Zum Jahrestag des Beginns des Irakkriegs am 20. März: Weltweite Friedensaktionen
In Deutschland: Proteste in über 70 Städten - Zwei Presseerklärungen
Im Folgenden dokumentieren wir zwei Presseerklärungen zu den bevorstehenden Aktionen der Friedensbewegung am 20. März, die beide am 12. März 2004 veröffentlicht wurden:-
die Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag und
-
die Mitteilung des Netzwerks Friedenskooperative (Bonn).
Friedensbewegung demonstriert weltweit
Am ersten Jahrestag des Beginns des Irakkriegs:
Überall in Deutschland Aktionen "Gegen Krieg und Besatzung"
Pressemitteilung-
In Deutschland: Protest in über 70 Städten
- Den Irakkrieg beenden!
- Für einen gerechten Frieden im Nahen Osten!
- Um 12 Uhr heißt es überall: "Wir wider-setzen uns"
Am 20. März jährt sich zum ersten Mal der Beginn des von den USA und
Großbritannien völkerrechtswidrig geführten Krieges gegen Irak. Weltweit
begeht die Friedensbewegung diesen Tag mit Aktionen - so wurde es am
Europäischen Sozialforum im November in Paris und beim Weltsozialforum
im Januar im indischen Mumbai (Bombay) beschlossen. In vielen Städten
der USA werden Demonstrationen und Protestmeetings stattfinden. In
Deutschland haben der "Friedenspolitische Ratschlag" im Dezember in
Kassel und der "Trägerkreis 15.Februar - Gegen den Irakkrieg"
(verantwortlich für die große Friedensdemonstration am 15. Februar 2003
in Berlin) dazu aufgerufen, den Jahrestag zu vielfältigen dezentralen
Aktionen zu nutzen.
In über 70 Städten Deutschlands (siehe Liste im Anhang) finden am 20.
März Mahnwachen, Demonstrationen, Kundgebungen und andere Aktionen statt
- nach Ansicht des Sprechers des "Friedensratschlags" ein Zeichen für
die Vitalität der Friedensbewegung. In allen Großstädten gehen
Friedensaktivisten, Kriegsgegner und Globalisierungskritiker auf die
Straße, um auf die nach wie vor von Krieg und Gewalt gekennzeichnete
Lage im Irak aufmerksam zu machen. Die desaströse Lage im Irak ist nach
Auffassung des Bundesausschusses Friedensratschlag zuallererst Resultat
eines völkerrechtswidrigen und politisch verheerenden Krieges, der zu
Recht von der großen Mehrheit in diesem Land, der weltweiten
Friedensbewegung und von den meisten Regierungen seiner Zeit abgelehnt
wurde. Der Krieg beruhte von Anfang an auf Lügen und fabrizierten
"Beweisen" für die Bedrohung durch angebliche irakische
Massenvernichtungswaffen. Hinweise auf ihre Existenz konnten nicht
einmal die 1.400 US-eigenen Waffeninspekteure finden.
Aus Sorge um die Entwicklung im Irak hält der Bundesausschuss
Friedensratschlag folgende Alternativen für notwendig:
-
Abzug der Besatzungstruppen aus dem Irak.
- Aufsicht der UNO über möglichst bald zu organisierende Wahlen.
- Die Kriegsallianz, insbesondere die USA und Großbritannien, wird
verpflichtet, für die Kosten der Schadensbeseitigung aufzukommen.
- Die Kontrolle über die irakischen Ölquellen und andere Ressourcen wird
den Besatzungsmächten entzogen und der rechtmäßig gewählten irakischen
Regierung übertragen - gemäß der Resolution des UN-Sicherheitsrats 1483
(2003) und Art. 1 Abs. 2 des "Internationalen Pakts über
wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte", in dem es heißt: "Alle
Völker können für ihre eigenen Zwecke frei über ihre natürlichen
Reichtümer und Mittel verfügen..."
Im Blick der Friedensbewegung ist auch der israelisch-palästinensische
Konflikt. Besatzung und Krieg herrschen weiterhin auch im Nahen Osten.
Der Konflikt, dem in den letzten drei Jahren über 2.600 Tote und 41.000
Verletzte auf palästinensischer und 915 Tote und 4.166 Verletzte auf
israelischer Seite zum Opfer gefallen sind ( Stand: Oktober 2003), wird
solange nicht beendet werden können, solange die wesentlichen Grundlage
für einen gerechten Frieden nicht geschaffen werden. Dazu gehören:
-
die Beendigung der israelischen Besatzung,
- die Räumung aller Siedlungen auf palästinensischem Territorium,
- eine einvernehmliche Lösung der Flüchtlingsfrage,
- die Gründung und Anerkennung eines souveränen palästinensischen
Staates mit Ostjerusalem als Hauptstadt,
- die endgültige Anerkennung der israelischen Grenzen durch die
arabischen Staaten.
