waren nicht unter den Opfern. Rabia liegt 145 Kilometer westlich von Mossul.
  • Nach dem Fund dutzender Leichen in Bagdad und Umgebung haben hochrangige sunnitische Vertreter vor neuer Gewalt zwischen den Religionsgemeinschaften gewarnt. Der Chef der sunnitischen Religionsbehörde Wakf, Adnan el Dulaimi, forderte von der neuen Regierung eine vollständige Aufklärung der Morde. Allein am Wochenende wurde in Bagdad und südlich der Hauptstadt die Leichen von 47 Menschen entdeckt, von denen die meisten erschossen, geköpft oder gefoltert worden waren. Allein 25 Leichen wurden in schiitischen Vierteln im Norden Bagdads gefunden, viele von ihnen mit auf dem Rücken gefesselten Händen und verbundenen Augen - ein Zeichen dafür, dass sie exekutiert wurden. Bei vielen der Opfer soll es sich um Sunniten handeln.
    Dulaimi machte indirekt die Regierung für die Morde verantwortlich: "Alle kennen die Machenschaften von Polizei, Armee und den Einheiten des Innenministeriums", sagte er. Nach seinen Angaben wurden bei willkürlichen Duchsuchungsaktionen der schiitisch dominierten Sicherheitskräfte mehr als 300 sunnitische Imame, Priester und Wächter von Moscheen festgenommen. Alle Versuche, sie freizubekommen, seien vergeblich gewesen.
    Der Sprecher des Rats der schiitischen Geistlichen, Muthanna Hareth el Dari, warf der Regierung vor, schiitischen Milizen bei der Unterdrückung der Sunniten freie Hand zu lassen. Zwei Überlebende der Exekutionen hätten angegeben, sie seien von Kommandos des Innenministeriums entführt worden.
    Der radikale Schiitenprediger Moktada Sadr rief alle Religionsgemeinschaften zur Zurückhaltung auf. Niemand dürfe Zivilisten angreifen oder derartige Angriffe hinnehmen.
    Der neue sunnitische Verteidigungsminister Saadun el Dulaimi verbot den Sicherheitskräften alle Durchsuchungsaktionen in religiösen Stätten sowie auf den Universitätsgeländen. (AFP, 16. Mai)
  • Im Prozess um den Folterskandal im irakischen Gefängnis Abu Ghraib hat das Militärgericht die US-Militärpolizistin Sabrina Harman für schuldig befunden. Das Gericht im texanischen Ford Hood bestätigte am 16. Mai sechs der sieben Anklagepunkte gegen Harman, wie ein Militärsprecher mitteilte. In einem Missbrauchsfall habe die Jury sie dagegen freigesprochen. Harman drohen nun noch fünfeinhalb Jahre Haft.
    Am 17. Mai wurde dann das Strafmaß verkündet: Die Reservistin muss wegen des Missbrauchs von irakischen Gefangenen im berüchtigten Bagdader Gefängnis Abu Ghraib für sechs Monate ins Gefängnis. Mit dem Strafmaß blieb das Gericht nicht nur deutlich unter der Höchststrafe von fünfeinhalb Jahre Haft, sondern auch unter der Forderung der Anklage nach drei Jahren Gefängnis. Harman ist neben Lynndie England die zweite Frau, die auf Fotos mit nackten oder in demütigenden Positionen fotografierten Häftlingen in Abu Ghraib zu sehen ist.
  • Der neue britische Verteidigungsminister John Reid hat am 17. Mai überraschend den Irak besucht. Reid traf seinen irakischen Kollegen Saadun el Dulaimi und besuchte im Süden des Landes stationierte britische Truppen, teilten Vertreter des britischen Verteidigungsministeriums in Bagdad mit.
  • Nach Jahrzehnten erbitterter Feindschaft haben der Iran und die neue schiitische Regierung im Irak bei einem Treffen der Außenminister eine neue Ära der Zusammenarbeit verkündet. "Der Iran ist voll und ganz bereit, mit dem Irak in allen Bereichen zusammenzuarbeiten", sagte der iranische Außenminister Kamal Charrasi am 17. Mai nach einem Treffen mit seinem irakischen Kollegen Hoschjar Sebari in Bagdad. Sebari betonte die Friedfertigkeit der neuen irakischen Führung: "Der Irak nach Saddam Hussein ist ein neuer Irak, der mit seinen Nachbarn in Frieden lebt, weit entfernt von seinem kriegerischen Vorläufer." Charrasis Besuch werde "bedeutsame neue Horizonte für die Zusammenarbeit" der früheren Kriegsgegner eröffnen.
  • Eine militante Gruppe im Irak hat am 17. Mai im Internet ein Video veröffentlicht, das die Erschießung von zwei Männern zeigt. Bei ihnen soll es sich um Iraker handeln, die auf US-Stützpunkten arbeiteten. Auf dem von der Ansar-al-Sunna-Armee ins Netz gestellte Video erklärten die beiden, auf Stützpunkten in der westirakischen Provinz Anbar als Lastwagenfahrer für eine US-Firma beziehungsweise als Wartungsmonteur tätig gewesen zu sein.
  • Bei mehreren Anschlägen im Irak sind am 17. Mai mindestens 17 Menschen ums Leben gekommen. Sechs Lastwagenfahrer, die die US-Truppen mit Nachschub versorgten, wurden in Dudschail, 80 Kilometer nördlich von Bagdad, erschossen, wie die Behörden mitteilten. Ein Selbstmordattentäter riss am Abend im Osten von Bagdad zwei irakische Soldaten mit in den Tod und verletzte zehn weitere. In Mosul erschossen Unbekannte den früheren Polizeichef und zwei Polizisten.
    Zuvor waren in Bagdad bereits zwei Regierungsbeamte und ein schiitischer Prediger Mordanschlägen zum Opfer gefallen. In der Ortschaft Tunis rund 30 Kilometer südlich von Bagdad verschleppten und töteten Unbekannte ein ehemaliges Mitglied der inzwischen verbotenen Baath-Partei und dessen drei Söhne im Alter von 17 bis 25 Jahren.
  • Ein Selbstmordattentäter hat in der irakischen Stadt Sinia zwei Polizisten mit in den Tod gerissen. Der Mann habe sein Auto in der Nacht zum 18. Mai nahe einem Konvoi der irakischen und US-Armee zur Explosion gebracht, sagte Polizeioberst Ali Jusef der Nachrichtenagentur AFP. Ob US-Bürger zu Schaden kamen, war zunächst nicht bekannt. Sinia liegt in der Nähe der Stadt Baidschi 200 Kilometer nördlich von Bagdad.
  • Kurdische Sicherheitskräfte im Irak haben nach eigenen Angaben die Drahtzieher des Selbstmordanschlags in Erbil vom 4. Mai mit etwa 50 Toten gefasst. Die Namen der Schuldigen würden in den nächsten Tagen veröffentlicht, hieß es in einer Erklärung der Sicherheitsbehörden in Erbil am 18. Mai.
  • Im Irak sind weitere Spitzenbeamte gezielten Mordanschlägen zum Opfer gefallen. Ein ranghoher Mitarbeiter des Innenministeriums, Brigadegeneral Ibrahim Chamas, wurde am 18. Mai bei der Fahrt durch Bagdad aus einem überholenden Auto heraus erschossen. Zu der Bluttat bekannte sich Al Kaida im Irak.
  • Westlich von Bagdad wurden am 18. Mai weitere sieben Leichen von Männern gefunden. Sie waren mit gezielten Schüssen in den Kopf getötet worden.
  • Blutige Auseinandersetzungen wurden am 18. Mai auch aus Mossul gemeldet. Dort kamen bei einem Mörserangriff zwei Iraker ums Leben, acht weitere wurden verletzt - darunter sieben Schulkinder, wie die Polizei mitteilte.
  • In Bakuba nordöstlich von Bagdad wurden am 18. Mai 14 Menschen, darunter zwei Polizeibeamte, bei der Explosion eines Sprengsatzes verletzt.
