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Gaza-Aktivisten sauer auf Athen

Demonstration für die Aufhebung des Auslaufverbots und des israelischen Embargos gegen Gaza

Von Anke Stefan, Athen *

Mehrere hundert Demonstranten zogen durch die Athener Innenstadt vor das Parlament, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen: die Aufhebung des Auslaufverbotes für die Freedom-Flottille und vor allem des Embargos Israels gegenüber dem Gaza-Streifen. Zu der Demonstration aufgerufen hatten die griechischen Mitorganisatoren der Freedom-Flottille, verschiedene griechische Parteien der außerparlamentarischen Linken sowie Gewerkschaftsorganisationen.

Obwohl immer noch zehn der zwölf Schiffe von der griechischen Regierung festgehalten würden und die meisten der 350 internationalen Aktivisten aufgrund beruflicher und persönlicher Verpflichtungen hätten abreisen müssen, sei die Aktion dennoch erfolgreich gewesen, sagte Dimitris Plionis von der griechischen Initiative »Ein Schiff für Gaza« auf der Auftaktkundgebung zur Demonstration. Denn durch die umfangreiche Berichterstattung über die Behinderungen durch Israel und die EU sei die Öffentlichkeit ein weiteres Mal auf die ungerechte und unmenschliche Abschottung der Bevölkerung von Gaza aufmerksam gemacht worden. Mit der Flotte sei es nicht nur um den Transport von humanitärer Hilfe an die von Israel abgeriegelten Palästinenser gegangen, so der Mitinitiator der Freedom-Flottille. Ihr Ziel sei vor allem die Aufhebung des Embargos gegenüber Gaza gewesen.

Dieses Ziel werde man weiterhin verfolgen, erklärte Plionis am Rande der Kundgebung gegenüber Neues Deutschland. Die Hilfsgüter würden zwischenzeitlich an Land gelagert, während die nächste Flotte schon in Vorbereitung sei. Wenn dabei das Verfallsdatum der Medikamente ablaufe, sei dafür allein die griechische Regierung mit ihrer Behinderung der Flotte verantwortlich, so Plionis.

Besonders gegen diese richtete sich denn auch die Wut der Demonstranten. Nun habe auch der letzte Grieche die Illusion verloren, dass sein Staat an guten Beziehungen zum arabischen Raum interessiert sei, erklärte Demonstrant Thanassis gegenüber Neues Deutschland. »Es ist sicherlich auch kein Zufall, dass Papandreou sich ausgerechnet jetzt derart an die Linie der EU und Israels anpasst.« Mit der Demonstration wolle man zeigen, dass die Regierung in dieser Frage nicht die Bevölkerung repräsentiere, meinte Giannis Albanis vom griechischen »Verein Intifada«. »Denn für uns ist Palästina nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit. Die Palästinenser sind Teil unseres Herzens, Teil unserer Träume.« Vor dem Parlament angekommen, wurde die Demonstration von den dort trotz Sommerferien versammelten einigen hundert »Empörten« begrüßt, die über Megafon ihre Solidarität mit »jedem unterdrückten Volk« erklärten.

»Juliano« steckt fest

Das griechisch-schwedisch-norwegische Schiff der Gaza-Flotte, die »Juliano«, hat noch immer nicht ihr Ziel aufgegeben, von Griechenland nach Gaza auszulaufen. Leo Gabriel, der auf der »Juliano« das Weltsozialforum repräsentiert, berichtete am Mittwoch im Interview mit ND, dass die »Juliano« eine wahre Odyssee hinter sich habe. Seit Tagen schon wechsele sie die Häfen, ohne voranzukommen, stets verfolgt von Schiffen der griechischen Küstenwache. »Als wir von der Hafenstadt Chania endlich nach Gaza auslaufen wollten, wurden wir von der Küstenwache aufgehalten und sollten an dem US-amerikanischen NATO-Stützpunkt Souda (Kreta) vor Anker gehen. Das haben wir unter großem Protest verhindert und stecken nun in Iraklio fest.« Dort hat die »Juliano« nicht nur mit allerlei »Schikanen seitens der griechischen Behörden« zu kämpfen, so Gabriel, sondern neuerdings auch mit der Registrierungsstelle der Flagge von Sierra Leone, die das Ausstellen eines Bestätigungsschreibens verzögert.

Martin Lejeune



* Aus: Neues Deutschland, 14. Juli 2011


Die "Gernika" ist frei

Gaza-Flottille: Spanische Aktivisten beenden Protestaktionen in Athen

Von André Scheer **


Mit einem Erfolg haben die spanischen Aktivisten der Kampagne »Rumbo a Gaza« (Kurs auf Gaza) am Mittwoch die Besetzung der Botschaft ihres Landes in Athen und ihren am Montag begonnenen Hungerstreik beendet. Mit den Aktionen hatten sie gegen die Blockade ihres Schiffs durch die griechischen Behörden protestiert. Die »Gernika« wollte eigentlich an der zweiten »Freiheitsflottille« teilnehmen, mit der Hilfsgüter in den von Israel blockierten Gazastreifen transportiert werden sollten. Über Wochen wurde sie jedoch in einem Hafen der griechischen Insel Kreta festgehalten. Am Mittwoch morgen erteilten die Behörden der Besatzung nun die Erlaubnis, in See zu stechen. Begründet wurde dies damit, daß bei einer erneuten Inspektion am Vorabend die zuvor bemängelten Probleme nicht mehr festgestellt worden seien. Manolo García, eines der Besatzungsmitglieder, überraschte dies nicht, denn die Gründe für das Auslaufverbot seien von Anfang an politischer und nicht technischer Natur gewesen.

»Das war ein Sieg der Zivilgesellschaft gegen das Schweigen und die fehlende Unterstützung unserer Regierung«, freute sich Manuel Tapial, einer der Koordinatoren der Kampagne an Bord des Schiffes. »Wir haben trotz Israel, Griechenland und der Regierung Spaniens erreicht, daß die Gewässer des Mittelmeers wieder für alle befahrbar sind.« Auch wenn die Flottille ihr Ziel, Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen, nicht erreicht habe, sei es doch gelungen, die anhaltende israelische Blockade des Gebiets und die Lage des palästinensischen Volkes wieder auf die internationale Agenda zu setzen. Nach der wochenlangen Anspannung seien alle Aktivisten nun müde. Deshalb werde man mit der »Gernika«, die »zu einem authentischen Symbol des Friedens im Mittelmeer« geworden sei, zunächst nach Hause zurückkehren.

Einem Bericht des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira zufolge hat auch die französische »Dignité« am Mittwoch die Genehmigung zum Auslaufen erhalten. Sie werde zunächst nach Rhodos fahren, meldete der Sender unter Berufung auf Besatzungsmitglieder, doch das »endgültige Ziel« der Reise sei Palästina.

** Aus: junge Welt, 14. Juli 2011


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