Weihnachtlicher Kriegstourismus geschmack- und verantwortungslos!
Afghanistaneinsatz beenden - EU-Militarisierung stoppen: Friedensbewegung mit umfangreicher Agenda 2008
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag zum Jahreswechsel
Kassel, 27. Dezember 2007 - Zum Jahreswechsel erklärte der Sprecher des
Bundesausschusses Friedensratschlag:
Mit einem umfangreichen Aktionsprogramm geht der Bundesausschuss
Friedensratschlag in die politischen Auseinandersetzungen des kommenden
Jahres. Oberste Priorität genießt darin die Forderung nach einem Abzug
der Bundeswehr aus Afghanistan. Der sog. "Kampf gegen den Terror" wird
am falschen Objekt und mit den falschen Mitteln geführt. Militär und
Krieg sind ungeeignete Mittel der Verbrechensbekämpfung (und was anderes
als ein schweres Verbrechen ist Terrorismus?), weil die
Rechtsstaatlichkeit hierfür andere Instrumente hat (Justiz, Ermittlungs-
und Strafverfolgungsbehörden). Mit jeder Truppenaufstockung in
Afghanistan hat sich der dortige Widerstand erhöht und sind noch mehr
Gebiete wieder in die Hände der Taleban gefallen. Anstatt den
Terrorismus einzudämmen, dreht der Krieg die Gewaltspirale immer weiter.
Das militärische Vorgehen schürt Wut auf die westliche Politik. Wir
müssen feststellen, dass sich die Anschläge auch außerhalb Afghanistans
erhöht haben. Das trifft vor allem auf Pakistan zu, jedoch auch auf
Europa. Daher sagen wir: Deutschlands Sicherheit wird am Hindukusch
nicht verteidigt, sondern aufs Spiel gesetzt.
Die Friedensbewegung wird ihre Anstrengungen verstärken, um einen
radikalen Kurswechsel in der Afghanistanpolitik der Bundesregierung
durchzusetzen. Wenn der Bundespräsident in seiner Weihnachtsansprache
die Dankbarkeit des deutschen Volkes für die Tätigkeit der Bundeswehr in
Afghanistan anmahnte und Bundeskanzlerin Merkel dies mit ähnlichen
Worten in ihrer Neujahrsansprache wiederholen wird, dann vergessen
beide, dass die große Mehrheit der Bevölkerung den Militäreinsatz
grundsätzlich ablehnt. Der weihnachtliche Kriegstourismus führender
Koalitionspolitiker an den Hindukusch ist geschmack- und
verantwortungslos: Wem es wirklich um das Wohl der Soldatinnen und
Soldaten geht, sollte dafür sorgen, dass sie so schnell wie möglich nach
Deutschland zurückkehren!
Seit mehr als sechs Jahren führen die US-Regierung und ihre Verbündeten
in der NATO unter dem Deckmantel "Krieg gegen den Terror"
völkerrechtswidrige Angriffskriege. Vorgeblich dienen sie zudem der
Durchsetzung von "Demokratie und Menschenrechten". Tatsächlich geht es
aber um die Beherrschung ressourcenreicher Regionen und um den Ausbau
geostrategischer Positionen. Entgegen der offiziell verbreiteten
Meinung, dass die Bundesrepublik Deutschland nicht am Krieg im Irak
beteiligt sei, kommt ihr durch die Bereitstellung von
Militärstützpunkten und Logistik eine herausragende Bedeutung in der
Kriegsführung zu. Wir fordern deshalb, dass die Bundesregierung die
Stationierungsverträge mit den USA kündigen und den USA keine
Überflugrechte für ihre Transporte in den Irak gewährt. Dies gebieten
das Völkerrecht (UN-Charta Art. 2,4) und das Grundgesetz (Art. 26).
In den vom Bundesausschuss Friedensratschlag verabschiedeten
"Friedenspolitischen Schwerpunkten 2008" werden zahlreiche andere
Konfliktregionen und Kriegsgefahren (z.B. der
israelisch-palästinensische Konflikt, die Kriegsdrohungen gegen Iran)
genannt, die nach Auffassung der Friedensbewegung ausschließlich mit
nicht-militärischen Mitteln gelöst werden können. Entschieden abgelehnt
wird auch die weitere Militarisierung der Europäischen Union. Deren im
Dezember unterzeichneter "Reformvertrag" ist ein Mogelvertrag erster
Güte. In ihm befinden sich alle sozialpolitischen, militär- und
rüstungspolitischen Grausamkeiten, die bereits Bestandteil des
"Verfassungsvertrags" gewesen waren, der seiner Zeit in zwei Referenden
(Frankreich und Niederlande) gescheitert war. Der von den EU-Regierungen
in Lissabon abgefeierte Reformvertrag ist ein weiteres Beispiel für das
fehlende Demokratieverständnis der EU-Nomenklatura. Der
"Friedensratschlag" wird sich weiterhin an der Kampagne gegen die
Militarisierung der EU beteiligen und dafür eintreten, dass der
"Reformvertrag" in den EU-Ländern zur Abstimmung durch die Bevölkerung
gestellt wird. Die Welt braucht keine zusätzliche EU-Armee und
EU-Battlegroups, keine Rüstungsagentur und militärisch "abgesicherte"
EU-Außengrenzen, sondern wirksame Beiträge zur Bekämpfung des Hungers,
der Armut, der Massenarbeitslosigkeit, des Analphabetismus und der
drohenden Klimakatastrophe. Hierfür sind alle Kräfte zu bündeln. Jeder
Euro, der in die Militarisierung fließt, fehlt zur Lösung der
Menschheitsaufgaben.
Der Terminkalender 2008 der Friedensbewegung ist gut gefüllt. Er beginnt
im Februar mit Protesten gegen die Münchner Sicherheitskonferenz, wird
fortgesetzt mit den Ostermärschen im März, die zusammenfallen mit
Aktionen gegen den dann fünf Jahre dauernden Irakkrieg, sieht für Anfang
Juni eine Internationale Afghanistan-Konferenz vor und mündet im Herbst
in zahlreiche Aktivitäten gegen die Verlängerung des Bundeswehreinsatzes
in Afghanistan.
Die kompletten "Friedenspolitischen Schwerpunkte 2008" sind hier als
pdf-Datei herunterzuladen:
Schwerpunkte 2008.
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski (Sprecher)
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