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Absturz A400M: Vom Pannen- zum Katastrophenflieger

Von Fred Schmid, isw *

11.05.2015: Für den Absturz des Militär-Airbus A400M und damit dem Tod von vier Menschen und die Schwerverletzung von weiteren zwei Besatzungsmitgliedern tragen der Rüstungskonzern Airbus Defence (früher EADS), Militär und Politik zweifellos eine Mitverantwortung. Airbus Defence, weil es den riesigen Auftragsbestand von etwa 30 Milliarden Euro bei diesem Flieger endlich in klingende Münze umwandeln wollte, die Militärs und Politik von sieben NATO-Staaten (Deutschland, Frankreich, Spanien, Großbritannien, Türkei, Belgien, Luxemburg), weil sie den Großtransporter für militärisches Gerät endlich einsatzfähig für künftige Krisengebiete haben wollten.

Zugleich hatten sie weitere militärtechnische Vorgaben gemacht. Der A400M sollte eine fliegende eierlegende Wollmilchsau werden. Der Militär-Industrie-Komplex lässt grüßen.

Dabei war der Militärlaster keineswegs einsatzfähig und serienreif, sondern nach wie vor mit Mängeln behaftet. An die Bundeswehr wurde bisher genau ein – von 53 bestellten – A400M ausgeliefert. „Und der bekam bei einer Kontrolle durch Prüfer der Wehrtechnischen Dienststelle der Truppe ein katastrophales Zeugnis. Nach Spiegel-Informationen listeten sie in einem Protokoll ganze 875 Mängel auf“ (SpiegelOnline, 9.5.15).

Die Militärversion des Airbus war von Anfang an ein Pannenflieger, dessen Entwicklung sich immer weiter hinausschob. Ursprünglich sollte er bereits 2008 in Serie gehen, woran überhaupt nicht zu denken war. Mit den zeitlichen Verschiebungen erhöhten sich die Kosten, die jedoch nicht, wie in zivilen Geschäften üblich, der Auftragnehmer, sondern der Steuerzahler aufzubringen hatte. DER SPIEGEL spricht 2010 von 10,3 Milliarden Euro, das Handelsblatt von 7 Milliarden Euro Mehrkosten. Der Preis pro Flugzeug kletterte von 125 Millionen auf 175 Millionen – für ein einziges Flugzeug! Für das Geld ließen sich 12 Berufsbildungszentren für je 400 Azubis errichten oder 135 Kindertagesstätten à vier Gruppen. Diese sind jetzt gewissermaßen am Boden zerschellt.

53 Maschinen hat Deutschland bestellt; macht 9,3 Milliarden Euro. Als „strategisches Transportflugzeug“ mit großer Reichweite und Nutzlast soll es die „gewachsene deutsche Verantwortung“ (Gauck) in alle Welt transportieren, in Form von Kampftruppen und Waffen, Panzern und Kampfhubschraubern. Dieser Militär-Airbus ist das Rückgrat der Umrüstung der Bundeswehr auf eine Interventionsstreitmacht, um Deutschland nicht nur am Hindukusch zu verteidigen (Ex-Verteidigungsminister Struck), sondern auch in anderen brenzligen Gebieten rund um den Globus, womöglich auch am Kaukasus oder Ural.

Mit Gewehren, das nicht treffen, Luftransportern, die nicht fliegen, Militär-Hubschraubern, die nicht startklar sind…, leistet Deutschland einen eigenwilligen Beitrag zur Abrüstung. Es wäre billiger und sinnvoller, diese Waffenprojekte alle zu stornieren und die Gelder in Güter des zivilen öffentlichen Bedarfs zu stecken. Das würde dem Frieden mehr nützen. Zu befürchten ist allerdings, dass Rechtspolitiker und Militärschädel der Propagierung des „Schrotthaufens Bundeswehr“ entgegengesetzte Schlussfolgerungen beabsichtigen: Die Armee müsse mit viel Geld waffentechnisch runderneuert werden.

* Aus: Newsletter von www.kommunisten.de, 11.05.2015


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