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Der Austausch von muslimischen und nicht-muslimischen Menschen hilft gegen Islamophobie

"Islamforen" organisieren Verständigung und Integration

Im Folgenden dokumentieren wir einen Auszug aus einem Buch von Jürgen Micksch, das sich mit den Islamforen in Deutschland befasst:
Jürgen Micksch: Islamforen in Deutschland. Dialoge mit Muslimen. (Mit einem Vorwort von Rita Süssmuth), Frankfurt am Main: Verlag Otto Lembeck 2005, 141 S. ISBN 3-87476-478-8
Der Text war am 14. April 2005 in der Frankfurter Rundschau veröffentlicht worden. Wir dokumentieren einen Auszug daraus.
Doch zunächst dokumentieren wir einen Artikel, der zum selben Thema - ebenfalls am 14. April 2005 - in der Tageszeitung "Neues Deutschland" erschien. Den Druckfehler im Namen ("Miksch" statt Micksch") haben wir stillschweigend entfernt.



Offensive gegen Islamophobie

Foren organisieren erfolgreich den Dialog mit und zwischen Muslimen

Von Uwe Kalbe

83 Prozent der Deutschen bringen den Islam mit Terror in Verbindung. 82 Prozent halten Muslime für fanatisch und radikal, 70 Prozent für gefährlich. Das ist das Ergebnis einer Allensbach-Erhebung im letzten Jahr. Diese Informations-Missbildung hat eine schreckliche Folge: dass sie eine Isolation und Radikalisierung der Muslime in Deutschland – immerhin drei Millionen Menschen – erst besorgt, die sie eigentlich beklagt.

Der Vorsitzende des Interkulturellen Rates in Deutschland, Jürgen Micksch, spricht von »Islamophobie«. Er ist einer der Initiatoren eines Dialogs, der dieser Entwicklung entgegensteuern will. Neben dem Islamforum auf Bundesebene haben die Bemühungen mittlerweile weitere Foren in verschiedenen Bundesländern hervorgebracht. Micksch und Yasar Bilgin als Vorsitzender des Rates der Türkeistämmigen Staatsbürger in Deutschland stellten am Mittwoch in Berlin die Ergebnisse der nunmehr dreijährigen Arbeit in Form einer Broschüre vor, für die Rita Süssmuth, die Vorsitzende der einstigen parteiübergreifenden Zuwanderungskommission, das Vorwort geschrieben hat.

Gemeinsam forderten die drei Politiker zu einer Dialogoffensive auf. Sie können auf einige Vorleistungen verweisen. Vertretungen aller relevanten muslimischen Verbände diskutieren in den Islamforen, die anderswo unter anderen Namen laufen – wie dem Ostdeutschen »Forum für Muslime«, das in Leipzig tagt. Regelmäßig erörtern die Teilnehmer kritische Fragen des Zusammenlebens, und sie tun es gemeinsam mit Vertretern der Bundesregierung wie des Verfassungsschutzes, im Dialog mit Kirchen, Wissenschaft und zuweilen auch Medien, zu denen man ein ambivalentes Verhältnis pflegt.

Nicht nur den Dialog mit Muslimen hat man sich zur Aufgabe gemacht, sondern auch den zwischen Muslimen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn rund 80 Prozent von ihnen leben ohne starke Bindungen an islamische Traditionen, so Micksch. Es gibt wenig Kontakte, dafür aber Vorbehalte der Mehrheit der säkular eingestellten Muslime oder der Aleviten gegenüber religiös geprägten Muslimen – und umgekehrt. Micksch: »In der deutschen Bevölkerung werden die Differenzierungen kaum wahrgenommen.«

Zudem könnten nur 0,1 Prozent der hier lebenden Muslime als gewaltbereit bezeichnet werden. Doch die Angst vor ihnen präge das Bild auch aller anderen Muslime. Von Jahrhunderte alten Vorurteilen spricht Rita Süssmuth. Hinzu kommen eine Behördenpolitik, die in Muslimen vorrangig ein Sicherheitsrisiko sieht, und undifferenzierte Medienberichte. Doch auch direktem Widerspruch der Bundesregierung sehen sich die Foren zuweilen ausgesetzt. Ein »Dialog mit Menschen und Organisationen, die es an einem klaren Bekenntnis zum Grundgesetz mangeln lassen«, könne zur »Verbreitung grundgesetzwidriger Ideen missbraucht« und daher nicht gefördert werden, lautete die Antwort aus dem Bundesfamilienministerium auf die Bitte um Förderung aus einem Programm, das zur »Stärkung von Demokratie und Toleranz und zur Prävention und Bekämpfung von Rechtsextremismus« geschaffen wurde.

