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"Wir werden nicht zulassen, dass Iran Kernwaffen besitzt"

Amerika wird die Welt zum Sieg über den Terrorismus führen. Rede von US-Vizepräsident Richard B. Cheney

Im Folgenden dokumentieren wir die nur unwesentlich gekürzte Rede von US-Vizepräsident Richard B. Cheney bei der AIPAC-Policy-Konferenz vom 7. März 2006. Die Übersetzung stammt vom Amerika Dienst. Die Zwischenüberschriften haben wir eingefügt.



Rede des Vizepräsidenten

Wie immer hat AIPAC (American Israel Public Affairs Committee) hier eine große und politisch interessierte Gruppe versammelt, die verschiedene Teile der Vereinigten Staaten, verschiedene Berufsgruppen und verschiedene Ansichten zu den Themen des Tages vertritt. Einige der heute Morgen hier Versammelten sind Republikaner, einige sind Demokraten. Wir alle teilen jedoch eine grundlegende Überzeugung - dass die Freiheit und Sicherheit Israels für die Vereinigten Staaten von Amerika von entscheidendem Interesse sind.

Amerikanisch-israelisches Bündnis

Vor fast 58 Jahren, im Mai 1948, wurde der jüdische Staat gegründet. Als Israel entstand, war es in Jerusalem Mitternacht - sechs Uhr abends hier in Washington. Elf Minuten später waren die Vereinigten Staaten mit Harry S. Truman die erste Nation, die Israel anerkannte. Von diesem Augenblick bis zum heutigen Tag haben die Vereinigten Staaten Israel als besonderen und wertgeschätzten Freund angesehen, der ihre grundlegenden Prinzipien teilt.

Als Demokratien, die beide durch einen Kampf gegründet wurden, haben wir unsere Verehrung der Ideale von Freiheit, Gleichheit und Würde jedes Menschen bewiesen. Wir haben in schwierigen Zeiten außerdem große Entschlossenheit und tiefes Vertrauen sowie eine ehrliche Bereitschaft gezeigt, für die Sache des Friedens zu arbeiten und Opfer zu bringen. Wir sind, wie Präsident George W. Bush sagte, natürliche Verbündete. Es gibt keinen Zweifel, dass das Engagement der Vereinigten Staaten für die Sicherheit Israels solide, von Dauer und unerschütterlich ist.

Im Laufe der Jahre hatten unsere beiden Nationen auch das Glück, dass einige sehr fähige, entschlossene Politiker an die Macht kamen, als sie am meisten gebraucht wurden. Während meiner beruflichen Laufbahn hatte ich die Ehre, eine lange Reihe israelischer Staatsmänner und -frauen kennen zu lernen, darunter viele Premierminister, angefangen mit Jitzhak Rabin Mitte der Siebzigerjahre. In den jüngsten Tagen war ich besonders dankbar für meine langjährige, freundschaftliche Beziehung zu Ariel Scharon.

Das Leben des Premierministers spiegelt in vielerlei Hinsicht die jüngere Geschichte Israels wider. Er leistete einen jahrzehntelangen Dienst für Israel - er kämpfte in allen Kriegen des Landes, stieg in ein hohes Amt auf und führte die Nation mit Zielbewusstsein. Als das Land angegriffen wurde, wussten die Israelis, dass sich Ariel Scharon in die Schusslinie stellen würde. Auch bei den Bemühungen, Frieden zu schaffen, was sehr viel Weisheit, Mut und Vision erfordert, setzten die Israelis ihr Vertrauen wieder in dieses furchtlose Mitglied dieser Generation der Vorkämpfer. Bei der Konferenz der AIPAC im vorigen Jahr sagte Premierminister Scharon: "Ich bin bereit, für den Frieden schmerzliche Kompromisse einzugehen... Es gibt eine Sache, bei der wir keine Kompromisse machen werden - jetzt nicht und auch nicht in Zukunft - und das ist unsere Sicherheit." v Heute schweigt Ariel Scharon, und unsere Gedanken sind bei ihm, während er um sein Leben kämpft. Es ist ein Trost zu wissen, dass seine Taten weiterleben werden, und in unserer Erinnerung wird der Mann selbst hervorstechen wie ein Fels. Wir würdigen ihn als einen der größten Staatsmänner unserer Zeit, einen Mann des Friedens.

