Rausschmiß aus Israel
Free Gaza: Nobelpreisträgerin und Ex-US-Abgeordnete von Tel Aviv abgeschoben
Von Karin Leukefeld *
Israel hat am Dienstag (7. Juli) acht Aktivisten der
Menschenrechtsorganisation »Free Gaza« abgeschoben. Vor einer Woche war
ihr Boot von israelischer Marine vor der Küste Palästinas aufgebracht und insgesamt 21 Frauen und Männer waren verschleppt worden. An Bord der »Spirit of Humanity« (Geist der Menschlichkeit) befanden sich drei Tonnen Hilfsgüter für den militärisch von Tel Aviv abgeriegelten Gazastreifen. Unter den jetzt
Freigelassenen befanden sich auch die irische Friedensnobelpreisträgerin
Mairead Maguire und die frühere US-Kongreßabgeordnete Cynthia McKinney.
Das Boot für Gaza war von den Israelis in den Hafen von Ashdod
verschleppt worden. Die Armeeführung ließ dazu verlautbaren, die »Spirit
of Humanity« sei trotz mehrmaliger Warnung weitergefahren und sei
deswegen beschlagnahmt worden. »Free Gaza« erklärte, Schiff und
Passagiere hätten sich 23 Seemeilen vor der Küste des Gazastreifens in
palästinensischen Hoheitsgewässern befunden. Die Besatzung hätte zu
keinem Zeitpunkt vorgehabt, nach Israel zu fahren. Seit dem Wahlsieg der
Palästinenserorganisation Hamas 2006 hat das Militär den Gazastreifen
komplett abgeriegelt und eine Seeblockade verhängt. Offizielle wird die
Maßnahme damit begründet, daß der Schmuggel von Waffen für die Hamas
unterbunden werden soll.
Man werde auch die übrigen acht Gefangenen ausweisen, erklärte Israels
Innenministerium. Die Hilfsgüter werde man kontrollieren und dann auf
dem Landweg nach Gaza schicken. Was aus dem Schiff wird, ist nicht
bekannt. Fünf Free-Gaza-Aktivisten waren schon am Freitag nach Bahrain
abgeschoben worden. Mairead Maguire, die gemeinsam mit Betty Williams
die Organisation »Frauen für Frieden« gründete und 1976 den
Friedensnobelpreis für ihr Engagement für eine friedliche Lösung des
Konflikts in Nordirland erhielt, berichtete, sie seien »mit Waffengewalt
von der israelischen Marine aus palästinensischen Hoheitsgewässern
entführt worden.«
Die Holocaust-Überlebende und Friedensaktivistin Hedy Epstein (85), die
in Deutschland geboren wurde und in den USA lebt, erklärte in einem
Brief an den deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier, jeder, der
zum Unrecht gegen die Palästinenser schweige, mache sich mitschuldig.
»Sagen Sie bitte nicht, Sie können nichts tun – Sie können sehr viel
tun«, heißt es in dem Schreiben.
Richard Falk, UN-Sonderberichterstatter über die Lage der Menschenrechte
in den besetzten palästinensischen Gebieten, erklärte, die
Beschlagnahmung des Schiffes sei ein Verstoß gegen internationales Recht
und Teil von Israels »grausamer Blockade der gesamten palästinensischen
Bevölkerung von Gaza«. Sie verstoße gegen die 4. Genfer Konvention, die
jede »kollektive Bestrafung der Bevölkerung in einem besetzten Land«
verbiete.
* Aus: junge Welt, 8. Juli 2009
Dokumentiert
Bündnis-Pressemitteilung vom 1.7.2009
"Die Blockade beenden! Ein Schiff mit medizinischen Hilfsgütern für Gaza"
Piratenakt vor Gazas Küste
Israels Marine kidnappt irische Nobelpreisträgerin und andere Menschenrechtsaktivisten
Die deutsche Initiative „Ein Schiff nach Gaza“ verurteilt das Einschreiten der israelischen Marine gegen
die „Spirit of Humanity“ auf das Schärfste. Das Aufbringen des Schiffes 23 Meilen vor der Küste von Gaza
macht deutlich, dass sich Israel weiter als Besatzungsmacht versteht, ohne jedoch ihren völkerrechtlichen
Verpflichtungen, die Bevölkerung von Gaza zu versorgen, nachzukommen. „Wir sind empört, dass
Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten bewusst in Gefahr gebracht wurden und daran gehindert
werden, den notleidenden Menschen in Gaza Hilfsgüter zu bringen und fordern ein sofortiges Ende der
Blockade des Gazastreifens“, so Matthias Jochheim, IPPNW-Vorstand.