Dabei zählt das Bekenntnis zum Grundgesetz zum »unveräußerlichen Wertekanon« der Foren. Man schließe jedoch nicht Organisationen wie Milli Görüs vom Dialog aus, die über einen großen Rückhalt unter türkischstämmigen Migranten verfügt, aber vom Verfassungsschutz als vorgebliche Heimstatt von Islamisten beobachtet wird.

Schon Ende des vergangenen Jahres hatte Micksch geklagt, »dass diese Politik der Bundesregierung dazu beiträgt, dass Dialoge immer schwerer gemacht werden. Wie sollen Muslime für unsere Gesellschaft gewonnen werden, wenn nicht miteinander geredet wird?« Dabei sind inzwischen deutliche Erfolge zu sehen, wie das Interesse an Fortbildungsangeboten der Foren unter Imamen und islamischen Gemeindevorstehern zeigt.

Man kann dem Forum nicht vorwerfen, streitsüchtig zu sein. In einer Mitteilung schon 2002 hieß es: »Es ist sinnvoll, dass dort (beim Verfassungsschutz – U.K.) etwa 400 Stellen bestehen, durch die eine qualifizierte Beobachtung extremistischer Gruppierungen erfolgt. Es ist jedoch zu kritisieren, dass es praktisch keine einzige staatliche Stelle gibt, die für Dialoge und die Integration von Muslimen tätig ist«.

Aus: Neues Deutschland, 14. April 2005


Reden ist Gold

Seit 2002 gibt es Islamforen, in denen Christen, Muslime, Juden, Verfassungsschützer und Politiker sich austauschen / Von Jürgen Micksch (1)Die unterschiedlichen muslimischen Gesprächspartner haben immer wieder betont, dass sie ohne Wenn und Aber die deutsche Verfassung befürworten und für sich als verpflichtend ansehen. Das wurde so auch für die Gleichberechtigung von Mann und Frau ausgesprochen.

An dieser Position kann das Verhalten von Muslimen in Deutschland gemessen werden. In den vielen Jahren der Begegnungen mit Muslimen hat mir gegenüber nur ein Muslim, der deutsche Ahmed van Denffer sich dafür ausgesprochen, dass er die Monogamie in der deutschen Verfassung ablehne. Er hat nach meiner Wahrnehmung nur eine isolierte Position unter bekennenden Muslimen in Deutschland. Dennoch ist nicht zu unterschätzen, dass er bei der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland eine herausgehobene Rolle spielt. Er tritt dort auf zahlreichen Veranstaltungen auf. Doch habe ich nicht beobachtet, dass seine abweichenden Positionen von der Mehrheit der führenden Muslime geteilt werden.

Ja zur Verfassung

Es ist zu fragen, in wieweit die Befürwortung der deutschen Verfassung auch bei den Mitgliedern islamischer Gemeinden verwurzelt ist. Soweit Umfragen dazu vorliegen ist dies bei der großen Mehrheit zu bejahen. Sicher gibt es auch abweichende Positionen, aber ich kann nicht erkennen, dass sie unter Muslimen eine bedeutende Rolle spielen. Es ist wichtig, dass von den führenden muslimischen Persönlichkeiten diese Befürwortung der Verfassung immer wieder betont wird. Das hat langfristig auch Auswirkungen auf islamische Gemeinden.

Es bleibt die Frage, in wieweit diese Aussagen ernst zu nehmen sind. Zweifel sind bei Milli Görüs und der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland angebracht. Hier gibt es Beispiele von Anhängern, die nicht auf dem Boden der deutschen Verfassung stehen.

Bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau gibt es Lippenbekenntnisse, die mit den tatsächlich zu beobachtenden Verhaltensweisen in Spannung stehen. Muslimische Frauen sind in Entscheidungsgremien unterrepräsentiert. Ein traditionelles Frauenbild wird aus den meisten Herkunftsländern mitgebracht. Zugleich gibt es beachtliche islamische Frauenbewegungen in Deutschland, die sich um Veränderungen bemühen.

Die Stellung von Frauen in muslimischen Gemeinden entspricht der von zugewanderten orthodoxen, katholischen und einigen evangelischen Gemeinden. Sie ist eher kulturell bedingt als eine Folge besonderer islamischer Positionen in Deutschland.

(2)Muslime weisen immer wieder darauf hin, dass ihre Religionsfreiheit in vielen islamisch geprägten Ländern eingeschränkt ist. Deswegen wird die Hochschätzung der Religionsfreiheit in Deutschland häufig betont. Der Wechsel von Religionsgemeinschaften wird von den führenden Persönlichkeiten befürwortet.

Das widerspricht freilich der traditionellen Prägung vieler Muslime. Ähnlich wie bei syrisch-orthodoxen Christen aus der Türkei bedeutet ein Religionswechsel, dass solche Personen mit dem Schlimmsten zu rechnen haben. Vor hundert Jahren war das auch zwischen evangelischen und katholischen Christen in Deutschland nicht anders. Hier finden in der säkularen deutschen Gesellschaft Lernprozesse statt, die in den Herkunftsländern oft noch nicht vorstellbar sind.

Geschätzte Religionsfreiheit Es ist sicher ein kritischer Punkt, dass sich der aus Saudi-Arabien kommende Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland zwar ausdrücklich und glaubwürdig für die Religionsfreiheit und den Religionswechsel in Deutschland ausspricht. Als wir ihn im Deutschen Islamforum gefragt haben, ob er diese Forderung auch für Saudi-Arabien vertritt, erhielten wir ausweichende Antworten.

Insgesamt sollte aber nicht bezweifelt werden, dass die Religionsfreiheit und der Religionswechsel von den führenden muslimischen Gruppierungen in Deutschland befürwortet werden.

(3)Die Ablehnung von Gewalt, sofern sie nicht von den dazu autorisierten staatlichen Stellen ausgeübt wird, ist ein Konsens bei den Vertretungen muslimischer Gruppierungen in Deutschland.

Das Zitat einer gewaltbefürwortenden Stellungnahme in der Auseinandersetzung zwischen Palästina und Israel wurde aus der Homepage der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland herausgenommen, nachdem wir darauf hingewiesen haben. Die terroristischen Verbrechen von New York oder Madrid wurden von allen relevanten Gruppierungen ausdrücklich verurteilt. Deshalb ist auch nicht verständlich, warum der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Huber, die Muslime in Deutschland dazu aufgefordert hat, sich von Gewalt zu distanzieren.

Einstimmig haben die muslimischen Vertreter im Deutschen Islamforum am 16. November 2004 in einer Stellungnahme betont: "Der Islam darf nicht mit Terrorismus und Gewalt gleichgesetzt oder in Verbindung gebracht werden." Sie befürworteten "einstimmig Demonstrationen für ein friedliches Miteinander und gegen Terrorismus und Gewalt".

(4)Von allen relevanten islamischen Persönlichkeiten ist die Arbeit des Verfassungsschutzes befürwortet worden. An allen Sitzungen des Deutschen Islamforums haben Persönlichkeiten des Verfassungsschutzes teilgenommen und mitdiskutiert. Dieser Austausch war kontrovers und wird offensichtlich von beiden Seiten als wichtig eingeschätzt. Es ist erfreulich, dass vom Bundesamt für Verfassungsschutz die Bemühungen des Islamforums von Anfang an unterstützt und begleitet worden sind. Diese Dialoge werden ihren Teil dazu beitragen, dass Korrekturen bei muslimischen Gruppierungen wie bei Berichten des Verfassungsschutzes erfolgen.

