Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Der Frieden und die neue korporative Befreiungstheologie
Peace & The New Corporate Liberation Theology

Ansprache von Arundhati Roy bei der Entgegennahme des Sydney-Friedenspreises
The 2004 Sydney Peace Prize lecture delivered by Arundhati Roy, at the Seymour Theatre Centre, University of Sydney

Arundhati Roy wurde am 4. November in Australien mit dem "Sydney Peace Prize" ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Rede im vollen Wortlaut in einer deutschen Übersetzung sowie im englischen Original. (Übersetzung: Hilmar König) In Deutschland wurde die Rede zuerst in der Tageszeitung "junge Welt" veröffentlicht (11. und 13. November 2004). Die Zwischenüberschriften im deutschen Text wurden von der Redaktion eingefügt.


Als der Sydney Friedenspreis dieses Jahres verkündet wurde, stellten jene, die mich gut kennen, einige hinterlistige Fragen: Warum geben sie den Preis der größten Unruhestifterin, die wir kennen? Hat ihnen denn niemand gesagt, daß sie keinen friedlichen Knochen im Leibe hat? Und, denkwürdig, Arundhati Didi (in Hindi die Bezeichnung für ältere Schwester – H.K.), was ist der Sydney Friedenspreis? Gab es einen Krieg in Sydney, den du beenden halfst?

Aus meiner Sicht muß ich sagen, daß ich höchst erfreut bin, den Sydney Friedenspreis zu erhalten. Aber ich muß ihn akzeptieren als einen Literaturpreis, der eine Schriftstellerin für ihr Werk ehrt, weil im Gegensatz zu vielen Tugenden, die mir fälschlich zugeschrieben werden, ich keine Aktivistin bin, nicht die Führerin einer Bewegung und gewiß nicht die »Stimme der Stimmlosen«. (Wir wissen natürlich, daß es so etwas wie »Stimmlose« nicht gibt. Es gibt nur die absichtlich zum Schweigen Gebrachten oder die vorzugsweise Ungehörten.) Ich bin eine Schriftstellerin, die nicht beanspruchen kann, jemanden zu repräsentieren, außer mich selber. Selbst wenn ich es also gern tun würde, wäre es vermessen zu sagen, daß ich diesen Preis im Namen jener annehme, die in den Kampf der Machtlosen und der Rechtlosen gegen die Mächtigen involviert sind. Dennoch könnte ich sagen, ich akzeptiere ihn als Ausdruck der Sydney Friedensstiftung von Solidarität mit einer Art von Politik und Weltbetrachtung, die Millionen von uns rund um den Globus teilen.

Alarmierender Paradigmenwechsel

Es mag ironisch scheinen, daß einer Person, die die meiste Zeit damit verbringt, über Strategien des Widerstands nachzudenken, und Pläne schmiedet, den vermeintlichen Frieden zu stören, ein Friedenspreis verliehen wird. Sie müssen sich erinnern, ich komme aus einem im wesentlichen feudalen Land – und es gibt nur wenig beunruhigendere Dinge als einen feudalen Frieden. Manchmal liegt Wahrheit in alten Klischees. Es kann keinen wirklichen Frieden ohne Gerechtigkeit geben. Und ohne Widerstand wird es keine Gerechtigkeit geben.

Heute wird nicht allein die Gerechtigkeit, sondern die Idee von Gerechtigkeit attackiert. Der Angriff auf verletzliche, fragile Sektionen der Gesellschaft ist plötzlich so komplett, so grausam und so clever – alle erfassend und doch spezifisch gezielt, dreist brutal und doch unglaublich heimtückisch –, daß seine reine Unverschämtheit unsere Definition von Gerechtigkeit zerfressen hat. Er hat uns gezwungen, unser Augenmaß zu reduzieren und unsere Erwartungen zu beschneiden. Selbst unter den Gutwilligen wird das expansive, großartige Konzept von Gerechtigkeit allmählich ersetzt durch das reduzierte, bei weitem zerbrechlichere Predigen von »Menschenrechten«.

»Gerechtigkeit für die Reichen«

Denkt man darüber nach, entdeckt man einen alarmierenden Paradigmenwechsel. Der Unterschied ist, daß Begriffe von Gleichheit, von Parität verwässert und abgeschwächt werden. Es ist ein Prozeß von Abnutzung und Zermürbung. Fast unbewußt beginnen wir an Gerechtigkeit für die Reichen und an Menschenrechte für die Armen zu glauben. Gerechtigkeit für die Corporate World (Welt der Großunternehmen), Menschenrechte für ihre Opfer. Gerechtigkeit für Amerikaner, Menschenrechte für Afghanen und Iraker. Gerechtigkeit für Indiens obere Kasten, Menschenrechte (wenn überhaupt) für Dalits und Adivasi (Kastenlose und Ureinwohner – H.K.). Gerechtigkeit für weiße Australier und Menschenrechte für Aborigines und Immigranten (meistens nicht einmal das).

Es wird mehr als deutlich, daß das Verletzen von Menschenrechten ein fester und notwendiger Teil des Prozesses der Verwirklichung einer Zwangs- und ungerechten politischen und wirtschaftlichen Struktur in der Welt ist. Ohne die Verletzung von Menschenrechten in einem enormen Ausmaß würde das neoliberale Projekt im Traumreich von Politik verbleiben. Aber zunehmende Menschenrechtsverletzungen werden dargestellt als unglückliche, fast zufällige Nebenerscheinungen eines ansonsten politisch und ökonomisch akzeptablen Systems. Als wären sie ein kleines Problem, das mit Hilfe einiger Extraaufmerksamkeit von Nichtregierungsorganisationen bereinigt werden kann. Deshalb werden in Konfliktgebieten – in Kaschmir oder in Irak beispielsweise – Menschenrechtsaktivisten mit einem Maß von Verdächtigung betrachtet. Viele Widerstandsbewegungen in armen Ländern, die gegen gewaltiges Unrecht ankämpfen und die Prinzipien von »Befreiung« und »Entwicklung« hinterfragen, sehen Menschenrechtsorganisationen als moderne Missionare an, die gekommen sind, um dem Imperialismus seine schmutzigen Ränder zu nehmen, politische Wut zu kanalisieren und den Status quo zu erhalten.

Die Invasion im Irak

Es ist erst ein paar Wochen her, da hat die Mehrheit der Australier Premier John Howard wiedergewählt, unter dessen Führung Australien an der illegalen Invasion und Okkupation Iraks teilgenommen hat. Die Invasion Iraks wird mit Gewißheit in die Geschichte als einer der feigsten Kriege eingehen. Es war ein Krieg, in dem eine Bande von reichen Nationen, ausgerüstet mit genügend Kernwaffen, um die Welt mehrfach zu zerstören, ein armes Land einkesselte, es fälschlich des Besitzes von Kernwaffen bezichtigte, die Vereinten Nationen zwang, es zu entwaffnen, es dann überfiel, besetzte und nun dabei ist, es zu verkaufen.