Als kleines Land in einem schwierigen Teil der Welt musste Israel immer auf der Hut vor Feinden sein, eine klare Sicht für potenzielle Bedrohungen haben und Gefahren geradeheraus entgegentreten. Während seiner gesamten Geschichte sah sich das Land mit willkürlichen Terroranschlägen konfrontiert - Angriffe, mit denen das Selbstvertrauen Israels erschüttert und der Wille seiner Bürger gebrochen werden sollte. Dennoch hielt Israel stand und setzte sich geduldig zur Wehr, mit Zivilcourage und durch entschiedenes Handeln. Dies sind genau die Eigenschaften, durch die Freiheit bewahrt wird, unschuldige Menschenleben geschützt und Kriege gewonnen werden. Und aufgrund dieser Eigenschaften werden Israel, die Vereinigten Staaten und alle zivilisierten Nationen den Krieg gegen den Terror gewinnen.

"Israel muss den Kampf gegen den Terror gewinnen"

Um in diesem Kampf zu obsiegen, müssen wir das Wesen des Feindes verstehen. Die Israelis haben es viele Male und die Vereinigten Staaten haben es am 11. September 2001 erlebt: Der terroristische Feind ist brutal und herzlos. Dieser Feind trägt keine Uniform, respektiert die Regeln der Kriegsführung nicht und wird von keinem Ehren- oder der Moralkodex zurückgehalten. Wir haben es mit Feinden zu tun, die im Geheimen intrigieren und planen, dann versuchen, in ein Land zu gelangen, sich unter die Unschuldigen zu mischen und ohne Gnade töten.

Dieser Feind hat bestimmte Überzeugungen - und wir haben in der Herrschaft der Taliban gesehen, wie diese Überzeugungen zum Ausdruck kommen. Sie streben eine Diktatur der Angst an, in der jeder Mann, jede Frau und jedes Kind in absolutem Gehorsam einer engstirnigen und hasserfüllten Ideologie untersteht. Diese Ideologie lehnt Toleranz ab, verweigert die Gewissensfreiheit und verlangt, dass Frauen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Derartige Überzeugungen können nur mit Gewalt und durch Einschüchterung aufgezwungen werden, also werden diejenigen, die sich weigern, sich den Tyrannen zu beugen, misshandelt oder getötet - und keine Person oder Gruppe ist hiervon ausgeschlossen.

Die Terroristen haben Menschen jeder Nationalität und jeder religiösen Überzeugung als Zielscheibe gewählt, einschließlich Muslime, die nicht ihrer Meinung sind. Der Krieg gegen den Terror ist ein Kampf gegen das Böse; ein Sieg in diesem Krieg wird ein Sieg für friedliche Frauen und Männer jeder religiösen Überzeugung sein.

Dieser Feind hat auch eine Reihe klarer Ziele: Die Terroristen wollen jedweden amerikanischen und westlichen Einfluss im Nahen Osten beenden. Ihr Ziel in dieser Region besteht darin, die Kontrolle über ein Land zu erlangen, so dass sie einen Stützpunkt haben, von dem aus sie Angriffe einleiten und Kriege gegen Regierungen führen können, die ihren Forderungen nicht nachkommen. Die Terroristen glauben, dass sie durch die Kontrolle über ein Land andere Regierungen in der Region angreifen und stürzen und letztendlich ein totalitäres Reich errichten können, dass die Region von Spanien über Nordafrika und den Nahen Osten sowie Südasien bis nach Indonesien einschließt.

Sie haben auch ihre äußersten Ziele deutlich gemacht: sich mit chemischen, biologischen und sogar nuklearen Waffen auszurüsten, Israel zu zerstören, alle westlichen Länder einzuschüchtern und Massensterben hier in den Vereinigten Staaten zu verursachen.

