Der Neue Krieg gegen den Terror
Von Noam Chomsky
Im Folgenden dokumentieren wir einen Vortrag vom 18. Oktober 2001 des bekannten US-amerikanischen Linguisten und Sozialwissenschaftlers Noam Chomsky, der am renommierten MIT-Massachusetts Institute of Technology lehrt. Die Übersetzung aus dem Amerikanischen besorgte Dana. Quelle: ZNet.
Alle wissen, daß Fernsehleute die Welt regieren [Gelächter]. Ich habe gerade den Befehl erhalten hier zu sein und nicht dort. Nun, das letzte Gespräch, das ich in diesem Forum behandelte hatte ein leichtes, nettes Thema. Es ging um die Menschen als gefährdete Spezies, die sich der Natur ihrer Institutionen nach zu urteilen, in ziemlich kurzer Zeit selbst zerstören könnten. Dieses Mal geht es ein wenig entspannter zu, denn wir haben statt dessen ein angenehmes Thema vor uns: der neue Krieg gegen den Terror. Unglücklicherweise läßt sich die Welt weiter Dinge einfallen, die ihn während wir hier reden, immer schrecklicher machen.
Zwei Voraussetzungen für dieses Gespräch
Ich setze für dieses Gespräch zwei Annahmen voraus.
Die erste ist das, was ich als Anerkennung der Fakten voraussetze. Das heißt, daß die Ereignisse am 11. September eine grauenhafte Greueltat waren, die wahrscheinlich die größte sofortige Opferzahl in der Geschichte gefordert hat, mit Ausnahme eines Krieges. Die zweite Voraussetzung betrifft die Ziele. Ich setze voraus, daß unser Ziel darin besteht, die Wahrscheinlichkeit solcher Verbrechen zu verringern, egal ob sie gegen uns oder gegen jemand anderes verübt werden sollen. Wenn Sie diese zwei Voraussetzungen nicht akzeptieren, dann ist das was ich sagen werde nicht an Sie gerichtet. Wenn wir sie akzeptieren, erheben sich daraus eine Reihe Fragen, die eng miteinander zusammen- hängen und viel Nachdenken verdienen.
Die fünf Fragen
Eine Frage, und die bei weitem Bedeutendste, ist die Frage nach dem was jetzt gerade passiert. Darin impliziert ist die Frage nach dem was wir dagegen tun können. Die zweite Frage betrifft die sehr weitverbreitete Annahme, daß das was am 11. September geschehen ist, ein historisches Ereignis ist, das die Geschichte verändern wird. Ich neige dazu dem zuzustimmen. Ich denke es ist wahr. Es war ein historisches Ereignis, und die Frage die wir uns stellen sollten, ist wieso. Die dritte Frage betrifft diesen Titel, 'Der Krieg Gegen Terror'. Was genau ist das? Die vierte Frage, die eingeschränkter aber bedeutend ist, betrifft die Ursachen des Verbrechens vom 11. September. Und die fünfte Frage über die ich ein wenig reden möchte, dreht sich darum, welche politische Optionen es in diesem Krieg gegen den Terror gibt, und um mit den Situationen fertigzuwerden, die dazu geführt haben.
Ich werde zu jeder Frage einige Sachen sagen. Ich würde in diesem Gespräch gerne auch darüber hinauszugehen und andere Fragen anzusprechen. Dies sind diejenigen die mir als heraussragend eingefallen sind, aber Sie könnten leicht andere gewählt haben.
1. Was passiert im Augenblick?
Das Verhungern von 3 - 4 Millionen Menschen
Nun, beginnen wir mit der augenblicklichen Lage. Ich werde über die Situation in Afghanistan sprechen. Dabei werde ich mich nur an unkontroverse Quellen halten, wie die New York Times [Publikumsgelächter]. Der New York Times zufolge, sind 7 - 8 Millionen Menschen in Afghanistan unmittelbar vom Hungertod bedroht. Das war im Grunde vor dem 11. September der Fall. Sie überlebten durch internationale Hilfe. Am 16. September berichtete die Times, und ich zitiere sie, "die Vereinigten Staaten forderten Pakistan auf, die Lastwagenkonvoys, die den größten Teil der Nahrung und anderer Vorräte für die afghanische Bevölkerung lieferten, einzustellen". So weit ich feststellen konnte, hat es hierzu in den Vereinigten Staaten, und was das anbetrifft auch in Europa, keinerlei Reaktionen gegeben. Ich war am nächsten Tag im nationalen Radio überall in Europa. Es gab meines Wissens nach weder in den Vereinigten Staaten, noch in Europa eine Reaktion auf die Forderung, Millionen von Menschen zum massiven Hungertod zu verurteilen. Die drohende Militärschläge nach September, um die Zeit herum, erzwangen den Rückzug des internationalen Hilfspersonals, was die Hilfsprogramme lähmte. Ich zitiere wieder aus der New York Times. "Flüchtlinge, nach einer anstrengenden Reise aus Afghanistan, beschreiben Szenen der Verzweiflung und Panik in ihrer Heimat, als die Drohung amerikanischer Militärangriffe, ihren langen Elend in eine potentielle Katastrophe verwandelt. Das Land hing an einem Lebensfaden, und wir haben diesen Faden einfach durchgeschnitten." Ich zitiere einen evakuierten Hilfsarbeiter aus der New York Times.
Das Welternährungsprogramm, das UN Programm, das bei weitem wichtigste, konnte Anfang Oktober nach 3. Wochen wiederaufgenommen werden, sie begannen wieder, im eingeschränkten Ausmaß, Nahrungslieferungen aufzunehmen. Sie haben keine internationale Hilfsarbeiter in Afghanistan, daher ist das Verteilungssystem behindert. Dies wurde eingestellt sobald die Bombardierungen begannen. Sie nahmen es dann in noch eingeschränkterem Masse wieder auf, während die Hilfsorganisationen die US-Nahrungsmittelabwürfe heftig verurteilten, und sie als Propagandawerkzeug verdammten, das wahrscheinlich mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Dies ist zufällig ein Zitat aus der London Financial Times, kann aber leicht weiterverfolgt werden. Nach der ersten Woche der Bombardierungen, berichtete die New York Times in einer Kolumne auf der letzten Seite etwas anderes, daß es nämlich nach den Berechnungen der Vereinigten Staaten, bald 7.5 Millionen Afghaner geben wird, die sogar noch eine Scheibe Brot dringend benötigen werden, und daß nur noch wenige Wochen übrig sind, bis der rauhe Winter Lieferungen in vielen Gegenden völlig unmöglich machen wird - ich zitiere weiter -aber wegen den Bombenangriffen liegen die Lieferungen bei der Hälfte dessen, was benötigt wird. Ein beiläufiger Kommentar. Der uns sagt, daß die westliche Zivilisation mit der Abschlachtung von, nun, rechnen Sie selbst nach, mehr oder weniger drei bis vier Millionen Menschen rechnet. Am selben Tag, winkten die Anführer der westlichen Zivilisation, das Angebot einer Auslieferung des angeblichen Zieles, Osama bin Laden, und eine Bitte einige Beweise vorzulegen um die Forderung nach einer totalen Kapitulation zu begründen, wieder einmal verachtungsvoll ab. Es wurde abgelehnt. Am selben Tag, bat der UN-Sonderbeauftragte für Nahrung die Vereinigten Staaten die Bombardierung einzustellen, um zu versuchen Millionen von Opfer zu retten. Soweit mir das bekannt ist, gab es darüber keine Berichte. Das war am Montag. Gestern schlossen sich die wichtigen Hilfsorganisationen OXFAM, Christian Aid und andere sich der Bitte an. Darüber kann man in der New York Times kein Bericht finden. Es gab eine Zeile darüber in der Boston Globe, die in einem Artikel über ein anderes Thema versteckt war, Kashmir.
Stiller Völkermord
Nun, es wäre einfach das weiterzuführen, aber das alles, in erster Linie zeigt es uns was passiert. Es sieht so aus, als ob das was passiert, eine Art stiller Völkermord ist. Es liefert auch einen guten Einblick in die Elitekultur, der Kultur der wir angehören. Es weist darauf hin, daß was auch immer -passieren wird wissen wir nicht, aber Pläne werden gemacht und Programme implementiert, und zwar unter der Annahme, daß sie zum Tod mehrerer Millionen Menschen in den nächsten Wochen führen werden, sehr beiläufig und ohne Kommentare, kein besonderes Nachdenken darüber, das ist hier, und in einem Teil Europas nur normal. Nicht in der restlichen Welt. Im Grunde noch nicht mal in einem großen Teil Europas. Wenn Sie die irische oder schottische Presse näher verfolgen, sind die Reaktionen sehr verschieden. Nun, das ist es, was jetzt passiert. Was jetzt passiert unterliegt ziemlich stark unserer Kontrolle. Wir können sehr viel tun, um das was passiert zu beeinflussen. Und das ist es im großen und ganzen.
2. Wieso war es ein historisches Ereignis?
Angriff auf das nationale Territorium
In Ordnung, wenden wir uns der etwas abstrakteren Frage zu, und vergessen für einen Augenblick, daß wir uns anscheinend inmitten eines Mordversuches an 3 bis 4 Millionen Menschen befinden, nicht an den Taliban natürlich, sondern an dessen Opfer. Gehen wir zurück zu der Frage nach dem historischen Ereignis vom 11. September. Wie ich schon sagte, denke ich daß dies zutreffend ist. Es war ein historisches Ereignis. Bedauerlicherweise nicht wegen seines Ausmaßes, denn auch wenn man nicht gerne darüber nachdenkt, sind seine Ausmaße nicht so außergewöhnlich. Ich sagte, daß es die wahrscheinlich größte Anzahl sofortiger Opfer in der Geschichte gefordert hat. Und das ist vielleicht richtig. Aber es gibt terroristische Verbrechen, deren weiteren Auswirkungen unglücklicherweise noch extremer waren. Nichtsdestotrotz ist es ein historisches Ereignis, weil es eine Veränderung herbeigeführt hat. Die Veränderung galt der Richtung, in der die Gewehrläufe gerichtet waren. Das ist neu. Auf radikaler Weise neu. Man nehme die Geschichte der Vereinigten Staaten.
Das letzte Mal, daß sich das nationale Territorium der Vereinigten Staaten angegriffen wurde, oder was das angeht, auch nur davon bedroht wurde, war als die Briten 1814 Washington niederbrannten. Gewöhnlicher weise wird auch Pearl Harbour erwähnt, aber das ist keine gute Analogie. Die Japaner, egal was man darüber denkt, bombardierten Militärbasen in zwei US-Kolonien, nicht das nationale Territorium; Kolonien, die ihren Einwohnern auf nicht gerade nette Weise entrissen worden waren. Dieses Mal handelt es sich um das nationale Territorium das im großen Maßstab angegriffen worden ist, man kann einige Beispiele finden die dem nahekommen, aber das ist einzigartig. Fast 200 Jahre lang, haben wir, die Vereinigten Staaten, die indigene Bevölkerung, das heißt viele Millionen Menschen, vertrieben oder fast vollständig vernichtet, halb Mexiko erobert, die ganze Karibik und Mittelamerika geplündert und verwüstet, manchmal sogar darüberhinaus, Hawaii und die Philippinen erobert und dabei Hunderttausende Philippinos getötet. Seit dem Zweiten Weltkrieg, hat dies in einem Ausmaß um die Welt gegriffen, den ich nicht beschreiben muß. Aber dabei wurde immer jemand anderes getötet, der Kampf fand irgendwo anders statt, es waren andere die abgeschlachtet wurden. Nicht hier. Nicht auf nationalem Gebiet.
