Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Von Tadatoshi Akiba über Elfriede Jelinek bis Konstantin Wecker

Gesammelte Grußbotschaften zum Hiroshima-Tag 2005 in Wien

Alljährlich begeht die Wiener Friedensbewegung den Hiroshima-Tag (6. August) auf dem Wiener Stephansplatz und anschließend mit einem Laternenmarsch zum Teich vor der Karlskirche. Im Rahmen dieser Aktion wurden auch 2005 wieder Grußbotschaften von (mehr oder weniger) prominenten Persönlichkeiten veröffentlicht. Wir dokumentieren im folgenden eine Reihe solcher Botschaften aus Österreich sowie dem Ausland.



Grußbotschaft von Bundespräsident Dr. Heinz FISCHER

Der Gedanke an die Explosion einer Atombombe lässt wohl jeden Menschen mit Entsetzen in einen Abgrund der Zerstörung und des menschlichen Leides blicken. Wenn Sie, meine Damen und Herren von der Wiener Friedensbewegung und der Hiroshima-Gruppe, die Schrecken atomarer Waffen den Menschen von heute und besonders der Jugend in Erinnerung rufen, so leisten Sie einen wichtigen Beitrag im Kampf um die Ächtung von atomaren Waffen und im Kampf gegen deren weitere Verbreitung. Jede Aufklärung über die atomare Vernichtungskraft ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

Wir dürfen nicht vergessen, dass wir auch heute inmitten akuter Gefährdungen leben. Alle Menschen, die sich für Frieden, Freiheit und Demokratie engagieren – von den kleinsten Bürgerinitiativen bis zu den höchsten politischen Entscheidungsträgern - müssen im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles tun, um kriegerische Auseinandersetzungen mit mörderischen Waffen zu verhindern.

Als Bundespräsident begrüße ich daher Ihre Bemühungen, in der Öffentlichkeit aufzutreten und auf den Ernst weltweiter atomaren Gefahren hinzuweisen.

Sie werben für ein wichtiges Anliegen – für eine Welt ohne Atomwaffen und ohne Krieg.

Ich danke Ihnen allen, die Sie heute – 60 Jahre danach - zusammengekommen sind, um der Opfer der Schrecken von Hiroshima und Nagasaki zu gedenken, und wünsche Ihnen und uns allen viel Erfolg bei den Bemühungen um eine friedliche Zukunft!


Message from Hiroshima

Tadatoshi Akiba, Mayor, The City of Hiroshima

It is a great honor for me to send this message to the Annual Manifestation in Vienna to console the victims of the atomic bombing of Hiroshima.

Since our devastating experience 60 years ago, Hiroshima has continually appealed for the abolition of nuclear weapons and the realization of lasting world peace. Unfortunately, many areas around the world remain trapped in cycles of hatred, violence, and retaliation. Our planet still bristles with vast arsenals of nuclear weapons, and the danger that such weapons will be used is actually increasing.

For this reason, Hiroshima City and more than 1000 city members of the Mayors for Peace are collaborating with other cities, individuals, and NGOs to conduct an Emergency Campaign to Ban Nuclear Weapons, a program to abolish all nuclear weapons by 2020.

To help future generations understand the tragic facts of the atomic bombing and the meaning of the hibakusha message that “no one else should ever suffer as we did,” we are promoting Hiroshima-Nagasaki Peace Study Courses in schools around the world and encouraging adults to read aloud to children personal accounts of the atomic bombing.

In this context, the Annual Manifestation in Vienna takes on especially profound significance, and it is indeed encouraging that so many people participate year after year. I sincerely hope that you will all continue to remember Hiroshima and work closely with us to make this the year in which people everywhere awaken from the nuclear trance and demand liberation from this unnecessary and horrifying threat.

I close with my best wishes for continued good health and success to all participants. Thank you all very much.


Friedensbotschaft

Uri Avnery

Liebe Freunde und Freundinnen,
Die Bomben auf Hiroshima und Nagasaki waren ein historisches Kriegsverbrechen. Sie sind immer noch – und immer wieder – eine Mahnung an uns.

Wir brauchen eine Welt ohne Massenvernichtungswaffen.
Wir brauchen eine Welt, in der die Nationalstaaten das Recht, Krieg zu führen, aufgeben.
Wir brauchen eine demokratische Weltordnung mit einem Weltgesetz, einem Weltgericht und einer internationalen Truppe.

Das ist keine Utopie. Es ist ein Ziel, das noch bevor dem Ende dieses Jahrhunderts in Erfüllung gehen muss – und kann.

Wie der Wiener Journalist Theodor Herzl vor hundert Jahren schrieb: "Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen."

Schalom, Uri Avnery


ÖGB fordert Abschaffung aller Nuklear- und Massenvernichtungswaffen

Roswitha Bachner, Leitende Sekretärin im ÖGB

Anlässlich der sechzigsten Wiederkehr des Atombombenabwurfs über Hiroshima erinnert der ÖGB daran, dass die Abschaffung aller Nuklear- und Massenvernichtungswaffen oberstes Gebot sein muss. Seit dem Abwurf der Atombomben am 6. August 1945 auf Hiroshima und am 9. August 1945 auf Nagasaki sind 60 Jahre vergangen. 60 Jahre, in denen die Menschheit offensichtlich nichts dazu gelernt hat: Die Entwicklung dieser Massenvernichtungswaffen wird weiter diskutiert, auf weltweiten Terror wird weiterhin mit Krieg und noch mehr Terror reagiert, wie die jüngsten Ereignisse in Großbritannien leider beweisen.

Wir müssen uns daher noch stärker für eine gewaltfreie Welt einsetzen, in der Nuklear- und Massenvernichtungswaffen der Vergangenheit angehören. Dazu bedarf es gemeinsamet Anstrengungen für eine gerechtere Welt und die Umsetzung nachhaltiger Friedensprozesse.

Atombomben haben bis heute ihren Schrecken nicht verloren. Die Überlebenden und ihre Kinder leiden bis heute an den Spätfolgen der Bomben von Nagasaki und Hiroshima, die Menschheit wird nach wie vor durch Nuklearwaffen bedroht. Unser Ziel muss die Entwicklung von Gesellschaften sein, die sowohl die Bereitstellung als auch den Einsatz von Atomwaffen ablehnen, weil er ihrer Verantwortung für diese Welt in Freiheit und Humanität widerspricht.

Um wirkungsvolle Friedensstrategien entwickeln zu können, ist es notwendig, den Blick für jene Gefahren zu schärfen, die unsere Welt täglich bedrohen: Hunger und Armut, wirtschaftliche Ungleichheit und politische sowie soziale Ungerechtigkeit. Als GewerkschafterInnen sind wir überzeugt, dass es eine Alternative gibt. Frieden, soziale Sicherheit, das Recht auf Arbeit und ausreichendes Einkommen müssen in Zeiten des globalen Wettbewerbs eine zentrale Rolle spielen.
(...)
Das Gedenken an Hiroshima und Nagasaki ist für uns nicht nur ein bleibendes Mahnmal, sondern ein zusätzlicher Auftrag uns Tag für Tag dafür einzusetzen, dass Hunger, Gewalt und Krieg in unserer heutigen Gesellschaft der Vergangenheit angehören müssen.

(gemeinsame Stellungnahme mit ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch, ÖGB-Vizepräsidentin Renate Csörgits)


Univ.-Prof. Dr. Erwin Bader, Universität Wien

Die These des Friedens durch Abschreckung mittels Atomwaffen ist dringend zu hinterfragen. Abschreckung kann keinen Frieden bringen. Warum? Erstens ist Abschreckung schon von seiner Bedeutung her die Herrschaft des Schreckens, also keine Herrschaft der Friedfertigkeit. Abschreckung schafft jedenfalls Misstrauen und fördert häufig Hass. Atomare Abschreckung bedeutet, dass zwar ein Krieg mit konventionellen Waffen verhindert werden soll, aber mit einem Völkermord durch Atomwaffen gedroht wird. Dies ist freilich unglaubwürdig, äußerst gefährlich und geheuchelt und kann niemals im Sinne der Herstellung des Friedens erfolgreich sein.