Ich spreche von Irak, nicht weil jeder darüber redet (schlimm genug auf Kosten anderen Horrors, der sich dadurch im Dunkeln an anderen Plätzen entfalten kann), sondern weil es ein Zeichen dafür ist, was wir zu erwarten haben. Irak markiert eine Möglichkeit, die Kabale zwischen Corporate World und Militär, die als »Imperium« bekannt geworden ist, bei der Arbeit zu beobachten. Im neuen Irak sind die Handschuhe ausgezogen.

Während der Kampf um die Kontrolle der Weltressourcen sich intentiviert, erfährt der ökonomische Kolonialismus durch formale militärische Aggression ein Comeback. Irak ist die logische Kulmination des Prozesses von korporativer Globalisierung, in der Neokolonialismus und Neoliberalismus verschmolzen sind. Wenn wir es wagten, hinter den Vorhang von Blut zu blicken, so würden wir die gnadenlosen Transaktionen sehen, die hinter der Bühne ablaufen. Doch zuerst die Bühne selbst.

1991 führte US-Präsident George Bush senior die Operation Wüstensturm. Zehntausende Iraker wurden in dem Krieg getötet. Irakische Felder wurden mit 300 Tonnen abgeschwächtem Uran bombardiert, was ein vierfaches Ansteigen von Krebserkrankungen bei Kindern verursachte. Mehr als 13 Jahre lang haben 24 Millionen Iraker in einer Kriegszone gelebt, in der ihnen Nahrung und Medikamente und sauberes Wasser verwehrt wurden. Im Trubel der US-Wahlen erinnern wir uns, daß das Niveau an Grausamkeiten nicht flukturierte, egal, ob die Demokraten oder die Republikaner im Weißen Haus waren. Eine halbe Million irakischer Kinder starb wegen der Wirtschaftssanktionen vor der »Operation Schock und Schrecken«.

»Wir zählen keine Toten«

Bis vor kurzem hatten wir keine Vorstellung davon, wieviele Iraker getötet wurden, während es sorgfältig registriert wurde, wieviele US-Soldaten ihr Leben verloren. US-General Tommy Franks sagte: »Wir zählen keine Toten« (und meinte irakische). Er hätte hinzufügen können: »Wir folgen auch der Genfer Konvention nicht.« Eine neue, detaillierte Studie, vom medizinischen Journal Lancet veröffentlicht, schätzt, daß 100 000 Iraker seit der Invasion 2003 ihr Leben ließen. Das sind 100 Säle, wie dieser hier, voll von Toten. Das sind 100 Säle voll von Freunden, Eltern, Kindern, Kollegen, Liebenden – wie Sie. Der Unterschied ist, daß heute nicht viele Kinder anwesend sind – vergessen wir nicht Iraks Kinder. Technisch wird dieses Blutbad Präzisionsbombardieren genannt. In gewöhnlicher Sprache nennt man es Abschlachten.

Das meiste davon ist Allgemeinwissen. Jene, die die Invasion unterstützen und für die Invasoren votieren, können sich nicht hinter Ignoranz verstecken. Sie müssen wirklich glauben, daß diese epische Brutalität richtig und gerecht ist oder zumindest akzeptabel, weil sie in ihrem Interesse erfolgt.

Die »zivilisierte, moderne« Welt – gewissenhaft auf einem Erbe von Genozid, Sklaverei und Kolonialismus errichtet – kontrolliert jetzt das meiste Öl der Welt. Und die meisten Waffen der Welt, das meiste Geld der Welt. Und die meisten Medien der Welt, die eingebetteten korporativen Medien, in denen die Doktrin von freier Rede ersetzt wurde durch die Doktrin von freier Rede, wenn du zustimmst.

Der UN-Waffenchefinspektor Hans Blix sagte, er fand kein Beweismaterial für Kernwaffen in Irak. Jedes von den Regierungen der USA und Großbritanniens vorgeführte Beweisstückchen erwies sich als falsch – ob es Berichte von Saddam Husseins Urankäufen in Niger oder der vom britischen Geheimdienst waren, der sich als Plagiat einer alten Studentendissertation herausstellte. Und trotzdem brachten im Vorfeld des Krieges die »respektabelsten« Zeitungen und TV-Kanäle in den USA Schlagzeilen über »Beweise« von Iraks Arsenal an Kernwaffen. Es stellte sich heraus, daß die Quelle der fabrizierten »Beweise« Ahmed Chalabi war, der (wie General Suharto in Indonesien, General Pinochet in Chile, die Taliban und natürlich selbst Saddam Hussein) mit Millionen Dollar von der guten alten CIA gespickt worden war.

Und so wurde ein Land in die Vergessenheit gebombt. Es ist wahr, daß es einiges Gemurmel von Entschuldigungen gibt. Sorry für diese Leute, aber wir müssen wirklich weiterziehen. Neue Gerüchte treffen ein über Kernwaffen in Iran und Syrien. Und raten Sie mal, wer von diesen neuerlichen Gerüchten berichtet. Dieselben Reporter, die falsche Erstmeldungen über Irak brachten, das ernstlich eingebettete A-Team.

Der Chef der britischen BBC mußte zurücktreten, und ein Mann beging Selbstmord, weil ein BBC-Reporter die Blair-Administration angeklagt hatte, Geheimdienstberichte über Iraks Massenvernichtungswaffenprogramm frisiert zu haben. Aber der Führer Britanniens behält seinen Job, auch wenn seine Regierung viel mehr machte als Geheimdienstberichte zu frisieren. Sie ist verantwortlich für die illegale Invasion eines Landes und den Massenmord an dessen Volk.

Kriegsverbrecher Bush

Vom Besucher Australiens, wie ich, erwartet man Antwort auf folgende Fragen, wenn er den Visaantrag ausfüllt: Haben Sie jemals Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschheit oder gegen Menschenrechte begangen oder waren darin verwickelt? Würden George Bush und Tony Blair australische Einreisevisa erhalten? Unter den Bestimmungen des Völkerrechts würden sie mit Sicherheit als Kriegsverbrecher qualifiziert werden.

Trotzdem ist es naiv, sich vorzustellen, wenn man sie von der Macht entfernte, würde sich die Welt verändern. Die Tragödie ist, daß ihre politischen Rivalen keinen wirklichen Disput mit ihrer Politik führen. Der Kern der US-Wahlkampagne war, wer einen besseren »Oberkommandeur« und einen effektiveren Manager des amerikanischen Imperiums abgeben würde. Demokratie bietet den Wählern nicht länger eine wirkliche, sondern nur eine trügerische Wahl.

Auch wenn keine Massenvernichtungswaffen in Irak gefunden wurden, überraschend neue Beweise haben enthüllt, daß Saddam Hussein ein Waffenprogramm plante. (So als wenn ich plante, eine olympische Goldmedaille im Synchronschwimmen zu gewinnen). Zum Glück gibt es die Doktrin des vorbeugenden Schlages. Weiß Gott, welche anderen bösen Gedanken er hegte – vielleicht Tampax an amerikanische Senatoren zu verschicken oder weibliche Kaninchen in Burkas in Londons U-Bahn auszusetzen. Ohne Zweifel wird das alles enthüllt werden im freien und fairen Gerichtsprozeß Saddam Husseins, der im neuen Irak ansteht.