(5)Die Einführung von islamischem Religionsunterricht in deutscher Sprache war vor allem ein wichtiges Thema in den Islamforen auf Länderebene. Inzwischen haben sich die Kultusbehörden sehr langsam bewegt - es gibt immer mehr Modelle zur Erprobung eines islamischen Religionsunterrichtes, auch wenn sich in manchen Bundesländern noch gar nichts tut. Inzwischen gibt es Lehrstühle zur Ausbildung von islamischen Religionslehrern an Universitäten. In dieser Frage gibt es keinen grundsätzlichen Dissens, aber viel berechtigte Kritik an den Kultusbehörden. Wo der Rechtsweg eingeschlagen wird wie in Hessen scheint sich dann überhaupt nichts mehr zu bewegen. Das ist bedauerlich, zumal z.B. die Islamische Religionsgemeinschaft Hessen und andere islamische Gruppierungen gesprächsbereit sind. (...)

(6)Diskriminierungen von Frauen wegen des Kopftuchs haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Kopftuchverbote sind durch Gesetze an den Schulen in einigen Bundesländern und für Beamtinnen in Hessen durchgesetzt worden. Diese Diskriminierungen haben Auswirkungen auf die Arbeitswelt, wenn z.B. an Frankfurter Universitätskliniken keine Krankenschwestern mit Kopftuch angestellt oder in der Universitätsklinik Gießen keine Putzfrauen mit Kopftuch eingestellt werden. Es gibt viele faktische Diskriminierungen durch die Nichteinstellung von Frauen mit Kopftuch, die schwer nachweisbar sind. Auch wenn das Bundesarbeitsgericht und das Bundesverfassungsgericht abschließend festgestellt haben, dass muslimische Frauen im privaten Dienstleistungssektor das Kopftuch als Ausdruck ihres Bekenntnisses zur islamischen Religion tragen dürfen, wird es häufig dadurch unterlaufen, dass kopftuchtragende Frauen erst gar nicht eingestellt werden.

(7)In den Islamforen ist die Wertschätzung von Juden und Christen immer zum Ausdruck gekommen. Ausdrücklich wurde von muslimischer Seite gewünscht, dass jüdische Persönlichkeiten an den Beratungen teilnehmen. Leider haben die eingeladenen jüdischen Persönlichkeiten nur selten an den Tagungen teilgenommen. Für die Beratungen war die Teilnahme jüdischer Persönlichkeiten ausgesprochen fruchtbar.

Kampf dem Antisemitismus

Erörtert wurde die Verbreitung von antisemitischen Schriften durch islamische Einrichtungen. Von muslimischer Seite wurde uns zugesagt, dass man dies sofort abstellen werde, wenn entsprechenden Vorfälle bekannt werden. Es wurde öffentlich dazu aufgefordert, "dem Interkulturellen Rat von solchen Vorfällen zu berichten". Es ist uns nie ein solcher Fall mitgeteilt worden. Der Behauptung, dass durch muslimische Einrichtungen antisemitische Schriften verbreitet werden, muss daher weiter nachgegangen werden. Wenn dies tatsächlich einmal beobachtet werden sollte, ist der Interkulturelle Rat darüber zu unterrichten und es kann davon ausgegangen werden, dass dies dann abgestellt wird.

In einem Beitrag von Ahmad van Denffer für die Homepage der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland wurde Scheich Yusuf al-Qaradawi zur Beteiligung von muslimischen Frauen am Kampf in Palästina befragt und er vertrat die Ansicht: "Die Teilnahme von Frauen an Märtyrer-Operationen, die in Palästina erfolgen, das ein besetztes Land ist, zusätzlich zu zahlreichen Sakrilegien der Juden gegen die Heiligtümer, ist eine der höchst lobenswerten Formen des Gottesdienstes." Als wir den Präsidenten der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland auf diese unerträglichen Zitate hinwiesen, wurde der Text aus der Homepage herausgenommen.