Denn Abschreckung ist nur möglich, wenn die Anwendung der Abschreckungsmittel, also der Atombombe, als eine realistische Möglichkeit vor Augen steht. Wäre eine Drohung so zu verstehen, dass jedermann sicher sein kann, dass die Androhung niemals wahr gemacht wird, dann ließe sich ja niemand davon einschüchtern. Die Anwendung gehört also mit zur Abschreckung, und diese ist aber – wie jede andere Tötung unzählbarer Massen von unschuldigen, friedlichen Menschen – in Wirklichkeit ein Kriegsverbrechen. Kein Argument kann dies beschönigen oder gar rechtfertigen. Eigentlich sollte auch die Vorbereitung zu einem Atomkrieg, also der Bau und die Lagerung von Atomwaffen, als Kriegsverbrechen eingestuft werden. Die Politik muss sich von der Drohung mit Atomwaffen endgültig befreien und lossagen, denn auch falls dahinter, wie es heißt, ein guter Wille steht, ist dieser unvernünftig.

Abschreckung schafft Angst, aber Angst schafft nicht Frieden, sondern lähmt den Verstand. Speziell wer zur übertriebenen Angst neigt, sieht Bedrohungen immer viel direkter und reagiert darauf viel heftiger. Also kann die Angst vor der Atombombe labile Personen und Gruppen zu irrationalen Aktionen provozieren und somit kann die Atomdrohung zur Verbreitung der Ideologie von Selbstmordattentaten sowie zur Durchführung jener schrecklichen Verbrechen mit beigetragen haben.

Wer Angst hat, versucht diese oft dadurch zu überwinden, dass er anderen Angst macht. Damit kommt es zur gegenseitigen Aufschaukelung und die Abschreckung tendiert dazu, ein immer drastischeres Ausdrucksmittel zu wählen. Dieser Weg der Abschreckung kann daher von sich aus nicht zum Frieden führen und der Friede zwischen den westlichen Staaten im Kalten Krieg hat ganz sicher andere, durchaus edlere Gründe als die Abschreckung durch die Atombombe. Nach Kriegsende gab es in Europa zweifellos eine Wende, eine innere Besinnung auf die Grundlagen des Friedens, aber heute steht diese wieder auf unsicheren Füßen. Abschreckung erzeugt Hass. Speziell der Irakkrieg hat den Hass auf die Atommächte gesteigert. Sollten Terrorbanden einmal selbst atomar gerüstet sein, so wäre das Fiasko perfekt.

Abschreckung ist eigentlich auch eine Form der Erpressung und so wird die Befürchtung mancher Gruppen gefördert, dass die Abschreckung mit Atomwaffen die ärmeren Staaten der Welt zur Abfindung mit einer ungerechten Ordnung erpressen soll. Aber schon die Summe der Aufwendungen zu Herstellung von Atomwaffen sind sowohl eine soziale Ungerechtigkeit als auch ein ökologischer Wahnsinn.

Anstatt der Abschreckung durch Atomwaffen muss ein Friede auf der Grundlage des Vertrauens aufgebaut werden, welcher als ernsten Schritt den Dialog erfordert. Nur der Friede auf der Grundlage des Vertrauens ist ein solider Friede. Atomwaffen bringen hingegen keinen wirklichen Frieden, sie sind eher ein Hindernis auf dem Weg zum Frieden.


Walter Baier, Bundesvorsitzender der KPÖ

Es ist auch an einem Gedenktag wie dem heutigen nicht möglich, Stellung zu beziehen, ohne der Opfer des Terroranschlages in London – stellvertretend für alle anderen in Bagdad, in den palästinensischen Lagern oder den türkischen Badeorten – zu gedenken. Auch heute muss ausgesprochen werden: Eine bessere und gerechte Welt wird niemals durch Attentate und Terrorismus erreichbar sein.

Und trotzdem müssen die Gedanken der friedensbewegten Menschen über die Kommentare und Schlagzeilen der tagesaktuellen Medien hinausgehen.

Premierminister Blair hat in einer seiner ersten Stellungnahmen zum Anschlag den folgenschweren Satz ausgesprochen: Wir, die westliche Welt, werden uns durch Terrorismus nicht veranlassen lassen, unsere Lebensweise zu verändern. Was Antony Blair – möglicher Weise sogar ohne spezielle Absicht – ausgesprochen hat, bildet einen Großteil des Problems. Diese, "unsere Lebensweise" basiert darauf, dass in den reichen kapitalistischen Gesellschaften, in denen 20 Prozent der Menschheit leben, 80 Prozent der weltweiten Ressourcen verbraucht werden. Diese Lebensweise ist parasitär und ausbeuterisch. Untrennbar mit ihr verbunden ist der immer größere Aufwand, der für den Aufbau immer perfekterer mörderischer Arsenale betrieben wird, und zwar hauptsächlich zu dem Zweck, dem Rest der Menschheit die Akzeptanz gerade dieser, "unserer Lebensweise" abzupressen.

Das, wozu uns der verbrecherische Terrorismus in der Tat nicht veranlassen darf, muss aber trotzdem aus einem Gefühl für soziale und ökologische Gerechtigkeit und aus besserer Einsicht heraus stattfinden. Die Welt braucht eine neue Ordnung. Das Wettrüsten, das von den kapitalistischen Großmächten immer wieder beschleunigt wird, muss beendet werden. Nur in einer Welt, in der ein Konsens über eine allgemeine Abrüstung besteht, wird sich soziale und ökologische Gerechtigkeit, werden sich gleiche Lebensmöglichkeiten für Frauen und Männer unabhängig von Hautfarbe und Herkunft verwirklichen lassen.

Eine solche andere Welt, die möglich ist, wird uns nicht geschenkt werden, sie muss erarbeitet und erkämpft werden oder wie Brecht es ausdrückt: Es kann der Sieg der Vernunft nichts anderes als der Sieg der Vernünftigen sein. Dazu hat die weltweite Friedensbewegung in den Vergangenheit Wichtiges beigetragen und wird es auch in Zukunft tun.


Dolores M. Bauer

„60 Jahre und kein bisschen weise“ – hieß ein Schlager. Und in der Tat, die Mächtigen der Welt sind kein bisschen gescheiter und die Ohnmächtigen kein bisschen mutiger im Widerstand geworden. Und heute steht die Welt hochgerüstet wie nie da. Die alten dicken Bomben liegen unangetastet und einsatzbereit in den Silos und die schicken Kleinen und Handlicheren werden am Fließband produziert. Wir sind, wie es heißt, „ auf der Höhe der Zeit“.

Der Friedenstaube ist der Ölzweig aus dem Schnabel gefallen und ihr Gefieder wurde mächtig zerzaust auf den Kriegsschauplätzen der Welt, im permanenten Krieg der immer noch reicher werdenden Reichen gegen die im Elend versackenden Armen, in dem zu einem einzigen Trümmerfeld zerbombten und zerschossenen Irak, in Pakistan, Afghanistan, Tschetschenien, im immer weiter zersplitterten und zerrissenen Palästina und wo immer sonst auf dieser geschundenen Erde, wo die Rüstungsindustrie ihre Geschäfte macht und dabei von den an Einfluss reichsten Medien geschützt wird, wie kürzlich Andreas Zumach, Korrespondent der TAZ in Genf, dem staunenden Publikum auf Burg Schlaining deutlich machte.

Nein, meine Freunde, dem Frieden geht es nicht gut und daher geht es auch uns nicht gut, denn irgendjemand muss das alles ja bezahlen, auch wenn es uns selbst, hier in diesem Land, n o c h nicht direkt betrifft.

Es gibt zwei Haltungen, die angesagt sind: Aufzustehen und sich im Namen der heutigen und künftigen Opfer zu engagieren oder nieder zu knien und zu beten, dass Gott uns die Kraft und den Mut zum Widerstand schenken möge in unserer Sattheit und Bequemlichkeit.