Einige mögen sich diese Ziele ansehen und sie als extrem und verrückt abtun. Nun, diese Ziele sind tatsächlich extrem und verrückt. Sie sind aber auch real, und wir dürfen sie nicht einfach so abtun. Wir müssen sie ernst nehmen. Wir müssen uns ihnen widersetzen. Und wir müssen sie besiegen.

"Wir haben nicht hart genug zurückgeschlagen"

In den letzten Jahrzehnten haben die Amerikaner gesehen, wie die Terroristen ihre Ziele verfolgen. Einfach ausgedrückt, sie griffen uns an, aber wir haben nicht hart genug zurückgeschlagen. 1983 töteten Terroristen in Beirut 241 Amerikaner, und danach zogen sich die amerikanischen Streitkräfte aus Beirut zurück. 1993 wurden amerikanische Soldaten in Mogadischu ermordet und die Bombenanschläge auf das World Trade Center in New York verübt. Danach kamen die Anschläge auf das Ausbildungszentrum der saudischen Nationalgarde in Riad 1995, der Bombenangriff auf die Khobar Towers 1996, die Anschläge auf unsere Botschaften in Kenia und Tansania 1998, und natürlich der Angriff auf die USS Cole im Jahr 2000. Mit jedem Anschlag nahm die Überzeugung der Terroristen zu, sie könnten Amerika angreifen, ohne einen Preis dafür zu bezahlen - und dass sie die amerikanische Politik ändern könnten, wenn sie nur genug Amerikaner töteten.

Sie führten also weiterhin diese Anschläge fort, machten damit die Welt unsicherer und griffen schließlich am 11. September die Vereinigten Staaten auf ihrem eigenen Boden an. Wir haben die Arbeit der Terroristen seit dem 11. September in vielen Anschlägen gesehen - in Jerusalem, Riad, Casablanca, Istanbul, Karatschi, Mombasa, Jakarta, Nadschaf, Bagdad, London und Madrid. Die Terroristen haben der zivilisierten Welt den Krieg erklärt. Und die Vereinigten Staaten werden die zivilisierte Welt zum Sieg führen.

Wir haben unsere eigene Strategie in diesem Kampf. Erstens sind wir fest entschlossen, Angriffe zu verhindern, bevor sie stattfinden, und daher sind wir gegen die Terrornetzwerke in der Offensive. Im Inland wie auch mit den Koalitionspartnern im Ausland haben wir Terrorzellen zerschlagen, Terroristen aufgespürt und enormen Druck auf ihre Fähigkeit ausgeübt, Anschläge zu organisieren und zu planen. Die Arbeit ist schwierig und oft gefährlich, und es bleibt noch viel zu tun. Aber wir haben außerordentliche Fortschritte im Kampf gegen einen Feind gemacht, der im Schatten lauert. Wir haben auf die Qualifikation und das Pflichtbewusstsein unserer Experten in der Strafverfolgung, in den Nachrichtendiensten und in der inneren Sicherheit vertraut - und natürlich auf das Militär der Vereinigten Staaten. Sie haben herausragende Arbeit geleistet, und sie erfüllen uns jeden Tag mit Stolz.

Zweitens sind wir entschlossen, den Terroristen die Zuflucht zu verwehren. Seit dem Tag, an dem unser Land angegriffen wurde, haben wir die Bush-Doktrin angewandt: Jede Person oder Regierung, die Terroristen unterstützt, schützt oder ihnen Zuflucht gewährt, macht sich mitschuldig an der Ermordung von Unschuldigen und wird zur Rechenschaft gezogen.

Drittens arbeiten wir daran zu verhindern, dass Massenvernichtungswaffen verbreitet werden und in die Hände von Mördern gelangen. In der Welt nach dem 11. September sind die Vereinigten Staaten und ihre Bündnispartner entschlossen: Wir werden uns nicht der Gnade von Terroristen oder von Regimen ausliefern, die sie mit chemischen, biologischen oder nuklearen Waffen ausstatten können. Daher müssen wir Bedrohungen bewältigen, bevor sie vollständig Form annehmen.

