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Gewaltlos gegen die Blockade

Die Unterstützer Gazas planen eine neue Massenaktion


Lubna Masarwa, Palästinenserin aus Israel, ist Aktivistin u.a. im Vorstand der Organisation »Free Gaza«. Dieser Tage war sie in Berlin, um eine neue Initiative vorzustellen. Sie heißt »Willkommen in Palästina« und ist ein Aufruf von 15 Organisationen der palästinensischen Zivilgesellschaft, am 8. Juli massenhaft nach Palästina einzureisen. Mit Lubna Masarwa sprach für das "Neue Deutschland" (ND) Elsa Rassbach.

ND: Frau Masarwa, Sie waren fünfmal auf Schiffen der Freiheitsflottille, zuletzt auf der »Mavi Marmara«, um auf dem Seeweg die Gaza-Blockade zu durchbrechen. Sie haben auch den Gaza-Freiheitsmarsch mit organisiert, der 1400 Aktivisten aus 42 Ländern nach Kairo brachte, um die Blockade von der ägyptischen Seite her zu brechen. Jetzt soll es über den Flughafen Tel Aviv versucht werden. Geht das?

Masarwa: Israel kontrolliert alle Grenzen und jeglichen Zugang nach Palästina, auch den über den Luftweg. Wenn Sie bei der Einreise über den Ben-Gurion-Flughafen sagen, Sie wollen ins Westjordanland, wird Ihnen das wahrscheinlich verweigert. Deswegen behaupten viele, nur heilige Orte besuchen zu wollen und dergleichen. Am 8. Juli aber werden alle offen sagen: »Wir fahren nach Palästina.«

Aber werden sie dann nicht einfach abgeschoben?

Die Friedensnobelpreisträgerin Mairead Maguire beispielsweise hat sich nicht abschieben lassen. Sie saß eine Woche im israelischen Gefängnis, dann kam sie vor Gericht. Wir haben erfahrene Anwälte, die etwaige Abschiebungen anfechten werden. Die internationalen Medien sind vorbereitet. Israel wird erklären müssen, warum Hunderte Ausländer abgeschoben werden sollen.

In Gaza, Ramallah, Haifa, Jerusalem und überall werden wir für unser Recht demonstrieren, Besucher zu empfangen. Dutzende palästinensische Gruppen stehen hinter dem Aufruf. Wir hoffen sehr, dass unsere Gäste zu uns kommen, um sich an Aktionen zu beteiligen: in Jerusalem, wo unsere Häuser zerstört werden; in Hebron, wo wir täglich von aggressiven Siedlern terrorisiert werden; in der Negev-Wüste beim Wiederaufbau eines Dorfes, das schon zwölf Mal durch die Israelis zerstört wurde.

Wir werden zusammen mit unseren Gästen die nächsten Schritte beraten, um als gewaltlose Bewegung die Besatzung zu beenden.

Aber falls die Teilnehmer der Aktion doch nicht nach Palästina fahren dürfen – werden die Gastgeber dann nicht sehr enttäuscht sein?

Spenden für Schulbücher oder Ähnliches sind gut gemeint, aber Hilfsgüter führen keine grundsätzliche Änderung herbei. Warum nicht stattdessen in eine direkte Aktion investieren, um die Blockade im Westjordanland und in Israel ins Schlaglicht zu rücken? Leute haben Flugtickets nach Zypern oder Ägypten gekauft, um an der Flottille oder am Gaza-Freiheitsmarsch teilzunehmen, ohne im Voraus zu wissen, ob sie in Gaza ankommen würden. Tausende haben uns begeistert empfangen, als wir mit den ersten Schiffen die Blockade durchbrachen. Aber mehrfach ist es uns auch nicht gelungen, und diese Aktionen waren für das Anliegen sogar effektiver, weil sie die Brutalität der Besetzung noch stärker ins Blickfeld gerückt haben. Israel stand unter noch stärkerem Druck, die Blockade zu lockern. Und der Gaza-Freiheitsmarsch war zudem eine Erleuchtung für die ägyptische Bevölkerung. Wir brauchen keine weiteren Erklärungen über die Übel der Besatzung. Wir brauchen konkrete Aktionen wie am 8. Juli.

www.kopi-online.de/8juli2011 Kontakt: 8juli2011@kopi-online.de
Spenden: Stichwort 8. Juli
Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost, EJJP Deutschland
Konto-Nr.: 1053200; Bank für Sozialwirtschaft, BLZ: 100 205 00

* Aus: Neues Deutschland, 18. Mai 2011


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