Alexander Van der Bellen, Bundessprecher, Die Grünen

Vor 60 Jahren, am 16. Juli 1945, führten die USA den ersten Nuklearwaffentest durch. Nur drei Wochen später brachten amerikanische Atombomben im August 1945 Tod und Grauen nach Hiroshima und Nagasaki.

Bis heute sind Opfer dieses schrecklichen und traurigen Atom-Krieges zu beklagen. Leider wird auch sechzig Jahre später weiterhin an zahlreichen Orten in der Welt Krieg geführt, unzählige Menschen müssen weiterhin sinnlos ihr Leben lassen. Letztlich sind es die Menschen, die für viele Jahre und im Fall von Hiroshima und Nagasaki sogar Jahrzehnte unter den Folgen des Krieges zu leiden haben.

Bis Ende der achtziger Jahre häuften die damaligen Atommächte – USA, Sowjetunion, Frankreich, Großbritannien und China – insgesamt rund 50 000 Atomsprengköpfe an. Seit Ende des Kalten Krieges und einer Reihe von Abrüstungsverträgen ist dieser Berg des Schreckens zwar kontinuierlich abgebaut worden, die friedenspolitisch notwendige gänzliche Abschaffung der Atomwaffen blieb bis heute leider erfolglos. Zehntausende Atomwaffen existieren nach wie vor, tausende davon werden in ständiger Alarmbereitschaft gehalten und stellen eine unermessliche Bedrohung für die Menschen dar. Wir sitzen weiterhin auf einem Pulverfass. Mit dem bestehenden Atomwaffenarsenal könnte die Welt mehrfach vernichtet werden. Der atomare Rüstungswettlauf hat Milliarden verschlungen, auch auf Kosten sozialer Programme. Der Kreis der Atommächte hat sich zudem ausgeweitet. Mit Indien, Pakistan und Israel besitzen drei Länder in instabilen Regionen mit regionalen Konflikten Nuklearwaffen, Nordkorea hat sich offen zum Atomwaffenbesitz bekannt, auch der Iran schmiedet Atom-Pläne. (...)

Auch das Schreckgespenst von Nuklearwaffen in Terroristenhand hat in den letzten Jahren an Bedrohlichkeit zugenommen. Hinweise, dass Terrororganisationen versuchen in den Besitz von atomarem Material zu kommen, sind alarmierend. Die furchtbaren Anschläge von London, Madrid oder New York haben schmerzlich in Erinnerung gerufen, wie verletzlich unsere Zivilisation ist.

Wir übermitteln dem Wiener Friedensbüro und all jenen Menschen, die unermüdlich für einen Verzicht von Atomwaffen und den Ausstieg aus der Nutzug der Kernenergie eintreten auf diesem Wege unseren Dank und unsere Anerkennung. (...)

Die Österreicherinnen und Österreicher haben sich 1978 für einen Verzicht auf die Nutzung der Kernenergie entschieden. Wir geben die Hoffnung nicht auf und werden weiterhin alles daran setzen, dass andere Staaten, die EU und letztlich die internationale Staatengemeinschaft die riskante Nutzung dieser Technologie auf allen Ebenen beenden.

(gemeinsam mit Eva Glawischnig, stv. Bundessprecherin)


Maga. Gabi Burgstaller, Landeshauptfrau von Salzburg

Am Hiroshima- und Nagasaki-Tag, am 6. bzw. 9. August erinnern weltweit Opfer, Hinterbliebene und NGOs an die Atombombenabwürfe von 1945 und mahnen atomare Abrüstung ein. Heuer jähren sich diese Tage zum 60. Mal und wir gedenken der über 300.000 Menschen, die unmittelbar an den Folgen dieser Atombombenabwürfe starben. Ebenso viele leiden noch heute an den Spätfolgen.

An diesen beiden Tagen stellen wir uns auch oft die Frage nach dem Sinn des Krieges und jeder Mann / jede Frau sieht im Frieden das erklärte Ziel.

Aber – wie schon Immanuel Kant treffend bemerkt: "Der Friede ist das Meisterstück der Vernunft." Und – wir wissen uns vom Meisterstück noch weit entfernt. Jeden Tag erfahren wir aus den Medien von der atomaren Bedrohung und sehen schreckliche Bilder von Zerstörung und Gewalt.

Deshalb begrüße ich jede friedensstiftende, bewusstseinsbildende Aktion und danke den TeilnehmerInnen sowie den OrganisatorInnen der Hiroshima Veranstaltung für ihr großartiges Friedensengagement. Möge Ihre mahnende Botschaft viele Menschen erreichen und zu einem Nach- und Umdenken anregen.


Hilary Carr, Irish Campaign for Nuclear Disarmament

The Irish Campaign for Nuclear Disarmament sendet Euch solidarische Grüße bei der Veranstaltung am Stephansplatz am 6. August. Wir sind mit Euch einer Meinung über die Aktualität der nuklearen Gefahren in einer Welt ohne internationale Abkommen. Unsere Gedächtnisfeier für die Opfer der Hiroshimabombe findet ebenfalls am 6. August, wie alljährlich, im Zentrum Dublins vor dem 1980 gestifteten Kirschbaum statt. Wir werden Eure Grüsse dabei verlesen lassen.


Prof. Dr. Ernst-Otto Czempiel, Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung

Ich begrüße die Hiroshima-Veranstaltung der Wiener Friedensbewegung und wünsche ihr einen großen und nachhaltigen Erfolg. Es ist beängstigend, dass heute, 60 Jahre nach dem grässlichen Ereignis von Hiroshima und Nagasaki und 15 Jahre nach dem Ende des Ost-West-Konflikts von der Abrüstung der Nuklearwaffen nicht einmal mehr gesprochen wird. Leider geht die Führungsmacht des Westens, die USA, auch noch voran bei der Entwicklung neuer, gefechtsfeldfähiger Nuklearwaffen. Die in den Nichtweiterverbreitungsvertrag gesetzten Hoffnungen auf eine Abrüstung der Kernwaffen ist bei der kürzlichen Überprüfungskonferenz zerronnen – und zwar lautlos. Die Welt marschiert in einen neuen Aufrüstungszyklus, der die sich profilierenden Machtkonkurrenzen in lebensbedrohender Weise untermauert und verschärft.

Die europäischen Außenpolitiker müssten alles daran setzen, um diesen unheilvollen Weg in einen neuen Weltkonflikt zu stoppen. Da sie es offenbar nicht von selbst tun, müssen wir, die Gesellschaften, sie dazu zwingen. Die Hiroshima-Veranstaltung der Wiener Friedensbewegung demonstriert für dieses Interesse aller Menschen. Ich gratuliere zu dieser Initiative und wünsche ihr vollen Erfolg.


Dr. Franz Dobusch, Bürgermeister der Landeshauptstadt Linz

(...) Kriegerische Auseinandersetzungen in Vergangenheit und Gegenwart sollten eigentlich zur Erkenntnis führen, dass Konflikte nicht durch Aufrüstung, sondern durch intensive Gesprächsbereitschaft, Diskussion und offenes „Aufeinander-zugehen" bewältigt werden können. Dennoch ist die Bedrohung der Welt durch Atomwaffen noch immer vorhanden. Die jüngst erfolgte Unterstützungserklärung der USA für das indische Atomprogramm sollte uns Warnung genug sein.

Linz hat sich nicht zuletzt deshalb bereits im Jahr 1986 mit einstimmigem Gemeinderatsbeschluss zur Friedensstadt erklärt. Die Stadt hat seither die Friedensarbeit zu einem der Grundprinzipien des kommunalpolitischen Handelns gemacht.

So fördert Linz konsequent engagierte Initiativen, die sich für eine aktive regionale und überregionale Friedenspolitik einsetzen. Eine herausragende Gruppe ist die Friedensinitiative der Stadt Linz.

Eine weitere Säule der Linzer Friedenspolitik ist die Unterstützung aller Initiativen zur Abrüstung und das konsequente Eintreten für eine atomwaffenfreie Welt.

