Blühender Waffenhandel
SIPRI-Bericht: Deutschland auf Platz drei hinter USA und Rußland *
Deutschland ist drittgrößter Waffenexporteur der Welt. Mit einem Marktanteil von sieben Prozent liegt es allerdings weit hinter den Spitzenreitern USA (30 Prozent) und Rußland (26 Prozent). Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI hervor. Mehr als ein Drittel der deutschen Waffenexporte gingen demnach zwischen 2008 und 2012 nach Europa. Größte Abnehmer waren dabei ausgerechnet die Krisenländer Griechenland und Spanien. Knapp ein weiteres Drittel der Exporte ging nach Asien und in den pazifischen Raum, immerhin 14 Prozent in den Nahen Osten.
Auch China spielt beim weltweiten Waffenhandel zunehmend eine Spitzenrolle. Laut SIPRI liegt das Land hinter den USA, Rußland, Deutschland und Frankreich auf Platz fünf. Peking hat seine Rüstungsverkäufe in andere Länder im Zeitraum 2008 bis 2012 gegenüber 2003 bis 2007 um 162 Prozent gesteigert und auch seinen Weltmarktanteil von zwei auf fünf Prozent mehr als verdoppelt.
Die deutschen Ausfuhren gingen gegenüber den vorausgegangenen Jahren nach dem Abschluß umfangreicher Lieferungen von Kriegsschiffen um acht Prozent zurück. Weltweit stieg der Waffenhandel um 17 Prozent. Während die europäischen Länder im Gefolge von Sparprogrammen 20 Prozent weniger Rüstungsgüter geliefert bekamen, standen asiatische Länder (mit Ozeanien) mit einem Rekordanteil von 47 Prozent aller importierten Waffensysteme an der Spitze.
Zum explosionsartigen Anstieg der chinesischen Rüstungsexporte sagte der SIPRI-Experte Mark Bromley: »Bedingt ist er vor allem durch gewaltige Bestellungen aus Pakistan.« Mehr Rüstungsgüter führten nur China selbst mit sechs Prozent sowie das auf dieser SIPRI-Liste führende Indien mit 12 Prozent ein.
Die von SIPRI zusammengestellten Top 100 der weltweiten Waffenunternehmen wurden auch 2011 von nordamerikanischen und westeuropäischen Waffenproduzenten angeführt. An der Spitze liegt die US-Firma Lockheed Martin, gefolgt von Boeing und der britischen BAE. Die deutsch-französisch-spanische EADS liegt auf Platz sieben, Rheinmetall auf Platz 26. Einen deutlichen Gewinnzuwachs von 48 Prozent konnte auf Platz 49 der deutsche Konzern ThyssenKrupp erzielen. Seit dem Jahr 1990 veröffentlicht SIPRI Erhebungen zum internationalen Waffenhandel. (dapd/dpa/jW)
* Aus: junge Welt, Dienstag, 19. März 2013
USA weiter Todeshändler Nr. 1
Von Olaf Standke **
Die Vereinten Nationen versuchen
ab diesem Montag erneut, einen
Vertrag zur Begrenzung des weltweiten
Waffenhandels zu vereinbaren.
Wie dringlich das Problem
ist, zeigt auch der neueste Rüstungsbericht,
den das Stockholmer
Friedensforschungsinstitut SIPRI
heute vorstellt.
Der letzte Anlauf vor neun Monaten
scheiterte kläglich. Auf
einer großen UN-Konferenz
konnten sich die Teilnehmer
nicht auf den überfälligen globalen
Waffenhandelsvertrag
einigen. Allen voran die USA
blockierten eine weitreichende
Vereinbarung. Nun soll in den
nächsten zwei Wochen in New
York ein neuer Versuch unternommen
werden. Und wieder
stehen die Chancen nicht unbedingt
gut. Denn in politischen
Sonntagsreden sprechen sich
zwar fast alle Staaten für ein
Abkommen aus. Nur, wenn es
ums Kleingedruckte geht, versuchen
nicht wenige, den Vertragsentwurf
mit Ausnahmeregelungen
aufzuweichen. Auch
die Obama-Regierung in Washington.
So bekannte sich der
neue Außenminister John Kerry
am Wochenende zu einem
»starken und wirksamen Vertrag,
damit der Waffenhandel
nicht Frieden und Stabilität auf
der Welt gefährdet«, forderte
aber zugleich, dass das Abkommen
nicht das Recht der
USA-Bürger beeinträchtigen
dürfe, Waffen zu tragen.
Weltweit werden laut einer
UN-Studie im Jahr allein mit
Kleinwaffen wie Pistolen,
Sturmgewehren und Panzerfäusten
8,5 Milliarden Dollar
(6,5 Mrd. Euro) umgesetzt – und
bis zu 400 000 Menschen getötet.
Hilfsorganisationen gehen
sogar noch von mehr Opfern
aus. Obwohl der Gesamtumsatz
des globalen Handels mit konventionellen
Waffen zuletzt
erstmals seit 1995 wieder leicht
rückläufig gewesen sei, habe
sich die Stückzahl der verkauften
Kriegsgüter um 17 Prozent
erhöht, so der Jahresbericht des
renommierten Stockholmer
Friedensforschungsinstitutes,
der heute veröffentlicht wird.
Nach Berechnungen der
Wissenschaftler sind die USA
weiter mit Abstand größter
Rüstungsexporteur; ihr Anteil
am globalen Waffenmarkt beträgt
39 Prozent, gefolgt von
Russland (26 Prozent) und
Deutschland, das mit sieben
Prozent auf der Rangliste der
Todeshändler vor Frankreich
erneut Platz drei einnimmt.
