"Muss die Welt akzeptieren, dass die israelische Armee Streubomben über dem Libanon abgeworfen hat?"
Rede zum Antikriegstag 2006 bei der DGB-Gedenkveranstaltung, Friedhof "Jammertal", Salzgitter
Von Norman Paech
Seit bald fünfzig Jahren gemahnen die Gewerkschaften an diesem Tag an
den Überfall von Nazi-Deutschland auf Polen, der den Auftakt zum
furchtbarsten Krieg des Zwanzigsten Jahrhundert bildete. Mit dem Aufruf
„Nie wieder Krieg“ versammelt der Antikriegstag seitdem alle diejenigen
zu öffentlichen Kundgebungen, die aus der leidvollen Geschichte die
oberste Lehre gezogen haben: derartiges darf nie wieder geschehen – der
Krieg ist die schlimmste Geißel der Menschheit, er ist keine
Naturkatastrophe, er ist vermeidbar, wenn die Menschen nur dafür
kämpfen. Angesichts zweier Weltkriege, die das deutsche Volk angezettelt
hat, gibt es da auch keinen Irrtum über Opfer und Täter, hier kann sich
niemand darauf herausreden, dass er nicht weiß, wo er steht und redet.
Auf diesem Friedhof, auf dem fast 3000 Opfer aus verschiedenen
europäischen Ländern begraben sind, die an den Folgen der Zwangsarbeit,
KZ-Haft und menschenunwürdigen Behandlung gestorben sind – auf diesem
sog. Ausländerfriedhof stehen heute wohl ausschließlich Nachkommen der
Täter. Und wir wissen genau, welche Verantwortung wir aus den
grauenvollen Jahren des deutschen Faschismus für eine Zukunft in Frieden
ohne Krieg übernommen haben. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir
mehr als 50 Jahre lang keinen Krieg zwischen den europäischen Staaten
gesehen haben. Dies ist zweifellos der Anstrengungen aller europäischen
Nationen im Zusammenwachsen zur Europäischen Union geschuldet - eine
zivilisatorische Leistung. Dass es aber nur 54 und nicht 61
Friedensjahre seit Kriegsende 1945 waren, das ist eine der großen
Niederlagen nicht nur der Gewerkschafts- und Friedensbewegung. Ich meine
den Krieg gegen den Nachbarn Jugoslawien im Frühjahr 1999, der wie ein
großer Blutfleck auf der weißen europäischen Friedensweste klebt. Ein
Krieg ohne völkerrechtliche Legitimation mit fragwürdiger humanitärer
Begründung, die aber über die zahlreichen Toten und Verletzten, das Leid
und die Zerstörungen nicht hinwegzutäuschen vermag.
Dies war mehr als ein Sündenfall, es war – im wahrsten Sinne des Wortes
– der Startschuss für die Rehabilitation des Krieges als Mittel der
Politik: der Rückfall in eine Epoche, die wir durch die Erinnerung an
den 2. Weltkrieg, die Gründung der UNO und die Gründung eines neuen
Völkerrechts auf die UNO-Charta für überwunden gehofft hatten. Natürlich
hat es Kriege auf der ganzen Welt gegeben, in Afrika, Asien und
Lateinamerika. Und in den meisten Kriegen fand man bei genauerem
Hinsehen Waffen, Berater und politische Hintermänner aus den USA und den
europäischen Staaten wieder. Aber in der neuen Weltordnung nach 1945
sollte es auf jeden Fall im atlantisch-europäischen Raum keinen Krieg
mehr unter den demokratischen Staaten geben. Welche Arroganz dazu
gehörte, die Kriegsunfähigkeit von parlamentarischen Demokratien von den
Kathedern zu verkünden, wurde spätestens mit dem NATO-Krieg gegen
Jugoslawien deutlich. Was sich dann im Krieg gegen den Irak den
Zuschauern bot, war bereits der Tiefpunkt demokratischer
Glaubwürdigkeit. Ein Kriegsmenetekel, vor dem die Friedensbewegung immer
gewarnt hat, da der Krieg gegen Jugoslawien alles Friedens- und
Verteidigungsgerede gründlich diskreditiert und die Glaubwürdigkeit
ihrer politischen Exponenten ruiniert hatte.