Die Stadt begrüßt daher alle Aktionen der weltweiten Friedensbewegung. Die Gedenkveranstaltung für die Opfer von Hiroshima und Nagasaki am Stephansplatz sollte für uns alle eine Mahnung sein, Kriege und vor allem den Einsatz von Atomwaffen in Zukunft zu verhindern.

Dem engagierten Beitrag, den die Wiener Friedensbewegung und befreundete Organisationen zur Förderung des Friedensgedankens setzen, gilt meine Anerkennung. Alle von uns sollten an Aktionen und Veranstaltungen für den Erhalt des Friedens auf unserer Mutter Erde aktiv mitwirken!


Prof. Paul Chaim Eisenberg, Oberrabbiner

Nach den schrecklichen Ereignissen in Hiroshima und Nagasaki hegten viele Menschen die Hoffnung, dass die Menschheit daraus gelernt hat, dass dies der letzt Krieg gewesen sein muss. Leider haben sich diese Hoffnungen nicht erfüllt.

Darum beten wir Juden weiterhin drei Mal täglich für den Frieden:

Gib Frieden, Güte und Segen, Gunst, Liebe und Barmherzigkeit uns und ganz Israel, Deinem Volk. Segne, unser Vater, uns alle zusammen mit dem Licht Deines Angesichtes; denn im Lichte Deines Angesichtes gabst Du uns Ewiger, unser G´tt, die Lehre des Lebens und die Liebe zum Wohltun und Milde, Segen, Barmherzigkeit, Leben und Frieden. Und gut sei es in Deinen Augen, Dein Volk Israel und uns alle zu jeder Zeit und jeder Stunde mit Deinem Frieden zu segnen.
Gelobt seiest Du, Ewiger, der Sein Volk Israel mit Frieden segnet.


Johan Galtung

Leider muss ich auf Zeitgründen sagen, benutzen Sie bitte was ich für 2004 geschrieben habe, wie Sie sagen, haben die Tatsachen sich nicht geändert.

Alles Gute
johan galtung

Das Nuklear-Genozid in Hiroshima 6. August 1945 war keine strategische Handlung, sondern eine theologische Blasphemie von einem Staat, der sich als Gottes Instrument versteht, zur Gottes Strafausübung berufen ist und zwar mit transmenschlichen Waffen. Und so geht’s weiter, mit Nukleardrohungen und Kriege außerhalb des Völkerrechtes. Wir verlangen, dass die USA sich von diesem Größenwahn befreit und sich als Teil der Menschheit auf der Suche nach einer friedlichen Weltordnung mit friedlichen Mitteln versteht!


Dr. Alfred Gusenbauer, SPÖ-Parteivorsitzender

Sechzig Jahre nach der Wiederkehr jenes Tages, an dem Hiroshima ausgelöscht wurde, genügt es nicht an die damaligen Ereignisse und das Leid der hunderttausend Opfer zu erinnern. Es muss gleichzeitig aufgezeigt werden, dass die Welt – auch lange nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes – durch die in den letzten Jahrzehnten nur noch vernichtender gewordene Kernwaffen weiter bedroht wird.

Gerade angesichts des Strebens zahlreicher Staaten nach der Erlangung von Kernwaffen – gerade auch angesichts des aktuellen Konflikts mit dem Iran – muss über die Forderung hinaus, den Atomwaffen Sperrvertrag strikt und konsequent einzuhalten, auch die Notwendigkeit aufgezeigt werden, Kernwaffen generell zu ächten.

Die Sozialdemokratie ist stets für eine politisch friedliche Konfliktlösung eingetreten und ist weiterhin davon überzeugt, dass Gespräche und Verhandlungen zu besseren und tragfähigeren Ergebnissen führen, als militärischer Druck oder gar militärische Strafaktionen.

Gerade an einem solchen Gedenktag bekennt sie sich zur Fortsetzung ihrer Bemühungen die Welt friedlicher zu machen und der ständigen Bedrohung mit den atomaren Waffen gegenüberzutreten.


Kate Hudson, Campaign for Nuclear Disarmament

The Movement for the Abolition of War and the Campaign for Nuclear Disarmament send you a warm message of support for your 2005 annual manifestation in memory of the awful events of 6 and 9 August 1945 – major acts of state terrorism.

The sad failure of the Review Conference of the NPT in New York in May underlines the urgency of the current situation. In our country we have to contend with a government which wishes to produce yet another generation of nuclear weapons in 15 to 20 years time.

Public opinion, especially in non-nuclear countries like yours is so important. In 1997 a draft nuclear weapons abolition treaty was lodged with the United Nations but no negotiations on it have ever started. Abolition is a practical possibility not an utopian dream. Congratulations on your part in raising public concern. We remain your partners sharing the same aims.

Bruce Kent - Movement for the Abolition of War
Kate Hudson - Campaign for Nuclear Disarmament


Dr. Michael Häupl, Wiener Bürgermeister

Wo immer auf der Welt Menschen gegen Terror, Gewalt und Krieg aufstehen und ihre Stimme für den Frieden und die Menschlichkeit erheben, dort ist ein guter Platz.

Als Wiener Bürgermeister bin ich stolz darauf, dass die Wiener Friedensbewegung auch heuer wieder gemeinsam mit der Hiroshima Gruppe Wien ihre traditionelle Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki durchführt.

So lange es auf dieser Welt Krieg, Terror und Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen gibt, solange dürfen die Stimmen des Friedens und die Stimmen der Vernunft nicht ruhen. Das Gedenken an die Opfer und die entsetzlichen Folgen von Hiroshima und Nagasaki hat heute – leider – nach wie vor eine aktuelle Dimension. Bombenanschläge haben unschuldige Opfer im Nahen Osten ebenso gefordert wie in London und an anderen Orten der Welt, Terroristen wollen durch Worte und Taten unseren Glauben an Demokratie und Frieden erschüttern.

Als überzeugter Demokrat sage ich dazu: Nein! Den Bomben und Selbstmordattentätern von heute gilt unsere Ächtung genau so wie den Atombomben von Hiroshima und Nagasaki damals. Friede ist unteilbar, Friede bedeutet Einigkeit, Solidarität, Mitmenschlichkeit.

Ich bin stolz auf dieses friedliche, friedliebende und multikulturelle Wien. Ein Wien, in dem die Friedensbewegung nicht verstummt, ein Wien in dem alle Religionen die Ökumene pflegen und ein Wien, in dem Gespräche die Diskurskultur beherrschen.

In diesem Sinne übermittle ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie dem Organisationsteam der Gedenkveranstaltung meine besten Wünsche und meine tiefste Solidarität!


Iccho Ito, Mayor of Nagasaki City

As a representative of the citizens of Nagasaki, it is my great honor to be able to convey this message of peace and unity to the people of Vienna. And I am very gratified at the annual commemoration festival, Vienna Hiroshima Day 2005.

I would like to extend my sincere respect to you all for holding a ceremony to console the souls of the victims of the atomic bombings in Nagasaki and Hiroshima and to pray for the everlasting world peace.

We, the citizens of Nagasaki, have determined to continue working for the true peace. I strongly believe that if not only Nagasaki and Hiroshima, but also all citizens of the world, who wish for peace join, cooperate and are able to form the big wave toward the abolition of nuclear weapons. I am sure that it is not impossible to realize the lasting world peace. Let us join hands together to realize the world free from wars and nuclear weapons.

Finally as my last message, I wish for the good health of all the people in Vienna, and success of the Vienna, Hiroshima Day 2005-commemoration festival and participants on going activities.