Europa
Im Fall Europas ist die Veränderung sogar noch dramatischer, weil ihre Geschichte sogar noch schrecklicher ist als unsere. Wir sind im Grunde ein Auswuchs Europas. Hunderte Jahre lang hat Europa beiläufig Menschen auf der ganzen Welt massakriert. So haben sie die Welt erobert, nicht indem sie Süßigkeiten an Kinder verteilten. Während dieser Periode litt Europa unter mörderischen Kriegen, aber es waren immer europäische Mörder die sich gegenseitig umbrachten. Hunderte Jahre lang bestand der Hauptsport Europas daraus sich gegenseitig abzuschlachten. Der einzige Grund warum das in 1945 endete war, es hatte nichts mit Demokratie zu tun, oder damit keinen Krieg gegeneinander zu führen und andere modische Vorstellungen. Es geschah weil alle begriffen, daß das nächste Mal, daß sie dieses Spiel spielen würden, es das Ende der Welt bedeuten würde. Denn die Europäer, einschließlich uns, hatten so massive Vernichtungswaffen entwickelt, daß das Spiel einfach vorbei sein mußte. Und das reicht hunderte von Jahren zurück. Im 17. Jahrhundert wurde wahrscheinlich etwa 40% der deutschen Bevölkerung in einem einzigen Krieg ausgelöscht. Aber während dieser ganzen mörderischen Periode hindurch, waren es Europäer die sich gegenseitig abschlachteten, und Europäer die Menschen andernorts abschlachteten. Der Kongo hat nicht Belgien angegriffen, Indien hat nicht England angegriffen, Algerien hat nicht Frankreich angegriffen. Es ist einheitlich. Es gibt auch kleine Ausnahmen, aber in sehr geringen Ausmaßen, fast unsichtbar verglichen mit den Maßstäben dessen was Europa und wir dem Rest der Welt antaten. Das ist die erste Veränderung. Es ist das erste Mal, daß die Kanonen in die andere Richtung zielten. Und meiner Meinung nach, ist das auch der Grund wieso man so verschiedene Reaktionen auf beiden Seiten des irischen Meeres sieht, was ich übrigens in vielen Interviews auf beiden Seiten, im nationalen Radio auf beiden Seiten bemerkt habe. Die Welt sieht sehr unterschiedlich aus, je nachdem ob man die Leine hält, oder Jahrhunderte hindurch damit verprügelt worden ist. Deshalb denke ich, daß der Schock und die Überraschung in Europa und seinen Ausläufern, wie hier, sehr verständlich ist. Es ist ein historisches Ereignis, aber leider nicht wegen seiner Ausmaße, sondern aus einem anderen Grund, weshalb die restliche Welt, der größte Teil der Welt, ihn ziemlich anders betrachtet. Nicht ohne Sympathie für die Opfer der Greueltat, oder ohne von ihr entsetzt zu sein, das ist fast allgemein, aber sie sehen es aus einer anderen Perspektive. Etwas, das wir vielleicht verstehen möchten.
3. Was ist der Krieg gegen den Terrorismus?
Nun, wenden wir uns der dritten Frage zu, 'Was ist der Krieg gegen den Terrorismus?', und einer Nebenfrage, 'Was ist Terrorismus?'. Der Krieg gegen den Terrorismus ist an höchsten Stellen als ein Kampf gegen eine Plage beschrieben worden, ein Krebs, der von Barbaren verbreitet wird, von "verdorbenen Gegner der Zivilisation selbst." Dies ist eine Wahrnehmung die ich teile. Die Worte die ich zitiere sind übrigens 20 Jahre alt. Sie stammen von Präsident Reagen und seinem Innen-minister. Die Reagen Regierung kam vor 20 Jahren an die Macht und verkündete, der Krieg gegen den internationalen Terrorismus würde das Herzstück unserer Außenpolitik sein, den sie mit Worten in der Art beschrieben, wie ich sie gerade erwähnt habe, und ähnliche mehr. Und es war das Herzstück unserer Außenpolitik. Die Reagen Regierung antwortete auf diese, von verdorbenen Gegner der Zivilisation verbreiteten Plage, indem sie ein internationales terroristisches Netzwerk ohnegleichen aufgebaut haben, von nie gekannten Ausmaßen, das massive Greueltaten auf der ganzen Welt verübte. Ich werde nicht die Errungenschaften aufzählen. Sie sind alle gebildete Menschen, daher bin ich sicher, daß Sie darüber in der Grundschule gelernt haben [Publikumsgelächter].
Reagans US-Krieg gegen Nicaragua
Aber ich werde nur einen Fall erwähnen, der völlig unkontrovers ist, deshalb könnten wir genauso gut auch nicht darüber argumentieren. Keineswegs der extremste, aber unkontrovers. Er ist unkontrovers aufgrund der Urteile der höchsten internationalen Autoritäten, des Internationalen Gerichtshofes, des Weltgerichtshofes, und des UN- Sicherheitsrates. Also ist dieser Fall unkontrovers, zumindest unter Menschen, die zumindest einen Mindestmaß an Respekt vor internationalen Gesetzen, Menschenrechten, Gerechtigkeit und solchen Dinge haben. Und nun gebe ich Ihnen eine Übung auf. Sie können schätzen wie groß diese Kategorie ist, indem Sie einfach fragen, wie oft dieser unkontoverse Fall in den Kommentaren des letzten Monats erwähnt worden ist. Und dabei handelt es sich um einen höchst relevanten Fall, nicht nur weil es unkontrovers ist, sondern weil er einen Präzedenzfall dafür liefert, wie ein gesetzestreuer Staat auf einen internationalen Terrorismus antworten sollte - und tatsächlich geantwortet hat - der unkontrovers ist. Und sogar noch extremer gewesen ist als die Ereignise des 11. Septembers. Ich spreche über Reagens US-Krieg gegen Nicaragua, der Zehntausende Opfer gefordert hat und das Land vielleicht unwiederruflich ruiniert hat.
Nicaraguas Antwort
Nicaragua hat geantwortet. Sie haben nicht geantwortet indem sie Bomben auf Washington abwarfen. Sie antworteten, indem sie vor dem Weltgerichtshof gingen, und einen Fall präsentieren, bei dem sie ohne Schwierigkeiten Beweise vorlegen konnten. Das Weltgerichtshof akzeptierte ihren Fall, entschied zu ihren Gunsten, verurteilte was es als "unrechtmäßige Anwendung von Gewalt" bezeichnete - was ein anderes Wort für internationaler Terrorismus ist - durch die Vereinigten Staaten, ordnete die Vereinigten Staaten an, das Verbrechen zu beenden, und massive Reparationsleistungen zu zahlen. Die Vereinigten Staaten wiesen die Entscheidung des Gerichts natürlich verachtungsvoll zurück, und verkündete, die Jurisdiktion des Gerichtshofes von diesem Zeitpunkt an nicht mehr anzuerkennen. Daraufhin wandte sich Nicaragua an den UN-Sicherheitsrat, der eine Resolution erwog, die alle Staaten dazu aufrief die internationalen Gesetze zu befolgen. Niemand wurde namentlich genannt, aber alle verstanden worum es ging. Die Vereinigten Staaten legten ein Veto gegen die Resolution ein. Die US sind bis heute der einzige Staat der jemals, sowohl von dem Weltgerichtshof wegen internationalem Terrorismus verurteilt worden ist, und ein Veto gegen eine Resolution des Sicherheitsrates eingelegt hat, die Staaten dazu aufrief die internationalen Gesetze zu achten. Daraufhin wandte sich Nicaragua an die Generalversammlung, wo es technisch gesehen kein Veto gibt, aber eine negative Stimme der Vereinigten Staaten wie ein Veto zählt. Die Generalversammlung erließ eine ähnliche Resolution, der sich nur die Vereinigten Staaten, Israel und El Salvador widersetzten. Im folgenden Jahr, konnten die Vereinigten Staaten nur noch Israel für ihre Sache begeistern, also standen zwei Stimmen gegen die Befolgung der internationalen Gesetze. An diesem Punkt hatte Nicaragua keine gesetzlichen Möglichkeiten mehr. Es hatte alle Mittel versucht. Sie funktionieren in einer Welt nicht, die von Gewalt regiert wird.
Dieser Fall ist nicht kontrovers, ist aber bei weitem nicht der extremste. Wir gewinnen viele Einblicke in unsere eigene Kultur und Gesellschaft und dem was jetzt im Augenblick passiert, indem wir fragen "wie viel wissen wir darüber? Wie viel reden wir darüber? Wie viel lernen wie darüber in der Schule? Wie viel davon ist auf den ersten Seiten der Zeitungen zu lesen?" Und das ist nur der Anfang. Die Vereinigten Staaten antworteten auf das Weltgericht und dem Sicherheitsrat, indem sie den Krieg unverzüglich eskalierten, was übrigens eine bipartisane Entscheidung war. Die Bedingungen des Krieges wurden also geändert. Zum ersten Mal waren Befehle an eine terroristische Armee gegeben worden - offizielle Befehle - sogenannte "weiche Ziele" anzugreifen, womit ungeschützte zivile Ziele gemeint sind, und sich von der nicaraguanischen Armee fernzuhalten. Sie waren dazu in der Lage, weil die Vereinigten Staaten den Luftraum über Nicaragua vollkommen kontrollierten, und die Söldnerarmee mit fortschrittlichen Kommunikationsmittel ausgerüstet war; sie war keine Guerrillaarmee im üblichen Sinn, und konnte Instruktionen über die Stellungen der nicaraguanischen Armee erhalten, um landwirtschaftliche Kollektive, Krankenhäuser und so weiter - weiche Ziele also -ungestraft angreifen zu können. Das waren die offiziellen Befehle.
Welche Reaktion gab es darauf?