  • Religiöse Sunnitenführer haben den irakischen Sicherheitskräften die Tötung von 14 Sunniten vorgeworfen. Soldaten und Kommandos des Innenministeriums hätten Imame und Wächter von Moscheen festgenommen, gefoltert und getötet und ihre Leichen auf einer Müllhalde entsorgt, erklärte das Komitee moslemischer Gelehrter, die größte Sunnitenvertretung des Irak, am 18. Mai. In der Erklärung waren die Namen von 14 angeblichen Opfern aufgelistet, unter ihnen drei Imame. Zuvor hatte das Komitee den Rücktritt des irakischen Innenministers, eines Sunniten, und des sunnitischen Verteidigungsministers gefordert. Diese wiesen die Vorwürfe zurück. Der Anführer der Sunnitenorganisation Wakf, Adnan el Dulaimi, rief die Gläubigen in Bagdad zu einem dreitägigen "Gebetsstreik" ab dem Morgengebet am Freitag, den 20. Mai, auf.
  • "Eine der Lektionen, die wir im Irak gelernt haben, ist, dass wir zwar Militärpersonal schnell überall auf der Welt einsetzen können, dies aber nicht für zivile US-Regierungsbeamten gilt", sagte US-Präsident George W. Bush am 18. Mai vor dem Internationalen Republikanischen Institut (IRI) in Washington. Zur Förderung der Demokratie in der Welt will Bush ein Spezialkorps aus Diplomaten und anderen Regierungsbeamten bilden, das bei Bedarf schnell an Krisenherden eingesetzt werden kann. Das neue Korps solle auf Abruf bereit sein und binnen Tagen oder Wochen - "statt Monaten oder Jahren" - Programme zur Unterstützung von jungen Demokratien in Gang bringen, kündigte der US-Präsident an. Indirekt räumte er Probleme beim Wiederaufbau im Irak ein. (Siehe: Die Rede im Wortlaut.)
  • Ein Mitarbeiter des irakischen Ölministeriums ist von Unbekannten erschossen worden. Der ranghohe Ingenieur Ali Hamid sei am Morgen des 19. Mai beim Verlassen seines Hauses in Bagdad getötet worden, erklärte das irakische Innenministerium.
  • Bei einer Bombenexplosion im Zentrum von Baakuba nordöstlich von Bagdad wurden am 19. Mai zwei Polizisten getötet. Drei weitere Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt.
  • Am 19. Mai ist ein Vertrauter von Großajatollah Ali al-Sistani ermordet worden. Wie die Polizei sagte, starb der Sistani- Mitarbeiter, als unbekannte Angreifer am Morgen in sein Haus eindrangen und das Feuer auf ihn eröffneten. Al-Sistani ist der einflussreichste schiitische Geistliche des Irak.
  • Bei einem versuchten Attentat auf einen irakischen Abgeordneten sind am 19. Mai nach Angaben des Parlamentariers sieben Menschen ums Leben gekommen. Er selbst habe den Angriff unversehrt überlebt, sagte Fawas Mohamed Dhiab el Dscharba. Drei Menschen seien verletzt worden. Aufständische hätten sein Haus angegriffen und sich eine Schießerei mit den Wachmännern und Angehörigen geliefert. Ein Fahrer, mehrere Wächter und Mitglieder seiner Familie seien ums Leben gekommen.
  • Der irakische Ministerpräsident Ibrahim al Dschaafari ist am 19. Mai zu seinem ersten Auslandsbesuch seit dem Amtsantritt im vergangenen Monat in der Türkei eingetroffen. Al Dschaafari will am 20. Mai mit Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und weiteren Vertretern der türkischen Regierung zusammenkommen. Es wird erwartet, dass es bei den Gesprächen um die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern und die Frage geht, ob die Instabilität Iraks auf andere Länder ausstrahlen könnte. Der Irak und die Türkei hätten gemeinsame Interesse, sagte al Dschaafari bei der Ankunft, "Öl, Wasser, Energie."
  • Im Irak sind nach Angaben der US-Armee drei weitere US-Soldaten getötet worden. Zwei Soldaten seien am 19. Mai bei einem Feuerangriff auf ihren Konvoi im Zentrum von Bagdad ums Leben gekommen, teilte die US-Armee in der irakischen Hauptstadt am 20. Mai mit. Bereits am 18. Mai sei ein weiterer US-Soldat bei einem "indirekten Angriff" auf eine US-Basis in der Stadt Ramadi getötet worden. Seit dem Einmarsch in das Land im Frühjahr 2003 starben bereits mehr als 1600 US-Soldaten im Irak.
  • Bei der Explosion einer Bombe vor einer Moschee in Bagdad sind zwei Kinder getötet worden. Die Mutter der fünf und neun Jahre alten Brüder wurde bei dem Anschlag am späten Abend des 19. Mai verletzt, wie ein Militärsprecher am 20. Mai sagte. Die schiitische Imam-al-Mahdi-Moschee im Stadtteil Saadija wurde beschädigt, ebenso wie umliegende Geschäfte und Wohnhäuser.
  • Das US-Verteidigungsministerium hat auf Gerichtsbeschluss neue Dokumente über die Misshandlung von Häftlingen im Irak und in Afghanistan herausgegeben. Auf den mehr als 2.000 Seiten werde auch der Vorwurf irakischer Häftlinge unterstützt, sie seien mit religiösen Symbolen erniedrigt und gedemütigt worden. Das teilte am 20. Mai die US-Bürgerrechtsunion in New York mit. Unter anderem wird von einer Schein-Exekution im Juli 2003 nahe der westirakischen Stadt Ramadi berichtet. Ein Iraker sollte sein eigenes Grab schaufeln. US-Präsident George W. Bush kündigte eine lückenlose Aufklärung an. Die USA respektierten die Menschenrechte. Jene, die dagegen verstoßen, würden zur Rechenschaft gezogen.
  • Trotz des Rückzugs des Berichts eines US-Magazins über angebliche Koran-Schändungen im Gefangenenlager Guantánamo sind am 20. Mai tausende Moslems zu antiamerikanischen Protesten auf die Straße gegangen. Bei einer Demonstration im irakischen Nassirijah wurden acht Menschen durch Schüsse verletzt. Zu dem Protest hatte der radikale Schiitenprediger Moktada Sadr aufgerufen. Auch in vielen Teilen des Iran kam es zu Demonstrationen. In der Hauptstadt Teheran zogen tausende Menschen nach dem Freitagsgebet durch die Straßen und riefen Parolen wie "Tod Amerika" oder "Tod Israel". Israelische und US-Flaggen wurden verbrannt.
  • Die US-Armee hat am 20. Mai den Beschuss des Hauses eines Parlamentsmitgliedes im nordirakischen Mossul eingeräumt. Dabei seien acht Menschen getötet worden. Zuvor hätten "Terroristen" vom Dach eines benachbarten Hauses auf einen US-Helikopter geschossen, hieß es. Augenzeugen hatten berichtet, bei den Toten handele es sich um Freunde und Angehörige eines Abgeordneten.
  • Die britische Boulevardzeitung "The Sun" hat am 20. Mai auf ihrer Titelseite Fotos des gestürzten irakischen Präsidenten Saddam Hussein in Unterwäsche veröffentlicht. Unter der Überschrift "Tyrann in Unterhose" zeigte das Blatt ein Bild von Saddam Hussein, auf dem er mit nacktem Oberkörper und weißer Unterhose beim Ankleiden zu sehen ist. In dem begleitenden Artikel werden US-Militärkreise mit den Worten zitiert "Saddam ist weder Supermann noch Gott - er ist jetzt einfach nur ein bescheidener alter Mann". Es sei wichtig, dass die irakische Bevölkerung ihren ehemaligen Präsidenten so zu sehen bekomme, "um den Mythos zu zerstören", der den 68-Jährigen umgebe.