Seitdem hat sich die Kriegsgefahr, die ausgerechnet von den Regierungen
mit parlamentarischen Verfassungen ausgeht, erheblich erhöht und die
Mahnung des Antikriegstages doppelte Bedeutung erhalten. Greifen wir uns
nur wenige Beispiele heraus, aber werden wir konkret:
Seit fünf Jahren stehen US-, NATO- und Bundeswehrtruppen in Afghanistan,
um ein Protektorat abzusichern und zu stabilisieren. „Demokratie
fördern“ und den „Frieden sichern“ heißen die offiziellen Ziele. Aber
was uns vom Hindukusch berichtet wird, spricht diesen Zielen Hohn: Als
ob man eine in Jahrhunderten gewachsene Gesellschaft in kurzer Zeit
umkrempeln könnte, und das auch noch unter dem „Schutz“ ausländischer
Panzerkanonen. Daran war schon die afghanische Revolution von 1978 unter
Taraki und Amin gescheitert, als sie versuchte, die alten feudalen
Strukturen umzuwälzen und durch radikale Reformen zu ersetzen. Sie
mussten schließlich die Sowjetarmee zu Hilfe rufen – und gingen unter.
Heute von einem Frieden in Afghanistan zu reden, fällt selbst der
Bundesregierung schwer. Je länger die Besatzung dauert und je größer die
Truppenkontingente der ISAF und OEF geworden sind, desto unsicherer wird
das öffentliche Leben, desto gefährlicher wird der Aufenthalt in diesem
Land. Wann setzt sich die Einsicht durch, dass die wachsende
Unsicherheit, das Ansteigen der Attentate und Anschläge mit dem immer
stärkeren Aufmarsch der NATO- und US-Truppen zusammenhängt?
Welchen Missionsauftrag haben diese Truppen eigentlich in dem fernen
asiatischen Winkel zu erfüllen, außer dem, die geostrategischen
Interessen ihrer Regierungen im Kampf um die knapper werdenden Rohstoffe
militärisch zu sichern? „Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt“
hieß es beim rotgrünen Verteidigungsminister Struck. Die Taliban als
unmittelbare militärische Bedrohung Deutschlands? Nicht buchstäblich,
aber als Bedrohung des freien Zugangs zu den Quellen des Wohlstandes,
die ein hochindustrialisiertes Land benötigt. So ist der Antiterrorkampf
zur Chiffre für den Kampf um den ungehinderten Zugang zu den Quellen des
Reichtums im globalen Maßstab geworden, bei dem jeder, seien es einzelne
Gruppen oder auch Regierungen, aus dem Wege geräumt werden, die sich
diesem Anspruch entgegenstellen. Und nun soll er nach dem Vorschlag des
gegenwärtigen Verteidigungsministers Jung auch noch in das Grundgesetz
übernommen werden.
Kaum jemand zweifelt heute mehr daran, dass auch der Krieg gegen den
alten Verbündeten im Irak weder den nicht auffindbaren
Massenvernichtungswaffen noch den unbewiesenen Verbindungen zum
internationalen Terrorismus galt. Er sollte ein Regime beseitigen - aber
nicht wegen seiner Brutalität gegenüber der eigenen Bevölkerung, sondern
weil es immer mehr den US-amerikanischen Interessen in die Quere
gekommen war. Auch hier ging es darum, ein Protektorat einzurichten –
und zwar um jeden Preis, den wir inzwischen kennen und der jeden Tag
höher wird.
Es ist notwendig, dass wir uns genau die Gründe ansehen, weswegen die
militärische Intervention, sprich der Krieg, wieder in das Zentrum der
Politik zurückgekehrt ist. Wichtig, damit wir nicht hinter dem Gerede
von der Verhinderung von Menschenrechtskatastrophen und
Massenvernichtungsmitteln, vom Kampf gegen den internationalen
Terrorismus, von der Demokratisierung und der Stabilisierung
zerfallender Staaten die entscheidenden Gründe militärischer Einsätze
verschwinden lassen. So müssen wir auch ernsthaft prüfen, was wir von
den Zielen der Bush-Administration halten sollen, den Iran auf jeden
Fall von einer militärisch verwendbaren Atomenergie auszuschließen. Denn
hier haben wir es mit dem nächsten Szenario einer zwar langsam, aber
stetig bedrohlicher werdenden Konfrontation mit kriegerischem Ausgang zu
tun. Wir mögen es vielleicht ebenso wenig glauben wie vor dem Angriff
der USA auf den Irak, weil es so absurd, so friedens- und
menschenverachtend ist. Aber wir müssen die Zeichen der Zuspitzung
nüchtern und vor dem Hintergrund der Erfahrung der vergangenen Jahre
analysieren. Und wir müssen uns wohl von dem Gedanken verabschieden,
dass die Bundesregierung – wie noch beim Irak-Krieg – ihrem Verbündeten
USA vor deren nächstem Krieg die Solidarität aufkündigt.
