Attentäter arbeitete im Labor der US-Armee
FBI will Milzbrand-Anschläge aufgeklärt haben
Von Fabian Lambeck *
Die mysteriöse Anschlagserie mit Milzbrand (Anthrax)-Erregern, die im
Spätherbst des Jahres 2001 Amerika in Atem hielt, ist aufgeklärt. Doch
ein Geständnis des Täters wird es nicht geben - er beging Selbstmord.
Bereits eine Woche nach den Anschlägen vom 11. September machten Briefe,
die einen tödlichen Milzbrand-Erreger enthielten, die Runde. Der oder
die Täter versendeten die Milzbrand-Sporen per Post, unter anderem an
zwei demokratische Senatoren. Fünf Menschen starben, nachdem sie die
Sporen beim Öffnen der Briefe eingeatmet hatten.
Die »Los Angeles Times« meldete in ihrer gestrigen Ausgabe, der
mutmaßliche Täter, Bruce Ivins, sei am 29.Juli an einer Überdosis
Schlaftabletten gestorben. Der Angestellte im US-Army-Forschungslabor
Fort Detrick passt so gar nicht ins Täterprofil der amerikanischen
Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste. Der 11. September und die
darauf folgenden Milzbrand-Attacken galten der Regierung als Vorwand für
die Einschränkung der Bürgerrechte. Mit dem sogenannten »Patriot Act«
wollte man das Aufspüren islamistischer Attentäter erleichtern. Nur,
Bruce Ivins ist kein Muslim. Seine Kollegen geben den Behörden eine
Mitschuld am Selbstmord des Familienvaters. So hätte das FBI seinem Sohn
2,5 Millionen Dollar für vertrauliche Angaben über den Vater geboten.
Zuletzt war Ivins der Zugang zu sensiblen Bereichen des Laboratoriums
untersagt worden. Dabei unterstützte der Wissenschaftler die Behörden
anfangs noch bei der Suche nach den Urhebern der Anschläge. Er habe, so
die »Los Angeles Times«, bei der Identifizierung der Anthrax-Erreger
geholfen. Erst der Nachweis, dass die Erreger aus dem Labor der US-Armee
stammen, schränkte den Täterkreis ein.
Das FBI stand unter Erfolgsdruck. Am Anfang der Ermittlungen
konzentrierte man sich auf mögliche islamistische Täter, da den
Anthrax-Briefen Schreiben beigelegt waren, auf denen zu lesen stand:
»Tod den USA , Allah ist groß«. Doch die Spur führte ins Leere.
Schließlich verdächtigte man den Wissenschaftler Steve Hatfill, Urheber
der Anschläge zu sein. Der klagte daraufhin erfolgreich gegen die
US-Behörden und erhielt 5,8 Millionen Dollar Entschädigung zugesprochen.
Seit geraumer Zeit konzentrierten sich die Ermittlungen auf Bruce Ivins,
der an schweren Depressionen gelitten haben soll. Doch eindeutige
Beweise blieben die FBI-Beamten bislang schuldig. Der Selbstmord gilt
als Geständnis.
* Aus: Neues Deutschland, 8. August 2008
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