Welche Reaktion folgte? Das war bekannt. Es gab eine Reaktion darauf. Die Politik wurde von der linken liberalen Meinung als vernünftig angesehen. Zum Beispiel schrieb Michael Kinsely, der in der mainstream Diskussion die Linke repräsentiert, in einem Artikel, wir sollten diese Politik nicht so schnell kritisieren wie es Human Rights Watch gerade getan hatte. Er sagte, eine "vernünftige Politik" müßte "dem Test der Kostenbenefizanalyse genügen", das heißt - ich zitiere jetzt, die Analyse der "Menge an Blut und Elend die sie fordern wird, und der Wahrscheinlichkeit, daß am Ende die Demokratie folgen wird. "Demokratie, in dem Sinne wie die Vereinigten Staaten den Begriff verstehen, was durch die umliegenden Länder graphisch illustriert wird. Es ist axiomatisch, daß die Vereinigten Staaten, die US-Eliten, das Recht haben diese Analyse vorzunehmen und das Projekt durchzuführen wenn es ihre Anforderungen besteht. Und es bestand ihre Anforderungen. Es funktionierte. Als Nicaragua dem Angriff einer Supermacht endlich erlag, preisten Kommentatoren laut und begeistert die angewandten Methoden, und beschrieben sie ausführlich. Ich werde das Time Magazin zitieren, nur um eins zu wählen. Sie lobten den Erfolg der angewandten Methoden: "die Wirtschaft zu zerstören, und einen langen und tödlichen Krieg zu führen, bis die erschöpften Eingeborenen die unerwünschte Regierung selbst stürzen," mit Kosten, die für uns "minimal" sind, und die Opfer mit "zerstörten Brücken, sabotierten Elektrizitätswerke und ruinierte Farmen" zurückläßt, und dem US-Kandidaten somit ein "siegreiches Wahlversprechen" zur Verfügung stellt: "den Elend des Volkes von Nicaragua zu beenden". Eine Schlagzeile der New York Times verkündete angesichts dieses Ausganges "Amerikaner in Freude vereint".
Terrorismus funktioniert - Terrorismus ist nicht die Waffe der Schwachen
Dies ist die Kultur in der wir leben, und sie enthüllt mehrere Fakten. Eins davon ist die Tatsache, daß Terrorismus funktioniert. Er versagt nicht. Er funktioniert. Gewalt funktioniert meistens. Das ist Weltgeschichte. Zweitens, ist es ein sehr schwerer analytischer Fehler zu sagen, wie es üblich getan wird, daß der Terrorismus die Waffe der Schwachen ist. Wie andere Formen der Gewalt, ist er in erster Linie eine Waffe der Starken, tatsächlich im überwältigendem Masse. Es wird für eine Waffe der Schwachen gehalten, weil die Starken auch die doktrinäre Systeme kontrollieren, und ihr Terrorismus nicht als Terrorismus zählt. Das ist beinahe universell. Es fällt mir keine einzige historische Ausnahme ein, sogar die schlimmsten Massenmörder betrachten die Welt auf diese Weise. Nehmen wir die Nazis. Sie überzogen das besetzte Europa nicht mit Terror. Sie beschützten die ansässigen Bevölkerungen vor dem Terrorismus der Partisanen. Und wie bei anderen Widerstandsbewegungen, gab es Terrorismus. Die Nazis verübten Gegenterrorismus. Darüberhinaus stimmten die Vereinigten Staaten dem im weitesten Sinne zu. Nach dem Krieg führte die Armee der Ver-einigten Staaten ausführliche Studien über die Gegenterror-Operationen der Nazis in Europa durch. Zuerst einmal sollte ich sagen, daß die US - sie aufgriffen und selbst ausführten, oft gegen die gleichen Ziele des ehemaligen Widerstandes. Aber das Militär studierte ebenfalls die Methoden der Nazis, veröffentlichte interessante Studien darüber in denen sie diese manchmal kritisierten, weil sie nicht effizient genug ausgeführt worden waren, also eine kritische Analyse - das habt ihr nicht richtig gemacht, das habt ihr richtig gemacht. Aber aus diesen Methoden, und mit der Beratung der Wehrmachtsoffiziere, die in die Vereinigten Staaten geholt worden waren, entstanden die Handbücher für Aufstandsbekämpfung, für Gegenterror, für den sogenannten Konflikt niedriger Intensität, und das sind die Handbücher und das sind die Verfahren, die gegenwärtig angewendet werden. Also haben es nicht nur die Nazis getan. Es ist etwas, das die Anführer der westlichen Zivilisation - das sind wir - als die richtige Vorgehensweise betrachteten, und zu dem sie dann selbst griffen. Terrorismus ist nicht die Waffe der Schwachen. Es ist die Waffe derer, die gegen "uns" sind, wer auch immer dieses "uns" gerade ist. Und wenn Sie eine historische Ausnahme hierzu finden können, wäre ich sehr daran interessiert sie zu erfahren.
Die Natur unserer Kultur - Wie wir den Terrorismus betrachten
Nun, ein interessanter Hinweis auf die Natur unserer Kultur, unserer hohen Kultur, ist die Art in der all dies betrachtet wird. Eine Art es zu betrachten besteht darin es zu unterdrücken. So daß fast niemand etwas davon gehört hat. Und die Macht der amerikanischen Propaganda und Indoktrinierung ist so groß, daß dies sogar unter den Opfern selbst, weitgehend unbekannt ist. Ich meine, wenn man sich darüber mit Menschen in Argentinien unterhält, muß man sie daran erinnern. Oh, ja, das ist passiert, wir hatten es vergessen. Es wird tief unterdrückt, in ideologischer und anderen Hinsichten.
Der Gedanke, daß Nicaragua das Recht gehabt haben könnte sich zu verteidigen
Nun, ein Aspekt der viel über unsere eigene Haltung zum Terrorismus enthüllt, ist die Reaktion auf den Gedanken, daß Nicaragua das Recht gehabt haben könnte sich selbst zu verteidigen. Tatsächlich habe ich dies bereits durch Datensuche und ähnliches etwas detailierter untersucht. Der Gedanke, daß Nicaragua vielleicht das Recht gehabt haben könnte sich selbst zu verteidigen wurde als empörend betrachtet. Es gibt praktisch keinen einzigen Hinweis in Mainstream-Kommentare, der andeuten würde, daß Nicaragua dieses Recht gehabt haben könnte. Und diese Tatsache wurde von der Reagen Regierung und ihrer Propaganda auf interesanter Weise ausgebeutet. Jene von Ihnen die diese Zeiten mitgekriegt haben, werden sich daran erinnern, wie sie regelmäßig Gerüchte ausstreuten, die Nicaraguaner würden von den Russen MIG Kampfjets erhalten. An diesem Punkt spalteten sich die Falken und die Tauben. Die Falken sagten, 'ok, bombardieren wir sie.' Die Tauben sagten 'wartet mal eine Minute, sehen wir ob die Gerüchte wahr sind. Und wenn die Gerüchte wahr sind, dann bombardieren wir sie. Weil sie eine Bedrohung der Vereinigten Staaten sind.' Wieso erhielten sie übrigens MIGs? Nun, sie hatten versucht Kampfflugzeuge aus Europa zu erhalten, aber die Vereinigten Staaten hatten ihre Verbündete unter Druck gesetzt, ihnen keine Verteidigungsmittel zu senden, weil sie wollten, daß sie sich an die Russen wandten. Das ist gut für Propagandazwecke. Dann werden sie zu einer Bedrohung für uns. Denken Sie daran, daß Nicaragua nur zwei Tagesmärsche von Harlington, Texas, entfernt liegt. Wir riefen 1985 in der Tat einen nationalen Notstand aus, um das Land vor der Bedrohung aus Nicaragua zu schützen. Und er blieb bestehen. Also war es viel besser wenn sie Waffen von den Russen erhielten. Wozu sie Kampfflugzeuge haben wollten? Nun, aus den Gründen die ich bereits erwähnt habe. Die Vereinigten Staaten hatten die absolute Kontrolle über ihren Luftraum, und benutzte das, um der terroristischen Armee Instruktionen zu liefern, die es ihr ermöglichte weiche Ziele anzugreifen, ohne auf einer Armee zu stossen, die diese verteidigen konnte. Jeder wußte, daß dies der Grund war. Sie würden ihre Kampfflugzeuge für nichts anderes benutzen. Aber der Gedanke, daß es Nicaragua gestattet sein sollte seinen Luftraum gegen den Angriff einer Supermacht zu schützen, die terroristische Streitkräfte darauf ansetzte zivile Ziele anzugreifen, das wurde in den Vereinigten Staaten als empörend betrachtet, und das allgemein. Ausnahmen sind selten, ich kann sie praktisch aufzählen. Ich sage nicht, daß Sie meinem Wort dafür vertrauen sollen. Sehen Sie selbst nach. Das schließt übrigens auch unsere eigenen Senatoren mit ein.
Honduras - Die Ernennung von John Negroponte als Botschafter bei den Vereinten Nationen
Eine andere Illustration dessen, wie wir den Terrorismus betrachten geschieht gerade im Augenblick. Die US haben gerade vor einigen Wochen, einen Botschafter an die Vereinten Nationen ernannt, der den Krieg gegen den Terrorismus anführen soll. Wer ist er? Nun, sein Name ist John Negroponte. Er war der US-Botschafter des Vasallengebietes, das Honduras in den frühen 80'er Jahren gewesen ist. Es wurde wenig Aufhebens über die Tatsache gemacht, daß er sich der Morde und den anderen Greueltaten, die von den Sicherheitskräften von Honduras, die wir unterstützten, im großen Maßtab verübt wurden, bewußt gewesen sein mußte und es sicher auch war. Aber das ist nur ein kleiner Teil. Als Prokonsul von Honduras, wie er dort genannt wurde, war er der lokale Aufseher des in Honduras basierten terroristischen Krieges gegen Nicaragua gewesen, für den seine Regierung von dem Weltgerichtshof und dem Sicherheitsrat in einer blockierten Resolution verurteilt worden ist. Und er wurde gerade zum UN-Botschafter ernannt, der den Krieg gegen den Terrorismus anführen soll. Ein weiteres kleines Experiment den Sie anstellen können, ist es herauszufinden welche Reaktionen es darauf gegeben hat. Nun, ich könnte Ihnen sagen, was Sie finden werden, aber finden Sie es für sich selbst heraus. Das sagt uns eine Menge über den Krieg gegen den Terror, und eine Menge über uns selbst.
Nachdem die Vereinigten Staaten, unter den von der Presse so graphisch beschriebenen Bedingungen, das Land erneut in Besitz nahmen, war das Nicaragua in den 80'er Jahren ziemlich zerstört worden, ist aber seitdem in so ziemlich jeder Hinsicht vollkommen zusammengestürzt. Seit der Übernahme durch die Vereinigten Staaten, ist es wirtschaftlich, demokratisch und in jeder anderen Hinsicht scharf abgefallen. Es ist nun das zweitärmste Land der Hemisphäre. Ich sollte sagen. Ich werde nicht darüber reden, aber ich erwähnte, daß ich Nicaragua ausgesucht habe, weil es ein unkontroverser Fall ist. Wenn Sie sich die anderen Staaten in der Region ansehen, war der Staatsterror dort viel extremer, und ist wieder nach Washington zurückzuverfolgen, und das ist bei weitem nicht alles.