Alles, außer dem Kapitel, in dem wir erfahren würden, wie die USA und Großbritannien ihn mit Geld und materieller Assistenz hofierten, als er mörderische Attacken auf irakische Kurden und Schias verübte. Alles, außer dem Kapitel, in dem wir erfahren würden, daß ein 12 000 Seiten langer, von der Regierung Saddam Husseins vorgelegter Bericht an die UNO von den USA zensiert worden ist, weil er 24 US-Unternehmen enthielt, die sich an Iraks nuklearem und konventionellem Waffenprogramm vor dem Golfkrieg beteiligten (darunter Bechtel, DuPont, Eastman Kodak, Hewlett Packard, International Computer Systems und Unisys).

Irak – privatisiert und verkauft

Also wurde der Irak »befreit«. Sein Volk wird unterdrückt und seine Märkte werden »befreit«. Das ist die Hymne der Neoliberalismus. Befreie die Märkte. Knebele das Volk.

Die US-Regierung hat ganze Sektoren der irakischen Wirtschaft privatisiert und verkauft. Wirtschaftspolitik und Steuergesetze wurden umgeschrieben. Auslandsfirmen können jetzt 100 Prozent irakische Firmen kaufen und die Profite exportieren. Das ist eine blanke Verletzung internationaler Gesetze, an die sich eine Besatzungsmacht zu halten hat, und einer der Hauptgründe für die heimliche und hurtige Scharade, mit der die Macht an eine irakischen »Interimregierung übergeben« wurde. Wenn erst die Übergabe des Irak an die Multinationalen komplett ist, kann eine milde Dosis von wirklicher Demokratie nicht schaden. Tatsächlich mag es sogar gute Öffentlichkeitsarbeit für die korporative Version von Befreiungstheologie sein, die ansonsten als Neue Demokratie bekannt ist.

Nicht überraschend verursachte das Verhökern Iraks eine Panik am Futtertrog. Firmen wie Bechtel und Halliburton, die Company, die US-Vizepräsident Dick Cheney einst leitete, haben enorme Verträge für »Wiederaufbauarbeiten« erhalten. Ein kurzer Lebenslauf von einer dieser Firmen würde uns eine Vorstellung davon vermitteln, wie das alles funktioniert – nicht nur in Irak, sondern überall in der Welt. Picken wir Bechtel heraus, nur weil die arme kleine Halliburton untersucht wird wegen Vorwürfen von überteuerten Öllieferungen nach Irak und wegen ihrer Kontrakte zur »Restaurierung« der Ölindustrie Iraks, die mit einem ziemlich saftigen Preisetikett von 2,5 Milliarden Dollar kamen.

Die Bechtel-Gruppe und Saddam Hussein sind alte Geschäftsbekannte. Viele ihrer Deals wurden von keinem anderen als Donald Rumsfeld ausgehandelt. 1988, nachdem Saddam Hussein Tausende Kurden mit Gas getötet hatte, unterzeichnete Bechtel Verträge mit Saddams Regierung über den Bau eines zweifach verwendbaren Chemiebetriebes in Bagdad.

Bechtel und die Bushs – ein Team

Historisch hatte und hat die Bechtel-Gruppe unlösbar enge Verbindungen zum Establishment der Republikaner. Man könnte Bechtel und die Reagan-Bush-Administration ein Team nennen. Der frühere Verteidigungsminister Caspar Weinberger war ein Bechtel-Generalanwalt. Der frühere Energieminister W. Kenneth Davis war Bechtels Vizepräsident. Riley Bechtel, der Company-Vorsitzende, sitzt im Exportrat des Präsidenten. Jack Sheehan, ein pensionierter General des Marinecorps, ist Senior-Vizepräsident bei Bechtel und Mitglied des »Defence Policy Board«, einem einflußreichen Beratergremium des US-Verteidigungsministers. Der frühere Außenminister George Shultz, der im Aufsichtsrat der Bechtel-Gruppe sitzt, war Vorsitzender des Beratergremiums des Komitees zur Befreiung Iraks.

Als er von der New York Times gefragt wurde, ob er besorgt sei über einen Interessenkonflikt zwischen seinen beiden »Jobs«, sagte er: »Ich weiß nicht, daß Bechtel besonders davon (von der Irak-Invasion) profitieren würde. Aber wenn dort Arbeit zu erledigen ist, dann ist Bechtel der Typ von Unternehmen, der das machen könnte.« Bechtel wurden Rekonstruktionsverträge für Irak im Wert von über einer Milliarde Dollar zugeschustert, die Kontrakte zum Wiederaufbau von Kraftwerken, Kraftstromleitungen, Wasserversorgung, Abwässersystemen und Flughafenanlagen einschließen. Eine Hand wäscht die andere, selbst wenn sie blutbesudelt ist.

Zwischen 2001 und 2002 waren neun von 30 Mitgliedern des »Defence Policy Board« mit Firmengruppen verbandelt, die Verteidigungskontrakte im Wert von 76 Milliarden Dollar erhielten. Es gab Zeiten, da Waffen produziert wurden, um Kriege zu führen. Jetzt werden Kriege vom Zaun gebrochen, um Waffen zu verkaufen.

Zwischen 1990 und 2002 steuerte die Bechtel-Gruppe 3,3 Millionen Dollar zu Wahlkampagnen der Republikaner und der Demokraten bei. Seit 1990 gewann sie mehr als 2000 Regierungskontrakte im Wert von über elf Milliarden Dollar. Das ist ein unglaublicher Gewinn aus Investitionen, nicht wahr? Und Bechtel hat überall in der Welt seine Spuren hinterlassen. Deshalb ist sie ein Multinationaler.

Die Bechtel-Gruppe zog erstmals internationale Aufmerksamkeit auf sich, als sie mit Hugo Banzer, dem damaligen bolivianischen Diktator, einen Vertrag über die Privatisierung der Wasserversorgung der Stadt Cochabamba unterzeichnete. Als erstes erhöhte Bechtel den Wasserpreis. Hunderttausende Menschen, die einfach Bechtels Rechnungen nicht bezahlen konnten, gingen auf die Straße. Ein gewaltiger Streik paralysierte die Stadt. Das Kriegsrecht wurde verhängt. Obwohl Bechtel schließlich gezwungen wurde, ihre Büros zu räumen, verhandelt sie gegenwärtig mit der bolivianischen Regierung über die Zahlung von Millionen Dollar für den Verlust potentieller Gewinne. Das, so werden wir noch sehen, wird zunehmend zu einem Volkssport von Unternehmen.