Neben diesen beiden Schwerpunkten thematisiert die Friedensbewegung
weitere Probleme: So geht es etwa in Mannheim und Ramstein ("Stillhalten
ist tödlich") um die Beseitigung der Atomwaffen, in Bremerhaven und
München um den Protest gegen die Umrüstung der Bundeswehr zu einer
Interventionsarmee, in Berlin, Essen, Hamburg, Nürnberg und Stuttgart
auch um die Forderung der Friedensbewegung "Abrüstung statt
Sozialabbau", womit eine Brücke geschlagen werden soll zu den
Großaktionen der Gewerkschaften und sozialen Bewegungen 14 Tage später.
Die vielfältigen dezentralen Proteste der Friedensbewegung am 20. März
werden durch ein gemeinsames Zeichen miteinander verbunden: Um 12 Uhr
werden sich die Demonstranten überall zum Zeichen des Widerstands gegen
die Kriegspolitik zu einem minutenlangen "Sitzstreik" niederlassen -
unter dem Motto "Wir wider-setzen uns".
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski (Sprecher)
Kassel, den 12. März 2004
Anhang: Liste der Orte, an denen Proteste stattfinden
(Siehe:
"Die Friedensbewegung versteckt sich nicht."
Eine Übersicht über die Aktionen am 12. März 2004 (Stand: 12. März 2004)
Weltweit Demonstrationen zum Jahrestag des Irak-Krieges
An die Presse
12. März 2004
Internationaler Friedens-Aktionstag 20. März 2004
Am 20. März finden weltweit Friedens-Demonstrationen zum Jahrestag
des Beginns des Irak-Krieges statt. Die Aktionen wurden bei den
Treffen des Europäischen (Paris) und Welt-Sozialforums
(Mumbay/Bombay) zwischen Friedens- und globalisierungskritischer
Bewegung verabredet. In vielen europäischen Hauptstädten und in den
USA werden in Erinnerung an den Kriegsbeginn Aktionen gegen die
„Präventivkriegs“-Doktrin und für eine Zivilisierung der Politik
stattfinden. Aktionsorte sind nach einer Übersicht des Netzwerk
Friedenskooperative u.a. Amsterdam (NL), Bern (CH), Barcelona (E),
Boston (USA), Bruxelles (B), Chicago (USA), Dornbirn (A), Dublin
(IRL), Glasgow (UK), Groningen (NL), Kopenhagen (DK), London (UK),
Los Angeles (USA), Lyon (F), New York (USA), Paris (F), San
Francisco (USA), Toronto (CDN),Washington (USA) und Wien (A).
Die Demonstrationen erinnern an die inzwischen offensichtlich
gewordenen regierungsamtlichen Lügen zur Begründung des Krieges.
„Die Kriegsherren sind mittlerweile in Schwierigkeiten, der ’Krieg
gegen den Terrorismus’ ist offenbar militärisch nicht zu gewinnen
und die Lage im Irak selbst ist desaströs – vor allem für die
dortige Bevölkerung“, heißt es beim Netzwerk Friedenskooperative.
In der Bundesrepublik gibt es viele „dezentrale“ lokale
Veranstaltungen sowie Demonstrationen in Berlin und anderen gro+en
Städten. Die Initiativen rufen dazu auf, sich um 12 Uhr
niederzusetzen – gleichzeitig bei all diesen Aktionen – und damit
dem Slogan „Wir wider-setzen uns“ Ausdruck zu verleihen.
Die deutschen Demonstrationen protestieren auch gegen die „falsche
Antwort Europas auf die Dominanz der einen Supermacht USA“.
Aufrüstung, eigene europäische Einsatztruppen für Kriege in aller
Welt sind nicht der Weg für eine wünschenswerte „Friedensmacht
Europa“, die auf zivile Konfliktbearbeitung und faire Kooperation
vor allem mit den Ländern des Südens und der arabisch-islamischen
Welt setzen müsste. Die Friedensbewegung fordert am 20. März 2004
die Alternativen zu Krieg und endloser Gewaltspirale ein.
Einen besonderen Akzent am 20.3. setzt der Marsch zur US-
Airbase/Atomwaffenlager Ramstein in der Pfalz. Die wesentlich durch
den Ehrenvorsitzenden der „Internationalen -rzte zur Verhütung des
Atomkrieges“ (IPPNW) Horst-Eberhard Richter inspirierte
Veranstaltung will ein deutliches Zeichen gegen eine
unverantwortliche Kriegs- und Atomwaffenpolitik setzen und hat schon
sehr viel prominente Unterstützung gefunden. Zu den
UnterzeichnerInnen des Aufrufs gehören z.B. Günter Grass, Manfred
Krug, Senta Berger und Sir Peter Ustinov. Neben dem ehemaligen
saarländischen Ministerpräsidenten und SPD-Vorsitzenden Oskar
Lafontaine wird u.a. als Gast aus den USA der Präsident der
Physicians for Social Responsibility, Mike Mc Cally, in Ramstein
sprechen.
Informationen zum Aktionstag finden sich (u.a) unter
www.friedenskooperative.de, zur Ramstein-Aktion auch unter
www.ippnw.de/ramstein.
Manfred Stenner
(Geschäftsführer des Netzwerk Friedenskooperative)
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