    Nach der Veröffentlichung bloßstellender Fotos von Saddam Hussein in der britischen Boulevardzeitung "The Sun" haben die Anwälte des irakischen Ex-Präsidenten rechtliche Schritte gegen das Blatt angekündigt. Die Fotos, auf denen Saddam Hussein unter anderem in Unterhose zu sehen ist, seien eine Verletzung der Menschenrechte und ein Verstoß gegen die Genfer Konventionen, sagte Siad Chassawneh, der Chef des Verteidigerteams, am 20. Mai. Es würden alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um jene zu bestrafen, die solche "unwürdigen Akte" begangen haben.
    Die US-Armee leitete Ermittlungen ein und erklärte, die Fotos verstießen eindeutig gegen Vorgaben aus dem Verteidigungsministerium. Es sei befremdlich, dass jemand, der für Saddam Husseins Bewachung mit zuständig sei, die Fotos habe machen können, um sie dann der Presse anzubieten.
    Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat die US-Ermittlungen zur Veröffentlichung von Fotos des früheren irakischen Präsidenten Saddam Hussein begrüßt. Die Einleitung einer Untersuchung sei "sehr angebracht", sagte IKRK-Sprecherin Antonella Notari am 20. Mai der Nachrichtenagentur AFP in Genf.
  • US-Außenministerin Condoleezza Rice hat am 20. Mai die Vorwürfe der USA gegen Syrien ausgeweitet und der Regierung in Damaskus die Unterstützung der Aufständischen im Irak vorgeworfen. Nach einem Treffen mit dem irakischen Planungsminister Barham Salih sagte Rice, Syrien würde die Aufständischen finanziell unterstützen und ihnen auch erlauben, syrisches Gebiet zu benutzen, um "ihre Terrorangriffe gegen unschuldige Iraker zu organisieren".
  • Im Irak sind am 20. Mai mehr als 10.000 Menschen einem Aufruf des radikalen Schiitenpredigers Muktada al Sadr zu Protesten gegen die USA und Israel gefolgt. In der Stadt Nassirija lieferten sich Anhänger Al Sadrs blutige Gefechte mit Sicherheitskräften. Mindestens 17 Menschen wurden verwundet, zum Teil lebensgefährlich.
    Den Angaben zufolge marschierten etwa 2.000 Mitglieder von Al Sadrs Al-Mahdi-Armee durch die Stadt. Als sie sich dem Sitz des Provinzgouverneurs näherten, eröffneten dessen Wachen das Feuer, wie Augenzeugen berichteten. Die Demonstranten hätten zurückgeschossen. Laut Krankenhausärzten sind unter den Verletzten vier Polizisten und vier Zivilpersonen. Ein Mitarbeiter Al Sadrs sagte, neun von dessen Anhängern seien verwundet worden. Auch in Nadschaf und Kufa kam es zu Protesten, im Bagdader Viertel Sadr City marschierten 5.000 Anhänger Al Sadrs.
  • In Bagdad riss am 20. Mai ein Selbstmordattentäter zwei Menschen mit in den Tod, als er sich vor dem Haus von Sicherheitsberater Muwafak al Rubaie in die Luft sprengte. Al Rubaie blieb unverletzt.
  • Nördlich von Bagdad kam am Morgen des 20. Mai ein US-Soldat bei einem Bombenanschlag ums Leben. Er befand sich auf einer Patrouille in der Nähe von Tadschi, als der am Straßenrand gelegte Sprengsatz explodierte.
  • Auf das Abu-Ghraib-Gefängnis am Stadtrand wurden am 20. Mai abermals mehrere Raketen abgefeuert. Fünf Häftlinge wurden nach Polizeiangaben verletzt, drei von ihnen schwer.
  • Im Vorort Kasimija tötete am 20. Mai eine Autobombe nach US-Angaben zwei irakische Soldaten.
  • Der Irak hat einem Gesuch der iranischen Regierung zugestimmt, den ehemaligen irakischen Präsidenten Saddam Hussein für die im Iran-Irak-Krieg begangenen Kriegsverbrechen vor Gericht zu stellen. Es sei notwendig, der früheren Führung des Irak den Prozess zu machen, schreiben die Nachbarländer in einer gemeinsamen Erklärung, die am 20. Mai auf der Website des irakischen Außenministeriums veröffentlicht wurde. Die frühere Regierung sei verantwortlich für Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und militärische Aggressionen gegen die Völker Irans, Iraks und Kuwaits. Es ist das erste Mal, dass Bagdad seine Verantwortung im Iran-Irak-Krieg anerkennt. In dem Krieg kamen zwischen 1980 und 1988 vermutlich 500.000 Menschen ums Leben.
  • Australien strebt den Abzug seiner im Irak stationierten Soldaten innerhalb eines Jahres an. Das insgesamt 900 Mann starke australische Kontingent werde seine Aufgaben voraussichtlich im Mai kommenden Jahres erfüllt haben, sagte Verteidigungsminister Robert Hill in einem am 21. Mai veröffentlichten Interview mit der Zeitung "The Weekend Australian". Die je 450 Soldaten in der Nähe von Bagdad sowie in der südlichen Provinz Muthanna seien dabei, ein für irakische Verhältnisse angemessenes Sicherheitsumfeld zu schaffen. Die Möglichkeit zum Rückzug der australischen Truppen hänge von der wachsenden Fähigkeit der irakischen Streitkräfte ab, selbst für Sicherheit im Land zu sorgen, sagte Hill.
  • Mit der Gründung einer politischen Organisation wollen die Sunniten im Irak ihren Einfluss stärken. Die mehr als 1.000 Geistlichen sowie Vertreter sunnitischer Stämme und politischer Parteien erklärten am 21. Mai in Bagdad, alle Sunniten im Irak würden die Entscheidungen der neuen Organisation akzeptieren. Als ersten Schritt forderte sie den Rücktritt des schiitischen Innenministers Bajan Dschabr. Die Sunniten verurteilten Razzien in ihren Moscheen. Sie forderten die Einrichtung eine unabhängigen Komitees, das prüfen solle, ob Häftlinge gefoltert oder getötet worden seien. Innenminister Dschabr wies den Vorwurf zurück, die Regierung sei in die Ermordung sunnitischer Geistlicher verwickelt. Er lehnte einen Rücktritt ab. Nur das Parlament könne über einen solchen Schritt entscheiden, sagte er.
  • Ungeachtet der Kritik an der Veröffentlichung herabwürdigender Fotos des inhaftierten irakischen Ex-Präsidenten Saddam Hussein hat die britische Zeitung "The Sun" nachgelegt und am 21. Mai weitere Bilder gedruckt. Ein hinter Stacheldraht aufgenommenes Foto zeigt den in ein langes Hemd gekleideten früheren Staatschef gehend in nachdenklicher Haltung, die auch als Gebet gedeutet werden könnte. Das Blatt erklärte, die Abzüge seien ihm aus "US-Armeekreisen" zugespielt worden, "um den Aufständischen im Irak einen Schlag zu versetzen".
  • Im Irak sind seit Mai vergangenen Jahres 295 US-Bürger und Angehörige von Sicherheitsfirmen ums Leben gekommen, die dort in Projekten zum Wiederaufbau tätig waren. Dies teilte das US-Büro für den Wiederaufbau am 21. Mai in der irakischen Hauptstadt Bagdad mit. Der Irak sei immer noch ein gefährlicher Ort, um Geschäfte zu machen, sagte Büroleiter William Taylor. Wegen der anhaltenden Gewalt im Land seien die Kosten für Sicherheitsmaßnahmen weiter gestiegen: Zwölf bis 16 Prozent der von den USA für den Wiederaufbau Iraks vorgesehenen Gelder würden inzwischen für die Sicherheit ausgegeben, dies entspreche einer Summer von 21 Milliarden Dollar (etwa 16,7 Milliarden Euro).