Elfriede Jelinek

Mir scheint, als wären viele es schon leid, immer wieder von Atombomben und atomarer Gefahr zu hören. Andre Themen – wie der Terrorismus – scheinen sich in den Vordergrund gespielt zu haben. Doch es werden immer noch Kriege geführt. Die Hemmschwelle, atomare Waffen einzusetzen, die ja inzwischen im Besitz vieler Länder sind, sinkt von Jahr zu Jahr. Die Herstellung „schmutziger Atombomben“ ist auch Terroristen inzwischen durchaus möglich. Leicht einsetzbare atomare Waffen für Kriege sind offenbar zu einer schrecklichen Selbstverständlichkeit geworden. Keiner kümmert sich um die gesundheitlichen Spätfolgen, die auch jene befallen, die diese Waffen bedient haben und bedienen. Neue Atommächte sind zu den alten dazugekommen. Die Kontrolle dieses Potentials wird immer schwieriger. Die atomare Gefährdung scheint, ähnlich einer totalitären Herrschaft, sich auf alle Sphären, auch die des Bewusstseins des einzelnen, ausgedehnt zu haben, und damit sozusagen „normal“, alltäglich geworden zu sein. Man kann sie ausblenden. Das hat den Charakter der Gesellschaft gewandelt, die viele Gefahren erkennt, die größte aber nicht erkennen zu können scheint: die mögliche Vernichtung ganzer Landstriche und ihrer Bevölkerung. Das Schicksal des einzelnen verschwindet in dieser Totalität der Bedrohung, doch der einzelne scheint sich nichts draus zu machen. Ich glaube aber, es wird Zeit darauf hinzuweisen, dass alle Atomwaffen abgeschafft werden müssen. Das muss man unaufhörlich wiederholen, auch wenn es vielen Menschen inzwischen schon langweilig geworden sein mag, das immer wieder zu hören. Man muß es immer wieder sagen.


Dr. Alois Kothgasser, Erzbischof von Salzburg

Die offensichtliche atomare Bedrohung direkt vor unserer Haustür ist mit dem Fall des eisernen Vorhangs verschwunden. Leider ist damit auch das Bewusstsein der Gefahr eines Atomkriegs aus unseren Köpfen gewichen. Doch wir unterliegen einer Täuschung, wenn wir glauben, die atomare Bedrohung wäre geringer geworden. Im Gegenteil: Hatten Hiroshima und Nagasaki erschreckend vor Augen geführt, was Menschen heute mit einem Knopfdruck anrichten können, und damit vielleicht ihre Verwendung in den darauf folgenden Jahrzehnten verhindert, so werden Atomwaffen heute immer kleiner und damit "einsetzbarer", weil die Hemmschwelle, sie wirklich zu zünden, sinkt. Auch nimmt die Zahl der Staaten, die Atomwaffen besitzen oder die ihren Besitz anstreben, ständig zu. Es ist unerträglich, wie mit der Abschreckung Politik gemacht wird, seien die Besitzer nun die klassischen Atomstaaten, seien es Staaten, die in den letzten Jahren zu Atomwaffen gekommen sind – ob sie es zugeben oder nicht – oder solche, die mit großem Aufwand nach ihrem Besitz streben. Unter dem Begriff "atomare Abschreckung" werden Menschen missbraucht! Denn massenhafter Tod wird angezielt oder auch nur in Kauf genommen, um politische Ziele zu erreichen. Abgesehen davon wurde und wird die weltweite Hochrüstung mit Geld erkauft, das den Hunger beseitigen und die medizinische Versorgung in allen Weltregionen sicherstellen könnte. Die Kirche muss dagegen protestieren und tut es auch: Denn jedes Kind, jede Frau und jeder Mann ist Geschöpf Gottes und hat ein Anrecht darauf, in Frieden und Würde zu leben.


Oskar Lafontaine

Immer mehr Staaten besitzen Atomwaffen. Kommt es nicht zu einer internationalen atomaren Abrüstung, dann werden sie eines Tages auch eingesetzt.

Die Atommächte müssen sich zur Abrüstung bereit finden, weil sonst die Verbreitung der Atomwaffen weitergeht.

Hiroshima und Nagasaki ermahnen die Menschheit umzukehren.


Dr. Gerald Mader, Präsident, Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung

Vor 60 Jahren, am 16. Juli 1945 wurde in der Wüste von New Mexiko erstmals eine Atombombe gezündet. Am 6. August 1945 erfolgte der Abwurf der Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima, wodurch große Teile der Stadt dem Erdboden gleich gemacht wurden.

Weder die vielen Opfer und die Schreckensbilder, die mit dieser Bombardierung verbunden waren, noch die Gefahr eines Atomkrieges hat die 5 großen Atommächte gehindert, mit einem atomaren Wettrüsten zu beginnen. Es wurden so viele atomare Sprengköpfe hergestellt, dass mit ihnen die Welt mehrfach vernichtet werden könnte.

Inzwischen hat der Internationale Gerichtshof eine Androhung oder ein Einsetzen von Atomwaffen für völkerrechtswidrig erklärt (8. Juli 1996). Bei einer Pressekonferenz am 24. Mai 2005 hat der ehemalige USA-Verteidigungsminister Robert McNamara die Atomwaffenpolitik der USA für unmoralisch und illegal erklärt. Der Leiter der UN-Atomenergiebehörde Mohammed el Baradei hat im Zusammenhang mit dem Atomwaffensperrvertrag erklärt: „Die Gefahr eines Atomkrieges ist noch nie so hoch wie heuer gewesen. Nuklearer Terror ist nur eine Frage der Zeit“. Dennoch ist am 27. Mai 2005 in New York nach fast 3 Wochen die Überprüfungskonferenz der Vereinten Nationen zum Atomwaffensperrvertrag ohne Einigung zu Ende gegangen.

Wir müssen davon ausgehen, dass die Befreiung der Welt von Atomwaffen ein Traum bleiben wird, wenn es auf den politischen Willen der Regierungen ankommt, die auf Atomwaffen zur Durchsetzung nationaler Interessen nicht verzichten wollen. Nur ein Volksaufstand gegen ihre Politik wird sie zur Vernunft bringen, der mit friedlichen Mitteln auf lokaler, regionaler und nationalstaatlicher Ebene zu organisieren ist. Nur so kann jener Druck entstehen, der den politischen Willen der Regierungen beeinflusst und der Bewegung in die atomare Abrüstung bringt. Aufgabe einer aktiven Minderheit sollte es sein, darüber nachzudenken, wie eine dafür notwendige breite Aufklärungsdebatte ins Leben gerufen werden kann, die über das Gedenken an die Opfer hinausgeht.


Fritz Muliar, Kammerschauspieler

Die Welt ist auch ohne Atombomben bedroht!
Die Kriegsgefahren steigen!
Atombomben können, nein werden zur Ausrottung der Menschen beitragen.
Unsere Forderung und meine Bitte:
Schafft alle Atomwaffen ab!
Wenn ihr wollt, dass die Menschheit überlebt.


Ernst Pecha, Präsident, Österreichische Friedensbewegung – Bertha von Suttner

Alfred Nobel war überzeugt, mit der Erfindung des Dynamits JEDEN KRIEG IN ZUKUNFT ZU VERHINDERN!

Denn – so seine Überlegung "... es kann doch keinen Menschen geben, der mit einem Schlag tausendfachen Tod verantwortet!" Heute wissen wir es besser – es gibt Leute (wir vermeiden den Ausdruck Menschen) – welche präsent in den Medien fast jeden Tag – diese Verantwortung lächelnd tragen! Und niemand SIEHT DAS BLUT, WELCHES VON DEN HÄNDEN RINNT!

Jahr für Jahr weisen wir auf die Gefahren der Atomaufrüstung hin – und was hat es bisher genützt??? Immer mehr ATOMMÄCHTE belauern sich gegenseitig – worauf? Wird nicht bereits mit dem Gedanken eines Einsatzes gespielt? So mit Mininukes usw. – diese Entwicklungen zum Massenmord ZAHLT DER STEUERZAHLER! Und wenn er Pech hat ist er selbst das nächste Opfer – sind wir wirklich so irr?? –

Wann stoppen wir endlich diesen Wahnsinn, wann werden wir mündige Bürger und setzen uns gegen eine derartige Politik zur Wehr?(...)

Wir Friedensaktivisten brauchen DIE MITHILFE VON JEDEM – UM DIE POLITIK FÜR EINE BESSERE WELT ZU GESTALTEN!