Was es heißt, ein Multi zu sein

In Indien ist Bechtel gemeinsam mit General Electric (GE) neuer Eigentümer des berüchtigten und gegenwärtig auf Eis gelegten Enron-Kraftwerkprojekts. Der Enron-Kontrakt, der die Regierung des Bundeslandes Maharashtra legal verpflichtet, Enron eine Summe von 30 Milliarden Dollar zu zahlen, war einer der größten je in Indien geschlossenen Verträge. Enron war nicht schüchtern, sich mit Millionen von Dollar zu brüsten, die es zur »Erziehung« von indischen Politikern und Beamten aufgewendet hatte. Der Enron-Kontrakt in Maharashtra, der Indiens erstes privates auf der »Schnellschiene« ausgehandeltes Energieprojekt war, ist bekanntgeworden als der massivste Betrug in der Geschichte des Landes. (Enron war ein weiterer Sponsor der Wahlkampagne der Republikanischen Partei.) Der Strom, den Enron produzieren wollte, war so ungewöhnlich teuer, daß die Regierung beschloß, es sei billiger, keinen Strom zu kaufen und lieber die Vertragsstrafe zu zahlen. Das bedeutet, daß die Regierung eines der ärmsten Länder Enron 220 Millionen US-Dollar pro Jahr für nicht erzeugte Energie bezahlte!

Jetzt, da Enron nicht mehr existiert, klagen Bechtel und GE bei der indischen Regierung 5,6 Milliarden US-Dollar ein. Das ist mehr als die Geldsumme, die sie (oder Enron) tatsächlich in das Projekt investierten. Zudem ist es eine Hochrechnung von Gewinn, den sie gemacht hätten, wenn das Projekt verwirklicht worden wäre. Um eine Vorstellung von 5,6 Milliarden Dollar zu vermitteln: Das ist etwas mehr als die Regierung Indiens jährlich für ein Beschäftigungsprogramm in den ländlichen Gebieten bräuchte, das Subsistenzlöhne für Millionen Menschen sichern würde, die in tiefer Armut leben, zermürbt von Schulden, Entwurzelung, chronischer Unterernährung und zermürbt von der Welthandelsorganisation. Dies in einem Land, wo verschuldete Bauern in den Selbstmord getrieben werden, nicht zu Hunderten, sondern zu Tausenden.

Den Vorschlag für ein solches Programm verspottet Indiens korporative Klasse als eine unvernünftige, utopische Idee, vorgebracht von den »irren« und jüngst wieder machtvollen Linken. Woher das Geld kommen soll, fragt sie höhnisch. Und gleichzeitig zetern dieselben Zyniker von Kapitalflucht und »schlechtem Investmentklima«, wenn nur davon gesprochen wird, einen schlechten Vertrag mit einer berüchtigten korrupten Firma, wie Enron, zu kündigen. Das Schiedsverfahren zwischen Bechtel, GE und Indiens Regierung findet gerade in London statt. Bechtel und GE haben Grund zur Hoffnung. Der indische Finanzsekretär, der den desaströsen Enron-Kontrakt mit auf den Weg brachte, ist nach ein paar Jahren beim IWF in die Heimat zurückgekehrt. Nicht nur zurückgekehrt, sondern befördert. Er ist jetzt der stellvertretende Vorsitzende der Plankommission.

Stoff zum Nachdenken: Der angenommene Gewinn eines einzigen korporativen Projekts würde ausreichen, 25 Millionen Menschen 100 Tage lang Beschäftigung zu Minimallöhnen zu verschaffen. Das sind fünf Millionen mehr Menschen als Australien Bevölkerung hat. Das ist das Ausmaß von Horror des Neoliberalismus.

Die Bechtel-Story wird noch schlimmer. Naomi Klein schreibt, daß Bechtel – was nur skrupellos genannt werden kann – erfolgreich das kriegszerrüttete Irak auf »Kriegsreparationen« und »entgangene Profite« verklagt hat. Sieben Millionen Dollar konnte die Firma einstreichen.

Alle jungen Managementabsolventen von Harvard und Wharton können ganz beruhigt bleiben. Hier ist die Anleitung für den faulen Manager zum Unternehmenserfolg: Zuerst besetzen Sie Ihren Aufsichtsrat mit gestandenen Regierungsbeamten. Dann bringen Sie Mitglieder Ihres Aufsichtsrates in die Regierung. Fügen Sie Öl hinzu und rühren um. Wenn niemand mehr durchblickt, wo die Regierung endet und ihre Company beginnt, kollaborieren Sie mit Ihrer Regierung, um einen kaltblütigen Diktator in einem ölreichen Land auszurüsten und zu bewaffnen. Schauen Sie weg, wenn er sein eigenes Volk tötet. Köcheln Sie vorsichtig. Nutzen Sie die Zeit, ein paar Milliarden Dollar durch Regierungsverträge zu sichern. Dann kollaborieren Sie wiederum mit Ihrer Regierung, während sie den Diktator stürzt und seine Untertanen bombardiert, besonders auf wesentliche Infrastruktur zielend und beiläufig hunderttausend Menschen tötend. Sichern Sie sich einen weiteren Milliarden-Dollar-Vertrag zum »Wiederaufbau« der Infrastruktur. Um Reise- und andere Nebenkosten zu decken, klagen Sie auf Reparationen und entgangene Profite gegen das zerstörte Land. Schließlich diversifizieren Sie. Kaufen Sie einen Fernsehsender, so daß Sie beim nächsten Krieg Ihre Hardware und Waffentechnologie demonstrieren können, maskiert als Kriegsberichterstattung. Und ganz am Ende stiften Sie einen Menschenrechtspreis im Namen Ihrer Company. Den ersten Preis könnten Sie Mutter Teresa verleihen. Sie wäre nicht in der Lage, ihn abzulehnen oder dagegen zu argumentieren.

Auch Folter privatisiert

Der überfallene und okkupierte Irak wurde gezwungen, 200 Millionen Dollar »Reparationen« für entgangene Profite an Unternehmen wie Halliburton, Shell, Mobil, Nestle, Pepsi, Kentucky Fried Chicken und Toys R Us zu zahlen. Das ist zusätzlich zu den 125 Milliarden Dollar souveräner Verschuldung, die es zwingen, sich an den IWF zu wenden, der mit seinem strukturellen Anpassungsprogramm in den Kulissen wie der Todesengel wartet. (Obwohl in Irak wohl kaum noch Strukturen zur Anpassung übriggeblieben sind außer der schattenhaften Al Qaida.)

Im neuen Irak hat die Privatisierung neuen Boden gewonnen. Die US-Armee rekrutiert zunehmend private Söldner zur Unterstützung der Okkupation. Der Vorteil der Söldner ist, daß sie nicht in die Todesliste der US-Soldaten aufgenommen werden müssen. Das hilft bei der Stimulierung der öffentlichen Meinung, was besonders wichtig in einem Wahljahr ist. Folter ist privatisiert worden. Wir haben gesehen, wohin das führt. Zu anderen Sehenswürdigkeiten im Neuen Irak gehört die Schließung von Zeitungen. Fernsehstationen werden bombardiert, Reporter getötet. US-Soldaten haben das Feuer auf unbewaffnete Demonstranten eröffnet und unzählige getötet. Die einzige Form des Widerstands, die es geschafft hat, zu überleben, ist ebenso verrückt und brutal wie die Okkupation. Gibt es Raum für eine säkulare, demokratische, feministische, nicht gewaltsame Résistance in Irak? Nicht wirklich.