  • Neuen Anschlägen im Irak sind am 21. Mai mindestens zehn weitere Mitglieder der einheimischen Sicherheitskräfte zum Opfer gefallen. Acht Angehörige einer Eliteeinheit des Innenministeriums, der so genannten Wolfsbrigade, wurden vor Tagesanbruch bei einem Überfall auf ihren Konvoi in der nördlichen Stadt Beidschi getötet, wie Polizeileutnant Nadar Adil mitteilte. Sunnitische Politiker haben die Wolfsbrigade bezichtigt, an Übergriffen auf Sunniten beteiligt gewesen zu sein. Vier weitere Polizisten kamen nach Behördenangaben bei der Detonation einer Bombe am Straßenrand in Samarra ums Leben, einer überwiegend von Sunniten bewohnten Stadt.
  • In der irakischen Hauptstadt Bagdad ist ein ranghoher Beamter des Handelsministeriums getötet worden. Unbekannte erschossen Generaldirektor Ali Mussa Salman und seinen Fahrer am 21. Mai im Nordwesten der Stadt, verlautete aus dem Innenministerium. Der Angriff ereignete sich demnach im Stadtviertel Iskan. I
  • Drei im Irak entführte rumänische Journalisten sind wieder frei. Die drei und ihr irakischer Führer seien nach fast zwei Monaten Geiselhaft wohlauf und bereits in der Obhut der rumänischen Behörden, teilte die Präsidentschaft am 22. Mai in Bukarest mit.
  • Im Irak sind erstmals seit dem Amtsantritt des neuen Ministerpräsidenten Ibrahim el Dschaafari Todesurteile verhängt worden. Ein Sondergericht in der Stadt Kut südlich von Bagdad verurteilte am 22. Mai drei Mitglieder der radikalislamischen Gruppe Ansar el Sunna wegen Verschleppung und Ermordung von irakischen Polizisten sowie Vergewaltigung zum Tode, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Die Männer im Alter von 25, 30 und 44 Jahren sollten in den kommenden zehn Tagen hingerichtet werden; wie dies geschehen sollte, blieb unklar. Dschaafari hatte vor Kurzem angekündigt, dass die von den US-Besatzern im März ausgesetzte Todesstrafe im Irak wieder eingeführt werde.
  • Bei einem Autobombenanschlag nördlich von Tikrit ist ein US-Soldat getötet worden. Der Anschlag galt einer Militärpatrouille, wie die amerikanischen Streitkräfte am Abend des 22. Mai mitteilten. Ein weiterer US-Soldat starb den Angaben zufolge bei einem Verkehrsunfall nahe der nordirakischen Stadt Kirkuk. Die Umstände des Unfalls waren zunächst unklar.
Montag, 23. Mai, bis Sonntag, 29. Mai
  • Irakische und US-Truppen haben in der Nacht zum 23. Mai eine Großoffensive gegen Aufständische im Westen Bagdads begonnen. Dabei soll auch eine unbekannte Zahl an Verdächtigen festgenommen worden sein. Ziel der Operation ist es unter anderem, die Straße zum internationalen Flughafen und das Gefängnis Abu Ghoreib zu sichern. Auf der Straße werden häufig Autobombenanschläge verübt. Auch die Haftanstalt war mehrfach Ziel von Angriffen der Rebellen.
  • Bewaffnete haben am 23. Mai einen ranghohen Berater des Kabinetts des irakischen Ministerpräsidenten Ibrahim al Dschaafari erschossen. Wael al Rubaei wurde nach Polizeiangaben am Morgen auf dem Weg zur Arbeit im Bagdader Stadtviertel Mansur getötet. Die Attentäter eröffneten das Feuer aus zwei Autos heraus auf den Wagen Al Rubaeis. Dabei kamen er und sein Fahrer ums Leben.
  • In Samarra versuchten drei Selbstmordattentäter, einen Anschlag auf einen US-Stützpunkt zu verüben. Dabei wurden nach Militärangaben drei Soldaten verwundet. Zwei der Täter zündeten ihre Autobomben am Morgen des 23. Mai vor dem Stützpunkt in der Innenstadt. Der dritte näherte sich dem Tatort in einer mit Sprengstoff gefüllten Weste. Er konnte seine Bombe zünden, obwohl Soldaten auf ihn schossen. Außer ihm selbst kam jedoch niemand zu Schaden, wie ein Militärsprecher erklärte.
  • Bei einem Bombenanschlag im Norden des Irak sind am 23. Mai fünf Menschen ums Leben gekommen. Acht weitere Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt, als ein Lieferwagen vor der örtlichen Verwaltung in Tus Churmatu südlich von Kirkuk explodierte. Unter den Verletzten befindet sich demnach auch Ahmed Mahmud, ein örtlicher Vertreter der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), einer der beiden wichtigsten kurdischen Parteien im Irak.
  • In der Ortschaft Tal Afar, 80 Kilometer westlich von Mossul, detonierten zwei Bomben vor dem Haus eines Kommunalpolitikers. Mindestens 30 Menschen kamen ums Leben, 10 wurden verletzt. Die Anschläge galten allem Anschein nach einem schiitischen Kommunalpolitiker mit Verbindungen zur Demokratischen Partei Kurdistans.
  • Bei einer Razzia in Mossul haben US-Soldaten am 23. Mai zwei irakische Geiseln befreit. Die beiden Männer wurden gefesselt in einem Keller aufgefunden. Über ihre Köpfe waren Tüten gestülpt, wie ein Militärsprecher mitteilte. Bei einer der Geiseln handelte es um einen Regierungsangestellten, der bereits seit 58 Tagen festgehalten wurde. Für den anderen Entführten, einen wohlhabenden Geschäftsmann, hatten die mutmaßlichen Täter ein Lösegeld von 150.000 Dollar gefordert. Ein Verdächtiger wurde in dem Haus festgenommen.
  • In einem belebten Viertel Bagdads ist am Nachmittag des 23. Mai ein Autobombenanschlag verübt worden. Nach Angaben der Polizei gab es dabei mehrere Opfer. Mehrere Autos standen in Flammen. Der Anschlag wurde in der Nähe eines Restaurant im nördlichen Stadtviertel Dschamila verübt.
  • Die älteste Tochter des ehemaligen irakischen Staatschefs Saddam Hussein hat sich empört über die Veröffentlichung von Fotos ihres inhaftierten Vaters geäußert. Raghad Saddam Hussein sei über die Bilder "schockiert" und empfinde sie als menschenunwürdig, sagte ein Vertrauter der Tochter des Ex-Diktators in der jordanischen Hauptstadt Amman am 23. Mai. Sie habe die Fotos, die zuerst vom britischen Boulevardblatt "The Sun" abgedruckt wurden, in jordanischen Zeitungen gesehen. "Sie fragt sich, warum ihr Vater nicht wie ein Mensch behandelt wird, wie ein Vater von drei Töchtern", fügte der Vertraute hinzu.
  • Bei einem Autobombenanschlag auf eine schiitische Gebetsstätte südlich von Bagdad sind am 23. Mai 19 Iraker verletzt worden. Der Sprengsatz explodierte nach Angaben des Innenministeriums am Abend neben einer heiligen Stätte in Mahmudijah 30 Kilometer südlich der irakischen Hauptstadt. Zahlreiche alte Häuser im Umkreis stürzten durch die Wucht der Detonation ein. Unter den Trümmern wurde nach weiteren Opfern gesucht. Mahmudijah liegt im so genannten "Dreieck des Todes", einem "Rebellengebiet" südlich von Bagdad, in dem bereits zahlreiche blutige Anschläge auf Pilger und die heiligen schiitischen Städte Kerbela und Nadschaf verübt wurden. (AFP)
  • Irakische Sicherheitskräfte haben den Neffen eines engen Vertrauten von Saddam Hussein wegen angeblicher Beteiligung an Bombenanschlägen festgenommen. Wie die Regierung in Bagdad am 23. Mai erklärte, wurde Muthanna Schihab Ahmed al Duri in der vergangenen Woche in Saddam Husseins Heimatstadt Tikrit gefasst. Seine Mutter sei die Schwester von Issat Ibrahim al Duri, dem früheren Vizevorsitzenden des Revolutionären Kommandorats. Er steht an sechster Stelle auf der Liste der meistgesuchten Iraker.
