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Kriegsspiel am Kap der Guten Hoffnung

"Feuer frei" – deutsche Soldaten üben in Südafrika und die Industrie macht dabei Geschäfte

Von René Heilig *

Südafrikanische und deutsche Luftwaffen- und Marineverbände haben in dieser Woche mit Manövern vor dem Kap der Guten Hoffnung begonnen. Es handelt sich um die größte Bundeswehrübung außerhalb des NATO-Bündnisses. Ganz nebenbei werden für die Industrie neue Waffen getestet und Märkte erobert.

Die Übungen im Rahmen von »Good Hope IV« sind bereits das vierte gemeinsame Manöver beider Länder. Die Deutsche Marine ist mit den Fregatten »Brandenburg« und »Niedersachsen«, dem Einsatzgruppenversorger »Frankfurt am Main« sowie dem Munitionsschiff »Westerwald« dabei. Die Luftwaffe hat sechs Tornado-Kampfjets vom Jagdbombengeschwader 32 und andere Flugzeuge Richtung Süden geschickt. Bis zum 15. März werden so annähernd tausend deutsche Soldaten gemeinsam mit südafrikanischen Militärs den Hauch von Krieg ums Kap der Guten Hoffnung wehen lassen.

Die Kommandeure beider Seiten begrüßen sich wie alte Bekannte. Seit vier Jahren schon läuft die Übung nach demselben Muster ab. Die Tornados fliegen Zieldarstellung für die Fregatten – die Fregatten bieten sich als Angriffsziel für die Tornados.

Zwischen der Bundesrepublik und Südafrika bestehen nicht erst seit dem Ende der Apartheid gute Beziehungen. Die Streitkräfte haben auch gelernt, aus den guten politischen und ökonomischen Verbindungen Nutzen zu ziehen. So unterstützt die Deutsche Marine die Südafrikaner bei der Ausbildung ihrer Seestreitkräfte. Was nicht schwer ist, denn die Marine des Kap-Staates ist mit deutschen U-Booten und Mehrzweck-Fregatten ausgerüstet. Dafür kann sie beste Übungsbedingungen – bis hin zum »scharfen Schuss« – garantieren. Kein Vergleich mit mitteleuropäischen Terrains, wo man sich mit Flug- und Gefechtslärm keine Freunde macht. Es ist Platz, um alle Lenkflugkörper, die man im Arsenal hat, auszuprobieren. Ganz wichtig: Am Kap herrschen konstant gute Wetterbedingungen.

Doch bei den Übungen in Südafrika und vor der Küste des Landes geht es nicht nur darum, Soldaten so zu drillen, dass sie – wann und wo immer – weltweit einsatzfähig sind. Es geht auch ums Geschäft. Nicht nur um das maritime. So hat es sich gefügt, dass die südafrikanische Luftwaffe die von der deutschen Firma Diehl produzierte »Iris«–Rakete kaufte. Im Gegenzug haben deutsche Tornados auf der Overberg Military Test Area nahe Bredasdorp freie Schussbahn. Hier wurde seit 1999 die deutsche Abstandswaffe »Taurus« getestet. Die Möglichkeit entstand durch einen Vertrag, den das Bundesamt für Wehrtechnik mit der auf dem Overberg-Testgelände heimischen Rüstungsfirma Denel geschlossen hat.

Denel wiederum ist zu 51 Prozent Eigentum der Düsseldorfer Rheinmetall AG. Die hat – wie die Bundeswehr – globale Gelüste am Kap. Während die in Deutschland und in den Niederlanden produzierten Rüstungsgüter vor allem in NATO-Staaten geliefert werden, hat der Konzernteil Denel seine Märkte in Asien, Südamerika und im Mittleren Osten.

* Aus: Neues Deutschland, 17. Februar 2010


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