Deshalb fällt es uns außerhalb Iraks Lebenden zu, diesen massenhaften, säkularen, gewaltfreien Widerstand gegen die US-Okkupation zu schaffen. Wenn wir dabei versagen, riskieren wir, daß die Idee von Widerstand gehijackt und mit Terrorismus vermengt wird. Und das wäre bedauerlich, denn sie sind nicht dasselbe.

Frieden in der heutigen Welt

Was bedeutet also Frieden in dieser barbarischen, korporatisierten, militarisierten Welt? Was bedeutet er in einer Welt, wo ein verschanztes System der Aneignung eine Situation geschaffen hat, in der arme Länder, die über Jahrhunderte von Kolonialregimes ausgeplündert wurden, gegenüber eben diesen Ländern hochverschuldet sind und diese Verschuldung in Höhe von 382 Milliarden Dollar im Jahr zurückzahlen müssen? Was heißt Frieden in einer Welt, in der der kombinierte Reichtum von weltweit 587 Milliardären das kombinierte Bruttoinlandsprodukt der 135 ärmsten Länder der Welt übersteigt? Oder wenn reiche Länder, die sich Agrarsubventionen in Höhe von einer Milliarde Dollar pro Tag leisten, arme Länder zur Streichung von Agrarsubventionen zwingen wollen. Was heißt Frieden für die Menschen im okkupierten Irak, in Palästina, Kaschmir, Tibet und Tschetschenien? Oder für die Aborigines Australiens? Oder die Ogoni von Nigeria? Oder die Kurden in der Türkei? Oder die Dalits und Adivasi Indiens? Was heißt Frieden für die Nichtmoslems in islamischen Ländern, oder für Frauen in Iran, Saudiarabien und Afghanistan? Was bedeutet er Millionen Menschen, die durch Dämme und Entwicklungsprojekte entwurzelt wurden. Was heißt Frieden für die Armen, die ihrer Ressourcen beraubt werden und für die der Alltag ein ständiger Kampf um Wasser, Obdach, Überleben und vor allem um ein bißchen Würde ist? Für sie ist Frieden Krieg.

Wir wissen sehr wohl, wer vom Krieg im Zeitalter des Imperiums profitiert. Aber wir müssen uns auch ehrlich fragen, wem Frieden im Zeitalter des Imperiums nützt. Kriegstreiberei ist verbrecherisch. Aber vom Frieden reden, ohne von Gerechtigkeit zu sprechen, könnte schnell zu einer Befürwortung einer Art von Kapitulation werden. Und über Ungerechtigkeit sprechen, ohne die Institutionen und Systeme zu demaskieren, die Ungerechtigkeit praktizieren, ist mehr als scheinheilig.

Es ist einfach, die Armen wegen ihrer Armut anzuklagen. Es ist einfach zu glauben, daß die Welt in einer eskalierenden Spirale von Terrorismus und Krieg gefangen ist. Das erlaubt dem amerikanischen Präsidenten zu sagen: »Entweder sind Sie mit uns oder mit den Terroristen.« Doch wir wissen, das ist eine trügerische Entscheidung. Wir wissen, daß Terrorismus nur die Privatisierung von Krieg ist, daß Terroristen Freimarktler von Krieg sind. Sie glauben, daß die legitime Anwendung von Gewalt nicht allein das Vorrecht des Staates ist.

Es ist verlogen, eine moralische Unterscheidung zwischen unsagbarer Brutalität des Terrorismus und dem wahllosen Gemetzel von Krieg und Okkupation zu machen. Wir können nicht das eine unterstützen und das andere verdammen.

Die wirkliche Tragödie ist, daß die meisten Menschen in der Welt in der Falle zwischen dem Horror eines vermeintlichen Friedens und dem Terror des Krieges sitzen. Das sind die beiden steilen Klippen, in die wir eingeklemmt sind. Die Frage lautet: Wie kommen wir aus diesem Abgrund heraus?

Wenn man wirklich heraus will, dann gibt es dafür gute und schlechte Nachrichten. Die gute ist, daß die Vorausabteilung den Aufstieg schon vor einiger Zeit begonnen hat. Sie ist schon halb oben. Tausende Aktivisten haben überall in der Welt emsig Haken zur Sicherung der Seile eingeschlagen, um es uns leichter zu machen, zu folgen. Es gibt nicht nur einen Pfad nach oben. Es gibt Hunderte Wege. Es werden täglich Hunderte Kämpfe gefochten, die Ihre Fähigkeiten, Ihren Geist und Ihre Ressourcen brauchen. Kein Kampf ist irrelevant. Kein Sieg ist zu klein.

Man muß am Kampf beteiligt sein

Die schlechte Nachricht ist, daß farbenfrohe Demonstrationen, Wochenendmärsche und jährliche Teilnahme am Weltsozialforum nicht genug sind. Es muß gezielte Handlungen wirklichen zivilen Ungehorsams mit wirklichen Konsequenzen geben. Wir können wohl nicht einen Schalter umlegen und eine Revolution heraufbeschwören. Aber verschiedene Dinge können wir tun. Zum Beispiel könnten Sie eine Liste jener Unternehmen anfertigen, die von der Invasion Iraks profitieren und hier in Australien Büros haben. Sie könnten sie namhaft machen, sie boykottieren, ihre Büros besetzen und sie zur Aufgabe ihrer Geschäfte zwingen. Wenn das in Bolivien geht und in Indien, dann kann das auch in Australien passieren. Warum nicht?

Das ist nur ein kleiner Vorschlag. Aber erinnern Sie sich, wenn der Kampf zur Gewalt greift, wird er Vision, Schönheit und Imagination verlieren. Am gefährlichsten von allem ist, er würde die Frauen an den Rand drängen und schließlich zu Opfern machen. Und ein politischer Kampf, an dem sich nicht Frauen auf allen Ebenen beteiligen, ist überhaupt kein Kampf.

Das Wesentliche ist, daß man sich am Kampf beteiligen muß. Wie der wunderbare amerikanische Historiker Howard Zinn es formulierte: In einem Zug in Fahrt können Sie nicht neutral sein.

* Die Rede übersetzte der jW-Korrespondent Hilmar König aus der Tageszeitung "The Hindu" vom 7. November. Wir haben das Original folgender Website entnommen: http://www.smh.com.au/news/Opinion/Roys-full-speech/2004/11/04/1099362264349.html#


Arundhati Roy:

Peace & The New Corporate Liberation Theology

The 2004 Sydney Peace Prize lecture delivered by Arundhati Roy, at the Seymour Theatre Centre, University of Sydney. Roy's full speech - November 4, 2004

It's official now. The Sydney Peace Foundation is neck deep in the business of gambling and calculated risk. Last year, very courageously, it chose Dr Hanan Ashrawi of Palestine for the Sydney Peace Prize. And, as if that were not enough, this year - of all the people in the world - it goes and chooses me!

However I'd like to make a complaint. My sources inform me that Dr Ashrawi had a picket all to herself. This is discriminatory. I demand equal treatment for all Peace Prizees. May I formally request the Foundation to organize a picket against me after the lecture? From what I've heard, it shouldn't be hard to organize. If this is insufficient notice, then tomorrow will suit me just as well.

