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Horst Stuckmann ist tot

Ein Leben für Frieden, Demokratie und sozialen Fortschritt

Unserer Freund, Kollege und Kamerad Horst Stuckmann ist tot.

„Sein Leben galt der Veränderung: vom Krieg zum Frieden, vom Faschismus zur Demokratie, vom Gegeneinander zur Solidarität – in Worten wie in Taten. Dafür hat Horst gekämpft, geschrieben, gepredigt, gestritten und gelebt. Für eine bessere Welt“. Diese Worte schrieben seine Freunde, Kollegen und Kameraden in einer Traueranzeige.

Vielfältig waren die Stationen des beruflichen und politischen Wirkens dieses außergewöhnlichen und liebenswerten Menschen. Während des Theologiestudiums in Heidelberg und Münster wurde er Mitglied im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS). Im Rahmen des Aufsehen erregenden Treffens des SDS mit der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in Berlin setzte er sich für politische Entspannung zwischen den Militärblöcken und die deutsche Einheit ein. Verständigung und ein friedliches Miteinander statt Kalter Krieg war denn auch das Motiv für seinen Eintritt in Gustav Heinemanns Gesamtdeutscher Volkspartei (GVP). An der Seite Renate Riemecks unterstützte er den Bundestagswahlkampf der Deutschen Friedens-Union. Er wurde Mitglied in deren Bundesvorstand und stellvertretender Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen. Wie die anderen Gründungsmitglieder wollte er sich dem Zwangsgedanken des Kalten Krieges widersetzen. Seine konsequente Haltung gegen die atomare Aufrüstung führte ihn in die Reihen der Ostermarschierer.

Horst Stuckmann, der an allen wichtigen politischen Auseinandersetzungen der damaligen Zeit auf der richtigen Seite beteiligt war, unterstützte auch die Bewegung gegen die Berufsverbote. Dieses Disziplinierungsinstrument gegen Linke bekam er auch selbst zu spüren. Als Gemeindepfarrer im Ruhrgebiet, später als Studentenpfarrer in Mainz und dann wiederum als Gemeindepfarrer geriet er öfter mit seinen christlichen Vorgesetzten in Konflikt. Sein Festhalten an den pazifistischen Einsichten der Bergpredigt war vielen in der Zeit des Kalten Krieges lästig. Aber Horst Stuckmann war seiner Zeit stets voraus, und er blieb unbeugsam seinen Überzeugungen und Einsichten treu. Deshalb sah man ihn nicht nur bei zahlreichen Veranstaltungen für Frieden und Demokratie, wobei er auch oftmals als begeisternder Redner auftrat, sondern auch im Mörfeldener Wald, als es darum ging, die Startbahn West des Frankfurter Flughafens zu verhindern.

Die immer wiederkehrenden Aufforderungen, sich politisch mehr zurückzunehmen, denen er niemals nachkam, führten zu einem sog. Kirchenverfahren gegen den Pfarrer Horst Stuckmann. Eine Einschränkung seiner theologischen Tätigkeit mochte er nicht hinnehmen. Deshalb willigte er ein, als die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten ihm ein neues Betätigungsfeld. bot. Als Mitglied des Geschäftsführenden Präsidiums gehörten Friedenspolitik und internationale Beziehungen zu seinem Aufgabenbereich. Aufklärungsarbeit unter Jugendlichen war ihm während seiner gesamten politischen Tätigkeit immer ein Anliegen, weshalb er auch Mitherausgeber des Jugendmagazins Elan wurde. In der Juni-Ausgabe 1969 schrieb er: „Verständigung mit den sozialistischen Staaten Europas lässt sich nicht durch die Hintertür erschleichen. Sie beginnt mit der Anerkennung der Realitäten. Das ist fast schon eine Plattitüde. Aber das Vernünftige muss in einem Land voller unvernünftiger Politik immer wieder ausgesprochen werden“.

Seit seiner Schulzeit galt Horsts Leidenschaft dem Theater. Mit der von ihm noch als Gemeindepfarrer gegründeten Laien-Theatergruppe in Neu-Isenburg gelang es ihm, in den letzten gut zwanzig Jahren regelmäßig klassische und zeitgenössische Stücke mit professioneller Ambition auf die Bühne zu bringen.

Im letzten Jahrzehnt war er an der Entwicklung des Bundesausschusses Friedensratschlag beteiligt, einem Zusammenschluss zahlreicher örtlicher und regionaler Friedensinitiativen. Er arbeitete in der Redaktion des Friedensjournals und unterstützte die Friedens- und Zukunftswerkstatt in Frankfurt am Main. In der November – Ausgabe des FriedensJournal warnte er in einem Beitrag vor einem neuen West Ost – Rüstungswettlauf. Als bekennender Außerparlamentarischer setzte er seine Kraft dafür ein, den Einzug DER.LINKEN in den Hessischen Landtag zu unterstützen. Dafür arbeitete er engagiert bis in seine letzten Tage.

Horst Trapp


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