US & UK unterstützte Angriffe in Südafrika
Es geschah auch anderswo auf der Welt, nehmen wir zum Beispiel Afrika. Alleine während der Reagen Regierung, töteten südafrikanische Angriffe mit Unterstützung der Vereinigten Staaten und Großbritannien, US/UK-unterstützte, südafrikanische Angriffe gegen benachbarte Länder, mehr als anderthalb Millionen Menschen, und verursachten einen Schaden und eine Zerstörung im Wert von 60 Milliarden Dollar. Und wenn wir uns die ganze Welt ansehen, können wir mehr Beispiele anführen.
Das also war eine kleine Kostprobe des ersten Krieges gegen den Terror. Sollten wir dem Aufmerksamkeit schenken? Oder denken, daß es irgendwie relevant wäre? Immerhin ist es nicht gerade graue Geschichte. Nun, offensichtlich nicht, wie man aus der gegenwärtig stattfindenden Diskussion des Krieges gegen den Terror ersehen kann, der im letzten Monat das Hauptthema gewesen ist.
Haiti, Guatemala und Nicaragua
Ich erwähnte, daß Nicaragua zum zweitärmsten Land der Hemisphäre geworden ist. Welches ist das ärmste Land? Nun, das ist natürlich Haiti, das zufälligerweise auch zum Opfer der bei weitem meisten US-Interventionen des 20 Jahrhundert geworden ist. Wir haben es vollkommen verwüstet. Es ist das ärmste Land. Nicaragua liegt bei der Anzahl von US-Interventionen im 20. Jahrhundert an zweiter Stelle. Es ist das zweitärmste Land. Eigentlich wetteifert es mit Guatemala. Sie wechseln sich jedes Jahr oder so darin ab, wer das zweitärmste Land ist. Sie liegen auch darüber im Wettstreit, wer das führende Ziel von US-Militärinteventionen ist. Wir sollen alle denken, daß das irgendeine Art von Zufall ist. Das es nichts mit dem zu tun hat, was in der Geschichte stattgefunden hat. Vielleicht.
Kolumbien und die Türkei
Der schlimmste Menschenrechtsverbrecher der 90'er Jahren, ist bei weitem Kolumbien gewesen. Es ist ebenfalls der bei weitem führende Empfänger US-militärischer Hilfe der 90'er Jahren gewesen, zur Aufrechterhaltung des Terrors und der Menschenrechtsverletzungen. In 1999 ersetzte Kolumbien die Türkei als den größten Empfänger von US-Waffenverkäufe weltweit, das heißt, außer Israel und Ägypten, die eine Kategorie für sich sind. Und das sagt uns im Grunde einiges mehr über den gerade stattfindenden Krieg gegen den Terror.
Wieso erhielt die Türkei einen so riesigen Zustrom von US-Waffen? Nun, wenn man die Einfuhr von US-Waffen in die Türkei betrachtet, erhielt die Türkei immer eine Menge US-Waffen. Es ist strategisch plaziert, ein NATO-Mitglied und so weiter. Aber der Zustrom von Waffen an die Türkei stieg in 1984 stark an. Es hatte nichts mit dem Kalten Krieg zu tun. Ich meine Rußland war gerade dabei zu kollabieren. Und der Waffenstrom blieb hoch von 1984 bis 1999, als er abnahm, und die Türkei von Kolumbien als führender Empfänger abgelöst wurde. Was passierte zwischen 1984 und 1999? Nun, in 1984 begann die Türkei einen großen terroristischen Krieg gegen die Kurden im Südosten der Türkei. Und das war es, als die US-Militärhilfe anstieg. Und es ging nicht nur um Pistolen. Es waren Kampfflugzeuge, Tanks, militärisches Training und so weiter. Und die Unterstützung blieb hoch als die Greueltaten während der 90'er Jahre eskalierten. Sie wurden von noch mehr Hilfe gefolgt. Der Höhepunkt fand im Jahr 1997 statt. In 1997 war die US-Militärhilfe an die Türkei höher als in der ganzen Periode von 1950 bis 1983 zusammen. Das war die Periode des Kalten Krieges, was ein Hinweis darauf ist, wie viel der Kalte Krieg die Politik tatsächlich beeinflußt hat. Und die Ergebnise waren beeindruckend. Dies führte zu 2-3 Millionen Flüchtlinge. Eine der schlimmsten ethnischen Säuberungen der späten 90'er Jahren. Zehntausende Menschen wurden getötet, 3.500 Städte und Dörfer zerstört, viel mehr als in Kosovo, sogar unter der NATO-Bombardierung. Und die US lieferte 80% der Waffen, zunehmend mehr, je nachdem wie auch die Greueltaten zunahmen, mit dem Höhepunkt in 1997. Das nahm 1999 wieder ab, da der Terror wieder einmal funktioniert hatte, so wie es das meistens tut, wenn er von seinen wichtigsten Agenten verübt wird, hauptächlich den Mächtigen. Um 1999 herum hatte der türkische Terror, der natürlich als Gegenterror bezeichnet wurde, aber das ist wie ich bereits sagte, universell, funktionert. Deshalb wurde die Türkei durch Kolumbien ersetzt, das mit seinem terroristischer Krieg noch kein Erfolg gehabt hatte. Und deshalb mußte es als Empfänger von US-Waffen an erster Stelle rücken.
Selbstbeglückwünschung der westlichen Intellektuellen
Was das ganze besonders bemerkenswert macht, ist daß dies alles inmitten einer riesigen Welle von Selbstgratulationen westlicher Intellektuellen stattfand, die wahrscheinlich in der Geschichte einzigartig ist. Ich meine, Sie erinnern sich alle daran. Das war erst vor wenigen Jahren. Massive Selbstbeweihräucherungen darüber, wie wir zum ersten Mal in der Geschichte so großartig wären; daß wir für Prinzipien und Werte standen; uns der Beendigung der Unmenschlichkeit überall in der neuen Ära dieses oder jenes verschrieben hätten, und so weiter. Und wir können natürlich keine Greueltaten nahe der NATO-Grenzen tolerieren. Das wurde immer wieder wiederholt. Nur innerhalb der NATO-Grenzen, wo wir nicht nur viel schlimmere Greueltaten tolerieren, sondern auch noch zu ihnen beitragen können. Ein anderer Einblick in die westliche und unserer eigenen Zivilisation, ist wie oft dies zur Sprache gebracht worden ist? Versuchen Sie das nachzuschlagen. Ich werde es nicht wiederholen. Aber es ist lehrreich. Es ist eine ziemlich beeindruckende Leistung für ein Propagandasystem dies in einer freien Gesellschaft fertigzubringen. Es ist ziemlich erstaunlich. Ich glaube nicht, daß dies in einen totalitären Staat gelingen könnte.
Die Türkei ist äußerst dankbar
Und die Türkei ist sehr dankbar. Vor wenigen Tagen erst, gab der Erste Minister Ecevit bekannt, daß die Türkei der Koalition gegen den Terror beitreten würde, sehr enthusiastisch, sogar mehr so als andere. Tat-sächlich sagte er, daß sie Truppen beisteuern würden, was andere nicht zu tun bereit gewesen sind. Und er erklärte weshalb. Er sagte, wir schulden den Vereinigten Staaten sehr viel, weil die Vereinigten Staaten das einzige Land gewesen sind, die bereit waren so massiv zu unserem eigenen - in seinen Worten - "gegenterroristischen" Krieg beizutragen, das heißt zu unserer eigenen massiven ethnischen Säuberung und unseren Greueltaten und Terror. Andere Länder halfen ein wenig, hielten sich aber im Hintergrund. Die Vereinigten Staaten andererseits beteiligten sich enthusiastisch und entscheidend, und konnten das aufgrund des Schweigens - das richtigere Wort wäre Ergebenheit - der gebildeten Klassen, die mit Leichtigkeit etwas darüber hätten herausfinden können. Es ist immerhin ein freies Land. Man kann Menschenrechtsberichte lesen. Man kann alle Arten von Dingen lesen. Aber wir entschieden uns stattdessen zu den Greueltaten beizutragen, und die Türkei ist sehr glücklich, sie schulden uns viel dafür, und werden daher Truppen beisteuern, genau wie während des Krieges in Serbien. Die Türkei wurde hochgepriesen, wegen des Einsatzes ihrer F-16's, die wir ihr zur Verfügung gestellt hatten um Serbien zu bombardieren, genau wie sie die gleichen Flugzeuge gegen ihre eigene Bevölkerung eingesetzt hatte, bis es ihnen endlich gelang den internationalen Terror, wie sie ihn nannten, zu zermalmen. Und wie gewöhnlich, wie immer, schließt Widerstand Terror mit ein. Das war bei der Amerikanischen Revolution der Fall. Das war bei jedem Fall so den ich kenne. Genau so wie es stimmt, daß jene die einen Monopol auf Gewalt haben von sich selbst reden, als ob sie Gegenterror ausüben würden.
Die Koalition - Einschließlich Algerien, Rußland, China, Indonesien
Nun, jetzt kommen wir zu etwas ziemlich beeindruckendes, und das betrifft die Koalition die gerade organisiert wird, um den Krieg gegen den Terror zu kämpfen. Und es ist sehr interessant zu sehen, wie diese Koalition beschrieben wird. Also sehen wir uns mal die heutige Ausgabe des Christian Science Monitors an. Das ist eine gute Zeitschrift. Eine der besten internationalen Zeitschriften, mit wirklicher Berichterstattung rund um die Welt. In dem Hauptartikel, die Story auf der ersten Seite, geht es darum wie die Vereinigten Staaten. wißt ihr, wie die Menschen die Vereinigten Staaten früher nicht mochten, aber nun würden sie beginnen sie zu respektieren, und sind sehr glücklich über die Art in der die US diesen Krieg gegen den Terror anführen. Und als wichtigstes Beispiel dafür - nun tatsächlich als einziges ernsthafte Beispiel, die anderen sind ein Witz - wird Algerien genannt. Wie es sich herausstellt, ist Algerien sehr enthusiastisch über den US-Krieg gegen den Terror. Die Person die diesen Artikel geschrieben hat, ist ein Experte für Afrika. Er muß wissen, daß Algerien eins der bösartigsten terroristischen Staaten auf der ganzen Welt ist, und in den letzten Jahren einen entsetzlichen Terror gegen seine eigene Bevölkerung ausgeübt hat. Eine Zeitlang wurde dies verheimlicht. Aber es wurde letztlich in Frankreich durch Deserteure der Algerischen Armee enthüllt. Das ist überall bekannt, hier und in England und so weiter. Aber hier sind wir sehr stolz, weil eins der schlimmsten terroristischen Staaten der Welt nun den US-Krieg gegen den Terror enthusiastisch begrüßt, und die Vereinigten Staaten anfeuert den Krieg anzuführen. Das zeigt wie populär wir werden.
