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Xe gegen Al-Qaida

Blackwater ist wieder im blutigen Geschäft mit dem Krieg. Angeheuert von CIA und US-Außenministerium

Von Karin Leukefeld *

Der US-Geheimdienst CIA hat für die Absicherung seiner Operationen in Afghanistan die Sicherheitsfirma Xe-Services angeheuert. Der Vertrag im Wert von 100 Millionen US-Dollar läuft zunächst für ein Jahr, mit der Möglichkeit auf Verlängerung. Xe-Services ist der neue Name für die Firma Blackwater Weltweit, die bis Anfang Juni für die Sicherheit von US-Diplomaten, Regierungs- und Militärpersonal im Irak tätig war. Blackwater war in die Schlagzeilen geraten, nachdem sein Personal 2007 in Bagdad 17 Zivilisten ermordet hatte. Die irakische Regierung wies alle Mitarbeiter von Blackwater aus, die letzten 250 verließen Anfang Juni das Land.

Nur wenige Tage vor Bekanntwerden des CIA-Vertrages für Xe-Services war bereits das US-Außenministerium kritisiert worden, weil es ebenfalls einen 120 Millionen-Vertrag mit Xe-Services für den Schutz seiner Einrichtungen in Afghanistan abgeschlossen hatte. Die Kritik kam von Mitgliedern einer Untersuchungskommission, die sich mit dem Vorgehen privater Sicherheitsfirmen in Kriegsgebieten befaßt. Für das US-Außenministerium sollen die Xe-Söldner neu eingerichtete US-Konsulate und Projekte in den Provinzen Herat und Mazar-e Sharif schützen.

Nach Angaben von CIA-Chef Leon Panetta soll Xe-Services die Sicherheit der CIA-Basen in Afghanistan übernehmen, ihre Beteiligung an Einsätzen sei ausgeschlossen. Man operiere in einer »Kriegszone«, so Panetta in einem Interview mit dem US-Fernsehsender ABC. »Unglücklicherweise gibt es nur wenige Firmen, die diese Art von Sicherheit gewährleisten können.« Man sei »auf sie angewiesen«, so Panetta weiter. Xe-Services habe den Zuschlag bekommen, weil die Firma erfahren und bestens für die Aufgaben geeignet sei und zudem 26 Millionen US-Dollar unter den Angeboten der beiden konkurrierenden Angebote von Triple Conopy and DynCorp International gelegen habe.

Die US-Administration hatte erst kürzlich erklärt, ihre geheimen Missionen auf der Jagd nach Al-Qaida in der arabischen und muslimischen Welt ausweiten zu wollen. Neben Afghanistan und Pakistan sollen unbestätigten Berichten zufolge der Jemen und der Iran Schwerpunkte solcher Missionen sein. Die Beteiligung von Xe-Services an diesen Missionen ist sehr wahrscheinlich, wie der US-Journalist Jeremy Scahill im November 2009 berichtete. Er wies in seiner Recherche die Beteiligung von Blackwater an geheimen Hinrichtungs- und Entführungsoperationen sowie an Drohneneinsätzen in Pakistan nach. Die Operationen gegen angebliche Mitglieder sowie Unterstützer von Al-Qaida und den Taliban waren offenbar so geheim, daß nicht einmal die US-Administration von Barack Obama davon Kenntnis hatte.

Das Massaker am Nisoor-Platz in Bagdad 2007 wird vermutlich ein weiteres juristisches Nachspiel haben, nachdem das US-Justizministerium kürzlich in einem Wiederaufnahmeverfahren erklärte, die Niederschlagung des Falles sei unrechtmäßig gewesen. Es gebe mehr als genug deutliche Beweise, um das Verfahren gegen die fünf Blackwater-Mitarbeiter wieder aufzunehmen. Die damalige Einstellung sei »ungerechtfertigt« gewesen.

* Aus: junge Welt, 29. Juni 2010


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