Zum bevorstehenden Bush-Besuch in Deutschland traf sich die Friedensbewegung in Kassel
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag
Im Folgenden dokumentieren wir eine Pressemitteilung von der Aktionskonferenz der Friedensbewegung, die am 17. März 2002 in Kassel stattfand.
Pressemitteilung
Kassel, den 17. März 2002
Anlässlich des Deutschland-Besuchs des US-Präsidenten Bush im Mai ruft
die Friedensbewegung zu einer Großdemonstration in Berlin und zu vielen
dezentralen Aktionen im ganzen Land auf. Dies war ein Ergebnis der
Aktionsberatung der Friedensbewegung, zu der der Bundesausschuss
Friedensratschlag am Sonntag nach Kassel eingeladen hatte.
70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Vertreter/innen lokaler und
regionaler Initiativen und bundesweiter Friedensorganisationen, haben
sich auf ein Konzept für eine breite Kampagne gegen die Kriegspläne der
US-Regierung im Nahen und Mittleren Osten verständigt. Unter dem Motto
"Wir wollen Ihre Kriege nicht, Herr Präsident!", soll dem US-Präsidenten
in Deutschland der "Empfang bereitet werden, den er verdient", sagte der
Sprecher des Friedensratschlags zu Beginn der Konferenz. Nach
Überzeugung der Friedensbewegung wird in Washington derzeit die nächste
Phase des sog. "Krieges gegen den Terror" vorbereitet, der nichts andere
ist als ein Krieg zur Festigung der US-Hegemonie und zur Vertretung
handfester ökonomischer und geostrategischer Interessen der USA. Der
geplante Krieg gegen den Irak sei eine Bedrohung des Weltfriedens. "Wenn
das Pulverfass Naher Osten explodiert, regnen die Funken und die Asche
auch auf Europa herunter", sagte Strutynski.
Auf besondere Empörung stieß das vor wenigen Tage bekannt gewordene
US-Geheimpapier "Nuclear Posture Review", wonach die USA sich das Recht
herausnehmen, nun auch Atomwaffen gegen Länder einzusetzen, die selbst
über keine Atomwaffen verfügen. Washington, so heißt es im Aufruf der
Friedensbewegung, erklärt sogar einen atomaren Krieg für führbar "und
bereitet ihn vor".
Mit Skepsis reagierten die Friedensaktivisten auf die Ankündigung des
deutschen Bundeskanzlers, einem Krieg gegen den Irak "ohne UN-Mandat"
nicht zuzustimmen. Ein UN-Mandat habe auch beim Jugoslawien-Krieg vor
drei Jahren und hat auch beim Afghanistan-Krieg nicht vorgelegen, und
die Bundesregierung sei doch mit von der Partie gewesen. Außerdem werde
ein Krieg gegen den Irak nicht besser, wenn sich die Krieg führenden
Staaten auf ein tatsächliches oder vermeintliches UN-Mandat berufen.
Das Konzept der Friedensbewegung sieht vor, dass am 21. Mai, also am
Vorabend des Bush-Besuchs, eine bundesweite Demonstration und Kundgebung
in Berlin stattfindet. Einen Tag später, am 22. Mai, sollen im ganzen
Land Aktionen gegen die US-Kriegspläne stattfinden, vornehmlich an dafür
geeigneten Objekten (z.B. US-Botschaft, Konsulate, Atomwaffenlager in
Büchel, Atomare Einsatzzentrale EUCOMM in Stuttgart), aber auch an
anderen Orten. Dabei richten sich die Proteste nicht nur gegen Bushs
Kriegspolitik, sondern auch an die Adresse der Bundesregierung. Die
Bundeswehr dürfe sich "nicht weiter an dem Kriegsfeldzug der USA
beteiligen" und die Bundeswehrsoldaten sollten sofort aus den
Kriegsaufmarschgebieten abgezogen werden.
Ein weiteres Thema der Aktionsberatung waren die in zwei Wochen
beginnenden Ostermärsche, von denen es nach Auskunft der zentralen
Ostermarschstelle (http://www.ostermarsch.info) in diesem Jahr mehr
geben wird als vor einem Jahr. Die Ostermarschkundgebungen werden auf
die neuen Kriegsdrohungen genauso reagieren wie auf die bedrückende
Situation im israelisch-palästinensischen Konflikt. Die
Friedensaktivisten in Kassel haben nach ausführlicher Diskussion eine
Erklärung zum Nahen Osten verabschiedet, in der an Israel appelliert
wird, endlich das "natürliche Recht der Palästinenser auf ein
menschenwürdiges Leben und auf Heimat" anzuerkennen. Dies schließt das
"Recht auf einen palästinensischen Staat mit Ostjerusalem als
Hauptstadt" mit ein. Unterstützt werden die Forderungen der israelischen
Friedensbewegung sowie der vor kurzem veröffentliche Aufruf israelischer
Reserveoffiziere, den Kriegsdienst in den besetzten Gebieten zu
verweigern.
Für die Aktionskonferenz:
Dr. Peter Strutynski (Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag)
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