Und wenn wir uns die Koalition ansehen, die sich gegen den Terror formiert, sagt uns das eine Menge mehr. Ein führendes Mitglied der Koalition ist Rußland, das entzückt ist die Unterstützung der Vereinigten Staaten für ihren eigenen mörderischen terroristischen Krieg in Tschechnien zu haben, statt ihrer gelegentlichen Kritik aus dem Hintergrund. China schließt sich enthusiastisch an. Sie sind erfreut Unterstützung für die Greueltaten zu haben, die sie im westlichen China gegen die - wie sie sie bezeichnen - muslimischen Sezessionisten verüben. Die Türkei ist, wie schon erwähnt, sehr glücklich über den Krieg gegen den Terror. Sie sind Experten. Algerien, Indonesien freuen sich auf noch mehr US-Unterstützung für die Grausam-keiten, die sie in Ache und anderswo begehen. Wir können die ganze Liste durchgehen; die Liste der Staaten die sich der Koalition gegen den Terror angeschlossen haben ist ziemlich beeindruckend. Sie alle haben ein gemeinsames Merkmal. Sie befinden sich sicherlich unter den führenden terroristischen Staaten der Welt. Und sie werden zufällig von dem Weltchampion angeführt.
Was ist Terrorismus?
Nun, das bring uns zurück zu der Frage, was ist Terrorismus? Ich habe vorausgesetzt, das wir es verstehen. Nun, was ist es? Darauf gibt es einige einfache Antworten. Es gibt eine offizielle Definition. Man kann sie im US Code oder in US-Armeehandbücher finden. Eine kurze Erklärung aus einem US-Armeehandbuch - das sollte ausreichend sein -besagt, Terror ist der kalkulierte Einsatz von Gewalt, oder die Androhung von Gewalt, und politische oder religiöse ideologische Ziele durch Einschüchterung, Zwang, oder Furcht zu erreichen. Das ist Terrorismus. Das ist eine ausreichende Definition. Ich denke es ist vernünftig das zu akzeptieren. Das Problem ist, daß es nicht akzeptiert werden kann, den wenn wir es akzeptieren, folgen darauf lauter schlechte Konsequenzen. Zum Beispiel, all die Konsequenzen die ich gerade aufgezählt habe. Nun, gerade versucht man in den UN ein umfassendes Abkommen über Terrorismus zu entwerfen. Als Kofi Annan vor ein paar Tagen den Nobelpreis entgegennahm, sagte er Berichten zufolge, wir sollten aufhören Zeit zu verschwenden, und uns richtig daran machen.
Aber es gibt ein Problem. Wenn man die offizielle Definition des Terrorismus in dem umfassenden Abkommen verwendet, würde man die völlig falschen Ergebnise erzielen. Also kann das nicht gemacht werden. Eigentlich ist es sogar noch schlimmer als das. Wenn man sich die Definition der Kriegsführung niedriger Intensität ansieht, die offizielle US-Politik ist, stellt man fest, daß es eine sehr ähnliche Umschreibung dessen ist, was ich gerade vorgelesen habe. Im Grunde, ist die Kriegsführung niedriger Intensität nur ein anderer Name für Terrorismus. Deshalb bezeichnen alle Länder, soweit mir das bekannt ist, alle entsetzlichen Taten die sie begehen als Gegenterrorismus. Wir nennen es nur einfach Aufstandsbekämpfung oder Konflikt niedriger Intensität. Also ist das ein ernsthaftes Problem. Man kann die jetzigen Definitionen nicht verwenden. Man muß darauf achten eine Definition zu finden, die keine falschen Konsequenzen nach sich zieht.
Weshalb haben die Vereinigten Staaten und Israel gegen eine Resolution für die Verurteilung des Terrorismus gestimmt?
Es gibt noch ein paar andere Probleme. Einige davon tauchen in Dezember 1987 auf, auf dem Höhepunkt des ersten Krieges gegen den Terrorismus, und des Aufruhres über die Plage. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erließ eine sehr starke Resolution gegen den Terrorismus, die ihn in der höchsten Form verurteilte, und alle Staaten aufrief ihn auf jeder möglichen Weise zu bekämpfen. Sie wurde einstimmig angenommen. Ein Land, Honduras, enthielt sich der Stimme. Zwei Stimmen dagegen; die üblichen zwei, Die Vereinigten Staaten und Israel. Warum sollten die Vereinigten Staaten und Israel gegen eine Resolution stimmen, die den Terrorismus in höchster Form verurteilte, im Grunde, mit den ziemlich gleichen Ausdrücken, die von der Reagen Regierung benutzt wurden? Nun, dafür gibt es einen Grund. Diese lange Resolution beinhaltet einen Paragraphen, der besagt, daß nichts in dieser Resolution das Recht von Menschen beeinträchtigen würde, die gegen rassistische und kolonialistische Regime, oder fremde Militärregierungen kämpfen würden, ihren Widerstand, mit Unterstützung anderer, anderer Staaten, für ihre gerechte Sache fortzuführen. Nun, die Vereinigten Staaten und Israel können dies nicht akzeptieren. Der Hauptgrund weshalb sie es zu jener Zeit nicht tun konnten, war Südafrika. Südafrika war ein Verbündeter, wurde offiziell als Verbündeter bezeichnet. In Südafrika gab es eine terroristische Macht. Sie hieß der Afrikanische Nationale Kongreß. Sie waren offiziell eine terroristische Macht. Südafrika hingegen war ein Verbündeter, und wir konnten sicher nicht die Aktionen einer terroristischen Gruppe unterstützen, die gegen einer rassistischen Regierung kämpfte. Das wäre unmöglich.
Und natürlich gibt es noch ein anderes Problem. Nämlich die Gebiete die Israel seit nunmehr 35 Jahre besetzt. Unterstützt in erster Linie von den Vereinigten Staaten um eine diplomatische Einigung seit mehr als 30 Jahre zu blockieren. Und das kann man nicht machen. Es gab noch etwas anderes zu der Zeit. Israel besetzte Südlibanon, und wurde von etwas bekämpft, was die US als eine terroristische Macht bezeichnen, der Hizbollah, der es tatsächlich gelang Israel aus Libanon hinauszutreiben. Und wir können niemandem erlauben gegen eine militärische Besatzung zu kämpfen, wenn es eine ist die wir unterstützen, und deshalb mußten die Vereinigten Staaten und Israel gegen die UN Resolution gegen Terrorismus stimmen. Und ich habe bereits erwähnt, daß eine Gegenstimme der US im Grunde einem Veto entspricht. Das ist nur die halbe Geschichte. Es entspricht auch einem Veto aus der Geschichte. Somit wurde nichts davon jemals berichtet, und nichts davon erschien jemals in den Annalen des Terrorismus. Wenn man sich die gelehrten Werke über den Terrorismus und so weiter ansieht, wird darin nichts davon erwähnt. Der Grund liegt daran, daß hier die falschen Leute die Gewehre halten. Man muß sich die Definitionen und die Gelehrsamkeit sorgfältig zuschleifen, um am Ende die richtigen Schlußfolgerungen zu erhalten; ansonsten handelt es sich dabei nicht um respektable Gelehrsamkeit und ehrlicher Journalismus. Nun, dies sind einige der Probleme, die den Entwurf eines umfassenden Abkommens gegen Terrorismus verhindern. Vielleicht sollten wir eine akademische Konferenz oder etwas in der Art haben, um zu sehen, ob wir es schaffen den Terrorismus auf eine Weise zu definieren, die nur zu den richtigen Antworten führt, und nicht zu den falschen. Das wird nicht einfach sein.
4. Was sind die Ursachen des Verbrechens vom 11. September?
Nun, lassen wir das Thema fallen und wenden uns der 4. Frage zu. Was sind die Ursachen der Verbrechen vom 11. September? Hier müssen wir zwei Kategorien unterscheiden, die nicht durcheinander gebracht werden sollten. Die eine sind die eigentlichen Verantwortlichen des Verbrechens, die andere ist eine Art Reservoir von zumindest Sympathie, manchmal Unterstützung, die sie sogar unter Menschen wecken, die die Verbrecher und diese Taten vollkommen ablehnen. Und das sind zwei verschiedene Dinge.
Kategorie 1: Die möglichen Täter
Nun, was die Täter anbetrifft, sind wir uns in einem Sinn nicht wirklich im Klaren. Die Vereinigten Staaten sind entweder nicht in der Lage oder nicht willens irgendeine Art von Beweise, sinnvolle Beweise, vorzulegen. Vor eine oder zwei Wochen fand eine Art Spiel statt, als Tony Blair aufgeboten wurde um zu versuchen sie vorzustellen. Ich weiß nicht welchen Zweck das erfüllen sollte. Vielleicht um die US so aussehen zu lassen, als ob sie irgendwelche geheime Beweise zurückhalten würden, die sie nicht enthüllen können, oder um zu zeigen daß Tony Blair angemessene Churchill-Posen einnehmen konnte, oder irgendsowas. Was auch immer die Public Relations Gründe waren, gab er eine Vorstellung die in seriöse Kreise so absurd wirkte, daß sie kaum erwähnte wurde. So brachte zum Beispiel der Wall Street Journal, eine der seriösesten Zeitungen, ein kleines Artikel auf Seite 12, glaube ich, in dem sie darauf hinwiesen, daß es nicht viel Beweise gegeben habe, und dann zitierten sie irgendeinen hohen US-Beamten, der sagte, daß es keine Rolle spielte ob es irgendwelche Beweise gäbe oder nicht, weil sie es so oder so tun würden. Also wieso sich mit Beweisen abgeben? Die etwas ideologischere Presse, wie die New York Times und andere Zeitungen, brachten große Schlagzeilen auf der ersten Seite. Aber die Reaktion des Wall Street Journals war angemessen, und wenn man die sogenannte Beweise betrachtet, kann man sehen wieso. Aber nehmen wir mal an es würde stimmen. Ich bin darüber erstaunt wie schwach die Beweise waren. Ich dachte irgendwie man könnte sogar ohne Geheimdienste eine bessere Leistung als das bringen [Publikumsgelächter]. Erinnern Sie sich, daß das im Grunde das Ergebnis von Wochen der intensivsten Ermittlung in der Geschichte der westlichen Geheimdienste gewesen ist, die Überstunden gemacht haben um etwas zusammenzustellen. Und es war ein Prima Facie, es war ein sehr starker Fall, sogar noch bevor man irgendetwas in der Hand hatte. Und es endete ungefähr da wo es angefangen hatte, mit einem Prima Facie Fall. Also nehmen wir mal an es wäre wahr. Nehmen wir es mal an, es sah am ersten Tag eindeutig so aus, und tut es immer noch, als ob die eigentlichen Täter aus dem Kreis des radikalen Islams kommen, der sogenannten fundamentalistischen Netzwerke, von denen bin Ladens Netzwerk sicherlich ein wichtiger Teil ist. Ob sie daran beteiligt waren oder nicht weiß niemand. Es spielt auch keine allzu große Rolle.
Woher kamen sie?