Das WIE sagen wir Ihnen bei unseren Informationsstellen! Wir danken der Hiroshima Gruppe für ihr Engagement – diesen Tag, und die Gefahren in der Welt, jedem in Erinnerung zu rufen!

Mit Friedensgrüßen –
die Mitstreiter der ÖSTERREICHISCHEN FRIEDENSBEWEGUNG – BERTHA VON SUTTNER


Markus Pflüger, AG Frieden Trier

Rund 100 km von Trier in Rheinland-Pfalz lagern US-Atomwaffen: in Ramstein und Büchel, gerüchteweise werden sie vielleicht auch auf die Airbase Spangdahlem verlegt. Die deutsche Bundeswehr übt jedenfalls immer noch deren Einsatz. Das heißt deutsche Teilhabe am atomaren Wahnsinn, entgegen unserem Grundgesetz, entgegen dem Völkerrecht.

60 Jahre nach den ersten Atombombenabwürfen ist unsere Forderung nach Verschrottung und Abrüstung leider immer noch aktuell. Sozialabbau, weltweite Ungerechtigkeit und Ausbeutung. Dazu passt, dass Europa den USA in ihrem Kriegskurs nacheifern. Auch die Nuklearoption wird dabei im European Defence Paper nicht ausgeschlossen. Und die wenigsten Menschen wissen, was darin und in der EU-Verfassung steht: eine Aufrüstungsverpflichtung, eine EU-Rüstungsagentur und Kriegseinsätze der EU-Eingreiftruppe sind geplant. – Die These von der friedlichen EU ist haltlos! Es gilt über den militärischen und neoliberalen Charakter der Verfassung und der EU-Politik aufzuklären. Nach ersten Ablehnungen zur Verfassung müssen wir die "Denkpause" friedenpolitisch nutzen. So ist es ein erster Erfolg der langjährigen Arbeit der Friedensbewegung, dass sich die bundesdeutsche Öffentlichkeit endlich mit die Sinnlosigkeit der Atomwaffen und insbesondere deren Lagerung in Deutschland auseinandersetzt. Doch noch wurde kein Abzug erreicht – wir brauchen noch einen langen Atem. Dafür ist es wichtig, dass sich die Friedensbewegung weltweit vernetzt und gemeinsam für eine andere, friedliche Welt ohne Atomwaffen kämpft.


Elke Renner, LehrerInnen für den Frieden

Wir gedenken heute wieder der Atombombenopfer in Hiroshima und Nagasaki.

Seit Jahrzehnten machen "LehrerInnen für den Frieder" in Zusammenarbeit mit der Hiroshima - Gruppe Aufklärungsarbeit über die Verbrechen der atomaren Rüstung und der damit verbundenen Forschung. Es hat lange gedauert den Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki jeder Rechtfertigung zu entkleiden und über die Verbrechen an hunderttausenden zivilen Opfern in größerer Breite zu informieren. Aber die Entwicklung der atomaren Rüstung ging und geht im Interesse politischer und wirtschaftlicher Lobbies weiter und bedroht die Menschheit.

In österreichischen Schulen könnte eine Besinnung auf Demokratie, Neutralität, soziale Gerechtigkeit und Frieden den Boden für Menschen bereiten, die sich gemeinsam gegen die atomare und sonstige Hochrüstung wenden. Stattdessen erleben wir einen neoliberalen Abbau des staatlichen Bildungswesens und eine immer weitgehendere Unterordnung untere marktwirtschaftliche und militärische EU - und NATO - Konzepte. Bald werden die meisten unserer Kinder nichts mehr über Hiroshima wissen, dafür "elitär" Gebildete für die Rüstungslobbies arbeiten.

Wir LehrerInnen für den Frieden verlangen eine Schule, die im Dienste einer gerechten Gesellschaft für eine lebenswerte Zukunft für alle steht.


Thomas Roithner, Sozialwissenschafter

Die aktuellen internationalen Entwicklungen um die nukleare Abrüstung zeigen ein beunruhigendes Bild. Der jüngste völkerrechtswidrige Krieg der USA und ihrer „Allianz der Willigen“ wurde u. a. mit der Existenz von irakischen Massenvernichtungswaffen begründet. Diese Waffen sind nicht im Irak, sondern in den Arsenalen der kriegsführenden Staaten USA und dem derzeitigen EU-Ratsvorsitzenden Großbritannien zu finden. Weiters sind die Pläne um die Nationale Raketenabwehr (NMD) in den USA und deren Entwicklung von „Mini Nukes“ ein Schritt zur Senkung der Schwelle zur Einsetzbarkeit dieser Waffen.

Während sich Staaten wie Indien und Pakistan als „neue“ Atommächte deklarieren und die Russische Förderation ihr nukleares Potenzial erneuert, geht der Poker um die von den USA gewünschte einseitige und vollständige Abrüstung der Demokratischen Volksrepublik Korea weiter.

Umso bedauerlicher ist, dass die Überprüfungskonferenz des Nichtweiterverbreitungsvertrages über Atomwaffen erst kürzlich ohne wichtige durchbrechende Ergebnisse zu Ende gegangen ist. In diesem Vertrag – den alle „offiziellen“ Atomwaffenstaaten USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien unterzeichnet haben – steckt im Artikel VI der Schlüssel zur Lösung: Es verpflichten sich alle Vertragsparteien „in redlicher Absicht“ Abrüstungsverhandlungen mit dem Ziel einer „vollständigen Abrüstung“ (NPT) zu führen.

Österreich und die anderen neutralen EU-Staaten Finnland, Schweden, Irland und Malta sollten im Sinne einer erstgemeinten Friedenspolitik ihre Stimme der Abrüstung in der UNO einbringen, sich alle der „New Agenda Coalition“ (Staatengruppe zum Lobbying für vollständige Abrüstung) anschließen und einen verbindlichen und terminlich unmissverständlichen Artikel der vollständigen atomaren, radiologischen, chemischen und biologischen Abrüstung in der EU und auf dem Globus in die nunmehr neu zu verhandelnde Verfassung aufnehmen.

(gemeinsam mit Doris Engelmeier, Naturwissenschafterin)


Professor Joseph Rotblat

Dear Vienna,

On this historic date which is the 60th Anniversary of the dropping of the atomic bomb on the city of Hiroshima, followed by a second bomb which was dropped on the city of Nagasaki three days later, we have to remind ourselves and the world that such an act must never be allowed to happen again. Hiroshima reminds us of the tens of thousands who died when the first weapon was exploded, and of the tens of thousands who died a few days later in Nagasaki. As tens become one hundred, hundreds become one thousand, thousands become tens of thousands, and tens of thousands become one hundred thousand, the figures become meaningless: war has a terrible momentum of its own. We still have not learned that violence breeds violence, and the greater the violence, the greater the catastrophe.

That is why the abolition of nuclear weapons is above all a question of morality. The use of nuclear weapons is fundamentally immoral, affecting civilians as well as military personnel, innocents and aggressors alike, killing people alive now and generations as yet unborn. And the consequences of their use might bring the human race to an end. We have to decide whether we are going to base our world on a culture of violence or a culture of peace? To base our security on terror in the long run will undermine the very basis of our civilization.

This year also marks the 50th Anniversary of the Russell-Einstein Manifesto, of which I am the last surviving signatory. In it we addressed all the people of the world, "We are speaking on this occasion, not as members of this or that nation, continent, or creed, but as human beings, members of the species Man, whose continued existence is in doubt." And we said: "There lies before us, if we choose, continual progress in happiness, knowledge, and wisdom. Shall we, instead, choose death, because we cannot forget our quarrels? We appeal as human beings to human beings: Remember your humanity, and forget the rest. If you can do so, the way lies open to a new Paradise; if you cannot, there lies before you the risk of universal death." The words of the Manifesto are as cogent today as they were in 1955.

Above all, remember your humanity.