  • Bei der bisher größten gemeinsamen Militäroperation irakischer und amerikanischer Sicherheitskräfte in Bagdad sind in den vergangenen beiden Tagen 428 Aufständische festgenommen worden, wie ein Militärsprecher am 24. Mai mitteilte.
  • In der nordirakischen Stadt Al-Scharkat töteten Unbekannte in der Nacht zum 24. Mai einen hochrangigen Offizier des Militärgeheimdienstes des alten Regimes. Die Polizei berichtete, Adnan Salman sei nach den Schüssen erst in ein Krankenhaus gebracht worden, wo er am Morgen starb.
  • Bei einem Autobombenanschlag in Bagdad sind am 24. Mai fünf irakische Polizisten getötet und mehrere weitere verletzt worden. Unter den Verletzten seien auch mehrere Schüler, berichteten Augenzeugen. Ein Selbstmordattentäter habe mit seinem Wagen an einem belebten Platz einen Polizeikonvoi gerammt. Zahlreiche Schüler hätten zu dem Zeitpunkt vor einer nahe gelegenen Schule auf die Jahresabschlussprüfungen gewartet.
  • Die Explosion einer Autobombe hat am 24. Mai drei US-Soldaten das Leben gekostet. Der Sprengsatz war an einem geparkten Auto befestigt und explodierte, als gerade eine amerikanische Patrouille durch das Zentrum von Bagdad fuhr, wie Militärsprecher David Abrams erklärte.
    Kurze Zeit später wurde ein US-Soldat, der auf einem Schützenpanzer saß, von einer Kugel tödlich getroffen.
    Erst am 23. Mai waren bei einer Bombenexplosion vier US-Soldaten getötet worden. Der Anschlag ereignete sich nach Angaben der Streitkräfte vom 24. Mai in Haswa, etwa 50 Kilometer südlich von Bagdad. Ein weiterer Sprengsatz zerstörte ein in Ramadi westlich von Bagdad ein Militärfahrzeug und verletzte drei Soldaten. Zwei von ihnen konnten ihren Dienst wieder antreten, einer wurde im Krankenhaus behandelt.
  • Der schiitische Geistliche Hummam Hammudi ist nach eigenen Angaben am Dienstag zum Leiter des 55-köpfigen Ausschusses gewählt worden, der die neue irakische Verfassung ausarbeiten soll. Der Sunnite Adnan al Dschanabi und der Kurde Fuad Massum seien zu seinen Stellvertretern ernannt worden, erklärte Hammudi am 24. Mai. Er ist ein ranghoher Berater von Abdul Asis al Hakim, dem Vorsitzenden des Obersten Rates für eine Islamische Revolution (SCIRI). Der SCIRI ist die größte Partei der Schiiten im Irak, er kontrolliert den größten Block innerhalb der Nationalversammlung. Außerdem stellt der SCIRI auch den größten Block innerhalb der regierenden Vereinigten Irakischen Allianz von Ministerpräsident Ibrahim al Dschaafari, die ebenfalls von Al Hakim geführt wird. Die Verfassung soll bis Mitte August ausgearbeitet werden, im Oktober soll die Bevölkerung darüber in einem Referendum abstimmen.
  • Irakische Aufständische haben am 24. Mai eine Ortschaft im Norden des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. In Tal Afar westlich von Mossul beschossen sie das Haus eines Kommunalpolitikers und töteten zwei Menschen, wie die Polizei erklärte. Es kam zu Gefechten mit den Sicherheitskräften. "Terroristen haben sich in ganz Tal Afar festgesetzt, und ich betrachte Tal Afar als eine Ortschaft unter Kontrolle der Terroristen", sagte Oberst Saleh Dschamil Sultan. Ein Abgeordneter sagte vor dem Parlament, in Tal Afar komme es zu Straßenkämpfen. Die irakischen und amerikanischen Truppen hätten nicht eingegriffen. "Ich fordere eine Intervention des Parlaments, um das Böse zu stoppen und Unschuldige zu retten", sagte Scheich Mohammed Taki al Maollah. In Tal Afar waren bereits am Vortag vor dem Haus des Politikers zwei Bomben detoniert. Mindestens 20 Menschen waren dabei getötet worden.
  • In Bagdad riss am 24. Mai eine Bombe vor einer Mädchenschule sechs Menschen in den Tod. Die Explosion vor der Mädchenschule ereignete sich in einem christlichen Stadtteil. Sie zerstörte Autos und beschädigte Gebäude. Drei Zivilpersonen und ein Polizist wurden verletzt. Anwohner hatten die Polizei gerufen und ein verdächtiges Fahrzeug gemeldet. Als Sprengstoffexperten sich dem Wagen näherte, explodierte er. Bei den Getöteten handelte es sich um Passanten.
  • Eine militante Gruppe veröffentlichte am 24. Mai im Internet ein Video, das die Erschießung von drei arabischen Lastwagenfahrern zeigt. Die beiden Iraker und ihr jordanischer Kollege belieferten offenbar die US-Armee. Zu der Tötung bekannte sich die Ansar-al-Sunna-Armee, die für zahlreiche Morde und Entführungen verantwortlich gemacht wird.
  • In Bagdad wurde nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Anadolu vom 24. Mai ein türkischer Geschäftsmann entführt. Die Entführer forderten dem Bericht zufolge, dass das Unternehmen des 48-Jährigen seine Aktivitäten im Irak einstelle. Der Mann und sein Bruder betreiben ein Transportunternehmen.
  • Der irakische Ableger des Terrornetzwerks El Kaida hat am 24. Mai Medienberichte bestätigt, denen zufolge der von den USA gesuchte Extremistenführer Abu Mussab el Sarkawi verwundet wurde. "Wir beten zu Gott, dass unser Scheich Abu Mussab el Sarkawi von seinen erlittenen Verletzungen geheilt wird", hieß es in einer mit "Informationsabteilung der El-Kaida-Organisation in Mesopotamien" unterzeichneten Erklärung, die im Internet veröffentlicht wurde. Die Echtheit der Erklärung konnte zunächst nicht überprüft werden.
AFP meldet am 24. Mai:
Die politische Strategie der USA zur Entwicklung der Demokratie im Irak und in anderen Ländern hat sich nach Einschätzung des renommierten Londoner Instituts IISS im Jahr 2004 als zunehmend effektiv erwiesen. Auch die Bedrohung durch den internationalen Terrorismus sei gesunken, erklärte das der NATO nahe stehende Internationale Institut für Strategische Studien in seinem Jahresbericht am 24. Mai in London. Allerdings treibe die Situation im Irak terroristischen Gruppen auch neue Anhänger in die Arme. Die Besatzung des Landes habe viele Moslems weltweit empfänglich für die Argumente des El-Kaida-Anführers Osama bin Laden gemacht, heißt es in dem Bericht des Londoner Think Tanks.
  • Der irakische Schiitenprediger Moktada Sadr hat der Regierung in Bagdad eine Zusammenarbeit angeboten, dafür aber eine Reihe von weit reichenden Forderungen gestellt. "Ich reiche der Regierung die Hand, aber ich rate ihr, ihre Provokationen einzustellen", sagte Sadr am 24. Mai bei seinem ersten Interview mit dem irakischen Fernsehsender Irakija. Die Regierung müsse die "Schikanen" gegen seine Bewegung einstellen und seine Anhänger freilassen, von denen rund 1.000 ohne Prozess im Gefängnis säßen.
  • Die irakische Regierung hat den UN-Sicherheitsrat um eine Verlängerung des Mandats für die US-geführten multinationalen Truppen im Land gebeten. Die Übergangsregierung wünsche die Fortsetzung des Mandats bis zum Abschluss des politischen Prozesses und bis der Irak selbst für seine innere Sicherheit sorgen könne, heißt es in einem Schreiben von Außenminister Hoschjar Sebari an die dänische Ratspräsidentschaft, wie ein UN-Diplomat am 24. Mai sagte. Irak stehe einem "bewaffneten Aufstand" gegenüber, an dem auch ausländische Gegner der Demokratisierung des Landes beteiligt seien.
