Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Blühender Waffenhandel

SIPRI-Bericht: Deutschland auf Platz drei hinter USA und Rußland *

Deutschland ist drittgrößter Waffenexporteur der Welt. Mit einem Marktanteil von sieben Prozent liegt es allerdings weit hinter den Spitzenreitern USA (30 Prozent) und Rußland (26 Prozent). Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI hervor. Mehr als ein Drittel der deutschen Waffenexporte gingen demnach zwischen 2008 und 2012 nach Europa. Größte Abnehmer waren dabei ausgerechnet die Krisenländer Griechenland und Spanien. Knapp ein weiteres Drittel der Exporte ging nach Asien und in den pazifischen Raum, immerhin 14 Prozent in den Nahen Osten.

Auch China spielt beim weltweiten Waffenhandel zunehmend eine Spitzenrolle. Laut SIPRI liegt das Land hinter den USA, Rußland, Deutschland und Frankreich auf Platz fünf. Peking hat seine Rüstungsverkäufe in andere Länder im Zeitraum 2008 bis 2012 gegenüber 2003 bis 2007 um 162 Prozent gesteigert und auch seinen Weltmarktanteil von zwei auf fünf Prozent mehr als verdoppelt.

Die deutschen Ausfuhren gingen gegenüber den vorausgegangenen Jahren nach dem Abschluß umfangreicher Lieferungen von Kriegsschiffen um acht Prozent zurück. Weltweit stieg der Waffenhandel um 17 Prozent. Während die europäischen Länder im Gefolge von Sparprogrammen 20 Prozent weniger Rüstungsgüter geliefert bekamen, standen asiatische Länder (mit Ozeanien) mit einem Rekordanteil von 47 Prozent aller importierten Waffensysteme an der Spitze.

Zum explosionsartigen Anstieg der chinesischen Rüstungsexporte sagte der SIPRI-Experte Mark Bromley: »Bedingt ist er vor allem durch gewaltige Bestellungen aus Pakistan.« Mehr Rüstungsgüter führten nur China selbst mit sechs Prozent sowie das auf dieser SIPRI-Liste führende Indien mit 12 Prozent ein.

Die von SIPRI zusammengestellten Top 100 der weltweiten Waffenunternehmen wurden auch 2011 von nord­amerikanischen und westeuropäischen Waffenproduzenten angeführt. An der Spitze liegt die US-Firma Lockheed Martin, gefolgt von Boeing und der britischen BAE. Die deutsch-französisch-spanische EADS liegt auf Platz sieben, Rheinmetall auf Platz 26. Einen deutlichen Gewinnzuwachs von 48 Prozent konnte auf Platz 49 der deutsche Konzern ThyssenKrupp erzielen. Seit dem Jahr 1990 veröffentlicht SIPRI Erhebungen zum internationalen Waffenhandel. (dapd/dpa/jW)

* Aus: junge Welt, Dienstag, 19. März 2013


USA weiter Todeshändler Nr. 1

Von Olaf Standke **

Die Vereinten Nationen versuchen ab diesem Montag erneut, einen Vertrag zur Begrenzung des weltweiten Waffenhandels zu vereinbaren. Wie dringlich das Problem ist, zeigt auch der neueste Rüstungsbericht, den das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI heute vorstellt.

Der letzte Anlauf vor neun Monaten scheiterte kläglich. Auf einer großen UN-Konferenz konnten sich die Teilnehmer nicht auf den überfälligen globalen Waffenhandelsvertrag einigen. Allen voran die USA blockierten eine weitreichende Vereinbarung. Nun soll in den nächsten zwei Wochen in New York ein neuer Versuch unternommen werden. Und wieder stehen die Chancen nicht unbedingt gut. Denn in politischen Sonntagsreden sprechen sich zwar fast alle Staaten für ein Abkommen aus. Nur, wenn es ums Kleingedruckte geht, versuchen nicht wenige, den Vertragsentwurf mit Ausnahmeregelungen aufzuweichen. Auch die Obama-Regierung in Washington. So bekannte sich der neue Außenminister John Kerry am Wochenende zu einem »starken und wirksamen Vertrag, damit der Waffenhandel nicht Frieden und Stabilität auf der Welt gefährdet«, forderte aber zugleich, dass das Abkommen nicht das Recht der USA-Bürger beeinträchtigen dürfe, Waffen zu tragen.

Weltweit werden laut einer UN-Studie im Jahr allein mit Kleinwaffen wie Pistolen, Sturmgewehren und Panzerfäusten 8,5 Milliarden Dollar (6,5 Mrd. Euro) umgesetzt – und bis zu 400 000 Menschen getötet. Hilfsorganisationen gehen sogar noch von mehr Opfern aus. Obwohl der Gesamtumsatz des globalen Handels mit konventionellen Waffen zuletzt erstmals seit 1995 wieder leicht rückläufig gewesen sei, habe sich die Stückzahl der verkauften Kriegsgüter um 17 Prozent erhöht, so der Jahresbericht des renommierten Stockholmer Friedensforschungsinstitutes, der heute veröffentlicht wird.