Das ist der Hintergrund, diese Netzwerke. Nun, woher kamen sie? Wir wissen alles darüber. Niemand weiß darüber besser bescheid als die CIA, denn sie half dabei sie zu organisieren, und förderte sie lange Zeit. Sie wurden in 1980 sogar von der CIA und deren Verbündete überhaupt erst zusammengestellt: Pakistan, Großbritannien, Frankreich, Saudi Arabien, Ägypten; China war daran beteiligt und könnte sogar schon etwas früher daran beteiligt gewesen sein, vielleicht seit 1978. Die Idee war die Russen aufzureiben, den gemeinsamen Feind. Präsident Carters Berater für Nationale Sicherheit, Zbigniew Brzezinski zufolge, begann die Beteiligung der Vereinigten Staaten Mitte 1979. Erinnern Sie sich daran, nur um die Jahreszahlen richtig zu stellen, daß die russische Invasion in Afghanistan in Dezember 1979 stattgefunden hat. In Ordnung. Brzezinski zufolge begann die US Unterstützung für die Mujahedin, die gegen die Regierung kämpften, bereits 6 Monate zuvor. Er ist sehr stolz darauf. Er sagt, wir hätten die Russen in -in seine eigenen Worte - eine afghanische Falle gelockt, indem wir sie durch die Unterstützung der Mujahedin dazu gebracht haben in Afghanistan einzufallen, und dadurch in die Falle geführt haben. Dann konnten wir diese großartige Söldnerarmee aufbauen. Nicht gerade klein, ungefähr 100.000 Mann oder, in der sie die besten Mörder zusammengebracht haben die sie finden konnten, die radikalen islamischen Fundamentalisten aus Nordafrika, Saudi Arabien. von überall wo sie sie finden konnten. Sie wurden oft als Afghanis bezeichnet, aber viele von ihnen, wie bin Laden, waren keine Afghaner. Sie wurden von der CIA und deren Freunde von überallher zusammengebracht. Ob Brzezinski die Wahrheit erzählt oder nicht, weiß ich nicht. Er mag übertrieben haben, er ist scheinbar sehr stolz darauf, und kennt beiläufig die Konsequenzen. Aber vielleicht ist es wahr. Wir werden es eines Tages wissen, wenn die Dokumente jemals freigegeben werden. Das jedenfalls, ist seine Wahrnehmung. Ab Januar 1980 gab es nicht einmal mehr Zweifel daran, daß sie US die Afghanis und diese massive militärische Macht organisierte, um zu versuchen den Russen so viele Schwierigkeiten wie möglich zu machen. Es war für die Afghaner eine völlige legitime Sache gegen die russische Invasion zu kämpfen. Aber die US-Intervention half den Afghaner nicht. Im Grunde half sie dabei das Land und noch viel mehr zu zerstören. Die sogenannten Afghanis. schafften es letztendlich die Russen zum Rückzug zu zwingen. Obwohl viele Analysten glauben, daß dies den Rückzug möglicherweise verzögert hat, weil sie versuchten da rauszukommen. Wie auch immer, zogen sie sich jedenfalls zurück.
Inzwischen verfolgten die terroristischen Kräfte, die die CIA organisierte, bewaffnete und ausbildete, ihre eigenen Ziele. Das war kein Geheimnis. Eine der ersten Handlungen fand in 1981 statt, als sie den ägyptischen Präsidenten ermordeten, der einer ihrer begeistertsten Erschaffer gewesen war. In 1983 trieb ein Selbstmord-bomber der mit ihnen in Verbindung gestanden haben könnte oder auch nicht, das ist sehr verschwommen, niemand weiß es - aber ein Selbstmordbomber trieb die US-Armee aus dem Libanon hinaus. Und so ging es weiter. Sie haben ihre eigenen Ziele. Die US waren glücklich sie zu mobilisieren um für ihre Sache zu kämpfen, aber inzwischen machten sie ihr eigenes Ding. Sie haben das sehr klar zum Ausdruck gebracht. Nach 1989, als die Russen sich zurückzogen, haben sie sich einfach woanders hingewandt. Seitdem haben sie in Tschechenien, Westchina, Bosnien, Kashmir, Südostasien, Nordafrika, im gesamten Gebiet gekämpft.
Sie erzählen uns das, was sie glauben
Sie erzählen uns nur das was sie glauben. Die Vereinigten Staaten wollen den einzigen freien Fernsehsender in der ganzen arabischen Welt zum Schweigen bringen, weil es eine breite Auswahl von Informationen sendet, von Powell bis Osama bin Laden. Also schließen sich die US jetzt den repressiven arabischen Regime an, die versuchen den Sender zum Schweigen zu bringen. Aber es lohnt sich zuzuhören, sich anzuhören was Bin Laden zu sagen hat. Es gibt eine Menge Interviews. Und es gibt viele Interviews mit westlichen Reportern, wenn man seine eigene Stimme nicht hören möchte, Robert Fisk und andere. Und was er sagt ist seit langer Zeit ziemlich konsistent geblieben. Er ist nicht der einzige, aber vielleicht ist er der eloquenteste. Es ist nicht nur lange Zeit konsistent geblieben, sondern steht auch in Einklang mit ihren Handlungen. Also gibt es einen Grund um das ernstzunehmen. Ihr Hauptgegner ist das was sie als die korrupten, repressiven, autoritäre und brutale Regierungen der arabischen Welt bezeichnen, und wenn sie das sagen, findet das in der Region einen ziemlichen Anklang. Sie wollen sie auch durch "richtige" islamische Regierungen ersetzen. Das ist es wo sie die Menschen in der Region verlieren. Aber bis zu diesem Punkt, sind sie auf ihrer Seite. Aus ihrer Sicht, ist ihnen noch nicht mal Saudi Arabien islamistisch genug, der wahrscheinlich extremste fundamentalistische Staat der Welt mit Ausnahme der Talibans, der ein Auswuchs davon ist. Gut, also ab diesen Punkt, erhalten sie nur sehr wenig Unterstützung, aber bis zu diesem Punkt erhalten sie eine Menge Unterstützung. Sie wollen auch Muslime anderorts verteidigen. Sie hatten die Russen wie Gift, aber sobald die Russen sich aus Afghanistan zurückgezogen haben, hörten sie auf in Rußland terroristische Anschläge auszuführen, wie sie es davor mit CIA Unterstützung getan hatten. Sie wechselten über zu Tschechenien. Aber dort verteidigen sie Muslime gegen eine russische Invasion. Das selbe gilt für alle anderen Plätze die ich erwähnt habe. Aus ihrer Sicht, verteidigen sie Muslime gegen Ungläubige. Und sie sind sehr bestimmt darüber, und das ist es was sie getan haben.
Warum haben sie sich gegen die Vereinigten Staaten gewandt?
Wieso haben sie sich also gegen die Vereinigten Staaten gewandt? Nun das hat etwas mit dem zu tun, was sie als die US-Invasion von Saudi Arabien bezeichnen. In 1990 errichteten die US permanente Militärbasen in Saudi Arabien, was aus ihrer Sicht mit der russischen Invasion Afghanistans vergleichbar ist, außer daß Saudi Arabien viel bedeutender ist. Es ist die Heimat der heiligsten Orte des Islams. Und das war der Punkt an dem sich ihre Aktivitäten gegen die Vereinigten Staaten gerichtet haben. Wenn Sie sich erinnern, haben sie in 1993 versucht den World Trade Center in die Luft zu jagen. Das war nur teilweise erfolgreich, und es war nur ein Teil des Plans. Sie planten auch das UN-Gebäude, die Holland und Lincoln Tunnels und das FBI-Gebäude in die Luft zu sprengen. Ich denke da waren auch noch andere Ziele auf ihrer Liste. Nun, das klappte nur zum Teil, aber nicht ganz. Eine Person unter den vielen die dafür verhaftet worden sind, war ein ägyptischer Geistlicher, der trotz der Einwände der Einwanderungsbehörde, durch die Intervention der CIA, die ihrem Freund helfen wollten in das Land gebracht wurde. Ein paar Jahre später versuchte er das World Trade Center in die Luft zu sprengen. Und das ging so weiter. Ich werde nicht die ganze Liste durchgehen, aber sie ist, wenn Sie das verstehen wollen, konsistent. Es ist ein konsistentes Bild. Es ist in Worte beschrieben. Es wurde 20 Jahre lang durch Handlungen enthüllt. Es gibt kein Grund das nicht ernst zunehmen. Das ist die erste Kategorie, die möglichen Täter.
2. Kategorie: Was ist mit dem Reservoir an Unterstützung?
Was ist mit dem Reservoir and Unterstützung? Nun, es ist nicht schwer herauszufinden was das ist. Eine gute Seiten dessen was seit dem 11. September passiert ist, ist daß ein Teil der Presse und der Diskussionen angefangen haben sich für diese Dinge mehr zu öffnen. Das meines Wissens nach beste, ist der Wall Street Journal, der innerhalb weniger Tage, unverzüglich anfing seriöse Berichte zu bringen, seriöse Berichte zu suchen, über die Gründe, weshalb die Leute dieser Region, obwohl sie Bin Laden hassen und alles was er tut verachten, ihn dennoch auf viele Arten unterstützen und ihn sogar als das Gewissen des Islams betrachten, wie jemand sagte. Der Wall Street Journal und andere untersuchen nicht die öffentliche Meinung. Sie untersuchen die Meinungen ihrer Freunde: Bankiers, Professionisten, internationale Anwälte, Geschäftsmänner mit Verbindungen zu den Vereinigten Staaten, Menschen, die sie in einem McDonald's interviewen, der dort drüben als elegantes Restaurant gilt, und teure amerikanische Kleidung tragen. Das sind die Leute die sie interviewen, weil sie herausfinden wollen welche Haltung sie einnehmen. Und ihre Haltung ist sehr deutlich und sehr klar, und in vielen Hinsicht in Einklang mit der Botschaft von bin Laden und anderen. Sie sind sehr wütend auf die Vereinigten Staaten, wegen ihrer Unterstützung autoritärer und brutaler Regime; ihrer Intervention alle Bewegungen in Richtung Demokratie zu blockieren; ihre Internvention die wirtschaftliche Entwicklung zu blockieren; ihre Politik, die Zivilgesellschaft von Irak zu vernichten, während sie Saddam Hussein stärken; und sie erinnern sich daran, auch wenn wir es vorziehen es nicht zu tun, daß die Vereinigten Staaten und Großbritannien Saddam Hussein, während seiner schlimmsten Grausamkeiten unterstützt haben, einschließlich der Vergasung von Kurden, die bin Laden ständig zur Sprache bringt, und sie wissen es, auch wenn wir es nicht wissen wollen. Und natürlich ihre Unterstützung für die israelische Militärbesatzung, die hart und brutal ist. Sie dauert jetzt seit 35 Jahren an. Die US hat eine überwältigende wirtschaftliche, militärische und diplomatische Unterstützung für sie beigesteuert, und tut es weiterhin. Und sie wissen das, und es gefällt ihnen nicht. Besonders in Verbindung mit der US-Politik gegen den Irak, gegen die irakische Zivilgesellschaft, die vernichtet wird. Gut, das sind, grob umrissen, die Gründe. Und wenn bin Laden diese Gründe nennt, erkennen die Menschen sie und unterstützen sie.