Prof. Dr. Werner Ruf

Jugoslawien, Afghanistan, Irak zeigen: Kriege werden wieder führbar, militärische Gewalt wird mit letzter Brutalität wieder Mittel der Politik. Und solcher Krieg setzt auf den Einsatz aller Mittel. Das zeigen die strategischen Planungen wie die waffetechnischen Entwicklungen: die Debatte um die Entwicklung (und den Einsatz) so genannter Mini-Nukes im Rahmen der von den USA verkündeten Nationalen Sicherheitsstrategie sind hinreichender Beweis dafür, dass diese völkerrechtswidrigen Waffen in konkrete und offensive Strategieplanung einbezogen werden.

Zugleich verhindert der Widerstand der fünf offiziellen Atommächte gegen konkrete Abrüstungsschritte im Bereich ihrer Nuklearwaffen die Verhinderung der Proliferation: Nachweislich sind inzwischen vier weitere Staaten im Besitz von Atomwaffen: Israel, Pakistan, Indien und Nordkorea. Und in unserer neoliberalen Welt werden mit Sicherheit weitere hinzukommen, wenn nicht die nukleare Abrüstung bei den Großmächten selbst beginnt.

Wann endlich ziehen gerade die Demokratien dieser Welt die Lehren aus Hiroshima und Nagasaki? Wann endlich zeigen sie mit konkreter Politik, dass sie von Menschenrechten nicht nur reden, sondern auch willens sind, das Recht auf physische Unversehrtheit der Menschen dieses Planeten zu respektieren?


Manfred SAUER, Österr.Sektion der IPPNW (OMEGA-Österreichische MedizinerInnen gegen Gewalt und Atomgefahren)

Mit der Bombe leben.
Wirft uns das vom Sessel?
Nicht wirklich.
Oder doch?
Haben wir begriffen, dass zehntausende Atomsprengköpfe immer noch scharf und einsatzbereit sind?
Haben wir begriffen, dass auch in Europa nicht nur US-amerikanische Nuklearwaffen stationiert sind, sondern auch jene von Großbritannien und Frankreich, also Partner in der EU-Militärmacht, so wie Österreich auch?
Haben wir begriffen, dass sich die Atomrüstungsspirale immer weiter drehen wird, wenn nicht die Abrüstungsverträge umge- setzt werden (Nichtverbreitungsvertrag, Teststoppvertrag)?

Da braucht es aktives Handeln der großen Atommächten!
Zwingen wir Sie dazu!
Gleichgültigkeit ist fehl am Platz!
Echte Besorgnis hat ihren Platz!

Mit der Bombe leben?
Nein!
Tun auch Sie etwas dagegen!


Erzbischof Dr. Michael Staikos, Der Metropolit der Griechisch-Orthodoxen Kirche in Österreich

In Österreich feiern wir mit Recht die Befreiung unseres Landes vor 60 Jahren. Das Jahr 1945 bedeutete für Millionen Menschen das Licht der Freiheit nach den finsteren Jahren der Barbarei. Und doch hat dieses Jahr mit den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki auch grauenhaftes Unheil gebracht.

60 Jahre nach diesem Massenmord an schuldlosen Zivilisten – Vätern, Müttern, Kindern, Jugendlichen, Großeltern – ist uns kaum mehr bewusst, in welcher Gefahr wir ständig leben. Auch das Ende des Kalten Krieges hat nicht dazu geführt, dass die nuklearen Arsenale verschwinden. Im Gegenteil, neue Begehrlichkeiten nach den „Werkzeugen des Todes“ sind aufgetaucht.

Deutlicher denn je spüren wir, dass die Menschen der Umkehr bedürfen, damit das Wort des Propheten Jesaia in Erfüllung geht: „Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg“.


Prof. Dr. Fulbert Steffensky

Liebe Freundinnen und Freunde der Zukunft unserer Kinder,

„Dies Kind soll unverletzet sein!“, singen wir manchmal am Bett unserer Kinder und Enkel. Unverletzt soll nicht nur ihre Seele sein, auch ihre Welt, ihr Wasser, ihr Wald, ihre Atemluft soll unverletzt sein. Wie kommt es, dass wir unsere Kinder und Enkel lieben, sie herzen und zugleich übersehen, was wir ihnen antun, indem wir ihnen eine Welt des Schreckens hinterlassen? Ich rede als Großvater: Es ist unfassbar, dass wir Alten, die wir doch so viel von unseren Enkeln erzählen, nicht aufstehen und gegen den immer selbstverständlicher werdenden Schwachsinn der ausgeklügelten Waffen protestieren? Wie herrlich wäre es, wenn wir uns in den Altenkreisen unserer Gemeinden nicht nur behandeln ließen, als wären wir auf einen Kindergeburtstag; wenn 100 Altenkreise der Kirchengemeinden sich zusammenschlössen und in Hamburg auf das Heiliggeistfeld, in Köln auf den Neumarkt, in Zürich auf den Paradeplatz und in Wien vor den Stephansdom zögen und laut schrien für die Zukunft unserer Enkel. Wie herrlich wäre ein solcher Aufstand des heiteren und humpelnden Gewissens. Ich danke Ihnen, die Sie schon aufgestanden sind, dafür, dass Sie es tun. Von unserer Hand wird Gott die Seelen unserer Kinder und unserer Enkel fordern.

Ich grüße Sie in Angst und Solidarität.


Dr. Peter Strutynski, Kassel, Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag

60 Jahre hatte die Menschheit Zeit, einen fatalen Irrtum zu korrigieren und die verheerendste Massenvernichtungswaffe, die je erfunden wurde, wieder abzuschaffen. Die Zeit wurde nicht genutzt. Der Kalte Krieg, als sich die beiden Systeme feindselig gegenüberstanden und sich nur durch das "Gleichgewicht des Schreckens" vor dem jeweils anderen glaubte schützen zu können, ließ eine atomare Abrüstung nicht zu. Immerhin: Atomwaffen kamen nicht zum Einsatz, ja, es schien – von der kurzen Raketen-Ära Reagan abgesehen –, als sei ein solcher Einsatz von den Großmächten auch nicht denkbar gewesen.

Nach dem Ende der Blockkonfrontation wendete sich das Blatt nicht grundlegend: Nun wurde zwar auch atomar abgerüstet, doch die Atomwaffenmächte behielten einen Großteil ihrer Bomben und Raketen, als ob es eine Sache des Prestiges wäre, über eine mehrfache Overkill-Kapazität zu verfügen, wo doch die Menschheit nur einmal sterben kann! Schlimmer noch: Die USA und die NATO erneuerten ihr "Recht" auf einen Ersteinsatz von Nuklearwaffen und Russland tat es dem Westen gleich. Außerdem arbeiten die USA an einer neuen Generation von Atomwaffen (z. B. sog. "mini nukes"), die nur den einen Zweck haben: als Gefechtsfeldwaffen oder als Waffen im "Krieg gegen den Terrorismus" auch Verwendung zu finden.

Warten wir nicht auf die nächsten 60 Jahre, sondern werden wir heute aktiv: Die Menschen in aller Welt wollen keine Atomwaffen und andere Massenvernichtungsmittel – weder in der Hand von "Terroristen", noch in der Hand von Regierungen.

Wenn sich die Herrschenden nicht überzeugen lassen, müssen wir sie zur Abrüstung zwingen. Das soll das Vermächtnis des 6. und 9. August 2005 sein.


Konstantin Wecker

60 Jahre sind eine lange Zeit, und die Friedensbewegung hat das Gedenken an die Kriegsgräuel im öffentlichen Bewusstsein bis zum heutigen Tage verankern können. Das ist ein Erfolg. Das ist gut und wichtig.

Dieser Erfolg birgt aber auch eine Gefahr, und grade in Deutschland können wir diese erkennen. Die Errichtung des Holocaust-Denkmals in Berlin ist zum Beispiel ein Projekt, das man als Kriegsgegner und Antifaschist natürlich nur begrüßen kann. Wenn aber zeitgleich der Holocaust missbraucht wird, und nach dem Motto „Nie wieder Auschwitz – deshalb Militärschlag!“ die Kriegstrommel gerührt wird, dann sehen wir auch deutlich die Gefahren einer verstaatlichten Gedenkkultur, die zwar schockiert zurück blickt, aber vor den Gräueln der Gegenwart die Augen verschließt.