Moschee als geistige Heimat

Unabhängig davon ist nicht zu übersehen, dass insbesondere bei arabischen, aber auch türkischen Jugendlichen ein zunehmender Antisemitismus zu beobachten ist. Das hat eine von uns durchgeführte Abrahamische Jugendtagung im Juni 2004 gezeigt. Der Antisemitismus hängt auch mit den politischen Konflikten zwischen Palästina und Israel zusammen. In gleicher Weise sind bei jüdischen Jugendlichen anti-arabische und antiislamische Einstellungen festzustellen. Ich habe nicht den Eindruck, dass muslimischen und jüdische Verantwortliche deutlich genug gegen solche Vorurteile vorgehen.

(8)Bei muslimischen Einrichtungen ist eine zunehmende Tendenz zu beobachten, die Integration in die deutsche Gesellschaft zu fördern. Deutlich ist das bei den Tagen der Offenen Moschee, die von der Hälfte der Moscheevereine durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass durch Moscheen eine große Integrationsleistung erfolgt, die nicht angemessen gewürdigt wird. Viele Muslime finden in den Moscheen eine geistige Heimat und werden in moralischen Prinzipien gestärkt. Zugleich führen natürlich Erfahrungen der Ablehnung dazu, dass auch Abgrenzungen gegenüber der Demokratie und dem Westen und entsprechende Erscheinungen des Rückzugs aus der Gesellschaft erfolgen. Hier sind auch immer wieder die Defizite anzusprechen, die dadurch erfolgen, dass insbesondere Imame von Ditib nur wenige Jahre nach Deutschland geschickt werden, die Sprache nicht beherrschen und deswegen desintegrativ wirken. (...)




Die Foren
Bis Anfang 2005 wurden folgende Islamforen gebildet:
  • Deutsches Islamforum (Juni 2002)
  • Islamforum in Nordrhein-Westfalen (September 2003)
  • Hessisches Islamforum (Oktober 2003)
  • Islamforum Düren/NRW (November 2003)
  • Forum Muslime in den neuen Ländern (Juni 2004)
  • Christlich-Islamisches Forum Darmstadt-Dieburg (November 2003)
  • Muslimisches Forum in Niedersachsen (November 2003)
  • Islamforum Rheinland-Pfalz (November 2003)
Weitere Islamforen sind in Vorbereitung. Sie werden finanziert durch die Groeben-Stiftung, die das Projekt gemeinsam mit dem Interkulturellen Rat und dem Rat der Türkeistämmigen Staatsbürger in Deutschland betreibt.




Perspektiven

Die Islamforen stehen noch ganz am Anfang. Bisher ist feststellbar, dass die Zahl der aktiv Mitwirkenden und zu den Tagungen eingeladenen Personen eher zugenommen haben. Beachtlich ist auch, dass bei praktisch allen Sitzungen etwa die Hälfte der Teilnehmenden aus der islamischen Tradition kommen. Ein Defizit ist die fehlende Teilnahme der Alevitischen Gemeinde Deutschland beim Deutschen Islamforum. Aleviten sind allerdings auf Länder- und kommunaler Ebene beteiligt. In den nächsten Jahren ist es wichtig, dass Islamforen auch in weiteren Ländern eingerichtet werden, wo ein Bedarf besteht, wie z.B. in Bayern und Berlin.
  • Ein neuer und weiterführender Ansatz ist das Clearing-Programm. Es soll dazu beitragen, Konflikten und Streitpunkten aus muslimischer und nicht-muslimischer Sicht systematisch nachzugehen. (...)
  • Der Austausch von muslimischen und nicht-muslimischen Menschen ist erforderlich und möglich. Das haben bisherige Erfahrungen gezeigt. Dieser Austausch muss auf Dauer angelegt sein und auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden. Dialoge müssen kritisch und offen sein und können dann viel zur Integration beitragen.
* Jürgen Micksch, geboren 1941, ist Vorsitzender des Interkulturellen Rats in Deutschland und der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Pro Asyl. Der Theologe und Soziologe war Interkultureller Beauftragter der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, stellvertretender Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing und Oberkirchenrat beim Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Gekürzt aus: Frankfurter Rundschau, 14. April 2005 (Dokumentationsseite)

Jürgen Micksch: Islamforen in Deutschland. Dialoge mit Muslimen. (Mit einem Vorwort von Rita Süssmuth), Frankfurt am Main: Verlag Otto Lembeck 2005, 141 S. ISBN 3-87476-478-8


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