When this year's Sydney Peace Prize was announced, I was subjected to some pretty arch remarks from those who know me well: Why did they give it to the biggest trouble-maker we know? Didn't anybody tell them that you don't have a peaceful bone in your body? And, memorably, Arundhati didi what's the Sydney Peace Prize? Was there a war in Sydney that you helped to stop? AdvertisementAdvertisement

Speaking for myself, I am utterly delighted to receive the Sydney Peace Prize. But I must accept it as a literary prize that honors a writer for her writing, because contrary to the many virtues that are falsely attributed to me, I'm not an activist, nor the leader of any mass movement, and I'm certainly not the "voice of the voiceless". (We know of course there's really no such thing as the 'voiceless'. There are only the deliberately silenced, or the preferably unheard.) I am a writer who cannot claim to represent anybody but herself. So even though I would like to, it would be presumptuous of me to say that I accept this prize on behalf of those who are involved in the struggle of the powerless and the disenfranchised against the powerful. However, may I say I accept it as the Sydney Peace Foundation's expression of solidarity with a kind of politics, a kind of world-view, that millions of us around the world subscribe to?

It might seem ironic that a person who spends most of her time thinking of strategies of resistance and plotting to disrupt the putative peace, is given a peace prize. You must remember that I come from an essentially feudal country -and there are few things more disquieting than a feudal peace. Sometimes there's truth in old cliches. There can be no real peace without justice. And without resistance there will be no justice.

Today, it is not merely justice itself, but the idea of justice that is under attack. The assault on vulnerable, fragile sections of society is at once so complete, so cruel and so clever - all encompassing and yet specifically targeted, blatantly brutal and yet unbelievably insidious - that its sheer audacity has eroded our definition of justice. It has forced us to lower our sights, and curtail our expectations. Even among the well-intentioned, the expansive, magnificent concept of justice is gradually being substituted with the reduced, far more fragile discourse of 'human rights'.

If you think about it, this is an alarming shift of paradigm. The difference is that notions of equality, of parity have been pried loose and eased out of the equation. It's a process of attrition. Almost unconsciously, we begin to think of justice for the rich and human rights for the poor. Justice for the corporate world, human rights for its victims. Justice for Americans, human rights for Afghans and Iraqis. Justice for the Indian upper castes, human rights for Dalits and Adivasis (if that.) Justice for white Australians, human rights for Aboriginals and immigrants (most times, not even that.)

It is becoming more than clear that violating human rights is an inherent and necessary part of the process of implementing a coercive and unjust political and economic structure on the world. Without the violation of human rights on an enormous scale, the neo-liberal project would remain in the dreamy realm of policy. But increasingly Human Rights violations are being portrayed as the unfortunate, almost accidental fallout of an otherwise acceptable political and economic system. As though they're a small problem that can be mopped up with a little extra attention from some NGOs. This is why in areas of heightened conflict - in Kashmir and in Iraq for example - Human Rights Professionals are regarded with a degree of suspicion. Many resistance movements in poor countries which are fighting huge injustice and questioning the underlying principles of what constitutes "liberation" and "development", view Human Rights NGOs as modern day missionaries who've come to take the ugly edge off Imperialism. To defuse political anger and to maintain the status quo.

It has been only a few weeks since a majority of Australians voted to re-elect Prime Minister John Howard who, among other things, led Australia to participate in the illegal invasion and occupation of Iraq. The invasion of Iraq will surely go down in history as one of the most cowardly wars ever fought. It was a war in which a band of rich nations, armed with enough nuclear weapons to destroy the world several times over, rounded on a poor nation, falsely accused it of having nuclear weapons, used the United Nations to force it to disarm, then invaded it, occupied it and are now in the process of selling it.

I speak of Iraq, not because everybody is talking about it, (sadly at the cost of leaving other horrors in other places to unfurl in the dark), but because it is a sign of things to come. Iraq marks the beginning of a new cycle. It offers us an opportunity to watch the Corporate-Military cabal that has come to be known as 'Empire' at work. In the new Iraq the gloves are off.

As the battle to control the world's resources intensifies, economic colonialism through formal military aggression is staging a comeback. Iraq is the logical culmination of the process of corporate globalization in which neo-colonialism and neo-liberalism have fused. If we can find it in ourselves to peep behind the curtain of blood, we would glimpse the pitiless transactions taking place backstage. But first, briefly, the stage itself.

In 1991 US President George Bush senior mounted Operation Desert Storm. Tens of thousands of Iraqis were killed in the war. Iraq's fields were bombed with more than 300 tonnes of depleted uranium, causing a fourfold increase in cancer among children. For more than 13 years, twenty four million Iraqi people have lived in a war zone and been denied food and medicine and clean water. In the frenzy around the US elections, let's remember that the levels of cruelty did not fluctuate whether the Democrats or the Republicans were in the White House. Half a million Iraqi children died because of the regime of economic sanctions in the run up to Operation Shock and Awe. Until recently, while there was a careful record of how many US soldiers had lost their lives, we had no idea of how many Iraqis had been killed. US General Tommy Franks said "We don't do body counts" (meaning Iraqi body counts). He could have added "We don't do the Geneva Convention either." A new, detailed study, fast-tracked by the Lancet medical journal and extensively peer reviewed, estimates that 100,000 Iraqis have lost their lives since the 2003 invasion. That's one hundred halls full of people - like this one. That's one hundred halls full of friends, parents, siblings, colleagues, lovers.like you. The difference is that there aren't many children here todaylet's not forget Iraq's children. Technically that bloodbath is called precision bombing. In ordinary language, it's called butchering,

Most of this is common knowledge now. Those who support the invasion and vote for the invaders cannot take refuge in ignorance. They must truly believe that this epic brutality is right and just or, at the very least, acceptable because it's in their interest.

So the 'civilized' 'modern' world - built painstakingly on a legacy of genocide, slavery and colonialism - now controls most of the world's oil. And most of the world's weapons, most of the world's money, and most of the world's media. The embedded, corporate media in which the doctrine of Free Speech has been substituted by the doctrine of Free If You Agree Speech.

The UN's Chief Weapons Inspector Hans Blix said he found no evidence of nuclear weapons in Iraq. Every scrap of evidence produced by the US and British governments was found to be false - whether it was reports of Saddam Hussein buying uranium from Niger, or the report produced by British Intelligence which was discovered to have been plagiarized from an old student dissertation. And yet, in the prelude to the war, day after day the most 'respectable' newspapers and TV channels in the US , headlined the 'evidence' of Iraq's arsenal of weapons of nuclear weapons. It now turns out that the source of the manufactured 'evidence' of Iraq's arsenal of nuclear weapons was Ahmed Chalabi who, (like General Suharto of Indonesia, General Pinochet of Chile, the Shah of Iran, the Taliban and of course, Saddam Hussein himself) - was bankrolled with millions of dollars from the good old CIA.

And so, a country was bombed into oblivion. It's true there have been some murmurs of apology. Sorry 'bout that folks, but we have really have to move on. Fresh rumours are coming in about nuclear weapons in Eye-ran and Syria. And guess who is reporting on these fresh rumours? The same reporters who ran the bogus 'scoops' on Iraq. The seriously embedded A Team.