Nach Berechnungen der Wissenschaftler sind die USA weiter mit Abstand größter Rüstungsexporteur; ihr Anteil am globalen Waffenmarkt beträgt 39 Prozent, gefolgt von Russland (26 Prozent) und Deutschland, das mit sieben Prozent auf der Rangliste der Todeshändler vor Frankreich erneut Platz drei einnimmt. Wichtigster Abnehmer deutscher Waffen war ausgerechnet das gegen die drohende Staatspleite kämpfende Griechenland. Erstmals findet sich China auf Rang fünf. Pekings Aufstieg sei »vor allem Pakistans Waffengroßeinkäufen geschuldet«, erklärt SIPRI-Experte Mark Bromley. Infolge der Finanzkrise und von Budgetkürzungen sei der Waffenhandel in Europa zwischen 2008 und 2012 gegenüber den vier Jahren zuvor um 20 Prozent gesunken. Für einen Rekordanteil von 47 Prozent der weltweit importierten Waffensysteme sorgten dagegen die asiatischen Länder.

Vor diesem Hintergrund könne der internationale »Waffenhandelsvertrag ein Schlüsselinstrument sein, um zu helfen, das enorme Leid zu vermindern, das durch unverantwortliche Waffentransfers und Waffengeschäfte entsteht«, betonten jetzt Vertreter von 36 humanitären und Friedensorganisationen der USA in einem offenen Brief an Präsident Barack Obama.

** Aus: neues deutschland, Montag, 18. März 2013


China replaces UK as world’s fifth largest arms exporter, says SIPRI

(Stockholm, 18 March 2013) China has become the fifth largest exporter of major conventional arms worldwide, according to new data on international arms transfers published today by the Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI). This is the first time China has been in the top five arms exporters since the end of the cold war. Overall, the volume of international transfers of major conventional weapons grew by 17 per cent between 2003–2007 and 2008–12.

The five largest suppliers of major conventional weapons during the five-year period 2008–12 were the United States (30 per cent of global arms exports), Russia (26 per cent), Germany (7 per cent), France (6 per cent) and China (5 per cent). This is the first time that the UK has not been in the top five since at least 1950, the earliest year covered by SIPRI data. China’s displacement of the UK is the first change in the composition of the top five exporters in 20 years.

The volume of Chinese exports of major conventional weapons rose by 162 per cent between 2003–2007 and 2008–2012, and its share of the volume of international arms exports increased from 2 to 5 per cent.

‘China’s rise has been driven primarily by large-scale arms acquisitions by Pakistan,’ said Dr Paul Holtom, Director of the SIPRI Arms Transfers Programme. ‘However, a number of recent deals indicate that China is establishing itself as a significant arms supplier to a growing number of important recipient states.’

Asian imports strengthen naval capabilities

In the period 2008–12 Asia and Oceania accounted for almost half (47 per cent) of global imports of major conventional weapons. The top five importers of major conventional weapons worldwide—India (12 per cent of global imports), China (6 per cent), Pakistan (5 per cent), South Korea (5 per cent), and Singapore (4 per cent)—were all in Asia.

Several countries in Asia and Oceania have in recent years ordered or announced plans to acquire long-range strike and support systems that would make them capable of projecting power far beyond their national borders. Last year notably saw the delivery of a nuclear-powered submarine from Russia to India and the commissioning of China’s first aircraft carrier, Liaoning.

Other regional players are seeking to establish or strengthen submarine fleets, including several South East Asian countries and Australia, which is also acquiring large surface warships and combat aircraft. These developments come at a time of heightening tensions over territorial disputes in the East and South China seas.

Austerity bites in the European arms market

Deliveries to European countries fell by 20 per cent between 2003–2007 and 2008–12. European states seem eager to abandon or reduce a range of arms import plans. During 2012 Italy and the Netherlands reduced their orders for F-35 combat aircraft from the USA, while Bulgaria, Croatia and Romania dropped plans for newly produced combat aircraft in favour of second-hand options.

Many European states are also seeking to export newly acquired combat aircraft that they can no longer afford to maintain. For example, Portugal is seeking buyers for its new fleet of F-16s and Spain is seeking to sell newly purchased Eurofighter Typhoons.

‘With the financial crisis in Europe, the withdrawal from Iraq and the drawdown in Afghanistan, we can expect to see Europe trying to export a considerable volume of surplus military equipment,’ said Mark Bromley, Senior Researcher with the SIPRI Arms Transfers Programme.

Other notable developments
  • Russia accounted for 71 per cent of exports of major weapons to Syria in 2008–12 and continued to deliver arms and ammunition in 2012.
  • The Arab states of the Gulf accounted for 7 per cent of world arms imports in 2008–2012. Missile defence systems were an important element in their latest arms acquisitions, with orders placed in 2011–12 for Patriot PAC-3 and THAAD systems from the USA.
  • Deliveries of weapons system to Venezuela as part of its ongoing rearmament programme continued in 2012. Russia accounted for 66 per cent of transfers to Venezuela, followed by Spain (12 per cent) and China (12 per cent).
  • Imports by North African states increased by 350 per cent between 2003–2007 and 2008–12, which was almost entirely responsible for a doubling (by 104 per cent) in imports by Africa as a whole.
  • Sub-Saharan imports increased by just 5 per cent. Most countries in sub-Saharan Africa imported only small numbers of major weapons, but many of these have been used in internal conflicts or in interventions in conflicts in neighbouring states, most recently in Mali.
  • Greece’s arms imports fell by 61 per cent between 2003–2007 and 2008–12, pushing it from the number 4 importer to number 15. In 2006–10 Greece was the top recipient of German arms exports and the third largest recipient of French arms exports.
Source: SIPRI; www.sipri.org




Zur Rüstungs(export)-Seite

Zurück zur Homepage