Klausurtagung des Friedensratschlags: Fahrplan für zweite Jahreshälfte
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag
Im Folgenden dokumentieren wir eine Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensrataschlag vom 11. Juli 2003.
Pressemitteilung-
Friedensratschlag nach Klausurtagung
- Massenappell "Abrüstung statt Sozialabbau"
- Projekte und Fahrplan für zweite Jahreshälfte
- Im Urlaub entweder nach Italien oder in die Wittstocker Heide
Die alljährliche dreitägige "Klausur" des Bundesausschusses
Friedensratschlag in der Abgeschiedenheit des Thüringerwaldes hatte sich
diesmal vor allem mit der Weltlage nach dem Irakkrieg und mit den
Perspektiven für die Friedensbewegung befasst. Nach dem Abflauen der
Massenaktionen der Friedensbewegung in aller Welt gebe es heute keinen
Grund zur Resignation, meinte ein Sprecher des Friedenratschlags. Im
Gegenteil: Im Bewusstsein der Menschen hier zu Lande habe sich tief
eingegraben, dass Angriffskriege - unter welchem Vorwand auch immer -
nicht sein dürfen. Gerade lieferten die Regierungen in Washington und
London einen Beweis nach dem anderen, dass sie den Krieg nicht wegen der
angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen geführt hätten.
Die wichtigsten Ergebnisse der Klausurtagung waren:
(1) Der Friedensbewegung wird eine bundesweite Unterschriftensammlung
"Abrüstung statt Sozialabbau" vorgeschlagen. Der Text hierzu wurde
mittlerweile auch vom "Gewerkschaftlichen Netzwerk gegen den Krieg"
übernommen, sodass eine gemeinsame bundesweite Kampagne entstehen wird.
(Text siehe unten im Anhang)
(2) Die Friedensbewegung darf über den Irakkrieg nicht einfach zur
Tagesordnung übergehen, sondern muss die Erinnerung an ihn und an die
weltweite Protestbewegung gegen ihn wachhalten. Hierzu wird ein
"Kriegs-Tribunal" angeregt: Beginnend mit vielfältigen Veranstaltungen
auf örtlicher Ebene soll ein Tribunalsprozess entstehen, an dessen Ende
ein bundesweites Tribunal, schließlich vielleicht auch ein europäisches
oder sogar weltweites Tribunal stehen soll. Ende August wird eine
bundesweite Arbeitsgruppe aus verschiedenen Friedensorganisationen
gebildet. Der vorgeschlagene Tribunals-"Prozess" ist auch deshalb
unersetzbar, weil die Vereinten Nationen bzw. ihr Sicherheitsrat ihrer
Verpflichtung zur Einhaltung der UN-Charta und des Völkerrechts nicht
nachgekommen sind. Die Resolution 1483 vom 22. Mai 2003 ist - leider -
ein Dokument der Kapitulation der UNO vor den Aggressoren USA und
Großbritannien.
(3) Der Aktionskalender vieler lokaler und regionaler Friedensinitiativen
enthält in den nächsten Wochen und Monaten folgende Schwerpunkte:
-
6./9. August Hiroshima/Nagasaki-Gedenken, verbunden mit dem Gedanken
an symbolische "Inspektionen" zur Aufspürung von
Massenvernichtungswaffen;
- 1. September (Antikriegstag): In Zusammenarbeit mit Gewerkschaften die
Umwandlung der Bundeswehr in eine Interventionsarmee thematisieren und
die Unterschriftensammlung "Abrüstung statt Sozialabbau" popularisieren;
- 11. September: Das Thema "Terrorismus" mit dem Thema
"Staatsterrorismus" zusammmenführen. Am 11. September 2003 jährt sich
zum 30. Mal der terroristische Putsch gegen den demokratisch gewählten
chilenischen Präsidenten Allende;
- Zwei Themen werden darüber hinaus die öffentliche Diskussion im
nächsten halben Jahr bestimmen: das Nahost-Thema und die EU-Verfassung
bzw. die für die EU angedachte neue Militärdoktrin
(4) Die Friedensbewegung beteiligt sich nicht an solch kleinkarierten
Ersatzhandlungen, wie sie der Bundeskanzler bezüglich der Wahl seines
Urlaubsorts an den Tag gelegt hat. Wer nach Italien fahren will, wo
immer noch die Pace-Fahnen wehen, sollte das auf jeden Fall tun. Wer
aber noch nichts vorhat, sollte Hannover großräumig umfahren und sich
auf den Weg in die Wittstocker Heide machen, wo Verteidigungsminister
Struck demnächst einen Bombenabwurfplatz in Betrieb nehmen will. In der
Zeit vom 25.7. bis 3.8. werden dort von den Friedens- und
Bürgerbewegungen für eine "FREIeHEIDe" Aktionstage gegen das "Bombodrom"
stattfinden.
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski (Sprecher)
Kassel, den 11. Juli 2003
Anhang: Text des Appells "Abrüstung statt Sozialabbau"
Appell an die Bundesregierung:
Abrüstung statt Sozialabbau!
Wir verlangen eine drastische Reduzierung der Rüstung und die Streichung
aller Rüstungsvorhaben, die für Auslandseinsätze der Bundeswehr
vorgesehen sind. Die dadurch frei werdenden Mittel müssen für soziale
Sicherung, zivile Arbeitsplätze, Bildung und Ausbildung sowie für den
Erhalt einer lebenswerten Umwelt verwendet werden.
Rüstung, militärische Intervention und Sozialabbau verschärfen Konflikte
statt ihre Ursachen zu bekämpfen.
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