Der Präsident formulierte es sehr treffend: "Terroristen und terroristische Staaten kündigen diese Bedrohungen nicht in formellen Verlautbarungen mit Vorlauf an - und auf solche Feinde erst zu reagieren, nachdem sie zugeschlagen haben, ist nicht Selbstverteidigung, sondern Selbstmord." Welche Mittel auch immer erforderlich sind - ob diplomatischer oder militärischer Art - wir werden handeln, um die Freiheit und das Leben unserer Bürger zu verteidigen.

Viertens sind wir entschlossen zu verhindern, dass die Terroristen Kontrolle über Länder erlangen, die sie als Stützpunkt und Ausgangspunkt für Terror nutzen würden. Deshalb setzen wir unseren Kampf gegen die noch verbliebenen Kräfte der Taliban und Al Kaida in Afghanistan fort. Aus diesem Grund arbeiten wir mit Präsident Muscharraf zusammen, um gegen die Terroristen in Pakistan vorzugehen und sie zu isolieren. Deshalb kämpfen wir im Irak gegen die Überreste des Regimes und gegen Terroristen.

Irak: "Wir werden weiterarbeiten, bis die Aufgabe erledigt ist"

Unsere Strategie im Irak ist klar, unsere Taktik bleibt flexibel, und wir werden weiterarbeiten, bis die Aufgabe erledigt ist. Was die Sicherheit betrifft, so jagen unsere Streitkräfte strategisch wichtige Personen wie Sarkawi und seine Mitstreiter. Unsere Soldaten und Marineinfanteristen führen kluge, zielgerichtete, aggressive Antiterrormaßnahmen in den Gebieten durch, in denen sich bekanntermaßen eine große Zahl von Terroristen befindet. Unsere Koalition fährt mit der Ausbildung weiterer irakischer Streitkräfte fort, die effektiv, gut ausgebildet und gut ausgerüstet und bereit sind, zunehmend Verantwortung für die Sicherheit ihres Landes zu übernehmen.

Mit zunehmender Stärke der Sicherheitskräfte und weiterem Fortschreiten des politischen Prozesses werden wir die Truppenstärken reduzieren können, ohne unsere Fähigkeit zu verlieren, die Terroristen zu besiegen. Beim weiteren Vorgehen werden alle Entscheidungen über Truppenstärken basierend auf der Situation vor Ort sowie den Empfehlungen unserer Befehlshaber getroffen, nicht basierend auf künstlichen politischen Zeitplänen aus Washington.

Die Fortschritte im Irak waren nicht mühelos, aber sie waren beständig. Vor nicht allzu langer Zeit hatten die Iraker eine ernannte Regierung, keine vom Volk gewählte Legislative, keine dauerhafte Verfassung und keine neueren Erfahrungen mit freien nationalen Wahlen. In weniger als zwei Jahren haben sie eine Übergangsregierung gewählt, im Herzen der arabischen Welt eine progressive, demokratische Verfassung erarbeitet, das Dokument in einem nationalen Referendum gebilligt und dann auf seiner Grundlage eine neue Regierung gewählt. Bei jeder neuen Wahl im Irak gab es weniger Gewalt, umfassenderes Interesse und eine größere Wahlbeteiligung - über 70 Prozent bei der letzten Wahl. Die Iraker haben gezeigt, dass sie ihre Freiheit zu schätzen wissen und dass sie entschlossen sind, die Zukunft ihres Landes selbst zu bestimmen.

Es ist nicht schwer zu erkennen, warum sich die Terroristen dem Aufkommen der Demokratie im Irak widersetzen und dagegen wüten. Sie wissen, dass mit dem Voranschreiten der Freiheit, wenn Frauen und Männer ein Mitspracherecht in den Angelegenheiten ihres Landes erhalten, diese ihre kreativen Gaben dem Streben nach Frieden zuwenden. Menschen, die in Freiheit leben, können über ihr Schicksal entscheiden, und das gibt ihnen wirkliche Hoffnung auf materiellen Fortschritt in ihrem eigenen Leben und auf eine bessere Zukunft für ihre Kinder. Mit der Verbreitung der Demokratie verlieren Ideologien, die Wut und Feindseligkeit propagieren, ihre Attraktivität, und Terroristen verlieren ihre Rekruten, Zufluchtsorte und Geldgeber.