Wir wissen zwar, dass die Mehrheit der deutschen Bevölkerung derartige
Kriege und vor allem den Einsatz deutscher Soldaten rund um die Welt
ablehnt. Aber es ist leider auch eine Erfahrung mit demokratisch
gewählten Regierungen, dass sie sich über den Mehrheitswillen ihrer
Wählerinnen und Wähler einfach hinwegsetzen. Aznar in Spanien und
Berlusconi in Italien haben ihre Beteiligung am Irak-Krieg später mit
ihrer Abwahl bezahlen müssen.
Noch halten sich die Regierungen mit ihren Sanktionsdrohungen gegen den
Iran zurück. Aber ganz unmissverständlich steuern sie auf zuerst
politische, dann ökonomische und schließlich militärische Sanktionen zu.
Denn was in der Vergangenheit bei Israel, Pakistan und Indien toleriert
wurde, der Aufbau einer Atomstreitmacht, wollen sie nun beim Iran nicht
durchgehen lassen. Dafür sollten wir Verständnis haben, das ist im
Interesse aller. Aber sie wollen eben noch mehr. Sie wollen dem Iran
sein im Atomwaffensperrvertrag verbrieftes Recht, die Produktion von
atomarer Energie zu zivilen Zwecken, ebenfalls verwehren. Auch als
Gegner von Atomstrom kann man diese Haltung der USA und EU-Staaten nur
als abenteuerlich bezeichnen. Denn ihnen gegenüber steht keine
Bananenrepublik, die sich dem Diktat der großen Mächte beugt. Sie werden
auf Granit beißen, denn das Atomprogramm ist inzwischen zu einer
Angelegenheit nationaler Souveränität im Iran geworden. Und so begeben
sich die EU-Staaten, und mit ihnen die Bundesregierung, in eine
Eskalationsspirale, die sich mit der Logik jeder Sanktionspolitik bis
zur militärischen Konfrontation dreht – auch wenn der Außenminister nach
wie vor abwiegelt und verbreitet, dass niemand von Krieg gesprochen
habe. Aus dieser Spirale kommt man nur heraus, wenn der Klügere
nachgibt. Und ich bezweifle, dass einsichtige Politiker in Washington
oder Teheran sitzen.
Was bleibt uns am Antikriegstag anderes, als dringend an die
Bundesregierung zu appellieren, aus dieser gefährlichen Logik
auszusteigen und das Recht des Iran auf friedliche Nutzung der Atomkraft
nicht mit diskriminierenden Forderungen zu unterlaufen? Denn die
Technologie des Brennstoffkreislaufes ist nach den Angaben der
Internationalen Atomenergiebehörde so effektiv kontrollierbar, dass der
Missbrauch zur militärischen Nutzung immer nachweisbar und dann zu
verhindern ist. Oberstes Ziel muss die Verhinderung eines Krieges sein,
dessen Auswirkungen und Grenzen überhaupt nicht mehr zu kalkulieren sind.
Denn es geht um eine Region, die sich auch ohne die Konflikte um
Afghanistan, Irak und Iran in hellem Aufruhr und täglichem Krieg
befindet. Der massive Krieg, mit dem Israel den Libanon nach dem
Überfall der Hisbollah heimgesucht hat, ist voraussehbar gewesen. Aus
den USA waren schon vor den Angriffen immer wieder Stimmen vernehmbar,
die auf die Absicht neokonservativer Kreise seit 1996 aufmerksam
machten, die Umgestaltung des Nahen und Mittleren Ostens zu planen, und
zwar mit Hilfe des israelischen Militärs. Sie haben darauf hingewiesen,
dass auch dieser Angriff schon vorher geplant und mit Wissen und
Billigung der US-Administration dann durchgeführt wurde.