The head of Britain's BBC had to step down and one man committed suicide because a BBC reporter accused the Blair administration of 'sexing up' intelligence reports about Iraq's WMD programme. But the head of Britain retains his job even though his government did much more than 'sex up' intelligence reports. It is responsible for the illegal invasion of a country and the mass murder of its people.

Visitors to Australia like myself, are expected to answer the following question when they fill in the visa form: Have you ever committed or been involved in the commission of war crimes or crimes against humanity or human rights? Would George Bush and Tony Blair get visas to Australia? Under the tenets of International Law they must surely qualify as war criminals.

However, to imagine that the world would change if they were removed from office is naive. The tragedy is that their political rivals have no real dispute with their policies. The fire and brimstone of the US election campaign was about who would make a better 'Commander-in-Chief' and a more effective manager of the American Empire. Democracy no longer offers voters real choice. Only specious choice.

Even though no weapons of mass destruction have been found in Iraq - stunning new evidence has revealed that Saddam Hussein was planning a weapons programme. (Like I was planning to win an Olympic Gold in synchronized swimming.) Thank goodness for the doctrine of pre-emptive strike. God knows what other evil thoughts he harbored - sending Tampax in the mail to American senators, or releasing female rabbits in burqas into the London underground. No doubt all will be revealed in the free and fair trial of Saddam Hussein that's coming up soon in the New Iraq.

All except the chapter in which we would learn of how the US and Britain plied him with money and material assistance at the time he was carrying out murderous attacks on Iraqi Kurds and Shias. All except the chapter in which we would learn that a 12,000 page report submitted by the Saddam Hussein government to the UN, was censored by the United States because it lists twenty-four US corporations that participated in Iraq's pre-Gulf War nuclear and conventional weapons programme. (They include Bechtel, DuPont, , Eastman Kodak, Hewlett Packard, International Computer Systems and Unisys.)

So Iraq has been 'liberated.' Its people have been subjugated and its markets have been 'freed'. That's the anthem of neo-liberalism. Free the markets. Screw the people.

The US government has privatized and sold entire sectors of Iraq's economy. Economic policies and tax laws have been re-written. Foreign companies can now buy 100% of Iraqi firms and expatriate the profits. This is an outright violation of international laws that govern an occupying force, and is among the main reasons for the stealthy, hurried charade in which power was 'handed over' to an 'interim Iraqi government'. Once handing over of Iraq to the Multi-nationals is complete, a mild dose of genuine democracy won't do any harm. In fact it might be good PR for the Corporate version of Liberation Theology, otherwise known as New Democracy.

Not surprisingly, the auctioning of Iraq caused a stampede at the feeding trough. Corporations like Bechtel and Halliburton, the company that US Vice-president Dick Cheney once headed, have won huge contracts for 'reconstruction' work. A brief c.v of any one of these corporations would give us a lay person's grasp of how it all works. - not just in Iraq, but all over the world. Say we pick Bechtel - only because poor little Halliburton is under investigation on charges of overpricing fuel deliveries to Iraq and for its contracts to 'restore' Iraq's oil industry which came with a pretty serious price-tag - 2.5 billion dollars.

The Bechtel Group and Saddam Hussein are old business acquaintances. Many of their dealings were negotiated by none other than Donald Rumsfeld. In 1988, after Saddam Hussein gassed thousands of Kurds, Bechtel signed contracts with his government to build a dual-use chemical plant in Baghdad.

Historically, the Bechtel Group has had and continues to have inextricably close links to the Republican establishment. You could call Bechtel and the Reagan Bush administration a team. Former Secretary of Defense, Caspar Weinberger was a Bechtel general counsel. Former Deputy Secretary of Energy, W. Kenneth Davis was Bechtel's vice president. Riley Bechtel, the company chairman, is on the President's Export Council. Jack Sheehan, a retired marine corps general, is a senior vice president at Bechtel and a member of the US Defense Policy Board. Former Secretary of State George Shultz, who is on the Board of Directors of the Bechtel Group, was the chairman of the advisory board of the Committee for the Liberation of Iraq.

When he was asked by the New York Times whether he was concerned about the appearance of a conflict of interest between his two 'jobs', he said, "I don't know that Bechtel would particularly benefit from it [The invasion of Iraq]. But if there's work to be done, Bechtel is the type of company that could do it." Bechtel has been awarded reconstruction contracts in Iraq worth over a billion dollars, which include contracts to re-build power generation plants, electrical grids, water supply, sewage systems, and airport facilities. Never mind revolving doors, this -if it weren't so drenched in blood- would be a bedroom farce.

Between 2001 and 2002, nine out of thirty members of the US Defense Policy Group were connected to companies that were awarded Defense contracts worth 76 billion dollars. Time was when weapons were manufactured in order to fight wars. Now wars are manufactured in order to sell weapons.

Between 1990 and 2002 the Bechtel group has contributed $3.3 million to campaign funds, both Republican and Democrat. Since 1990 it has won more than 2000 government contracts worth more than 11 billion dollars. That's an incredible return on investment, wouldn't you say?

And Bechtel has footprints around the world. That's what being a multi-national means.

The Bechtel Group first attracted international attention when it signed a contract with Hugo Banzer, the former Bolivian dictator, to privatize the water supply in the city of Cochabamba. The first thing Bechtel did was to raise the price of water. Hundreds of thousands of people who simply couldn't afford to pay Bechtel's bills came out onto the streets. A huge strike paralyzed the city. Martial law was declared. Although eventually Bechtel was forced to flee its offices, it is currently negotiating an exit payment of millions of dollars from the Bolivian government for the loss of potential profits. Which, as we'll see, is growing into a popular corporate sport.

In India, Bechtel along with General Electric are the new owners of the notorious and currently defunct Enron power project. The Enron contract, which legally binds the Government of the State of Maharashtra to pay Enron a sum of 30 billion dollars, was the largest contract ever signed in India. Enron was not shy to boast about the millions of dollars it had spent to "educate" Indian politicians and bureaucrats. The Enron contract in Maharashtra, which was India's first 'fast-track' private power project, has come to be known as the most massive fraud in the country's history. (Enron was another of the Republican Party's major campaign contributors). The electricity that Enron produced was so exorbitant that the government decided it was cheaper not to buy electricity and pay Enron the mandatory fixed charges specified in the contract. This means that the government of one of the poorest countries in the world was paying Enron 220 million US dollars a year not to produce electricity!