  • Wenige Tage nach neuen Berichten über die Misshandlung von Häftlingen im Irak und in Afghanistan ist US- Außenministerium Condoleezza Rice mit dem Präsidenten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Jakob Kellenberger, zusammengetroffen. Das Gespräch gehöre zu einem normalen und fortlaufenden Dialog, sagte Außenamtssprecher Richard Boucher am 24. Mai in Washington. Die US-Regierung unterstützt nach den Worten Bouchers die Arbeit des IKRK, auch wenn sie manchmal Einspruch dagegen erhebe, was das Rote Kreuz tue oder sage. Die Gespräche über US-Internierungslager seien positiv, um die Standards bei der menschenwürdigen Behandlung von Häftlingen zu erreichen, zu denen sich die USA verpflichtet fühlten. Boucher lobte die humanitäre Hilfe des IKRK im Irak.
  • Wegen der anhaltenden US-Kritik an Syrien hat Damaskus nach eigenen Angaben die militärische und geheimdienstliche Zusammenarbeit mit den USA eingestellt. Syrien habe alle Verbindungen mit dem US-Militär und der CIA in den vergangenen zehn Tagen eingefroren, sagte der syrische Botschafter in den USA, Imad Moustapha, der "New York Times" vom 24. Mai. Grund seien die "unfairen" Vorwürfe Washingtons, Syrien gehe nicht entschlossen genug gegen das Eindringen von Aufständischen in den Irak vor. Das US-Außenministerium reagierte gelassen und betonte, es gebe ohnehin nur eine minimale und sporadische Zusammenarbeit mit Syrien.
  • Aufständische haben mittlerweile offenbar Teile der nordirakischen Stadt Tal Afar unter ihre Kontrolle gebracht. Ein irakischer Polizeisprecher, Hauptmann Ahmed Haschem Taki, bezeichnete die Lage als Bürgerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten. Journalisten wurde am 25. Mai die Einfahrt in die 200.000 Einwohner zählende Stadt verwehrt.
  • Rund 1.000 Soldaten drangen am 25. Mai in die Stadt Haditha am Euphrat ein. Der Sturm auf Haditha, von den US-Militärs "New Market" (Neuer Markt) genannt, ist Teil der amerikanischen Bemühungen, landesweit gegen Rebellen in den von Sunniten dominierten Gebieten vorzugehen. Nach amerikanischen Angaben wurden bei Schießereien ein US-Soldat und zehn Rebellen getötet. In diesem Monat hatten die Amerikaner bereits eine große Militäraktion gegen Aufständische in Kaim und anderen Städten nahe der syrischen Grenze geführt.
  • Syrien hat nach eigenen Angaben in den letzten Wochen über 1.200 Personen festgenommen, die illegal die Grenze zum Irak überschreiten wollten. Bei den Festgenommenen habe es sich vor allem um Ausländer gehandelt, die illegale Aktionen geplant hätten, sagte der syrische UN-Botschafter Faissal Mekdad. Die Aufgegriffenen seien zurück nach Kuwait, Saudi-Arabien, Jemen, Libyen und andere Länder geschickt worden. Syrien habe den USA zahlreiche Informationen zur Verfügung gestellt, die viele Anschläge verhindert hätten. Die USA hätten dies aber nicht anerkannt, kritisierte Mekdad. (dpa, 26. Mai.)
  • In der nordirakischen Stadt Tal Afar kam bei Gefechten zwischen Aufständischen und US-Truppen am 26. Mai ein Kind ums Leben. Die Rebellen hätten Kinder als Schutzschilde benutzt, erklärte die US-Armee.
  • In Bagdad kamen bei einem Autobombenanschlag auf eine irakische Polizeipatrouille am 26. Mai drei Polizisten und zwei Passanten ums Leben. 17 weitere Personen wurden verwundet, wie ein Polizeisprecher mitteilte.
  • Im Süden der Hauptstadt eröffneten am 26. Mai Bewaffnete aus einem fahrenden Auto heraus das Feuer auf eine Gruppe von Fußgängern. Vier Menschen kamen bei dem Angriff ums Leben, darunter ein irakischer Übersetzer der US-Streitkräfte.
  • Der irakische Verteidigungsminister Saadun el Dulaimi hat am 26. Mai ein Sicherheitskonzept für die Hauptstadt Bagdad vorgestellt, das den Einsatz von rund 40.000 Soldaten und Polizisten vorsieht. In Bagdad sollten 645 feste Kontrollpunkte eingerichtet werden, sagte Dulaimi auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Innenminister Bajan Baker Sulagh. Außerdem seien mobile Kontrollposten geplant. Rund um die Hauptstadt soll ein Sicherheitsring errichtet werden. "Es wird für die Terroristen unmöglich sein, ihn zu durchdringen", sagte Dulaimi.
  • Die US-Armee hat die Anklage gegen einen Offizier fallengelassen, der vorsätzlich zwei Iraker erschossen haben soll. Nach einer sorgsamen Untersuchung auf der Grundlage von Autopsien der beiden Opfer sowie Ermittlungsberichten seien alle Beschuldigungen gegen ihn zurückgenommen worden, hieß es am 26. Mai in einer Erklärung der Marineinfanterie. Der 33-jährige frühere Börsenmakler hatte sich nach den Anschlägen vom 11. September 2001 den Marineinfanteristen angeschlossen. Bei einer Verurteilung hätte Pantano die Todesstrafe gedroht.
  • Beim Abschuss eines US-Hubschraubers in Irak sind zwei amerikanische Soldaten an Bord getötet worden. Wie die amerikanische Militärführung am 27. Mai mitteilte, war der Hubschrauber am 26. Mai im Norden Iraks unter Beschuss geraten und abgestürzt. Ein zweiter Hubschrauber war bei dem Angriff mit Handfeuerwaffen beschädigt worden und auf einem nahe gelegenen Stützpunkt sicher notgelandet. Die beiden Hubschrauber waren den Angaben zufolge in der Nähe von Bakuba 60 Kilometer nordöstlich von Irak unterwegs.
  • Wahlkampf?
    Deutschland wird nach Darstellung von CDU/CSU auch unter einer unionsgeführten Regierung keine Soldaten in den Irak schicken. "Es gibt ein klares Nein zu deutschen Soldaten im Irak", sagte der außenpolitischen Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Friedbert Pflüger (CDU), der "Berliner Zeitung".
    Fraktionsvize Wolfgang Schäuble (CDU) verteidigte unterdessen die Haltung der Union im Konflikt um einen Irak-Krieg im Jahr 2002. "Die Position der Union war auch aus heutiger Sicht richtig", sagte er der "Sächsischen Zeitung". CDU und CSU seien dafür eingetreten, dass jede Entscheidung im Rahmen des UN-Sicherheitsrates getroffen wird. Die bedingungslose Ablehnung jeglicher Beteiligung durch SPD und Grüne sei hingegen "genauso ein Alleingang gewesen wie der der USA, den die Bundesregierung dann so scharf kritisiert hat". Aus Sicht Schäubles wird der Irak-Streit aus dem Jahr 2002 im bevorstehenden Wahlkampf keine große Rolle spielen.
  • Die US-Armeeführung im Irak hat sich laut einem Pressebericht für die Einrichtung einer Pufferzone an der Grenze zu Syrien ausgesprochen, um das Eindringen von ausländischen Kämpfern in den Irak zu verhindern. Wie die arabische Zeitung "Al Hayat" am 27. Mai unter Berufung auf Diplomatenkreise in London berichtete, schlugen die Kommandeure im Irak ihren Vorgesetzten in Washington die Schaffung einer zehn Kilometer breiten Zone vor. Der derzeitige Einsatz in der Region habe das Ziel, die Gegend "zu säubern", damit die Pufferzone eingerichtet werden könne, berichtete "El Hayat".