Das Bündnis fordert die israelische Regierung auf, die Passagiere der „Spirit of Humanity“ sofort
freizulassen und ihnen eine sichere Weiterfahrt zu gewährleisten. Die israelische Armee muss die
Hilfsgüter und das Boot unverzüglich freigeben. „Statt die Versorgung der Menschen in Gaza zu
verbessern, verschärft die israelische Besatzungsmacht die Blockade. Nach Angaben des Internationalen
Roten Kreuzes durften im Juni gegenüber April nur noch halb so viel Kochgas und nur ein Drittel der
lebenswichtigen Güter und der Treibstoffmenge in den Gazastreifen“, erklärt Wiltrud Rösch-Metzler von
pax christi.
21 Menschenrechtsaktivisten, darunter die irische Friedensnobelpreisträgerin Mairead Maguire und die
ehemalige US-Kongressabgeordnete Cynthia McKinney, sind vom Schiff weg nach Israel gebracht worden.
Das Schiff „Spirit of Humanity“ war am frühen Morgen des 29. Juni 2009 nach ordnungsgemäßer
Zollabfertigung durch die zyprischen Behörden in Richtung Gaza gefahren.
Der deutschen Initiative Ein Schiff nach Gaza gehören folgende Organisationen an: IPPNW Deutschland,
Deutsche Sektion pax christi, Deutsch-Palästinensische Gesellschaft, Palästinensische Gemeinde
Deutschland sowie Deutsch-Palästinensische Medizinische Gesellschaft. Das Bündnis plant so bald wie
möglich ein Schiff nach Gaza mit medizinischen Hilfsgütern zu schicken, um gegen die anhaltende
Blockade des Gazastreifens zu protestieren.
Quelle: Rundmail des Bündnisses "Die Blockade beenden! Ein Schiff mit medizinischen Hilfsgütern für Gaza", 10. Juli 2009
Die Erklärung der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte
Israelische Marine stoppt Frachter vor der Küste Gazas
Eine israelische Marineeinheit hat am frühen Dienstagnachmittag (30. Juni) das Frachtschiff ‚Arion’ abgefangen, das illegal den Gaza-Streifen anlaufen wollte. Das Schiff, das unter griechischer Flagge führ, war am Montag von Zypern aus in See gestochen.
Die israelische Marine hatte das Schiff am Montagabend (29. Juni) auf See kontaktiert und klar übermittelt, dass es aufgrund von Sicherheitsrisiken und der bestehenden Seeblockade nicht in die Küstengewässer des Gaza-Streifens einfahren dürfe. Das Schiff drang unter Missachtung aller Warnungen dennoch in das Küstengewässer Gazas ein. Infolgedessen enterte eine israelische Marineeinheit das Boot und leitete es unter ihrer Kontrolle ins israelische Ashdod.
Während des Enterns des Schiffes kam es zu keinerlei Schusswechsel. Die Besatzung ist an die zuständigen Behörden überstellt worden.
Die humanitären Güter, die an Bord gefunden wurden, werden nach Autorisierung in den Gaza-Streifen geliefert.
Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (ZAHAL) möchten unterstreichen, dass jede Organisation und jedes Land, die humanitäre Hilfe nach Gaza schicken wollen, dies nach vorheriger Koordination legal über die bestehenden Übergänge zwischen Israel und dem Gaza-Streifen tun kann.
(Israelische Verteidigungsstreitkräfte, 30.06.09)
Quelle: Newsletter der israelischen Botschaft in Berlin, 1. Juli 2009
Zurück zur Gaza-Seite
Zur Israel-Seite
Zur Seite "Friedensbewegung"
Zurück zur Homepage