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Radarschäden: 2.269 Bundeswehrsoldaten beantragen Entschädigung
Die Illustrierte "Stern" spricht von einem Skandal
Auf Verteidigungsminister Scharping kommen weitere Sorgen zu. Der Skandal um die Verstrahlung von Bundeswehrsoldaten an Radargeräten zieht immer größere Kreise. Dies jedenfalls berichtet die in Hamburg erscheinende Illustrierte "Stern" in ihrer Ausgabe vom 13. Dezember 2001. Die Internetzeitung "ngo-online.de" (nebenbei: eine interessante Ergänzung der gängigen Medien) berichtete darüber in ihrer Ausgabe vom 12. Dezember u.a. folgendes:
Der Skandal um die Verstrahlung von Soldaten an Radargeräten in den
50er bis 80er Jahren weitet sich aus. Wie das Hamburger Magazin stern
in seiner neuen Ausgabe berichtet, haben bisher schon 2.269 ehemalige
oder aktive Soldaten einen Antrag auf Anerkennung von Radarschäden
gestellt. Darunter sind auch 844 frühere Angehörige der Nationalen
Volksarmee der DDR, die von der Bundesrepublik aufgrund des
Einigungsvertrages eine Entschädigung verlangen. 406 Betroffene sind
bereits gestorben, meist an Leukämie, Lymphtumoren und Hodenkrebs.
In mindestens sechs Fällen besteht der Verdacht, dass Missbildungen
bei Kindern durch genetische Schädigungen von Radarsoldaten
hervorgerufen worden sind.
Nach den Recherchen des stern gab es bereits seit 1958 Warnungen
von Fachleuten, dass aus den Röhren der Radaranlagen gefährliche
Röntgenstrahlung austritt. Besonders belastet waren die Soldaten in
Flugabwehrstellungen und bei der Wartung von "Starfighter"-Kampfjets.
Auf 22 Marine-Schiffen waren Radaranlagen eines Typs im Einsatz, der
wegen überhöhter Werte eigentlich hätte stillgelegt werden müssen.
Zusätzliche Gefahren entstanden durch radioaktive Leuchtschriften in
Hawk-Flugabwehrstellungen.
Nach Angaben des stern ist bisher noch nicht einmal bei zehn der
Betroffenen eine so genannte Wehrdienstbeschädigung anerkannt
worden, obwohl Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD)
im Juni eine schnelle und großzügige Regelung versprochen hatte.
Deshalb will der Berliner Opferanwalt Reiner Geulen jetzt mit
Musterklagen für 700 Mandanten Schadenersatz und Schmerzensgeld
erstreiten. Bei schweren Krebserkrankungen und bei Todesfällen will er
pro Betroffenen bis zu 600.000 Mark einklagen, bei Missbildungen durch
genetische Schäden bis zu einer Million Mark. Geulen sagte im Stern:
"Die militärische Führung hat die Leute einfach verheizt."
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