  • Die Entführung von drei rumänischen Journalisten im Irak ist offenbar von deren Dolmetscher und einem Komplizen in Rumänien arrangiert worden. Dies gehe aus Zeugenaussagen von neun im Irak festgenommenen Verdächtigen hervor, teilte die Staatsanwaltschaft in Bukarest am 27. Mai mit. Zuvor hatte ein Gericht gegen den Übersetzer der am 22. Mai freigelassenen Journalisten, Mohammed Monaf, und seinen in Rumänien lebenden Geschäftspartner Omar Hayssem Haftbefehl erlassen. Monaf war am 28. März zusammen mit dem Reporter Ovidiu Ohanesian, der Fernsehjournalistin Marie-Jeanne Ion und ihrem Kameramann Sorin Miscoci verschleppt worden. Er war auch auf mehreren von den Entführern veröffentlichten Videos gemeinsam mit den anderen Geiseln zu sehen. Kurz nach der Geiselnahme hatte sein Geschäftspartner Hayssam, ein in Rumänien tätiger Syrer, berichtet, die Entführer hätten ihn angerufen und vier Millionen Dollar (3,2 Millionen Euro) Lösegeld gefordert.
  • Die irakische Armee hat am 27. Mai die Festnahme von zwei Aufständischen und einem Vertrauten des Extremistenführers Abu Mussab el Sarkawi bekannt gegeben. Wie General Said el Hurijat mitteilte, wurden die drei "Terroristen" am 26. Mai bei einer Razzia im Gebiet von Rifai etwa 90 Kilometer nördlich der Stadt Nassirijah gefasst.
  • Ein im Irak verschwundener Japaner ist angeblich tot. Japanische Medien berichteten, die irakische Extremisten-Gruppe Ansar al-Sunna habe bekannt gegeben, dass der entführte Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma an Verletzungen nach einem bewaffneten Angriff gestorben sei. Bei dem Angriff hatte die Gruppe zwölf Iraker und vier bewaffnete Ausländer getötet. (dpa, 28. Mai)
  • Bei einem neuerlichen Selbstmordanschlag in der irakischen Stadt Tikrit sind sieben Menschen getötet worden. Der Attentäter sei am Abend des 27. Mai mit seinem Auto an eine Polizeipatrouille herangefahren und habe eine Ladung Sprengstoff gezündet, teilte die Polizei am 28. Mai mit. Drei der Getöteten seien Polizisten. 24 Menschen seien verletzt worden. Die Explosion zerstörte den Angaben zufolge sieben Fahrzeuge, an umliegenden Geschäften entstand Sachschaden.
  • Bei zwei zeitgleichen Anschlägen im Nordosten des Irak sind am 28. Mai mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. 45 weitere Menschen seien bei den Attentaten am Eingang eines irakischen Militärstützpunkts in Sindschar verletzt worden, wie die Polizei und Ärzte mitteilten. Bei den Toten handele es sich um irakische Sicherheitskräfte. Die Stadt liegt rund 420 Kilometer nordöstlich von Bagdad.
  • Im Irak sind nahe der Grenze zu Syrien zehn schiitische Pilger von einer Gruppe Bewaffneter getötet worden. Die Leichen der zehn Männer im Alter zwischen 16 und 20 Jahren seien am 28. Mai in ein Krankenhaus der südlich von Bagdad gelegenen Stadt Hilla gebracht worden, hieß es nach Polizei- und Krankenhausangaben. Nach ersten Ermittlungen war der Bus der Pilger bereits am 24. Mai in der Nähe des Ortes El Kaim nahe der Grenze angehalten worden.
  • Ein US-Soldat ist seinen Verletzungen erlegen, die er bei einem Bombenanschlag im Irak erlitten hatte. Das teilten die amerikanischen Streitkräfte am 28. Mai mit. Demnach starb der Soldat am 27. Mai. Er war am Tag zuvor bei der Explosion einer Bombe in der Nähe seines Fahrzeugs verletzt worden. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP kamen seit Beginn des Irak-Kriegs im März 2003 mindestens 1.655 US-Soldaten ums Leben.
  • In der nordirakischen Stadt Kirkuk fiel ein gemäßigter sunnitischer Stammesführer einem Attentat zum Opfer, wie die Polizei am 28. Mai mitteilte. Scheich Sabhan Chalaf al Dschiburi wurde am Abend zuvor vor seinem Haus von Unbekannten erschossen. Al Dschiburi hatte enge Beziehungen zu den irakischen Kurden.
  • In Mossul im Norden des Landes detonierte am 28. Mai eine Bombe in der Nähe eines US-Konvois. Drei Zivilpersonen wurden getötet, darunter ein zehnjähriger Junge, wie ein Arzt erklärte. Neun Menschen wurden verletzt.
  • In Bakuba nordöstlich von Bagdad kamen am 28. Mai drei Männer beim Versuch, einen Sprengsatz zu legen, selbst ums Leben.
  • Bei einem Autobomben-Anschlag sind am 29. Mai nahe der irakischen Hauptstadt Bagdad drei Menschen getötet worden. Der Anschlag in der Ortschaft Dschaar galt einem Konvoi von Sicherheitskräften des Innenministeriums, wie die Behörde mitteilte. Einer der Getöteten sei Polizist gewesen, bei den anderen beiden handle es sich um Zivilisten. Zudem seien neun Menschen verletzt worden, unter ihnen vier Polizeioffiziere.
  • Bei einem Angriff auf einen britischen Militärkonvoi im Irak sind mehrere Soldaten verletzt oder getötet worden. Ein Sprecher des britischen Verteidigungsministeriums sagte am 29. Mai in London, bei dem Angriff habe es "Opfer" gegeben. Der Fernsehsender Sky News berichtete, der Bombenanschlag habe sich nahe der südirakischen Stadt Basra ereignet. Dort sind die meisten der rund 8.000 im Irak eingesetzten britischen Soldaten stationiert. Später hieß es, ein Soldat sei getötet und mehrere verletzt worden.
  • Mit einem beispiellosen Einsatz gegen Aufständische wollen die irakischen Sicherheitskräfte der drastisch gestiegenen Gewalt Einhalt gebieten. Zum Auftakt der "Operation Blitzschlag" begannen sie am 29. Mai damit, Kontrollpunkte in Bagdad zu errichten. Insgesamt sollen 40.000 Polizisten und Soldaten an der Operation teilnehmen.
    Zum Auftakt der großangelegten Offensive gegen Rebellen in und um Bagdad haben irakische Sicherheitskräfte mehr als 500 Verdächtige festgenommen. Bei Durchsuchungen im Zuge der "Operation Blitz" seien zudem in zahlreichen Häusern Waffenlager gefunden worden, teilte Regierungssprecher Leith Kubba am 29. Mai in der irakischen Hauptstadt mit.
  • Vor dem irakischen Ölministerium hat sich am 29. Mai ein Selbstmordattentäter in einem Auto in die Luft gesprengt. Dabei kamen mindestens zwei Wachmänner ums Leben, wie aus Regierungskreisen verlautete. Mehrere weitere Menschen seien verletzt worden.
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Kontrollposten im Süden Bagdads sind am 29. Mai neun irakische Soldaten getötet worden. Drei weitere wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums verletzt.
  • Mit verstärkten Bombenangriffen im Irak haben britische und US-Militärflugzeuge laut einem Zeitungsbericht bereits im Jahr 2002 versucht, die Regierung von Saddam Hussein zu provozieren und damit einen Kriegsgrund zu finden. In der zweiten Jahreshälfte 2002 hätten sie doppelt soviele Bomben über dem Irak abgeworfen wie im gesamten Jahr 2001, berichtete die "Sunday Times" am 29. Mai.
  • Bei einem Autobombenanschlag in Bagdad sind am 29. Mai drei irakische Polizisten ums Leben gekommen. Der Nachrichtensender Al- Dschasira berichtete, der Sprengsatz sei neben ihrem Konvoi explodiert.
