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Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.
Friedensbewegung begrüßt die Entlassung des Generals Günzel ...
... und fordert die Auflösung des Kommandos Spezialkräfte (KSK)
Zur Entlassung des Bundeswehrgeneral Reinhard Günzel dokumentieren wir:-
eine Presseerklärung des Bundesausschusses Friedensratschlag,
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eine Presseerklärung des "Darmstädter Signals",
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den Brief des Generals an den CDU-Abgeordneten Hohmann im Wortlaut,
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Auszüge aus der antisemitischen "Tätervolk"-Rede des CDU-Abgeordneten Hohmann vom 3. Oktober 2003.
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag
Friedensratschlag begrüßt die Entlassung des Generals Günzel
Günzel nur ein "verwirrter" Einzelgänger?
Auflösung des KSK wäre logische Konsequenz
Der Bundesausschuss Friedensratschlag hat in einer ersten Stellungnahme zu den Vorfällen um die Äußerungen des Brigadegenerals Reinhard Günzel die Entscheidung des Verteidigungsministers Peter Struck ausdrücklich gutgeheißen. Ein führender General, der sich in demonstrativer Weise hinter die skandalösen antisemitischen Äußerungen des CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann stellt, hat in einer Armee, die rechtsstaatlichen Grundsätzen verpflichtet sein soll, nichts zu suchen. Bemerkenswert findet es der Friedensratschlag, dass das Verteidigungsministerium so schnell und eindeutig gehandelt hat.
Das Verteidigungsministerium darf aber nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Mit der Entfernung Günzels aus dem Dienst ist es längst nicht getan. Der Verteidigungsminister dürfte einer gefährlichen Täuschung aufsitzen, wenn er meint, es handle sich bei Günzel nur "um einen einzelnen verwirrten General, der einer noch verwirrteren Auffassung eines CDU-Bundestagsabgeordneten zugestimmt hat." Immerhin hat General Günzel drei Jahre lang das im baden-württembergischen Calw stationierte Kommando Spezialkräfte (KSK) geführt. Diese Truppe, die unter anderem seit knapp zwei Jahren an völlig undurchsichtigen Kampfhandlungen in Afghanistan beteiligt ist, hat seit ihrem Bestehen eine eigene "corporate identity" als zu allem entschlossene "Elitetrupppe" der Bundeswehr entwickelt, arbeitet grundsätzlich verdeckt und entzieht sich parlamentarischer und erst recht öffentlicher Kontrolle. Es wäre interessant zu erfahren, welche Spuren die Tätigkeit des KSK-Chefs in dieser verschworenen Gemeinschaft hinterlassen hat.
Aus diesen Gründen liegt es auf der Hand, neben dem Rausschmiss des leitenden Soldaten auch die ihm unterstellte Truppe einer "Revision" zu unterziehen. Wenn in einem Industrieunternehmen aufgrund einer fehlerhaften Konstruktion fehlerhafte Produkte das Band verlassen, wird bei Entdeckung des Fehlers nicht nur der verantwortliche Konstrukteur zur Verantwortung gezogen, sondern es werden auch die fehlerhaften Produkte zurückgerufen. Auf die KSK-Soldaten übertragen hieße das zunächst, die Konzeption dieser "Elite"-Kampftruppe, ihre Lehrmethoden und ihre Lerninhalte unter die Lupe zu nehmen. Noch besser wäre es, das Kommando Spezialkräfte aufzulösen und in die sonst üblichen Strukturen der Bundeswehr einzugliedern. Deutschland braucht keine Elitetruppen und darf antisemitischen, rassistischen und rechtsradikalen Tendenzen keinen Raum bieten.
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski (Sprecher)
Kassel, den 5. November 2003
***
P R E S S E M I T T E I L U N G
05.11.2003
Brigadegeneral Reinhard Günzel ist kein Einzelfall!
Dem Offizierkorps der Bundeswehr fehlt’s am “Mut zur Meldung“!
Nur der Arglosigkeit Brigadegeneral (BG) Günzels und der Dreistigkeit des CDU-MdB Martin Hohmann (Major d.R.!) ist es zu „verdanken“, dass die abstrus-unerträglichen Meinungen des verantwortlichen Generals für das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr der Öffentlichkeit bekannt wurden.
BG Günzel hat doch seit über 30 Jahren als Offizier im Kreise der ihn umgebenden Kameraden seine undemokratischen Gedanken geäußert. Teilen des Offizierkorps, unpolitisch-technokratisch und ganz überwiegend konservativ, waren und sind Günzels Positionen nicht so fern - und es fehlt den demokratisch gesinnten Offizieren offensichtlich der „Mut zur Meldung“.
BG Günzel ist auch deshalb kein Einzelfall, weil er nur das aktuelle Glied einer Kette von undemokratischen Entgleisungen von hohen Offizieren seit Bestehen der Bundeswehr ist.
