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Kindersoldaten – von skrupellosen Erwachsenen zu Tätern gemacht

UNICEF fordert mehr Anstrengungen gegen diesen weltweiten Missbrauch Hunderttausender

Es müsse mehr Anstrengungen geben, um Minderjährige, die in Armeen und Rebellengruppen dienen, zu entwaffnen und wieder in die Gesellschaft einzugliedern, teilte das UNO-Kinderhilfswerk anlässlich des Welttags gegen den Einsatz von Kindersoldaten am Freitag in Köln mit. Trotz weltweiter Ächtung würden in den Kriegs- und Krisengebieten derzeit Hunderttausende Kinder und Jugendliche als Soldaten missbraucht.

Der Einsatz von Kindersoldaten sei eine zynische Menschenrechtsverletzung, erklärte der Vorsitzende von UNICEF Deutschland, Jürgen Haraeus. Die Kinder bräuchten Unterstützung, um in ein normales Leben zurückzufinden. »Diese Kinder sind Opfer, die von skrupellosen Erwachsenen zu Tätern gemacht werden«, unterstrich Haraeus.

Derzeit arbeiteten Teams der Organisation der Vereinten Nationen in 14 Ländern, um die Rekrutierung von Kindern als Soldaten zu verhindern und Kinder aus dem Militär zu befreien, hieß es. Die Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldaten sei schwierig, da die Mädchen und Jungen vielfach traumatisiert und zu Außenseitern gemacht worden seien. Obwohl 120 Staaten das Zusatzprotokoll zur UNO-Kinderrechtskonvention unterzeichnet haben, rekrutierten viele Rebellengruppen Kinder, darunter die Organisation FARC in Kolumbien, die Separatistenbewegung LTTE in Sri Lanka und mehrere Milizen in Sudan.

Weltweit gibt es nach Schätzungen von Hilfsorganisationen mehr als 250 000 Kindersoldaten. Die Kindernothilfe geht sogar davon aus, dass in jedem Krieg der Welt Kinder als Soldaten missbraucht werden. Oft bleibe ihr Einsatz jedoch im Verborgenen.

Die meisten Kindersoldaten gibt es in Myanmar. Das Kinderhilfswerk »terre des hommes« schätzt, dass allein dort 77 000 Minderjährige in der Regierungsarmee sowie in bewaffneten Oppositionsgruppen kämpfen. Ein Großteil aller Kindersoldaten wird zwangsrekrutiert. Andere werden von offiziellen Armeen oder Rebellengruppen mit falschen Versprechungen und einem geringen Sold gelockt. Auch die Angst vor Übergriffen und die Hoffnung auf Schutz treibt Jungen und Mädchen zu den Waffen.

Doch nicht erst der Einsatz an der Waffe macht ein Kind zum Soldaten. Minderjährige werden auch als Köche, Späher oder Sexspielzeug rekrutiert. Für viele ist die Situation ausweglos. Wenn eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft überhaupt gelingt, dauert sie oft Jahre.

* Aus: Neues Deutschland, 13. Februar 2010

UNICEF zum Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten

Kindersoldaten befreien und unterstützen

12. Februrar 2010

Anlässlich des heutigen Welttages gegen den Einsatz von Kindersoldaten ruft UNICEF zu verstärkten Anstrengungen zur Demobilisierung und Wiedereingliederung von Kindersoldaten auf. Nach Schätzungen von UNICEF werden trotz weltweiter Ächtung in den Kriegs- und Krisengebieten der Erde derzeit immer noch rund 250.000 Kinder und Jugendliche als Soldaten missbraucht.

„Der Einsatz von Kindersoldaten ist eine zynische Menschenrechtsverletzung“, sagte Jürgen Heraeus, Vorsitzender von UNICEF Deutschland. „Diese Kinder sind Opfer, die von skrupellosen Erwachsenen zu Tätern gemacht werden. Sie brauchen Unterstützung, um in ein normales Leben zurückzufinden.“

Seit 2008 hat UNICEF gemeinsam mit Partnern die Freilassung von mehr als 12.600 Kindern aus verschiedenen Armeen und bewaffneten Gruppen in neun Ländern erreicht. Unter den Freigelassenen waren auch 1.648 Mädchen. Allein in Nepal unterstützt UNICEF aktuell zum Beispiel die Wiedereingliederung von 3.000 früheren Kindersoldaten.

Nach einem Abkommen zwischen der maoistischen Rebellenarmee und den Vereinten Nationen im Dezember 2009 werden in Nepal derzeit die früheren Kämpfer demobilisiert und können an einem Wiedereingliederungsprogramm teilnehmen. Dabei ist es ihnen möglich, einen Schulabschluss oder eine handwerkliche Berufsausbildung zu machen. Seit dem Ende des Bürgerkriegs in Nepal 2006 hat UNICEF dort insgesamt rund 7.500 frühere Kindersoldaten dabei unterstützt, ein ziviles Leben zu beginnen.

Derzeit arbeiten Einsatzgruppen der Vereinten Nationen in 14 Ländern (Afghanistan, Burundi, Demokratische Republik Kongo, Elfenbeinküste, Kolumbien, Myanmar, Nepal, Somalia, Sri Lanka, Sudan, Tschad, Philippinen, Uganda und Zentralafrikanische Republik), um die Rekrutierung von Kindern als Soldaten zu verhindern und Kinder aus dem Militär zu befreien. Die Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldaten ist schwierig, da die Mädchen und Jungen vielfach traumatisiert sind und zu Außenseitern gemacht wurden. Oft wurden sie zum Kämpfen mit der Waffe und zu schrecklichen Grausamkeiten gezwungen. Mädchen wurden häufig sexuell missbraucht.

120 Staaten haben das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet, das den Einsatz von Minderjährigen im Krieg verbietet. Trotzdem halten sich vor allem viele nicht-staatliche militärische Gruppen nicht an diese Grundsätze. Dazu gehörten im vergangenen Jahr zum Beispiel die Rebellenorganisation FARC in Kolumbien, die LTTE in Sri Lanka und verschiedene Milizengruppen im Sudan und im Gebiet um die großen Seen in Afrika, vor allem im Ost-Kongo.

Quelle: Deutsche Website von UNICEF; www.unicef.de




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