Seit Jahrzehnten wird jeder militärische Übergriff Israels in den
besetzten Gebieten und auf die Nachbarstaaten mit Schweigen übergangen
oder mit der Verteidigung des Existenzrechts Israels gerechtfertigt.
Natürlich war der Überfall der Hisbollah nicht nur politisch dumm und
unverantwortlich, sondern auch völkerrechtswidrig, ein Verbrechen. Aber
ein Angriff auf das Existenzrecht Israels? Dann hätte sich das Kommando
wohl nicht sofort mit seiner Beute zurückgezogen. Rechtfertigt das die
Bombardierung des Libanon bis hinauf an die syrische Grenze, die
Zerstörung weiter Teile der libanesischen Infrastruktur, von Brücken,
Straßen, Kläranlagen, Leitungen, Tankstellen, Krankenhäusern, Schulen
und Moscheen, ja ganzer Dörfer, und die Flucht von einer Million
Menschen vor dem Terror eines dreiunddreißig Tage andauernden Krieges?
Ist es unzulässig, Israel vorsätzlicher Kriegsverbrechen an der
Zivilbevölkerung zu beschuldigen, wenn man aus israelischen Zeitungen
erfährt, dass der Generalstabschef Dan Halutz den Befehl gab, für jeden
Raketenangriff auf Haifa zehn Gebäude in Beirut in Schutt und Asche zu
legen? Und verbietet uns unsere Verantwortung für Israel, bei einem
solchen Befehl an die unseligen Vergeltungsbefehle der deutschen
Wehrmacht erinnert zu werden? Muss die Welt akzeptieren, dass die
israelische Armee Streubomben über dem Libanon in einem Ausmaß
abgeworfen hat, der ihren Einsatz in Jugoslawien, Afghanistan und Irak
noch bei weitem übersteigt? Dass sie diese Bomben über Dörfern und
Wohngebieten abgeworfen haben, was absolut verboten ist? Über 50
Menschen sind nach dem Waffenstillstand bereits von diesen wie Landminen
herumliegenden Bomben getötet worden, und es werden noch mehr werden.
Wir müssen weiter fragen: Ist die Entführung und Gefangennahme eines
israelischen Soldaten im Gazastreifen Rechtfertigung genug für die
Zerstörung eines Elektrizitätswerkes und der Wasserversorgung in einem
der am dichtesten besiedelten Gebiete der Erde? Grund genug für die
regelmäßige Terrorisierung der Bevölkerung durch Panzereinfälle und
gezielte Tötungen von Menschen, die in unseren Medien immer als
Extremisten oder mutmaßliche Terroristen bezeichnet werden, obwohl
jeglicher Beweis dafür fehlt? Welche Zeitung hat uns darüber informiert,
dass unmittelbar vor der Gefangennahme des Soldaten durch Palästinenser
die Israelis zwei Bürger aus dem Gazastreifen entführt hatten? Natürlich
haben die Palästinenser überhaupt keine Möglichkeit, ein vergleichbares
Programm der Vergeltung, der Rache und des Terrors gegen die
mutmaßlichen israelischen Täter zu inszenieren. Ihre einzige Alternative
ist, still zu halten oder Kommando- und Terroraktionen über die Grenzen
zu schicken.
Die deutsche Regierung hat nie ein deutliches Wort der Kritik gegen
diesen kriegerischen Irr-Sinn gefunden, geschweige denn ihre
Verantwortung gegenüber Israel richtigerweise darin verstanden, die
Regierung vor den politisch verheerenden Folgen ihrer eigenen Handlungen
zu warnen. Sie hat sich in das sichere Kielwasser der USA und Israels
begeben und deren These übernommen, dass Hamas und Hisbollah die
Ursachen der Kriege seien. Ich weiß nicht, ob sie selber an diesen
Unsinn glaubt. Wir aber dürfen uns nicht erlauben, uns von solch
falschen Vorstellungen in die Irre führen zu lassen. Beide
Organisationen sind nicht die Ursache, sondern das Produkt einer
Politik, die immer wieder den Weg zum Frieden verschüttet hat und
deshalb immer wieder in Krieg münden musste.