Aus diesem Grund hat unsere Strategie für den Sieg im Krieg gegen den Terror ein fünftes und entscheidendes Element: Wir werden uns im Nahen und Mittleren Osten dafür einsetzen, Hass und Ressentiments durch Demokratie und Hoffnung zu ersetzen.

Politische Freiheit und friedlichen Wandel in einem krisengeschüttelten Teil der Welt zu unterstützen, ist eine langfristige Verpflichtung. Wir wissen bereits, dass die Arbeit nicht leicht sein wird. Dennoch gibt es keine Alternative. Am 11. September 2001 erkannten die Vereinigten Staaten, dass brodelnde Konflikte in weit entfernten Regionen der Welt sich zu einem plötzlichen und mörderischen Anschlag in unserem eigenen Land führen können. Millionen von Menschen im Nahen Osten haben seit Jahrzehnten nichts als Diktatur und eiserne Herrschaft erfahren - was zu Elend, Bitterkeit und Ideologien der Gewalt führte. Wenn wir den Status quo einfach akzeptieren, wird diese Region für die heutige und zukünftige Generationen eine Quelle für Konflikte und zunehmende Gewalt.

Wenn die Menschen dieser Region die Rechte freier Frauen und Männer erhalten, unter gewählten, rechenschaftspflichtigen Regierungen leben und die Möglichkeit haben, in Gesellschaften voller Hoffnung zu arbeiten und erfolgreich zu sein, wird der Strom des Extremismus und Hasses eines Tages versiegen.

Wie der Präsident sagte - in diesem Punkt sind die Ideale und Interessen der Vereinigten Staaten dieselben: Das Überleben der Freiheit in unserem Land hängt immer mehr vom Erfolg der Freiheit in anderen Ländern ab; die beste Hoffnung auf Frieden auf unserer Welt liegt in der Verbreitung von Freiheit überall auf der Welt.

Als Amerikaner vertrauen wir auf die Demokratie, aber nicht auf Illusionen. Wir wissen, dass es Zeit, Anstrengungen und Geduld erfordert, bis demokratische Werte und freie Institutionen Fuß fassen. Der Nahe und Mittlere Osten hat noch einen langen Weg vor sich. Das Versprechen der Demokratie gründet letzten Endes auf freien Wahlen und der Fähigkeit freier Bürger, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die sie regieren - aber das ist nur der Anfang.

Eine funktionierende Demokratie erfordert Institutionen, die mehr als eine Wahl überdauern. Demokratie erfordert den Schutz der Rechte von Minderheiten, Religionsfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, freie Meinungsäußerung sowie eine integrative Gesellschaft, an der jeder Mensch teilhaben kann. Die Politiker, die Wahlen gewinnen, haben die Pflicht, Institutionen und Gesetze zu unterstützen, die den friedlichen Wünschen ihrer Bürger dienen.

Palästina: "Ist Demokratie wirklich der Weg zu Frieden im Nahen Osten?"

Die neu gewählte Regierung in den Palästinensergebieten hat jetzt solche Pflichten inne. Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass die Ergebnisse der Wahlen im letzten Monat dazu geführt haben, dass einige sich fragten, ob Demokratie wirklich der Weg zu Frieden im Nahen Osten ist. Sie argumentieren, dass wir die Region vielmehr destabilisieren und die Aussicht auf Frieden untergraben, indem wir demokratischen Wandel fördern. Ich bin der Meinung, dass dieses Argument falsch ist.

