Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Die Wahrheit stirbt schon vor dem Krieg

FriedensJournal Nr 3/2012 (Mai/Juni) erschienen (31. Mai 2012)
  • Soeben erschien das dritte Heft (Mai/Juni) des Jahrgangs 2012 des FriedensJournals, der Zweimonatszeitung des "Friedensratschlags" (Im Internet: www.frieden-und-zukunft.de [externer Link]. Was es darin zu lesen gibt und wie diese Zeitschrift zu abonnieren ist, entnehmen Sie bitte nachfolgenden Informationen.

    Aus dem Inhalt:

    • Wahrheitsfindung und Medien-Desinformation
    • Wie Al Dschasira den Propagandakrieg gegen Libyen gewann
    • Avaag.org und der Informationskrieg gegen Syrien
    • Medien als Bedrohung der Meinungsfreiheit
    • „Israel von der Landkarte tilgen“ - Wer bedroht wen?
    • Von der Friedens- zur Kriegsforschung?
    • Friedensnetz Baden-Württemberg
    • Rückseite: Aktuelles aus dem Internet-Archiv

    Die Wahrheit stirbt schon vor dem Krieg (Editorial)

    Liebe LeserInnen und Leser,

    1979 wurde im deutschen Fernsehen der Vierteiler „Holocaust“ ausgestrahlt. Die in eine Spielfilmhandlung eingebettete Geschichtsdarstellung hatte weltweit eine große Resonanz, weshalb sich seitdem hierzulande der Begriff Holocaust als Umschreibung für den Massenmord an den europäischen Juden etabliert hat. Dieses zeigt, welche durchschlagende Wirkung die mediengerechte Aufarbeitung von historischen (und aktuellen) Themen haben kann.

    Vor einigen Wochen war nun im deutschen Fernsehen ein Vierteiler zu sehen, der theoretisch auf eine ähnliche Resonanz hätte stoßen können. In dem Fernsehfilm „Gelobtes Land“ des britischen (jüdisch-stämmigen) Regisseurs Kosminsky wird der Konflikt zwischen Juden und Palästinensern von 1945 bis heute in allen Facetten ausgeleuchtet. In England gab es im letzten Jahr nach der erstmaligen Ausstrahlung neben begeisterten Kritiken auch wütende Proteste mit Argumenten wie „Antisemitismus“ und „neue Kategorie der Feindseligkeit gegenüber Israel“. Da diese Kritik aber – wenn man den Film selbst gesehen hat – auf schwachen Füßen steht, wundert man sich schon nicht mehr, dass dieser lediglich auf Arte ausgestrahlt und in der Presse – von einzelnen Ausnahme abgesehen - fast komplett übergangen wurde.

    Diese Ausgabe des Friedensjournals steht ganz im Zeichen der Medienlandschaft und der veröffentlichten Meinung bzw. Meinungsmache. Das vorstehend genannte Beispiel gehört hierzu ebenso wie die Propagierung von Feindbildern, im letzten Jahr Gaddafi sowie aktuell Assad und (wieder) Ahmadinedschad.

    Neben diesen Hassobjekten geht es dabei auch um die Methodik der Manipulation. Sabine Schiffer beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit der Überzeugungskraft von Bildern anhand von Beispielen aus der jüngsten Zeit. („Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“).

    In der Bewertung der Massenmedien gibt es nicht nur in Deutschland die landläufige Unterscheidung zwischen seriösen und unseriösen Quellen. Das von uns erstellte Titelbild als Kollage verschiedener Titelseiten und Schlagzeilen zeigt bereits ohne weiteren Kommentar, dass diese Unterscheidung nur sehr eingeschränkt gilt. Die Rolle von sogenannten seriösen Medien kann allerdings kriegsentscheidend sein, wie letztes Jahr geschehen in Libyen. Die Quellen um Gaddafis angebliche Verbrechen waren sehr dürftig, wurden aber verstärkt durch den guten Ruf, den sich der Fernsehsender Al Dschasira aus der Vergangenheit aufgebaut hat. Joachim Guilliard beleuchtet in seinem Beitrag dessen Rolle bei der militärischen Eskalation in Libyen.

    Natürlich thematisieren wir diese Geschehnisse hier vor allem deshalb, weil sich aktuell erschreckende Parallelen zur Eskalation des Bürgerkrieges in Syrien aufzeigen.

    Kampagnen erfolgen heute nicht nur durch die klassischen Medien Zeitung und Fernsehen, sondern zunehmend auch über das Internet. Die lawinenartigen Volksaufstände im Maghreb vor mehr als einem Jahr wurden hierzulande von einigen Journalisten auch als „Facebook-Revolution“ bezeichnet, was aber sicher nicht der Realität gerecht wird. Tatsächlich werden über das Internet bereits seit Jahren zentral gesteuerte Kampagnen geführt. An vorderster Front steht hierbei die US-Organisation avaaz.org, die letztes Jahr ganz massiv für die Flugverbotszone über Libyen und damit den Türöffner für die militärische Intervention trommelte. Aktuell läuft eine ähnliche avaaz-Kampagne gegen Syrien. Die Journalistin Friederike Beck hat sehr intensiv über avaaz.org recherchiert. Wir haben in dieser Ausgabe eine kurze Zusammenfassung Ihres Artikels aufgenommen und empfehlen allen Lesern ihre umfangreiche Analyse an der genannten Internetquelle.

    Das mediale Propaganda-Trommelfeuer zur Kriegsvorbereitung macht es auch für die Friedensbewegung schwer, sich auf das Hinterfragen des Wahrheitsgehaltes der Aussagen über den Dämon Ahmadinedschad einzulassen. Ähnliches gilt in Bezug auf Kampagnen gegen das Assad-Regime in Syrien angesichts einer komplexen Bürgerkriegsrealität mit äußerer Einmischung. Wir wünschen deshalb allen Lesern eine interessante Lektüre zu diesen schwierigen Themen, als Hilfestellung für eigene Positionierungen.

    Karl-Heinz Peil

    Erscheinungsweise und Bezugsbedingungen

    Das Friedens-Journal erscheint sechs mal jährlich und ist zum Solipreis von 15,00 EUR über die Redaktionsanschrift (siehe unten) zu beziehen.
    Internet: www.frieden-und-zukunft.de [externer Link].

    Das FriedensJournal wird herausgegeben vom Bundesausschuss Friedensratschlag.
    Redaktion:
    Hugo Braun, Christine Buchholz, Bernd Guß, Lühr Henken, Hans-Peter Richter, Bärbel Schindler-Saefkow, Peter Strutynski, Horst Trapp. V.i.S.d.P.: Karl-Heinz Peil

    Redaktionsanschrift:
    Friedens- und Zukunftswerkstatt e.V.
    c/o Gewerkschaftshaus Frankfurt
    Wilhelm-Leuschner-Straße 69–77
    60329 Frankfurt am Main
    Tel.: 0 69/24 24 99 50 · Fax: 0 69/24 24 99 51
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