Nun, das ist nicht die Art in der die Menschen hier gerne darüber nachdenken, zumindest nicht die gebildete, liberale Meinung. Sie bevorzugen die folgende Linie, die von der ganzen Presse übernommen worden ist, insbesondere übrigens von Linksliberalen. Ich habe noch keine Studie darüber gemacht, aber ich denke, daß die rechtsgerichtete Meinung im allgemeinen ehrlicher war. Aber nehmen wir uns zum Beispiel das erste Editorial von Ronald Steel, das in der New York Times veröffentlicht wurde, einem seriösen linksliberalen Intellektuelen. Er fragt "Wieso hassen sie uns"? Ich glaube das war am selben Tag, an dem der Wal Street Journal die Umfrage darüber wieso sie uns haßten brachten. Er sagte "Sie hassen uns, weil wir eine neue Weltordnung der Kapitalismus, Individualismus, Sekularismus und Demokratie anführen, die überall die Norm sein sollte." Deshalb hassen sie uns. Am selben Tag untersuchte der Wall Street Journal die Meinungen von Bankiers, Professionisten und internationale Anwälte die sagten, "Seht mal, wir hassen euch weil ihr die Demokratie blockiert, ihr verhindert die wirtschaftliche Entwicklung, ihr unterstützt brutale Regime, terroristische Regierungen, und ihr tut all diese schrecklichen Sachen in der Region". Wenige Tage später, erklärte Anthony Lewis, sehr links, die Terroristen würden nur einen "apokalyptischen Nihilismus" anstreben, nichts anderes, und nichts das wir tun spielt dabei eine Rolle. Die einzige Konsequenz unserer Aktionen, sagt er, die schädlich sein könnte, ist daß sie es den Arabern schwerer macht sich den antiterroristischen Bemühungen der Koalition anzuschließen. Aber darüber hinaus, ist alles was wir tun irrelevant.
Nun, das hat den Vorteil irgendwie tröstlich zu sein. Es gibt einem ein gutes Gefühl über sich selbst und wie wundervoll man ist. Es ermöglicht uns den Konsequenzen unseres Tuns aus dem Weg zu gehen. Es hat einige Fehler. Zum einen widerspricht es allem was wir wissen. Und zum anderen ist es eine perfekte Art sicherzustellen, daß wir den Kreis der Gewalt eskalieren. Wenn man mit dem Kopf in den Sand leben möchte, und vorgeben sie würden uns hassen weil sie gegen die Globalisiserung sind, dann ist das auch der Grund weshalb sie vor 20 Jahre Sadat umgebracht haben, die Russen bekämpft und versucht haben den World Trade Center in 1993 in die Luft zu jagen. Und das sind alles Menschen die inmitten der Globalisierung stehen, aber wenn man das glauben will, ja, das ist tröstlich. Und es ist eine tolle Art sicherzustellen, daß die Gewalt eskalieren wird. Das ist Stammesgewalt. Du hast mir etwas angetan, ich werde dir etwas schlimmeres antun, egal was die Gründe sind. Wir machen einfach so weiter. Und das ist eine Art es so zu tun. Das ist so ziemlich die ehrliche, linksliberale Haltung dazu.
5. Welche politischen Optionen gibt es?
Welche politischen Optionen gibt es? Nun, da gibt es eine Reihe. Eine Option wäre von Anfang an gewesen, dem Rat solcher extremen Radikaler zu folgen, wie der Papst [Publikumsgelächter]. Der Vatikan sagte unverzüglich, seht mal, das ist ein entsetzliches terroristisches Verbrechen. Im Fall eines Verbrechens, versucht man die Täter zu finden und vor Gericht zu bringen. Man tötet keine unschuldigen Zivilisten. Als ob jemand mein Haus ausrauben würde, und ich glaube, daß der Typ der es getan hat wahrscheinlich irgendwo in der Nachbarschaft, auf der anderen Strassenseite ist; dann gehe ich auch nicht mit einem Gewehr auf die Straße und erschieße jeden in der Nachbarschaft. Das ist nicht die Art in der man mit Verbrechen umgeht, ob es sich nun um so ein kleines Verbrechen handelt, oder um ein wirklich großes, wie der US- terroristische Krieg gegen Nicaragua, sogar schlimmere, und einige die dazwischen liegen. Und es gibt viele Präzedenzfälle dafür. Im Grunde habe ich ein Präzedenzfall erwähnt, Nicaragua, ein gesetzestreuer Staat, weshalb wir es wahrscheinlich vernichten mußten, der die richtigen Prinzipien befolgte. Natürlich brachte ihnen das nichts, weil sie gegen eine Macht ankämpften, die es gesetzestreuen Verfahren nicht erlaubt befolgt zu werden. Aber wenn die Vereinigten Staaten versuchen würden sie zu befolgen, würde sie niemand davon abhalten. Tatsächlich würden alle applaudieren. Und es gibt zahlreiche andere Präzedenzfälle. Die IRA Bombenanschläge in London. Als die IRA Bomben in London legte, was eine ziemlich ernste Sache ist, hätte Großbritannien - von der Tatsache mal abgesehen, daß es undurchführbar gewesen wäre - eine mögliche Antwort hätte sein können Boston zu zerstören, von wo der größte Teil der IRA Finanzierung stammt. Und natürlich den westlichen Teil von Belfast auszulöschen. Nun ja, von der Undurchführbarkeit mal abgesehen, wäre es eine sträfliche Dummheit gewesen. Die richtige Art damit umzugehen, war ziemlich sehr das was sie getan haben, also die Täter ausfindig machen, sie vor Gericht bringen und sich die Ursachen betrachten, denn solche Dinge passieren nicht aus heiterem Himmel. Sie werden von irgendetwas verursacht. Ob es ein Verbrechen auf der Straße ist, oder ein monströses terroristisches Verbrechen oder etwas anderes. Es gibt Gründe. Und meistens, wenn man sich die Gründe ansieht, sind einige von ihnen legitim und sollten angesprochen werden, unabhängig von dem Verbrechen, sie sollten angesprochen werden, weil sie legitim sind. Und so muß damit umgegangen werden. Es gibt viele solcher Beispiele.
Aber damit gibt es Probleme. Ein Problem besteht darin, daß die Vereinigten Staaten die Jurisdiktion der internationalen Institutionen nicht anerkennt. Also können sie sich nicht an diese richten. Die US haben die Jurisdiktion des Weltgerichtshofes zurückgewiesen. Sie haben es abgelehnt das Internationale Gerichtshof (ICC) zu ratifizieren. Sie sind mächtig genug ein neues Gericht einzusetzen, wenn sie es wollten, also würde das gar nichts ändern. Aber es gibt ein Problem mit jedem Gerichtshof, und zwar hauptsächlich, daß man Beweise braucht. Wenn man zu einem Gericht geht, braucht man irgendwelche Beweise. Nicht Tony Blair der darüber im Fernsehen redet. Und das ist sehr schwierig. Sie könnten vielleicht unmöglich zu finden sein.
Führungsloser Widerstand
Es könnte sein, daß die Menschen die es getan haben, sich selbst umgebracht haben. Niemand weiß das besser als die CIA. Dies sind dezentralisierte, nicht-hierarchische Netzwerke. Sie folgen einem Prinzip der sich 'Führungsloser Widerstand' nennt. Das ist ein Prinzip, der von den christlichen rechten Terroristen in den Vereinigten Staaten entwickelt worden ist. Man hat kleine Gruppe die Sachen tun. Sie reden zu niemand anderes. Es gibt eine Art verwandter Hintergrund von Voraussetzungen, und dann tut man es. Die Menschen in der Antikriegsbewegung sind im Grunde sehr damit vertraut. Wir nannten dies Affinitätsgruppen. Wenn man annehmen muß, daß welche Gruppe auch immer man angehört, von dem FBI infiltriert wird, dann bespricht man nicht in einem Treffen wenn etwas ernstes passieren soll. Man tut es mit den Menschen die man kennt und denen man vertraut, eine Affinitätsgruppe, und die wird nicht infiltriert. Das ist eine der Gründe, weshalb die FBI nie in der Lage gewesen ist herauszufinden was in irgendeiner dieser zivilen Bewegungen vor sich ging. Und anderen Geheimdiensten geht es genauso. Sie können es nicht. Das ist führerloser Widerstand, oder Affinitätsgruppen, und dezentralisierte Netzwerke sind schwer zu durchdringen. Und es ist durchaus möglich, daß sie es einfach nicht wissen. Wenn Osama bin Laden behauptet nicht beteiligt gewesen zu sein, ist das vollkommen möglich. Es ist tatsächlich ziemlich schwer vorstellbar, wie ein Kerl in einer Höhle in Afghanistan, der nicht einmal Radio oder Telefon hat, eine so hochentwickelte Operation geplant haben könnte. Es ist möglich, das es ein Teil des Hintergrundes ist, wie andere führerlose terroristische Widerstandsgruppen. Was heißt, daß es extrem schwierig sein wird Beweise zu finden.
Glaubwürdigkeit aufbauen
Und die US wollen keine Beweise vorlegen, weil sie in der Lage sein wollen es zu tun, ohne Beweise zu handeln. Das ist ein entscheidender Teil der Reaktion. Man kann sehen, daß die US nicht um die Autorisation des Sicherheitsrates ersucht hat, die sie dieses Mal vielleicht ehalten hätten, nicht aus hübschen Gründen, sondern weil die anderen ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates auch terroristische Staaten sind. Sie sind nur allzufroh sich einer Koalition gegen das was sie als Terror bezeichnen anzuschließen, um nämlich ihren eigenen Terror zu unterstützen. Rußland hätte kein Veto eingelegt, sie lieben es. Deshalb hätten die US wahrscheinlich die Autorisation des Sicherheitsrates kriegen können, aber sie wollten es nicht. Und sie wollten es nicht, weil sie einem seit langer Zeit stehenden Prinzip folgen, das nicht von George Bush stammt, es gab ihn schon während der Clinton Regierung, und reicht noch viel weiter zurück, und zwar, daß wir das Recht haben unilateral zu handeln. Wir wollen keine internationale Autorisation, weil wir unilateral handeln, und deshalb wollen wir es nicht. Wir scheren uns nicht um Beweise. Wir scheren uns nicht um Verhandlungen. Wir scheren und nicht um Abkommen. Wir sind die stärksten, der härteste Typ auf der Straße. Wir tun was wir wollen. Autorisation ist eine schlechte Sache, und muß deshalb vermieden werden. Dafür gibt es sogar einen namen in der technischen Literatur. Es heißt Glaubwürdigkeit aufbauen. Man muß Glaubwürdigkeit aufbauen. Das ist ein wichtiger Faktor in der Politik. Es wurde als offizieller und einleuchtendster Grund für den Balkankrieg geliefert.