Es ist schwer, zu behaupten, dass man dauerhaft Stabilität und Frieden erhält, indem man den Bürgern ein Mitspracherecht an ihrer eigenen Regierung vorenthält. Es ist vielmehr so, dass die Verwehrung legitimer Möglichkeiten, eine abweichende Meinung zu äußern, eine der Ursachen für den Extremismus im Nahen Osten ist. Jahrzehntelang dachten viele, die Tolerierung von Unterdrückung sei um der Stabilität der Region willen gerechtfertigt. Aber wir schoben die Probleme nur auf, während sie sich vervielfachten, gefährliche Demagogen den Groll anheizten und die Ideologien der Gewalt sich verfestigten.

Wir müssen unter diese Geschichte fehlgeschlagener politischer Strategien einen klaren Schlussstrich ziehen. Wenn wir den Völkern der Region dabei helfen, ihre Freiheit zu erringen, ihre Ansichten auszudrücken, offen zu diskutieren und ihre eigene politische Führung zu wählen, haben wir eine bessere Chance, den Extremismus zu besiegen, der uns alle bedroht.

Eine Alternative zu Demokratie ist die Führung und Kontrolle durch eine kleine Elite. Das ist es leider, was wir während eines Großteils des vergangenen Jahrzehnts in den Palästinensergebieten beobachtet haben - und wir leben noch immer mit dem Vermächtnis der Korruption, gebrochenen Versprechen, elender Armut, dem Zusammenbruch der Rechtsstaatlichkeit und schließlich dem Ausbruch einer Terrorkampagne an der Grenze zu Israel. Die Kandidaten der Hamas versprachen, die Korruption zu bekämpfen und die sozialen Dienste zu verbessern, und die Palästinenser werden sie daran erinnern. Wenn die Anführer der Hamas die Hilfe der Vereinigten Staaten und der internationalen Gemeinschaft beim Aufbau einer unabhängigen, wirtschaftlich erfolgreichen palästinensischen Nation wünschen, zeichnet sich der zukünftige Weg klar ab. Die palästinensische Regierung muss das Existenzrecht Israels anerkennen. Zudem muss die Hamas dem Terror abschwören und die Infrastruktur des Terrors zerstören. Eine Sache ist klar: Die Vereinigten Staaten werden nicht beim Aufbau eines palästinensischen Staates behilflich sein, der Terror und Gewalt begünstigt.

Vor fast vier Jahren bekannte sich Präsident Bush zu der Vision von zwei Staaten, die in Frieden und Sicherheit Seite an Seite leben. Gleichzeitig machte er klar: Es gibt einfach keine Möglichkeit, diesen Frieden zu erreichen, bevor alle Parteien den Terror bekämpfen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, eine der grundlegenden Wahrheiten der Welt, in der wir leben, ist, dass George W. Bush ein Mann ist, der seine Versprechen hält. Die Politik der Vereinigten Staaten spiegelt unsere Ideale sowie die Verpflichtungen wider, die wir als Nation eingegangen sind. Wir werden konsequent handeln. Wir werden unseren Glauben an die Demokratie nicht aufgeben. Wir werden unseren Widerstand gegen den Terror nicht aufgeben. Und wir werden unseren Einsatz für die Sicherheit unserer Freunde und Verbündeten nicht aufgeben. Israel kann sich auf die Vereinigten Staaten von Amerika verlassen.

In den vergangenen vier Jahren sind weitere freie Nationen im Nahen und Mittleren Osten entstanden. Die Vereinigten Staaten werden auf der Seite der demokratischen Reformer bleiben, und die Reformer stehen auf der Seite der Geschichte. Überall in der Region hat sich der politische Dialog gewandelt - und Politiker, Gelehrte, Studenten sowie Frauen und Männer aus allen gesellschaftlichen Bereichen sprechen über Freiheit, Gleichberechtigung und rechenschaftspflichtige Regierungsinstitutionen. Ein libanesischer Politiker sagte: "Als ich die Iraker wählen sah, war das der Beginn einer neuen arabischen Welt... Die Syrer, die Ägypter, alle sagen, dass sich etwas verändert. Die Berliner Mauer ist gefallen. Wir können es sehen."