Now that Enron has ceased to exist, Bechtel and GE are suing the Indian Government for 5.6 billion US dollars. This is not even a minute fraction of the sum of money that they (or Enron) actually invested in the project. Once more, it's a projection of profit they would have made had the project materialized. To give you an idea of scale 5.6 billion dollars a little more than the amount that the Government of India would need annually, for a rural employment guarantee scheme that would provide a subsistence wage to millions of people currently living in abject poverty, crushed by debt, displacement, chronic malnutrition and the WTO. This in a country where farmers steeped in debt are being driven to suicide, not in their hundreds, but in their thousands. The proposal for a Rural Employment Guarantee Scheme is being mocked by India's corporate class as an unreasonable, utopian demand being floated by the 'lunatic' and newly powerful left. Where will the money come from? they ask derisively. And yet, any talk of reneging on a bad contract with a notoriously corrupt corporation like Enron, has the same cynics hyperventilating about capital flight and the terrible risks of 'creating a bad investment climate'. The arbitration between Bechtel, GE and the Government of India is taking place right now in London. Bechtel and GE have reason for hope. The Indian Finance Secretary who was instrumental in approving the disastrous Enron contract has come home after a few years with the IMF. Not just home, home with a promotion. He is now Deputy Chairman of the Planning Commission.

Think about it: The notional profits of a single corporate project would be enough to provide a hundred days of employment a year at minimum wages (calculated at a weighted average across different states) for 25 million people. That's five million more than the population of Australia. That is the scale of the horror of neo-liberalism.

The Bechtel story gets worse. In what can only be called unconscionable, Naomi Klein writes that Bechtel has successfully sued war-torn Iraq for 'war reparations' and 'lost profits'. It has been awarded 7 million dollars.

So, all you young management graduates don't bother with Harvard and Wharton - here's the Lazy Manager's Guide to Corporate Success: First, stock your Board with senior government servants. Next, stock the government with members of your board. Add oil and stir. When no one can tell where the government ends and your company begins, collude with your government to equip and arm a cold-blooded dictator in an oil-rich country. Look away while he kills his own people. Simmer gently. Use the time collect to collect a few billion dollars in government contracts. Then collude with your government once again while it topples the dictator and bombs his subjects, taking to specifically target essential infrastructure, killing a hundred thousand people on the side. Pick up another billion dollars or so worth of contracts to 'reconstruct' the infrastructure. To cover travel and incidentals, sue for reparations for lost profits from the devastated country. Finally, diversify. Buy a TV station, so that next war around you can showcase your hardware and weapons technology masquerading as coverage of the war. And finally finally, institute a Human Rights Prize in your company's name. You could give the first one posthumously to Mother Teresa. She won't be able to turn it down or argue back.

Invaded and occupied Iraq has been made to pay out 200 million dollars in "reparations" for lost profits to corporations like Halliburton, Shell, Mobil, Nestle, Pepsi, Kentucky Fried Chicken and Toys R Us. That's apart from its 125 billion dollar sovereign debt forcing it to turn to the IMF, waiting in the wings like the angel of death, with its Structural Adjustment program. (Though in Iraq there don't seem to be many structures left to adjust. Except the shadowy Al Qaeda.)

In New Iraq, privatization has broken new ground. The US Army is increasingly recruiting private mercenaries to help in the occupation. The advantage with mercenaries is that when they're killed they're not included in the US soldiers' body count. It helps to manage public opinion, which is particularly important in an election year. Prisons have been privatized. Torture has been privatized. We have seen what that leads to. Other attractions in New Iraq include newspapers being shut down. Television stations bombed. Reporters killed. US soldiers have opened fire on crowds of unarmed protestors killing scores of people. The only kind of resistance that has managed to survive is as crazed and brutal as the occupation itself. Is there space for a secular, democratic, feminist, non-violent resistance in Iraq? There isn't really.

That is why it falls to those of us living outside Iraq to create that mass-based, secular and non-violent resistance to the US occupation. If we fail to do that, then we run the risk of allowing the idea of resistance to be hi-jacked and conflated with terrorism and that will be a pity because they are not the same thing.

So what does peace mean in this savage, corporatized, militarized world? What does it mean in a world where an entrenched system of appropriation has created a situation in which poor countries which have been plundered by colonizing regimes for centuries are steeped in debt to the very same countries that plundered them, and have to repay that debt at the rate of 382 billion dollars a year? What does peace mean in a world in which the combined wealth of the world's 587 billionaires exceeds the combined gross domestic product of the world's 135 poorest countries? Or when rich countries that pay farm subsidies of a billion dollars a day, try and force poor countries to drop their subsidies? What does peace mean to people in occupied Iraq, Palestine, Kashmir, Tibet and Chechnya? Or to the aboriginal people of Australia? Or the Ogoni of Nigeria? Or the Kurds in Turkey? Or the Dalits and Adivasis of India? What does peace mean to non-muslims in Islamic countries, or to women in Iran, Saudi Arabia and Afghanistan? What does it mean to the millions who are being uprooted from their lands by dams and development projects? What does peace mean to the poor who are being actively robbed of their resources and for whom everyday life is a grim battle for water, shelter, survival and, above all, some semblance of dignity? For them, peace is war.

We know very well who benefits from war in the age of Empire. But we must also ask ourselves honestly who benefits from peace in the age of Empire? War mongering is criminal. But talking of peace without talking of justice could easily become advocacy for a kind of capitulation. And talking of justice without unmasking the institutions and the systems that perpetrate injustice, is beyond hypocritical.

It's easy to blame the poor for being poor. It's easy to believe that the world is being caught up in an escalating spiral of terrorism and war. That's what allows the American President to say "You're either with us or with the terrorists." But we know that that's a spurious choice. We know that terrorism is only the privatization of war. That terrorists are the free marketers of war. They believe that the legitimate use of violence is not the sole prerogative of the State.

It is mendacious to make moral distinction between the unspeakable brutality of terrorism and the indiscriminate carnage of war and occupation. Both kinds of violence are unacceptable. We cannot support one and condemn the other.

The real tragedy is that most people in the world are trapped between the horror of a putative peace and the terror of war. Those are the two sheer cliffs we're hemmed in by. The question is: How do we climb out of this crevasse?

For those who are materially well-off, but morally uncomfortable, the first question you must ask yourself is do you really want to climb out of it? How far are you prepared to go? Has the crevasse become too comfortable?

If you really want to climb out, there's good news and bad news.

The good news is that the advance party began the climb some time ago. They're already half way up. Thousands of activists across the world have been hard at work preparing footholds and securing the ropes to make it easier for the rest of us. There isn't only one path up. There are hundreds of ways of doing it. There are hundreds of battles being fought around the world that need your skills, your minds, your resources. No battle is irrelevant. No victory is too small.

The bad news is that colorful demonstrations, weekend marches and annual trips to the World Social Forum are not enough. There have to be targeted acts of real civil disobedience with real consequences. Maybe we can't flip a switch and conjure up a revolution. But there are several things we could do. For example, you could make a list of those corporations who have profited from the invasion of Iraq and have offices here in Australia. You could name them, boycott them, occupy their offices and force them out of business. If it can happen in Bolivia, it can happen in India. It can happen in Australia. Why not?

That's only a small suggestion. But remember that if the struggle were to resort to violence, it will lose vision, beauty and imagination. Most dangerous of all, it will marginalize and eventually victimize women. And a political struggle that does not have women at the heart of it, above it, below it and within it is no struggle at all.

The point is that the battle must be joined. As the wonderful American historian Howard Zinn put it: You Can't Be Neutral on a Moving Train.

Source: http://www.smh.com.au/news/Opinion/Roys-full-speech/2004/11/04/1099362264349.html#


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