Gegen die Atombombe vor 60 Jahren zu sein, ist eben leichter, als sich gegen die Kriege im Kosovo, in Afghanistan oder jetzt im Irak zu stellen...

Und genau deshalb ist eure Initiative so gut und unterstützenswert: weil sie das Gedenken an Hiroshima wach hält und erneuert, aber das eben als Teil der täglichen Antikriegsarbeit begreift, das Gedenken einbettet in die aktuellen Auseinandersetzungen mit einer sich weltweit militarisierenden Außenpolitik. Dieses Gedenken darf eben nicht rein historisch und schon gar nicht staatlich sein, sondern muss getragen sein von vielen einzelnen dieser derzeit so zielbewusst der Lächerlichkeit preisgegebenen „Gutmenschen“ – von vielen guten Menschen also.

Ein Atombombenabwurf ist in seiner ganzen kühlen Bestialität kaum in Sprache zu fassen, gleichzeitig aber als Ereignis und Symbol extrem wirksam. Ich denke hier an den Bericht einer japanischen Frau, die den Atompilz als kleines Kind in der Ferne sah. Sie konnte natürlich nicht wissen, worum es sich handelte, freute sich in kindlicher Begeisterung nur an der Schönheit der Formen und Farben, und leidet bis heute bitterlich unter dem Konflikt zwischen ihrer unwissenden Reaktion als Kind und dem späteren Wissen um die verheerende Wirkung dieses leuchtend orangenen Feuerpilzes.

Auch wir sind aufgefordert, es uns im Gedenken an dieses gigantische Verbrechen nicht zu leicht zu machen. Wir sollten uns vergegenwärtigen, dass die heutigen Verbrechen zwar oftmals weniger spektakulär, mit weniger Medieninteresse und in diesem zynischen Sinne vielleicht „professioneller“ von statten gehen. Ein heutiger Krieg ist ja, von den Medienberichten her besehen, eine scheinbar sehr saubere, direkt unblutige Angelegenheit.

Wir aber wissen und müssen es gerade an diesem Tag sagen: dass die Zahl der Opfer in den zahllosen verdeckten und wirtschaftlichen, den unbeachteten und indirekten Kriegen auf dieser Welt weiterhin in die Millionen reicht – und das die Zahl der Opfer steigt, und nicht sinkt!

Hiroshima hat das Zeitalter der Atombombe eingeläutet und stellt einen der Tiefpunkte der menschlichen Geschichte dar. Aber wir haben wenig Anlass, uns heute auf weit darüber liegenden moralischen Höhen zu wähnen. Solange jeden Tag weiter gefoltert, ausgehungert, gebombt und geschossen wird, sind wir, jeder einzelne von uns, moralisch und politisch verantwortlich.

60 Jahre nach der Bombe von Hiroshima stehen wir als Friedensbewegung deshalb immer noch ganz am Anfang. Wir haben das kollektive Bewusstsein erreicht und etwas verändert – aber die Aufgabe, die Politik ebenfalls zu erreichen, zu verändern und den Krieg endlich aus der Welt zu schaffen, liegt noch unberührt vor uns.

Bewegen wir uns also weiter, gegen den Krieg – und für eine gerechte Wirtschaftsordnung.


Prof. Dr. Dr. Ernst Woit, Dresden

Nachdem der jüngste Krieg der USA und ihrer Verbündeten gegen den Irak – ziemlich erfolgreich – mit der Lüge von den die ‚freie Welt unmittelbar bedrohenden Massenvernichtungsmitteln‘ begründet worden war, setzen die zur ‚Neuordnung der Welt‘ angetretenen imperialistischen Mächte diese Kriegspropaganda jetzt vor allem gegen den Iran und Nordkorea, aber auch gegen Kuba fort. Das Ziel dieser Propaganda ist die weltweite Schaffung einer öffentlichen Meinung, die – wie Samir Amin treffend eingeschätzt hat – „hinnehmen lassen soll, dass der Westen die Mittel behält, die anderen Völker mit dem Genozid zu bedrohen, ohne selbst in Gefahr zu geraten!“

Obwohl der Einsatz, ja selbst die Androhung des Einsatzes von Kernwaffen spätestens seit der Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes vom 8. Juni 1996 absolut unvereinbar mit dem geltenden Völkerrecht ist, bildet bekanntlich der Ersteinsatz von Kernwaffen nach wie vor einen festen Bestandteil der Militärstrategie von USA, NATO und neuerdings auch Russland. In jüngster Zeit ist darüber hinaus von der gegenwärtigen Führung der USA immer offener erklärt worden, dass sie es für möglich hält, in ihrem weltweiten ‚Krieg gegen den Terrorismus‘ Kernwaffen auch präventiv gegen sog. ‚Schurkenstaaten‘ einzusetzen. Allein schon angesichts der daraus resultierenden Gefahren für den Weltfrieden und die Zukunft der Menschheit gewinnt die Auseinandersetzung mit dem bisher einzigen Einsatz dieses Massenvernichtungsmittels durch die USA gegen Japan vor 60 Jahren eine kaum zu überschätzende aktuelle Bedeutung.

Die Gefahr eines Nuklearkrieges besteht, solange Kernwaffen existieren. Gegenwärtig gibt es in den Arsenalen der Kernwaffenmächte mehr als 11.000 strategische Kernsprengköpfe, von denen sich 2.500 ständig in höchster Alarmbereitschaft befinden! Solange das so ist, bleibt die Warnung Bertrand Russels aus dem Jahre 1959 unvermindert aktuell, es existiert „die grauenhafte Aussicht einer Auslöschung der Gesamtmenschheit, wenn nicht im nächsten, dann im übernächsten oder drittnächsten Krieg“. Wir dürfen also nicht aufhören, für das absolute Verbot und die Abschaffung dieser Mittel des Massenmords, ja des Selbstmords der Menschheit zu kämpfen.

Die USA haben vor nunmehr 60 Jahren als erstes und bisher einziges Land Kernwaffen eingesetzt. Während des ‚Kalten Krieges‘ hat das ‚Atomare Patt‘ zwischen USA und Sowjetunion maßgebend dazu beigetragen, einen neuen Kriegseinsatz von Kernwaffen zu verhindern. Heute aber besteht die reale Gefahr, dass der Präsident der einzig verbliebenen ‚Supermacht‘ erneut den Befehl zum Kernwaffeneinsatz gibt. Da diese Möglichkeit von US-Strategen immer offener diskutiert wird, gewinnt meiner Überzeugung nach die prinzipielle Auseinandersetzung mit all jenen Argumenten, die den atomaren Massenmord an der Zivilbevölkerung Hiroshimas und Nagasakis vor 60 Jahren rechtfertigen sollten und bis heute rechtfertigen sollen, eine für die Verteidigung des Weltfriedens und damit des Überlebens der Menschheit immer wichtigere Bedeutung.


Lisbeth Zeiler, Gemeinderätin Graz

Seit 10 Jahren ist Österreich nun Mitglied der Europäischen Union und damit Teil eines Wirtschaftsblocks, der ebenso wie die USA um den Gewinn und Erhalt internationaler Märkte kämpft, sei es mit Hilfe von Sozialdumping, sei es mit Kriegen, die unter dem Deckmantel einer Demokratisierung große Räume langfristig destabilisieren und verarmen lassen.

Eine Umkehr ist nicht im Interesse der Mächtigen, eine Revolution nicht in Sicht. Umso wichtiger ist es, dass wir im Gedenken an Hiroshima und Nagasaki unsere Stimmen erheben und weiter für den Frieden kämpfen.

Make love not war



Alle Grußbotschaften: www.hiroshima.at


Zurück zur Seite "Friedensbewegung"

Zur Seite "Atomwaffen"

Zurück zur Homepage