Wenn Sie wissen möchten was Glaubwürdigkeit bedeutet, fragen Sie den Mafia Don ihrer Wahl. Er wird Ihnen erklären was Glaubwürdigkeit bedeutet. Und es hat die selbe Bedeutung in internationale Angelegenheiten, außer daß man hier in Universitäten mit großen Worten darüber spricht. Aber es ist im Grunde das gleiche Prinzip. Und es macht Sinn. Und meistens funktioniert es. Der wichtigste Historiker der darüber in den letzten Jahren geschrieben hat, ist Charles Tilly, mit einem Buch namens "Zwang, Kapital und die Europäischen Staaten". Er weist darauf hin, daß Gewalt Hunderte Jahre hundurch das führende Prinzip Europas gewesen ist, und zwar aus dem Grund, daß sie funktioniert. Das ist sehr einleuchtend. Sie funktioniert fast immer, wenn man eine überwältigende Vorherrschaft der Gewalt hat, und dahinter eine Kultur der Gewalt. Deshalb macht es Sinn dem Prinzip zu folgen. Nun, das sind alles Probleme bei der Befolgung gesetzestreuer Pfade. Und wenn man versucht sie zu befolgen, öffnet man einige sehr gefährliche Türen. Wie zum Beispiel die Forderung der US an den Taliban Osama bin Laden auszuliefern, und sie antworten auf eine Weise, die im Westen als völlig absurd und fremdartig angesehen wird. Sie sagen nämlich, Ok, aber zeigt uns zuerst einige Beweise. Im Westen gilt das als lächerlich. Es ist ein Beweis ihrer Kriminalität. Wie können sie nach Beweise fragen? Ich meine, wenn uns irgendjemand aufgefordet hättejemanden auszuliefern, hätten wir es sofort getan, wir würden nicht nach Beweisen fragen. [Publikumsgelächter]
Haiti
Eigentlich wäre es einfach das nachzuprüfen. Wir müssen keine Fälle erfinden. So hat zum Beispiel Haiti die Vereinigten Staaten seit Jahren ersucht Emmanuel Constant auszuliefern. Er ist ein Massenmörder. Er ist einer der Anführer des Massakers an vielleicht 4000 oder 5000 Menschen in den mittleren 90'er Jahren, während der Militärjunta, die entgegen allen Illusionen, ganz nebenbei auch noch, auf nicht sehr verborgene Art und Weise, von den Bush und Clinton Regierungen unterstützt worden war. Wie auch immer, er ist ein führender Mörder. Sie haben unzählige Beweise. Kein Problem mit den Beweisen. Er wurde in Haiti bereits vor Gericht gestellt und verurteilt, und nun ersuchen sie die Vereinigten Staaten ihn zu übergeben. Nun, ich meine, schlagen Sie selbst nach. Sehen Sie wieviel hier darüber in der Öffentlichkeit gesprochen worden ist. Tatsächlich hat Haiti diesen Gesuch vor einigen Wochen erneuert. Es fand noch nicht mal eine Erwähnung. Wieso sollten wir einen überführten und verurteilten Killer ausliefern, der vor einigen Jahren für die Ermordung von 4000 oder 5000 Menschen verantwortlich gewesen ist. Im Grunde, wenn wir ihn ausliefern, wer weiß was er erzählen würde. Vielleicht würde er sagen, daß er von der CIA finanziert und unterstützt worden ist, was wahrscheinlich wahr ist. Diese Tür wollen wir nicht öffnen. Und er ist nicht der einzige.
Costa Rica
Seit nunmehr 15 Jahren, hat Costa Rica - der demokratische Preis - versucht die Vereinigten Staaten dazu zu bringen ihnen John Hull zu übergeben, ein US-Landbesitzer in Costa Rica, den sie terroristischer Verbrechen anklagen. Er benutzte sein Land, behaupten sie mit glaubwürdigen Beweise, als eine Basis für den US Krieg gegen Nicaragua, was, wenn sie sich erinnern, kein kontroverser Fall ist. Der Welt-gerichtshof und der Sicherheitsrat haben sich bereits damit befaßt. Also haben sie versucht die Vereinigten Staaten dazu zu bringen, ihn auszuliefern. Haben Sie darüber schon mal etwas gehört? Nein. Daraufhin haben sie das Land eines anderen amerikanischen Landbesitzers konfisziert, John Hamilton. Sie boten und zahlten dafür Wiedergutmachung. Die US lehnten ab. Sie verwandelten sein Land in einen Nationalpark, weil das Land ja auch als eine Basis für die US-Angriffe gegen Nicaragua benutzt wurde. Dafür wurde Costa Rica bestraft. Sie wurden bestraft, indem ihnen Hilfe vorenthalten wurde. Wir akzeptieren diese Art von Insubordination unserer Vebündeten nicht. Und so können wir weitermachen. Wenn man die Tür zu Fragen der Auslieferung aufstößt, führt das in sehr unangenehme Richtungen. Also kann man das nicht machen.
Reaktionen in Afghanistan
Nun, wie steht es um die Reaktionen in Afghanistan. Der ursprüngliche Vorschlag, die ursprüngliche Rhetorik, sprach sich für einen massiven Angriff aus, der sichtbar viele Menschen töten würde, und auch für einen Angriff auf andere Länder in der Region. Nun, die Bush Regierung nahm klugerweise davon Abstand. Alle ausländischen Staatsführer, die NATO, allen anderen, jeder Spezialist, ich schätze auch ihre eigenen Geheimdienste, sagten ihnen, daß dies das dämlichste sein würde was sie tun könnten. Das wäre wie eine öffentliche Rekrutierungsaktion für bin Laden in der ganzen Region. Das ist genau das was er möchte. Und es wäre extrem schädlich für ihre eigenen Interessen. Also sahen sie davon ab. Und sie wenden sich dem zu was ich zuvor beschrieben habe, eine Art stiller Völkermord. Es ist ein. nun, ich habe bereits gesagt was ich davon halte. Ich glaube nicht das noch mehr dazu gesagt werden muß. Sie können es sich selbst ausrechnen.
Ein vernünftiger Vorschlag, der irgendwie beinahe dabei ist in Erwägung gezogen zu werden, aber schon die ganze Zeit über vernünftig gewesen ist, wird von Exil-Afghaner, und angeblich auch von Stammesführer intern erhoben, schlägt eine UN Initiative vor, aus der sowohl die Russen als auch die Amerikaner vollkommen herausgehalten werden sollten. Das sind die zwei Länder, die in den letzten 20 Jahren praktisch das gesamte Land verwüstet haben. Sie sollten da herausgehalten werden. Sie sollten massive Reparationen zahlen. Aber das sollte ihre einzige Rolle sein. Eine UN-Initiative um Elemente innerhalb Afghanistans zusammenbringen würde, um zu versuchen etwas aus den Ruinen zu erbauen - Das könnte funktionieren, mit viel Unterstützung und ohne Einmischung. Wenn die US darauf bestehen das zu leiten, können wir genausogut aufgeben. Darin haben wir historisch eine ganze Liste von Errungenschaften.
Sie werden bemerken, daß der Name dieser Operation. erinnern Sie sich, daß sie zuerst ein 'Kreuzzug' sein sollte, aber sie nahmen davon Abstand, weil die PR-Abteilung ihnen sagte, dies würde nicht funktionieren [Publikumsgelächter]. Und dann sollte es 'Unendliche Gerechtigkeit' heißen, aber die PR-Berater sagten, wartet mal eine Minute, das klingt zu sehr nach Göttlichkeit. Also würde das auch nicht klappen. Und dann wurde es zu 'Andauernde Freiheit' (Enduring Freedom] geändert. Wir wissen was das bedeutet. Aber glücklicherweise hat noch niemand darauf hingewiesen, daß es da eine Zweideutigkeit gibt. Enduring heißt zu leiden (im Englischen kann 'enduring' auch 'leiden, aushalten' bedeuten, Anm.d.Übs.) [Publikumsgelächter]. Und es gibt zahllose Menschen auf der ganzen Welt, die das erlitten haben, was wir Freiheit nennen. Glücklicherweise haben wir eine sehr guterzogene gebildete Klasse, also hat noch niemand auf diese Zweideutigkeit hingewiesen. Aber wenn es getan wird, wird es ein anderes Problem sein, um das man sich kümmern muß. Aber wenn wir uns weit genug zurückhalten können, damit eine mehr oder weniger unabhängige Organisation, vielleicht die UN, vielleicht glaubhafte NGO's (Nichtregierungsorganisationen), bei dem Versuch die Führung übernehmen kann, mit viel Unterstützung die wir ihnen schulden, etwas aus den Ruinen wiederaufzubauen, dann könnte vielleicht am Ende etwas dabei herauskommen. Darüberhinaus gibt es andere Probleme.
Ein einfacher Weg um den Ausmaß an Terror zu reduzieren
Wir möchten den Ausmaß des Terrors sicherlich reduzieren, nicht eskalieren. Es gibt einen einfachen Weg das zu bewerkstelligen, der daher niemals besprochen wird. Nämlich aufzuhören dabei mitzumachen. Das würde den Ausmaß des Terrors ungeheuer herabsenken. Aber das kann man nicht diskutieren. Nun, wie sollten es möglich machen das zu diskutieren. Das also ist ein einfacher Weg den Ausmaß an Terror zu reduzieren.
Darüberhinaus sollten wir die Art der Politik überdenken - und das betrifft nicht Afghanistan allein - in der wir terroristische Armeen organisieren und ausbilden. Das hat Auswirkungen. Wir sehen einige dieser Effekte jetzt im Augenblick. Der 11. September war eins davon.
Überdenkt es
Überdenkt die Politik, die ein Reservoir an Unterstützung schaffen. Genau das, was die Bankiers, die Anwälte und so weiter, an Orten wie Saudi Arabien sagen. Auf den Straßen herrscht darüber viel mehr Verbitterung als Sie es sich vorstellen können. Das ist möglich. Diese Politik ist nicht in Stein gehauen, wissen Sie.
Und darüberhinaus gibt es Gelegenheiten. Es ist schwer in den letzten Wochen einige Lichtstrahlen zu erkennen, aber eins davon ist, daß es eine zunehmende Offenheit gibt. Viele Themen öffnen sich für Diskussionen, sogar in Elitekreise, bestimmt in der allgemeinen Öffentlichkeit, die bis vor wenigen Wochen noch geschlossen waren. Das ist sehr dramatisch der Fall. Ich meine, wenn eine Zeitung wie USA Today ein sehr guter Artikel, ein seriöser Artikel, über das Leben im Gazastreifen bringen kann, gibt es eine Veränderung. Die Dinge die in dem Wall Street Journal erwähnt habe, das ist Veränderung. Und ich denke, in der allgemeinen Öffentlichkeit gibt es eine größere Offenheit und Bereitschaft über Dinge nachzudenken, die bisher unter dem Teppich gekehrt wurden. Das sind Gelegenheiten, und sie sollten genutzt werden, zumindest von Menschen, die das Ziel akzeptieren, zu versuchen den Ausmaß an Terror und Gewalt zu reduzieren, einschließlich potentieller Drohungen, die extrem schwer sind, und sogar den 11. September zur Unbedeutenheit verblassen lassen könnten. Danke.
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