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Kampfdrohne aus Euroland

Kampfdrohne aus Euroland

Von Hermannus Pfeiffer *

Mit der Beteiligung an EADS steigt Deutschland auch in das Geschäft mit bewaffneten Drohnen ein, an deren Entwicklung der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern arbeitet.

Bislang gibt es keine »europäische« Kampfdrohne. Europas Militärs kaufen in den USA und Israel ein. Die Bundeswehr etwa setzt bislang die unbewaffnete Aufklärungsdrohne »Heron 1« eines israelischen Herstellers ein.

Aber langfristig müsse Europa eigene Produkte beschaffen, heißt es aus dem Bundesverteidigungsministerium. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sprach sich im August erstmals öffentlich für Anschaffung und Einsatz bewaffneter Drohnen bei der Bundeswehr aus: »Flugzeuge dürfen Waffen tragen. Warum also sollen unbemannte Flugsysteme das nicht dürfen?« Gemeinsam mit Frankreich und Großbritannien arbeite man daran, eine europäische Kampfdrohne zu entwickeln, die »hoffentlich« in den Jahren nach 2020 einsatzfähig sei.

Seit dem Sommer laufen konkrete Verhandlungen zwischen Berlin, Paris und London. »Der Durchbruch für die europäische Drohne steht bevor«, plauderte Stefan Zoller, Chef der Rüstungssparte von EADS in einem Zeitungsinterview aus. Spätestens Anfang 2013 werde es eine klare Absichtsbekundung der Regierungen geben und das Rüstungsprojekt werde in eine »industrielle Struktur gegossen«. Wie die multifunktionalen Euro-Drohnen eingesetzt würden, so Zoller, sei dann Sache der Nutzer.

Die Euro-Kampfdrohne wäre eine Weiterentwicklung vorhandener Prototypen. EADS scheiterte bislang mit seiner Eigenentwicklung »Barracuda«, deren erster Testflug schon 2006 stattfand. Das Projekt war nach einem Absturz zeitweilig ganz unterbrochen. Ursprünglich stand die EADS-Entwicklung in Konkurrenz zur Drohne des französischen Konzerns Dassault. Das Programm wird von einem Joint Venture weiterentwickelt, an dem auch EADS beteiligt ist. Seinen ersten Testflug absolvierte Dassaults Tarnkappen-Kampfroboter »nEUROn« Ende vergangener Woche.

Zur Waffe der Wahl wurden Drohnen erst unter dem US-Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Barack Obama. Das unabhängige Bureau of Investigative Journalism in London schätzt die Zahl der gezielten Angriffe auf Menschen zwischen 2004 und dem Sommer 2012 auf 337 - davon 288 unter Obama. Solche Tötungsaktionen sind völkerrechtlich höchst umstritten. Mehrere hundert Zivilisten starben dabei. Kritiker befürchten, dass durch den Einsatz unbemannter Flugkörper, die von einem tausende Kilometer entfernten Soldaten per Computer gesteuert werden, die Hemmschwelle für militärische Aktionen sinken werde.

* Aus: neues deutschland, Freitag, 07. Dezember 2012


Bund steigt bei EADS ein

Neue Eigentümerstruktur bei Luft- und Raumfahrtkonzern

Von Kurt Stenger **


EADS erhält eine neue Eigentümerstruktur. Der deutsche Staat hält nun erstmals direkt Anteile an Europas größtem Luft- und Raumfahrtkonzern.

Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) dürfte eigentlich keinen ruhigen Schlaf mehr finden. Aber wenn es um die Rüstungsindustrie geht, setzen offenbar selbst marktgläubige Politiker auf den Staat. Seit Donnerstag ist die Bundesrepublik Miteigentümer des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS: Die staatliche Bankengruppe KfW übernahm von Daimler 2,76 Prozent der Anteile.

Der Deal ist Teil einer umfänglichen Neuausrichtung der Aktionärsstruktur des deutsch-französisch-spanischen Riesenkonzerns mit einem Umsatz von 49 Milliarden Euro und mehr als 133 000 Beschäftigten, die an über 170 Standorten weltweit an zivilem wie militärischem Gerät vom Airbus-Langstreckenjet über den Eurofighter bis zum Erdbeobachtungssatelliten Pléiades arbeiten. Darauf hatten sich die Eigentümer sowie die beteiligten Regierungen am Mittwochabend geeinigt. Der Anteil Deutschlands, Frankreichs und Spaniens soll von zuletzt 50 Prozent auf 30 Prozent sinken, was die Börsen freut und jetzt für einen kräftigen Kursanstieg der Aktien sorgte. Nach der EADS-Gründung im Jahr 2000 wurde der deutsche Anteil von 22,5 Prozent von Daimler gehalten. Daimler wollte sich von den Aktien trennen, um sich allein auf den Kraftfahrzeugbau konzentrieren zu können. Zunächst wurden 7,5 Prozent an das Bankenkonsortium Dedalus verkauft.

Nun aber steigt die KfW groß ein, die später auch bei Dedalus zukaufen will. Deutschland soll künftig - wie Frankreich - 12,5 Prozent der EADS-Anteile halten, die aber nicht mehr in privaten Händen liegen sollen. In der Begründung versteckt sich die Bundesregierung hinter Paris, das schon immer auf eine staatliche Beteiligung setzt: »Ein einseitiger Verzicht Deutschlands ginge zu Lasten unserer Interessen«, erklärte Minister Rösler.

Daimler wiederum freut sich über einen warmen Geldregen im Umfang von rund 1,66 Milliarden Euro. 61,1 Millionen EADS-Aktien seien im Wege eines beschleunigten Verfahrens an die KfW sowie an private Dedalus-Investoren und institutionelle Anleger verkauft worden. Der französische Lagardère-Konzern wiederum, der 7,5 Prozent der EADS-Aktien hält, will diese im nächsten Jahr abstoßen.

** Aus: neues deutschland, Freitag, 07. Dezember 2012


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