Wichtigster Abnehmer deutscher
Waffen war ausgerechnet
das gegen die drohende Staatspleite
kämpfende Griechenland.
Erstmals findet sich China auf
Rang fünf. Pekings Aufstieg sei
»vor allem Pakistans Waffengroßeinkäufen
geschuldet«, erklärt
SIPRI-Experte Mark
Bromley. Infolge der Finanzkrise
und von Budgetkürzungen
sei der Waffenhandel in Europa
zwischen 2008 und 2012 gegenüber
den vier Jahren zuvor
um 20 Prozent gesunken. Für
einen Rekordanteil von 47 Prozent
der weltweit importierten
Waffensysteme sorgten dagegen
die asiatischen Länder.
Vor diesem Hintergrund
könne der internationale »Waffenhandelsvertrag
ein Schlüsselinstrument
sein, um zu helfen,
das enorme Leid zu vermindern,
das durch unverantwortliche
Waffentransfers und
Waffengeschäfte entsteht«, betonten
jetzt Vertreter von 36
humanitären und Friedensorganisationen
der USA in einem
offenen Brief an Präsident Barack
Obama.
** Aus: neues deutschland, Montag, 18. März 2013
China replaces UK as world’s fifth largest arms exporter, says SIPRI
(Stockholm, 18 March 2013) China has become the fifth largest exporter of major conventional arms worldwide, according to new data on international arms transfers published today by the Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI). This is the first time China has been in the top five arms exporters since the end of the cold war. Overall, the volume of international transfers of major conventional weapons grew by 17 per cent between 2003–2007 and 2008–12.
The five largest suppliers of major conventional weapons during the five-year period 2008–12 were the United States (30 per cent of global arms exports), Russia (26 per cent), Germany (7 per cent), France (6 per cent) and China (5 per cent). This is the first time that the UK has not been in the top five since at least 1950, the earliest year covered by SIPRI data. China’s displacement of the UK is the first change in the composition of the top five exporters in 20 years.
The volume of Chinese exports of major conventional weapons rose by 162 per cent between 2003–2007 and 2008–2012, and its share of the volume of international arms exports increased from 2 to 5 per cent.
‘China’s rise has been driven primarily by large-scale arms acquisitions by Pakistan,’ said Dr Paul Holtom, Director of the SIPRI Arms Transfers Programme. ‘However, a number of recent deals indicate that China is establishing itself as a significant arms supplier to a growing number of important recipient states.’
Asian imports strengthen naval capabilities
In the period 2008–12 Asia and Oceania accounted for almost half (47 per cent) of global imports of major conventional weapons. The top five importers of major conventional weapons worldwide—India (12 per cent of global imports), China (6 per cent), Pakistan (5 per cent), South Korea (5 per cent), and Singapore (4 per cent)—were all in Asia.
Several countries in Asia and Oceania have in recent years ordered or announced plans to acquire long-range strike and support systems that would make them capable of projecting power far beyond their national borders. Last year notably saw the delivery of a nuclear-powered submarine from Russia to India and the commissioning of China’s first aircraft carrier, Liaoning.
Other regional players are seeking to establish or strengthen submarine fleets, including several South East Asian countries and Australia, which is also acquiring large surface warships and combat aircraft. These developments come at a time of heightening tensions over territorial disputes in the East and South China seas.
Austerity bites in the European arms market
Deliveries to European countries fell by 20 per cent between 2003–2007 and 2008–12. European states seem eager to abandon or reduce a range of arms import plans. During 2012 Italy and the Netherlands reduced their orders for F-35 combat aircraft from the USA, while Bulgaria, Croatia and Romania dropped plans for newly produced combat aircraft in favour of second-hand options.
Many European states are also seeking to export newly acquired combat aircraft that they can no longer afford to maintain. For example, Portugal is seeking buyers for its new fleet of F-16s and Spain is seeking to sell newly purchased Eurofighter Typhoons.
‘With the financial crisis in Europe, the withdrawal from Iraq and the drawdown in Afghanistan, we can expect to see Europe trying to export a considerable volume of surplus military equipment,’ said Mark Bromley, Senior Researcher with the SIPRI Arms Transfers Programme.
Other notable developments -
Russia accounted for 71 per cent of exports of major weapons to Syria in 2008–12 and continued to deliver arms and ammunition in 2012.
- The Arab states of the Gulf accounted for 7 per cent of world arms imports in 2008–2012. Missile defence systems were an important element in their latest arms acquisitions, with orders placed in 2011–12 for Patriot PAC-3 and THAAD systems from the USA.
-
Deliveries of weapons system to Venezuela as part of its ongoing rearmament programme continued in 2012. Russia accounted for 66 per cent of transfers to Venezuela, followed by Spain (12 per cent) and China (12 per cent).
- Imports by North African states increased by 350 per cent between 2003–2007 and 2008–12, which was almost entirely responsible for a doubling (by 104 per cent) in imports by Africa as a whole.
- Sub-Saharan imports increased by just 5 per cent. Most countries in sub-Saharan Africa imported only small numbers of major weapons, but many of these have been used in internal conflicts or in interventions in conflicts in neighbouring states, most recently in Mali.
- Greece’s arms imports fell by 61 per cent between 2003–2007 and 2008–12, pushing it from the number 4 importer to number 15. In 2006–10 Greece was the top recipient of German arms exports and the third largest recipient of French arms exports.
Source: SIPRI; www.sipri.org
Zur Rüstungs(export)-Seite
Zurück zur Homepage