In der Tat ist es so, dass die ganze Welt die Veränderungen und die zunehmende Hoffnung in Ländern wie dem Libanon sehen kann. Jetzt, da die syrischen Truppen das Land verlassen haben, muss die syrische Regierung auch aufhören, sich in die Zukunft eines freien Libanon einzumischen. Die Vereinigten Staaten befürworten einen souveränen, unabhängigen Libanon, die Zerschlagung aller bewaffneten Milizen und die Kontrolle der libanesischen Regierung über das gesamte libanesische Staatsgebiet.

Es sollte eine vollständige Untersuchung des Attentats auf den ehemaligen Ministerpräsidenten Hariri geben, so dass die Mörder zur Rechenschaft und alle Beteiligten - unabhängig von ihren offiziellen Positionen - zur Verantwortung gezogen werden können. Die Vereinigten Staaten unterstützen die Libanesen in ihrem Streben nach Freiheit und Demokratie. Sie verdienen das Recht, über die Zukunft ihres Landes zu entscheiden, und sie verdienen einen Präsidenten, der sie wirklich vertritt und in die Zukunft, nicht die Vergangenheit blickt.

Iran: "Die Vereinigten Staaten lassen alle Optionen für den Umgang mit dem unverantwortlichen Verhalten des Regimes auf dem Tisch"

Die Vereinigten Staaten unterstützen auch die demokratischen Bestrebungen der Iraner. Die Iraner haben eine Generation lang Unterdrückung durch ein fanatisches Regime ertragen. Das iranische Regime ist eines der Hauptsponsoren des Terrors. Der derzeitige Präsident hat offen darüber gesprochen, Israel von der Landkarte zu tilgen, und über eine Welt ohne die Vereinigten Staaten. Er hat verachtenswerte Äußerungen gemacht, die die Verbrechen der Nationalsozialisten in Zweifel ziehen, und sich damit in die Reihe der in einer Fantasiewelt lebenden Holocaustleugner eingereiht.

Das Regime in Teheran fordert zudem weiterhin die Welt mit seinen nuklearen Bestrebungen heraus. Natürlich könnte diese Angelegenheit bald dem UN-Sicherheitsrat vorgelegt werden. Das iranische Regime muss wissen, dass die internationale Gemeinschaft bereit ist, ernst zu nehmende Konsequenzen zu ergreifen, wenn es seinen derzeitigen Kurs fortsetzt. Die Vereinigten Staaten lassen alle Optionen für den Umgang mit dem unverantwortlichen Verhalten des Regimes auf dem Tisch. Zusammen mit anderen Nationen übermitteln wir dem Regime eine eindeutige Botschaft: Wir werden nicht zulassen, dass Iran Kernwaffen besitzt.

Die Bürger von Iran können sich absolut sicher sein, dass wir sie, ihr Land und ihre lange Geschichte als große Zivilisation respektieren - und ihnen zur Seite stehen. Die Iraner wollen und verdienen es, frei von Tyrannei und Unterdrückung in ihrem Land leben zu können. Die Freiheit im Nahen Osten erfordert die Freiheit der Iraner - und die Vereinigten Staaten blicken dem Tag erwartungsvoll entgegen, an dem unsere Nation zu den engsten Freunden eines freien und demokratischen Iran zählt.

In den kommenden Monaten und Jahren werden die Vereinigten Staaten weiterhin Demokratie als Ausdruck unserer Ideale um unserer eigenen Sicherheit sowie der Sicherheit unserer Freunde und Verbündeten willen unterstützen. Wir werden auch weiterhin mit der Entschlossenheit handeln, die die vergangenen fünf Jahre zu einer Zeit der Fortschritte im Nahen Osten gemacht haben.