Rechnen wir Tote nicht gegeneinander auf. Doch was ist der Terror der
Selbstmordattentäter gegen den Terror der gezielten Tötungen und
Zerstörung von Häusern und Gärten durch Bulldozer, der Enteignungen
durch immer weiter fortgesetzten Siedlungsbau, durch die Mauer und den
Zaun, die palästinensisches Land zerstückeln? Hier liegen die Ursachen
für immer wieder auflebende Provokationen, Gewalt und Terror. Aus der
Unfähigkeit, aus diesem Zirkel des permanenten Krieges eine realistische
Perspektive des Friedens zu entwickeln, haben sich die radikalen
Organisationen gebildet, für die die Zeit der Kompromisse vorbei ist.
Und wir dürfen uns vor dem Mechanismus dieses Prozesses der Eskalation
nicht verstecken.
Der brüchige Waffenstillstand wird auch durch die Entsendung einer
UNO-Truppe nicht in einen dauerhaften Frieden überführt werden können.
Denn sie ändert an den Ursachen des Konfliktes nichts. Sie ist keine
neutrale Kraft zwischen den Gegnern, da sie nur auf der libanesischen
Seite der Grenze, nicht aber auf der israelischen Seite Stellung
beziehen darf. Sie soll Waffenlieferungen an die Hisbollah unterbinden,
während gleichzeitig High-Tech-Waffen aus den USA, Deutschland und
anderen NATO-Staaten unvermindert an Israel geliefert werden. Deutsche
Soldaten sollen so weit von israelischen Truppen entfernt eingesetzt
werden, dass sie gar nicht auf sie schießen können. Das heißt aber, dass
sich ihr „robustes Mandat“ folglich nur gegen Kämpfer der Hisbollah und
Palästinenser richten soll. Krieg bringt nicht nur immer neue Formen der
Barbarei hervor, sondern pervertiert auch die Politik.
Seit fast vierzig Jahren ist die Besetzung palästinensischen
Territoriums die Quelle von gegenseitiger Gewalt und Terror. Was die
Vereinten Nationen bereits 1967 in ihrer Resolution 242 gefordert haben,
den Rückzug aus den besetzten Gebieten, ist immer noch nicht erfüllt -
aber offensichtlich die einzige Lösung zu einem dauerhaften Frieden.
Kein Volk kann auf der Leiche eines anderen in Frieden leben. Nur die
volle Anerkennung seiner Existenz, seines Staatsgebietes – nicht als
zerstückelter Flickenteppich, sondern als zusammenhängendes Territorium
– und seiner gewählten Staatsmacht führt zu einer Nachbarschaft in
Frieden. Hier liegen die Aufgaben auch deutscher Außenpolitik. Wenn das
in den nächsten Jahren nicht erreicht wird, wird keine Armee, ob die
Israels oder die der UNO, erneute Gewalt und Terror verhindern können.
Wir haben im deutschen Parlament die Einberufung einer internationalen
Konferenz für den ganzen Nahen- und Mittleren Osten nach dem Vorbild der
europäischen Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in den
siebziger Jahren vorgeschlagen. Denn wir sind der Ansicht, dass nur
Verhandlungen ohne den Knüppel der Sanktionen der Region Frieden bringen
kann. Wir werden diesen Vorschlag so lange wiederholen, bis er in die
Tat umgesetzt wird. Wir werden nicht müde, den Rückzug der Truppen aus
Afghanistan und dem Irak zu fordern sowie Anerkennung der
Gleichberechtigungsprinzips im Umgang mit dem Iran.
Von Orten wie dieser Friedhof „Jammertal“ muss immer wieder der Ruf nach
Frieden unter den Menschen und Völkern ausgehen. Denn an ihm ist die
Erinnerung an die Verbrechen und das Gedenken der Opfer des Krieges
besonders eindringlich. Eine Erinnerung, die notwendig ist im ständigen
Kampf gegen Propaganda und Lügen, Militarismus und Gleichgültigkeit,
Machtinteressen, Opportunismus und Arroganz, kurz bei den täglichen
schwierigen Aufgaben der Friedensbewegung.
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