Montag, 30. Mai, bis Dienstag, 31. Mai
  • In Kirkuk erlag am 30. Mai ein hoher kurdischer Beamter den Folgen eines Mordanschlags. Auf Generalmajor Ahmed al Barasantschi waren am Abend des 29. Mai mehrere Schüsse abgefeuert worden. Der Expolizeichef von Kirkuk leitete die Behörde für Auslandsbeziehungen in der kurdischen Provinz.
  • US-Soldaten haben den Chef der wichtigsten irakischen Sunniten-Partei am Montag festgenommen. Der Vorsitzende der Islamischen Partei, Mohsen Abdel Hamid, sei bei einer Razzia in seinem Haus in Bagdad am frühen Morgen gemeinsam mit seinen drei Söhnen in Gewahrsam genommen worden, teilte Parteisprecher Alaa Makki mit. Die Soldaten hätten Scheiben in dem Haus eingeschlagen und Hamid und seinen Söhnen Stoffüberzüge über die Köpfe gezogen. Dies sei "der Tiefpunkt der Geschichte der Amerikaner im Irak", sagte Makki weiter. Zunächst wurden keine Angaben über die möglichen Gründe für die Festnahme gemacht. Die US-Armee in der irakischen Hauptstadt wollte den Vorfall vorerst nicht kommentieren.
    Der irakische Präsident Dschalal Talabani hat die Festnahme des Chefs der Islamischen Partei durch US-Soldaten scharf verurteilt. Talabani sei "überrascht" und "unglücklich" über die Festnahme von Mohsen Abdel Hamid, teilte das Präsidentenbüro am 30. Mai in Bagdad mit. Hamid müsse umgehend freigelassen werden. Er selbst und seine beiden Stellvertreter seien nicht von der Aktion informiert worden, betonte Talabani. Es sei "inakzeptabel" eine "politische Persönlichkeit dieses Ranges" derart zu behandeln.
    Wenig später m,eldete AFP: Die US-Armee im Irak hat eingeräumt, den Chef der wichtigsten sunnitischen Partei des Landes versehentlich festgenommen zu haben. Der Vorsitzende der Islamischen Partei, Mohsen Abdel Hamid, werde deshalb wieder freigelassen, teilte die US-Armee am 30. Mai mit.
  • Bei zwei fast zeitgleichen Bombenexplosionen in der irakischen Stadt Hilla sind laut AFP am 30. Mai mindestens 13 Menschen getötet worden. 25 weitere Menschen seien bei dem Doppel-Anschlag in der rund 100 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen Stadt verletzt worden, teilten Ärzte mit. dpa sprach von mindestens 21 Menschen Toten und 35 Verletzten, AP von 20 Toten und 100 Verletzten. Später korrigierte auch AFP die Zahl der Getöteten auf 25 und die der Verletzten auf 100. Die Explosionen ereigneten sich vor dem örtlichen Gouverneursbüro, wo sich rund 500 frühere Polizisten versammelt hatten, um ihre Wiedereinstellung zu fordern, wie ein AFP-Korrespondent berichtete.
  • Der Al-Kaida-Führer im Irak, Abu Mussab al Sarkawi, hat sich am 30. Mai in einer Tonbandbotschaft an Osama bin Laden gewandt und Berichte über eine schwere Verwundung zurückgewiesen. Nach seiner Verwundung in einem Kampf mit US-Truppen im Irak sei er bei guter Gesundheit, versichert eine Stimme, bei der es sich um die al Sarkawis handeln soll. Die Echtheit des im Internet verbreiteten Bandes konnte zunächst nicht bestätigt werden, allerdings klang die Stimme so ähnliche wie in früheren Aufnahmen, die al Sarkawi zugeordnet wurden.
  • Im Irak ist nach Angaben der US-Armee am 30. Mai ein Militärhubschrauber der neuen irakischen Luftwaffe abgestürzt. An Bord befanden sich vier US-Soldaten und ein Iraker. Der arabische Sender Al-Dschasira berichtete, alle Insassen des Helikopters seien ums Leben gekommen. Die US-Armee machte zunächst keine Angaben zur Absturzursache und zum Schicksal der Besatzung. Am 31. Mai sprachen US-Militärs von vier toten US-Soldaten und einem getöteten Iraker.
  • Beim Absturz eines italienischen Militärhubschraubers im Irak sind in der Nacht zum 31. Mai alle vier Insassen ums Leben gekommen. Nach Angaben der italienischen Streitkräfte verunglückte der Helikopter 13 Kilometer südöstlich von Nassirija im Südirak. Dort sind etwa 3.000 italienische Soldaten stationiert. Die Absturzursache war zunächst nicht bekannt.
  • Bei einem Anschlag auf einen Militärkonvoi sind am 31. Mai nördlich von Bagdad zwei irakische Soldaten getötet worden. Sechs Soldaten wurden verletzt, zwei von ihnen schwer, wie ein Armeeoffizier mitteilte. Der Konvoi sei unterwegs in das Gebiet von Baakuba gewesen, um dort eine an einer Straßensperre stationierte Militäreinheit abzulösen. Im Vorbeifahren sei ein mit einem kleinen Boot beladener Pritschenwagen explodiert, sagte Oberst Ismail Ibrahim.
  • Der Gouverneur der irakischen Unruheprovinz El Anbar ist tot aufgefunden worden. Eine Einheit der multinationalen Truppen habe die Leiche von Nawaf el Radscha el Mahalawi bereits am Abend des 29. Mai westlich von Bagdad entdeckt, als sie dort ein Haus stürmten, teilte die irakische Regierung am 31. Mai mit. Der Gouverneur der sunnitischen Provinz war am 11. Mai nahe der syrischen Grenze entführt worden.
  • Der irakische Staatspräsident Dschalal Talabani rechnet mit einem baldigen Beginn des Prozesses gegen den ehemaligen Machthaber Saddam Hussein. Das berichtete CNN nach einem Exklusivinterview am 31. Mai. "Er ist ein Kriegsverbrecher", sagte Talabani, "aber er verdient einen fairen Prozess." Die irakischen Bevölkerung verlange die Todesstrafe, aber die Zukunft von Saddam werde von den irakischen Gerichten entschieden. Nach Angaben von CNN rechnet Talabani mit dem Prozessbeginn in den kommenden acht Wochen.
  • Der irakische Außenminister Hoschjar Sebari hat den UN-Sicherheitsrat am 31. Mai um eine Verlängerung des Mandats für die multinationale Truppe in seinem Land gebeten. Sebari bekräftigte in New York, die Regierung halte am Zeitplan für die Demokratisierung des Iraks fest: Bis zum 15. August solle die neue Verfassung erarbeitet werden, im Oktober das Volk darüber abstimmen und im Dezember die Neuwahl einer rechtmäßigen Regierung stattfinden.
  • Polen kann für seine Unterstützung der USA im Irak-Krieg mit rund 100 Millionen Dollar (81 Millionen Euro) rechnen. US-Präsident George W. Bush wolle Warschau diese Summe aus einer Solidaritätsinitiative zukommen lassen, sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice am 31. Mai vor einem Treffen mit ihrem polnischen Kollegen Adam Rotfeld. "Dieses Versprechen hat er gegeben, und dieses Versprechen will er einhalten", sagte Rice. Polen hat 1.700 Soldaten im Irak stationiert, die aber bis Ende des Jahres zurückgezogen werden sollen. Rotfeld bezeichnete die Beziehungen zwischen beiden Staaten als so gut wie niemals zuvor.
  • Der UN-Sicherheitsrat hat das Mandat für die multinationalen Truppen unter US-Kommando im Irak verlängert. Die amtierende Ratsvorsitzende, die dänische UN-Botschafterin Ellen Loj, verlas am 31. Mai in New York eine Erklärung, wonach das Mandat "bis zum Ende des politischen Prozesses und in Übereinstimmung mit der Resolution 1546" bestehen soll. Der UN-Sicherheitsrat billigte die Mandatsverlängerung in einem informellen Beschluss und auf Bitten der irakischen Regierung. Eine neue Resolution wurde dafür nicht verabschiedet.



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