Erinnern Sie sich nur einen Moment lang, wo wir vor fünf Jahren standen, als Präsident Bush und ich ins Amt gewählt wurden. Die geheimen Pläne für die Anschläge vom 11. September 2001 wurden bereits geschmiedet. Flugzeugentführer waren bereits rekrutiert, Finanzmittel standen bereit und die Terroristen waren vorbereitet. Einige der Flugzeugentführer befanden sich bereits in den Vereinigten Staaten. In Afghanistan waren die Taliban an der Macht. Al Kaida betrieb Ausbildungslager, die Ende der Neunzigerjahre tausende Terroristen hervorbrachten. Im Irak war Saddam Hussein an der Macht und führte zusammen mit seinen zwei böswilligen Söhnen eines der blutigsten Regime des 20. Jahrhunderts.

Vor fünf Jahren war die Verbreitung von Waffen ein ernst zu nehmendes Problem, vor allem im nuklearen Bereich. A. Q. Khan, der Mann, der dazu beitrug, das pakistanische Atomprogramm zu gründen, hatte ein Netzwerk geschaffen, das Atomwaffentechnologien an Schurkenstaaten wie Nordkorea und Iran exportierte. Muammar Gaddafi, einer der größten Kunden des Netzwerks von A. Q. Khan, gab in Libyen Millionen für den Erwerb von Kernwaffen aus.

Heute ist die Situation eine ganz andere. Das Taliban-Regime ist Geschichte, und 25 Millionen Afghanen sind frei. Wir haben hunderte Mitglieder der Al Kaida gefangen genommen oder getötet, ihre Anführer in die Flucht geschlagen und die Lager geschlossen, in denen die Mörder ausgebildet wurden. Saddam Hussein erwacht jeden Morgen in einer Gefängniszelle, seine Söhne sind tot und Millionen von Irakern haben sich der Demokratie zugewandt. Die irakischen Politiker spiegeln die Ehre der Iraker wider und kein Diktator nimmt den Menschen ihr Geld, um es den Familien von Selbstmordattentätern zu geben.

Nur einige Tage nach der Verhaftung von Saddam Hussein kündigte die politische Führung von Libyen an, sie würde alle ihre Materialien für die Herstellung von Massenvernichtungswaffen abgeben. Kurz darauf wurde das libysche Uran und die Zentrifugen an eine US-Einrichtung in Oak Ridge (Tennessee) übergeben. Das Netzwerk von A. Q. Khan wurde zerschlagen.

Unser großartiges Land, das im Lauf der Jahre zur Entstehung von neuen Demokratien in Europa, Asien und Lateinamerika beigetragen hat, dient dieser Sache nun im Nahen Osten - mit Mut, fester Entschlossenheit und einem Grad von Großzügigkeit seitens der Amerikaner, den es seit dem Marshall Plan nicht mehr gegeben hat.

Vor fünf Jahren hätten viele sich nur schwer vorstellen können, dass all diese Veränderungen kommen würden. Natürlich sind sie nicht einfach so geschehen. Weil wir bereit waren, unseren Überzeugungen gemäß zu handeln, leben wir heute in einer besseren Welt. Wir können nicht jede Wendung, die im Krieg gegen Terror, Tyrannei und die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen vor uns liegt, antizipieren. Jedoch werden wir stets geduldig und entschlossen sein - weil die Befürworter der Demokratie unsere Hilfe benötigen und die Feinde der Demokratie unseren Willen herausfordern werden. Wir werden zuversichtlich sein, weil die Ereignisse sich in Richtung der menschlichen Freiheit bewegen. Die Sache der Freiheit ist die richtige Sache, und jede Maßnahme, die wir für sie ergreifen, wird diese Welt besser und sicherer für unsere Kinder machen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte Ihnen nochmals für Ihre Gastfreundschaft danken. Der Präsident und ich sind Ihnen für Ihren Rat dankbar, für Ihr Engagement für die Sicherheit unseres Landes sowie für alles, das Sie für die israelisch-amerikanische Freundschaft tun.

Vielen Dank.

Originaltext: America Will Lead World to Victory Against Terrorism, Cheney Says
siehe: http://usinfo.state.gov/xarchives/display.html?p=washfile-english&y=2006&m=March&x=20060307170940idybeekcm0.1617243



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