Helmuth Prieß, Sprecher des Ak DARMSTÄDTER SIGNAL, eines Zusammenschlusses von über 100 kritischen, aktiven und ehemaligen Offizieren und Unteroffizieren der Bundeswehr: „Die Bundeswehr ist nicht per se rechtsradikal und undemokratisch, aber es mangelt einem beachtlichen Teil von Soldaten mit Führungsaufgaben an demokratischem Bewusstsein und Engagement. Minister Struck muss jetzt dafür sorgen, dass die Politische Bildung in der Bundeswehr endlich verstärkt und verbessert wird und demokratisches Verhalten von Vorgesetzten das entscheidende Kriterium für Beförderungen wird“
Bleibt noch zu fordern, dass das Offizierkorps endlich den „Mut zur ungeschminkten Diskussion“ über die unbegrenzte Verfügbarkeit der Bundeswehr für Kampfeinsätze vor und hinter allen Gebirgsketten unserer Erde zeigt - denn das ist die entscheidende Frage für das „Berufsbild des Soldaten“ und unser aller Zukunft!!
Anlagen:
Günzels Brief im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
für Ihren Vortrag zum Nationalfeiertag bedanke ich mich sehr
herzlich. Eine ausgezeichnete Ansprache, wenn ich mir dieses
Urteil erlauben darf, wie man sie mit diesem Mut zur Wahrheit und
Klarheit in unserem Land nur noch sehr selten hört und liest.
Und auch, wenn sich all diejenigen, die sich dieser Auffassung
anschließen oder sie gar laut und deutlich artikulieren, von
unserer veröffentlichten Meinung sofort in die rechtsradikale
Ecke gestellt werden, können Sie sicher sein, dass Sie mit diesen
Gedanken der Mehrheit unseres Volkes eindeutig aus der Seele sprechen.
Ich hoffe, dass Sie sich durch Anwürfe aus dem vorwiegend linken
Lager nicht beirren lassen und mutig weiterhin Kurs halten.
Mit einem herzlichen Gruß
bin ich Ihr Reinhard Günzel, Brigadegeneral
***
Über Juden, Revolution und Verbrechen - Das antikommunistisch-antisemitische Weltbild des CDU-Abgeordneten Hohmann
Auszüge aus der Rede Martin Hohmanns vom 3. Oktober 2003
"Das deutsche Volk hat nach den Verbrechen der Hitlerzeit sich in einer
einzigartigen, schonungslosen Weise mit diesen beschäftigt, um Vergebung
gebeten und im Rahmen des Möglichen eine milliardenschwere
Wiedergutmachung geleistet, vor allem gegenüber den Juden. (...)
Auf diesem Hintergrund stelle ich die provozierende Frage: Gibt es auch beim
jüdischen Volk, das wir ausschließlich in der Opferrolle wahrnehmen, eine
dunkle Seite in der neueren Geschichte oder waren Juden ausschließlich die
Opfer, die Leidtragenden? (...)
Wir haben (...) gesehen, wie stark und nachhaltig Juden die revolutionäre
Bewegung in Russland und mitteleuropäischen Staaten geprägt haben. Das
hat auch den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson 1919 zu der
Einschätzung gebracht, die bolschewistische Bewegung sei "jüdisch geführt".
Mit einer gewissen Berechtigung könnte man im Hinblick auf die Millionen
Toten dieser ersten Revolutionsphase nach der "Täterschaft" der Juden
fragen.
Juden waren in großer Anzahl sowohl in der Führungsebene als auch bei den
Tscheka-Erschießungskommandos aktiv. Daher könnte man Juden mit einiger
Berechtigung als "Tätervolk" bezeichnen. Das mag erschreckend klingen. Es
würde aber der gleichen Logik folgen, mit der man Deutsche als Tätervolk
bezeichnet. (...)
Wir müssen genauer hinschauen. Die Juden, die sich dem Bolschewismus und
der Revolution verschrieben hatten, hatten zuvor ihre religiösen Bindungen
gekappt. Sie waren nach Herkunft und Erziehung Juden, von ihrer
Weltanschauung her aber meist glühende Hasser jeglicher Religion.
Ähnliches galt für die Nationalsozialisten. Die meisten von ihnen entstammten
einem christlichen Elternhaus. Sie hatten aber ihre Religion abgelegt und
waren zu Feinden der christlichen und der jüdischen Religion geworden.
Verbindendes Element des Bolschewismus und des Nationalsozialismus war
also die religionsfeindliche Ausrichtung und die Gottlosigkeit.
Daher sind weder "die Deutschen ", noch "die Juden" ein Tätervolk. Mit vollem
Recht aber kann man sagen: Die Gottlosen mit ihren gottlosen Ideologien, sie
waren das Tätervolk des letzten, blutigen Jahrhunderts. (...)"
Quelle: n-tv: Freitag, 31. Oktober 2003
Und noch eine Kostprobe von der Homepage des MdB Martin Hohmann (Originalton):
"Ich will auch weiterhin...
die Familie stärken und mich für christliche Werte
einsetzen,
denn Kinder sind das Wichtigste und unsere
Zukunft.
dass Frauen mehr partnerschaftliche Hilfe
erfahren.
den Mittelstand fördern, neue Arbeitsplätze
ermöglichen und die Chancen der Jugend
verbessern.
die Achtung vor der Lebensleistung unserer
älteren Mitbürger stärken.
mehr Sicherheit für unsere Bürger durch
nachhaltige Kriminalitätsbekämpfung erreichen.
deutsche Interessen vertreten und der Politik
einer "multikulturellen Gesellschaft"
entgegenwirken.
die Staatsschulden abbauen, z.B. durch
öffentliche Sparsamkeit und Subventionsabbau.
Martin Hohmann: ...weil Charakter
zählt
Quelle: www.martinhohmann.de
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